Atlantiküberquerung – dieser Trip ist das ultimative Abenteuer

von Shania Tolinka
31.03.2025 12:24 Uhr

⛵️ Die große Frage: Warum sollte man den Atlantik überqueren?

Weil du dabei nicht nur den Ozean, sondern auch dich selbst überquerst. Kein Witz. Die Atlantiküberquerung ist nicht nur eine der letzten echten Heldenreisen unserer Zeit, sondern auch ein Crashkurs in Sachen Demut, innerem Wachstum, Navigation, Naturgesetze, Gruppendynamik, Psychologie und – nicht zu vergessen – Knotenkunde. Denn wenn du in der Flaute einen losen Palstek entdeckst, weißt du: das kann dein Leben kosten. Oder zumindest deinen Kaffee.

 

Das größte Naturklassenzimmer der Welt

Der Atlantik ist kein Meer – er ist ein lebendiges Wesen. Er atmet, schläft, tobt, flüstert und hat mehr Stimmungsschwankungen als ein pubertierender Waschbär mit Espresso-Intoleranz.
 Mitten auf dem Atlantik lernst du, Wetter zu lesen, Wolken zu verstehen, Sternen zu folgen, Wellen zu deuten und Wind zu spüren, als wärst du ein Teil der alten polynesischen Seefahrerelite. Du wirst eins mit dem Meer – oder du wirst seekrank.  

⚓️ Mehr als nur segeln: Eine archaische Heldentat mit wissenschaftlichem Tiefgang

Was haben Odysseus, Charles Darwin, Ernest Shackleton und Heiko Gärtner gemeinsam? 
Richtig. Alle haben den Ozean nicht nur als Transportmittel, sondern als spirituellen Lehrmeister genutzt. Moderne Studien zeigen, dass Langzeitreisen über See die Gehirnaktivität im präfrontalen Kortex neu strukturieren.
 Du wirst buchstäblich neu verdrahtet – logisch denken, intuitiv handeln, Entscheidungen treffen im Sekundentakt: dein Nervensystem läuft auf Hochtouren, gleichzeitig schult sich dein innerer Zen-Mönch in Geduld, Achtsamkeit und Akzeptanz.  

7 Dinge, die du bei der Atlantiküberquerung lernst (aber keiner vorher sagt)

  1. Du kannst Wind riechen. Und nein, das ist kein poetisches Bild. Du lernst buchstäblich, Windrichtungen an ihrer Temperatur, Feuchtigkeit und Salzigkeit zu unterscheiden.
  2. Salz ist nicht gleich Salz. Atlantiksalz ist anders als Mittelmeersalz. Es kristallisiert anders, schmeckt anders, reagiert anders auf Haut, Holz und Edelstahl. (Pro-Tipp: Kein unbehandeltes Metall an Deck ohne Vaseline!)
  3. Du lernst, mit 3 Litern Wasser am Tag zu leben. Und plötzlich fragst du dich, warum du zu Hause täglich 150 Liter durch die Leitung jagst.
  4. Fische springen nur bei bestimmten Luftdrücken. Und Delfine folgen Booten nicht, weil sie dich mögen – sondern weil du ein lustiger Spielzeughai mit Kiel bist.
  5. Du entwickelst ein Zeitgefühl jenseits der Uhr. Sonnenstand, Wolkenschatten und das Geräusch der Wellen sagen dir, wie spät es ist – und du liegst erstaunlich oft richtig.
  6. Du wirst jeden Morgen zu einem neuen Menschen. Mal bist du Captain Courageous, mal schlotternder Seekadett. Das Meer bringt jede deiner Facetten ans Licht.
  7. Der Atlantik macht ehrlich. Keine Ausreden, kein Wegrennen ist möglich. Deine Crew kennt dich nach 14 Tagen besser als deine Eltern.
Urlauberin-segelt-mit-einer-Yacht-im-Wasser

Irgendwann kann man den Wind riechen und sich gut orientieren.

 

Den Atlantik auf eigene Faust oder mit Crew überqueren – Wie geht das wirklich?

Wer den Atlantik überqueren will, steht irgendwann vor der Frage: „Mach ich das Ding allein – oder mit einer Crew?“ Und vor allem: „Wie finde ich das passende Boot, das Boot Equipment oder Leute, die mich mitnehmen?“ Hier wird’s spannend, denn die Atlantiküberquerung ist kein Pauschalurlaub – sie ist ein archaisches, elementares Abenteuer. Und wie bei jeder Heldenreise gibt es viele Wege, sie zu starten. Ob du mit eigenem Boot, als Mitsegler, Anhalter oder Teil einer Profi-Crew losziehst – du wirst dabei nicht nur Meilen, sondern auch Bewusstseinsschichten überwinden.

 

⚓️ Variante 1: Auf eigene Faust mit dem eigenen Segelboot

Du hast ein eigenes Boot, einen halbwegs wasserdichten Plan, eine Ahnung vom Wetter – und keine Angst vor offenen Ozeanen? Dann ist das hier dein Königsweg.
Mit dem eigenen Boot über den Atlantik zu segeln bedeutet maximale Freiheit bei maximaler Verantwortung. Du entscheidest, wann du losfährst, wo du Pause machst, wie du navigierst und wer bei dir an Bord kommt. Was du brauchst:

  • Ein hochseetaugliches Boot (mind. 30 Fuß, ideal 40+)
  • Ein funktionierendes Rigg, Autopilot und ein Wasserfilter
  • Nerven wie Stahlseile und ein Radar, das auch bei Flaute nicht streikt
  • Vor allem aber: Zeit, Vorbereitung und ein Plan B, C und D

Vorteil: Du erlebst das pure Abenteuer – als Kapitän deiner eigenen Geschichte.
Nachteil: Du bist für alles verantwortlich. Auch für den Klopapiernachschub bei Sturmstärke 8.  

Variante 2: Als Crewmitglied bei Mitsegelgelegenheiten oder „Hand gegen Koje“

Kein eigenes Boot? Kein Problem! Es gibt weltweit eine riesige Community von Skippern, die für ihre Atlantiküberquerung Crewmitglieder suchen – gegen Mithilfe oder Beteiligung an Bordkasse. Diese Option ist nicht nur kostengünstig, sondern auch unglaublich lehrreich: Du segelst mit Profis, lernst das Bordleben hautnah kennen und kommst oft mit dem besten Survival-Wissen zurück, das du je bekommen wirst.

Wo du sowas findest?

  • In Hafenbars auf Gran Canaria, Teneriffa oder Kapverden (Tipp: Mindelo ist ein Hotspot)
  • Online auf Plattformen wie Findacrew, Crewbay, SailingNetworks oder über Facebook-Gruppen („Hand gegen Koje – Atlantik“)
  • Auf schwarzen Brettern in Yachthäfen – ja, ganz analog! (Du glaubst nicht, wie viele Kapitäne Oldschool-Zettel aufhängen.)
Was du mitbringen solltest:
  • Motivation, Teamfähigkeit und Kochkünste (Koch = König an Bord!)
  • Ein bisschen Segelerfahrung oder Bereitschaft zu lernen
  • Keine Diva-Attitüde: Wer nachts in der Koje mault, weil’s schaukelt, ist raus.

Pro-Tipp: Schreib dir ein cooles Profil wie ein moderner Seemann – ehrlich, bodenständig, mit Skills (Mechanik, Medizin, Navigation? Jackpot!).

 

Wie läuft das konkret ab?

In der Regel wirst du mit dem Skipper vor Ort oder online Kontakt aufnehmen, euch kennenlernen (oft über Video oder persönlich), Details zur Route, Kosten und Aufgaben besprechen – und dann geht’s los. Manchmal zahlst du nur die Verpflegung, manchmal auch einen Beitrag zur Versicherung, Diesel oder Liegegebühren. Je nach Route dauert die Überfahrt 2–4 Wochen. Meist geht’s von den Kanaren über die Kapverden in die Karibik – mit traumhaften Sternennächten, schwimmenden fliegenden Fischen und dem plötzlichen Wissen, dass der Ozean größer ist als jede Angst.

 

🌊 Was braucht man für die Atlantiküberquerung wirklich?

Du kannst natürlich eine Hightech-Yacht mit Wassermacher, Satelliteninternet und 10 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit nehmen. Aber das wäre wie Wildcampen mit Whirlpool.
 Wahrer Abenteuergeist zeigt sich in:

  • Vertrauen in einfache Technik (Handpeilkompass > GPS-Ausfall)
  • Teamgeist (Segeln ist kein Soloding – außer du willst’s richtig hart)
  • Wetterverständnis (Grib-Files und Bauchgefühl kombinieren)
  • Schlafmanagement (Powernapping und Standby-Modus lernen)
  • Fähigkeit zur Stille (auf dem Atlantik redet der Ozean, nicht du)
 

🐟 Die Magie da draußen – und warum du sie nie wieder vergisst

Du wirst Dinge sehen, die in keinem Dokumentarfilm vorkommen:

  1. Leuchtendes Plankton, das wie Sternenstaub im Kielwasser funkelt.
  2. Fliegende Fische, die plötzlich auf deinem Teller landen.
  3. Regenbögen um den Mond, sogenannte Koronen, die aussehen wie Alienportale.
  4. Wolken, die wie alte Götter aussehen – und sich benehmen wie welche.

Und in der Nacht?
 Der Sternenhimmel mitten auf dem Atlantik ist so gewaltig, dass du für immer ein anderer Mensch wirst.
 Kein Lichtsmog, kein Lärm, nur du, die Sterne und das Rauschen deiner eigenen Gedanken.  

🎒 Packliste für Atlantiküberquerer – Was wirklich mit muss und was nicht?

Du denkst, du brauchst nur Sonnencreme und ein paar Segelhandschuhe? Denk nochmal! Auf dem Atlantik gibt es keine Tankstelle, kein Amazon-Prime und keinen Supermarkt hinterm nächsten Wellenberg. Hier kommt deine survivalgeprüfte Liste für echte Abenteurer:

Must-haves für Körper, Geist & Seele:

  • Ölzeug / Segeljacke mit Gesichtsschutz: Auch in der Karibik kann’s nass, salzig und kalt werden – vor allem nachts.
  • Funktionale Kleidung im Zwiebellook: Atmungsaktiv, schnelltrocknend – und bitte nicht aus Baumwolle!
  • Regenhose mit Hosenträgern: Modefaktor: -10. Überlebensfaktor: +100.
  • Rutschfeste Bootsschuhe + Flip-Flops: Für Arbeit & Entspannung.
  • Schlafsack + Inlet aus Seide: Leicht, warm, hygienisch. Wichtig bei feuchten Kojen.
  • Rote Stirnlampe: Damit du nachts nicht aussiehst wie ein fliegender Walross bei Volllicht.
  • Reiseapotheke mit persönlichem Extra (z. B. Ingwer gegen Seekrankheit)
  • Taschenmesser oder Multitool: Dein bester Freund an Deck. (Nein, kein Küchenmesser!)
  • Sonnenbrille mit Sicherungsband: Schon mal einer Sonnenbrille beim Davontreiben zugesehen? Traurig.
  • Wasserfeste Dokumentenhülle + Logbuch + Pass + Kopien
  • Offline-Bücher oder E-Reader mit Solarlader: Für lange Flautenphasen oder das gediegene Klo-Lesen.
  • Snacks und Süßkram für schlechte Laune: Gummibärchen = Gruppendynamikrettung.
  • Ein Handtuch

Profi-Tipp: Nimm weniger mit, als du denkst – aber das Richtige. Ein Atlantik ist gnadenlos gegenüber Modeentscheidungen.

Zitrone Ingwer Honig Tee auf einem Tablett

Bei der Atlantiküberquerung hilft Ingwer gegen Seekrankheit.

 

🌍 Tipps zur Routenwahl – Die Kunst, Wind und Wellen zu lesen

Die Atlantiküberquerung ist kein Sonntagsspaziergang – es ist ein Tanz mit dem Wettergott. Und der tanzt am liebsten zwischen November und Januar, wenn die Passatwinde aus Nordost wehen wie der Seelenwind eines alten Wikingerschiffes.

Drei klassische Routen:

  1. Kanaren → Kapverden → Karibik (z. B. St. Lucia, Martinique, Grenada)
 ➤ Beliebt, stabiler Wind, viele Zwischenstopps möglich.
  2. Direkt von Kanaren in die Karibik (One-Shot-Route)
 ➤ Kürzer, aber ohne Kapverden-Zwischenstopp – mehr Risiko bei Flaute oder Starkwind.
  3. Europa → Brasilien oder Südamerika (seltener, aber lohnenswert)
 ➤ Für echte Entdecker und Südhalbkugel-Fans.

Wetter- und Strömungstipps:

  • Immer die Passatroute nehmen – wie die alten Seefahrer: erst runter, dann rüber.
  • Vermeide den Nordatlantik im Spätherbst – es sei denn, du willst Walross-Tango tanzen mit 10-Meter-Wellen.
  • Grib-Files vorher runterladen – oder einen Wetterrouter anfunken.
 

⚓️ Liste der besten Häfen zum Mitsegeln – Wo du Gleichgesinnte findest

Wenn du per Hand-gegen-Koje oder spontane Crewaktion mitsegeln willst, brauchst du Orte mit hoher Seglerdichte – und einer Bar, in der man ehrliche Deals bei Rum & Empanadas macht.

Top-Häfen für Atlantikabenteurer:

  • Las Palmas (Gran Canaria): DAS Zentrum für Atlantiküberquerer. Jeden November Startpunkt der ARC-Rally.
  • Mindelo (Kapverden): Multikulturelles Seefahrerparadies mit echtem Piratenflair.
  • Puerto Calero (Lanzarote): Klein, schick, unterschätzt.
  • Marina Rubicón (Lanzarote): Treffpunkt vieler Überführungsskipper.
  • Palmeira (Kapverden, Insel Sal): Authentisch, rau, voller Abenteuerlustiger.

Tipp: Achte auf schwarze Bretter, Hafenpinnwände und Crew-Austauschabende. 
Sei freundlich, hilfsbereit – und bring am besten eine Melone oder Schokolade mit. Das öffnet Türen.  

Verhalten bei Flaute, Seekrankheit oder drohender Meuterei

Seekrank? Willkommen im Club! Selbst alte Seebären haben ihre ersten Tage damit verbracht, ihren Magen an die Reling zu übergeben.
Aber keine Sorge: Das geht vorbei. Und wenn nicht – hier dein Notfallkoffer:

  • Ingwer (Kapseln, Tee, roh, als Keks – völlig egal)
  • Akupressur-Armbänder (funktionieren wirklich!)
  • Frische Luft, Horizont fixieren, kleine Portionen essen
  • Niemals unter Deck starren, wenn’s schaukelt

Tipp vom Seemann: Lieber 2 Tage durchhalten als 3 Wochen Tablettenrausch.

 

🌊 Flaute? Zen-Modus aktivieren!

Flaute heißt: Kein Wind, kein Fortschritt – aber auch kein Stress.
 Jetzt ist Zeit für:

  • Sternenkarten lernen
  • Ukulele spielen (sofern deine Crew das aushält)
  • Rigg polieren
  • Seekarten malen, Gedichte schreiben, Fische beobachten

Ein Philosophischer Vorteil: In der Flaute wächst der Charakter.

 

⚔️ Meuterei in Sicht?

 

Wenn die Stimmung kippt und jemand den Skipper „Landratte“ nennt – dann ist Teamgeist gefragt. 
Heiko’s Anti-Meuterei-Strategien:

  • Frühzeitig Spannungen klären – nicht aufkochen lassen!
  • Aufgaben klar verteilen – jeder braucht Verantwortung.
  • Kochen & Musik helfen IMMER – sogar bei den härtesten Käpt’n-Attacken.
  • Humor & Gummibärchen – die ultimative Gruppentherapie.
Ein Sportler fährt mit seinem Boot auf dem See

Wenn man den Skipper eine Landratte nennt, ist viel Humor auf dem Boot wichtig 🙂

 

Fazit: Wenn du nur ein einziges Abenteuer in deinem Leben machst – mach dieses!

Eine Atlantiküberquerung ist mehr als nur eine Reise, denn sie ist ein Initiationsritus. Wie eine Art Reset-Knopf. Eine spirituelle Meisterklasse und ein Test für deine Hose, deine Geduld und deine Teamfähigkeit. Du verlässt Europa als Tourist – und kommst als Entdecker in der Karibik an. 
Mit gesalzener Haut, wilden Augen und dem unerschütterlichen Gefühl:
 Ich hab’s geschafft. Ich hab den Ozean überquert. Und das – lieber Leser – ist ein Abenteuer, das dir niemand mehr nehmen kann.  

Aus der Sicht von Heiko Gärtner – Weltreisender, Survival-Nerd und Naturforscher auf hoher See

 
Heiko Gärtner: Baden im Bergsee

Heiko Gärtner: Abhärtung im kalten Bergsee, Wasser ist sein Element.

 

Bildquelle:

© Cavan for Adobe - AdobeStock / luengo_ua - AdobeStock

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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