Tag 1355: Wie zuhause!

von Heiko Gärtner
05.02.2018 06:50 Uhr

21.08.2017

Waow, ist es schön wieder hier zu sein! Dieses mal fühlt es sich wirklich ein bisschen wie nach Hause kommen an. Trotz der Wolken war es milder und angenehmer, die Straßen waren ruhiger und, die Landschaft freie und irgendwie heimeliger. Wir brauchten fast den ganzen Vormittag, um Cherbourg hinter uns zu lassen und doch hatten wir nicht das Gefühl, inmitten einer Großstadt zu sein. Kleine Schleichwege führten mitten durch einen Wald in einer Schlucht entlang, in der Man glaubte, irgendwo weit außerhalb unserer Zivilisation zu sein. Einige einsame, urige Häuschen standen am Straßenrand und luden gerade zu ein, hier ein Aussteigerleben zu führen. Und das mitten in der Stadt!

Kaum hatten wir das obere Ende der Schlucht erreicht, befanden wir uns in einem gewaltigen Einkaufskomplex, in dem es nahezu jeden Laden gab, den man sich nur vorstellen konnte. Allein vier oder fünf Schuhgeschäfte waren vertreten, dazu zwei Elektronikläden, zwei Supermärkte, ein Haustiergroßfachhandel, drei Baumärkte, ein Gartencenter und vieles mehr. Und trotz allem war es uns möglich, mitten hier hindurch zu gehen, ohne komplett wahnsinnig zu werden. Wer hätte gedacht, dass so etwas möglich sein könnte? Kurz vor zwölf erreichten wir einen Ort namens Brix, wo wir ganz gemütlich in das Rathaus gingen, unser Projekt vorstellten und kurz darauf ein eigenes Apartment auf der anderen Seite des Friedhofs beziehen durften. Zwei der Damen Mitarbeiterinnen kamen kurz darauf mit einer Einkaufstüte voller Lebensmittel vorbei, die die Größe einer Ikea-Tasche hatte. Damit waren wir mehr als nur ausreichend versorgt und das nicht etwa mit Dosenbohnen

und Toastbrot, sondern mit frischem Gemüse, knusprigem Baguette, Orangensaft, Obst und vielen mehr. Darunter natürlich auch eine Menge Süßkram, aber das lag daran, dass wir vergessen hatten darauf hinzuweisen, dass wir eigentlich keinen Zucker wollten.

Kirche in Cherbourg

Kirche in Cherbourg

Später am Nachmittag kam eine weitere Rathausmitarbeiterin zu Besuch, die uns für einen Artikel in der Lokalzeitung interviewte. Unser Französisch war nach der langen Zeit nun noch grauenhafter als es ohnehin schon war, aber sie schien damit zurecht zu kommen und dennoch einen Großteil zu verstehen.

Der Industriehafen von Cherbourg liegt nun bereits wieder weit hinter uns

Der Industriehafen von Cherbourg liegt nun bereits wieder weit hinter uns

Plötzlich hatten wir wieder Zeit, um entspannt zu arbeiten und Energie zu tanken, um wirklich an Themen dran zu bleiben, um kleine Pausen zu machen, um Routinen einzuhalten und um immer wieder ans Fenster zu treten und die gigantische Aussicht über das Land zu genießen. Nun schien sogar die Sonne und tauchte alles in ein friedlich, freundliches Licht. So hatten wir uns das Reisen vorgestellt.

Der Fischereihafen von Cherbourg

Der Fischereihafen von Cherbourg

Nicht dass unsere Zeit in Großbritannien und Irland schlecht gewesen wäre, das keineswegs! Aber es war doch etwas anderes, entspannt reisen zu können, oder sich in einem permanenten Grundstress zu befinden. Die Englischsprachigen Länder waren eine ereignisreiche, aufwühlende und bewegende Zeit gewesen, nun ist wieder die Phase der Erholung und der Regeneration dran. Und auch wenn Frankreich nicht immer eitel-Sonnenschein sein wird, es bereitet uns doch zumindest einen schönen, warmen Empfang!

Spruch des Tages: Frankreich, wir haben dich vermisst!

Höhenmeter 60 m

Tagesetappe: 14 km

Gesamtstrecke: 25.536,27 km

Wetter: sonnig und warm

Etappenziel: Städtisches Gästehaus, Sepmes, Frankreich

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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