Im Test: Vaude Power Lizard SUL 2-3P – ein Ultraleicht-Zelt für 2 Personen

von Heiko Gärtner
17.08.2017 06:33 Uhr

Seit wir am 01.01.2014 zu unserer Weltreise aufgebrochen sind, haben wir rund die Hälfte unsere Nächte im Zelt verbracht. Es war also niemals eine Frage, dass wir hierfür ein mobiles Heim brauchten, auf das wir uns absolut verlassen können. Im Laufe der Zeit haben wir dabei verschiedene Zelte getestet zu denen auch das Power Lizard SUL für 2-3 Personen von Vaude gehörte, das wir euch hier nun vorstellen möchten.

Wir hatten es auf unserer Reise durch Osteuropa bei uns, auf dem wir zumeist wild auf Feldern, Grünstreifen, Böschungen und Felsvorvorsprüngen, sowie in Wäldern und auf verlassenen Industrieflächen zelteten. Das Zelt wurde also nicht nur extremer Dauerhitze und dornigen, felsigen Standorten ausgesetzt, sondern musste auch monsunartigen Regengüssen und heftigem Wind standhalten. Man könnte also sagen, wir haben es einem Extremtest unterzogen, um seine Stabilität, Langlebigkeit, Wasserdichtigkeit und Bequemlichkeit auf Herz und Nieren zu prüfen.

Für welche Situationen eignet sich das Vaude Power Lizard?

Als klassisches Tunnelzelt mit einem Packmaß von gerade einmal 46 cm x 16 cm und einem Gewicht von 1,4 kg ist das Vaude Power Lizard SUL 2-3P das wohl leichteste und kompakteste 2-Personen-Zelt seiner Klasse ist. Dies macht es vor allem für Hiking- und Bergtouren interessant, sowie für alle, für die die Leichtigkeit ihres Gepäcks oberste Priorität hat.

Das ultraleichte Material hat aber natürlich auch den Nachteil, dass es extremen Witterungsbedingungen nicht so gut standhält, wie seine schwereren Verwandten. Wenn ein Stoff besonders leicht ist, bedeutet dies automatisch auch, dass weniger Material vorhanden ist und dies hat immer seinen Preis. Das Power Lizard ist also kein Zelt für die Ewigkeit und es eignet sich auch nicht für Extrem-Expeditionen, bei denen es härtesten Bedingungen standhalten muss. Allerdings muss man fairerweise erwähnen, dass auch die schwereren und robusteren Zelte, die wir getestet haben, nach der ersten Saison unter Extrembedingungen erste Probleme und Schwachstellen aufzeigten.

Nach unseren Erfahrungen können wir das Vaude Power Lizard daher mit gutem Gewissen für kurze bis mittellange Reisen und gemäßigte Abenteuertouren mit Rucksack oder Fahrrad empfehlen.

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Zuletzt aktualisiert am 18.06.2022 um 2:08 pm - Bildquelle der Produktbilder: Affiliate-Programm-Partner. Alle Angaben ohne Gewähr. * Bei diesen Links handelt es sich um Affiliate-Links, für die wir eine Provision bekommen. Mehrkosten entstehen euch dadurch nicht.

Material und Beschaffenheit

Einen ersten großen Pluspunkt erhält das Vaude Power Lizard SUL 2-3P zunächst einmal für sein umweltfreundliches Material. Die meisten Zelte, die momentan auf dem Markt erhältlich sind, bestehen aus PVC, welches große Mengen an Weichmachern wie Phthalate enthält, die unter anderem zu Unfruchtbarkeit bei Männern führen.

Diese dampfen zum einen aus dem Gewebe aus, vor allem wenn es direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt wird, und gelangen zum anderen nach der Entsorgung des Zeltes häufig ins Grundwasser. Vaude verzichtet beim Power Lizard auf dieses Material und verwendet für das Tunnelzelt stattdessen ein mit PU beschichtetes Textilgewebe. Auch dies ist natürlich nicht frei von Giftstoffen und sicher noch nicht die Ideallösung, aber es ist schon einmal bedeutend umweltschonender und weniger gesundheitsschädlich.

Im Lieferumfang des Zeltes sind acht leichte Heringe enthalten, mit denen das Zelt aufgestellt werden kann. Auch hier ist es wichtig zu bedenken, dass es sich um ein Ultra-Leicht-Material handelt, das deutlich schneller verbiegt als Heringe aus Edelstahl. Obwohl wir immer sehr vorsichtig mit dem Aufbau waren, mussten wir die Heringe trotzdem mehrfach wieder begradigen.

Der Zeltboden besteht zu 100% aus laminiertem Polyamid 40D 240T Ripstop und hat eine Wassersäule von 10.000mm. Er reicht an den Rändern sehr weit nach oben, so dass er den Schlafbereich auch bei einer Überflutung lange vor eindringendem Wasser schützt. Da wir selten Wiesen zur Verfügung hatten, um das Zelt aufzubauen, zeigte der Zeltboden bereits nach relativ kurzer Zeit erste Abnutzungserscheinungen, was bei dem extrem leichten Material auch nicht weiter verwunderlich ist.

Vaude bietet deswegen einen sogenannten „Footprint“ an, einen passenden Unterbodenschutz, den man unter das Zelt legen kann. Wir selbst haben uns mit einer einfachen Gewebeplane ausgeholfen, die wir passend zugeschnitten haben. Bei uns hat sich dies sehr oft bezahlt gemacht und wir würden auf jeden Fall dazu raten, einen Unterbodenschutz zu verwenden, egal ob auf die eine oder auf die andere Art.

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Welchen Wohnkomfort bietet das Vaude Power Lizard?

Offiziell schreibt Vaude das Zelt für eine Personenzahl von zwei bis drei Bewohnern aus. Dies ist in unseren Augen ein bisschen über-optimistisch, denn wenn man nur ein klein wenig Gepäck bei sich hat, kommt man mit zwei Personen bereits ans Limit. Wer wirklich zu dritt mit dem Zelt reisen will, sollte sich also sehr gern haben, denn es wird auf jeden Fall extrem kuschelig.

Auch braucht man dann noch einen alternativen Aufbewahrungsort für sein Gepäck. Nach der Beschreibung von Vaude bietet die Apside zwar ausreichend Platz für Kocher, Rucksäcke und dergleichen mehr, doch mehr als eine Tasche mit maximal 15cm Breite lässt sich hier unmöglich verstauen.

In unseren Augen eignet sich die Apside daher vor allem, um Schuhe, nasse Regenkleidung, Kocher und ähnliches zu unterzubringen, das man bewusst nicht mit in den Zeltinnenraum nehmen will. Größere Rucksäcke und Taschen haben wir hingegen immer in der Mitte des Innenzeltes aufbewahrt, was mit zwei Personen sehr gut funktioniert.

Große Pluspunkte bekommt das Zelt von und für den Schlaf- und Liegekomfort, der für so ein kleines Fliegengewicht erstaunlich gut ist.

Mit einer Größe von etwas über 1,90m haben wir fast immer das Problem, dass wir oben und unten an den Zeltwänden anstoßen und so Feuchtigkeits- und Kältebrücken erzeugen. Das Power Lizard hat jedoch eine Liegefläche mit einer Länge von 225cm, wodurch das Zelt auch für Riesen wie uns gut geeignet ist.

Auch die Frage nach dem Freiraum im Inneren wurde sehr geschickt gelöst. Die beiden Hauptstangen, die das Zelt aufspannen sind unterschiedlich lang, so dass der Innenraum im vorderen Bereich ausreichend Platz und Bewegungsfreiheit bietet während im Fußbereich Masse und damit auch Gewicht eingespart werden konnte. Die Innenhöhe des Kopfbereichs beträgt 105cm reicht damit aus, um im hier bequem aufrecht sitzen zu können.

Zur strukturierten und sinnvollen Aufbewahrung von kleinen Gegenständen wie Handys, Taschenlampen, Essbesteck und ähnlichem, gibt es im Innenzelt drei Netztaschen. Entlang der Decke ist eine Schnur gespannt, die sich gut eignet, um eine Stirnlampe als Deckenlicht aufzuhängen, und an der ich nachts meine Brille sicher verstauen konnte.

Etwas umständlich ist hingegen der Ein- und Ausstieg, da es nur einen seitlichen Eingang gibt. Wer im hinteren Bereich liegt, muss also stets über den anderen hinweg krabbeln, was vor allem bei nächtlichen Toilettengängen etwas störend sein kann. Als Lösung haben wir daher zum einen eine Schlafplatzaufteilung nach Pinkelrhythmus als hilfreich empfunden und zum anderen die Verwendung von Uri-Bags, die einem das nächtliche raus- und reinkrabbeln komplett ersparen. Der Ausgang ist außerdem recht klein, weshalb man recht beweglich und flexibel sein sollte, wenn man gut mit dem Zelt zurechtkommen will.

Sehr überzeugt hat uns hingegen die Temperaturregulation des Zeltes. Dank der Doppelwände zwischen denen sich eine Art Luftkammer bildet, hält das Power Lizard auch in kühlen Nächten erstaunlich warm, vor allem, wenn man zu zweit darin liegt.

An heißen Nachmittagen mit starker Hitze von teilweise bis zu 38°C im Schatten, waren wir auf der anderen Seite sehr dankbar über die verstellbaren Belüftungsschlitze, den komplett aufrollbaren Eingangsbereich. Wenn man alles öffnet, kann die Luft im Inneren gut zirkulieren, so dass sich kein Hitzestau bildet, der das Zelt in eine traditionelle Schwitzhütte verwandelt.

Wie wetterfest ist das Vaude Power Lizard?

Wie bereits erwähnt ist das sehr leichte Material des Zeltes nicht für extreme Bedingungen ausgelegt. Eine Expedition nach Kanada, Alaska oder Sibirien solltet ihr damit also besser nicht unternehmen. Für gemäßigte Regionen wie Europa und weite Teile der USA erfüllt es jedoch seinen Zweck.

Wichtig ist, dass es optimal abgespannt ist, damit es wirklich Wind- und Regenfest wird. Daraus ergibt sich leider eine kleine Schwierigkeit, denn es gibt keine Straffer, mit denen man die Spannung zu den Heringen hin noch einmal nachjustieren kann. Stattdessen verfügt das Zelt nun über Gummischlaufen, in die die Heringe eingehängt werden. Um die optimale Spannung zu erhalten kommt man daher meist nicht umhin, die Heringe nach dem Erstaufbau noch einmal zu versetzen, so dass sich alles noch ein wenig strafft.

Zwei Mal hatten wir so harte Windverhältnisse, dass sich die Zeltplane trotz dieser Maßnahmen direkt an unsere Körper gedrückt hat. Gerade in Rumänien war es zudem schwer, Zeltplätze zu finden, deren Untergrund so gut geeignet war, dass man die Heringe richtig positionieren konnte.

Wenn der Wind seitlich auf das Zelt trifft, verbiegt es sich sehr stark, weshalb es wichtig ist, dass man es stets längs zur Windrichtung aufbaut.

Das Außenmaterial des Zeltes ist beidseitig mit Silikon beschichtet und hält daher dauerhaft wasserdicht, bei einer Wassersäule von 3.000mm. Selbst bei Nächten mit sintflutartigem Dauerregen kam hier nichts durch.

Wie bei allen Zelten bildete sich bei höherer Luftfeuchtigkeit oder starkem Temperaturgefälle aber natürlich Kondenswasser an der Innenseite des Außenzeltes, das hin und wieder in den Schlafbereich tropft, wenn das Zelt nicht optimal gespannt ist, oder der Wind die Außenhaut gegen das Innenzelt drückt.

Dennoch haben wir die Erfahrung gemacht, dass diese Probleme im Verhältnis zu dem extremen Leichtgewicht des Zeltes relativ gering waren. Wenn man die Schwachstellen kennt, und weiß worauf man beim Aufbau achten muss, ist das Power Lizard SUL ein zuverlässiges Heim für Unterwegs.

Wie wird das Zelt aufgebaut?

Einer der großen Vorzüge des Vaude Power Lizards ist, der kinderleichte Auf- und Abbau, der sich innerhalb von nur 5 Minuten bewerkstelligen lässt. Besonders einfach ist es, wenn man dabei zu zweit ist. Daher ist es auch ein ideales Zelt für Neueinsteiger auf dem Gebiet des Outdoor-Urlaubs. Ideal ist, dass das Innenzelt bereits mit dem Außenzelt verbunden ist, denn dadurch wird es selbst bei einem Aufbau im Regen nicht nass und macht außerdem den Aufbau selbst auch noch einmal um einiges schneller und einfacher. Im Endeffekt muss man das Zelt also nur noch ausbreiten, die Zeltstangen einfädeln und alles abspannen.

Bei Wind und Regen ist es absolut ratsam, alle Sturmleinen abzuspannen und am Ende jede Leine noch einmal nachzustraffen. Wie gesagt, durch seine Leichtbauweise schützt das Zelt nur dann optimal vor Wind und Wetter, wenn es wirklich stramm und fest aufgebaut ist. Sonst kann es selbst bei relativ leichtem Wind passieren, dass das Außenzelt zu flattern und zu surren beginnt und dass es an einigen Stellen auf dem Innenzelt aufliegt. Dadurch sammelt sich dann das Kondenswasser und fließt ins Innenzelt, was nicht gerade für ein heimeliges Gefühl sorgt.

Unser Fazit

Wir hatten das Vaude Power Lizard SUL insgesamt drei Monate bei uns und waren in dieser Zeit sehr zufrieden mit dem, was es leisten und bieten konnte. Man darf sich natürlich nicht einbilden, dass man mit einem Ultra-Light-Zelt die gleiche Stabilität, Haltbarkeit und Langlebigkeit erhält, wie mit einem schweren Zeltmaterial, doch wenn man die Schwachstellen kennt und entsprechend mit ihnen umgeht, leistet es für sein geringes Gewicht und Packmaß es hervorragende Dienste.

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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