Wildtierfotografie: Die richtige Technik für perfekte Aufnahmen

von Shania Tolinka
10.01.2014 21:42 Uhr

Was es bei der anspruchsvollen Wildtierfotografie zu beachten gilt

 

1. Die richtige Ausrüstung

Wie in allen anderen Sparten der Fotografie, kommt es auch bei der Wildlife-Fotografie Ausrüstung auf die richtige Tarnung und der Kamera an. Denn nichts ist ärgerlicher als eine besondere Tierbegegnung zu erleben, den perfekten Moment für ein Foto zu erwischen und dann feststellen zu müssen, dass das Bild unscharf, verpixelt oder voller Bildrauschen ist. Einen pauschalen Tipp für eine perfekte Kameraausrüstung für die Tierfotografie zu geben ist fast unmöglich, denn die Anforderungen sind ebenso vielfältig wie die Tiere selbst. Viele Tiere bevorzugen dunkles Unterholz, Dickicht und Schattenplätze um sich zu verstecken. Um sie abzulichten benötigt ihr besonders lichtstarke Objektive, einen guten Sensor und eine Kamera mit einem starken ISO-Wert, der möglichst lange rauschfrei bleibt. Canon bietet hierfür ein breites Spektrum beim richtigen Objektiv für die Wildnisfotografie an. Ob ihr einen Blitz verwenden könnt ist ebenfalls vom Tier abhängig. Anders als oft behauptet, schadet es den Tieren zwar nicht, wenn diese geblitzt werden. Wenn das so wäre, würden sie auch kaum ein Gewitter überleben. Aber sie werden es auf jeden Fall merken und möglicherweise die Flucht ergreifen.

Andere Tiere wählen sonnenexponierte Plätze, um sich zu wärmen und um Energie zu tanken. In diesem Fall habt ihr eher mit Überbelichtung zu kämpfen. Daher braucht ihr eine Kamera, die mit sehr geringen ISO-Werten arbeiten kann. Hohe Blendenwerte dunkeln zwar ebenfalls ab, verhindern aber, dass ihr mit der Tiefenschärfe arbeiten könnt. Wenn ihr Kleintiere und Insekten fotografieren möchtet, braucht ihr ein gutes Makro-Objektiv. Ideal ist es, wenn ihr mit diesem Objektiv eine Großaufnahme des Insektes machen könnt, ohne unmittelbar mit der Linse über dem Tier hantieren zu müssen. Die meisten Insekten sind zwar weniger scheu als viele Wirbeltiere, aber bedrängt zu werden, mögen sie auch nicht unbedingt.

 
Canon liefert die perfekte Kamera Ausrüstung für die Wildtierfotografie.

Canon liefert die perfekte Kamera Ausrüstung für die Wildtierfotografie.

Um fliegende Vögel oder scheue Säugetiere zu erwischen braucht ihr hingegen ein lichtstarkes Teleobjektiv mit einer guten Zoomfunktion. Ideal ist es dabei, wenn beim Fotografieren der Tiere das Objektiv beim Zoomen keine Lichtstärke einbüßt. Wichtig ist außerdem ein schneller und gut funktionierender Autofokus. Viele Fotografen haben den Anspruch, den Fokus nur manuell einstellen zu wollen. Bei der Landschafts- und Studiofotografie kann man dadurch unter Umständen tatsächlich eine höhere Bildqualität erzielen. In der Wildtierfotografie habt ihr jedoch meist nur Sekundenbruchteile um eine Situation einzufangen, die sich niemals wiederholen lässt. Daher solltet ihr euch auf eure Technik verlassen können. Das Gleiche gilt für die Belichtung. Da ihr oftmals nicht die Zeit habt, alles manuell perfekt einzustellen, sollte eure Kamera über einen guten Automatik-Modus verfügen.

Um die Tiere nicht durch die Kamerageräusche zu verschrecken, ist es außerdem wichtig, einen möglichst leisen Autofokus zu haben. Stellt unbedingt auch alle elektronischen Pfeif-, Pieps- und Auslösegeräusche ab.

Außerdem müsst ihr bei der Wahl der Ausrüstung bedenken, dass ihr diese auch transportieren müsst. Es hilft euch nichts, wenn ihr das perfekte Kamera-Equipment für jede Situation habt, dass aber so schwer ist, dass ihr es nicht mehr mitnehmen könnt. Denkt daran, dass die besten Tierfotografien fast immer spontan entstehen, in Momenten, in denen ihr nicht damit rechnet.

Achtet außerdem darauf, dass sowohl ihr als auch eure Kameraausrüstung regen- und wetterfest eingepackt ist. Die besten Aufnahmen werden euch zu den ungemütlichsten Zeiten gelingen. Regennasses Fell und Nebelschwaden im Wald geben dem Bild eine völlig andere Atmosphäre als strahlender Sonnenschein. Ihr solltet euch die mystischen Bilder nicht entgehen lassen müssen, weil eure Kamera nicht regenfest ist.

Und zu guter Letzt die Wildlife Fotografie Tipps: Habt immer einen Ersatzakku und Ersatzspeicher dabei. Ihr werdet es euch nicht verzeihen, wenn ihr nach einer strapaziösen Expedition in der Wildnis einer der letzten Wildkatzen gegenübersteht und merkt, dass ihr keinen Akku mehr habt.

 
Die richtige Kamera Ausrüstung ist das A und O.

Die richtige Kamera Ausrüstung ist das A und O.

 

2. Die richtige Perspektive

Wie so oft ist auch bei der Wildtierfotografie alles eine Frage der Perspektive. Um schöne, interessante, mystische oder spektakuläre Bilder zu bekommen, braucht ihr nicht unbedingt die seltensten und exotischsten Tiere dieser Erde. Ein schlecht fotografierter Königstiger kann deutlich langweiliger sein, als ein gutes Foto von einer Hauskatze. Vermeidet daher Perspektiven, die man aus dem Alltag her kennt. Nichts ist unspektakulärer als ein Bild aus der Augenhöhe eines Menschen. Nehmt stattdessen neue Perspektiven ein. Begebt euch auf Augenhöhe der Tiere oder sogar noch darunter. Besonders, wenn es sich dabei um kleine Tiere wie Eichhörnchen, Enten oder Meerschweinchen handelt. Oftmals kann es sein, dass ihr dadurch recht unbequeme Positionen einnehmen müsst. Lasst euch davon nicht abhalten und legt euch wenn nötig auf den Boden, auch wenn er schlammig ist.

Vergesst euer gekanntes Komfortgefühl. Auch die Tiere selbst werden mehr Vertrauen zu euch finden, wenn ihr euch auf ihre Perspektive begebt, anstatt als übergroßes, bedrohliches Wesen auf sie herabzustarren. Aus der Froschperspektive könnt ihr die Tiere noch größer erscheinen lassen, wodurch sie oftmals besonders beeindruckend wirken. Löst euch dabei auch von der Vorstellung, dass ihr das Tier immer im Ganzen aufs Bild bekommen müsst. Viel spannender kann es sein, nur den Kopf, eine Pranke oder auch nur ein Auge zu fotografieren.

 
Ein perfektes Bild von seinen Haustieren ist mehr Wert, als ein nicht gelungenes Foto eines seltenen Tieres.

Ein perfektes Bild von seinen Haustieren ist mehr Wert, als ein nicht gelungenes Foto eines seltenen Tieres.

 

3. Belichtung und Blende

Die richtige Belichtung ist das A und O in der Wildtierfotografie. Es erfordert viel Fingerspitzengefühl und Übung, um diese im richtigen Moment richtig eingestellt zu haben. Ein guter Automatikmodus ist daher Gold wert. Wenn ihr jedoch etwas Zeit habt, weil ihr euch sicher sein könnt, dass eure Fotomodelle keinen Abgang machen, können ihr über die Blendenwerte einiges an Dynamik ins Bild bringen. Eine weit geöffnete Blende ermöglicht es euch, mit der Tiefenschärfe zu spielen. Lasst den Hintergrund und den Vordergrund verschwimmen, sodass nur das Tier selbst scharf ist. Oder geht noch weiter und lasst nur noch eine Ebene des Tieres scharf erscheinen. Dabei sollten sich die Augen oder zumindest ein Auge auf der scharfen Ebene befinden. Andernfalls wirkt das Bild in den meisten Fällen komisch. Es sei denn natürlich, das Tier hat ein besonders beeindruckendes Gebiss, auf das ihr den Fokus legen wollt.

Bei schwierigen Lichtverhältnissen ist es generell besser, wenn das Bild eher etwas unterbelichtet als überbelichtet ist. Zu dunkle Aufnahmen beim Tiere fotografieren lassen sich später am Computer aufhellen, während überbelichtete Bereiche nicht mehr repariert werden können. Neue Kameras haben zum Teil auch bereits eine sogenannte HDR-Funktion. Mit dieser Funktion werden drei Bilder hintereinander gemacht, von denen eines über- eines normal- und eines unterbelichtet ist. Alle drei werden dann zu einem Bild zusammengefügt, sodass eine optimale Farbwiedergabe entsteht. Je nach Geschmack, kann so ein künstlerisch verfremdetes Bild oder eine real getreue Aufnahme der Situation entstehen, die dem entspricht, was auch unser Auge wahrnimmt.

Bei sich bewegenden Motiven ist diese Funktion jedoch nur bedingt einsetzbar. Wenn ihr im RAW-Format  fotografiert, könnt ihr die Belichtung jedoch anschließend am Computer anpassen und so ebenfalls drei Belichtungsstufen erzeugen. Mit einem HDR-Programm könnt ihr dann den gleichen Effekt erzielen, auch wenn ihr nur ein Bild geschossen habt.

 
Eine Brutkolonie der Basstölpel auf Island.

Eine Brutkolonie der Basstölpel auf Island.

 

4. Magische Momente

Versucht mit euren Bildern besondere Momente einzufangen. Gerade Zeiten, die einen nicht unbedingt dazu verlocken zur Wildtierfotografie in den Wald hinauszugehen, bieten oft die Kulisse für ganz besondere Bilder. Regennasses Fell, in dem sich die einzelnen Tropfen spiegeln. Nebelschwaden im Wald, durch die die Augen eines Fuchses leuchten. Wildschweine, die sich in frischem Schlamm suhlen. Die besondere Stimmung bei Sonnenuntergang oder in der Morgen Dämmerung Tiere zu fotografieren. Oder auch glitzernde Schneekristalle, die sich im Fell eines Rehs verfangen haben. All dies werdet ihr nur dann fotografieren können, wenn ihr euch den Unbequemlichkeiten des Wetters stellt. Aber auch bei Sonnenschein lassen sich fantastische Aufnahmen machen.

Versucht außerdem Bewegung, Spannung und Action in eure Bilder zu integrieren. Eine Vogelmutter, die gerade dabei ist, ihre Jungen zu füttern. Spielende Haustiere wie Katzenjunge zu fotografieren. Ein Fuchs auf der Jagd, kurz vor dem Sprung auf seine Beute. Fangt solche Momente ein und gebt dem Betrachter das Gefühl, selbst dabei gewesen zu sein. Weckt in ihm die Neugier, herauszufinden, was wohl passiert sein mag. Solche Momente könnt ihr nicht planen oder konstruieren. Lasst euch von den Tieren überraschen und seid bereit im richtigen Moment den Auslöser zu drücken.

 
Eine Katze genießt den Sonnenuntergang.

Eine Katze genießt den Sonnenuntergang.

 

5. Langsam beginnen und Geduld haben

Die allerwichtigsten Zutaten für gute Tierfotos sind Vertrauen und Geduld. Stresst weder euch selbst, noch die Tiere. Fangt langsam an und macht nicht gleich als Erstes, Jagd auf seltene Tiere oder Meister der Tarnung. Dankbare Fotomotive für den Anfang sind Insekten, Vögel und zahme Tiere. Übt zunächst in Zoos und Tiergärten, auf Weiden oder mit euren eigenen Haustieren. Macht dabei nicht nur Bilder, sondern studiert auch das Verhalten der Tiere, um mehr über sie zu lernen. Geht immer wieder in heimische Wälder und nehmt dabei eure Kamera mit. Es kann sein, dass ihr über einen langen Zeitraum hinweg keinem einzigen Tier begegnet. Auch wenn ihr anfüttert und wartet, bis die Tiere euch besuchen, so braucht ihr viel Geduld.

Lasst euch nicht von Fehlversuchen entmutigen. Auch Profifotografen haben meist unter 100 gemachten Bildern und nur ein einziges, dass gelungen ist. Tierbilder aus der Werbung oder aus den Medien können sehr inspirierend für eure eigene Arbeit sein. Lasst euch aber nicht täuschen. Viele dieser Bilder sind Studioaufnahmen, die nichts mit Outdoor Wildtierfotografie gemein haben. Es können zwar großartige Bilder sein, sie lassen sich aber nicht mit dem Wildtiere fotografieren vergleichen. Betrachtet eure Fotografie als eine Spurensuche, bei der ihr euch immer weiter an die perfekten Bilder herantastet und freut euch über jedes gelungene Foto und später auch in einem Buch. Und vertraut darauf, dass die richtigen Situationen entstehen werden. Egal wie viel Erfahrung ihr habt, es gehört immer auch eine Portion Glück dazu.

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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