Auf dem Jakobsweg
Auf dem Weg nach Santiago
Heiko, Josef und Esel Alfredo erleben 2300 Kilometer auf dem Jakobsweg
Von Udo Metterlein
Neumarkt. Es sind über den Daumen gepeilt so um die 2300 Kilometer und es wird ungefähr 100 Tage dauern, bis Heiko, Josef und Alfredo ihr Ziel auf dem Jakobsweg erreichen. In Postbauer-Heng sind sie losmarschiert, die größte Hürde auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela, stellen die Pyrenäen dar. Üblicherweise hat man eine Mission, wenn man eine so lange, beschwerliche Strecke in Angriff nimmt, die gleichzeitig eine harte Prüfung darstellt.
Das wilde Wissen
Heiko Gärtner, der mit Auszeichnung diplomierte Natur- und Wildnispädagoge aus Neumarkt, der ausgebildete Jäger und Nationalpark-Ranger, der passionierte Kletterer und erfahrene Abenteurer, der schon auf allen Kontinenten der Welt unterwegs war, will das „wilde Wissen" im Schulsystem verankern. Er hat eine feste Überzeugung: „Wir bräuchten global nur eine Generation Kinder, die wirklich die Mutter Erde aus tiefstem Herzen lieben und schützen will. Ab dieser Zeit hätten wir keine Sorgen mehr, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel, dem Ölcrash, der Hunger- und Glaubenskriege und den Seuchen entstehen."
Um für diese Idee sozusagen die Werbetrommel zu rühren, ist Gärtner mit seinem alten Freund Josef Bogner losmarschiert. Alfredo, der gutmütig dreinblickende Großesel, der das Gepäck der Extrem-Wanderer auf seinem Rücken trägt und weniger vom Idealismus als vielmehr vom puren Spaß an der Bewegung inspiriert ist. Macht das ganz besondere Expeditions-Team auf dem Jakobsweg komplett.
Heiko Gärtner wird sich wie in einigen Survival-Lehrgängen zuvor, in seinem Leben an strenge Regeln halten und sich beinahe ausschließlich von dem ernähren, was er in der Natur findet. Hauptsächlich also von Pflanzen und Kräutern, Beeren und Obst, ab und zu auch mal von Insekten, Mäusen oder Eidechsen. Ein paar besondere Snacks hat er allerdings auch im Gepäck: nach Art der Steinzeitmenschen hergestelltes Dörrfleisch beispielsweise, getrocknete Nüsse oder Getreide, das - mit Wasser aufgegossen - ein „köstliches Frühstück" ausmacht.
Übernachten unter freiem Himmel und Leinen Tarp
Seine Bekleidung stellt ein nach mittelalterlichem Muster gefertigtes Lederhemd und eine Hose aus Ziegenleder dar. Beim Übernachten unter freiem Himmel, schützt er sich mit einer nach uralter Überlieferung gestärkten Leinenplane vor Wind und Wetter. Bevor man es sich nach täglichen Etappen von 30 bis 50 Kilometern Länge am Lagerfeuer gemütlich machen kann, kommen Feuerstahl oder Feuerbohrer zum Einsatz, um der archaischen Lebensweise bis ins Detail Rechnung zu tragen. Trinkwasser führt man in einem mit Bienenwachs und Leinöl präparierten, selbst gefertigten Lederbeutel und in einer Holzkaraffe mit sich.
Auf seinem über 2000 Kilometer langen Weg nach Santiago de Compostela braucht der Wildnispädagoge so gut wie kein Geld. Für Esel Alfredo muss allerdings relativ viel Kapital auf dem Jakobsweg aufgewendet werden. „Selbstverständlich" sind mehrere tierärztliche Untersuchungen. An den Landesgrenzen werden Gebühren für den Vierbeiner erhoben, die Rückfahrt in einem Pferde-Transporter schlägt mit 1500 Euro zu Buche. Heiko Gärtner hat keinerlei Sponsoren. Er wollte sich bewusst nicht an große Firmen wenden, da dies seinem Konzept widerspricht.
� Über kleine Spenden („schon ein einziger Euro genügt"), die sein Projekt auf dem Jakobsweg unterstützen, würde er sich allerdings sehr freuen. Sein Konto bei der Dresdner-Bank Neumarkt (BLZ: 760 800 40) hat die Nummer 080-616-2200.
Arte zeigt interessante Geschichten auf dem Jakobsweg:
Raus aus dem Alltag, raus aus der Komfortzone heißt es auf dem gezeigten Jakobsweg von Arte. Jederzeit als Wiederholung zu sehen. Zur Geschichte: Carsten will sich, nach der Krebsdiagnose vor ein paar Monaten, nun endlich den Traum vom Jakobsweg erfüllen. Monika, die zum ersten Mal ohne ihre Familie auf Reisen ist, möchte den Weg nutzen, um sich mit dem Verlust ihrer Mutter auseinanderzusetzen. Die erste Nacht verbringt die Gruppe in einem Augustinerkloster in Roncesvalles. Carstens Freund Armin stößt auf den letzten zehn Etappen zur Gruppe und wird herzlich empfangen. Der Hund "Camino" ist Anikó vor ein paar Jahren auf dem Jakobsweg zugelaufen und lebt seither bei ihr in Deutschland. In der ersten Woche pilgert die Gruppe in sieben Etappen hundert Kilometer über die französischen Pyrenäen in die spanische Region Navarra.