Sehenswürdigkeiten in Metz

von Franz Bujor
03.02.2014 03:12 Uhr

Die Sehenswürdigkeiten von Metz ziehen uns in den Bann

Nach dem Frühstück wurde es langsam wieder Zeit, Abschied von der netten Familie zu nehmen, die uns aufgenommen hatte. Agnes gab uns noch einen Umschlag mit etwas Geld und ihrer Adresse. Sie bat uns, ihr dafür aus irgendeiner großen Stadt eine Postkarte zu schicken. Dann wurden wir noch mit gutem Kartenmaterial, die Empfehlung der Sehenswürdigkeiten in Metz und etwas Wegzehrung ausgestattet. Darunter waren auch zwei Tafeln Schokolade, denn unsere eigene wurde in der Nacht von den Hunden gefressen.

Unser Weg führte uns zunächst zurück nach Raville. Langsam kam es uns so vor als laste auf diesem Dorf ein Fluch, der den Pilger dazu zwang, immer und immer wieder hierher zurückzukehren. Doch als wir das Ortsausgangsschild erreichen, schafften wir es zumindest für den heutigen Tag, endgültig dem kleinen Ort den Rücken zu kehren. Das Wetter tat so, als hätte es in diesem Jahr noch nicht einen einzigen Tropfen geregnet. Der Himmel war blau und die Sonne grinste genauso fröhlich herab, wie zwei Tage zuvor.

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Das Panorama des Jakobsweges

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Auch der Pilgerwagen muss durch den Schlamm

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Straßen sind zwar leichter, aber auch lauter.

Wie aus dem Bachlauf ein reißender Strom geworden ist

Da unser Jakobsweg noch immer eine Sackgasse war, wichen wir auf die kleinen Landstraßen aus, die durch die gleichen Ortschaften führten. Die kleinen Orte wirkten fast wie ausgestorben. Wenn nicht hin und wieder einmal ein Auto vor einer Tür geparkt hätte, wären wir uns sicher gewesen, dass es sich um Geisterstädte handelte. In Pange überquerten wir einen kleinen Fluss, der deutlich machte, dass es gestern doch ganz anständig geregnet hatte. Aus dem sonst eher gemütlichen Bachlauf, war ein reißender Strom geworden. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter und er hätte die Straße überflutet.

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Auf dem Weg zu den Sehenswürdigekeiten

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Ein Kreuzweg

Kurz nachdem wir die Brücke überquert hatten, legten wir eine kleine Rast vor einer Kirche ein. Die Kirche selbst war nicht besonders schön, hatte aber eine bemerkenswerte blaue Eingangstür. Noch beeindruckender war allerdings die Menge an Taubenscheiße, über die man steigen musste um ans Portal zu gelangen. Da es keine Bänke gab, machten wir es uns auf der Treppe gemütlich, was bei besagter Menge an Exkrementen keine leichte Aufgabe war. Doch wir freuten uns immer mehr, auf die kommenden Sehenswürdigkeiten in Metz.

Wie aus dem Bachlauf ein reißender Strom wurde

Wie aus dem Bachlauf ein reißender Strom wurde

Das Stromdesaster

Unser Wanderführer nannte noch die sogenannten Gärten ohne Grenzen als besondere Sehenswürdigkeit des Ortes. Ironischerweise waren diese jedoch komplett eingezäunt.

Wir kamen heute deutlich schneller voran als in den letzten Tagen, sodass wir wider Erwarten bereits am späten Nachmittag in Metz ankamen. Auf dem Weg dorthin kamen wir wieder an einigen imposanten Strommasten vorbei, die uns an etwas erinnerten, dass uns unser Gastgeber in Bambiderstroff erzählt hatte. Frankreich ist ein Meister im Exportieren von Strom. Er wird unter anderem nach Belgien, Deutschland und in die Schweiz verkauft. In Belgien aber, wird der Strom von der gleichen Firma produziert, die auch in Frankreich dafür verantwortlich ist. Und Belgien exportiert seinen Strom hauptsächlich nach Frankreich. Mit der Schweiz ist es ähnlich. Diese exportiert ihre Energie nach Italien und Italien verkauft sie dann an Frankreich weiter. Dies alles führt angeblich dazu, dass die Strompreise günstiger werden. Wie das funktionieren soll, ist mir schleierhaft.  Es erinnert aber ein bisschen an das System, dass die Mafia verwendet, um ihre Gelder zu machen. Nur eben auf energetischer Ebene.

Per SMS fragten wir Adrien, den Sohn unseres Gastgebers aus St. Avold, ob er heute Zeit für uns hatte. Zu unserem großen Glück sagte er zu, denn ohne ihn wären wir in der gut 100.000 Einwohner großen Stadt hoffnungslos verloren gewesen. Nun aber bestand unsere Aufgabe nicht darin, einen Schlafplatz aufzutreiben, sondern den bereits sicheren Schlafplatz zu finden. Wie sich herausstellte, war auch das eine gewisse Herausforderung. Probiert einmal mit nichts als einem Straßennamen bewaffnet, in einer euch völlig unbekannten Stadt und in einem Land dessen Sprache ihr nicht sprecht, die richtige Adresse zu finden. Dann wisst ihr, was ich meine. Menschen zu finden, die auf uns reagierten, war noch einigermaßen leicht. Welche zu finden, die uns verstanden, war schon deutlich schwieriger.

Wasserstrom Wasserfall

Der Wasserstrom wird bei Regenfall schneller

Die moderne Technik als Telefonjoker nutzen

Jemanden aufzugabeln der uns verstand und dann auch noch die richtige Straße kannte, grenzte fast ans Unmögliche. Schritt für Schritt arbeiteten wir uns in Richtung Zentrum vor, wobei uns stets bewusst war, dass wir nach reinen Mutmaßungen und Vermutungen liefen. Die Sehenswürdigkeiten in Metz sollten uns als Orientierung dienen. Immerhin schafften wir es in ein großes Industrie- und Einkaufsgebiet, in dem es einen McDonalds gab, der mit dem Slogan „W-Lan – Frei und Unbegrenzt“ warb. Wir konnten also mal wieder die moderne Technik als Telefonjoker für unsere Orientierung zurate ziehen.

Plötzlich hörten wir hinter uns zwei vertraute Stimmen, die nach uns riefen. Als wir uns umdrehten, sahen wir Sylvains Bruder und seine Frau, mit denen wir noch am Vorabend im Wohnzimmer zusammen gesessen hatten. Sie begrüßten uns freudig, und fragten ob sie uns helfen können. Die Straße kannten sie zwar nicht, aber nach einem kurzen Telefonat wussten sie wo sie lag. Als sie herausfanden, dass wir noch nichts zum Mittag gegessen hatten, beschlossen sie sofort, diesem unwürdigen Zustand zu ändern. Erst jetzt merkten wir, wie hungrig wir eigentlich waren. Eigentlich hatten wir ja beschlossen, auf Fastfood zu verzichten, aber unter den gegebenen Umständen fiel es uns schwer, das Angebot abzulehnen. Außerdem boten sie uns an, einem von uns den Weg schon mal mit dem Auto zu zeigen, damit wir uns beim Laufen leichter taten. Da Heiko bereits mit dem Essen fertig war, wurde er unser Kundschafter, während ich meine Pommes zu Ende aß und zusammen mit der Frau etwas Französisch lernte.

Die Kirche Eglise Saint Martin in Metz

Die Kirche Eglise Saint Martin in Metz

 

Als wir wenig später wieder durch die Stadt liefen, dachten wir noch lange über diese Begegnung nach. Wie wahrscheinlich ist es, in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern und weiteren 200.000 aus den umliegenden Gemeinden, genau zwei von sechs Menschen zu treffen die man kennt? Und das einem diese Menschen dann auch noch genau mit dem helfen, dass man am dringendsten braucht? Vor allem war es ja nicht das erste Mal! In Landau war uns bereits das Gleiche passiert. Hätten wir also gestern wirklich in der vermüllten Scheune übernachtet, wäre nicht nur die letzte, sondern auch diese Nacht um einiges schlechter verlaufen. Irgendetwas hilft uns bei unserer Reise, da waren wir uns jeden Tag sicherer.

Adrien erwartete uns bereits und begrüßte uns schon aus dem Fenster heraus, als wir uns dem Haus näherten. Wir verstauten die Pilgerwägen im Keller und betraten die warme Stube. Zum Glück war nach unserer Stärkung in der Innenstadt schon wieder einige Zeit vergangen, denn Adrien kochte uns ein hervorragendes Abendessen.

hochspannungsmast, strom

Ein rießiger Hochspannungsmast

Der Pakt mit dem Teufel

Anschließend bekamen wir noch eine persönliche Stadtführung mit den wichtigsten Hintergründen der schönsten Sehenswürdigkeiten in Metz. Am beeindruckendsten war dabei die Kathedrale, die alle anderen Prunkbauten der Kirche, die ich bislang gesehen habe, wie armselige Baracken erscheinen lässt. Der Legende nach, wollte der Architekt dieses Gotteshauses die schönste Kathedrale der Welt bauen und schloss dazu ausgerechnet einen Packt mit dem Teufel. Der Deal war der übliche, den der Teufel eigentlich immer eingeht, wenn man seine Hilfe bei einem großen Projekt will. Der Architekt bekam den Bauplan für die schönste Kathedrale der Welt und versprach dem Teufel dafür seine Seele. Als der Baumeister eines Tages merkte, dass er bald sterben würde, bat er den Bischof darum, ihn im Inneren der Kathedrale zu beerdigen. Der Bischof, der sich täglich am Werk des Architekten erfreute, hatte nichts dagegen und so bekam der alte Mann sein Grab innerhalb der Kirchenmauern. Als nun der Teufel kam, um sich seine wohlverdiente Seele zu holen, musste er feststellen, dass er die  Kathedrale nicht betreten konnte. Sie war eben ein Gotteshaus und zu der hatten Hunde und Teufel keinen Zutritt.

Eine weitere amüsante Geschichte, rankt sich um eine Marienstatue, die auf einem hohen Sockel mitten auf einem großen Platz steht. Als Metz im zweiten Weltkrieg von den Nazis erobert wurde, wollte der Befehlshaber die Statue stürzen, da sie der Mittelpunkt einer wichtigen Prozession der französischen Bürger war. Außer Maria zeigte die Statue noch das Jesuskind, das seine rechte Hand hebt um den Menschen zuzuwinken. „Seht,“ sagte der Bischof daher zum Befehlshaber der Nazis: „Jesus macht extra für euch den Hitlergruß, wollt ihr diese Statue wirklich vernichten?“ Der Befehlshaber war überzeugt und das Kunstwerk durfte bleiben.

Adrien zeigte uns die interessanten Sehenswürdigkeiten in Metz

Adrien zeigte uns die interessanten Sehenswürdigkeiten in Metz.

 

Eine Kirche in der 24 Stunden lang jeden Tag gebetet wird

Die letzte Station unserer Stadtführung war eine Kirche, in der jeden Tag 24 Stunden lang gebetet wurde. Wir betraten die Kirche durch einen kleinen Nebeneingang und durchschritten das Kirchenschiff bis zu einem kleinen Seitenraum. Hier saß ein einzelner Mann beim Beten und wir gesellten uns für eine Weile dazu. Adrien lud uns ein, so zu beten, wie es sich für uns gut anfühlt, jeder eben auf seine eigene Art. Wir nutzten diesen Raum, um uns für alle Geschenke auf unserer Reise und die schützende Hand zu bedanken, die uns in den letzten Wochen stets so gut geleitet hat. Nachts hat so eine Kirche nochmal eine ganz andere Atmosphäre als am Tag, sowie manch weitere Sehenswürdigkeiten in Metz.

Viele aufklärende Reiseführer empfehlen neben den vielen Kirchen und dem deutschen Viertel, auch den beliebten Weinachtsmarkt in Metz. Diese Stadt gehört genauso wie Nancy und Reims zu den Reisezielen, die man nicht wirklich auf dem Schirm hat, falls man sich nicht zielgenau damit beschäftigt. Dabei hat Metz für Kulturliebhaber, individuelle Hotel´s und Gourmet´s so einiges an Informationen zu bieten und gilt darüber hinaus noch als echter Geheimtipp. Schaut euch einfach etwas genauer unter Centre Pompidou-Metz oder den Top 10 der Sehenswürdigkeiten in Lothringen um, damit ihr nach eurem Geschmack was interessantes finden werdet.

Im Gespräch mit Adrien erfuhren wir noch etwas mehr über seinen Plan, in ein Franziskanerkloster zu gehen. Es war eine Ordensgemeinschaft, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, zu den Ursprüngen des christlichen Glaubens zurückzukehren. Dazu zählte unter anderem auch der Verzicht auf jegliche Art von Luxus, wobei Luxus bereits bei warmem Wasser und einer weichen Matratze beginnt. In diesen Punkten unterscheidet sich das Klosterleben deutlich von unserem eigenen Lebensweg. Andere Punkte sind jedoch ziemlich gleich. Auch die Nonnen und Mönche der Gemeinschaft leben von dem, was ihnen die Menschen schenken oder spenden. Das Ziel ist es, ins Urvertrauen zu finden und eine direkte Verbindung mit der bedingungslosen Liebe aufzubauen. Es ist das gleiche Prinzip wie bei uns: Geben ist bekommen! Schenke um beschenkt zu werden! Wer gibt, der hält seine Hand offen. Dadurch ist es auch möglich, dass man ihm etwas in die Hand hineinlegt. Wie will man aber jemandem etwas geben, der seine Hände krampfhaft um das verschlossen hält, was er bereits besitzt.

 
Spruch des Tages: Der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen (Don Bosco)
  • Tagesetappe: 35,5 km
  • Gesamtstrecke: 704,77 km
  • Etappenziel: Wohnung von Adrian, Metz, Frankreich
 
Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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