Leben in der Natur - Zuhause in der Wildnis
GEO Special - Das wilde Leben in der Natur
Von Oliver StaerÜber Heiko Gärtner
JA, SPINNT DER? Heiko Gärtner sitzt am Flussufer, berührt seinen frisch geangelten Fang und singt das Lied der Fische. Aus Dankbarkeit dem Volk der Fische gegenüber, dass es einen der ihren hergegeben hat. Dann erst grillt er das Tier. Gärtner, 33, führte einmal ein ganz normales Leben, aber dann hat er sich in einen Wilden verwandelt und wollte ein Leben in der Natur führen. Grillt Mäuse und Eichhörnchen, schlurft Würmer, knabbert Tausendfüßer. Gärtner war Versicherungskaufmann, doch es schien ihm zu öde, also wohnte er eine Weile bei den neuseeländischen Maori und den nordamerikanischen Lakota, um bei ihnen zu lernen, in der Natur zu überleben. Nun gibt er sein großes Wissen weiter, in seiner Wildnisschule in Neumarkt beim Altmühltal. Wobei - gerade sitzt er viel am Schreibtisch.
Er schreibt ein Buch: Heilkraft der Mutter Erde. Ein komplexes Thema. Folglich wird es ein dickes Buch werden und 1200 Seiten hat er schon geschrieben.
Über Tobias Krüger
Ich bin begeisterter Bergwanderer, aber ein Wildnis Training habe ich noch nie absolviert. Nur immer davon geträumt, ein Leben in der Natur und Freiheit, und jetzt endlich ist es so weit. Viele Fragen wollen von mir erforscht werden, wie zum Beispiel: Kann ich als Aussteiger in der Natur leben? Kann man legal im Wald leben? Gibt es eine Gemeinschaft die leben in der Natur lebt? Ich werde es herausfinden!
Der Ort: die Allgäuer Alpen. Die Teilnehmer: ein Freund von mir, ein fremdes Pärchen, ich. Fünf Tage lasse ich meinen Bürojob in Nürnberg hinter mir. Wir schlafen in Zelten und Tipis oder - wenn es nicht stürmt wie in der ersten Nacht - unter freiem Himmel im Wald, es gibt für mich nichts Schöneres.
Kein Hardcore-Überlebenstraining, es geht darum, der Natur wieder näherzukommen.Wir streifen barfuß durch den Wald, durch kalte Schlammlöcher, über glitschige Baumwurzeln, durch schneite Flussläufe und über spitze Steinchen. Kein Verkehr, keine Wanderer in der Nähe, einfach nur leben in der Natur. Wir sind eins mit der Wildnis, lauschen dem Gesang der Vögel, hören, ob sie aufgeregt sind oder zufrieden oder ängstlich wirken. Wir bauen uns ein Obdach aus Zweigen und Laub, lernen, Feuer zu machen. Mit Distelpflanzen und Baumrinde als Zunder Material. Wir entzünden es, indem wir Magnesiumsplitter mit einem Feuerstein entzünden. Die Methode ist tausend prozentig, sie funktioniert sogar bei Regen. Anders als die Neandertaler Methode, wie wir sie nennen: Dafür bohrt man mit einem daumendicken Ast so lange in ein Holzbrett, bis Glut entsteht. Ziemlich kompliziert - und unglaublich anstrengend.
Auf unseren Wanderungen sammeln wir Kräuter. Ich wusste gar nicht, dass Gänseblümchen und Löwenzahn so lecker sind! Löwenzahnblätter schmecken leicht bitter, Gänseblümchen ein bisschen süßlich. Aus allen Pflanzen, die wir gefunden haben, machen wir einen Salat. Ein Geschmackserlebnis! Dagegen kann man den Kopfsalat aus dem Supermarkt glatt vergessen. Und der Salat war nur die Vorspeise. Für den Hauptgang setzen wir uns in einem großen Tipi um eine Feuerstelle und werfen Kartoffeln, Zwiebeln oder Paprika in die Glut. Oder wir halten das Gemüse an Äste gespickt ins Feuer, so wie Kinder ihre Marshmallows. Es knistert und duftet, wir reden. Über das Erlebte, über diese kurze, intensive Auszeit vom Alltag.
Zurück in Nürnberg, stelle ich fest, wie schwer es ist, von einem solchen Erlebnis, einem Leben in der Natur etwas mitzunehmen in die Stadt. Zumindest aber weiß ich, dass ich die fünf Pflanzen, die mir geschmeckt haben, jederzeit finden würde, wenn mir der Kopfsalat zu langweilig wird.
Hinweis: Viele finden den eigenen Sinn des Lebens wie selbstverständlich, in der Natur. Daher hat der SRF über dieses interessante Thema berichtet. Die Natur ist eine Art Fluchtpunkt, um dem durch technisierten und organisierten Leben zu entkommen. Wir leben in einer Zivilisation, die sich weit von der ursprünglichen Natur entfernt hat. Technologien haben in allen Bereichen des Lebens zu einer früher nicht einmal vorstellbaren Herrschaft über die Natur geführt. Daher ist die Natur vor diesem Hintergrund eine Art Fluchtpunkt, um dem durch technisierten und organisierten Leben zu entkommen.
Freuen wir uns auf mehr Wildheit, Ursprünglichkeit und Spontaneität..