Corona: Kann die Reise noch weiter gehen?
"Zuerst Kondome"
Zwei Neumarkter sitzen in FRANKREICH während der Corona Reise fest
VON NICOLAS DAMM
Die beiden Weltreisenden Neumarkter Heiko Gärtner und Tobias Krüger müssen in Frankreich wegen der Ausgangssperre mindestens zwei Wochen Stopp einlegen.
NEUMARKT/LAON. Seit Dienstag 12 Uhr herrscht eine landesweite Ausgangssperre in Frankreich. Und mitten drin in der Corona Reise 2020 in Frankreich zwei Neumarkter: Heiko Gärtner und Tobias Krüger, die seit über sechs Jahren auf einer „Weltreise ohne Geld" sind, hängen nun 14 Tage in dem kleinen nordfranzösischen Dorf Liesse-Notre-Dame fest. Oder auch noch länger.
„Da haben wir jetzt die höchste Quarantäne-Stufe in der Geschichte des Landes und man bekommt davon gar nichts mit", wundert sich Tobias Krüger eine halbe Stunde nach Beginn der Ausgangssperre am Telefon. Da befinden sich die beiden Extremwanderer gerade in Laon, der nächsten größeren Stadt. Und kommen an einer Bäckerei vorbei, vor der sich eine 50 Meter lange Schlange gebildet hat. "Zwei Mal am Tag dürfen die Leute Essen besorgen gehen. Dann sind die Läden überfüllt, in einer sonst menschenleeren Gegend mit vier Einwohnern pro Quadratkilometer – ob das im Sinne des Erfinders ist?"
Anhand der Hamsterkäufe haben die Neumarkter, die seit einem Monat durch Frankreich in der Corona Reise laufen, kulturelle Unterschiede festgestellt: "Bekanntlich stürzen sich die Deutschen zuerst aufs Klopapier. Über Freunde in Italien, wo wir im vergangenen Jahr lange waren, wissen wir, dass dort Alkohol als erstes ausverkauft war. Und bei den Franzosen - sind es die Kondome."
Gendarmen kontrollieren das Corona Reise-Verbot
Gärtner und Krüger haben vergangene Woche eine kleine Dachwohnung im Schatten der Basilika von Liesse-Notre-Dame bezogen, einem kleinen Pilgerort im Departement Aisne. In der Bleibe, die der Caritas gehört, dürfen sie bis auf Weiteres kostenlos wohnen. Zweimal am Tag kommt während der Corona-Reise im Ausland eine Krankenschwester vorbei und desinfiziert die Türklinken. "Polizei und Gendarmerie kontrollierten jetzt die Einhaltung der Ausgangssperre", erzählt Tobias. Auch sie seien schon angehalten worden; was auch lustig war, weil dem Polizisten beim Sprechen immer wieder der Mundschutz heruntergerutscht ist. „Er hat gesagt, wir sollen auch beim Einkaufen einen Meter Abstand halten. Die Franzosen sind bis jetzt aber noch recht kulant, sie sehen nicht alles so eng."
Nach den Regionalwahlen macht unser gesamtes Nachbarland auf Anordnung seines Staatspräsidenten Emmanuel Macron nun dicht. Gut, dass die beiden „Weltläufer" schon eine Unterkunft gefunden hatten, denn die Kommunen sind angewiesen, niemanden mehr aufzunehmen.
"Es heißt, wir kämen jetzt nicht einmal ins Gefängnis, wenn wir randalieren würden." Am nächsten Morgen mailen sie den Neumarkter Nachrichten einen Nachbericht von ihrem Supermarkt Besuch in Laon. “Wir haben den Supermarkt betreten, indem nahezu nichts los war. Fast dachten wir schon, der große Ansturm wäre hier ausgeblieben, aber wir haben ihn nur verpasst. Nahezu alles war geplündert während der Corona Reise."
Schlachtfeld Supermarkt
Alle Tiefkühltruhen waren leer, mit Ausnahme der Fischtruhe. Insgesamt gab es noch drei Pakete Nudeln, nahezu keine Süßigkeiten “und wirklich keine Kondome mehr". Klopapier war mau, aber noch immer verfügbar. Anhand der Scherben und aufgerissenen Packungen am Boden konnte man sehen, dass es wirklich Kämpfe um die Lebensmittel gegeben hat."
Die Oberpfälzer konnten sich aber dennoch mit ausreichend Grundnahrungsmitteln für die nächsten zehn Tage für ihre Corona Reise versorgen. Dann ging es zurück in ihr Dorf, 16 Kilometer mit einem 50 Kilogramm schweren Rucksack auf dem Rücken. Zwei Wochen in einer Dachwohnung mit sporadischem Auslauf – wie können das eingefleischte Weltenbummler denn überhaupt ertragen? "Ach, das kommt uns zu diesem Zeitpunkt sogar ganz gelegen. Wir bauen gerade unsere Internetseite die "Erlebnisgalaxie" neu auf, da haben wir noch wahnsinnig viel zu tun."Aber in absehbarer Zeit soll sie weitergehen, die "Weltreise zu Fuß und ohne Geld".
Informationen zu Corona Reisen im Ausland:
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