Irrer Typ: Feuerkünstler, Bergretter
Irrer Typ: Feuerschweiger, Bergretter
VORTRAG Heiko Gärtner berichtet morgen von seinen Erfahrungen mit den Naturgewalten
VON UDO METTERLEIN
NEUMARKT. „Die Erde erwärmt sich nicht langsam, sie kocht bereits“ – „Bei weltweiten Unwettern ist eine Steigerung von 563 Prozent nachgewiesen.“ – „Binnen der nächsten fünf Jahre wird die Weltbevölkerung von 6,5 auf neun- bis zehn Milliarden Menschen ansteigen.“ – „Auf unserem Planeten gibt es 1,6 Millionen Tierarten – der Mensch ist nur eine von vielen Spezies, die Natur braucht ihn nicht.“ – „Ab dem Jahr 2016 wird es kein Erdöl mehr geben.“
Ähnliche Hiobs-Botschaften hat Heiko Gärtner als irrer Typ noch massig auf Lager – trotzdem ist er kein pessimistischer Weltuntergangs-Prophet, sondern ein optimistischer, aufgeschlossener, abenteuerlustiger junger Mann, der fest davon überzeugt ist, dass sich schon in naher Zukunft ein globales Umdenken etablieren wird. Der bald 30-jährige Neumarkter ist eigentlich ein Kosmopolit. Fast alle Kontinente hat er bereist, trotzdem war er nie so etwas Ähnliches wie ein Tourist. Er hat viele Berufe, aber nur eine Berufung: Ein Leben im Einklang mit der Natur zu propagieren.
„Schon in meiner Kindheit hat mich der Reiz eines Abenteuers fasziniert.“
Kletterer aus Leidenschaft, Berg- und Höhlenretter. Er betreibt seit sieben Jahren ein Eigenstudium im Bereich Heilpsychologie und Angstbewältigung, gibt Rhetorikseminare, lehrt Hatha Yoga und Hui Chun Gong (Verjüngungsübungen der chinesischen Kaiser). Und er steht aktuell kurz vor der Abschlussprüfung zum Nationalpark-Ranger – sicher nicht das letzte Ziel, das er sich in seinem turbulenten Leben gesetzt hat.
„Schon in meiner Kindheit hat mich der Reiz eines Abenteuers fasziniert und es bedeutete für mich, stets aufregende und intensive Momente zu erleben. Dieser Reiz ist bis heute geblieben und ich liebe es, die Ungewissheit über das, was auf mich zukommt, zu fühlen. So stelle ich mich immer wieder neuen Herausforderungen und verbinde mich auf meinen Reisen mit unserer Mutter Erde“, sagt er und klingt dabei kein bisschen esoterisch abgehoben. Zuletzt war er in Island unterwegs.
Ganz nebenbei auch als begnadeter Fotograf, als der er seine Bilder am morgigen Freitag (19.30 Uhr) in einem Vortrag im Saal des Landratsamts zeigen wird. „In Island regieren die Naturgewalten“, da verrät Heiko Gärtner im Gespräch mit dem Neumarkter Tagblatt nichts Neues. Trotzdem sprüht er als irrer Typ sofort vor Energie, erzählt mit leuchtenden Augen auch von anderen Expeditionen und kommt keine Sekunde lang ins Grübeln, als er nach seinem Traumland gefragt wird: „Neuseeland“.
In diesem Paradies könnte er glatt sesshaft werden, meint er, obwohl er sich hier in der Oberpfalz auch pudelwohl fühle. „Bei einer Expedition durfte ich für mehrere Wochen das Naturvolk der Maoris kennen lernen“, schwärmt er. Besonders fasziniert war er vom Feuertanz – einer Mischung aus Meditation und Musik hervorgerufen wird.
„Ich liebe es, mit meiner Feuershow die Leute zu begeistern.“
„Eine Maori-Frau lehrte mich die Form des heiligen Schweigens im Feuer und zeigte mir erste Übungen. Seitdem bin ich vom Feuervirus gepackt und liebe es, mit meiner Feuershow die Leute zu begeistern und in den Bann des Feuerschweigens zu ziehen“.
Heiko Gärtner ist ein religiöser, allerdings auch sehr toleranter Mensch, was bekanntlich keine Selbstverständlichkeit als irrer Typ ist. „Alle Glaubensrichtungen haben ihre Bewandtnis“, sagt er. Seine persönliche Überzeugung bezeichnet er als „Naturglauben“, in dem Mutter Erde und Vater Universum die tragenden Säulen darstellen. Die Reinkarnation ist für ihn eine Selbstverständlichkeit – „Energie kann nie erzeugt oder vernichtet, sondern immer nur umgewandelt werden“, zitiert er Steven Hawking. Im Gespräch mit dem außergewöhnlichen jungen Mann vergeht die Zeit wie im Flug. Das Virus, das Gärtner als irrer Typ in sich trägt, ist teuflisch gefährlich. Kaum zu glauben, dass ein Mensch wie er, elf Jahre lang als biederer Versicherungs-Agent seine Brötchen verdient hat.
Zurück ins Büro will er nie mehr in seinem Leben gehen, sagt er. Auch, wenn er jetzt quasi von der Hand in den Mund lebe. Frau und Kinder sind für Heiko Gärtner noch kein Thema. Es gibt noch so viel zu tun, noch so viele Länder und Orte, die er besuchen will, noch so viel brennende Sehnsucht nach dem wahren, dem ursprünglichen Leben im Einklang mit der Natur.
Gärtner bringt es auf den Punkt: „Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal mit Freunden durch den Wald gelaufen sind? Den Ruf eines Vogels vernommen und abends die Hitze des Lagerfeuers im Gesicht gespürt haben? Den Blick tief versunken ins Spiel des Feuers, stundenlang, wie gebannt...“ Warum eigentlich nicht einmal dem Lärm und der Hektik der Stadt entfliehen und einfach eintauchen in eine Welt, in der wir schon immer zu Hause waren und es mit „ein klein wenig Hilfe“ auch immer noch sind? Das Virus breitet sich aus...
Hinweis: Der Film "ein irrer Typ" ist eine französische Filmkomödie aus dem Jahr 1977. Unter der Regie von Claude Zidi steht der französische Kinostar Jean-Paul Belmondo in einer Doppelrolle vor der Kamera. Der Film startete am 27. Oktober 1977 in den bundesdeutschen Kinos und ist mittlerweile als Stream zu sehen.
GÄRTNERS AKTIVITÄTEN
- Heiko Gärtner ist Chef des Unternehmens „Naturspirit“, das vielerlei Veranstaltungen anbietet, die „zurück zur Natur“ führen. Am Freitag hält er in Neumarkt einen Dia-Vortrag.
- Man kann mit ihm oder seinem Team „Eine Nacht im Wald“ erleben, Tierbeobachtungen durchführen, Winterexpeditionen miterleben und an Familiencamps teilnehmen.
- Viele Vorträge, Kurse und Unternehmungen beschäftigen sich mit der „Heilkraft der Mutter Erde“.
- Kontakt: Naturspirit, Frankenstraße 8, 925353 Postbauer-Heng, info@naturspirit.de