Wie Gott in Frankreich – nur ein Gockel fehlt zum Glück


Wie Gott in Frankreich - nur ein Gockel fehlt zum Glück
EXKLUSIV Der Neumarkter Abenteurer Heiko Gärtner marschiert 2300 Kilometer - abseits der Zivilisation/ Das Tagblatt berichtet über seine Reise
VON UDO METTERLEIN
UNTERWEGS MIT HEIKO GÄRTNER
NEUMARKT. Ein bisschen fühlten sich Heiko und Raphaela wie im Schlaraffenland, als sie eine Etappe auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela am Ufer des Genfer Sees entlang führte. Trauben, Kürbisse, Zwiebeln oder Pastinakwurzeln waren Delikatessen, die auf der bisherigen Tour nicht auf dem Speiseplan standen.

Wie viel Gemüse einfach auf den Feldern liegen bleibt
Der Neumarkter Wildnis-Pädagoge Gärtner, der sich immer noch streng an die selbst auferlegte Regel hält, wie ein Steinzeitmensch auf Wanderschaft zu leben, kommt am Telefon fast ins Schwärmen. „Essen könnte ich den ganzen Tag, wie Gott in Frankreich", beichtet er.
Dennoch wird die selbst gefertigte Hose immer weiter und das eh schon relativ niedrige Körpergewicht von 78 Kilo bei 190 Zentimetern Größe sinkt. Beim Laufen tut sich der Extrem-Wanderer trotzdem nicht leichter, da sich am Fuß immer wieder Blasen bilden, die ihm enorme Schmerzen bereiten. Sein Wanderstock ist ihm als „Nothelfer" sehr ans Herz gewachsen. „Außerdem kann ich damit Früchte ernten, wilde Hunde verscheuchen und die Raphaela anschubsen", lacht er.

Manche Pilger kommen ans Ende ihrer Kräfte
Apropos Raphaela: Nach rund 450 Kilometern durch die Schweiz ist die zierliche Frau ziemlich am Ende ihrer Kräfte. „Bis Montag begleitet sie mich noch, dann kommt der Josef wieder", sagt Gärtner. Wie berichtet hatte der 54-jährige Josef Bogner aus Kemnath bei Postbauer-Heng, der sich mit dem 31-jährigen Neumarkter am 7. Juli auf den Weg machte, vor ein paar Wochen wegen Schlafstörungen abbrechen müssen. Jetzt ist er wieder fit und wird mit seinem Kumpel, der vor allem wegen seines struppigen Vollbartes auch äußerlich immer mehr zum Neandertaler mutiert, durch Frankreich und Spanien zum Grab des Apostels Jakob in Santiago de Compostela wandern.
Nach Dauerregen ist jetzt wieder Hitze angesagt. „In den letzten Tagen hatten wir immer so um die 30 Grad", stöhnt Gärtner, der sich seit gestern auf französischem Terrain bewegt. Er hat sich fest vorgenommen, dem nächsten Bauern, dem er begegnet, ein Huhn abzuschwatzen. Von pflanzlicher Kost allein könne man bei solchen Strapazen nicht leben, sagt er. Frösche und anderes Kleingetier hängen ihm zum Hals heraus. „Wenn ich einen am offenen Feuer zubereiteten Gockel essen dürfte, würde ich mich bei diesem Mahl fühlen wie Gott in Frankreich". Bald liegen die ersten 1000 Kilometer hinter ihm, ein richtiger Motivationsschub stellt sich wegen der peinigenden Blasen aber nicht ein. „Aufgeben werde ich aber auf keinen Fall", sagt der 31-Jährige, beendet das Telefonat, stupst seine Freundin mit dem Wanderstock und humpelt tapfer weiter.

In solch einer Landschaft kann man Leben wie Gott in Frankreich
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Savoir vivre - die Kunst, zu leben! Der Volksmund entwickelte dieses süße Leben in Frankreich kurzerhand zum geflügelten Wort für Gelassenheit, bei dem Gott stellvertretend für die gesamte Geistlichkeit genannt wurde. Die Ungerechtigkeit, die zwischen den einzelnen Ständen herrschte, führte schließlich dazu, dass sich die französischen Bürger dagegen auflehnten. Es gibt ein Land, das so schön ist, dass selbst Gott dort leben möchte, mehr Informationen und Wissenswertes über www.dw.com.
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