Meine erste Notunterkunft

von Heiko Gärtner
13.08.2010 00:49 Uhr

Raphaela hat die letzte Regennacht stark zugesetzt. Ohne Schlaf und schmerzenden Verspannungen kann sie nur noch schlecht am rechten Auge sehen. Die Tour ist heute für Raphaela beendet. Sie schläft den Tag über und wird voraussichtlich Mittwoch die Heimreise antreten. Nach dem Schlaf fühlt sie sich schon wieder sehr wohl. Das Lachen und Scherzen wird mir fehlen. Auch ich bin nicht ganz ungezeichnet. Der rechte Fuß schläft teilweise länger als ich schlafen kann. Auch mein Rücken schmerzt vom ersten bis zum letzten Wirbel. Mein überdimensioniertes Blasenloch in der kleinen Zehe schließt sich langsam wieder und ich kann schon ohne Schonhaltung auftreten. Trotz Massen an pflanzlicher Nahrung schwingt der Hunger immer mit. Das Jagdrecht verwünsche ich hier an dieser Stelle. Man wird faktisch gezwungen einkaufen zu gehen. Alle Gesetze sind so aufgebaut, dass man nicht mehr frei leben darf. Feuer verboten. Sammeln darf man nur einen Handstrauß voll Kräuter. Wer soll da satt werden? In ganz Frankreich und Spanien ist schlafen im freien verboten. Wenn man auf den Feldern vor Hunger zwei oder drei Früchte erntet ist das Diebstahl und kein Mundraub.

Spruch des Tages: Ein hoch auf den gesetzes- und Konzern-bedachten Industriestaat.

Km-stand 1029

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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