Selbsterfahrung: Überleben im Wald

von Shania Tolinka
15.09.2011 16:13 Uhr

Überleben im Wald

K!ar. Texterin Katharina Weiß wagte sich mit Survival Trainer Heiko Gärtner zum Überleben im Wald in den finsteren Tann, wo Delikatessen wie Schnecken und Heuschrecken warten.

Eine verdiente Brotzeit gibt es nach harter Arbeit: Wer ein Überlebenstraining absolviert, muss ackern. Zum Beispiel beim Bau der Mooshütte, welche die Gruppe nachts vor Kälte, Nässe und ungebetenen tierischen Gästen schützen sollte.

Unterallgäu. Wenn Amerika irgendwann endgültig Pleite geht und dies eine weltweite Finanzkatastrophe nach sich zieht, dann sind Horrorworte wie Inflation nicht weit von der Realität entfernt und die Supermärkte vielleicht bald leer, die Wohngegenden geplündert. Gut, ich übertreibe jetzt ein bisschen, aber man sollte auf alles vorbereitet sein. Wer dann überleben will, muss wohl oder übel in den Wald um im Wald Feuer machen zu können.

survivalnahrung

Survival Nahrung schmeckt Heiko Gärtner vorzüglich

Ausgesetzt in der Wildnis

Zusammen mit vier Freunden, dem Überlebenstrainer Heiko Gärtner und seinem Assistenten Tobi übten wir schon mal für den Ernstfall und spielten „Ausgesetzt in der Wildnis" in den ungezähmten, gefährlichen Wäldern des Unterallgäus. Schnell lernten wir, was Indianerjungs schon im Alter von zwei Jahren wissen: Milchprodukte machen Cellulite, aus Wurzeln kann man prima Schnürsenkel basteln und aus echten Schnürsenkeln kann man einen wunderbaren Feuerbogen bauen.

Nachdem wir uns beim Überleben im Wald Projekt durch das Klee- und, echt wahr, Heuschreckensortiment genascht hatten, suchten wir uns ein geschütztes Plätzchen im Dickicht um eine Mooshütte zu bauen. Die Jungs durften sägen und hämmern, Marie, Dani und ich sollten Fische organisieren.

Vermutlich war damit gemeint, wir sollten welche fangen. Dass aber kein Fisch so blöd sein würde, uns in die Falle zu gehen, war von vornherein klar. Heimlich kauften wir also ein paar lebende Fische und zeigten stolz unseren Fund, der munter in einem großen Kübel vor sich hin schwamm.

Den Grausamkeiten danach entzog ich mich mit schlechtem Gewissen: Mit blitzenden Augen wurden die armen Fischchen geopfert und ausgenommen. Mein Kumpel Ferdi tröstete mich mit der Aussage: „Es ist hart, aber sie stehen nun mal in der Nahrungskette unter uns". Als sich die Wasserkreaturen längst im Fischhimmel tummelten, festmahlten wir vor unserer Mooshütte. Ich hatte zur Sicherheit ein paar Dosen Ravioli ins Camp geschmuggelt, aber das Angebot, diese noch zu verzehren, wurde von Feinschmecker Ami mit den Worten: „Bevor ich die scheiß Ravioli esse, gebe ich mir lieber noch 'n paar Schnecken!" quittiert. Lecker. Je später die Nacht, desto rarer wurden selbst die Schnecken und desto abenteuerlicher wurden Heiko Gärtners Survival Geschichten.

Dem Tod bei über Minus 35 Grad ins Auge sehen, das legendäre Burning Man-Festival an einem ziemlich lebensfeindlichen Ort der USA nüchtern überstehen, auf der Toilette vom Grizzly überrascht werden, so Sachen eben. Die Stimmung war ausgelassen, doch als Heiko und Tobi in eine andere Ecke des Waldes verschwanden, um zu schlafen, wurde es animalisch.

Ein Survivalcamp als Heimat

Ein Survival Camp als Heimat

 

Wir zogen uns in der Dunkelheit in unsere Mooshütte zurück und pennten wärme effektiv dicht aneinander gekuschelt tief und fest ein. Immerhin: Kein Regen kam durch. Wir hatten uns also ganz gut angestellt beim Überleben im Wald. Nur ein paar Mücken wollten mit kuscheln und um 10 Uhr am nächsten Tag wurde ich von einem Käfer geweckt, der in meinen Mund krabbelte. Süß hatten wir geträumt, während wir uns gegenseitig als Kissen missbraucht hatten und es bleibt die Erkenntnis, dass es zumindest im Sommer wenig Schwärmerischeres als eine freie Nacht in der Wildnis gibt.

Interessante Bücher oder Kurse über das Überleben im Wald

Was braucht man zum Überleben? Von den Grundlagen der Bushcraft über Fähigkeiten (Skills) unserer Vorfahren aus der Steinzeit, bis hin zu lustigen und kreativen Spielen in der Natur. Viele tolle Bücher stecken voller Ideen, um Kindern und Erwachsenen den Wald mit seinen zahlreichen, teils magischen Möglichkeiten näherzubringen. Kleine Kinder tauchen in fantasievolle, und Geschicklichkeit fördernde Spiele ein, während ältere Kinder an komplexeren Themen wie der Survival Ausrüstung und den Survival Tipps für Nahrung arbeiten.

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Augsburger Allgemeine
Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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