Noch 475 km bis Compostela


Die Nacht war einzigartig nass. Mein Schlafsack war so nass, dass ich mich fast im Schlafsack waschen konnte. Was nach 20 Tagen nicht das schlechteste wäre. Die Gewässerqualität in Spanien ist so schlecht, dass einen der Sprung in den kühlen Gammelsee nicht mehr reizt. Die Laufstrecke war landschaftlich für meine Augen ansprechend. Zwar überspringen viele Pilger diese eintönige Laufstrecke mit einer eingeplanten 200 km Busfahrt, aber mir persönlich gefällt die Monotonie der flachen Ebene und der Weizenanbaugebiete. Natürlich wäre statt 200 km landwirtschaftlicher genutzter Getreidefläche auch ursprüngliche oder besser gesagt gesunde Natur schön, aber in Spanien ist das nach der langen Straßennähe endlich Ruhe und Einsamkeit. Was mir die letzten Tage auffällt ist, dass einige Pilger schon in der Früh einiges an Alkohol zu sich nehmen damit abends regelrechte Partystimmung ist. Ist innere Einkehr wirklich eine Party mit Suchtstoffen? Ist Pilgern zu einem Partyurlaub mutiert? Ich weiß es nicht. Ich sehe nur die unterschiedlichsten Arten. Richtig ist immer, dass was man gerade als persönliche Wahrheit betrachtet. So pilgere ich mit Humor und viel lachen in der Natur unserer Schöpfungsgeschichte. Und andere auf ihre Art um neue Kraft zu tanken.
Spruch des Tages: Nur wer die persönliche Wahrheit anerkennen kann, kann im Frieden leben.
Noch 475 km bis Compostela
