Tag 1253: Übernachtung in einer Ruine

von Heiko Gärtner
10.10.2017 05:41 Uhr

11.06.2017

Die letzten beiden Tage waren eher etwas durchmischt, sowohl vom Wetter her als auch von unserem Kontakt zu den Menschen. Die Gegend hier scheint generell etwas spießiger zu sein. Nicht dass wir nicht trotzdem immer wieder etwas bekommen hätten, aber mit Herzlichkeit und Offenheit war es nun nicht mehr soweit her. Man spürte auch, dass die Pfarrer hier durch das generelle Ete-Petete-Auftreten ihrer Gemeindemitglieder etwas eingeschüchtert waren. Ein junger Geistlicher, mit dem ich am Telefon sprach, wollte uns zwar nicht ablehnen, traute sich aber auch nicht, uns die Kirche zur Verfügung zu stellen, da dies womöglich jemandem aufstoßen könnte. Als wir uns darauf im Ort etwas umsahen, verstanden wir diese Entscheidung durchaus. Dennoch schafften wir es in einem kleinen Restaurant ein Mittagessen aufzutreiben, bevor wir in den Übernächsten Ort weiterzogen. Hier hatte der gleiche Pfarrer eine weitere Kirche, die jedoch seit mehreren Jahren leer stand und dem Verfall überlassen wurde. Der Strom funktionierte noch und wir waren vollkommen für uns, wodurch sich der Platz sogar als relativ angenehm entpuppte. Man durfte sich nur nicht daran stören, dass hin und wieder der Putz von der Decke bröselte, dass überall zerstörte und aufgequollene Bibeln herumlagen und dass man mit jeder Bewegung eine Staubwolke aufscheuchte, durch die man kaum mehr hindurchsehen konnte. Es war aber der erste Ort, an dem wir uns vorstellen konnten, dass man hier wirklich in Ruhe ein Tattoo stechen konnte, wenn Shania kam. Wie wir dies umsetzen wollten war uns eh noch ein Rätsel.

Die Nacht zuvor hatten wir zwar mehr Komfort, dafür war auch alles etwas komplexer. Auch hier gab es Stimmen, die das Schlafen in der Kirche missbilligten, weshalb man uns zunächst nur den kleinen Vorraum im Eingangsbereich anbot, der gerade groß genug für zwei Matten war. Später bekamen wir hingegen den Gemeindesaal mit Teeküche und Internet in dem es sogar warm war.

Zum Abschied machten unsere Gastgeber ein Interview mit uns, um einen Artikel für ihre Gemeindezeitung zu schreiben. Diese haben wir vor kurzem zugeschickt bekommen. Wenn ihr einen Blick auf den Artikel werfen wollt, dann könnt ihr dies hier tun.

Spruch des Tages: Home is were you place your head

Höhenmeter: 490 m

Tagesetappe: 16 km

Gesamtstrecke: 22.916,27 km

Wetter: Erst Sonne, leichter Wind, dann Regen

Etappenziel: Kirche, Gilling West, England

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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