Wie Sanktionen bei der Entwicklung helfen

von Franz Bujor
31.08.2016 21:46 Uhr

Erste Erfahrungen mit den Sanktionen

Es sind nun bereits ein paar Tage vergangen, in denen wir das Sanktionierungssystem täglich durchgeführt (Wie kam es dazu?) haben. Vor allem jetzt am Anfang kommt dabei ganz schön was zusammen. Zum einen merke ich, dass ich noch immer sehr unaufmerksam bin und dadurch viele Fehler und Patzer mache. Ich trete so gut wie in jedes Fettnäpfchen, verliere immer wieder den Überblick, vergesse Dinge, mache sie doppelt, bin hektisch und unkoordiniert, unkonzentriert und komme schnell ins Schludern. Durch die Sanktionen wird mir dabei alles was ich verpatze vollkommen bewusst. Zuvor war es einfach da und ich habe ihm meist keine weitere Beachtung geschenkt. Es war immer einfach der Gedanke „Ups, naja, ist ja nicht wirklich was passiert!“ da und schon verschwand die Situation wieder aus meinem Bewusstsein. Außerdem war immer das Gefühl da, dass die Sachen eigentlich ja gar nicht passiert sind, wenn sie niemand bemerkt hat. Das Gefühl oder die Gedankgen dahingehend sind schon noch immer in mir, nur nützen sie jetzt nichts mehr, da ja nicht Heiko entscheidet, was sanktioniert wird, sondern mein eigenes, höheres Selbst. Plötzlich bekommt der Satz „Gott sieht alles!“ eine völlig neue Bedeutung. Ich selbst bin Gott und ich bin immer bei mir, so dass mein höheres Selbst jeden noch so kleinen Patzer mitbekommt. Vielleicht ist dies auch die Botschaft, die mir die vielen starrenden Menschen mitteilen wollen, die uns nun schon seit Tagen begleiten. Egal wohin man kommt, man fühlt sich immer beobachtet. Man ist nie allein und da alles eins ist, ist man das ja auch wirklich nicht. Das Dumme an der Sache ist nur, dass ich noch immer Angst vor den Sanktionen habe und durch das Bewusstwerden nun in eine Erstverschlimmerung rutsche. Ich merke, was ich überall für einen Scheiß baue versuche es zu verhindern, werde dadurch hektisch und baue gleich noch mehr Scheiß. Was mir immer bewusster wird, durch diese neue Art der Herangehensweise ist, dass ich stets auf dem komplett falschen Wege versuche schneller und effektiver zu werden. Ich versuche stets mich zu beeilen, weil ich glaube, nicht genügend Zeit zu haben. Dadurch werde ich jedoch hektisch und unruhig, mache Fehler, verpatze und vergesse die Hälfte und brauche letztlich die doppelte Zeit. Der Schlüssel zum Erfolg liegt hier offenbar in der Entschleunigung. Ich werde nicht dadurch schneller, dass ich immer mehr der Zeit hinterher hetze, sondern dadurch, dass ich mir Zeit nehme und alles in Ruhe und Gelassenheit mache. Ich nehme mir nie die Zeit, kurz innezuhalten und genau zu überlegen, was jetzt getan werden muss und wie es am besten geschehen kann. Stattdessen hetze ich immer gleich los und vergesse dann, was ich eigentlich wollte. Das Grundprinzip lautet hier: Erst denken, dann handeln. Wenn ich es schaffe, dies nun auch noch wirklich in meinen Alltag zu integrieren, bin ich ein großes Stück weiter.

Die zweite Sache, die zu einer Häufung der Sanktionen führt ist, dass die Sanktionen und der Bewusstwerdungsprozess zum ersten Mal Heilungsprozesse in mir ansteuern. In der ersten Woche der Sanktionierungen haben wir als eine Sanktion ein 45sekündiges Auspeitschen mit Brennesseln gemacht. Normalerweise sollte das erst ordentlich zwiebeln, dann eine Weile brennen und jucken, wobei die Durchblutung und der Kreislauf angeregt wird und dann wieder abklingen. Bei mir kam es jedoch zu derart heftigen Reaktionen meiner Haut und meines gesamten Organismus, dass ich zunächst einmal einen riesigen Schreck bekam. Überall am Rücken, auf der Brust und an Armen und Beinen entstanden dicke Pusteln und Blasen und meine Haut quoll regelrecht auf, so dass sie wirkte wie die Haut einer Echse oder einer Schildkröte. Der Grund dafür waren die Immensen Wassereinlagerungen die ich bereits seit geraumer Zeit in meinem Körper hatte. Mir war bereits häufiger aufgefallen, dass meine Füße am Abend sehr stark anschwollen, weil sich das Wasser darin sammelte und auch bei den ersten Sanktionen mit der Rute und der flachen Hand war es schon zu starken Schwellungen gekommen, weil mein Körper das eingelagerte Wasser in die Stelle schoss, die durch den Schlag stimuliert wurde. Der Grund für diese Wassereinlagerungen lag vor allem in einer Kombination aus drei verschiedenen Angstkonflikten, die ich in mir trug. Um das zu erklären muss ich noch einmal ein kleines bisschen weiter ausholen. Ähnlich wie eine gefühlte Todesangst, wie sie durch die Hiobsbotschaften der Medien oder unserer Ärzte ausgelöst werden kann, zu einem Anwachsen unserer Lungenbläschen führt, gibt es auch Konflikte, die eine Wassereinlagerung im Körper verursachen. In der Natur steckt auch hier wieder ein einfaches Prinzip dahinter. Wenn ein Tier in eine Situation gerät, in der seine Existenz bedroht ist, oder es glaubt, nicht genügend Wasser und Nährstoffe zur Verfügung zu haben, weil beispielsweise eine Dürreperiode angebrochen ist, dann behält der Körper mehr Wasser in seinen Zellen als normalerweise, um von diesem im Notfall zehren zu können. Auch hier gibt es also wieder einen biologisch sinnvollen Nutzen hinter den Symptomen. In meinem Fall wurde die Wassereinlagerung von drei verschiedenen Angstkonflikten ausgelöst. Der erste war der sogenannte Geborgenheitskonflikt, der dadurch entstand, dass ich mich in mir selbst nicht zuhause fühlte. Der zweite war ein Flüchtlingskonflikt, also der Versuch, vor meinen Ängsten und Lebensthemen davon zu laufen und der dritte war ein sogenannter Existenzangstkonflikt. Ich hatte Angst davor, nicht selbstständig leben zu können und so sah ich meine eigene Existenz stets bedroht. All diese Konflikte waren jedoch nicht aktiv, sondern begleiteten mich auf latente Weise permanent, ohne dass sie mir wirklich bewusst wurden. Sie wurden also nie zu einem akuten Problem um das ich mich kümmern musste, konnten daher aber auch nicht gelöst und geheilt werden. Erst durch das Ritual, durch das ich zu Franz wurde, löste sich der Geborgenheitskonflikt und kam damit theoretisch von der aktiven in die Heilungsphase. Nur hatte ich mich bereits so sehr an die chronischen Wassereinlagerungen in meinem Körper gewöhnt, dass ich mir eine Heilung nicht mehr vorstellen konnte. Erst jetzt, wo die Brennnesseln diese heftigen Hautreaktionen auslösten und mir das Wasser buchstäblich ins Auge schoss, begann ich wieder an eine Veränderung zu glauben. Ich wusste, dass Brennnesseln eine Heilwirkung haben und konnte nun endlich das eingelagerte Wasser, das mit dem Geborgenheitskonflikt in Verbindung stand loslassen. Die Symptome, die zuvor latent und weitgehend unbemerkt geblieben waren, wurden für mich nun sichtbar und fühlbar und durch diese Bewusstwerdung begann mein Körper mit dem ersten großen Heilungsprozess. Er war bei weitem nicht so schlimm wie der von Heiko neulich, bei dem er eine ganze Nacht lang Kotzend und Scheißend im Wald verbracht hat, doch für mich als Neuling in diesem Bereich war es durchaus ordentlich. Die komplette Nacht hatte ich Schweißausbrüche und fror dabei zeitgleich wie der Teufel in der Arktis. Ich war hellwach, wälzte mich von einer Seite auf die nächste und brachte so gut wie kein Auge zu. Dementsprechend gerädert war ich am nächsten Morgen und dies wiederum führte natürlich dazu, dass ich gleich noch unaufmerksamer wurde, als ich es normalerweise ohnehin schon war. So entstand in der Folge ein erster Highlight-Tag in Sachen Sanktionierung. Es gab 65 Kniffe, 12 Klatscher, 3 Minuten lang ganzkörperliches Auspeitschen mit Brennesseln und 3 Hiebe mit einer Rute. Die Kniffe, Klatscher und Hiebe waren schnell wieder abgeklungen, doch die Brennesseln spürte ich noch mehrere Tage. Mein kompletter Kreislauf und auch meine ganze Haut reagierten darauf und spielten nun vollkommen verrückt. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es eine Heilungsphase ist, die schon bald abklingen würde und durch die ich insgesamt gesünder, fitter, lebendiger und aufmerksamer werde, hätte ich mir vor Angst in die Hose geschissen. Doch so war es einfach ein unangenehmer Prozess, durch den ich eben hindurch musste und auch wenn ich mir gerade wünschte, dass ich es schon überstanden hätte, freute ich mich darüber dass er da war und dass nun doch endlich mal Bewegung ins Spiel kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch noch keine Ahnunh, dass die Brennnesselsanktionierungen bis auf über eine halbe Stunde am Stück ansteigen sollten und dass ich dadurch in noch tiefere Heilungsphasen mit noch heftigeren Körperreaktionen geführt werden würde.

Der dritte Grund, warum die Sanktionen nun am Anfang besonders groß ausfallen, sind die Altlasten, die nach und nach durchkommen. Vieles habe ich gar nicht heute oder an den letzten Tagen verbockt, sondern schon vor langer Zeit und es kommt nun nach und nach an die Oberfläche. Das vorläufige Highlight in diesem Bereich, waren 50 Ruten-Hiebe am Stück, von denen ein Großteil auf das Konto einer unüberlegten Aktion in Moldawien ging, bei der ich nach einer Wanderung über eine Staubstraße mit meinem T-Shirt über meine Brille wischte um sie zu reinigen. Dass die kleinen Staubpartikel dabei Schlieren in die Gläser reiben würde, hätte eigentlich jedem klar sein müssen, aber in dem entsprechenden Moment hatte ich nicht darüber nachgedacht. Derartige Situationen gibt es in meiner Vergangenheit wie Sand am Meer und es wird sicher noch eine ordentliche Weile dauern, bis sie alle abgebaut sind. Gleichzeitig kam nun aber noch ein neuer Aspekt hinzu. Denn dass mir mein kontraproduktives Verhalten nun bewusst wurde, führte noch nicht dazu, dass ich es deswegen auch änderte. Im Gegenteil, ich hatte sogar nach einigen Tagen das Gefühl, ein größerer Trottel, Tollpatsch und Energieräuber zu sein, als ich es je zuvor in meinem Leben gewesen war. Heiko konnte mich jedoch beruhigen: „Keine Angst, es ist genauso schlimm wie immer! Es ist dir zuvor nur nie aufgefallen!“ Dadurch, dass mir nun bewusst wurde, dass jede Handlung, die gegen meine Seele verlief, eine schmerzhafte Konsequenz nach sich trug, spürte ich zum ersten Mal, wie oft ich gegen mich handelte. Es ging nicht um ein oder zwei Missgeschicke am Tag, sondern um nahezu jede einzelne Handlung die ich ausführte und jede einzelne Entscheidung die ich traf. Später machten wir auch hierzu noch einige Muskeltests und kamen dabei auf ein absolut erschreckendes Ergebnis. In 100% der Entscheidungen, die ich von mir aus alleine traf, handelte ich gegen mein Herz und meine Seele. Ich hatte nicht nur das Gefühl, nichts richtig zu machen, ich machte auch wirklich alles falsch, was ich nur falsch machen konnte. Sogar wenn ich kacken ging, hatte ich mir dabei Trotzverhaltensmuster angewöhnt, durch die ich mir selbst Zeit stahl und dadurch gegen mich handelte. Nahezu alles, was ich tat, führte zu einer Sanktion, weil es vollkommen oder zumindest teilweise gegen mein Herz war. Es war also kein Wunder, dass ich mir selbst nicht vertraute. Mindestens genauso erschreckend war jedoch das Ergebnis des zweiten Tests. Hier fragten wir, ob ich das was ich tue wirklich für mich mache, weil ich es vom Herzen her will, oder ob ich es für jemand anderen mache. Auch hierbei kam wieder heraus, dass ich alles für jemand anderen tat. Die Quote der Fremdmotivation lag bei 100%. Bei Heiko lag sie im Vergleich dazu bei 10%. 3% von dem was er machte, machte er nicht für sich, sondern für seine Eltern, 4% für andere Menschen an sich, also für Fremde, Reisekontakte, Leser und ähnliches und weitere 3% machte er für Heidi und mich. Zunächst dachte ich, dass ich einen Großteil noch immer für meine Eltern machte, doch dies war nicht der Fall. 100% von dem was ich tat, tat ich für Heiko. Wie konnte das sein? Erst etwas später kamen wir auf die Antwort. Ich selbst wusste, dass ich keinen Kontakt zu meinr inneren Stimme und meiner Intuition hatte und traute mir deshalb keinen Millimeter weit. Gleichzeitig wusste ich aber, dass Heiko als Mentor und Seher sehr wohl erkennen konnte, was mein wahres Sein war und wie ich mich ihm nähern konnte. Aus diesem Grund hatte ich begonnen, ihn mit meinem höheren Selbst gleichzusetzen. Meine Schlussfolgerung lautete: Wenn ich Heikos Entscheidungen folge, folge ich damit automatisch auch meinem höherens Selbst. Wenn Heiko wegen etwas sauer ist, ist auch mein höheres Selbst sauer. Die Fehlerquote, die Heiko dabei als Seher für andere hat, liegt bei 0,01%. Eine von tausend Entscheidungen, die er trifft und der ich folge, ist also falsch und damit gegen mein höheres Selbst. Die 999 anderen dienen meinem höheren Selbst. Ich selbst brachte es nicht einmal auf eine einzige richtige Entscheidung von 1000. In gewisser Weise hatte ich meine Intuition damit also outgesourced. Auf ihre verquere Art funktionierte diese Strategie ja sogar, aber sie fühlte sich dennoch weder für Heiko noch für mich in irgendeiner Weise gut an. Es galt nun also zu lernen, meine eigenen Entscheidungen so zu treffen, dass sie zumindest hin und wieder meinem Sein dienten, so dass ich mir selbst wieder mehr und mehr vertrauen und damit auch für mich selbst und nicht für Heiko handeln konnte.

Spannend waren aber vor allem auch die Gefühle, die bei der Sanktionsdurchführung in uns aufkamen. Denn in jedem von uns schlugen zu diesem Thema zunächst noch zwei Herzen. Auf der einen Seite fühlte es sich vollkommen richtig und heilsam an und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass sich bei mir wirklich etwas bewegte und ich anfing, tatsächlich erste Fortschritte zu machen. Auf der anderen Seite hatten wir aber auch alle drei einige Bedenken und in jedem von uns kamen Gefühle auf, die durch das kollektive Gesellschaftsbild ausgelöst wurden, das wir übernommen hatten. Für uns beide war und ist klar, dass Heiko lediglich die Ausführende Hand meines eigenen Gottbewusstseins ist und dass er nichts tut, um das ich ihn nicht ausdrücklich bitte. Und doch ist das Gefühl von Schuld bei ihm stets präsent, weil es uns von der Gesellschaft, bzw. vom Gegner sehr stark eingeredet wurde. Obwohl wir uns ja vollkommen einvernehmlich darauf geeinigt hatten, die Sanktionen einzuführen und er sich zu 100% sicher sein konnte, dass ich damit einverstanden war, kam beim Sanktionieren in ihm immer wieder das Gefühl auf, dass er sich damit Schuld auflastete. Wir haben seit unserer Kindheit stets eingeredet bekommen, dass wir uns alles gefallen lassen müssen. Wir dürfen keine Grenzen setzen und müssen jeden Energieraub zulassen. Wenn man selbst geschlagen wird, kann man das Glück haben, dass ein Rück-Schlag gerade noch so eben akzeptiert wird. Doch wenn uns jemand nervt, bis wir kurz vorm Durchdrehen sind und wie ein HB-Männchen durch die Decke gehen könnten, dann erwartet man trotzdem von uns, dass wir ruhig und gelassen bleiben und diesen suptilen Angriff hinnehmen. Noch herber ist es, wenn der Energieräuber nach außen hin niedlich, mitleiderweckend oder freundlich erscheint. Ein unangenehmer, schlecht gelaunter und hässlicher Energieräuber oder Nervenbolzen, darf in seinem Tun noch einigermaßen gestoppt werden, ohne dass man deshalb den Schmach der Nation auf sich zieht. Ist aber jemand niedlich, kränklich, sympathisch, freundlich oder gar behindert und raubt uns den letzten Nerv, dann lautet die Devise, dass der arme Kerl ja nichts dafür kann und man ihn schon verstehen müsse. Doch ist das wirklich hilfreich? In meiner Zeit in der Förderschule war es auffällig, wie viele Kinder es gab, die ganz bewusst ihre Behinderung in Kombination mit ihrem Niedlich-Sein einsetzten, damit alle anderen alles taten was sie von ihnen wollten. In anderen Klassen hingegen hatten die Lehrer ein klares System eingeführt, bei dem jede Handlung eine direkte Konsequenz hatte, die unabhängig von Niedlichkeitsgrad knallhart durchgesetzt wurde. Hier waren die Kinder nun plötzlich auch bereit zu lernen und entwickelten Fähigkeiten, die ihnen niemand zugetraut hätte. Ich erinnere mich zum Beispiel noch an einen Jungen im Rollstuhl, der allen Glauben machte, dass er sich nicht selbstständig bewegen könne. Kraft hatte er dafür genug, doch er war der Ansicht, dass er sein Leben weitaus bequemer gestalten konnte, wenn jeder glaubte, dass er seine Hände nicht gut genug koordinieren konnte, um die Reifen seines Rollstuhls zu bewegen. Er bekam daher eine einfache aber wirkungsvolle Aufgabe gestellt, die er jeden Tag aufs neue meistern musste. Beim Mittagessen schob man ihn nicht mehr an den Tisch, sondern an einen Platz, der rund zwei Meter davon entfernt war. Er hatte nun eine gute halbe Stunde Zeit, um diese Distanz zu überwinden und an sein Essen zu gelangen, da für ihn die Mittagspause zur gleichen Zeit endete, wie für alle anderen. Am Anfang wartete er noch, in der Hoffnung, dass ihn irgendjemand zum Essen schieben würde und so verpasste er über mehrere Tage hinweg jedes Mittagessen. Irgendwann jedoch spürte er, dass sein Hunger und sein Appetit größer wurden als sein Ego und seine Faulheit und so rollte er ganz langsam in Richtung Essenstisch. Bei den ersten Versuchen kam er so spät, dass er gerade noch ein oder zwei Löffel abgreifen konnte, bevor sein Teller weggeräumt wurde. Dann wurde er schneller und am Ende war die Distanz in wenigen Sekunden überwunden, so dass er genauso essen konnte, wie alle anderen auch. Zunächst kam dabei auch in uns ein immenses Schuldgefühl und ein Gefühl von Mitleid auf. Immerhin sorgten wir dafür, dass ein körperlich und geistig behinderter Junge, der in seinem Leben ohnehin schon genug durchgemacht hatte, nun auch noch täglich hungern musste, während seine Mitschüler genüsslich aßen. Doch wären wir diesem Mitleid nachgegangen und hätten die Sanktion in Form des Essensenzuges unterbrochen, hätte es keinen Lernerfolg für ihn geben können. Er wäre immer tiefer in die Unselbstständigkeit gerutscht und hätte nie gelernt, dass es durchaus auch Vorteile hat, den Rollstuhl selbst zu bedienen.

Tatsächlich ist das Auslassen der Konsequenzen und der Verzicht auf die Sanktionen nur in unserer Gesellschaft möglich, weil wir uns ein soziales Netz erschaffen haben, in dem wir auch dann noch überleben können, wenn wir vollkommen Lebensunfähig sind. Auch hier lassen wir die Sanktionen und Konsequenzen für lebensfeindliches Handeln natürlich nicht wirklich aus. Gott und die Schöpfung lässt sich nicht verarschen. Wenn ich eine Vase vom Tisch werfe, wird sie zerbrechen und die Scherben verteilen sich über den ganzen Boden. Dies ist die natürliche Konsequenz und diese können wir nicht aufhalten. Das einzige was wir durch unsere naturferne Lebensweise erreicht haben ist, dass wir die Konsequenzen hinauszögern , aufschieben und auf eine andere Ebene verlagern, in der wir sie nicht mehr zuordnen können. Dadurch erschaffen wir uns jedoch gleich in doppelter Hinsicht die Hölle auf Erden. Je länger wir die Verantwortung abgeben und uns so vor den Konsequenzen unserer Handlungen drücken, desto mehr sagen wir der Schöpfung, dass sie uns die ausstehenden Sanktionen irgendwann in einem gewaltigen Pressschlag schenken soll, der dann so hart sein muss, dass wir ihm nur noch schwer standhalten können. Wir können uns vor den Konsequenzen unserer Handlungen nicht drücken. Sie müssen kommen, das ist ein Naturgesetz. Wenn wir es versuchen und die Sanktionen nicht bewusst annehmen, dann bekommen wir sie in Form von Krankheiten, Schicksalsschlägen oder ähnlichem direkt von der Schöpfung, also faktisch ebenfalls wieder von uns selbst, da ja alles eins ist. Hinzu kommt jedoch, dass wir uns durch das Aufschieben der direkten Konsequenzen und Sanktionen Verhaltensmuster antrainieren, die so Lebensfeindlich sind, dass man es kaum glauben kann. Wir können uns durch Alkohol und Drogen sämtlicher Sinne berauben, können zu dumm sein, uns die Schuhe zuzubinden und können sogar aufhören zu essen und zu atmen und doch wird es immer ein Fangnetz geben, das dafür sorgt, dass wir nicht sterben. Es geht soweit, dass wir mit Hilfe von Maschinen künstlich beatmet und ernährt werden können, wenn wir dazu selbst nicht mehr in der Lage sind. Auf den ersten Blick wirkt das wie ein gigantischer Fortschritt. Aber ist es das wirklich? Oder ist es vielmehr so, dass wir uns dadurch zwar vor dem Tod schützen, aber auch davon abhalten, wirklich zu leben? Da keine unserer Handlungen mehr eine direkte, nachvollziehbare Konsequenz hat, können wir so lebensfremd werden, dass von uns am Ende nicht mehr übrig bleibt als ein Zombie. Ich weiß das, denn ich habe ja immerhin lange genug als einer gelebt. In der Natur kann dies nicht vorkommen. Hier bedeute jede lebensfremde Handlung sofortige Lebensgefahr. Wenn also ein Wolfsjunges damit beginnt, seine Mutter und seine Geschwister ununterbrochen zu pisaken, dann bekommt es dafür von seiner Mutter so sehr eine ins Gesicht gezimmert, dass es ein für alle Mal weiß, dass es dies nie wieder zu tun braucht. Die Mutter tut dies nicht, weil sie ihrem Kind schaden will, sondern weil sie weiß, dass ihr Kind stirbt, wenn es dieses Verhalten weiterhin an den Tag legt. Denn wenn das Wolfsjunge nun mit diesem Verhalten hinaus in die Welt zieht und dabei zufällig an einen Bären gerät, den es aus lauter Übermut ebenfalls zu piesacken beginnt, dann wird dieser nicht lange fackeln und den kleinen Quälgeist mit einem wuchtigen Prankenhieb am nächsten Baum zerschmettern. Anders als wir Zivilisationsmenschen lässt sich die Natur nun einmal nicht verarschen. Wir aber verurteilen die Mutter dafür und sagen, dass sie so nicht mit ihrem Kind umgehen kann. Das gleiche gilt auch für Lehrer und Mentoren. Wenn ein Lehrer versucht, eine Klasse zu unterrichten, die ihm auf der Nase herum tanzt, dann muss er dies hinnehmen und versuchen, sie irgendwie mit sanften Mitteln dazu zu bekommen, dass sie sich freiwillig am Unterricht beteiligen. Warum aber haben die Schüler das Recht, sich selbst und den Lehrer auf diese Weise zu zerstören? Als ich vor vielen Jahren anfing, Pädagogik zu studieren wurden die antiquierten Erziehungsmethoden mit denen unsere Eltern und Großeltern aufgewachsen sind nur noch mit einem herablassenden Lächeln betrachtet. „Damals gab es sogar noch Schläge, wenn jemand nicht richtig spuren wollte! Könnt ihr euch das vorstellen?“ Die neue Form der Pädagogik, die auf ein antiautoritäres Miteinander setzte, bei dem den Kindern keine echten Grenzen mehr gesetzt wurden, galt nun als der große Durchbruch. Damit würde nun alles besser werden und es konnte eine Generation voller Freigeister entstehen. Aber passierte das wirklich? Ist die nachwachsende Generation wirklich lebensfroher, friedlicher, zentrierter, aufmerksamer, konzentrierter, klarer und lebensfähiger als die unserer Großeltern? Wenn ja, wie kommt es dann, das inzwischen Millionen von Kindern auf der ganzen Welt Ritalin-Süchtig sind? In der Zeit in der wir selbst als Erlebnispädagogen gearbeitet haben, haben wir viele erschreckende Situationen miterlebt, die es so vor 50 Jahren sicher nicht gegeben hätte. Andere haben wir aus Erzählungen von Lehrern und anderen Pädagogen mitbekommen. Am beeindruckendsten war dabei eine Grundschulklasse, in der ein siebenjähriger Junge mehrfach seine Mitschüler vergewaltigt und sexuell misshandelt hat. Es begann mit relativ harmlosen Grapschereien auf dem Schulhof. Er trat hier und da einem Mädchen zu nahe und fasste sie auf eine Weise an, die sie als belästigend empfanden. Hätte man ihm zu diesem Zeitpunkt eine klare Grenze gezeigt, wäre es wahrscheinlich bei einem einzigen Vergehen geblieben und seine Mitschüler hätten ihre Ruhe gehabt. Doch die Konsequenz blieb aus. Die Lehrer ignorierten die Handlungen und taten sie zunächst als Kinderspielkram ab, da sie ohnehin nicht gewusst hätten, was sie hätten tun sollen, um diese Übergriffe zu unterbinden. Also tat der Junge das, was jeder tun muss, der dabei ist, seine Grenzen auszuloten, diese aber nicht finden kann. Er ging einen Schritt weiter und drängte eine Mitschülerin in die Ecke, so dass er sie in ruhe überall begrapschen konnte. Wieder bestand die Konsequenz aus nichts weiter als einem lächerlichen „Du, du, du!“ und der Junge musste sich abermals etwas neues überlegen. Die nächste Aktion fand nach dem Schwimmunterricht in der Dusche statt. Im Beisein von vier anderen Jungen fickte er einen Mitschüler zunächst in den Arsch und steckte ihm seinen Schwanz dann in den Mund. Obwohl sechs Kinder die Situation beschreiben konnten und sich darüber einig waren, dass es sich dabei um eine echte Vergewaltigung gehandelt hatte, bei der der Junge mit einem erigierten Penis in den Anus es anderen eingedrungen war, taten die Lehrer auch diese Situation aus Hilflosigkeit ab und beschlossen, dass Kinder in diesem Alter noch keine Erektion bekommen können. Der Junge musste also nur so getan haben als ob, ein echtes Eindringen gab es sicher nicht! Und auch wenn das Verhalten des Jungen zweifelsfrei nicht in Ordnung war, so musste man ja auch bedenken, dass er eben einfach nur ein Kind war und es sicher nicht so gemeint hatte. Dennoch bekam er die größte Strafe, die man als Lehrer einem Schüler in diesem Fall geben konnte: Eine Konferenz und eine Verwarnung, dass er beim nächsten Verstoß von der Schule fliegen würde. Etwas spürbares, durch dass der Junge eine Grenze hätte erkennen können gab es hingegen nicht. Es dauerte nur wenige Tage, bis er die nächste Steigerung in seiner Vergewaltigungslaufbahn auf den Plan rief. Dieses Mal schaffte er es, einige der anderen Jungs als Komplizen zu gewinnen und gemeinsam mit ihnen einige der Mädchen in einem Spielhaus auf dem Schulhof einzusperren und sexuell zu misshandeln. Soweit man es im Nachhinein beurteilen konnte, kam es dabei zu keiner „echten Vergewaltigung“ mit Eindringen, doch die traumatischen Folgen für die Mädchen werden sie wohl dennoch ihr Leben lang begleiten. Ich frage also noch einmal: Haben wir durch unsere antiautoritäre Erziehung der vollkommenen Konsequenzlosigkeit wirklich etwas verbessert? Nach dieser Massenvergewaltigung flog der Junge von der Schule und wurde an eine neue versetzt, wo er natürlich noch immer keine Konsequenzen erhält. Was seither noch alles passiert ist weiß ich nicht, aber es ist schwer zu glauben, dass sich etwas verbessert haben soll. Der Junge ist kein Einzelfall und auch wenn es in den meisten anderen Fällen vielleicht nicht so extrem ist, erziehen wir unsere Kinder doch zu Energievampiren und geben ihnen die offizielle Erlaubnis, ihre Lehrer auszusaugen, zu nerven und in den Wahnsinn zu treiben. Am deutlichsten wurde dies beim Kommunionsunterricht in Italien. Hier war die antiautoritäre Lehrmethodik so extrem, dass man den kompletten Unterricht über nur schreiende Kinder hörte, gegen die keine Lehrerstimmer mehr ankam. Für uns, die meist drei Räume weiter saßen, war es die Hölle. Wie schlimm es für die Lehrer selbst gewesen sein musste, konnten wir uns kaum noch vorstellen. Doch auch für die Schüler war es grässlich. Sie schrien nicht, weil sie so viel Spaß hatten, sondern weil sie sämtlichen Bezug zu sich selbst verloren hatten und nicht mehr wussten, wie sie mit ihrem Leben umgehen sollten. Das Argument gegen die Prügelstrafe in der Schule lautet meist, dass man die Kinder damit traumatisieren würde. Aber stimmte das wirklich? Wir haben uns auf unserer Reise viel mit älteren Menschen unterhalten, die als Schüler Sanktionen von ihren Lehrern und Eltern bekommen hatten und niemand war darunter, der nicht der Meinung war, dass er diese Hiebe damals benötigt hatte. Die ablehnende Haltung gibt es vor allem bei den Menschen, die selbst keine Erfahrung mit dem Sanktioniert werden gemacht hatten. Die landläufige Meinung bei den anderen war in der Regel: „So ein bisschen Prügel hat noch niemandem geschadet!“

Und auch hier zeigt sich wieder, dass die Sanktionen nicht ausbleiben, nur weil die Lehrer diesen Part nicht mehr übernehmen. Die Konsequenzen entstehen trotzdem, nur dass die Schüler sie nun selbst in die Hand nehmen, wodurch die vollkommen unkontrollierbar werden. Die Aufgabe, die früher die Lehrer übernommen haben, übernehmen nun die Mobber, die Schläger und in einigen Fällen die Vergewaltiger. Glauben wir wirklich, dass dies weniger traumatisierend ist, als eine kontrollierte Strafe durch den Lehrer? Das, war an der autoritären und sanktionierenden Erziehung wirklich traumatisierend war, waren nicht die Sanktionen. Es war der Umstand, dass einige Lehrer ihre Machtposition ausgenutzt und zur Willkür gegriffen haben, so dass es Situationen gab, in denen die Schüler die Sanktionen nicht verstehen und daher auch nicht annehmen konnten. Doch nicht nur im Schulsystem des vorherigen Jahrhunderts spielten Sanktionen eine Rolle, sie waren auch Teil jedes Mentorings, bei dem ein Schüler auf das Leben vorbereitet wurde. Als Stalking Wolf mit 82 Jahren angefangen hat, den jungen Tom Brown zu unterrichten, wird er sich dabei kaum auf der Nase herumtanzen gelassen haben. Er wird nicht gesagt haben: "Hey, ich bin 62 Jahre lang frei durch ganz Amerika gereist um das Wissen über das native Leben und die uralten Heiltraditionen zusammenzutragen, aber jetzt ist es vollkommen in Ordnung, wenn ein kleiner Junge kommt, mir Energie raubt und sich verhält wie der letzte Schmarotzer. Wenn Tom eine solche Idee gehabt hat, dann wird er sehr schnell zu spüren bekommen haben, dass es so nicht ging. Und Stalking Wolf wird dabei nicht zimperlich gewesen sein. Anders hätte Tom auch nie zu dem Tracker und Wildniskundigen werden können, der er heute ist. Dadurch, dass wir das Grenzenziehen verurteilen und abwerten, verbieten wir es den Mentoren also Mentoren zu sein und sagen gleichzeitig, dass auch der Schüler kein Schüler mehr sein darf. Alles im Leben hat eine Konsequenz und wenn ich einen Schüler auf das Leben vorbereiten will, muss ich ihn auch auf die Konsequenzen vorbereiten. Wir jedoch wollen ihn vor diesen Konsequenzen bewahren und beschützen, wodurch wir ihn automatisch vom Leben fernhalten. Ohne dass der Schüler die schmerzhafte Konsequenz einer Fehlhandlung spürt, kann er auch keine Lehre daraus ziehen. Die Sanktion dient nicht dazu, den Schüler zu verletzen und ihn klein zu halten. Sie ist ein Wegweise, der ihm zeigt, wie ins Leben und ins Erwachen kommt. Ohne die Sanktionen entsteht ein Stillstand, da nun keine Absicht mehr da ist, sich zu entwickeln. Wenn es doch ohnehin vollkommen gleich ist, was ich tue, warum sollte ich mir dann die Mühe machen, etwas zu lernen? In der Natur ist die Konsequenz davon, dass man in irgendeiner Form einen Scheiß baut, in der Regel der Tod. Als Mentoren sind wir in der Lage, den Schüler darauf vorzubereiten, in dem wir die Konsequenz auf seine Fehlhandlung nicht der Natur bzw. der Schöpfung überlassen sondern selbst übernehmen. Er bekommt also vom Mentor die Konsequenz seiner Handlung gespiegelt und zwar auf eine Weise, die so schmerzhaft ist, dass sich bei ihm einprägt: "Wenn ich diese Handlung durchführe, würde ich normalerweise sterben". In unserem System ist es aber verboten, diese Konsequenz deutlich und fühlbar zu machen und wenn wir es dennoch tun, dann fühlen wir uns schuldig, weil wir einem anderen Schmerzen zugefügt haben. Dabei übernimmt der Mentor lediglich die Rolle des höheren Selbst des Schülers. In Heikos Fall brauchte es keinen äußeren Sanktionierer, weil er seinen bereits im Inneren trug. Sobald er auch nur den kleinsten Fehler machte, schenkte ihm sein höheres Selbst eine ordentliche Tracht Prügel in Form von Krankheiten, Schmerzen oder anderen Leiden. Wie immer diese Leidenskörper auch aussahen, sie waren stets in genau der Intensität, die Heiko brauchte um aufwachen zu können. Die meisten Seher haben derartige Emotionstrainer in Form von Krankheiten oder chronischen Beschwerden in sich, die sie immer wieder auf ihr Fehlverhalten gegenüber dem eigenen Herzen hinweisen. Vor allem am Anfang, also in der Zeit in der sie dieses Leid noch nicht als Emotionstrainer und Wegweise ansehen können, macht es sie oft wahnsinnige und bringt sie an den Rand der Verzweiflung. Denn der innere Sanktionierer ist in jeder Millisekunde bei ihnen und beobachtet jeden ihrer Schritte bis ins kleinste Detail. Er übersieht nichts und das kleinste Vergehen gegenüber der eigenen Seele wird sofort knüppelhart bestraft. Hier gibt es kein vorsichtiges Rantasten und auch keine Möglichkeit „Stopp! Ich brauche eine Auszeit!“ zu sagen. Dieser innere Sanktionierer ist also härter als es jeder Mentor sein könnte und trotzdem verbieten wir nun auch dem Mentor, überhaupt noch eine Form der Sanktionierung durchzuführen. Die einzige Form der Konsequenz die bei uns noch zulässig ist, ist eine Erklärung. Der Schüler darf also nicht mehr erfahren, dass eine bestimmte Handlung Leid verursacht, er darf es nur noch erklärt bekommen, so dass er es in der Theorie versteht. Warum aber sollte er darauf reagieren? „Hey! Du darfst das nicht machen! Hör bitte auf damit!“

Warum sollte man auf eine solche Ansage reagieren, wenn es doch keine Konsequenz gibt? Jedes Verhalten, das wir an den Tag legen hat einen Grund und eine Ursache. Wir verhalten uns also immer auf eine bestimmte Art und Weise, weil wir erkannt haben, dass sie in Bezug auf ein bestimmtes Ziel funktioniert. Wenn ich als kleines Kind Aufmerksamkeit von meinen Eltern möchte, dann probiere ich nacheinander verschiedene Strategien aus, um diese zu bekommen. Sobald ich merke, dass eine davon besonders gut funktioniert, mache ich sie zu meiner Standartstrategie und gewöhne sie mir als Verhaltensmuster an. So kann es zum Beispiel sein, dass ich immer dann Aufmerksamkeit bekomme, wenn ich etwas besonders gut mache und irgendwo der Beste bin. In diesem Fall versuche ich nun immer besser als alle anderen zu sein, um dadurch die Aufmerksamkeit zu erhalten. Es kann aber auch sein, dass ich dann Aufmerksamkeit bekomme, wenn ich mich besonders dumm und ungeschickt anstelle, wenn ich etwas kaputt mache, wenn ich besonders leidend wirke oder ähnliches. In diesem Fall wird es zu meiner Liebliengsstrategie, mich selbst als Opfer zu fühlen und mir dadurch die Aufmerksamkeit zu erschleichen. Egal welche Strategie ich für mich nun als optimal auserkoren habe, ich werde dabei bleiben, solange sie funktioniert. Ganz sicher aber wird mich niemand durch ein „Hey, lass das!“ davon abhalten. Der einzige Grund, mein Verhalten zu ändern ist, dass ich feststelle, und zwar durch ein direktes, praktisches Erleben, dass ich mir mit diesem Verhalten mehr Nachteile als Vorteile einhandele. Mir muss vollkommen präsent werden, dass meine Verhaltensstrategie nicht mehr funktioniert. Erst dann bin ich bereit, mir die Mühe zu machen, eine neue, funktionalere auszuarbeiten. Je länger die Strategie als erfolgreich anerkannt wurde, desto deutlicher muss nun auch das Gefühl sein, das benötigt wird, um sie zu ändern. Auch hier wird es bei der Kindererzihung wieder am deutlichsten. Wenn ein kleines Kind beispielsweise ein neues Spielzeug oder eine Süßigkeit will, und versucht, sich diesen Wunsch dadurch zu erfüllen, dass es seine Eltern nervt, dann ist es am Anfang noch sehr leicht, es davon zu überzeugen, dass diese Strategie nicht zielführend ist. Reagieren die Eltern beim ersten Mal mit einer Rüge und einer Abweisung, versteht das Kind sofort, dass es mit dieser Masche nicht anzukommen braucht. Funktioniert es jedoch und das Kind bekommt seinen Wunsch erfüllt, wird die Strategie als erfolgreich abgespeichert und bei nächster Gelegenheit wiederholt. Wenn die Eltern sie nun stoppen wollen, brauchen sie dafür bereits etwas mehr Aufwand und Nachdruck denn das Kind weiß nun, dass es bereits einmal geklappt hat und vielleicht wieder klappen kann. Vielleicht funktioniert es ja dann, wenn man die Mechanismen verstärkt. Je öfter die Strategie zum Erfolg führt, desto mehr verankert sie sich im Grundverhaltensreportoir des Kindes und je schwieriger wird es, sie daraus wieder zu entfernen. Wenn sie 100.000 Mal funktioniert hat, gibt es aus Sicht des Kindes ja auch keinen Grund, warum sie nun beim 100.001sten Mal nicht mehr funktionieren sollte. Vor allem aber gibt es nun keinen Grund mehr, warum man sie ändern sollte obwohl sie funktioniert, nur weil einen jemand darum bittet. „Wenn ich meine Mama genug nerve, dann bekomme ich immer was ich will! Selbst wenn Mama sagt, dass sie das nicht gut findet und dass sie die möchte, dass ich damit aufhöre, funktioniert es am Ende trotzdem. Warum also sollte ich irgendetwas ändern?“ Schließlich ist die Strategie dann so tief in einem verankert, dass man sie nicht einmal mehr dann ändern kann, wenn man es selber will. In meinem Fall zählt es zu meinen Lieblingsstrategien, mich wie ein trotteliger Tollpatsch zu benehmen, so dass mir andere die Verantwortung abnehmen und mich umsorgen. Auf diese Weise kann ich ihnen dann die Energie aussaugen und meine eigene Lebensenergie sparen. Natürlich weiß ich, dass ich ein Parasit bin, und dass ich durch diese Taktik sowohl mir selbst als auch anderen schade, dass ich alle aus meiner Nähe vertreibe und vergraule und dass ich sie damit krank mache. Doch dieses Wissen ist in meinem Verstand und nicht mit einer direkten, fühlbaren Konsequenz verbunden, die stark genug wäre um die Vorteile meines Parasitentums zu übertreffen. Die größte Präsenz hat meine Angst vor dem Tod und daher ist es mein erstes Ziel, mein eigenes Leben so lange wie möglich zu verlängern. Um das zu erreichen hat sich das Parasitentum, bei dem ich selbst faul sein kann und möglichst wenig Energie verbrauche, gleichzeitig aber möglichst viel von anderen abzapfe als äußerst profitabel erwiesen. Warum also sollte ich diese Strategie ändern, nur weil es ein paar logische und moralische Gegenargumente gibt? Solange ich mit der Strategie Erfolg habe und für diesen Erfolg einen Preis zahle, der mir geringer vorkommt, als der Energiegewinn, den ich erhalte, muss ich die Strategie beibehalten. Wichtig dabei ist das subjektive Empfinden des Preises, den man zahlt und nicht der Preis selbst. Denn dieser ist verdammt hoch und überwiegt den Nutzen des Parasitentums bei weitem. In meinem Fall besteht er darin, dass ich mein Gottbewusstsein verleumde, mein inneres Kind mit Füßen trete und meine Seele verkaufe. Bei einem überzeugten Alkoholiker besteht er darin, dass er seinen Körper und all seine Organe zerstört und seine Mitmenschen wie auch sich selbst zugrunde richtet. Der Gewinn den er erhält ist lediglich die Betäubung seiner Gefühle. Objektiv betrachtet ist der Preis, den er zahlt also viel höher, als der Nutzen den er erhält, doch aus seiner subjektiven Wahrnehmung ist es genau anders herum. Und nicht anders ist es auch bei mir. Erst wenn der gefühlte Preis, den ich für mein Parasitentum zahle so groß ist, dass er den gefühlten Nutzen überwiegt, entsteht die Notwendigkeit in mir, eine neue Strategie zu entwickeln. Erst dann ist eine Wandlung möglich.

Hinzu kommt, dass wir im Schnitt gerade einmal 3% des Inhaltes eines sachbezogenen Textes oder einer Erklärung aufnehmen. Den Rest registrieren wir kurz, vergessen ihn aber sofort wieder und setzen ihn in keinen Bezug zu unserem Leben. Eine Erklärung, warum ein Fehlverhalten anderen und/oder einem selbst schadet, kann also niemals etwas bringen, da sie keinerlei Präsenz hat. Alles, was nicht mit einem direkten erleben und fühlen verbunden ist, dringt nicht soweit in unser Bewusstsein vor, dass wir daraus eine Handlung geschweige denn eine Verhaltensänderung ableiten können. Dies ist auch der Grund, warum man sich in der Regel an die meisten Filme, die man einmal gesehen hat auch nach langer Zeit noch recht gut erinnert, während die meisten Dokumentationen oder Sachvorträge vollkommen aus dem Gedächtnis verschwinden. Bei einem Film geht es um eine Geschichte, in die man sich einfühlt und die dadurch Gefühle in einem auslöst. Ein reiner Sachvortrag hingegen spricht nur den Verstand an und wird dadurch in der Kartei „Langweilig“ im Gehirn abgelegt, wo sie unter anderen Informationen verstaubt, auf die wir bewusst nicht mehr zugreifen können. Selbst wenn der Betroffene also bereit ist, der Erklärung zuzuhören und sie vielleicht sogar verstehen und anwenden will, kann sie dennoch nicht zu ihm vordringen, weil sie mit keinem Gefühl verknüpft ist. Es ist, als würde man einem Alkoholiker erklären, dass ihn der Alkohol krank macht. Sein Verstand nimmt diese Information auf, aber darüber hinaus kommt es zu keinem weiteren Erfolg. Es bleibt eine Theorie, über die man vielleicht einmal nachdenken sollte, wenn man Zeit hat und gerade zufällig einmal nüchtern ist. Dadurch, dass wir nun also begonnen haben, fühlbare Konsequenzen aus unserem Leben so gut wie möglich zu verbannen, verlagern wir alles auf die Ebene eines Verstandeskonzeptes. Im Grunde reduzieren wir so unser ganzes Leben auf die Idee und das Konzept eines Lebens ohne es aber wirklich leben und spüren zu können. In meinem Fall wurde mein Verstandesgegner dadurch so stark, dass ich nahezu überhaupt keine Gefühle mehr hatte. Wie aber will ein Mensch, der keine Gefühle hat, ein Gefühl verstehen, wenn er nichts zum Fühlen bekommt? Die Konsequenzen bleiben dadurch natürlich nicht aus. Handeln hat immer eine Konsequenz, ob wir sie nun fühlen oder nicht. Wenn dies nicht so wäre, würde eine Pflanze, die kein Wasser mehr bekommt, trotzdem einfach weiter wachsen, ein Apfel, der vom Baum geschüttelt wird, würde einfach in der Luft hängen bleiben und eine Billard-Kugel, die man anstößt wirde nicht davon rollen. Doch so ist es nicht. Es gibt immer eine Konsequenz. Jede Aktion führt zu einer Reaktion, die ihrerseits wiederum zu einer Reaktion führt. Anders könnte das Universum nicht funktionieren. Das einzige, was wir durch unsere Erziehung der Samthandschuhe erreichen ist, dass wir diese Konsequenzen nicht mehr klar wahrnehmen können. Wir begreifen nicht mehr, welche Handlung zu welcher Konsequenz führt, da wir statt des Erlebens nur noch einen Redeschwall bekommen, mit dem wir nichts anfangen können. Das kleine Kind, das seine Mutter nervt um ein Leckerli zu erhalten, bekommt die Aussage, dass es dies nicht tun soll. Es kann aber nicht verstehen, warum es das nicht tun soll. Es spürt, fühlt und erlebt nicht, was es mit der Mutter, ihm selbst und dem Gesamtsystem macht. Niemand erklärt uns, wer wie sind und niemand gibt uns die Möglichkeit, dies durch gezielte Aufgaben und Fragen selbst herauszufinden. Wenn wir wüssten, dass wir Liebesausdehner sind, die einen Lebensauftrag zu erfüllen haben, würde es uns natürlich leichter fallen, zu erkennen, wie wir uns verhalten müssen, damit wir unserer Seele treu bleiben. Da uns dies jedoch niemand beibringen und begreiflich machen kann, tappen wir im Dunkeln und suchen uns unsere Lebensstrategien nach dem Try-and-Error-Verfahren aus. Und genau aus diesem Grund ist der Drucknavigator in Form von Leid, Krankheit und Sanktion so wichtig. Durch ihn erkennen wir, wer wir wirklich sind. Der Druck presst uns gewissermaßen zur Erkenntnis. Krankheiten sind dabei das göttliche Sanktionssystem. Wenn wir sie annehmen, zeigt uns unser höheres Selbst durch unseren eigenen Körper, welche Verhaltensweisen für unser erwachen förderlich sind und welche nicht. Sanktionen durch andere Menschen laufen auf das gleiche Ergebnis hinaus, vorausgesetzt natürlich, diese handeln nach ihrem Gefühl und nicht nach ihrem Ego oder ihrem Verstand. Jemandem zu erklären, warum eine gewisse Verhaltensgrundform zum Tod führen kann, ist nichts anderes, als ihm einen Vortrag über ein wertvolles Museumsstück und dessen Geschichte zu halten. Irgendwie ist die ganze Kiste schon interessant, aber sie hat keinen Bezug zu einem selbst und kann nicht gefühlt werden, also ist das meiste davon innerhalb von Sekunden wieder vergessen. Eine alte Grundregel des Kommunikationslehre besagt: "Fakten verblassen, Gefühle bleiben." Damit aber aus den theoretischen Fakten erlebbare Gefühle werden, muss der Schüler auch etwas fühlen, spüren und erleben können. Und wenn die Konsequenz seiner Handlung schmerzhaft ist, dann braucht der Schüler auch den dazugehörigen Schmerz, um lernen zu können. Man kann ihn natürlich nicht erst einmal auffressen oder von einem Felsen fallen lassen, damit er dann ins fühlen kommt. Das mag zwar insofern funktionieren, dass er dann im nächsten Leben noch einmal eine neue Chance bekommt, aber für dieses ist es ganz und gar nicht hilfreich. Stattdessen muss der Mentor dem Schüler eine Ersatzkonsequenz spiegeln, die ihm zwar nicht schadet, die aber deutlich macht, dass es nicht um ein Spiel sondern um eine ernsthafte Situation geht.

Hierbei ist es wichtig zu verstehen, dass der Sanktionierende nicht die Ursache für das Leid ist, sondern lediglich die Rolle des inneren Sanktionators übernimmt, die der Schüler als Kind getötet hat. Um das zu verstehen muss man noch einmal tiefer in die Situation eines kleinen Kindes eintauchen. Wenn wir als Kind erkennen, wer wir wirklich sind und dass es unsere Aufgabe ist, ins Erwachen zu kommen, dann haben wir zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Wenn wir in diesem Moment im Urvertrauen sind und spüren oder wenigstens ahnen, dass alles eins ist und es weder Leben noch Tod gibt, dann können wir uns dafür entscheiden uns selbst treu zu bleiben und zu unserem Sein zu stehen. Uns ist jedoch bereits in diesem Moment bewusst, dass dies immer mit Schmerz verbunden ist. Wenn wir den Weg annehmen, wissen wir, dass wir das wir automatisch von uns selbst für jedes Vergehen gegen unsere Seele sanktioniert werden. Wir bekommen also permanent Krankheiten und Schmerzen, die uns jede Fehlhandlung deutlich machen. Heiko hat sich als Kind für diesen Weg entschieden. Schon damals hatte er die Vermutung, dass Schmerzen nicht real sind, sondern nur eine Illusion des Geistes und so machten sie ihm keine wirkliche Angst. Er erinnerte sich sogar noch heute an Gespräche, die er als Kind mit seinem Vater geführt hatte und bei denen es darum ging, ab wann man beispielsweise Hunger hat oder nicht. Ist es wirklich ein reales Gefühl oder nur ein Gedankenmuster? Wie ist es mit Schmerz? Ist es da das selbe? Diese Überlegungen führten dazu, dass Heiko bereits früh den Gedanken in sich zulassen konnte, dass Leid nicht wirklich existiert. Dadurch wiederum hatte er genug vertrauen in sich, um seinen Lebensweg anzunehmen und sich dem damit verbundenen Sanktionierer in Form der Krankheiten zu stellen. Ich hatte dieses Vertrauen jedoch nicht, genauso wenig wie Heidi. In meinen Augen waren Leid, Krankheit und Schmerz etwas vollkommen Reales, vor dem ich mich fürchtete. Und in meinen Augen war auch der Tod etwas reales, vor dem ich eine tiefe Angst spürte. Als ich nun vor der Wahl stand, ob ich freiwillig den Schmerz des inneren Sanktionierers annehmen und meinem Sein treu bleiben wollte, siegte bei mir die Angst. Ich wollte diesen Wegweiser des Schmerzes, der mich zum Erwachen führen wollte nicht haben. Ich wollte keine Krankheiten, kein Leid und keinen druck von außen. Lieber gab ich alles auf, was ich bin, wenn ich damit nur in Ruhe und Frieden vor mich hin leben konnte. Der Gegner in Form meiner Angst machte mir daher das folgende Angebot: Solange ich mich nicht entwickelte und einfach nur ein Zombie blieb, der nette Kunststückchen aufführte und der sich in jede Richtung verbog, die andere ihm vorgaben, würde es keine Sanktionen für das Fehlverhalten geben. Anders als Heiko, der für jeden kleinen Verstoß gegen sich selbst eine schmerzhafte Krankheit bekam, konnte ich nun ungesühnt nach allen Regeln der Kunst gegen mein Herz und meine Seele handeln, bis ich mich maximal verirrt hatte und keine Ahnung mehr hatte, wer ich war und was ich selber wollte. Die Idee, dass ich ein unsterbliches, göttliches Wesen sein könnte, war vollkommen aus meinem Bewusstsein verschwunden und ich identifizierte mich zu 100% mit der Rolle des Tobias Krüger, die ich in diesem Lebensfilm spielte. Mein Glaube lautete: Wenn ich dieses Leben verliere, dann ist es vorbei! Dann endet deine Existenz und du bist für immer verschwunden! Dieser Gedanke machte mir Angst. Ich wollte nicht einfach verschwinden. Ich wollte nicht, dass meine Existenz endete und dass es danach war, als hätte es mich nie gegeben. Gerade wird mir bewusst, dass ich mich damals wirklich an jeden Strohhalm klammerte, den ich finden konnte. In einem Buch las ich, das irgendjemand davon überzeugt war, dass ein Mensch erst dann wirklich tot war, wenn sich niemand mehr an ihn erinnerte. Diese Idee beruhigte mich und ich fasste den Plan, berühmt zu werden, um mich so unsterblich zu machen. Auch in dem Versuch, erfolgreich zu werden steckte also bereits wieder die Todesangst. Als begrenztes, getrenntes Wesen hatte ich nun aber natürlich auch nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, bis mich der Tod ereilen würde. Dieses schreckliche Ereignis wollte ich nun so weit wie möglich hinauszögern und dafür konnte ich einen inneren Sanktionator, der mich krank machen oder verletzen würde, überhaupt nicht gebrauchen. Ich wollte so viel Lebensenergie sparen wie möglich und dies konnte ich am besten, wenn ich überhaupt nicht wirklich zu leben anfing und so meine Existenz so gut wie möglich auf Kosten anderer aufbaute.

Durch diesen Entschluss entschied ich mich also gegen Gott und damit gegen mich selbst, weil ich zum einen Angst vor dem Tod und zum anderen Angst vor jeder Form des Schmerzes hatte. Dadurch kam ich nun natürlich immer weiter vom Weg ab und verirrte mich immer mehr. So lange, bis das Gummiband, das mich mit meinem wahren Sein verbindet so sehr gespannt war, dass es mich einfach zurück reißen musste. Plötzlich wurde klar, dass ich nicht länger gegen mich handeln konnte. Denn ich hatte das Leid, das Heiko als permanenten Wegweiser sein ganzes Leben über erhalten hatte nicht vermieden, ich hatte es nur aufgespart und angesammelt. Mein Körper zeigte mir bereits deutlich, dass er nicht mehr lange warten würde, bis er mir die gesammelte Rechnung für alle Herzensverstöße in einem Schlag zurückzahlen würde. Die Durchblutung in meinen Händen und Füßen war bereits so schlecht, dass die obersten Hautschichten abstarben, die Wassereinlagerungen wurden immer größer und teilweise sah es so aus, als wollten meine Zehen bald platzen, wenn ich so weiter machte. Was käme also als nächstes? Krebs? Ein Kreislaufzusammenbruch? Ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall, weil mein Blutsystem versagte? Gleichzeitig wurde meine Unkonzentriertheit immer stärker und ich provozierte Unfälle und Pannen am laufenden Band. Noch befand sich alles in einem Rahmen, in dem ich uns durch diese Aktionen nur theoretisch umgebracht hätte, wenn wir in einer natürlichen Situation auf uns allein gestellt gewesen wären. Wie lange aber würde dies noch so bleiben? Alle Anzeichen sprachen dafür, dass es nicht mehr lange dauerte, bis ich einen Unfall oder ein Unglück heraufbeschwor, durch dass ich mich oder sogar uns beide ernsthaft verletzen oder gar töten würde. Heiko konnte dies natürlich unmöglich akzeptieren und einfach hinnehmen. Wenn ich also diesen Pfad einschlagen wollte, dann musste ich ihn alleine gehen. Und spätestens dies würde bei mir zum vollständigen Zusammenbruch führen, da ich alleine außerhalb meiner Kindheits-Seifenblasenwelt definitiv nicht überlebensfähig war. Ich stand nun also direkt vor dem Wendepunkt, an dem ich all das angestaute Leid auf irgendeine Art und Weise geballt zu spüren bekommen würde. Dies war Fakt und daran ließ sich nichts rütteln. Jeder Mensch erlebt auf seinem Erwachensweg das gleiche Leid, um erkennen zu können, dass dieses nicht real ist. Heiko hatte einen Großteil seiner Dosis bereits in der ersten Hälfte seines Lebens angenommen. Dadurch, dass er diesen Lehrmeister bereits als Kind angenommen hatte, der ihm immer wieder auf die Finger schlug, wenn er von seinem Weg abkam, machte er stets nur kleine Umwege und Ausschweifungen. Ich hatte mir meines fast vollständig bis heute aufgespart, so dass ich es nun in kürzerer Zeit aber mit doppelter Intensität durchleben durfte, da ich mich ordentlich verrannt hatte. Im Gesamtkontext betrachtet, gibt es keinen Unterschied zwischen demjenigen, der sich von Anfang an für die Sanktionen entschieden hat und dem, der sie nach einiger Zeit gebündelt bekommt. Beide erhalten das gleiche. Es ist immer Pari, auch wenn es sich für die Betroffenen oftmals nicht so anfühlt. Der eine bekommt sein Pensum in kleinen Dosen und geht so Schritt für Schritt auf die Erleuchtung zu. Der andere bekommt es auf einen Schlag und da die Zeit nun kürzer ist, erlebt er es in diesem Moment umso intensiver. Die Entscheidung, vor der ich nun stand lautete also nicht: „Will ich das Leid spüren oder nicht!“, sondern „Will ich mich selbst und ganz bewusst für die Sanktionen entscheiden, oder will ich dass die Schöpfung diese Aufgabe für mich übernimmt.“ Paulina hatte vor einem Jahr vor der gleichen Entscheidung gestanden und sich damals für die unbewusste Variante entschieden. Auf diese Weise hatte sie dann als externe Sanktionierer die Vergewaltiger und die besoffenen Jugendlichen angezogen. Alles ist eins. Die Sanktionierungen durch andere sind also nichts anderes als die Sanktionierungen durch den eigenen Körper in Form von Krankheiten. Lediglich unser Empfinden ist ein anderes, doch da es nur ein Bewusstsein, also auch nur uns selbst gibt, gehen stets alle Sanktionierungen von uns selber aus. Nun, wo mir bewusst wurde, dass ich nicht länger vor mir selbst davonlaufen konnte, wurde die Angst vor dem Schmerz und dem Tod noch einmal um ein vielfaches stärker. Mir war klar, dass die Verletzungen, die ich meiner Seele über all die Jahre hinweg zugefügt hatte, nun mit einem Schlag und mit voller Härte ihren Tribut forderten. Sofort kam die Angst in mir auf, dass ich diese Ladung niemals würde überstehen können. Die Todesangst, die ich latent immer in mir trug, wurde nun akut und mit voller Intensität spürbar. Klar hatte ich vom Verstand her kapiert, dass alles eine Illusion war, dass es weder das Leben, noch den Tod, noch Leid oder Schmerz gab und somit auch keinen Grund, mich vor irgendetwas zu fürchten. Doch in meinem Gefühl kam dies noch nicht an. Ich glaubte noch immer, dieser Mensch und dieser Körper zu sein, personifizierte mich damit und erlebte daher auch den Schmerz und die Angst als etwas vollkommen reales. Und doch war mir klar, dass ich mich entscheiden musste, wie ich diesen Schmerz erleben wollte. Wollte ich trotz allem weiter versuchen, vor ihm zu fliehen und damit der Schöpfung sagen, dass sie mir nach ihrem Ermessen den Leidensdruck schicken sollte, den sie für richtig empfand? Wenn ich dies tat, entschied ich mich automatisch dafür, auch weiterhin bewusst gegen meine Seele zu handeln, wodurch ich ein noch höheres Leidensmaß anstaute. Im ersten Moment mochte es wirken, als wäre dies der leichtere Weg, doch am Ende war die gefühlte Leidensintensität wahrscheinlich gut zehn Mal höher, als wenn ich mich bewusst für die Sanktionen durch einen Mentor, also in meinem Fall durch Heiko entschied. Mit den ersten Sanktionen wurde nun klar, dass ich durch sie nicht mehr länger in meiner Gefühlslosigkeit bleiben konnte. Bei jedem Schlag spürte ich nicht nur einen Schmerz, sondern auch das Erwachen von tiefliegenden, verdrängten Gefühlen. Wenn ich bei einem Schlag mit der Weidenrute aufschrie, dann geschah dies zum Teil wegen des Schmerzes. Doch es war kein reiner Schmerzensschrei, sondern auch ein Schrei der Wut. Die Wut, die normalerweise unterdrückt wurde und die ich nie rauslassen konnte, entwich nun automatisch und wurde unmittelbar spürbar, ohne dass der Verstandesgegner etwas dagegen tun konnte. Durch das Fühlen der Schmerzen mussten auch die Gefühle gefühlt werden und ein Unterdrücken war nun nicht mehr möglich. Das gleiche gilt auch für Trauer, Verzweiflung und alle anderen Gefühle, die normalerweise unterdrückt werden. Durch das Spüren des Schmerzes kann man nicht mehr tot sein. Eine Leiche fühlt keinen Schmerz und wenn man plötzlich doch Schmerz spürt, dann weiß der ganze Organismus, dass er am Leben ist. Plötzlich wurden alle möglichen Körperfunktionen bei mir wieder aktiv, die zuvor wie eingeschlafen waren. Adreanlin wurde ausgeschüttet, mein Kreislauf kam in Schwung, meine Durchblutung wurde wieder angeregt und mein Körper bekam wieder richtig Sauerstoff. Meine Wangen begannen sogar zu kribbeln, so wie es Körperteile tun, die nach dem Abklemmen, also Einschlafen wieder mit frischen Blut versorgt werden. Dabei haben meine Wangen selbst nichts abbekommen. Sie provitierten lediglich davon, dass mein ganzer Kreislauf angeregt worden war. Dieses Gefühl kannte ich bislang nur vom holotropen Atmen. Plötzlich verstand ich, warum Borderliner so oft beschreiben, dass sie das Gefühl haben, dass sie durch den Schmerz ins Leben kommen. Das gleiche Gefühl hatte ich auch. Und es war auch das Gefühl, das Sonnentänzer beschrieben, wenn sie ihr Schmerzritual durchlebt hatten.

Die Schwierigkeit für den Mentor besteht darin, dass er die Sanktionen genau so durchführen muss, dass sie das richtige Schmerzmaß enthalten, so dass der Schüler nicht daran zerbricht, es jedoch so intensiv wahrnimmt, dass er ins Fühlen kommen kann. Er muss durch das empfundene Leid fühlen, wer er in Wahrheit ist und welche Masken er trägt, hinter denen er sich versteckt. Es darf keine Misshandlung aber auch kein Spiel sein, sondern ist ein ernstzunehmendes Mittel des Lernens. Die optimale Technik ist so gewählt, dass der Schüler den Schmerz am Anfang sehr gut ertragen kann. Die nächsten Schläge sollten so gewählt werden, dass er sie gerade noch so eben ertragen kann und der letzte Schlag ist stets so, dass er die volle Konsequenz zeigt, also dem Schüler bewusst macht, wo es A hingehen kann, wenn er weiterhin keine Lernerfolge erzielt und B dass er erkennen kann, was ihm bereits dieses Mal geblüht wäre, wenn er sich nicht freiwillig für die Konsequenz entschieden hätte, sondern im Autopiloten das Leben hätte entscheiden lassen. Diese letzte, volle Intensität wäre die Gottkonsequenz gewesen, also die Konsequenz die er vom Leben selbst erhalten hätte. Dies erfordert eine extrem hohe Sensibilität vom Mentor, da er zum einen seine eigene Kraft, zum anderen aber auch die Leidensfähigkeit des Schülers richtig einschätzen muss. Gleichzeitig kommt aber auch noch ein anderer wichtiger Punkt hinzu. Denn der Mentor übernimmt im Ritual der Sanktionierung ja die Rolle des Gottbewusstseins des Sanktionierten. Er wird zur ausführenden Hand des höheren Selbst seines Schülers. Dies bedeutet aber auch, dass er sich während des Sanktionierens komplett im Vertrauen befinden und nach seinem Gefühl handeln muss. Wenn er aus Verlustangst oder Mitleid zu gering sanktioniert, muss die Schöpfung den Rest übernehmen und auf das selbstgewählte Leid noch ein unfreiwilliges draufpacken, damit es zu einem Ausgleich kommt. Dieses wird dann aber wiederum deutlich intensiver sein, als wenn es von vornherein das richtige Maß gehabt hätte.Wenn der Mentor nicht im Vertrauen ist und somit weiß, dass alles gut, ergo alles bedingungslose Liebe ist, führt seine Angst also dazu, dass sein Schüler von der Schöpfung härter angepackt wird und folglich mehr Leid erfahren muss. Er mag in diesem Moment glauben, dass er aus Liebe oder Mitgefühl zu seinem Schüler handelt, doch letztlich ist es genau das Gegenteil, da er es ihm nicht leichter, sondern schwerer macht. Mit Erleuchtet sein hat dies nur wenig zu tun und somit bekommt auch der Mentor nun einen Leidensdruck durch die Schöpfung, da er seiner göttlichen Aufgabe nicht nachgekommen ist und in diesem Moment selbst dem Gegner in Form der Angst und des Unvertrauens folgte. Das Sanktionieren erfordert also ein immens hohes Maß an Vertrauen, denn man fügt in diesem Moment ganz bewusst einem Menschen, den man mag Schmerzen zu. Gleichzeitig muss man jedoch auch das eigene Ego sowie eigene Verletzungen aus dem Spiel halten. Damit dies gelingen kann, muss man direkt mit dem Allwissen verbunden sein und seiner Intuition zu 100% vertrauen können. Handelt man stattdessen aus dem Ego heraus, oder legt eigene Wut und eigenen Jähzorn in die Sanktionen, durch die diese eine übertriebene Härte bekommen, die dem Schüler nicht gerecht wird, bekommt der Mentor ebenfalls wieder eine ordentliche Sanktion von der Schöpfung, da er seine Rolle als Stellvertreter des höheren Selbst missbraucht hat.

Solange der Schüler erkennt, dass man als Mentor nicht der Leidensbringer sondern nur der Bewusstmacher ist, wird dieser dem Mentor für seine Hilfe auf dem Erwachensweg dankbar sein. Bevor wir mit den Sanktionierungen begonnen haben, kam mir der Gedanke zunächst komisch vor, dankbar für Schmerz sein zu sollen. Doch nach der ersten Erfahrung änderte sich dies sofort. Es war nun vielmehr so, dass ich eine starke und tiefe Dankbarkeit empfand, wie ich sie bislang erst selten gespürt hatte. Natürlich war der Schmerz selbst unangenehm, aber ich spürte jedes Mal deutlich, dass ich dadurch ein kleines Stück mehr zurück ins Leben fand. Ohne Heiko als Mentor wäre dies nicht möglich. Mehr noch! Obwohl ich ihn als Energieparasit bei jeder Gelegenheit aussaugte, nahm er trotzdem die Arbeit und die Verantwortung auf sich, mir durch die Sanktionen den Weg zum Erwachen zu ermöglichen. Dies war mehr, als jemals jemand zuvor für mich getan hatte. Wenn der Schüler jedoch nicht erkennt, dass der Sanktionierer lediglich den bereits vorhandenen Schmerz fühlbar macht, und ihn stattdessen als Grund für den Schmerz ansieht, besteht die Gefahr, dass man von dem anderen verlassen oder verstoßen wird. Solange man davor Angst hat, kann man seiner Aufgabe nicht richtig nachgehen, da man bei jedem Schmerzzufügen einen inneren Zwiespalt in sich trägt, der einen hämmt und blockiert. Bedingungslose Liebe bedeutet, dass man auch dann zum Wohle der Entwicklung des anderen handelt, wenn dies die Beziehung zerstören könnte. Gleichzeitig muss man sich als Mentor aber auch selbst bewusst sein, dass man dem anderen nicht wirklich einen Schaden zufügt, sondern nur den Schmerz ins fühlbare Bewusstsein bringt, den er ohnehin in sich trägt. Das Außen ist immer nur ein Spiegel, der am meisten geglaubten Gedanken. Ohne, dass ein Mensch Schmerz und Leid in Form von Glaubenskonzepten und Überzeugungen in sich trägt, kann er auch keinen Schmerz von außen anziehen. Der Sanktionierer, egal ob er nun bewusst gewählt oder unbewusst angezogen wurde, kann also niemals Schmerz verursachen, sondern nur das sichtbar, bzw. fühl- und erlebbar machen, was ohnehin schon da ist. Er wird aus dem unbewussten also lediglich in die Präsenz geholt. Und nur wenn er fühlbar wird, kann er auch abgebaut werden. Wenn einem dies als Mentor nicht bewusst ist, kommen sehr leicht innere Schuldgefühle auf, die einen ebenfalls wieder vom Erwachen wegbringen. Das Gefühl und die Überzeugung, einem anderen und da alles eins ist, somit auch sich selbst, durch die Sanktionen auf dem Weg zum Erwachen und zur Heilung weiter zu bringen, führt dazu, dass man A immer mehr Situationen anzieht, in dem man wahrlich hilfreich sein kann und dass man B auch selbst immer mehr in Richtung Erwachen kommt. Alles ist eins. Als Sanktionierender sanktioniert man also niemals jemand anderen, sondern immer sich selbst, bzw. den Anteil von sich, der sich ebenfalls vor dem Schmerz drücken wollte. Als Menschen bestehen wir immer aus einer Vielzahl von inneren Stimmen und Persönlichkeitsanteilen. So trägt jeder Mensch, der sich als Kind für den Leidensmentor entschieden hat, immer auch Anteile in sich, die ebenfalls in Angst vor dem Schmerz und dem Tod verstrickt sind und die am liebsten vor den Sanktionen geflohen wären. Durch das Sanktionieren des Schülers, der nichts anderes ist, als ein Spiegel dieser Anteile seiner Selbst, führt er also auch sie ins Licht.

Die Überzeugung, dass man einem anderen Leid und Schmerz zufügt und ihm damit schadet, wird hingegen noch mehr Situationen anziehen, in dem man Schaden bringt und selbst erfährt. Wenn man jedoch erkannt hat, dass alles eins und daher auch alles Liebe ist, erkennt man auch, dass es weder Schmerz noch Leid geben kann. Es ist nur eine Illusion, die uns dabei hilft, unser wahres Sein zu erkennen. Dies können wir jedoch nur dann erkennen, wenn wir den Schmerz zulassen und fühlen. Wehren wir uns dagegen oder fürchten wir ihn so sehr, dass wir ihn nicht fühlen wollen, bleibt es stets als festes Glaubnskonzept bestehen. Wir wollen den Schmerz nicht in unserem Leben haben und glauben deshalb, dass die Welt anders sein müsste, als sie gerade ist. Solange wir dies tun, identifizieren wir uns noch immer mit der Rolle, die wir im Schauspielstück unseres Lebens spielen. Wenn wir erkennen, dass alles nur ein Traum bzw. eine Illusion ist, gibt es für uns kein Leid mehr. Alles was existiert ist die lebendige Energie der Liebe, das Allbewusstsein, also also das form- und zeitlose Sein, das alles mit Hilfe seiner Gedanken erschafft. Das was wir als Realität wahrnehmen, ist nichts anderes als ein Film, der vor dem geistigen Auge dieses Allbewusstseins abläuft. Am einfachsten ist es, wenn man es sich wirklich wie in einem Spielfilm vorstellt. Wenn Roger Moore in einem James Bond Film von einem Bösewicht verprügelt wird, dann spürt er dabei keinen Schmerz, da die Schläge nicht real sind. Er befindet sich in keinem Kriegsgebiet und auch auf keiner geheimen Militärbasis, die jeden Moment in die Luft fliegen könnte. Er befindet sich in einem Studio auf einer Filmkulisse und reagiert dabei auf Schläge von einem Kollegen, die ihn nicht wirklich treffen. Den Schmerz kann also nur James Bond spüren, da er die Filmfigur ist. Innerhalb des Filmes schwebt die Figur des 007 ständig in Lebensgefahr und muss schwierigste Aufgaben lösen. In Wirklichkeit gibt es diesen James Bond jedoch nicht. Er ist nur eine Idee, die jemand mit Hilfe seiner Phantasie erschaffen hat. Selbst wenn sie wirklich im Film sterben sollte, spielt dies für den Schauspieler keine Rolle, da er weiß, dass er nun einen neuen Charakter in einem anderen Film spielen wird. Komplex würde es erst dann, wenn Roger Moore anfangen würde zu glauben, dass er wirklich James Bond ist und sich tatsächlich im Kampf gegen einen Superschurken befindet. Nicht anders ist es auch im Leben. Solange wir glauben, reale Wesen zu sein, werden wir auch den Schmerz spüren, der in dieser Geschichte verteilt wird. Erkennen wir jedoch, dass es ein Traum ist und dass die Wesen, die wir zu sein glauben nicht wirklich existieren, gibt es auch keinen Schmerz und kein Leid mehr. Doch um das erkennen zu können müssen wir es fühlen. Es reicht nicht, es vom Kopf her verstanden zu haben, denn sobald dann eine schmerzhafte Situation eintritt, fallen wir sofort wieder in unsere alten Überzeugungen zurück, die uns weismachen, dass wir wirklich die Filmfiguren sind. Nur wenn wir es erleben, also den Schmerz fühlen, die Angst davor verlieren und ihn annehmen können, können wir ihn irgendwann auch als Illusion erkennen. Doch das geht nicht von einer Sekunde auf die Nächste. Es braucht Übung, Geduld, Gelassenheit und Hingabe. Denn dadurch, dass uns unser Verstandesgegner von unserem Lebensweg abgebracht und verwirrt hat, sind unsere Köpfer voll von Lügenkonzepten, die wir als Wahr empfinden. Wir glauben, dass wir Einzelwesen sind, dass wir nur geliebt werden, wenn wir bestimmte Bedingungen erfüllen, dass wir anders sein sollten, als wir es gerade sind und vieles, vieles mehr. All diese Überzeugungen halten uns davon ab, unsere wahre Natur als Gottpartikel zu erkennen. Um uns also bewusst darüber zu werden, dass wir Gott sind, müssen wir nacheinander alle Lügen in unserem Kopf erkennen, in unser Bewusstsein holen und auflösen. Dies ist letztlich die einzige Aufgabe bzw. die einzige Arbeit, die wir in unserem Leben haben. Um die Lügen jedoch überhaupt als Lügen zu erkennen, brauchen wir die Spiegelreaktionen von außen. Alles, was wir an Gedankenmustern in uns tragen, das gegen die Liebe ist, verursacht auf irgendeine Art und Weise Leid. Jedes Leid in unserem Leben hat also den sinnvollen Zweck, uns auf eine Lüge hinzuweisen, die unser Gottbewusstsein verschleiert. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, dass das Leid oft mit einer Zeitverzögerung in unser Leben tritt, so dass wir nicht mehr erkennen, welche Überzeugung und welche Handlungsweise es ausgelöst hat. Je mehr wir uns dabei von unserer wahren Natur entfernen, desto größer wird die Verzögerung und desto komplexer wird es, die Zusammenhänge zu erkennen. Wenn ich als Aborigine in der australischen Steppe das Urvertrauen verliere und nicht mehr daran glauben kann, dass ich eine Wasserstelle finde, dann bekomme ich das Feedback dafür relativ schnell und direkt. Die Natur spiegelt mir mein Unvertrauen in Form von fehlendem Wasser und ich merke sofort, dass ich Gefahr laufe, zu verdursten. In der Zivilisation ist es anders, da wir uns hier Wege erschaffen haben, durch die wir auch ohne das Urvertrauen überleben können. Haben wir hier Existenzangst, bekommen wir sie vielleicht dadurch gespiegelt, dass wir eines Tages unseren Job verlieren, doch gelingt es uns dann meist nicht, die Verbindung zu unseren Gedankenmustern herzustellen. Auch dabei hilft also die bewusste Entscheidung, den Schmerz in Form von Sanktionen selbst in die Hand zu nehmen, anstatt zu warten, bis sich die Schöpfung darum kümmert. Auf diese Weise werden einem alle Verhaltensmuster, die zur Sanktion führen bewusst und man erkennt auch die Gedankenmuster und Motivationen, die dahinter stehen. Wir erhalten die Sanktion und wissen dabei sofort, warum wir sanktioniert werden. Die Zeitverzögerung, durch die wir diesen Zusammenhang im Normalfall nicht erkennen können, lässt uns hingegen glauben, dass es so etwas wie ein Schicksal gäbe, das uns aus heiterem Himmel bestraft, dass wir einfach nur Pech haben oder dass die Welt einfach ein grausamer, ungerechter Ort ist, an dem es sinnloses und willkürliches Leid gibt. In meinem Fall habe ich gemerkt, dass ich sofort ins Fühlen kam, sobald ich den Schmerz spürte. Plötzlich wurde meine Gefühlskette deutlich sichtbar, die ich bereits mein ganzes Leben lang unterschwellig in mir trage. Sobald eine schwierige oder in diesem Fall schmerzhafte Situation zu mir kommt, habe ich zunächst den Impuls, hart und protzig zu sein. Mein Gedankengang lautet: "Ich pack das schon! das ist doch kein Thema für mich". Dann merke ich, dass ich mit der Situation hoffnungslos überfordert bin und gerate in eine Verzweiflung, die in eine tiefe Trauer und dann eine noch tiefere Wut umschlägt, bis schließlich der Hass in mir aufkocht. Wenn dies geschieht verkrampfe ich vollkommen und werde absolut handlungsunfähig, so dass ich auf nichts mehr reagieren kann. Dann kommt wieder der Trotz in mir auf und ich versuche als harter Macker alles durchzustehen. Damit beginnt der Kreislauf dann von vorne.

Gleichzeitig mit den Gefühlen kamen aber auch die Gedankenkonzepte zum Vorschein, die mich dazu veranlassen, gegen mein Sein zu handeln. Bisher hatte ich es prima geschafft, alle meine Themen weitgehend zu verdrängen und meine Konflikte daher schwelen zu lassen, so dass sie nie richtig ausbrachen aber auch nie richtig abklingen konnten. Nun brach plötzlich alles an die Oberfläche. Mit einem Mal wurde mir bewusst, auf wie vielen Ebenen ich permanent gegen mich selbst handelte. Auf der einen Seite war da dieses Gefühl, immer zu langsam zu sein, das ich ebenfalls seit meiner frühsten Kindheit in mir trage. “Wenn du in der Schule auch so langsam isst, dann wirst du verhungern, weil sie dir das Essen immer vor der Nase wegnehmen werden, weil die Pause vorbei ist, ohne dass du auch nur einen Bissen hinuntergebracht hast!” lautete einmal eine Warnung meiner Mutter. Und ja, sie hatte damit Recht. Ich weiß nicht genau wo der Ursprung lag, aber das Thema mit der Langsamkeit begleitet mich schon so lange ich denken kann. Je älter ich wurde, desto stärker wurde immer mehr das Gefühl daraus, mich beeilen zu müssen, um hinterherkommen zu können. Meine innere Natur sagt mir also ständig, dass ich chillen und alles langsam angehen soll, mein Verstand führt mich jedoch gleichzeitig in einen Hektikmodus, durch den ich immer schon beim nächsten oder übernächsten Schritt bin. Auf diese Weise bin ich nie wirklich bei der Sache und ständig unkonzentriert, weshalb mir auch immer wieder vollkommen unnötige Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, die nicht selten schwere Folgen haben und die mich in der Natur töten würden. Das zweite Prinzip, das daraus entspringt ist das “Ich-habe-jetzt-keine-Zeit-dafür-deshalb-mache-ich-es-später-Prinzip” Ich erkenne, dass Dinge erledigt werden müssen, schiebe sie aber auf die lange Bank, weil ich glaube, dass jetzt etwas anderes wichtiger ist. Das Ergebnis ist, dass sich die unbehandelten Probleme immer mehr verschlimmern und am Ende das zehnfache an Zeit zur Behebung benötigen. Hinzu kommen meine generelle Unaufmerksamkeit und meine Unkonzentriertheit. Ein Großteil davon wird durch einen sogenannten Hörtinnitus ausgelöst, den man oft auch leicht verniedlichend als Ohrwürmer bezeichnet. Permanent habe ich Lieder im Kopf, die wie bei einem Radio auf Dauerschleife vor sich hin dudeln. Jeder Mensch hat es hin und wieder einmal, dass ihm ein Lied nicht aus dem Kopf gehen will. Doch bei mir ist dies permanent der Fall, von morgens bis abends. Wenn ein Lied verschwindet, kommt sofort das nächste. Die einzigen Pausen die entstehen, kommen dann wenn ich entweder Gedankenschleifen im Kopf habe, die auch nicht besser sind als die Lieder, wenn ich spreche, schreibe, bewusst jemandem zuhöre, Fernsehen schaue oder schlafe. Immer dann also, wenn meine Konzentration durch etwas anderes hörbares direkt gefordert wird. Beim Einpacken meines Wagens, beim Wandern, beim Kochen und bei allen anderen Tätigkeiten, läuft das Liederchaos weiter. Teilweise spielt es sogar noch bei Gesprächen im Hintergrund weiter. Dass chronische Ohrwürmer eine neurologische Krankheit sind, von der heute immer mehr Menschen betroffen sind, war mir lange Zeit nicht bewusst. Tatsächlich aber ist es aus phychologischer Hinsicht eine Form der Schizophrenie, die dem normalen Tinnitus nicht unähnlich ist. Aus psychosomatischer Sicht sind chronische Ohrwürmer ein Zeichen dafür, dass man nicht fokussiert ist. Sie fordern einen also dazu auf, einen klareren Fokus zu setzen und sich zu 100% auf das zu konzentrieren, was man gerade macht Sobald man beginnt, den Fokus zu verlieren und seine Arbeit nur noch halbherzig auszuführen, taucht sofort wieder der Ohrwurm auf. Und genau hierin lag mein Problem. Ich konnte einfach keinen Fokus halten. Es war, als würde mich irgendetwas oder irgendjemand ablenken, so dass ich mich nicht auf das konzentrieren kann, was gerade Priorität hat. Es fühlt sich oft so an, als würde genau in den Momenten in denen meine Aufmerksamkeit besonders wichtig ist, jemand neben mir mit dem Finger schnippsen und mich dadurch ablenken. Hinzu kamen dann natürlich noch die ganzen unbewussten Trotzhandlungen, die ich mir in meiner Zeit als jugendlicher Rebell angeeignet hatte um auf subtiler und unsinniger Eben anzudeuten, dass ich nun doch mein eigenes Leben leben würde. Wann immer ich die Möglichkeit hatte, etwas in Unordnung zu bringen, schmutzig zu machen oder so auszuführen, dass es kompliziert, zeitfressend und störend war, nutzte ich sie. All dies führt zu einem ganzen Lagerhaus voller Patzer und Flüchtigkeitsfehler, mit denen ich mir mein Leben unnötig schwer mache. Jetzt, da alle von ihnen eine Konsequenz in Form einer Sanktionierung haben, wird mir diese Masse zum ersten Mal so richtig bewusst und dies führte erst einmal dazu, dass ich noch hektischer und unaufmerksamer wurde und gleich noch viel mehr verpatzte. Die Sanktionen wurden also von Tag zu Tag mehr und intensiver, bis sie mir irgendwann so eine Angst machten, dass ich bereits vor der Sanktionierung zu heulen begann. Doch zu den eigentlichen Patzern des Alltags kam noch ein weiteres, verstäkendes Prinzip hinzu, das ich zwar ebenfalls bereist seit langem vom Verstand her kenne, das ich aber trotzdem nie auflösen konnte. Durch das Gefühl, immer der gute, perfekte und einwandfrei funktionierende Sohn sein zu müssen, kam ich bereits als Embryo zu der Überzeugung, dass ich nur dann geliebt werde, wenn ich keine Fehler mache. Sobald ich einen Fehler mache, bin ich eine Enttäuschung für meine Eltern und später auch für jeden anderen. Ich werde verstoßen, nicht mehr geliebt und muss daher letztlich sterben. Diese Angst vor dem Tod durch Nichtgeliebtwerden führte dazu, dass ich jeden Fehler sofort wieder ungeschehen machen wollte, bevor er von jemandem bemerkt wurde. Ob die Dinge in Ordnung oder kaputt waren, war letztlich nicht so wichtig, wichtig war nur, dass es niemandem auffiel, wenn ich etwas kaputt gemacht hatte. Nach jeder unüberlegten Handlung, durch die ich also etwas kaputt machte, nahm ich mir nicht die Zeit, um mir in Ruhe eine funktionierende Lösung zu überlegen oder um jemanden um Hilfe zu bitten, der sich damit besser auskannte. Ich gerieht noch mehr in Panik und versuchte auf die Schnelle irgendeinen Blödsinn um die Sache wieder hinzubiegen, durch den ich alles noch viel schlimmer machte, bis am Ende überhaupt nichts mehr zu retten war. Es war nicht, dass ich etwas reparieren oder in Ordnung bringen wollte. Ich hatte Todesangst aufgrund des Fehlers und versuchte nun durch meine Kurzschlusshandlungen dem drohenden Tod durch Verstoßen-Werden zu entkommen. Dieses Verhalten steckte so tief in mir drin, dass ich es nicht ändern konnte, obwohl ich bereits beim Tun wusste, dass es ein Blödsinn war. Es war wie eine Sucht, ganz ähnlich wie bei einem Alkoholiker, der weiß, dass er sich mit dem Trinken umbringt und dass er damit nicht nur sich und sein Leben, sondern auch seine Familie und seine Freunde zerstört, der aber trotzdem nicht mit dem Trinken aufhören kann. Es gelingt ihm erst dann, wenn er für jeden Schluck eine deutliche Konsequenz spürt, durch die er das Leid, das er sich mit dem Alkohol zufügt direkt fühlen kann. Jeder Raucher weiß, dass er sich mit jeder Zigarette die Lunge zerstört, so dass er irgendwann nicht mehr richtig atmen kann. Doch er fühlt es nicht. Es ist eine reine Verstandesidee, die keinen direkten Bezug zu ihm hat. Irgendein berühmter Politiker, der selber auch ein leidenschaftlicher Raucher war, hat das mal auf einen knackigen Punkt gebracht: “Ein Raucher, der immer wieder über die schlimmen Folgen des Rauchens liest, hört irgendwann damit auf – zu lesen!”

Der Satz war halb ernst und halb als Witz gemeint, aber er stimmt. Es ist genau das was passiert. Warum? Weil sich der Raucher schlecht fühlt, also eine direkte, unangenehme Konsequenz spürt, wenn er liest. Wenn er Raucht spürt er hingegen die Entspannung, die die Drogen im Zigarettenrauch verursachen. Was aber meint ihr würde passieren, wenn ein Raucher die Zerstörung seiner Lunge nicht nur als Verstandeskonzept zu lesen oder zu hören bekommt, sondern tatsächlich spürt, weil er nach jeder Zigarette einen Schlag auf den Solarplexus bekommt, so dass ihm für 30 Sekunden vor Schmerz die Luft wegbleibt? Ähnlich ist es beim Alkoholiker. Nur wenn er direkt spürt, was er sich, seinem Körper und seinem Umfeld durch seinen Alkoholismus antut, wird die Absicht, die Sucht zu beenden irgendwann so groß, dass sie den Drang nach der Flasche übersteigt. Nur dann kann er sich wirklich davon lösen. Und auf genau die gleiche Weise funktioniert auch das Auflösen der lebensfeindlichen Verhaltensmuster. Wenn ich nicht merke, dass mir etwas schadet, warum sollte ich es dann ändern? Ändern kann ich es nur, wenn ich eine Absicht dazu spüre und die wiederum kommt erst dann, wenn ich die Konsequenzen meiner Handlungen fühlen kann. Wichtig dabei zu verstehen ist jedoch, dass es nicht um ein Erziehen in Form von Belohnung und Bestrafung geht. Es geht nicht darum, jemandem ein Verhalten anzutrainieren, in dem man ihn mit Leckerlies lockt oder ihm mit Gewalt droht, so dass er am Ende zu einem funktionierenden Roboter wird, der genau das tut, was man von ihm verlangt. Es geht um das genaue Gegenteil, nämlich darum, die eigenen Sinne wieder zu erwecken, wieder ins Fühlen zu kommen und den Kontakt zur Intuition wieder herzustellen. Es geht darum dem Betroffenen die natürlichen Konsequenzen, die sein Lebensfeindliches Verhalten mit sich bringt deutlich zu machen, so dass er erkennen kann, wie er wieder zu sich selbst zurück findet. Aus diesem Grund ist es auch immens wichtig, dass die Sanktionen grundsätzlich vom eigenen höheren Selbst bestimmt werden und nicht von irgendjemand anderem. Und hier kommt wieder der kinesiologische Muskeltest ins Spiel. Wenn man einen direkten Bezug zu seiner Intuition hatte, also durch das sogenannte „Hellwissen“ mit seinem höheren Selbst verbunden war, wusste man automatisch, welche Sanktion für welches Fehlverhalten angemessen war. War man jedoch mit seinem höheren Selbst auf diese intuitive Weise verbunden, wusste man auch, welches Verhalten im Einklang mit der eigenen Seele stand und welches nicht, so dass man in den meisten Fällen nicht mehr gegen sich handelte und daher auch keine Sanktionen mehr brauchte. Solange dies jedoch nicht der Fall war, man seine Intuition also nicht wahrnehmen und damit auch nicht nutzen konnte, kann man sie über das Hilfsmittel der Muskeltests befragen. Die Muskeln sind wie bereits erwähnt direkt mit unserer Intuition verbunden und können uns daher über die vorhandene Kraft Aufschluss über die Ansagen unseres höheren Selbst geben. Um herauszufinden, welche Sanktion angemessen ist, kann man also die verschiedenen Möglichkeiten und Intensitätsstufen abfragen und darauf achten, bei welchen Vorschlägen die Muskeln Kraft haben. Dies ist dann die Sanktion, die gewählt werden sollte.

In meinem Fall stellte ich durch die Sanktionen fest, dass ich fast zu 100% gegen mich selbst handelte. Pro Tag kamen etwa 100 Vergehen dgegen mein Herz zusammen, die ich nun bereits wahrnehmen konnte. Wie viele weitere auf feineren Ebenen hinzu kamen, die ich jetzt noch nicht einmal erkennen konnte, möchte ich zur Zeit noch gar nicht wissen. Es ging also nicht darum, dass ich immer mal wieder irgendetwas vergaß, verschusselte oder verdrehte, so dass ich einen Weg zwei oder drei Mal gehen musste. Es ging vielmehr darum, warum ich dies machte. 100 Vergehen gegen mein eigenes Herz, gegen mein Gottbewusstsein, gegen mein inneres Kind. Jeden Tag! Heiko im Vergleich lag im Schnitt bei 0 Vergehen. Natürlich kam es auch bei ihm hin und wieder einmal vor, dass er gegen sein Herz handelte. Aber es waren Ausnahmesituationen, ähnlich wie es einem guten Koch auch mal passiert, dass er eine Suppe ein klein wenig versalzt oder dass er ein Gericht etwas anbrennen lässt. Doch wenn dies passiert, dann weiß er auch, dass es einen konkreten Grund dafür gab, weil ihn in diesem Moment irgendetwas abgelenkt oder beschäftigt hat. Sein ganzer Grundmechanismus und sein ganzes Bewusstsein sind ansonsten immer darauf ausgerichtet, das perfekte Essen zu erschaffen, bzw. zu 100% auf das eigene Herz zu hören. Bei mir war es hingegen andersherum. In mir gab es eine Art Fehlprogrammierung, die dafür sorgte, dass ich grundsätzlich die Suppe versalzte oder das Essen anbrennen ließ. Ich handelte also nicht ausversehen sondern automatisiert gegen mich. Die Frage war nur: Warum? Wieder einmal ging es dabei um den Bezug zu meiner Mutter. Die meisten Patzer, die ich am Tag machte, waren noch immer unbewusste Rebellionen gegen das Perfekter-Sohn-Sein-Müssen. Es waren lauter Dinge, die ganz bewusst meine Mutter nerven würden, wenn sie hier wäre: Licht brennen lassen, Orte schmutzig hinterlassen, Überplätschern beim Duschen und vielerlei mehr. Obwohl ich meine Mutter nun bereits seit 2 Jahren und sieben Monaten nicht mehr gesehen hatte und obwohl wir bereits vor über zwei Jahren den Kontakt abgebrochen hatten, verhielt ich mich noch immer so, als wäre sie permanent mit im Raum. Trotz aller Versuche, mich aus der Manipulation und den Verbiegungen zu befreien, war ich noch immer zu 100% gefangen. Ich war genau wie der Raucher, der zu 100% verstanden hatte, dass ihn die Zigaretten töten, der aber trotzdem jeden Tag weiterhin seine vier Schachteln raucht, weil er einfach nicht damit aufhören konnte. Aber wie konnte ich damit aufhören? Vielzählige Male schon habe ich geglaubt, dass ich nun endlich den Absprung geschafft habe, doch jedes Mal hat mich mein Verstand wieder aufs Neue an der Nase herumgeführt. Dieses Mal aber war es anders, da ich mich durch die Sanktionen nun nicht mehr selbst verarschen konnte. Einmal am Tag oder alle zwei Tage kam das Feedback für jeden Herzensverstoß. Und das geht nun so lange weiter, bis ich mich wirklich einmal befreit habe und ganz nach meinem Herzen leben kann. Wenn ich es nur glaube, ohne es wirklich zu tun, gibt es eben weiterhin alle 2 bis drei Tage ein Brennesselbad und Rutenhiebe, die ich dann jeweils wieder für 4 bis 5 Tage spüre. Solange ich also keine echten Fortschritte mache, werde ich das sofort zu spüren bekommen. Es gibt also nur zwei Wege, die mich da heraus führen. Entweder ich schaffe es wirklich loszulassen und meinem Herzen zu folgen, oder ich gewöhne mich besser daran, für den Rest meines Lebens eine juckende, brennende Haut und blaue Flecken zu haben. Da aber die Schmerzintensität mit der Zeit steigt, komme ich wohl doch besser irgendwann ins Lernen.

Ein wichtiger Schritt dabei ist, dass ich aufhöre, meine Mutter für das zu verurteilen, was sie mir auf meinen Lebensweg mitgegeben hat. Ich habe noch immer das Gefühl, dass sie daran Schuld ist, dass ich so ein verpeilter, verkackter Schlumpf bin. Aber stimmt das wirklich? Nein, denn zum einen ist alles eins, was bedeutet, dass meine Mutter nicht einmal existiert. Es gibt nur das Alles und dieses Alles bin ich. Ich bin also selbst meine Mutter. Anders würde es ja auch keinen Sinn machen, dass das alte Prinzip noch funktioniert, obwohl sie längst nicht mehr hier ist. Nicht meine Mutter hat mich manipuliert und von meinem Lebensweg abgebracht, sondern ich selbst. Und damit ich dabei überzeugender war, habe ich teilweise die Form meiner Mutter dafür angenommen. Wenn ich mich also befreien will, dann muss ich zunächst einmal erkennen, dass nicht meine Mutter mich ins Gesellschaftsgefängnis gesteckt hat, sondern ich. Ich selbst war und bin für alles verantwortlich, das je in meinem Leben geschen ist und somit bin auch ich derjenige, der alles wieder wandeln kann. Die Frage ist nur, wie ich dies von meinem Kopf in mein Gefühl bekomme? Zum anderen muss ich erkennen, dass immer alles gut ist. Nur weil ich vom Weg abgekommen bin, gegen mein Herz gehandelt und mein Gottbewusstsein verloren habe, kann ich mich nun auf den Weg dorthin zurück machen, so dass sich die Liebe ausdehnen kann. Alles ist immer genau so richtig wie es ist. Und wieder stehe ich vor der Frage: Wie bekomme ich das in meinen verdammten Schädel und noch viel wichtiger: In mein Herz? Die Brennesseln sind hierbei wohl meine besten Mentoren. Die extremen Reaktionen, die mein Körper darauf zeigt, machen mir bereits Stunden und Tage im voraus Angst. Alles brennt, juckt, kratzt und fühlt sich wund an. Oft habe ich das Gefühl, als würde mir die Haut vom Körper platzen und wenn das nicht der Fall ist, dann würde ich sie mir am liebsten Selbst herunter reißen. Gleichzeitig bekomme ich Hitzewallungen oder eine Gänsehaut und Kälteattacken. Es kommt vor, dass wir nach einer Brennesseltherapie durch die pralle Sonne mit 40 oder 50°C wandern und ich dabei so sehr friere, dass ich mir am liebsten eine Jacke überziehen würde.

All diese Reaktionen kommen aber nicht von der Brennessel selbst, sondern daher, dass sie immense Heilungsprozesse in mir anstoßen. Mein Kreislauf kommt ins Wallen, mein Herz pumpt das Blut wieder bis in die äußersten Hautschichten, meine Wassereinlagerungen treten nach außen und können abgebaut werden. Auch wenn es schmerzhaft ist, sind die Brennesseln also extrem heilsam für mich, schon allein auf der körperlichen Ebene. Sie sind nichts schlechtes oder böses, sondern Mentoren und Therapeuten. Und doch möchte ich im Moment immer so viel Abstand zwischen mich und Brennesseln bringen, wie nur irgendwie möglich. Meine Angst vor den Schmerzen und den Nachfolgen geht ins Unermessliche und hin und wieder merke ich sogar, dass ich feindseelige Gedanken gegenüber Brennesseln entwickle, wenn ich sie nur am Wegesrand sehe. Ich kann sie noch nicht als Freunde und Mentoren ansehen und genauso geht es mir auch mit allen anderen unangenehmen Wegweisern in meinem Leben. Die Brennesseln spielen dabei aber noch aus einem ganz anderen Grund eine wichtige Rolle in meinem Lernprozess. Normalerweise versuche ich immer, dem Druck auszuweichen und mir Wege zu suchen, auf denen ich keine Konsequenz bekomme, auch wenn ich nicht lerne. Wenn es eine Möglichkeit gibt, mich meiner Angst nicht stellen zu müssen, sondern stattdessen vor ihr weglaufen oder ihr ausweichen zu können, dann nutze ich sie in der Regel so gut es geht. Bei den Brennesseln funktioniert das nicht. Das Brennen wird weder durchs Kühlen noch durch Wärme oder sonst irgendetwas besser. Es ist da, solange es da ist und ich kann nur lernen, damit umzugehen und es als permanenten Mentor zu akzeptieren. Ähnlich, wie ja auch Heiko seinem Tinnitus nicht entkommen kann. Er ist da, wenn er da ist und man kann nur entweder durchdrehen, oder ihn annehmen. Spannend in meinem Fall ist dabei, dass ich mir das meiste Leid selbst durch meine eigene Angst produziere. Bei Heiko klingen die Brennnesselstiche, die er selbst abbekommt innerhalb von Minuten wieder ab. Bei mir dauert es drei Tage, weil ich am ganzen Körper verkrampfe. Meine Angst ist so groß, dass mein Körper versucht, stets einen Schutz aufzubauen, in dem er Wasser in den oberen Hautschichten einlagert. Auch die Schläge mit der Weidenrute sind aufgrund meiner Angst 100mal schmerzhafter als sie sein müssten. Der erste Schlag hat eine Schmerzintensität von 2 oder 3 und obwohl Heiko die Schlagkraft nicht erhöht, steigert sich das Schmerzempfinden nur aufgrund der Angst bis zu einer kaum aushaltbaren 10.

Noch immer habe ich also das Gefühl, dass der Schmerz von außen kommt und dass ich ihn unter Umständen vermeiden könnte. Ich gebe den Brennnesseln oder den Weidenzweigen die Schuld, dass mir etwas weh tut, suche aber noch immer nicht nach der Ursächlichkeit für den Schmerz in mir. Nichts im Außen kann mich verletzen, da ich selbst alles bin. Ich bin die Brennnesseln, ich bin die Weidenhiebe. Bei Heiko fällt es mir seltsamerweise leichter. Bei ihm ist es mir vollkommen klar, dass nicht er derjenige ist, der die Schmerzen zufügt, sondern nur der Stellvertreter meines inneren Kindes bzw. meines Gottbewusstseins. Für den Schüler ist der Bezug zum Schuldgefühl ein vollkommen anderes, da er beim geschlagen werden die Schuld die er in sich trägt abbaut. Dies wurde bei mir gleich zu Beginn sehr deutlich. Ich weiß ja, wenn ich Scheiß gebaut habe und das kommt bei mir ja auch relativ häufig vor. Normalerweise trage ich diese Schuld dann in Gedanken stunden oder tagelang mit mir herum. In meinem Kopf gibt es dann eine Endlosschleife des Selbst-Dissens, vor allem dann, wenn ich weiß, dass ich durch den Mist, den ich verzapft habe nicht nur mich selbst, sondern auch noch andere geschädigt habe. Hier ist es noch einmal spannend zu beobachten, dass ich eine Selbstschädigung wie die Zerstörung meiner Luftmatratze weil ich einen Dornenzweig übersehen habe, nicht so schwer nehme, wie beispielsweise die Zerstörung des Tauchsieders, unter der auch Heiko leiden musste. Auch hier kommt noch einmal das alte Funktionierens-Prinzip zum Vorschein. Wenn ich vor mir selbst nicht funktioniere, dann ist das nicht so schlimm, weil es mir dabei ja um die Anerkennung von außen geht. Merkt jedoch ein anderer, dass ich als Funktionsroboter versage, dann ist dies ein Grund zur intensiven Selbstverurteilung. Durch die direkte und spürbare Konsequenz, die ich mir selbst für meine Patzer und meine Kodexverstöße ausgewählt habe, wird der Verstandes-Disser jedoch ausgehebelt. Wenn ich weiß, dass ich Schläge für jedes Fehlverhalten bekomme und dass meine Fehler damit abgegolten sind, fühle ich mich plötzlich weniger verpflichtet, mich deswegen schlecht zu fühlen. Die Schuld, die ich gegenüber mir selbst spüre, weil ich Aufgrund meiner Unachtsamkeit oder Unstrukturiertheit einen Schaden erzeugt habe, wird durch die Sanktionen sofort wieder abgebaut. Die Sanktionen selbst führen dabei natürlich nur zu einem Ausgleich in mir, nicht aber im Gesamtsystem. Ich habe durch sie das Gefühl, die Konsequenz für meine Handlungen erhalten zu haben und dadurch wieder im Reinen zu sein. Doch alle anderen beteiligten haben natürlich noch immer einen Schaden erlitten, der nicht deshalb wieder verschwindet, weil ich ein paar Schmerzen zugefügt bekomme. Um das Gleichgewicht wirklich wieder herzustellen und die Stimmung wirklich wieder zu bereinigen, muss zusätzlich ein Ausgleich für den Leidtragenden erschaffen werden, der den entstandenen Schaden wieder gut macht. Wenn ich Heiko durch meine Opferhaltung also Energie entzogen habe, gilt es nun, diese Energie in Form einer positiven, bereichernden Handlung wieder zurückzugeben. Dies können Massagen, Heiltherapien, Arbeitserleichterungen und vieles mehr sein. Die Intensität wird auch hierbei wieder vom höheren Selbst festgelegt und durch den Muskelreflexionstext herausgefunden. Nur so kann es wirklich wieder zu einem Ausgleich und einer Balance kommen.

Zuvor hing teilweise über Tage eine dunkle Wolke der Missgelauntheit über mir, durch die ich noch unaufmerksamer wurde und durch die ich meinem Umfeld gleich noch mehr schadete, da sie nun nicht nur mit einem kaputten Tauchsieder sondern auch noch mit einem schlecht gelaunten Reisegefährten klarkommen mussten, der die ganze Zeit in der Selbstverurteilung versank. Dadurch, dass nun die verdiente Konsequenz für die Schädigung sofort eintritt, können die Schuldgedanken losgelassen werden und es kommt zu einer geistigen und gefühlsmäßigen Reinigung. Es ist ein wenig wie mit dem Wäschewaschen. Wenn man seine Kleidung ständig schmutzig macht, aber nicht die Konsequenz daraus zieht, dass man sie waschen muss, dann sammelt sich ein riesiger Berg an und man beginnt vollkommen zu versiffen. Wäscht man jedoch nach jeder Verunreinigung die Flecken sofort wieder raus, kann sich keine Schmutzwäsche ansammeln und man bleibt frisch und sauber. Das gesellschaftliche Gefühl, dass bei mir in Verbindung mit der Schmerztherapie aufkam, war jedoch ein anderes. Es war nicht Schuld, sondern Scham. Ein Mensch, der einem anderen Schmerz zufügt, wird in unserer Gesellschaft verurteilt, selbst dann, wenn er aus Liebe und nach seinem Herzen handelt. Da aber jeder irgendwelche Situationen kennt, in denen einem die Hutschnur platzt, haben wir dennoch bis zu einem gewissen Grad Verständnis dafür. Jeder kennt Personen, die einem so dermaßen den letzten Nerv rauben können, dass man ihnen am liebsten den Hals umdrehen würde. Wofür es aber überhaupt kein Verständnis mehr gibt, ist ein Opfer, das geschlagen werden will. Als Opfer erntet man in der Regel Mitleid und Sympathie, man bekommt den Kopf gestreichelt und wird als armes Hascherl anerkannt, das man beschützen und umsorgen muss. Wenn man diese Rolle jedoch ablehnt und sich klar dafür entscheidet, ganz bewusst Schmerzen zu erhalten, um ins Lernen zu kommen, wird man plötzlich komisch angeschaut und oft sogar als Geisteskrank erklärt. Wie kann jemand auf die Idee kommen, Schmerzen haben zu wollen? Und das auch noch freiwillig? So jemand muss ja verrückt sein! Soll er doch froh sein, wenn ihm von alleine nichts weh tut. Schämen sollte er sich! Das Paradoxe dabei ist, dass das Opfer auch mit dieser bewussten Entscheidung, durch das Leid ins Erwachen zu gehen, noch immer als Opfer angesehen wird. Es ist nun ein Opfer, das den Verstand verloren hat und dem man nun vielleicht nicht mehr helfen kann, außer man steckt es in die Irrenanstalt. Aber es bleibt weiterhin ein Opfer. Vor allem in den Augen von Menschen, die sich ebenfalls für den Opferweg entschieden haben. Das Prinzip, das hier dahinter steht, ist das gleiche, wie bei Alkoholikern und anderen Suchtkranken. Es lautet: Bleib in meiner Sucht! Bleib in meiner Angst! Bleib in meinem Käfig! Solange sich Alkoholiker untereinander einig sind, dass Alkohol zu ihrem Tagesablauf fest mit dazugehört, sind sie gute Freunde. Sie sind Leidensgenossen, die einander bestätigen, dass ein Leben ohne Alkohol kein richtiges Leben ist. Will jedoch einer aus der Sucht aussteigen, bricht er damit den stillen Kodex der Leidensgenossenschaft und wird zu einem Feind. Wenn alle abhängig sind, hat jeder einzelne das Gefühl, dass diese Sucht in Ordnung ist, weil es sich dabei ja um einen Konsenz handelt und jedem Klar ist, dass man ohnehin nichts dagegen unternehmen kann. Was aber, wenn einer ausbricht und es wirklich schafft, troken zu werden? Dann zerbricht er damit das komplette Kartenhaus der Alkoholnotwendigkeit. In jedem seiner Kompanen kommt plötzlich der Gedankge auf: "Wenn der das schafft, dann müsste ich es eigentlich auch schaffen! Doch das will ich nicht, denn ich weiß, dass es Anstrengung und Willenskraft bedeutet, die ich nicht bereit bin aufzubringen!" Der Ausbrecher wird also nicht als Vorbild angesehen, das zeigt, wie man aus der Sucht hinauskommt, sondern als Feind, der einem absichtlich ein schlechtes Gefühl machen will, weil man ja weiß, wie schädlich die eigene Sucht ist. Um sich also nicht schlecht fühlen zu müssen und wohlmöglich am Ende der einzige zu sein, der es nicht aus seiner Sucht heraus schafft, setzt man alles daran, den Spalter in der Sucht festzuhalten. Man gibt ihm ein oder zwei Bier aus, lästert über den "plötzlichen Sinneswandel zum Langweiler und Spießer" betont ohne Ende, wie lecker doch gerade heute das kühle blonde ist und versucht mit allen Mitteln den Entschluss des anderen aufzuweichen und ihn in der Sucht zu halten. Wenn er dann scheitert und doch wieder zur Flasche greift, wird er gefeiert und beglückwünscht. "Siehst du! So kennen und mögen wir dich! Doch wieder ganz der Alte! Wir hatten schon Angst um dich, aber es ist gut zu sehen, dass du noch einer von uns bist!" Oftmals schaffen es Alkoholiker und andere Suchtkranke daher nur dann ihre Sucht zu beenden, wenn sie den Kontakt zu ihrem alten Umfeld vollständig abbrechen. Nicht anders ist es auch mit dem Prinzip des Opferseins. Solange wir um uns herum lauter Menschen haben, die sich wie wir als Opfer des Lebens sehen und mit uns darüber jammern können, dass alles hart und schwierig ist, können wir guten Gewissens in unserer verantwortungslosen Opferrolle bleiben. So wie es bei den Alkoholikern Konsens ist, dass jeder seine tägliche Dosis an Alkohol braucht, ist es bei den Opfern Konsens, dass man nichts für das Leid kann, das einem im Leben widerfährt und dass man sich damit abfinden muss, bis irgendwann der Erlöser in Form eines Dritten von außen kommt, der mit einem Schlag alles geradebiegt, ohne dass man selbst etwas dafür tun muss. Nun beginnt eines der Opfer plötzlich, sich aus seiner Opferrolle zu lösen um ganz bewusst zu sagen: "Ich bin eigentlich ein Täter, der mir selbst und anderen auf der unbewussten Ebene Leid zufügt. Ich fühle mich zwar als Opfer, aber in Wahrheit bin ich ein Parasit und Schmarotzer, der anderen die Lebensenergie aussaugt. Die Ide, dass ich der Leidtragende bin ist also ein Irrtum, denn ich bin derjenige, der seine Mitmenschen aufgrund seiner eigenen Todesangst auf energetischer Ebene beraubt und beklaut. Das, was ich bislang für willkürliche Schicksalsschläge, Angriffe und Unfälle gehalten habe, die mich armes Opfer grundlos schädigen wollen, ist in Wirklichkeit nur die Konsequenz für mein eigenes Schmarotzer-Tum. Nun, da mir dies bewusst ist, will ich die Konsequenzen für meine Handlungen nicht mehr anderen in die Schuhe schieben. Stattdessen übernehme ich nun die volle Verantwortung für mein Handeln trage alle Konsequenzen dafür, so dass ich A zu einem selbstverantwortlichen, hilfreichen Mitglied der Erdengemeinschaft werden kann, B mich von meiner Angst und meinem Selbsthass löse, um so frei zu werden und C schließlich in die Erleuchtung und ins Erwachen kommen kann!"

Wenn ein Teilnehmer aus einer Leidensgruppe dies wirklich sagt und meint, ist der Schrecken seiner Leidensgenossen ebenso groß wie bei den Alkoholikern. Und auch hier wird mit allen Mitteln versucht, den Willen des Aussteigers zu brechen, so dass er weiterhin ein Opfer bleibt. Ihm wird gut zugeredet, er wird bemitleidet und umsorgt, man redet ihm ins Gewissen, nimmt ihn ins Gebet und zieht sämtliche Register. Selbst wenn wie bei mir niemand mehr da ist, der dies im realen Umfeld tun kann, dann wurden einem diese Gedanken bereits zuvor so tief eingebrannt, dass sie automatisch aus dem eignen Verstand auftauchen, sobald man mit dem Ausbruchsversuch beginnt. Diese Gedanken tauchen beim sanktioniert werden ebenso unwillkürlich aus meiner Verstandespräsenz in mir auf, wie bei Heiko die Gesellschaftsgedanken des sich schuldig Machens. Klar weiß jeder von uns, dass diese Gedanken absurd sind und keine Bewandnis haben, doch sie sind noch da. Es wird sich zeigen, wie sich dies im Laufe der Zeit verändert. Auch in Heidi kamen einige Bedenken in Bezug auf das Sanktionskonzept auf, die ernst genommen werden wollen. Zunächst einmal hatte sie die gegenläufigen Gedanken zu denen von Heiko, was die gesellschaftlichen Geschlechterrollen anbelangte. Mich im Rahmen eines Rituals mit Rutenhieben, Schlägen oder Brennesselpeitschen zu sanktionieren war für Heiko kein Problem, da er sich zu 100% sicher war, dass ich dies annehmen konnte. Aber wie war das, wenn nun eine Frau im Spiel war? In unserer Gesellschaft ist es mehr als alles andere verpönt, als Mann eine Frau zu schlagen. Konnte er dies also wirklich mit seinem Gewissen vereinbaren? Bei Heidi kamen die gleichen Bedenken auf. Sanktionen als Geschenk für den inneren Wutabbau und als Mittel zum Aushebeln der Lernresistenz zu verwenden, fühlte sich auch für sie vollkommen stimmig an. Aber der Gedanke, sich ganz bewusst von ihrem Mann schlagen zu lassen, löste einen immensen inneren Widerstand in ihr aus. Spannend war dabei, dass sie keine Bedenken hatte, ob sie die Prügel einstecken konnte und ob die ganze Sache ihr weiterhelfen würde. Ihr war ebenso klar wie mir, dass sie immer wieder gegen sich selbst handelte und es dabei meist nicht einmal merkte. Diese unbewussten Prozesse ins Bewusstsein zu holen und physisch fühlbar zu machen, war zweifelsfrei eine gute Sache. Nur die Gesellschaftsmeinung stand dabei im Weg. Auch hier ist es wichtig, dass wir uns stets bewusst machen, dass nicht von einem Mann und auch nicht vom Partner geschlagen, bzw. Sanktioniert wird, sondern immer nur von einem selbst. Es gibt keinen Dritten, also kann man sich immer nur selbst schlagen, auch wenn der Schlag scheinbar durch einen anderen ausgeführt wird. Anders als bei Heiko und mir, wo das System auf einer langjährigen, intensiven Freundschaft basiert, ist es mit Heidi in sofern noch einmal heikler, dass die beiden hier ein vollkommen neues Beziehungskonzept erschaffen, das es in unserer Gesellschaft auf diese Weise nicht gibt. Es kann nur dann als Beziehung funktionieren, wenn es keine Lügen, keine Illusionen und keine Verstandeseinschränkungen gibt. Was immer gefühlt wird ist richtig und verdient seinen Platz, egal wie hart oder schmerzhaft es auch erscheinen mag. In unserer Gesellschaft geht es in Beziehungen meist darum, das Glück im Anderen zu suchen, was jedoch fast immer dazu führt, dass man sich gegenseitig unglücklich macht. Hier geht es hingegen darum, in der Beziehung zu erkennen, dass man bereits eins ist und schon immer eins war. Der Partner ist stets nur der Spiegel und durch dieses gegenseitige Widerspiegeln, entsteht eine heilige Verbindung, die beide auf dem Weg zum Erwachen enorm weiterbringen kann. Wenn man eine Beziehung, die auf den Erwachensprozess ausgelegt ist unter den Aspekten einer normalen Gesellschaftsbeziehung betrachtet, muss sie einem abstrakt und ungerecht vorkommen. Wie kann es sein, dass einer den anderen sanktionieren darf, andersherum jedoch nicht? Um das zu verstehen, ist es wichtig dass man erkennt, dass Heiko den Sanktionierer in sich selbst trägt. Es ist keines Falls so, dass seine Vergehen, gegen seine Seele ungesühnt bleiben kann. Der Unterschied besteht lediglich darin, dass er seine Sanktionen auch ohne das Zutun eines Dritten erhält, weil er sich bereits als Kind dafür entschieden hat, gewissermaßen ein automatisches Sanktionierungssystem in sich selbst zu installieren. Auch bei ihm gab es Hochphasen, in denen der Sanktionierer so stark war, dass er es kaum noch aushalten konnte. Eine Form der automatischen Selbstsanktionen bei ihm war und ist beispielsweise der Tinnitus und in den extremsten Zeiten war dieser so stark, dass er Heiko beinahe in den Selbstmord trieb. Diese extreme und direkte Selbstkasteiung durch das höhere Selbst in Form von Krankheiten führte dazu, dass er bereits vieles gelernt hat, bei dem Heidi und ich noch auf dem Nulllevel stehen. Heute hat er einen Punkt erreicht, an dem er nur noch sehr wenig bis fast gar nicht mehr gegen sein Herz verstößt, so dass auch die Sanktionen nicht mehr so intensiv sein müssen. Doch doch dies konnte er nur, weil auch er seine Lebenssanktionen angenommen hat. Es ist also nicht besser oder schlechter dran als Heidi oder ich und er bekommt auch nicht mehr oder weniger Leid zu spüren, dadurch, dass er von uns keine Sanktionen erhält. Der Weg zum Erwachen ist immer für alle gleich intensiv und es gibt hier keine Ungerechtigkeiten. Wir verwechseln nur in der Regel gerne Gleichberechtigung mit Gleichheit und glauben, dass daher immer alles für alle gleich sein muss. Doch dies ist nicht der Fall. Die Wege die wir gehen sind grundverschieden, weil wir auch grundverschiedene Muster in uns tragen, die es aufzulösen gilt. Dennoch sind sie vollkommen gleichwertig, denn jeder bekommt immer genau das Maß an Sanktion und Leid, das er zum Lernen, Fühlen und Erwachen benötigt.

Damit eine heilige Beziehung, die einen zum Erwachen führt gelingt, ist jedoch viel Einfühlungsvermögen, Vertrauen und Reflektiertheit nötig. Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, aber wenn sie gelingt, kann auf diese Weise eine tiefe und heilsame Verbindung entstehen, wie man sie sich kaum vorstellen kann. Wir alle drei sind auf jeden Fall schon gespannt, wie sich die Sache weiter entwickeln wird. Die Heilwirkung des Wutabbaus Wenn man es aus der göttlichen Perspektive betrachtet, dann hat der Choleriker für seine Wutausbrüche eigentlich keine Verurteilungen sondern einen Orden verdient. Warum? Weil niemals ein Gottpartikel einen anderen schlagen kann. Nur der Gegner in einem kann schlagen und er kann nur den Gegner im anderen schlagen. Was bedeutet das? Wenn etwas reine Liebe ist, also nicht von Angst gesteuert wird, kann ihm nichts Negatives passieren. Alles, was wir in unserem Leben wahrnehmen oder erleben können, ist stets ein Spiegel unserer tiefsten Überzeugungen. Gibt es in mir also nichts anderes als reine Liebe und Urvertrauen, kann ich auch nur reine Liebe gespiegelt bekommen. Jedes negativ empfundene Ereignis wird also durch die Anteile in mir angezogen, die noch nicht in reiner Liebe sind. Nur Negativität kann auch Negativität anziehen. Mein wahres Sein, besteht jedoch immer zu 100% aus reiner Liebe. Solange wir nicht wissen, dass wir diese Liebe und damit auch ein Teil von Gott sind, überlagern wir die Liebe mit Ängsten und schmerzhaften Überzeugungen. Nur die Anteile von uns, die sich in dieser Überzeugung befinden, können also auch negative Erfahrungen anziehen. Dadurch sind sie es auch stets, die die Schläge abbekommen, niemals aber das lichtvolle, wahre Sein der Liebe. Nur die Selbstverletzung in mir kann auch Schläge und Verletzungen in außen anziehen. Was immer mir in meinem Lebenstraum auch widerfährt, mein wahres Selbst kann davon niemals verlezt werden. Die Sanktionen sind also ein bisschen wie der Hammer eines Steinmetzes, der alles von der Statue abschlägt, was nicht dazu gehört. Sie lassen somit die Masken von unserem Gesicht bröckeln, bis darunter unser wahres Antlitz zum Vorschein kommt. Verletzt wird also immer nur der Angstgegner, das Ego und der Verstand, die uns von unserem wahren Sein fern halten. Umgekehrt kann ein Choleriker auch nur Situationen anziehen, in denen er schlagen muss, wenn er sich selbst hat schlagen lassen. Das was schlägt ist also stets die Angst in dem Menschen, die früher erlebt worden ist und die abgebaut werden muss. Der Choleriker wird cholerisch, weil er mit dem konträren Lebensthema im anderen in Resonanz geht. Die Wut in ihm, wird durch die Handlungen und oder die Ausstrahlung des anderen aktiviert, so dass sie abgebaut werden kann. Ein Mensch, der vollkommen im reinen mit sich ist und all seine Wut abgebaut hat, der also vollkommene, reine Liebe und vollkommenes Gottbewusstsein ist, kann nicht mehr schlagen, weil keine Negativität mehr in ihm steckt. Ebenso kann er aber auch keine Schläge mehr bekommen, da er sie nicht mehr anziehen kann. Solange es also Schläge gibt, muss automatisch der Gegner in Form von Wut und Angst schlagen und er kann auch nur den Gegner des anderen in Form von dessen Wut und Angst schlagen. Wenn beide in Liebe sind, können sie auch nur noch Liebe anziehen und somit endet des Weg des Schmerzes und des Leides automatisch. Um das zu verstehen nehmen wir noch einmal das Sinnbild des Bildhauers zurate. Der Künstler selbst trägt eine Lichtvision in sich, die immer stärker nach außen tritt, je mehr er von seiner eigenen Wut abbaut. Gleichzeitig schlägt er alles von seinem Steinblock ab, das nicht zum wahren Sein der Skulptur gehört. Es formt diese Skulptur jedoch nicht, sondern folgt nur der Lichtvision, also dem was von selbst entstehen will. Mit jedem Schlag hilft er also dem Lichtwesen des anderen, in seine Reinheit zu kommen und seine wahre Form anzunehmen. Gleichzeitig schlägt er dabei auch jedes Mal einen Teil von sich selbst ab, der ebenfalls nicht zu seinem Lichtwesen gehört. Aus diesem Grund muss man sich auch nicht dafür schämen zu schlagen oder geschlagen zu werden. Schuld und Scham sind Gedankenkonstruktionen des Gegners, die keinen realen Bestand haben. Durch Schuld und Scham sorgt der Gegner in Form der Verstandesangst dafür, dass wir und für einen heilsamen und positiven Prozess verurteilen und somit unsere Wut nicht abbauen. Erkennen wir jedoch, dass diese Interaktion zwischen Schläger und Geschlagenem nichts negatives hat, da nur jeweil die Angst des einen die Angst des anderen aufhebt, kann es keine Schuld und keine Scham mehr geben.

Es ist ähnlich wie beim Exorzismus. Auch hier leidet der Patient Höllenqualen, die auf den ersten Blick so wirken, als würden sie ihm durch den Priester zugefügt. Würde der Priester den Exorzismus nicht durchführen, hätte der Patient auch keine Schmerzen. Dennoch ist der Priester nicht schuld an den Schmerzen und er muss sich auch nicht dafür schämen, dass er sie auslöst. Durch die Schmerzen schädigt er nicht den Patienten, sondern treibt den Dämon aus ihm heraus. Ebenso treibt auch der Choleriker den Dämon in Form der Angst und des Selbsthasses aus dem Geschlagenen, ohne dabei jedoch die Seele, also das Lichtwesen des anderen zu verletzen. Es ist also nicht hilfreich oder zielführend, dieses Prozess zu bewerten oder zu verurteilen, da alles einen biologischen oder besser gesagt einen göttlichen Sinn hat. Die Biologie und damit auch Mutter Erde und all ihre Bewohner sind nur ein Produkt der Phantasie. Unsere Körper existieren nicht wirklich und somit kann auch niemals etwas verletzt werden, da es ja weder den Schlagenden noch den Geschlagenen wirklich gibt. Es gibt nur das formlose Sein, das sich selbst in den Phantasiegeschichten erlebt, die wir als unser Leben wahrnehmen. Und in diesen Geschichten muss es stets zu einem Ausgleich also einer Widerherstellung des Gleichgewichtes kommen, damit die Liebe sich ausdehnen kann. Das absurde und gefährliche in unserer Gesellschaft ist leider, dass wir dieses Spiel zwischen Schüler und Mentor verurteilen und aushebeln. Es ist bei uns kein Spiel zwischen Lehrer und Schüler, sondern wir nennen es Täter und Opfer. Wie krass aber ist diese Aussage! Der Täter bewahrt uns davor, dass wir sterben und doch können wir ihn nicht ehren, sondern geben ihm die Schuld für unser Leid. Und ja, dadurch dass wir diese Auffassung von Täter und Opfer haben, haben wir auch das entsprechende Missverhältnis geschaffen. Wenn beide sich selbst und den anderen nicht ehren und verstehen können, dann treffen zwei Menschen aufeinander, die im Autopiloten des Verstandes leben. Der eine hat sein Sein nicht aufgegeben, dafür aber Wut aufgestaut, der andere hat sich verbogen und dafür Selbsthass angesammelt. Der Verbieger reizt nun den Standhalter, ohne sich dessen bewusst zu sein und der Standhalter gibt seine Wut ebenfalls unbewusst an den anderen weiter. Auf der unbewussten Ebene spürt der Verbieger, was er sich selbst und seiner Seele durch seine Selbstverleumdung angetan hat und ist deshalb voller Selbsthass. Ohne es zu merken, will er diesen Selbsthass loswerden und schreit deshalb mit jeder Zelle seines Körpers nach außen: „Bringt mich um! Verletzt mich! Verletzt mich so arg, dass ich endlich aus meiner Selbstverleumdung erwachen kann und erkenne, dass ich dieses Maskentheater, das ich zu sein glaube nicht bin! Hilf mir mit jeder Gewalt, zu erkennen, wer ich wirklich bin.“ Der Standhalter hingegen hat sich sein Leben lang dafür verprügeln lassen, dass er zu sich gestanden hat und hat so eine gewaltige Wut nach außen hin aufgebaut. Er ist blind vor Wut, weil ihn in seinen Augen der andere nicht so sein lassen will, wie er ist. Damit schreit er nun ebenfalls mit allen ebenen seines Seins: „Reizt mich! Reizt mich so stark ihr könnt, damit ich endlich einen Grund habe um zu explodieren und meine Wut nach außen abgeben kann.“ Je nachdem, nach welchem Prinzip er als Kind geprügelt wurde, gibt es in ihm bestimmte Triggerpunkte, auf die er besonders stark reagiert. Es sind also gewisse Reizreaktionsmechanismen, die ihn in kurzer Zeit zum austicken bringen. Bei Heiko waren dies stets Punkte wie: „Du bist zu langsam, du hast das nicht richtig gelernt, du drehst dich im Kreis, du hast das nicht richtig geschrieben oder nicht richtig gemacht, du hast etwas verloren, vergessen oder kaputt gemacht. Dies waren bei ihm stets die Punkte, die von außen sanktioniert wurden. Sie wurden bei ihm stets damit verknüpft, nicht richtig zu sein oder kein guter Sohn zu sein, weshalb er besonders empfindlich darauf reagiert. All diese Punkte sind nun wiederum meine größten Themen und ich reibe sie nun Heiko tagtäglich unter die Nase, so dass hier das größtmögliche Kriesenpotential entsteht. So ziehen wir unbewusst die Sanktions-Partnerschaft an. Ich schreie: Verletz mich, damit ich meinen Selbsthass abbauen kann! Sie nur wie schön ich dich reizen kann!“ Und Heiko schreit: „Reiz mich bitte so stark du kannst, damit ich einen Grund zum ausrasten habe, so dass ich meine Wut endlich los werde!“ Diese Mechanismen gibt es fast in jeder Beziehung und so lange sie nicht bewusst sind, führen sie immer automatisch dazu, dass eine unkontrollierte Verletzung entsteht, unter der beide Seiten leiden. Da wir Wut in unserer Gesellschaft als etwas negatives und verwerfliches ansehen, versagen wir dem Standhalter in der Regel, auf die Reizungen des Opfers zu reagieren. Wir verlangen von ihm, dass er ruhig bleiben und seine Wut runter schlucken soll, so dass sie sich noch mehr anstaut, solange bis es es nicht mehr aushält und es zu einer geballten, unkontrollierten Explosion kommt. Dabei geht er über jede Grenze, so dass es zu Verletungen kommen muss. Umgekehrt ist aber das Opfer ebenfalls im Autopilotenmodus und geht immer tiefer hinein. Die fehlenden Konsequenzen vom Anfang führen dazu, dass er immer naiver wird, sich auf alles einlässt, weil er glaubt, dass ihm ohnehin nichts passieren wird und manövirert sich so automatisch in immer größere Gefahren, durch die er schließlich ernsthafte Verletzungen oder gar den Tod auf sich zieht. Auch in diesem unbewussten Spiel kann immer nur der Gegner des Täters den Gegner des Opfers schlagen, doch dies bedeutet nicht, dass dadurch auch etwas gelernt wird. Lernen können wir nur dann, wenn wir uns dieses Prozesses und dieses Wechselspiels bewusst sind und wenn wir es kontrolliert ablaufen lassen. Dazu muss der Täter bzw. Choleriker seine Mentorenrolle annehmen, da er bereits bis zu einem bestimmten Grad in seinem Sein ist. Gleichzeitig muss er aber auch seine eigenen Ängste und die damit verbundenen Systemstrukturen erkennen, die ihn zum Ausrasten bringen. Oft fällt es uns leicht, auf der oberflächlichen Ebene zu erkennen, was uns gerade wütend macht. Doch darum geht es nicht. Es sind nicht die herumliegenden Socken oder die zu hohe Stimme des anderen, die den Wutanfall auslösen. Sie sind nur Symptome eines tieferliegenden Gesamtsystems, mit denen man in Resonanz geht. Dieses System gilt es zu erkennen. Wie und auf welche Weise entzieht mir der andere Energie und warum lasse ich es zu? Welche Mechanismen in mir führen dazu, dass mich genau diese Dinge aufregen, währen mich andere Dinge vollkommen kalt lassen? Wenn er dies erkennt, erkennt er auch, dass es nicht der andere ist, der seine Wut auslöst, sondern dass sich diese Wut bereits in ihm befindet und nun abgebaut werden will. Dadurch erkennt er nun immer deutlicher, wer er wirklich ist und kann sein wahres Sein nun vollständig annehmen. Der Schüler andererseits, der sein Sein abelegt hat, muss sich wirklich als Schüler annehmen und aufhören, sich als Opfer zu fühlen. Er muss also wirklich zum Schüler werden, den Mentor achten und für sich selbst beschließen, dass er lernen will, in sein Sein zu kommen, so dass er kein Zombie sein muss. Der Choleriker ist nun kein böser Täter mehr, sondern ein Mentor, der ihm auf dem Weg zum Erwachen hilft. Damit wandelt sich die Angst vor dem Verletzt werden in eine Dankbarkeit für die Lernschritte, die durch die Sanktionen ermöglicht werden.

Parasit und Choleriker

In unserer Gesellschaft sprechen wir dem Seelenverstümmler, also dem Opfertypen fast immer die Rolle des Guten zu, während wir dem Rebellen und Widerstandleister, also dem Tätertypen die Karte des Bösen unterjubeln. Der eine ist das arme, unschuldige Opfer, das keiner Fliege etwas zuleide tun kann, der andere der aggressive, cholerische und gewalttätige Gegner, der ohne jeden Grund handgreiflich wird. Diese Bewertung und Verurteilung können wir jedoch nur treffen, weil wir das System als ganzes nicht verstehen. So ist es kein Zufall, dass ich als Opfertyp auch zu einem Schmarotzer und Parasiten geworden bin. In der Natur ist alles stets aufs Gleichgewicht ausgelegt. Auf der energetischen Ebene bedeutet dies, dass jedes Wesen, dass sich selbst Energie- und Kraftlos fühlt automatisch Energie von stärkeren und kraftvolleren Wesen anzapft. Man kann sich dieses Prinzip ein bisschen wie bei einer Seenplatte vorstellen, bei der das Wasser mit unserer Lebensenergie gleichzusetzen ist. Alles was existiert ist die Liebesenergie. Wir bestehen zu 100% aus Liebe und sind mit allem verbunden und mit allem eins. In wirklichkeit, kann es also eigentlich keinen Energieraub geben, da wir wie Wassertropfen in einem unendlich großen Ozean sind. Nur wissen wir dies nicht mehr. Aufgrund unseres Verstandesgegners haben wir A vergessen, dass wir Gott sind und B dass es nur die Allernergie gibt, wir also nicht sterben und auch nicht geboren werden können. Wir glauben hingegen, dass wir ein begrenztes Leben mit begrenzter Energie haben, die wir in unserem Leben schneller oder langsamer verbrauchen können. Da wir aber Gott sind und somit unseren eigenen Lebenstraum mit Hilfe unserer Gedanken und Überzeugungen erschaffen, müssen wir uns auch genau so erleben. Wir nehmen uns nun also nicht mehr als Teil eines Ozeans wahr, sondern als See in einer ansonsten trockenen Landschaft. Sobald wir nun eine Beziehung zu einem anderen Wesen eingehen, verbinden sich unsere beiden Seen und wir bauen eine Art Kanal dazwischen, der für die Dauer unserer Verbindung bestehen bleibt. Dadurch fließt nun automatisch Wasser, bzw. Lebensenergie vom volleren See in den leereren. Das bedeutet im Klartext: Jeder Mensch, der sich selbst als ein schwaches, kränkliches Opfer sieht, das selbst nicht für seine Lebenssituation verantwortlich ist, saugt automatisch seinen Mitmenschen Energie ab. Er wird also zum Parasiten. Somit sind die Selbstverbieger und Opferlämmer also keine armen, unschuldigen Hascherl, sondern immer auch dreiste Energieräuber, die ihre Mitmenschen schwächen und krank machen. Sie kosten ihnen Lebenszeit und stürzen sie in Unfrieden. Jeder Mensch ist also immer Opfer und Täter zu gleichen Teilen. Der Standhalter ist Opfer, weil er ausgesaugt wird und Täter weil er angreift. Der Verbieger ist Opfer weil er angegriffen, gedemütigt und geschlagen wird, doch wird er das nur, weil er als Parasit gleichzeitig auch ein Täter ist, der seinen Angreifer zuvor verletzt und bestohlen hat. Es ist wie auf dem Schulhof. Der Lehrer, der die Pausenaufsicht hat und nur oberflächlich über die Kinderschar blickt, erkennt plötzlich, dass ein Kind ein anderes verprügelt. Sofort schreitet er ein und verurteilt den Schläger für sein ungebührliches Verhalten. Dass der andere Schüler seinen Schläger zuvor aber endlos getriezt und gereizt hat, bis dieser es nicht mehr ausgehalten hat und nicht mehr anders konnte, als sich irgendwie zu verteidigen, sieht der Lehrer nicht. So sind Täter- und Opferbeziehungen immer gleichzeitig auch Wirts- und Parasitbeziehungen. Wenn wir durch den Wald gehen und merken, dass sich eine Zecke an uns festgesaugt hat und uns unser Blut und damit auch unsere Lebensenergie aussaugt, dann greifen wir sofort zu drastischen Maßnahmen, reißen sie uns aus der Haut und zerquetschen oder verbrennen sie. Von einem kleinen Krabbelparasiten wollen wir uns also nicht aussaugen lassen. Bei menschlichen Parasiten fordern wir jedoch, dass wir genau dies hinnehmen. Die Kunst in diesem Spiel ist es jedoch, einen Weg zu finden, durch den beide Parteien aus dem Energieraub in eine gegenseitige Bereicherung kommen können. So verursacht der Parasit dadurch Leid, dass er einem Anderen die Energie entzieht und diesen ganz allmählich schwächt und zerstört. Der Wirt schwächt und zerstört sich selbst, wenn er diesen Energieraub nicht bemerkt und/oder zulässt, bis er kaum noch Kraft in sich trägt. Je länger er ihn aber zulässt, desto mehr staut sich auch die Wut in ihm an und desto heftiger muss er irgendwann auf den Parasiten reagieren.

Anhand dieses Beispieles wird jedoch deutlich, dass in einer gesunden und zielführenden Schüler-Mentor-Beziehung die Sanktion alleine nicht ausreicht, um den Energieraub auszugleichen. Der Schüler in Form des Opfers saugt durch seine Parasitenmechanismen wie ein Blutegel an seinem Mentor und schwächt diesen dadurch auf vielfältige Weise. Wenn der Mentor dies nun bemerkt, muss er für die Sanktionierung noch einmal Energie aufwenden, die ebenfalls dem Schüler zufließt, damit dieser ins Lernen kommen kann. Wenn dieses System so stehen bleibt, muss es zwangsläufig zur Unzufriedenheit und zur Missstimmung kommen, da es noch immer kein Gleichgewicht gibt. Der Mentor lässt sich auf der einen Seite von seinem Schüler aussaugen und ist auf der anderen Seite trotzdem bereit, diesen ins Licht zu führen, indem er ihm durch die Sanktionen die benötigten Wegweiser zur Verfügung stellt. Nur wenn der Schüler dies ehren kann und für seinen Mentor eine Gegenleistung erbringt, die den Energieraub und die für die Sanktionen aufgewendete Kraft wieder ausgleicht, kann eine Harmonie entstehen, in der sich beide wohlfühlen. Hier ist es also wichtig, dass der Mentor ein persönliches Geschenk bekommt, das vom Schüler aus vollem Herzen gegeben wird und durch das er die verlorene Energie wieder zurückbekommt. Das gleiche Verhältnis zwischen energieraubendem Schüler und Mentor finden wir auch in der Kindererziehung. Wenn ein kleines Kind mit dem Fuß gegen das Schienbein seiner Mutter tritt und diese ihm daraufhin sofort deutlich macht, dass es dies nie wieder machen soll, dann ist dafür nur eine sehr kleine Maßnahme nötig. In den meisten Fällen reicht vielleicht schon ein strenger Blick oder ein erhobener Zeigefinger und eine kurze Erklärung. Lässt sie die Tritte jedoch zu, weil sie vielleicht zu schwach ist um sich zu wehren, weil sie faul und träge ist oder weil sie glaubt, dass man einem Kind einfach alles durchgehen lassen muss, dann wird es mit der Zeit immer schwerer, die Tritte zu unterbinden. Zum einen staut sich in der Mutter immer mehr Wut an, die sie immer weniger kontrollieren kann und zum Anderen braucht aber auch das Kind einen immer deutlicheren Hinweis um überhaupt noch zu verstehen, dass es etwas falsches tut. Wenn 100.000 Tritte gegen das Schienbein in Ordnung waren, warum ist es dann Plötzlich der 100.001ste nicht mehr? Wenn die Mutter nun mit einem erhobenen Zeigefinger oder einer strengen Miene ankommt, ist es A nicht mehr authentisch und B kann es unmöglich eine Wirkung erziehlen, weil der kleine es einfach nicht mehr ernst nehmen kann. Um ihn jetzt noch zu stoppen, muss es ein Donnerwetter geben, das so groß ist, dass das Kind aufwachen und sein Fehlverhalten trotz der langen Duldungszeit noch immer erkennen kann. Nicht anders war es bei mir, als am Nachmittag vor meinem Ritual, die Endversion des Buches zerstört wurde. Mein Verstand hatte meine Gefühle durch die Jahrzehntelang eingefahrenen Verhaltensmuster so sehr Blockiert, dass ich keinen Zugang mehr dazu hatte. Ich wusste, dass ich permanent dabei war, Scheiße zu bauen und doch konnte ich es nicht mehr ändern. Ich befand mich so sehr in meinem gewohnten Fahrwasser, dass ich wie automatisiert immer wieder das gleiche tat. Erst als ich geschlagen, geschüttelt und geschubst wurde, war der Druck stark genug, dass ich für einen kurzen Moment aufwachen und die Situation realisieren konnte. Ich brauchte ein heftiges Donnerwetter, um in der Lage zu sein, meine Richtung zu verändern. Genau das gleiche ist es auch mit Krankheiten. Wenn wir vollkommen sensibel und feinfühlig sind und schon immer auf unsere Körpersignale hören, dann reicht ein leises Unwohlsein und wir wissen sofort, dass wir gegen uns gehandelt haben. Je mehr wir es jedoch gewohnt sind, uns selbst auszubeuten, desto weniger nehmen wir unseren Körper wahr. Wenn wir nun eine schwere Grippe oder eine Magen-Darm-Infektion bekommen, dann drücken wir sie mit Hilfe von Antibiotigern oder ähnlichem weg und ignorieren das Warnsignal weiterhin. Wir sind es bereits so sehr gewohnt, dass unser Körper nicht zu 100% funktioniert, dass wir uns deswegen nicht einmal mehr Gedanken machen. Auf die gleiche Weise ignoriert auch das Kind die Anweisung seiner Mutter, wenn diese nicht mit aller Härte kommt. Das die Mutter nicht glücklich ist und daher permanent wegen irgend etwas meckert, ist ja normal, warum sollte ich mir deshalb also Gedanken machen? Im Falle der Krankheit funktioniert der Hinweis nun nur noch, wenn diese einen vollkommen aus der Bahn wirft und so stark ist, dass sie das normale Weitermachen mit dem gewohnten Alltagsablauf verhindert. Vielleicht kommt also ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall, vielleicht auch ein Beinbruch oder eine Erblindung, die uns ausbremsen oder stoppen. Im Falle der Mutter kann sie, wenn sie noch zu ihrem Kind durchdringen will kaum anders reagieren als mit Schlägen oder anderen körperlich spürbaren Sanktionen.

Bekommt nun aber ein Außenstehender mit, dass die Mutter ihr Kind anschreit und ihm wütend den Hintern versohlt, verurteilen wir die Mutter dafür, dass sie nicht hat ruhig bleiben können. Hätte sie jedoch noch länger gewartet, wäre ihr Kind bereits so übermächtig geworden, dass sie sich überhaupt nicht mehr hätte wehren können. Als Heiko in Neuseeland war, hatte er das Glück, ein solches Spiel zwischen Wirt und Energieräuber in der Natur beobachten zu können. Über zwei Jahrhunderte hatte sich eine Efeupflanze still und heimlich an einem Baum entlang gerankt und ihm dabei ganz vorsichtig immer etwas Energie entzogen, ohne dass der Baum dies merkte. Nun war der Efeu bereits so groß geworden, dass er fast den ganzen Baum umrankte und kurz davor war, ihn zu ersticken. Sobals ihm das gelang, starb der Baum in seiner Mitte ab und die Efeupflanze konnte als ein Baumartiges Gewächs alleine Weiterleben. Doch genau in diesem letzten Moment erkannte der Baum, was hier mit ihm getrieben wurde und er begann, seinen Stamm an einigen Stellen soweit zu verdicken, dass er seinen Parasiten um sich herum wegsprengte. Hätte er noch einen Moment länger gewartet, wäre der Efeu bereits so stark und er selbst bereits so schwach gewesen, dass er keine Chance mehr gehabt hätte und einfach gestorben wäre. Durch das endlose warten gab es am Ende also nur noch die Möglichkeit, entweder den Parasiten zu töten, oder selbst zu sterben. Das gleiche Spiel lässt sich auch in Beziehungen sehr häufig erkennen. Oft ist ein Beziehungspartner als Parasit, der andere als Wirt unterwegs. Wenn kein Weg gefunden wird, den Energieraub zu kanalisieren und in eine gegenseitige Energetisierung zu verwandeln, dann kommt es in der Regel zu einem von zwei Szenarien. Entweder, der Wirt nimmt seine Rolle als Täter und Jäger an und wird so zum Choleriker, der vielleicht mit gewalttätigen Handlungen überreagiert um den Parasiten zu stoppen, oder aber er nimmt seine Rolle nicht an und lässt sich aussaugen, bis er nur noch ein Schatten seiner selbst ist. In meiner eigenen Familie entschied man sich für den zweiten Weg. Die Rolle meines Vaters wäre eigentlich die des Jägers und des Grenzensetzers gewesen, doch mit sehr wenigen Ausnahmen kam er dieser Rolle nicht nach, sondern ließ sich unbewusst von meiner Mutter aussaugen, bis er nur noch eine Art Schatten von seiner Frau war. Er wurde zum Zombie, der keine eigenen Gefühle mehr besaß und nur noch die Meinung vertrat, die meine Mutter hatte. Nach außen hin wirkt es auf den ersten Blick wahrscheinlich sehr löblich, dass es nie zu irgendwelchen nennenswerten Auseinandersetzungen kam, doch das konsequente Ablehnen der Jägerrolle tat am Ende keinen von beiden gut. Denn auf diese Weise konnten weder meine Mutter noch mein Vater ins Erwachen kommen. Meine Mutter blieb in ihrem Parasitendasein, das sie selbst unglücklich machte und mit dem sie nie wirklich ins Leben kommen konnte und mein Vater wurde zu einem gefühllosen, lebenden toten. Um diesen Kreislauf durchbrechen zu können, muss also jeder die Rolle annehmen, die er sich durch sein höheres Selbst ausgewählt hat. Der Wirt muss zum Täter werden, der den Parasiten in seine Schranken weist und der Parasit muss diese Hinweise annehmen, um zu erkennen, dass er ein Parasit ist, der sich weigert ins Leben zu gehen. Die Wut des Täters ist dabei ebenso zu ehren, wie die Bereitschaft, des Opfers, die Wut als heilsamen Hinweis anzunehmen. Dass wir in der Gesellschaft so verurteilend und bewertend an die Sache herangehen, ist dabei natürlich überhaupt nicht hilfreich. Denn es führt dazu, dass wir uns für etwas schlecht fühlen, das uns in Richtung Erwachen und Heilung führt. Der Wirt/Täter handelt genau richtig, wenn er cholerisch wird und den Parasiten/Opfer in seine Schranken weist. Und doch veranlassen ihn die Gesellschaftsnormen dazu, sich deshalb schuldig und schlecht zu fühlen, wodurch er sich neues Seelenleid auflastet, das der Heilwirkung seines Wutausbruchs entgegenwirkt. Der Parasit, bzw. das Opfer handelt genau richtig, wenn er die Schläge und die Wut einsteckt und daraus seine Lernerfolge erzielt, die ihn vom Energieräuber zum eigenständigen Selbstversorger führen. Doch stattdessen fühlt er sich in der Regel in seinem Opferbewusstsein bestätigt und glaubt nur noch mehr, dass die Welt gegen ihn ist, wodurch auch er keinen Heilerfolg erzielen kann. Nur wenn beide den Prozess als richtig und heilsam annehmen, kann daraus auch eine Heilung für beide entstehen.

Wutabbau und Sinneswahrnehmung

Und noch etwas Wichtiges fiel uns auf. Gemeinsam mit unseren Fortschritten beim inneren Wutabbau testeten wir auch die Eröffnung unserer Sinne aus und stellten fest, dass es dabei einen direkten Zusammenhang gibt. Je mehr ungelöste Wut in Form von Selbst- oder Fremdhass wir in uns tragen, desto verschlossener sind unsere Sinne. Die Wut, die in unserem Inneren festsitzt, hindert uns also aktiv daran dass wir die äußere Welt und damit unsere Spiegelpartner wahrnehmen können, durch die wir ins Lernen kommen. Je mehr Wut wir in uns tragen, desto stärker ist automatisch auch der Verstandesgegner, der uns im Ego und in unseren Gedankenkonzepten festhält. Der Verstand ist es aber auch, der unsere Sinne vorfiltert. Jeder Mensch nimmt über seine Sinne stets alles wahr, was in seiner Umgebung vor sich geht. Nicht alles davon gelangt aber auch in unser Bewusstsein, da unser Verstand nur einen kleinen Teil herausfiltert, den er als Relevant betrachtet. Je stärker wir also durch unsere aufgestaute Wut nach außen bzw. durch den aufgestauten Selbsthass in unserem Verstand verhaftet sind, desto geringer ist auch der Anteil der Sinneseindrücke, die in unser Bewusstsein durchdringen können. Man sagt nicht umsonst "Blind vor Wut". Durch das Verhaftet-Sein im Verstand und in der Wut können wir also sowohl das Schöne wie auch das Leidvolle nur begrenzt wahrnehmen. In gewisser Hinsicht ist auch dies ein Teil des Paktes, den man als Kind mit dem Gegner geschlossen hat. Wenn man sich ganz bewusst dafür entscheidet, keinen Leidensdruck spüren zu wollen, weil man Angst vor dem Schmerz und dem Tod hat, dann ist es dafür elementar wichtig, dass man auch seine Sinne einschränkt. Wenn ich keinen inneren Sanktionierer und damit auch kein Feedback darüber haben will, ob ich gegen mein Sein handele oder nicht, dann muss ich dazu Blind werden. Je offener meine Sinne sind, desto stärker nehme ich es wahr, wenn etwas gegen mein Sein ist. Je mehr ich sehen kann, desto mehr fallen mir Dinge auf, die nicht in das Gesamtbild passen und desto eher bemerke ich, dass alles was ich wahrnehme nur eine Fassade ist. Je mehr ich höre, desto mehr nehme ich Lärm, Warnsignale und andere Geräusche wahr, die mich entweder direkt schädigen oder die mich auf eine Schädigung hinweisen. Je mehr ich schmecke, desto besser erkenne ich, ob mich eine Nahrung wirklich nährt, oder ob sie mich viel mehr vergiftet, auslaugt, süchtig oder krank macht. Je mehr ich rieche, desto schneller rieche ich, wenn etwas faul ist oder wenn der Braten Stinkt. Je mehr ich fühle, desto mehr habe ich ein Gefühl für meinen eigenen Körper und dafür was ihm gut oder schlecht tut. Je offener meine Sinne also sind, desto mehr spüre ich auch alles Negative und Leidbringende, das mich darauf hinweist, dass ich von meinem Weg abgekommen bin und dass nun gewisse Lernprozesse anstehen. Aufgrund der Todesangst will ich aber gar nicht ins Lernen kommen, da dieses Lernen immer ein Risiko, eine Gefahr und damit auch potentiell Schmerz bedeutet. Um also im Nichtlernen bleiben zu können, muss ich meine Sinne verschließen und abstumpfen lassen. Nur so kann ich den Druck, den ich durch mein höheres Selbst bekomme ausblenden, übersehen und ignorieren. Doch was im ersten Moment wie ein guter Deal klingt, führt in Wahrheit dazu, dass man nun vollkommen zum Zombie wird. Denn so wie man nun das Schmerzhafte, Leidvolle, Hässliche und Negative auf der Welt nicht mehr richtig wahrnehmen kann, nimmt man nun auch das Schöne, Liebevolle, Extatische und Genussvolle nicht mehr wahr. Alles wird zu einem bedeutungslosen Einheitsbrei, denn sowohl Leid als auch Freude werden komplett gedämpft, so dass man keinen echten Bezug mehr dazu hat. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir so häufig eine latente Unzufriedenheit in uns spüren. Ohne geöffnete Sinnesorgane ist unser Leben zunächst nicht unbedingt schlecht, aber eben auch nicht gut, sondern vollkommen neutral und gefühllos. Erst, wenn wir den Lernprozess wieder aufnehmen und uns ganz bewusst dafür entscheiden, auch das Negative und Leidvolle spüren zu wollen, können sich unsere Sinne nun wieder öffnen, so dass wir zurück ins Leben kommen. Dadurch wird nun alles immer intensiver, was natürlich sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Zum einen fühlen wir uns nun zum ersten Mal wieder lebendig und können die Schönheit der Welt wahrnehmen und genießen. Zum anderen ist dies aber auch die Phase, in der wir das geballte, angestaute Leid, das wir über unser Leben hinweg aufgeschoben haben, von unserem höheren Selbst geschenkt bekommen. Je mehr Schmerz und Leid wir also annehmen, desto intensiver nehmen wir es war, da sich nun auch unsere Sinne wieder öffnen. Bei den Austestungen kam jedoch heraus, das vor allem Heidi und ich in Sachen Sinnesöffnung noch ganz am Anfang standen.

Heiko, der seine Wut bereits zu 35% abgebaut hatte, besaß auch bereits relativ stark geöffnete Sinne. Seine Augen und Ohren waren sogar schon bei 100%, seine Nase immerhin bei 90% und die Zunge sowie der Tastsinn bei 40%. Auch bei den medialen Sinnen, also den sogenannten Übersinnen, mit denen wir in der Lage sind, die Ebenen der Welt wahrzunehmen, die hinter dem Bereich des Physischen liegen, sah es im Mittel schon gar nicht mal so schlecht aus. Beim Hellsehen, also der Fähigkeit, Auren und Energiekörper wahrzunehmen, lag er zwar nur bei 0,7%, beim Hellfühlen aber bereits bei 50%, beim Hellhören schon bei 70% und beim Hellwissen, also bei der Intuition sogar bei 100%. Seine generelle Aufmerksamkeit lag ebenfalls bei 100%. Bei mir und auch bei Heidi sah das ganze schon etwas anders aus. Unsere innere Wut war in beiden Fällen erst zu 0,015% abgebaut und dementsprechend verschlossen waren auch unsere Sinne. Heidi kam mit dem Sehen und Hören jeweils auf gerade einmal 1%, mit dem Riechen auf 0,8% und mit dem Schmecken auf 45%. Dafür hatte sie beim Fühlen jedoch die vollen 100% der Sinnesöffnung. Ihre Aufmerksamkeit befand sich bei 25% von dem, was ihrem wahren Sein entspricht und bei den Übersinnen lag sie lediglich mit dem Hellhören in einem positiven bereich von 51%. Ihre Fähigkeit Hellzusehen war zu einem Prozent eröffnet, die des Hellfühlens und die der Intuition lag jeweils bei 0%. Bei mir sah es im Mittel sogar noch etwas schlechter aus. Mein Sehsinn liegt zurzeit bei einer Leistungsfähigkeit von gerade einmal 0,00000001% (sieben Nullen nach dem Komma). Wirklich verwundert war ich über dieses Ergebnis allerdings nicht. Meine Ohren waren immerhin schon zu 4% eröffnet, mein Tastsinn zu 9% und mein Geruchssinn brachte es gerade einmal auf 0,7%. Mein Geschmackssinn lag sogar so tief, dass wir nicht einmal mehr ein Ergebnis ausmachen konnten, das bemerkenswert über 0 lag. Mit den Hellsinnen sah es nicht besser aus- Hellsehen und Hellfühlen liegen jeweils bei 0%, das Hellhören immerhin bei 0,8% und meine Intuition war mit 0,000001% (fünf Nullen nach dem Komma) zwar wirklich schlecht, aber immer noch besser als mein Seesinn. Die generelle Aufmerksamkeit, mit der ich im Moment durchs Leben gehe, liegt bei 57%. Diese starke Differenz zwischen der wirklich geringen Öffnung meiner Sinne und der sogar ganz passablen Aufmerksamkeitsstufe zeigt noch einmal deutlich, warum ich in Sachen Präsenz immer wieder in so einen Zwiespalt gerate. Auf der einen Seite fühle ich mich oft durchaus präsent und aufmerksam und oft gelingt es mir, genau darauf zu achten, dass ich mich wirklich im Hier und Jetzt befinde. Und trotzdem merke ich dabei oft, dass ich dennoch nichts, bzw. nur sehr wenig wahrnehmen kann. Spannend ist aber auch, wie viel sich trotz allem in letzter Zeit schon gewandelt hat. Dadurch, dass Heiko als Kind bewusst den inneren Sanktionierer in Form des Leidensdrucks durch Krankheiten, schmerzhaften Situationen etc. gewählt hat und diesen inzwischen auch sehr gut annehmen und als Wegweiser nutzen kann, hat sich sein Gemeinzustand bereits um das 55.000fache verbessert. Auch wenn es mir selbst oftmals so vorkommt, als würde ich permanent nur auf der Stelle treten, hat sich mein Allgemeinzustand seit dem Moment, an dem ich als Schüler zu Heiko kam, immerhin um das 5.000fache verbessert. (Kaum zu glauben, wenn ich bedenke, wie sehr ich mit allem noch am Anfang, oder sogar weit vor einem Anfang stehe) Und trotz der kurzen Zeit, die Heidi erst mit uns im Kontakt steht, ist bei ihr nun bereits eine Verbesserung um das 45fache eingetreten.

Wenn wir unsere Sinneswahrnehmung also eröffnen wollen um präsenter und aufmerksamer zu werden, dann können wir dies zu einem gewissen Grad durch Training und Aufmerksamkeitsübungen erreichen. Doch eben nur bis zu einem gewissen Grad, denn ab dann blockt unser Gegner die Sinnesöffnung ab und lässt kein weiteres Lernen mehr zu, bis wir die in uns aufgestaute Wut abgebaut haben. Je mehr Wut wir also abbauen und je mehr Verurteilung und Schuld wir loslassen können, desto offener werden automatisch auch unsere Sinne und desto stärker wird unsere Präsenz im gegenwärtigen Augenblick. Wir alle kommen als Wesen auf die Welt, die vergessen haben, dass sie Gott sind und wir alle haben die Aufgabe, in dieses Erwachen zurückzufinden. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn man den Weg annimmt und auch die innere Wut abbaut. Der Verbieger muss also zurück in sein Sein finden, um erwachen zu können und der Standhalter muss seine Fremdwut abbauen, in dem er als Mentor anderen auf diesem Weg hilft. Ein viel zitierter Spruch, der oft in Verbindung mit dem Dharma und dem Lebensweg verwendet wird lautet: "Wenn es nicht leicht geht, ist es nicht richtig!" Dies ist so leider nicht korrekt. Natürlich ist unser Lebensweg ein Weg ins Paradies und wenn wir einmal begonnen haben, in die richtige Richtung zu gehen, wird es mit der Zeit immer leichter und freudiger. Doch mit dem Lebensweg ist es das gleiche wie mit dem Lernen einer neuen Fähigkeit. Aller Anfang ist schwer und erst mit der Zeit kommt die Leichtigkeit hinzu. Unser Verstandesgegner hat uns dazu gebracht, dass wir uns so gut wie möglich verirren, bis wir schließlich nicht einmal eine Idee mehr davon hatten, wer wir auch nur sein könnten. Wir stecken mit unserem Karren des wahren Seins also bis zur Windschutzscheibe im Treibsand. Von dieser Position aus, ist es der leichteste und einfachste Weg, ihn einfach immer tiefer sinken zu lassen, bis wir vollkommen unter den Sandschichten ersticken. Dies bedeutet jedoch, dass wir uns für ein Leben im Siechtum entscheiden, bei dem wir nie wirklich frei sein können und bei dem wir nie wirklich zu Leben beginnen. Wir schauen nur zu, wie unsere Lebenszeit verrinnt, bis der Treibsand die letzten Sonnenstrahlen verschlingt und es schließlich dunkel wird um uns. Wenn wir uns hingegen dafür entscheiden, dass wir ins Leben kommen und unseren Dharma-Weg gehen wollen, dann müssen wir uns zunächst aus dem Treibsand des Verstandesgegners befreien. Wir müssen eine Fensterscheibe des Wagens einschlagen, uns hindurchquetschen, ins Freie robben, uns aus dem Sand ziehen und dann unser Auto mit aller Kraft auf sicheres Terrain wuchten. Dabei werden wir unweigerlich eine Menge Sand schlucken, werden uns verletzen und eine Menge Schmerz und Leid spüren. Doch nur wenn wir durch dieses Leid hindurchgehen, stehen wir am Ende mit unserem Wagen auf sicherem Boden und können ganz gemütlich in Richtung Erwachen, also in Richtung Paradies rollen. Ohne den Weg durch den Wutabbau und das damit verbundene Leid, ist kein Erwachen und keine Erleuchtung möglich. Es ist immer ein Prozess und ein Weg den man gehen muss und er ist immer auf die eine oder andere Weise mit Leid verbunden. Der Täter / Cholleriker / Mentor erhällt dieses Leid zunächst von außen und dann später hauptsächlich von innen in Form von Krankheiten, da er seinen Sanktionierer selbst bewusst gewählt hat. Das Opfer / der Schüler erhält das Leid zunächst von innen in Form der Selbstaufgabe und dann später hauptsächlich von außen, entweder dadurch dass er unbewusste Täter anzieht, oder indem er sich bewusst für einen Mentor entscheidet, der dieses Leid gezielt als Lernmittel einsetzt. Paulina stand vor einem Jahr an genau dem gleichen Punkt wie ich. Sie wollte sich für den Weg in die Freiheit entscheiden, wollte dabei ihren Wagen aber nicht aus dem Dreck ziehen. Natürlich wollte sie frei sein und ihren Roadtrip in Richtung Paradies und Erwachen starten, doch sie wollte die Anstrengung und den Schmerz nicht, die damit verbunden waren. Sie wollte leben, konnte gleichzeitig aber ihr Parasiten-Dasein nicht aufgeben, da sie noch immer überzeugt war, die Lebensenergie anderer zu benötigten, um ihre Todesangst zu besänftigen, in dem sie dem eigenen Tod so lange wie möglich entkam. Ihre Angst war so groß, dass sie sich den Aufgaben und dem damit verbundenen Schmerz nicht stellen konnte und wollte. Das heißt im Klartext: Sie lehnte jede Form des Leidens ab. Wann immer wir versuchten, ihr durch Sanktionen oder Konsequenzen den Druck aufzubauen, den sie zum Lernen und Wandeln benötigt hätte, lehnte sie ihn ab und reagierte mit Schuldzuweisungen. In ihren Augen waren wir die Schuldigen, die den Schmerz verursachten. Sie konnte nicht erkennen, dass die Sanktionen nicht durch uns, sondern durch ihr höheres Selbst bestimmt und ausgeführt wurden und sah in uns stattdessen einen Schuldigen, der dafür verantwortlich war, dass es ihr nicht gut ging. Ebenso wenig konnte sie uns aber auch als „Arsch-Engel“ ansehen, also als Engel, die man zwar im ersten Moment als unangenehm und Schmerzhaft empfindet, die einen aber gerade durch dieses empfundene Leid ins Paradies führen.

Unsere Idee war es, ihr ein Seil zu reichen, mit dem sie den Wagen aus dem Treibsand ziehen konnte. Für sie waren wir jedoch keine Mentoren, die ihr dabei helfen wollten, ins Erwachen zu kommen, sondern Zerstörer und Peiniger, die ihr aus reiner Boshaftigkeit das Leben schmerzhaft und schwer gestalten wollten. Sie konnte nicht sehen, dass am anderen Ende des Seiles, das wir ihr reichten, ihr Lebenswagen hing, der sie in die Freiheit und ins Erwachen bringen konnte, sondern machte uns dafür verantwortlich, dass das Seil in ihre Finger einschnitt, so dass diese zu Bluten begannen. Dies zeigt noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass der Prozess des gegenseitigen Wutabbaus bewusst und aus eigener Entscheidung heraus stattfinden muss. Wenn ein Opfer Schmerz erfährt, ohne dass es sich darüber bewusst ist, dass es ihn selbst gewählt und angezogen hat, um den eigenen Selbsthass abzubauen, rutscht es dadurch nur noch tiefer in das Opferbewusstsein hinein. Da Paulina uns als Mentoren und damit auch als Konsequenzgeber ablehnte und wir auf diese Ablenung eingingen, musste sie automatisch andere Schmerzbringer in ihr Leben ziehen, die dann jedoch unkontrolliert kamen. Das Leid und der Selbsthass in ihr waren bereits präsent und so musste sie auf die eine oder andere Weise einen Spiegel im Außen anziehen, durch den dieses Leid auch spürbar wurde. Da sie die kontrollierten Sanktionen durch uns ablehnte, musste die Schöpfung selbst diese Aufgabe übernehmen und so bekam sie mit jedem Mal, das sie sich für ihren Weg entscheiden wollte, dann aber wieder einen Rückzieher machte, mehr Sanktionierer in Form von Tätern geschenkt. Zunächst waren es die Jugendlichen, die uns betrunken mit Steinen attackierten, dann die Männer, die mit Autos auf unsere Zelte zurasten und sie so in Todesangst versetzten. Und schließlich waren es die beiden Vergewaltiger, die sie in ihrem Hotelzimmer und dann noch einmal in ihrem Zelt heimsuchten und die nur noch knapp abgewendet werden konnten. Diese unbewusst angezogenen Sanktionierer verursachten natürlich zehn Mal mehr Angst und Leidensdruck, als sie bekommen hätte, wenn Sie sich bewusst dafür entschieden hätte, uns als Mentoren anzunehmen. Das Leben schenkte ihr diese Angst- und Leidproduzenten, damit sie ihren inneren Selbsthass abbauen konnte, auch wenn sie sich nicht bewusst für diesen Schritt entscheiden konnte. Das Problem war nur, dass diese externen Schmerzbringer so unkontrolliert kamen, dass sie damit nicht nur sich selbst sondern auch unsere ganze Herde ernsthaft in Gefahr brachte, so dass ein gemeinsames Reisen am Ende nicht mehr tragbar war. Als Mann suchte ich mir nun unbewusst andere Schmerzbringer aus, die aber den gleichen Effekt hatten. Bei mir waren es keine Vergewaltiger und Alkoholiker, sondern Dornen, Zeiträuber, technische Pannen und Schreibblockaden, die meinen Leidensdruck erhöhten, bis ich mich dafür entschied, den Leidensweg aus dem Unbewussten ins Bewusste zu holen und mir die Konsequenzen selbst auszusuchen, anstatt den "Zufall" entscheiden zu lassen. Später wurde uns hierbei noch ein weiterer Aspekt bewusst. Solange ich nicht versucht habe, mich aus meinem verstandgesteuerten, gefühllosen Zombie-Dasein zu befreien, bekam ich auch nur relativ wenig bis keinen Druck. Ich war wie ein Sklave, der treu seinem Herren diente und niemals etwas tat, was diesen hätte verärgern können. Der Gegner hatte also bereits erreicht, was er erreichen wollte. Warum also hätte ich von irgendeiner Seite Druck bekommen sollen? Dementsprechend war ich nie ernsthaft krank, zog mir nie wirkliche Verletzungen zu, erlitt nie große Verluste oder schmerzhafte Erlebnisse, kam aber auch nie ins Lernen. Der Grund dafür war, dass ich mich ganz bewusst gegen einen Lernprozess entschieden hatte. Ich wollte nicht erwachsen werden, ergo wollte ich mich niemals wandeln oder verändern, wollte nie in meine Kraft kommen und meine Lebensaufgabe annehmen, sondern immer der kleine Tobias bleiben, der es in der Seifenblase seiner Familie so schön einfach, warm und gemütlich hatte. „Wer viel tut und viel riskiert, macht auch viele Fehler. Wer wenig tut und wenig riskiert macht weniger Fehler. Es soll sogar Menschen geben, die gar keine Fehler machen!“ Dieser alte Spruch beschreibt meine Entscheidung relativ gut. Solange ich nichts riskiere, brauche ich auch nichts befürchten, kann nichts falsch machen und brauche somit auch keine Druck vom Gegner. Erst in dem Moment, in dem ich versuchte, aus diesem System auszubrechen und ins Leben zu kommen, begann auch der Druck. Nun, da ich einmal mit diesem Weg begonnen habe, gibt es jedoch kein Zurück mehr. Ich habe mir selbst, meinem göttlichen Sein und allen Hütern und Helfern versprochen, dass ich den Weg zum Erwachen gehe. Wenn ich nun also wieder einen Rückzieher mache und mich gegen bewusst gewählten Leidensdruck entscheide, bekomme ich ihn von irgendeiner anderen Seite und dann wird er bedeutend stärker sein. Genau genommen war er schon bedeutend stärker, als er hätte sein müssen, denn dies war ja nicht das erste Versprechen, dass ich mir selbst und der Schöpfung gab. Vor zwei Jahren in Spanien hatte ich mir geschworen, innerhalb eines Jahres meinen göttlichen Heiler-Körper anzunehmen. Ich wollte meine Trichterbrust korrigieren, meine Vorhautverengung beseitigen, mein Hohlkreuz ausgleichen, meine Haltung verbessern und meine Muskeln auftrainieren. Keines diese Versprechen hatte ich am Ende eingelöst und so musste ich nun im Zusammenhang mit dem Buch als Konsequenz für diese Zuwiderhandlung gegenüber meinem höheren Selbst einen härteren Druck erfahren. Nun stand als Sanktion fest, dass ich vollkommen im Zölibat leben würde und dass der Kontakt zu meiner Familie und meinen früheren Freunden vollkommen aufgehoben wurde. Ich hatte beim ersten Mal also nicht hören wollen und bekam nun die zweite Dosis an Leidensdruck.

Die Gewissheit, mit dem Weg zum Erwachen einen Weg einzuschlagen, auf dem es kein Zurück mehr gab, war auch der Grund dafür, dass ich so lange gezögert habe, mich wirklich für diesen Weg zu entscheiden und warum auch Paulina diese Entscheidung nie hatte treffen können. Rein Logisch war es ja keine große Sache. “Willst du dabei sein, ja oder nein!” Warum ist es also so schwer, diese Entscheidung zu treffen? Damals habe ich es nicht verstanden und dieses Unverständnis hat mich in die Weißglut getrieben. Heute ist es für mich vollkommen klar. Wenn ich mich vollkommen dafür entscheide, meinen Lebensweg nicht zu gehen und weiter ein Zombieleben zu führen, weiß ich, dass ich mein Leben lang niemals Zufriedenheit oder Glückseligkeit erfahren werde, sondern immer ein gefühlloser Parasit bleibe. Ich weiß, dass meine Sinne flach bleiben und ich dadurch niemals in der Lage sein werde, wirklich zu genießen und die Schönheit der Welt in ihrem vollen Umfang wahrzunehmen. Mein Verstandesgegner schreit bei diesem Gedanken sofort “Hier!” denn für ihn ist es das beste, wenn er sich nicht mit lästigen Gefühlen herumärgern muss, sondern einfach nur funktionieren kann. Mein Herz und mein Gottbewusstsein laufen hingegen Amok und wollen unter keinen Umständen, dass diese Entscheidung getroffen wird. In diese Richtung gibt es also schon einmal eine Patt-Situation. Sage ich jedoch “Ja, mit allen Konsequenzen!” dann gibt es von nun an kein Zurück mehr. Das Herz jubelt dabei, doch das Angst-Ich weiß, was alles auf einen zukommen wird. Wenn sich die Sinne nun öffnen, dann ermöglicht das natürlich, all die Schönheit und den Genuss der Welt wahrzunehmen, doch es führt auch dazu, dass man jedes Leid und jeden Schmerz noch deutlich intensiver spürt. Gleichzeitig weiß es, dass man nun den Sanktionierer aktiviert, der einen bei jedem Verirren und Abkommen vom Lebensweg, sofort wieder mit Druck auf diesen zurück schubst, wodurch zwangsläufig Schmerz und Leid entstehen muss. Es weiß auch, wie viel Schmerz in der Vergangenheit aufgetaut wurde, der nun mit doppelter Intensität abgebaut werden muss. Die Angst vor dem Leid, das einen erwartete bestand also gleich in dreifacher Hinsicht. Zum einen in der Abarbeitung der Altlasten, zum anderen in der Sanktionierung aller neuen Verstöße und zum dritten in der Öffnung der Sinne, die das Schmerzempfinden selbst deutlich erhöhten. Es ist also kein Wunder, dass einem diese Entscheidung eine Heidenangst macht, vor allem wenn man bedenkt, dass man mit dem Unglücklichsein und dem Leid, das man bisher im Zombie-Dasein bereits erhalten hat, meist schon vollkommen überfordert war. Wenn man dieses kaum ausgehalten hat, wie sollte man dann mit dem zurecht kommen, was einen nach der Entscheidung erwartete? Selbst wenn man wie ich zu diesem Zeitpunkt nicht die geringste Vorstellung davon hat, was es bedeutet, in sein Sein zu gehen und mit welchen Hürden dies verbunden ist, gibt es doch immer einen Teil in einem, der über alles Bescheid weiß und der sich vor den Konsequenzen ohne Ende fürchtet. Aufgrund dieser Angst, hatte Paulina schließlich die Hosen voll und versuchte nur noch vor der Entscheidung und damit auch vor ihrem Erwachensweg zu fließen. Doch das Weglaufen und das Ablehnen dieses Weges führt nicht dazu, dass man sich vor ihm drücken kann, sondern nur, dass man das Unvermeidliche noch ein bisschen weiter hinauszögert. Man kann dieses Spiel durchaus eine ganze Weile machen und dies sogar über mehrere Leben hinweg, aber früher oder später ist das Gummiband zum Erwachen so stark gespannt, dass es einen in die entsprechende Richtung reißt. Bei einer Austestung vor ein paar Tagen haben wir herausgefunden, dass Heiko sich bereits 16 Leben lang vor diesem Weg gedrückt hatte. In jedem einzelnen davon war er ein Wolf gewesen, der sich weigerte, die Menschen als Erdzerstörer zu lieben und sie ebenso als Teil der Schöpfung anzuerkennen, wie alle anderen auch. Bei Heidi waren es sogar über 1000 Leben und auch sie war in jedem davon eine Wölfin gewesen und hatte sich vor dem gleichen Lernprinzip gedrückt. Nun waren beide selbst zu jenen Wesen geworden, die sie als Wölfe nicht hatten lieben können. Heiko war dabei ein Heiler, dessen Medizintier wiederum der Wolf war, was wahrscheinlich nicht zufällig so gewählt wurde. Ich selbst drehte inzwischen bereits meine 301 Ehrenrunde als Seele, die weder im Leben noch im Tod ins Erwachen kommen wollte. Anders als die anderen beiden war ich in jedem davon ein Mensch und einmal wie gesagt eben auch Franz von Assissi. Es war also durchaus möglich, das Band zum Erwachen für eine immens lange Zeit zu spannen, doch letztlich würde es einen zurück ins Gottbewusstsein schleudern. Aus der göttlichen Perspektive betrachtet, spielte das natürlich keine Rolle, da es keine Zeit gibt, aber im eigenen Empfinden führte es natürlich dazu, dass das noch weiter aufgeschobene Leid noch geballter und intensiver auf einen zukommt. Man mochte eine Weile davonlaufen können, doch letztlich erfuhr jeder immer die gleiche Schmerzdosis, die einen ins Erwachen begleitet. Die Schöpfung lässt sich nicht verarschen, sie ist unfehlbar und alles was geschieht, wird letztlich zur Liebesausdehnung führen.

Trotzdem versucht unser Angstbewusstsein, sich die ganze Zeit ein Hintertürchen offen zu halten und einen doppelten Boden einzubauen, so dass die Entscheidung nicht wirklich getroffen werden kann. Die Antwort lautet also stets: “Wir sagen erstmal vorsichtig Ja und schauen was passiert! Wenn es zu schlimm wird, dann laufen wir einfach wieder zurück und leben wieder das alte Zombieleben.” Mit dieser Antwort kann einen natürlich niemand ernst nehmen und so bekommt man nun eine ganz eigene Art von Leidensdruck, die dazu dienst, einen zu der Entscheidung zu drängen. Solange man die Entscheidung in der Kippe hält. Man kann nun jederzeit wieder zurück, aber man kann noch immer nicht nach vorne. Man bleibt auf einem Punkt stehen, bildet sich aber ein, dass man vorankommt, so dass das Herz beruhigt ist und nicht mehr rebellieren kann. Diese Halbentscheidung führt jedoch dazu, das man den Lerndruck nun in der vollen Intensität bekommt, bis man eine volle Entscheidung getroffen hat. Paulina zog daher die Vergewaltiger und Alkoholiker an, durch die ihre Bereitschaft, der Schöpfung zu vertrauen auf die volle Probe gestellt wurde. Die Frage, die in jeder diese Situationen steckte lautete: Hast du dich wirklich entschieden, deinen Weg anzunehmen oder tust du nur so und läufst dann weg, wenn es hart auf hart kommt. Wenn man sich in diesem Stadium halbherzig für einen selbstgewählten Leidensdruck entscheidet, diesen dann aber wieder umgeht, abschwächt oder ganz einstellt, kommt es nicht zwingend zu einem stärkeren, ungebetenen Leidensdruck durch das Leben selbst. Es kann auch passieren, dass dies von der Schöpfung als Entscheidung dafür angesehen wird, dass man weiterhin ein Zombie bleiben will. In diesem Fall passiert dann erst einmal nichts, so dass man keinen Drucknavigator bekommt und weiterhin als Zombie vor dieser Entscheidungsschwelle stehen bleibt, ohne jemals ins Lernen zu kommen. Nicht ganz ewig natürlich, denn das Leben geht ja weiter und der göttliche Plan der Liebesausdehnung geht am Ende immer auf. Irgendwann kommt es zu einem Druckaufbau und damit letztlich auch zum Erwachen. Wenn nicht in diesem, dann eben im nächsten oder übernächsten Leben. Denn selbst wenn man sich als Opfer so sehr verschließt und sich so sehr der Lernresistenz hingibt, dass von außen so gut wie kein Druck kommt, weder in Form von Krankheiten, noch von Unfällen, Angriffen, Schicksalsschlägen oder ähnlichem, dann führt diese Nichtentscheidung doch zu einem immens hohen Druck von innen. Auch dies wurde mir erst jetzt klar, wo wir für jede Zuwiderhandlung gegen mein wahres Sein eine klare Konsequenz in Form der Sanktionen festgelegt haben. Als wir vor kurzem mit einer Freundin telefonierten und ihr von dem Konzept erzählten, war sie zunächst etwas entsetzt und meinte, dass es doch auch einen Weg geben müsse, ohne diese “Bestrafungen” lernen zu können. “Wenn ich mich für etwas bestrafe,” meinte sie, “beispielsweise dafür, dass ich es nicht schaffe, mit dem Rauchen aufzuhören, dann wird es bei mir nur noch schlimmer. Ich fange an mich zu dissen und brauche dann gleich die nächste Zigarette!” Doch genau das war der springende Punkt! Solange die Konsequenz für unser handeln nicht real spürbar ist, sondern nur in unserem Geist in Form von Gedanken erfolgt, müssen wir uns zwangsläufig im Kreis drehen, da wir automatisch in eine Gedankenspirale verfallen. Je stärker wir merken, dass wir ein bestimmtes Verhalten nicht ablegen können, desto mehr verurteilen wir uns dafür und desto stärker halten wir uns auch in diesem Muster gefangen. Alles was in unserem Lebenstraum geschieht, ist ein Spiegel unserer Gedanken. Je stärker wir den Gedanken „Ich werde mich niemals aus dieser Situation befreien können“ glauben, desto stärker wird es uns auch gespiegelt werden. Durch die Sanktionen können wir diese Gedankenspirale jedoch unterbrechen, da wir die Situation nun erst einmal wieder bereinigt und geklärt haben. Natürlich haben wir noch immer alles falsch gemacht, was wir hätten falsch machen können, doch nun ist unsere Schuld mit der Sanktion und dem Energieausgleich abgegolten. Ich glaubte zwar, dass ich mit der Einführung des Sanktionssystems damit begonnen hatte, mich selbst für Fehler zu bestrafen, doch in Wirklichkeit hatte ich genau dadurch damit aufgehört. Die Strafe war es immer gewesen, mich nach einem vermeindlichen Fehlverhalten, selbst über Stunden, Tage oder gar Wochen runterzumachen, zu dissen und zu hassen, so dass ich keine Lebensfreude mehr spüren konnte und schließlich zu einem depressiven Wrack wurde. Die Konsequenzen durch die Schmerztherapie fühlen sich zwar oft ebenfalls für einen Moment lang wie eine Bestrafung an, sind aber viel mehr ein Geschenk, dass ich von der Schöpfung, in diesem Fall vertreten durch Heiko, bekomme um A meinen Selbsthass abzubauen, den ich zuvor durch ähnliche Verhaltensmuster immer mehr gestärkt hatte und um B immer mehr Lebendigkeit zu spüren. Klar ist es unangenehm, wenn mir nach einer intensiven Brennesselbehandlung die Haut am ganzen Körper brennt und ich sie mir am liebsten vom Fleisch reißen möchte. Aber es ist dennoch nichts im Vergleich zu dem Leid, das ich mir zuvor durch meine Gedanken des Selbsthasses bereitet habe.

Auch beim Choleriker gibt es einen klaren Unterschied, ob er sich unbewusst dazu entscheidet, Täter zu sein, oder bewusst dazu ein Mentor zu sein. Lässt er seine Wut unkontrolliert und unbewusst an einem anderen aus, weil er ihn verurteilt und als Ursache seiner Wut ansieht, wird er automatisch immer mehr Situationen in sein Leben ziehen, über die er sich aufregen kann. Auch dadurch baut er seine Wut allmählich ab, doch zum einen macht er sein Leben so zu einer Kette von lauter ärgerlichen Situationen und zum anderen häuft er dabei eine Menge Schuld an, die ihm ebenfalls wieder ein schlechtes Gefühl gibt. Diese Schuld führt wiederum dazu, dass der Erwachensweg länger wird. Denn alles, was ich unkontrolliert und unbewusst mache, zeigt mir an, dass ich noch nicht in der vollkommenen Präsenz bin, was nichts anderes bedeutet, als dass ich mich vom Erwachen entferne und somit länger brauche um wieder dorthin zurückzukehren. Gleichzeitig habe ich durch die Schuld in mir das Gefühl, dass ich jemanden aus Zorn verletze. Da aber alles eins ist, verletze ich mich somit immer selbst. Wenn ich mir also nicht bewusst bin, dass meine Sanktion eine heilende Wirkung hat, mit der ich auch mich selbst heile, sondern glaube, dass ich einem anderen dadurch Schade, dann bekomme ich automatisch genau den gleichen Schmerz zurück, den ich aussende. Dies ist auch einer der Gründe, weshalb es den meisten Chorlerikern oft sehr schlecht geht und sie eine Krankheit nach der nächsten bekommen. Entscheidet er sich jedoch bewusst dafür, Mentor zu sein und seine Wut kontrolliert abzubauen, kann er die daraus entstehende Befreiung genießen, ohne sich schuldig zu fühlen und ohne sich ständig über jeden ärgern zu müssen. Die Aufgabe des Cholerikers, als desjenigen, der verletzt wurde, weil er zu sich stehen wollte, besteht also darin, die Rolle des Mentors zu übernehmen und andere in die Erleuchtung zu führen. Seine Frage lautet also: "Wie bringe ich jemanden ins Licht?" Wenn er das geschafft hat, ist er dabei ganz automatisch auch selbst den Weg ins Licht gegangen. Die Aufgabe des Opfers hingegen ist es, aus dem Opferbewusstsein ins Schülerbewusstsein zu gelangen und so die Rolle des Schülers anzunehmen. Seine Frage lautet also: "Wie kann ich mit der Hilfe eines Mentors ins Licht gehen?" Der Wutabbau findet jedoch auf die eine oder andere Weise immer statt und jeder, der in die Erleuchtung und ins Erwachen kommen will, muss den Weg durch das Leid gehen. Die Wege mögen sich für jeden unterschiedlich anfühlen und oft haben wir das Gefühl, dass einige leichter und andere schwerer sind. Doch dieser Eindruck täuscht. Jeder Weg ist gleich intensiv, gleich schwer oder leicht und beinhaltet das gleiche Maß an Leid und Schmerz. Der Unterschied, den wir sehen liegt nur darin, das wir die Dinge bewerten und beurteilen. Während der eine, der sich bewusst für die Selbstsanktion entscheidet, beispielsweise einen Tinnitus bekommt, bekommt der andere, der sich unbewusst für die Fremdsanktion entscheidet vielleicht eine Vergewaltigung geschenkt. Wir glauben nun, eine Vergewaltigung sei Schlimmer als ein Tinnitus oder anders herum. Doch diese Wertetafel existiert nur in unseren Köpfen. Sie hat keine reale Bewandtnis. Jeder Mensch beginnt seine Geschichte mit dem Verlust seines Gottbewusstseins und treibt sich so auf eine gewisse Weise selbst aus dem Paradies in ein Ödland, in dem er sich zunächst einmal komplett verläuft. Jeder landet dabei vielleicht an einer anderen Stelle und muss andere Hürden überwinden, um zurück ins Paradies zu gelangen, doch die Länge bzw. die Intensität des Heimweges ist immer die gleiche. Ein spontanes, plötzliches Erwachen gibt es nur dann, wenn sich zuvor entweder langsam und kontinuierlich immer mehr Leidensdruck aufgebaut hat, der sich dann spontan entläd, oder wenn es zu einem plötzlichen, starken Leidenskörper kommt, wie beispielsweise durch einen extremen Unfall, dem Abrutschen in die Obdachlosigkeit (sofern dies als extreme, schlimme Erfahrung wahrgenommen wird) oder eine schwere Krankheit. Natürlich kann man spontan erwachen, indem man mit einem Schlag den gesamten Bauplan des Lebenstraums durchschaut und erkennt, dass man Gott ist, dass man alles selbst geschrieben hat und dass alles eins ist. Dies geschieht jedoch in der Regel nur dann, wenn ich ganz am Boden bin, so dass alle Illusionen, die ich mir von der Welt und meinem Leben gemacht habe, mit einem Schlag eingerissen wurden. In diesem Fall stehe ich schon so dicht vor dem Tod, dass ich bereits die Urform des liebenden Lichts der Allenergie erkennen kann. Ich sehe bereits hinter die Fassade des Traums in Void also ins formlose Sein des Gottbewusstseins hinein. Ich habe in diesem Moment also nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder ich gehe an er Situation zu Grunde und gehe damit den letzten Schritt bis in den Tod, oder aber ich erwache und erkenne die wahre Natur hinter den Dingen. Der andere Weg, diese Erkenntnis zu bekommen, liegt darin, sie immer weiter zu entdecken und zu begreifen, bis man schließlich eine sehr hohe Erleuchtungsstufe erreicht hat. Dies ist dann jedoch wiederum genau der Weg, der mit dem leidvollen Herausziehen des Lebenswagens aus dem Treibsand der Verstandesverwirrungen beginnt.

Endresüme

Fassen wir also noch einmal kurz zusammen, was in den letzten Wochen passiert ist und was sich daraus ergeben hat. Tobias Krüger ist tot und mit ihm starb auch der Kontakt zu seiner früheren Familie und den meisten der früheren Freunde. An seine Stelle tritt nun der Wander- und Bettelmönch Franz von Bujor, der auch in früheren Leben schon vielfach, vielleicht sogar schon immer ein Bettelmönch war. Insgesamt liegen bereits 301 Leben als Mensch hinter ihm, in denen er nicht ins Erwachen gegangen ist. In einem davon lebte er als Franz von Assissi. Damals kam es zu einer tiefen und wichtigen Begegnung, mit einem Wolf. Dieser Wolf war Heiko in einem seiner früheren Leben, wodurch unsere Lebenswege bereits seit mehreren Leben verknüpft sind. Als Franz von Bujor lebe ich fortan im Zölibat, ohne Geld und trage eine Robe, kahl geschorene Haare auf dem Kopf und ein Kriegertattoo der Aborigines auf dem Rücken. Dieses enthält alle vier Krafttiere der Himmelsrichtungen, also den Wolf, den Bären, den Adler und den Büffel. Mindestens vier Mal in meinem Leben nehme ich an einem traditionellen Sonnentanz teil. Mein Clan und damit auch meine neue Familie besteht aus Heiko Gärtner, bzw. „Coyote on new Trails“ wie er mit seinem indianischen Namen heißt und Tolinka Shania alias Heidi Reindl, mit denen ich weiter um die Welt ziehe, um weiße Energielinien der Liebe und des Vertrauens zu ziehen und um dabei immer mehr in unsere göttliche Kraft zu kommen, so dass wir die Liebe immer mehr ausdehnen können. Wie das Erschaffen der Energiekreise genau aussehen wird, bringen wir dabei noch in Erfahrung. Als Clan leben wir dabei alle drei nach unserem Kodex, zu dem auch ein fester Sanktionierungsplan gehört, so dass wir ins Lernen kommen und unseren Selbsthass und die innere Wut abbauen. Auch Heidi wird ihr altes Masken-Ich ablegen und als Tolinka Shania neu entstehen, die zunächst immer wieder und später dauerhaft zu unserer Herde hinzustoßen wird. Gemeinsam mit Heiko lebt sie in einer heiligen Beziehung, in der heilige, energetisierende Sexualität und auch das Sanktionssystem ein fester Bestandteil sind. Soweit erstmal der Stand der Dinge. Alles, was sonst noch so passiert ist, könnt ihr dann in den nächsten Tagen wieder in den Tagesberichten nachlesen. Und da gibt es noch einiges zu erzählen.

Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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