Freiwillig obdachlos - Heiko Gärtner und Tobias Krüger wagten das Experiment

von Shania Tolinka
20.02.2012 17:47 Uhr

Heiko Gärtner und Tobias Krüger wagten ein atemberaubendes Experiment: Zwei Wochen lang lebten Sie als Obdachlose auf den Straßen Deutschlands - und das Ganze freiwillig! Die beiden Männer machten während ihrer Tour Station in Nürnberg, Frankfurt, Köln, Stuttgart, Memmingen, Friedrichshafen und Lindau - aber alles ohne Geld, ohne Schlafsack und ohne Ersatzkleidung...

Was ist ihr erstes Fazit wenn man freiwillig obdachlos unterwegs ist

"Verhungern muss niemand!"

Wenn man an obdachlose Menschen denkt, denkt man gleichzeitig an hungernde Menschen ohne Schlafplatz. Das dies eigentlich nicht so ist, haben Heiko Gärtner und Tobias Krüger schnell festgestellt: "Wir haben mehr zu essen gehabt als wir essen konnten, mehr Hilfe als wir benötigten und mehr Übernachtungsmöglichkeiten als wir Schlaf brauchten". Sie lernten, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, auch ohne Geld an Essen zu gelangen und auch nur ohne einen Cent gut leben zu können.

Während den zwei Wochen machten Heiko Gärtner und Tobias Krüger viele Fotoaufnahmen.

Die Obdachlosentour in der Nacht

Die Obdachlosentour in der Nacht

Der Obdachlose und der Landstreicher

Während den zwei Wochen auf der Straße lernten Heiko Gärtner und Tobias Krüger viele weitere Menschen ohne Unterkunft kennen. Sie sprachen mit Dealern, Drogenabhängigen und Prostituierten, sie verbrachten Zeit mit Straßenkindern, Boarderlinern und Flaschensammlern. Dabei lernten sie zwischen Obdachlosen und Landstreichern zu unterscheiden. Sie selbst gehörten zu den sogenannten Landstreichern, die sich freiwillig für diese Art von Leben entschieden haben und meist auch zufrieden mit ihrer Situation sind. Die Obdachlosen dagegen sind unfreiwillig auf der Straße gelandet und tragen oft Verzweiflung mit sich herum.

Obdachlosen fehlt es an Verständnis

Während vielen Gesprächen mit Obdachlosen haben Heiko Gärtner und Tobias Krüger nach den zwei Wochen vor allem eines erkannt: Obdachlosen fehlt es weniger an Essen oder Schlafplätzen, sondern vor allem an Verständnis. Sie werden von vornherein verurteilt, ignoriert und niemand hört ihnen zu... Auf diese Weise verstärkt sich ihre Verzweiflung noch weiter - ein Teufelskreis.

Erschreckend: Die Polizei half den Männern nicht

Eine der größten Enttäuschungen, die die beiden Männer erleben mussten, waren die Reaktionen der Polizei. Statt Hilfe anzubieten wurden die freiwillig Obdachlosen in mehreren Städten von Polizeibeamten im Stich gelassen. Als Heiko Gärtner und Tobias Krüger bei lebensgefährlichen minus 22 Grad auf der Straße saßen, wurden die beiden einfach ignoriert. Als sie in einer anderen Stadt sich zum Aufwärmen in eine Bank flüchteten, wurden sie von dort vertrieben und selbst auf die Aussage hin, dass sie keinen Ort hätten, an dem sie nicht erfrieren würden, bot man den Männern weder eine Notunterkunft noch sonst irgendeine Hilfe an.

Heiko Gärtner Obdachlosenprojekt

Heiko Gärtner während dem Obdachlosenprojekt

Wo gibt es für Obdachlose in Nürnberg Hilfe?

Obdachlos was tun? Ob man nun freiwillig obdachlos ist oder nicht, wichtige Hilfe finden wohnungslose in der bekannten Wärmestube in Nürnberg oder der Stadtmission (Pirckheimerstraße 137, Nürnberg). Die Ökumenische Wärmestube bietet Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen einen Ort, wo sie diese Dinge bekommen. Die Stadtmission Nürnberg, die Caritas Nürnberg und die Stadt Nürnberg heißen hier jeden willkommen. Denn die Menschen in Wohnungsnot finden beim Sozialamt oder der Domus Misericordiae in Nürnberg jederzeit die Unterstützung die sie möchten. Obdachlose und Hilfsbedürftige sollten in Deutschland aufgrund der Corona Pandemie einige Regeln berücksichtigen, wie zum Beispiel die neuen Öffnungszeiten oder die gegebenen Abstandsregelungen.

Original Artikel als PDF

Antenne Bayern Online-Magazin

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

Schreibe einen Kommentar:

Speichere Namen, Email und Webseite im Browser fur zukunftige kommentare