Unwetter in der Schweiz: Harte Zeiten für Wanderer
Hartes Leben in der Schweiz
PORTRÄT Verbote und das Unwetter in der Schweiz machen dem Pilger das Leben schwer.
VON UDO METTERLEIN UNTERWEGS MIT HEIKO GÄRTNERNEUMARKT. Heiko Gärtner hat den Blues. Nach 712 Kilometern auf dem Jakobsweg von Postbauer-Heng nach Santiago de Compostela verspürt er erstmals einen leichten Anflug von Frustration. Nicht einmal seine tapfere, bildhübsche Freundin Raphaela, die ihn seit etwa einer Woche begleitet und sich vorgenommen hat, weitere zehn Tage treu an seiner Seite zu marschieren, kann ihn gänzlich aus seiner depressiven Verstimmung reißen.
Stürmisches Unwetter in der Schweiz
Weltuntergangs Stimmung!
„Weltuntergangs-Stimmung", klagt Gärtner am Telefon. „Wir hatten elf Tage mit Temperaturen zwischen 33 und 39 Grad Hitze, ansonsten Regen, Regen, Hagel und Wind. Mein Tarp (ein primitiver, aus einer Leinenplane bestehender Zeltersatz) ist total hin. Verschimmelt. Meine Füße sind aufgequollen wegen dem Unwetter in der Schweiz. Raphaela friert sogar in ihrem Thermo-Schlafsack, den sie zusätzlich mit einer Rettungsdecke ausgestopft hat. Wir können uns oft tagelang nicht waschen. Verbote schnüren uns die Luft ab. Frei leben kannst du praktisch nirgends mehr. Die Schweiz kotzt uns an!"
Das Leben eines Paares auf der Wanderschaft muss furchtbar sein im Land der Eidgenossen. „Überall ist alles verboten", schimpft der 31-jährige Wildnis-Pädagoge aus Neumarkt. „Wenn du deinen Schlafsack auf einer Wiese ausrollst, kommt der Bauer und will Geld. Bekannt wie ein bunter Hund bist du binnen weniger Minuten - alle Leute aus der näheren Umgebung, möchten die seltsamen Wanderer selbst bestaunen. O.k.: Meistens sind sie sehr nett und zuvorkommend, oft verwöhnen sie uns auch mit ein paar Leckerbissen, aber der völlige Verlust von so etwas Ähnlichem wie Privatsphäre nervt halt schon".
Das Wandern im Regen kann dauerhaft sehr anstrengend sein
Feuer machen ist im Land von Heidi und Alm-Öhi fast ein Sakrileg. Deshalb bleibt die spartanische Küche kalt. Darüber hinaus können Heiko und Raphaela ihre meist durchweichten Habseligkeiten nicht trocknen, der Schimmel am Tarp vermehrt sich durch das Unwetter in der Schweiz weiter. Die Versuchung des „Hardcore-Pilgers", sein selbst auferlegtes Gebot zu brechen und sich nicht immer nur wie ein Steinzeitmensch ausschließlich von dem zu ernähren, was er am Wegrand findet, wächst in manchen Momenten gigantisch.
Neulich sind wir an einer Fressmeile vorbei gekommen. Der Geruch von Gegrilltem hat augenblicklich meinen Jagdinstinkt geweckt, die Gier nach Fleisch wuchs ins Unermessliche. Auch wenn es eigentlich gegen meine Überzeugung spricht, muss ich zugeben, dass Müsli allein für den Homosapiens nicht zum Leben reicht." Eine - wie der Abenteurer lachend beichtet - aus einem Vorgarten geklaute Zucchini machte das Kraut auch nicht fett. Immer öfter wünscht sich Heiko Gärtner, allein unterwegs zu sein. Einfach deswegen, weil er dann nur auf sich selbst aufpassen muss und es bestimmt niemandem auffällt, wenn er sich zum Übernachten still und klammheimlich in ein Waldstück oder auf eine Wiese verzieht. Gestern sind die Extrem-Wanderer in Freiburg angekommen - hoffentlich wenigstens trockenen Fußes nach dem Unwetter in der Schweiz!
Im Dauerregen nass von Kopf bis Fuß
Mehr zum Unwetter in der Schweiz:
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Besonders schlimm traf es die Schweiz mit einem Unwetter im Jahre 2010. Überschwemmte Straßen, Stürme und starker Hagel machten es den Schweizern schwer, und blieb bis heute im Gedächtnis.
