Feuer machen in 7 Schritten


Tipps zum Feuermachen
Wenn ihr Draußen unterwegs seid, kann es aus verschiedenen Gründen hilfreich, sinnvoll oder gar überlebenswichtig sein, ein Feuer zu entfachen. Vielleicht seid ihr auf einem Abenteuertrip, habt eine Forelle gefangen und wollt sie euch grillen. Vielleicht habt ihr ein romantisches Wochenende in der Natur geplant und wollt eure Liebste oder euren Liebsten mit einem knisternden Lagerfeuer unter dem Sternenhimmel überraschen. Oder ihr seid zufällig und unvorhergesehener Weise in die Wildnis geraten, habt euch verlaufen und braucht eine Wärmequelle um die herannahende Nacht zu überstehen. In jedem Fall ist es wichtig, dass ihr wisst, wie ihr ein Feuer effektiv und sicher entfachen könnt, ohne daran zu verzweifeln und ohne dass ihr aus Versehen den ganzen Wald in Brand steckt. Denn der Umgang mit einem offenen Feuer ist bei weitem nicht so ohne, wie allgemein angenommen wird. Wir verraten euch nun die Tricks und Kniffe auf die ihr beim Feuer machen auch ohne Hilfsmittel achten könnt, damit im Ernstfall nichts schiefgehen kann.

Fisch am offenen Feuer dörren
1. Die richtige Feuerstelle
Wählt die Feuerstelle zum Feuer machen so, dass sich in einem Raum mit einem Radius von mindestens 3 Meter (auch in die Höhe) keine leicht brennbaren Materialien befinden und achtet darauf, dass der Boden an dieser Stelle feuerfest und nicht zu locker ist. Lockerer Boden birgt die Gefahr von Wurzelbrand. Die Glut, die auf Wurzeln übergreift, bekommt dabei so viel Sauerstoff, dass sie sich unter der Erde entlang fressen und auch noch Tage später und an meterweit entfernen Stellen ein neues Feuer entfachen kann. Außerdem kann es sein, dass es sich bei lockerem Waldboden nicht wirklich um Erde, sondern um gepresste und halb verrottete Blätter handelt, die ebenfalls zum Brennen oder Glühen beginnen können. In diesem Fall sinkt euer Feuer dann immer tiefer in den Boden ein. Besonders achtgeben müsst ihr im Frühling nach der Schneeschmelze und im Spätherbst. Zu diesen Jahreszeiten sind herumliegendes Laub und abgestorbene Gräser meist von Regen durchnässt und sehen daher ungefährlich aus. Die Nässe ist jedoch oberflächlich und die Blätter und Gräser selbst enthalten keine Feuchtigkeit mehr, sodass sie sehr leicht anfangen zu brennen, wenn das Regenwasser durch die Wärme des Feuers verdunstet ist.

Um Feuerbohren zu lernen ist ein Survival Guide als Unterstützer fast unverzichtbar.
2. Die Vorbereitung
Um ein Feuer zu entzünden benötigt ihr irgendetwas, mit dem ihr die erste Glut oder die erste Flamme entfachen könnt. Hier gibt es unterschiedlichste Methoden und Hilfsmittel, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Um den Artikel nicht ausufern zu lassen, konzentrieren wir uns hier auf die Verwendung von Streichhölzern, die in jedem Survival-Kid enthalten sind und die man auch sonst überall leicht finden kann. Eine Kerze mit ihnen anzuzünden ist kinderleicht, doch bei einem Feuer ist das schon etwas schwieriger. Denn die kleinen Wunderhölzer haben zwei entscheidende Nachteile. Sie sind nur in begrenzter Stückzahl vorhanden, so dass man nicht ewig viele Versuche frei hat und sie verlieren ihre Wirkung, sobald sie nass oder feucht werden. Um nicht alle Streichhölzer verpuffen zu lassen, braucht man die richtige Technik und das richtige Brennmaterial. Um sie vor Nässe zu schützen, reicht ein kleiner Trick. Steckt die Köpfe der Streichhölzer vor eurem Trip in flüssiges Wachs, so dass sich eine kleine Schutzschicht bildet. Wenn ihr die Hölzer braucht könnt ihr diese Schicht einfach mit dem Finger wieder abkratzen.
Bevor ihr euch jedoch ans Entzünden des Feuer machen macht, solltet ihr alles genau vorbereiten und genügend Brennmaterial zusammentragen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn ein mühsam entfachtes Feuer sofort wieder erlischt, weil man vergessen hat, für Anfeuermaterial zu sorgen.
Achtet besonders auch auf den Wind, denn wenn dieser zu stark ist, führt er sehr leicht zu einem starken Funkenflug. Dieser ist besonders gefährlich, da die Funken vom Wind auch gleich noch angeblasen werden. Wenn es also windig ist, müsst ihr unbedingt einen Windschutz um das Feuer errichten. Dieser kann ein Erdwall sein, aber auch aus aufgestellten Steinplatten, Grasziegeln o.ä. Bestehen. Ab Windstärke 6 darf kein Feuer mehr gemacht werden.
Auch ohne Wind kann eine Begrenzung aus Erde, Steinen oder anderem unbrennbaren Material sinnvoll sein, um das Feuer daran zu hindern, sich unkontrolliert auszubreiten. Verwendet dafür aber keine nassen Steine. Diese entwickeln durch das spontane Erhitzen innere Spannungen und springen sehr leicht, wodurch sie zu gefährlichen Geschossen werden können. Legt sie daher zunächst in einigem Abstand um das Feuer und lasst sie langsam trocknen. Dabei gilt die Regel, dass ein Stein umso langsamer trocknen muss, je feiner seine Poren sind.

Mit einem Flintstein Feuer machen
3. Die richtigen Brennmaterialien
Damit ein Feuer richtig brennen kann, braucht es für jede Phase seiner Existenz die passende Nahrung. Wenn ihr einen Streichholz direkt an einen Baumstamm haltet, wird dies ohne größeren Effekt bleiben. Ihr braucht also zunächst zum Feuer machen ein Zunder Material oder zumindest etwas, das sehr leicht brennt. Hierfür eignen sich vor allem die Samen von Pusteblumen, Disteln oder Rohrkolben. Leicht brennbare Materialien sind außerdem trockenes Laub, trockene Gräser, trockene Nadeln oder dünne Holzspäne. Letztere könnt ihr mit einem Taschenmesser von trockenen Ästen schneiden. Als nächste Stufe benötigt ihr ein Anfeuermaterial. Das Non -Plus-Ultra ist hier Fichtenreisig, genau wie damals in der Steinzeit. Fichten haben keine natürliche Astbereinigung, das bedeutet, dass ihre abgestorbenen, kleinen Ästchen einfach am Baum hängen bleiben, wo sie keine Feuchtigkeit ziehen können. Selbst wenn es regnet, brennen diese Reisig Äste noch immer wie der Teufel. Sammelt davon so viel wie möglich und macht kleine, handliche Pakete daraus. Wenn es keinen Fichtenreisig gibt, gehen aber auch alle anderen Arten von dünnen Zweigen oder Ästen.
Schließlich benötigt ihr noch jede Menge Material, das längere Zeit brennt. Auch hierbei solltet ihr verschiedene Stärken und Dicken sammeln, angefangen bei fingerdicken Zweigen bis hin zu etwa armdicken Ästen.

Anfeuermaterial oder Zunder Material eignet sich perfekt um euer Feuer machen zu können
4. Der Aufbau des Feuers
Nichts ist so entscheidend für euren Erfolg zum Feuer machen, wie der richtige Aufbau eurer Feuerstelle. Wenn der Boden nass oder feucht ist, ist es wichtig, zunächst eine sogenannte Konterlattung zu errichten, auf der ihr das Feuer entzündet. Dazu legt ihr dünne, bis etwas daumendicke Äste parallel nebeneinander, so als wolltet ihr einen kleinen Fußboden bauen. Darauf kommt dann eine weitere Schicht, die ihr genau quer zur ersten errichtet. Dadurch wird zum einen die Bodenfeuchtigkeit vom Feuer ferngehalten und zum anderen steigert sich die Hitzeentwicklung, da sich die Glut nun nach oben und nach unten durchfressen kann.
Auf diesen Untergrund schichtet ihr jetzt euer Zundermaterial auf, umgeben von den Materialien, die besonders leicht brennbar sind. Komprimiert diese gut, so dass sich später ein richtiger Glutkern bilden kann, damit eure Hitze nicht einfach wieder verloren geht. Nun könnt ihr euren Fichtenreisig wie eine kleine Pyramide um diesen inneren Kern herum aufstellen. Auch diesen solltet ihr gut verdichten. Als nächste Schicht kommen dann die dünnen Äste, die ihr ebenfalls wie zu einer Pyramide außen um den Reisig herum aufstellt. Achtet jedoch darauf, dass ihr eine Lücke frei lasst, durch die ihr euer Feuer im Inneren entzünden könnt.

Die Flammen müssen in einer Pyramide brennen
5. Von der leisen Glut zum ausgewachsenen Feuer
Die ersten Phasen beim Feuer ohne Rauch machen sind immer die kritischsten, da hier am meisten schiefgehen kann. Bevor ihr euer Streichholz anzündet, kontrolliert noch einmal, aus welcher Richtung der Wind weht und setzt euch so vor euer Feuer, dass ihr ihn mit dem Rücken abschirmt. Geht mit dem Streichholz so nah wie möglich an eure Feuerpyramide heran, damit es auf dem Weg dorthin nicht ausgepustet werden kann. Flammen brennen immer von unten nach oben. Entfacht euer Zundermaterial daher an einer möglichst tiefen Stelle oder noch besser gleich an mehreren Stellen. Wenn es feucht ist, kann es hilfreich sein, gleich mehrere Streichhölzer auf einmal zu entzünden, um eine größere Hitzeentwicklung zu erzielen.
Sobald die ersten Flammen in eurer Pyramide brennen, müsst ihr das Feuer anheizen. Damit es sich entwickeln kann, braucht es viel Sauerstoff. Pustet daher langsam und gleichmäßig in die Pyramide, und zwar ebenfalls so weit unten wie möglich. Pustet mit gleichmäßigem Luftstrahl in die Glut, nicht in die Flammen. Solange nur das leicht brennbare Material brennt, ist die Situation noch immer kritisch. Wenn der Fichtenreisig in Flammen steht, dann habt ihr es fast geschafft. Nun müsst ihr darauf achten, dass die nächst dickeren Äste Feuer fangen. Korrigiert ihre Position dafür gegebenenfalls so, dass sie genau in den Flammen stehen. Jetzt könnt ihr auch damit beginnen, weiteres Holz um das Feuer herumzustellen, so dass es sich langsam vergrößert und immer genügend Nahrung zum Brennen hat. Wartet ihr damit zu lange, kann es passieren, dass es euch zusammenfällt und erlischt, obwohl es bereits brannte.

Achtung bei Funkenflug im Umgang mit Feuer.
6. Das Feuer instand halten
Wenn ihr das Feuer auf eine sichere Größe herangezüchtet habt, könnt ihr euch etwas entspannen. Es wird euch nun nicht mehr so leicht ausgehen. Achtet aber darauf, dass ihr es nie größer macht als nötig. Zum einen wird es dadurch schwieriger zu kontrollieren und zum anderen verbraucht ihr dadurch wesentlich mehr Brennmaterial. Unter den nordamerikanischen Indianern gibt es eine Lästerei, die das gut auf den Punkt bringt:
„Ein Indianer wärmt sich am Feuer durch die Flammen. Ein Weißer wärmt sich dadurch, dass er durch den Wald rennt und ständig neues Brennmaterial sucht.“
Am sparsamsten ist ein Feuer, wenn man erst dann Holz nachlegt, wenn es fast bis auf die Glut heruntergebrannt ist. Wichtig ist aber vor allem, dass ihr er die ganze Zeit über kontrollieren und auch wieder löschen könnt. Lasst ein offenes Feuer niemals unbeaufsichtigt und habt auch eure nähere Umgebung immer im Auge.
Besonders vorsichtig müsst ihr mit schmelzbarer oder leicht entzündlicher Kleidung sein, also mit allem was aus Kunstfasern besteht. Dazu gehört nahezu jede moderne Outdoor Kleidung. Kunstfasern beginnt bereits zu schmelzen, wenn sie von kleinen Funken getroffen werden oder wenn sie zu nah ans Feuer geraten. Je nach Stärke kann das von einer ärgerlichen Beschädigung der Kleidung bis hin zu sehr bösen Hautverletzungen führen. Haltet daher mit derartiger Kleidung immer genügend Abstand vom Feuer. Die beste Lösung ist jedoch eine Kleidung am Feuer zu tragen, die wie beispielsweise Baumwolle nicht schmelzen kann und sich nur sehr schwer entzündet.

Achtet darauf, dass eure Feuerstelle wirklich erloschen ist.
7. Sicher löschen und den Platz spurlos hinterlassenen
Um nach dem Feuer machen dies wieder zu löschen, könnt ihr ihm entweder den Sauerstoff oder die Nahrung entziehen. Bei der ersten Methode erstickt ihr das Feuer mit Erde, Sand, einem nassen Tuch, Fell oder Teppich. Oder ihr gießt einfach reichlich Wasser darüber, wobei es hier am sinnvollsten ist, das Wasser auf den Feuerfuß, also seitlich auf die Glut anstatt von oben auf die Flammen zu gießen. Zum Ersticken benötigt ihr die entsprechenden Dinge natürlich und gerade Wasser kann manchmal schwer zu finden sein. Schaut euch daher zuvor gut um, ob ihr auch wirklich etwas zum Löschen in Reichweite habt. Wenn dies nicht der Fall ist, müsst ihr im Umgang mit eurem Feuer noch vorsichtiger sein und es so gut einschätzen können, dass ihr die Kontrolle nicht verliert. Um es ohne Erstickung zu löschen, lasst ihr es bewusst ausgehen, indem ihr kein neues Holz mehr nachlegt. Schichtet das Feuer dabei noch einmal so auf, dass das vorhandene Holz möglichst schnell verbrennt. Größere Holzscheite, die kaum oder noch gar nicht brennen, könnt ihr aus dem Feuer nehmen und einzeln mit ein bisschen Wasser oder nasser Erde löschen.
Am sinnvollsten ist eine Mischung aus beiden Methoden. Lasst das Feuer also erst so weit wie möglich herunterbrennen und löscht den Rest dann mit Wasser, Erde oder was immer ihr sonst findet. Eine beliebte, bewährte und vor allem auch animalische Methode wie im Mittelalter ist es, das Feuer einfach auszupinkeln. Dies ist aber bedeutend leichter und risikoärmer, wenn man ein Mann ist.
Gelöscht ist ein Feuer erst dann, wenn es keine Glutreste und auch keine Rauchentwicklung mehr gibt. Fühlt am Ende noch einmal mit der Hand über die Feuerstelle und kontrolliert, ob ihr noch immer eine große Hitze spürt. Bevor ihr den Platz verlasst, könnt ihr eure Feuerstelle mit Waldboden bestreuen und so vor den Blicken anderer verschwinden lassen. Achtet auch darauf, dass ihr keinen Müll oder ähnliches liegen lasst und bedankt euch bei dem Platz, dass er euch aufgenommen hat.

Franz Bujor macht blind Feuer
Feuer machen - Alle Tricks und Techniken von der Steinzeit bis heute, findet ihr unter folgendem Link. Hier erfahrt ihr unter anderem warum Feuer brennt? Wissenschaftlich betrachtet ist Feuer also immer die spontane Freisetzung von Energie in Form von Wärme und Licht aufgrund einer chemischen Reaktion. Die Hitzeentwicklung ist dabei so hoch, dass die Materialien zu glühen beginnen. Dabei wandelt sich ein Teil davon in Gase um, die vom Glutherd aufsteigen und teilweise ebenfalls wieder Feuer fangen können. Diese verbrennenden Gase nehmen wir dann als Flammen wahr. Es sei denn, es hat sich zunächst sehr viel Gas angesammelt ohne zu verbrennen, das sich dann spontan auf einen Schlag entzündet. In diesem Fall sprechen wir von einer Explosion, da neben Hitze und Licht auch ein Hoher Druck entsteht, der als Druckwelle nach außen geht.
