Auf dem Jakobsweg

von Shania Tolinka
15.07.2010 14:38 Uhr

Auf dem Weg nach Santiago

   

Heiko, Josef und Esel Alfredo erleben 2300 Kilometer auf dem Jakobsweg

   

Von Udo Metterlein

 

Neumarkt.  Es sind über den Daumen gepeilt so um die 2300 Kilometer und es wird ungefähr 100 Tage dauern, bis Heiko,  Josef  und Alfredo  ihr  Ziel auf dem Jakobsweg erreichen. In Postbauer-Heng  sind sie losmarschiert, die größte Hürde auf dem Jakobsweg  nach Santiago de Compostela, stellen die Pyrenäen dar. Üblicherweise hat  man  eine Mission, wenn man eine  so lange,  beschwerliche  Strecke in  Angriff nimmt, die gleichzeitig eine harte Prüfung darstellt.

 
Heiko Gärtner isst Wildnahrung auf dem Jakobsweg

Heiko Gärtner isst Wildnahrung auf dem Jakobsweg

 

Das wilde Wissen

Heiko Gärtner, der mit Auszeichnung diplomierte Natur- und Wildnispädagoge aus Neumarkt, der ausgebildete Jäger und Nationalpark-Ranger, der passionierte Kletterer und erfahrene Abenteurer, der schon auf allen  Kontinenten der Welt unterwegs war,  will das  „wilde Wissen"  im Schulsystem verankern. Er hat eine feste Überzeugung:  „Wir bräuchten global nur eine Generation Kinder, die wirklich die Mutter Erde aus tiefstem Herzen lieben und schützen will. Ab dieser Zeit hätten wir keine Sorgen mehr, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel, dem Ölcrash, der Hunger-  und Glaubenskriege und den Seuchen entstehen."

Um für diese Idee sozusagen die Werbetrommel zu rühren, ist Gärtner mit seinem alten Freund Josef Bogner losmarschiert. Alfredo, der gutmütig dreinblickende Großesel, der das Gepäck  der Extrem-Wanderer auf seinem Rücken trägt und weniger vom Idealismus als vielmehr vom puren Spaß an der Bewegung  inspiriert ist. Macht das ganz besondere Expeditions-Team auf dem Jakobsweg komplett.

Heiko  Gärtner wird  sich wie in einigen Survival-Lehrgängen zuvor, in seinem Leben an strenge Regeln halten und sich beinahe ausschließlich von  dem  ernähren,  was er in der Natur findet. Hauptsächlich also von Pflanzen  und Kräutern, Beeren und Obst, ab und  zu  auch mal von Insekten, Mäusen oder Eidechsen. Ein paar besondere Snacks hat er  allerdings auch im Gepäck: nach Art der Steinzeitmenschen hergestelltes Dörrfleisch beispielsweise, getrocknete Nüsse  oder Getreide, das - mit Wasser  aufgegossen - ein „köstliches Frühstück" ausmacht.

 
Heiko Gärtner macht ein archaisches Steinzeit Experiment und lebt von der Natur.

Heiko Gärtner macht ein archaisches Steinzeit Experiment und lebt von der Natur.

 

Übernachten unter freiem Himmel und Leinen Tarp

Seine Bekleidung stellt ein nach mittelalterlichem Muster gefertigtes Lederhemd und eine Hose aus Ziegenleder dar. Beim Übernachten unter freiem  Himmel, schützt er  sich  mit einer  nach uralter Überlieferung gestärkten Leinenplane vor Wind und Wetter. Bevor man es sich nach täglichen Etappen von 30 bis 50 Kilometern Länge am Lagerfeuer gemütlich machen kann, kommen Feuerstahl oder Feuerbohrer zum Einsatz, um der archaischen Lebensweise bis ins Detail Rechnung zu tragen. Trinkwasser führt man in einem mit Bienenwachs und Leinöl  präparierten, selbst gefertigten Lederbeutel und  in einer Holzkaraffe mit sich.

Auf seinem über 2000 Kilometer langen Weg nach Santiago de Compostela braucht  der  Wildnispädagoge so gut wie kein Geld. Für Esel Alfredo  muss allerdings relativ viel Kapital auf dem Jakobsweg aufgewendet werden.  „Selbstverständlich" sind mehrere tierärztliche Untersuchungen.  An den Landesgrenzen  werden Gebühren für den Vierbeiner erhoben, die  Rückfahrt in  einem  Pferde-Transporter  schlägt mit 1500 Euro zu  Buche. Heiko Gärtner hat keinerlei Sponsoren. Er wollte sich bewusst nicht an große Firmen wenden, da dies seinem Konzept widerspricht.

� Über kleine Spenden („schon ein einziger Euro  genügt"), die sein Projekt auf dem Jakobsweg unterstützen, würde er sich allerdings sehr freuen.  Sein  Konto bei  der Dresdner-Bank  Neumarkt  (BLZ:  760 800 40) hat die Nummer 080-616-2200.

 
Ein Jakobsweg in Österreich

Ein Jakobsweg in Österreich

 

Arte zeigt interessante Geschichten auf dem Jakobsweg:

Raus aus dem Alltag, raus aus der Komfortzone heißt es auf dem gezeigten Jakobsweg von Arte. Jederzeit als Wiederholung zu sehen. Zur Geschichte: Carsten will sich, nach der Krebsdiagnose vor ein paar Monaten, nun endlich den Traum vom Jakobsweg erfüllen. Monika, die zum ersten Mal ohne ihre Familie auf Reisen ist, möchte den Weg nutzen, um sich mit dem Verlust ihrer Mutter auseinanderzusetzen. Die erste Nacht verbringt die Gruppe in einem Augustinerkloster in Roncesvalles. Carstens Freund Armin stößt auf den letzten zehn Etappen zur Gruppe und wird herzlich empfangen. Der Hund "Camino" ist Anikó vor ein paar Jahren auf dem Jakobsweg zugelaufen und lebt seither bei ihr in Deutschland. In der ersten Woche pilgert die Gruppe in sieben Etappen hundert Kilometer über die französischen Pyrenäen in die spanische Region Navarra.

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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