Vasektomie: Vorteile und Risiken

von Franz Bujor
28.08.2021 02:13 Uhr

Die Vasektomie ist eine der wenigen Möglichkeiten, die Männern zur Verfügung stehen, um ihre Fruchtbarkeit zu kontrollieren und eine gleichberechtigte Rolle bei der Verhütung einer Schwangerschaft zu spielen. Sie ist ein relativ kleiner Eingriff mit wenigen Risiken und stellt eine der sichersten Verhütungsmethoden überhaupt dar. Dennoch ist sie relativ unpopulär und vielen nicht oder nur wenig bekannt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich eine Menge Mythen und Ängste darum ranken, die das Bild einer Vasektomie mitunter vollkommen verzerren. Da die Vasektomie jedoch vor allem im Vergleich zu anderen Verhütungsmethoden viele Vorteile hat, die man bei einer Entscheidung ebenso wie auch die Risiken und möglichen Nebenwirkungen beachtet werden sollten, haben wir euch hier einmal eine Übersicht mit Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Vasektomie zusammengestellt.

Was ist eine Vasektomie?

Die Vasektomie ist ein Verfahren zur Sterilisation des Mannes, bei dem verhindert wird, dass Spermien in das Ejakulat aufgenommen werden. Es handelt sich um einen sogenannten minimalinvasiven Eingriff, bei dem ein kurzer Schnitt von wenigen Millimetern in der Hodenhaut gesetzt wird. Anschließend werden die Samenleiter durchtrennt, die die Spermien von ihrem Entstehungsort in den Hoden zur Harnröhre "transportieren". Um sicherzugehen, dass die Enden nicht wieder zusammenwachsen, wodurch der Verhütungseffekt verloren gehen würde, werden die Enden in der Regel ein kleines Stück umgeknickt und abgebunden.

Um das Prinzip einer Vasektomie zu verstehen, muss man ein wenig über die Biologie der männlichen Geschlechtsorgane wissen. Die Spermien werden in den Haupthoden produziert und wandern dann durch die Ausführungsgänge des Nebenhodens, in dem sie ihre Reifung fortsetzen und gespeichert werden.

Bei der Ejakulation werden die Spermien dann von hier aus “losgeschickt” und durchlaufen die Samenleiter, wobei sie mit Sekreten aus den Samenblasen und der Prostata vermischt werden. Diese Samenflüssigkeit wird dann durch die Harnröhre ausgestoßen. Unterbricht man also die Samenleiter kurz hinter den Nebenhoden, können die Spermien nicht in das Ejakulat eingemischt werden. Bei der Ejakulation wird also noch immer das Flüssigkeitsgemisch aus der Prostata ausgeschieden, sodass man nach außen hin keinen Unterschied merkt. Da jedoch die eigentlichen Samenzellen fehlen, kann keine Befruchtung einer Eizelle mit diesem Ejakulat mehr stattfinden.

Auch wenn es theoretisch möglich ist, eine Vasektomie rückgängig zu machen und die beiden Enden der durchtrennten Samenleiter wieder zusammenwachsen zu lassen, gilt der Eingriff als irreversibel, da es keine Garantie dafür gibt, dass der Samenfluss nach dem Zusammenfügen wieder wie gewohnt stattfindet. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Samenleiter nicht wieder zu einem funktionsfähigen Strang verbinden an, je länger sie durchtrennt waren. Eine künstliche Befruchtung, bei der die Spermazellen direkt aus den Nebenhoden entnommen und in die Gebärmutter der Frau eingebracht werden, ist jedoch immer möglich, da durch die Vasektomie nur der Spermientransport, nicht aber die Spermienproduktion unterbrochen wird.

Was passiert bei einer Vasektomie

Was passiert bei einer Vasektomie?

Wie läuft eine Vasektomie genau ab?

Eine Vasektomie beginn in aller Regel mit einem Vorgespräch beim Urologen, bei dem man vom Arzt über mögliche Risiken und Folgen aufgeklärt wird. Vor allem bei jungen Männern, bei denen eine Familienplanung möglicherweise noch nicht abgeschlossen ist, wird zudem ein psychologisches Beratungsgespräch geführt, um sicherzugehen, dass der Patient keine übereilte Entscheidung trifft, die er vielleicht später wieder bereut.

Für den eigentlichen Eingriff bekommt der Patient dann zumeist eine lokale Betäubung. Teilweise wird auch mit einer Vollnarkose gearbeitet.

Früher wurde der Eingriff generell mit einem Skalpell durchgeführt, wobei je ein kleiner Schnitt in die Haut des linken und des rechten Hodens gesetzt wurde, um an die Samenleiter zu gelangen. Heute gibt es verschiedene Methoden, wobei die sogenannte “Skalpellfreie Vasektomie” immer mehr an Popularität gewinnt. Hierbei wird eine spezielle Technik angewendet, für die nur ein einziger, winziger Schnitt an der Unterseite des Hodensacks gemacht werden muss, durch den die eigentliche Vasektomie dann mit einem hochpräzisen Spezialwerkzeug durchgeführt wird. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche. Früher wurden mitunter Methoden gewählt, bei denen die Samenleiter beispielsweise nur abgebunden und nicht durchtrennt wurden, der bei denen sie nur durch einen einfachen Schnitt unterbrochen wurden. Da sich diese Methoden jedoch nicht als sicheres Verhütungsmittel erwiesen haben, finden sie heute fast gar keine Anwendung mehr. Das Problem war, dass sich die Spermazellen zum Teil doch noch durchkamen oder dass die Samenstränge mit der Zeit wieder zusammen gewachsen sind und die ursprüngliche Zeugungskraft so wieder hergestellt wurde. Selbst Wenn nur noch wenige Spermien durchkommen konnten, reicht dies ja im Zweifelsfall schon aus.

Aus diesem Grund ist man dazu übergegangen, ein kleines Stück Samenleiter komplett zu entfernen und die verbleibenden Enden umzulegen und entweder mit Klammern zu fixieren oder zu vernähen. Dadurch geht das Risiko einer ungewollten Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit gegen null.

Am Ende werden die Einschnitte im Hodensack noch mit ein oder zwei Stichen verschlossen und die Vasektomie ist vollzogen. Wie bereits beschrieben ist damit aber zunächst noch keine Sterilisation erreicht, da erst die Samen- und Harnwege von verbleibenden Spermazellen gespült werden müssen. Es folgen daher im Abstand von einigen Wochen noch drei Spermiogramme, bei denen der Urologe kontrollieren kann, ob noch Spermien im Ejakulat vorhanden sind oder nicht. Erst wenn er grünes Licht gibt, kann risikofrei auf andere Verhütungsmittel verzichtet werden.

Bei der Vasektomie werden die Samenleiter durchtrennt, ohne aber die Funktion des Hodens ansonsten zu beeinträchtigen

Bei der Vasektomie werden die Samenleiter durchtrennt, ohne aber die Funktion des Hodens ansonsten zu beeinträchtigen.

Ist eine Vasektomie auch ohne Skalpell möglich?

Neben der klassischen Methode der Vasektomie, bei der die Hodenhaut mit einem Skalpell an zwei kleinen Stellen aufgeschnitten wird, gibt es seit einigen Jahren auch die sogenannte Non-Skalpell-Variante, bei der nur ein kleiner Einstich an der Unterseite des Hodens gemacht wird. Diese Öffnun wird ein wenig aufgedehnt und dann wird eine kleine Aparatur eingeführt, mit deren Hilfe die Samenleiter durchtrennt werden.

Für wen ist eine Vasektomie die geeignete Verhütungsmethode?

In der Regel werden Vasektomien vor allem bei Männern durchgeführt, die entweder bereits ein oder mehrere Kinder haben und sich sicher sind, dass sie kein weiteres mehr bekommen möchten, oder die zu 100 % sicher wissen, dass sie generell keine Kinder möchten. Männern, die nur im Moment keine Kinder wollen, wahrscheinlich jedoch zu einem späteren Zeitpunkt, wird von einer Vasektomie dringend abgeraten.

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Bevor man sich für eine Vasektomie entscheidet, sollte man sich ganz sicher sein, dass man diesen Schritt auch gehen will.

 

Welche Risiken und Nebenwirkungen hat eine Vasektomie?

Wie bei jedem chirurgischen Eingriff besteht das Risiko von Komplikationen. Meistens handelt es sich um leichte Schmerzen, Hämatome oder Ödeme, die einige Tage lang im Bereich der Einschnitte bestehen. Das Risiko einer Infektion oder schwerwiegenderer Komplikationen ist sehr gering.

Es ist aber natürlich ein Eingriff in ein sehr empfindliches Organ, weshalb man sich darauf einstellen muss, dass man zumindest in den ersten Tagen nach der Vasektomie jede Bewegung des Intimbereichs vollkommen freiwillig vermeiden möchte. Dies ist auch ratsam, damit die Samenleiter gut wieder verheilen können. Sportliche Aktivitäten sowie Sex sollten direkt nach dem Eingriff nicht erfolgen.

In einigen Fällen kann es sein, dass sich Männer von ihrem Selbstverständnis her sehr stark mit ihrer Zeugungsfähigkeit identifizieren. Hier steckt der Glaubenssatz dahinter, dass man nur dann ein richtiger Mann ist, wenn man auch in der Lage ist, Kinder in die Welt zu setzen. Hier kann es nach einer Vasektomie daher zu einer psychischen Belastung und einem Einbruch des Selbstwertgefühls kommen, da sich der Betroffene womöglich nun “entmannt” fühlt. Aus diesem Grund ist es seh wichtig, vor der Durchführung der Vasektomie in sich hineinzufühlen und sich zu fragen, ob man diesen Schritt aus voller Überzeugung und von ganzem Herzen her gehen kann.

Angst vor einer ungewollten Vaterschaft hämmt viele Männer bei der Auslebung ihrer Sexualität

Fühlt sich der Gedanke an eine Vasektomie eher befreiend oder beängstigend an?

Stellt euch dazu am besten einmal vor, ihr wärt bereits sterilisiert und somit außer Stande, je wieder Kinder zu zeugen. Fühlt sich dieser Gedanke erleichternd und befreiend an, sodass ihr das Gefühl habt, euch nun in der Sexualität endlich vollkommen hingeben zu können, ohne permanent die Angst im Hinterkopf zu haben “Hoffentlich geht das nicht schief und sie wird schwanger!”? Oder fühlt es sich an, als würdet ihr einen Teil von euch aufgeben und etwas Wichtiges verlieren, das euch als Mann ausmacht? Ist es ein Gefühl von Weite, Freude und Freiheit oder eher von Enge, Trauer und Verlust?

Im ersten Fall ist eine Vasektomie genau das richtige für euch und ihr solltet euch, wenn ihr beschlossen habt, sie durchzuführen, auch nicht mehr davon abbringen lassen. Ihr gehört zu der Sorte Mann, die es bereuen werden, sie nicht zu machen und dann aus Versehen eine ungewollte Schwangerschaft zu verursachen.

Im zweiten Fall solltet ihr auf jeden Fall die Finger davon lassen. Selbst wenn ihr euch sicher seid, dass ihr keine Kinder mehr möchtet, gibt es für euch andere Wege der Verhütung, die besser zu euch passen. Fragt euch auch, wie es sich anfühlen würde, doch (noch) einmal ungewollt Vater zu werden. Ihr werdet wahrscheinlich feststellen, dass dies in eurem Fall weniger schlimm ist, als das Gefühl, gar nicht mehr Vater werden zu können. Vielleicht gibt es sogar einen Teil in euch, der sich eine (weitere) Vaterschaft wünscht, auch wenn euer Kopf euch möglicherweise davon abrät.

Welche Risiken, Nebenwirkungen und Spätfolgen können bei einer Vasektomie auftauchen?

Welche Risiken, Nebenwirkungen und Spätfolgen können bei einer Vasektomie auftauchen?

 

Welche Vorteile hat eine Vasektomie?

Die Vorteile der Vasektomie gegenüber den meisten anderen Verhütungsmethoden bestehen vor allem in seiner extrem hohen Sicherheit. Außerdem ermöglicht sie dem Mann selbst die Kontrolle über die Verhütung zu übernehmen, während sonst fast immer die Frau in der Verantwortung ist und der Mann darauf vertrauen muss, dass sie alles richtig macht. Eine Ausnahme ist lediglich das Kondom, das aber eine so große Unsicherheit birgt, dass es kaum wirklich als Verhütungsmittel zählen kann.

Vor allem bei Männern, die sich zu 100 % sicher sind, dass sie keine (weiteren) Kinder mehr wollen, ist auch die psychische Komponente ein Faktor, der nicht zu vernachlässigen ist. Beim Sex stets die Angst im Hinterkopf zu haben, dass evtl. doch etwas schiefgehen und eine ungewollte Schwangerschaft entstehen könnte, ist für viele Männer eine sehr starke Belastung, die sogar zu Erektionsstörungen und Orgasmusproblemen führen kann. Wenn dies der Fall ist, kann eine Vasektomie auch dabei helfen, das Sexleben des Mannes überhaupt wieder in Schwung zu bringen.

Anders als beispielsweise die Antibabypille greift eine Vasektomie zudem nicht in den Hormonhaushalt des Mannes ein, da die Funktion des Hodens in keiner Weise gestört oder gehemmt wird. Die Samenzellen wie auch alle Hormone und Botenstoffe, die im Hoden produziert werden, werden auch nach einer Vasektomie weiterhin produziert. Sie gelangen nur nicht mehr in die Samenflüssigkeit, wo sie zu einer Zeugung führen könnten.

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Die Vasektomie greift nicht in den Hormonhaushalt ein und ist dennoch so sicher, dass andere Verhütungsmittel überflüssig sind.

 

Was kostet eine Vasektomie?

Die Kosten für eine Vasektomie betragen in der Regel zwischen 300 € und 600 €. Darin sind neben dem eigentlichen Eingriff auch das Vorgespräch, die Betäubung, die Nachuntersuchungen und drei Spermiogramme enthalten, bei denen geprüft wird, ob die Sterilisation auch wirklich erfolgreich war.

Wird eine Vasektomie von der Krankenkasse übernommen?

In aller Regel müssen die Kosten für eine Vasektomie vom Patienten selbst getragen werden und werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Die einzigen Ausnahmen stellen Fälle dar, in denen eine medizinisch notwendige Vasektomie aufgrund einer Krankheit durchgeführt werden muss. Dies kann den Mann direkt betreffen, oder auch seine Frau, wenn er sich in einer Ehe oder Eheähnlichen Beziehung befindet und eine Sterilisation bei der Frau aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist. In diesem Fall ist es dann die Krankenkasse der Frau, die die Kosten für die Vasektomie trägt.

Informationen und Wissenswertes zum Thema Vasektomie

Informationen und Wissenswertes zum Thema Vasektomie findet man auch auf den Internetseiten der meisten Krankenkassen sowie der Urologen.

 

Lässt sich eine Vasektomie rückgängig machen?

Die Vasektomie gilt als eine dauerhafte und damit unumkehrbare Methode der Empfängnisverhütung und wenngleich es theoretisch möglich ist, sie umzukehren, sollte sie auch als solche betrachtet werden. Denn das Problem ist, dass eine Zeugungsfähigkeit nach einer Vasektomie nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 bis 40 % wiederhergestellt werden kann. Wer also noch Kinder haben möchte, nur eben im Moment noch nicht, für den ist eine Vasektomie daher nicht das Verhütungsmittel der Wahl.

Es gibt eine Operation, mit der die Vasektomie "rückgängig" gemacht und der Samenfluss wiederhergestellt werden kann (Vasovasostomie), aber das ist eine komplexe Operation mit einer Erfolgsquote von nur etwa 30-40 %. Alternativ kann eine Schwangerschaft mit einer künstlichen Befruchtung erzielt werden. Dazu wird die sogenannte Hodenbiopsie durchgeführt, bei der die Samenzellen "an der Quelle" entnommen und dann direkt in die Eizelle injiziert werden. Man nennt dies “medizinisch unterstützte Fortpflanzung” (MAP) oder genauer “intrazytoplasmatische Spermieninjektion” (ICSI). Die Erfolgsquote ist jedoch nicht viel besser als bei der Vasovasostomie.

Männer, die sich einer Vasektomie unterziehen wollen, sollten daher bedenken, dass ihre Entscheidung höchst wahrscheinlich zu einer dauerhaften Sterilität führen wird. Nur wer dies wirklich annehmen kann, sollte auch eine Vasektomie durchführen.

Wie lange sollte ich nach einer Vasektomie mit dem Sex warten?

Auch wenn es sich um eine sogenannte “Minimalinversive Operation” handelt, ist eine Durchtrennung der Samenleiter dennoch eine recht schmerzhafte angelegenheit, nach der man sich mehrere Tage lang so fühlt, als hätte man einen ordentlichen Tritt in die Weichteile bekommen. In dieser Zeit sollte man gänzlich auf Sexualität verzichten, Selbstbefriedigung eingeschlossen, da die gesamte Region Zeit zur Regeneration braucht. Auf Sex sollte genau wie auch auf Sport einige Wochen nach der Vasektomie verzichtet werden.

Wichtig zu beachten ist auch, dass man direkt nach der Vasektomie noch nicht zeugungsunfähig ist. Das bedeutet, dass ein Mann, der kurz nach der Vasektomie Sex hat, durchaus noch eine Schwangerschaft verursachen kann. Bis der Urologe nach dem dritten Spermiogramm dann tatsächlich die Freigabe gegeben hat, dass die Sterilisation erfolgreich war, müssen also zunächst auch weiterhin noch zusätzliche Verhütungsmethoden verwendet werden.

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In der ersten Zeit nach der Vasektomie müssen unbedingt noch andere Verhütungsmittel genutzt werden, da noch keine Sterilität eingetreten ist.

 

Wie sicher ist eine Vasektomie als Verhütungsmethode?

Die Vasektomie ist eine der sichersten Verhütungsmethoden überhaupt. Statistisch betrachtet werden im Schnitt 15 bis 20 von 10.000 Paaren innerhalb eines Jahres nach der Vasektomie schwanger. Im Vergleich dazu: Von Paaren, die ausschließlich mit Kondomen verhüten, werden im Schnitt 1.400 von 10.000 Paaren schwanger und bei der Pille sind es noch immer 500 von 10.000 Paaren.

Wichtig ist jedoch, dass die Sterilisation nicht unmittelbar nach dem Eingriff erreicht wird, da sich noch immer Spermien in den verschiedenen Gängen befinden können. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass die Sterilisation nach etwa 30 Ejakulationen bzw. nach 3 bis 4 Monaten erreicht ist. Um dies sicher bestimmen zu können, werden vom Urologen nach der Vasektomie im Abstand von mehreren Wochen drei Spermiogramme angefertigt, bei denen im Labor geprüft wird, ob noch immer Samenzellen im Ejakulat nachgewiesen werden können. Erst wenn dies nicht mehr der Fall ist, gilt die Sterilisation als abgeschlossen. Bis dahin muss auch nach der Operation unbedingt eine andere Methode der Empfängnisverhütung angewandt werden.

Sobald sich keine Spermien mehr in der Samenflüssigkeit befinden, können andere Verhütungsmittel abgesetzt werden. Wenn die Vasektomie fachgerecht durchgeführt wurde, bleibt der Verhütungsschutz ein Leben lang bestehen, das heißt ohne einen weiteren medizinischen Eingriff kann ein vasektomierter Mann auch Jahrzehnte später keine Kinder mehr zeugen.

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Die Vasektomie ist die sicherste Verhütungsmethode, die es aktuell gibt.

 

Kann ich eine Vasektomie auch als Frau durchführen lassen?

Vasektomie wird die Sterilisation beim Mann genannt. Bei der Frau heißt der vergleichbare Eingriff “Tubenligatur”. Hierbei werden die Eileiter durchtrennt und verödet oder mit einer Art Klammer abgeklemmt, sodass die Eizellen nicht mehr in die Gebärmutter wandern können. Da die betroffenen Organe bei der Frau anders als beim Mann jedoch im Inneren des Körpers liegen, ist der Eingriff deutlich aufwändiger. In der Regel wird dafür ein kleiner Schnitt in die Bauchdecke gemacht, durch den dann agiert wird. So wie die Vasektomie beim Mann zählt auch die Tubenligatur bei der Frau als endgültige Sterilisationsmethode. Theoretisch kann zwar auch sie wieder Rückgängig gemacht werden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dadurch dann doch wieder eine Schwangerschaft möglich ist, ist noch einmal deutlich geringer als bei der Vasektomie des Mannes.

Wenngleich die Tubenligatur verglichen mit der Vasektomie einen größeren und auch risikohaften Eingriff darstellt, ist auch sie noch immer Minimalinvasiv und verglichen mit vielen anderen Regionen eher harmlos. Auch sie hat den Vorteil, dass die Eizellen auf ihrem Weg zwar gestoppt werden, dass es darüber hinaus aber zu keinem Eingriff in den Hormonhaushalt der Frau kommt, was im Vergleich zur Pille einen großen Vorteil darstellt.

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Gibt es auch eine Vasektomie für Frauen?

 

Kann man nach einer Vasektomie noch Ejakulieren, bzw. ist das Ejakulat verändert?

Eine Vasektomie verhindert nicht, dass beim Orgasmus Samenflüssigkeit abgegeben wird, sondern sorgt nur dafür, dass diese keine Spermazellen mehr enthält. Außer im Labor ist dabei jedoch kein Unterschied erkennbar, das heißt, dass das Sperma weder vom Aussehen, noch von der Konsistenz, vom Geruch oder Geschmack von dem eines nicht vasektomierten Mannes zu unterscheiden ist.

Wirkt sich eine Vasektomie auf die Orgasmusfähigkeit und die Ejakulation aus?

Wirkt sich eine Vasektomie auf die Orgasmusfähigkeit und die Ejakulation aus?

 

Gibt es mögliche Langzeitfolgen oder Spätfolgen bei einer Vasektomie?

In ganz seltenen Fällen kann es auch Jahre nach einer Vasektomie zu chronischen Schmerzen im Hodenbereich kommen, die sich teilweise bei sexueller Aktivität verstärken. Diese hängen in den meisten Fällen jedoch auch mit einer psychischen Komponente zusammen. Allerdings kommt es auch ohne eine Vasektomie bei Männern ab dem 45. Lebensjahr gelegentlich zu chronischen Hodenschmerzen.

Nach einer Vasektomie sind die Hoden erst einmal eine Weile Schmerzempfindlich

In sehr seltenen Fällen können im Alter nach einer Vasektomie chronische Hodenschmerzen auftreten. Dies kommt jedoch auch bei Männern ohne Vasektomie hin und wieder vor.

 

Kann eine Vasektomie Auswirkungen auf die Persönlichkeit haben?

Eine der größten Ängste, die Männer im Zusammenhang mit der Vasektomie haben ist, dass sie dadurch ihre Persönlichkeit und vor allem natürlich ihre Männlichkeit verlieren. Viele glauben sogar, danach keine Erektion mehr bekommen zu können. Hier liegt jedoch in der Regel eine Verwechslung der Vasektomie mit der Kastration vor. Bei der Kastration werden die Hoden des Mannes vollständig entfernt. Dadurch können sie zwar keine Samen mehr produzieren, aber sie produzieren auch keine Hormone mehr, die einen wesentlichen Teil des Charakters des Mannes ausmachen. Testosteron beispielsweise in den Hoden gebildet und dieses ist für viele körperliche aber auch psychologische und charakterliche männliche Eigenschaften verantwortlich.

Eine Vasektomie hingegen hat, wie bereits erwähnt keinen Einfluss auf die Hormonproduktion und somit biologisch auch nicht auf den Charakter des Mannes. Wenn es also zu einer charakterlichen Änderung nach der Vasektomie kommt, so ist diese rein psychologischer Natur. Dies kann entweder positiv sein, wenn der Mann die Angst vor einer ungewollten Vaterschaft verliert und sich dadurch insgesamt freier und entspannter fühlt. Es kann aber auch negativ sein, wenn der Mann das Gefühl hat, seine Manneskraft verloren zu haben. Daher ist es wichtig, sich vor der Vasektomie vollkommen sicher zu sein, dass man den Eingriff auch wirklich will.

Wie wirkt sich eine Vasektomie auf mein Sexleben aus?

Rein biologisch betrachtet hat eine Vasektomie erst einmal keinen Einfluss auf die Sexualität. Vielen Männern fällt es jedoch sehr schwer, sich beim Sex wirklich fallen zu lassen und hinzugeben, wenn sie sich permanent der Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft bewusst sind. Für diese ist eine Vasektomie eine große Erleichterung, die in der Regel zu einer deutlichen Verbesserung des Sexuallebens führt. Eine Studie der Universität Frankfurt zeigte, dass sterilisierte Männer den Sex in den meisten Fällen deutlich mehr genießen können und entspannter zum Orgasmus kommen, da die Angst einer ungewollten Schwangerschaft wegfällt.

Ähnliches gilt übrigens auch für die Frauen, vorausgesetzt natürlich, dass sie der gleichen Ansicht sind, was eine potenzielle Schwangerschaft anbelangt. Für sie hat eine Vasektomie ihres Mannes zudem den Vorteil, dass sie auf eine eigene Verhütung verzichten können. Zumindest dann, wenn sie sich in einer festen Partnerschaft befinden und dabei keine anderen Sexualpartner haben. Da rund ein Drittel aller Frauen die Pille zur Verhütung nehmen und diese in neun von 10 Fällen unangenehme Nebenwirkungen auslöst, kann dies auch noch einmal zu einer deutlichen Verbesserung der Sexualität und der allgemeinen Lebensqualität führen.

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Für viele Männer bedeutet eine Vasektomie auch, dass die Angst vor ungewollter Vaterschaft verschwindet und dass sie sich nun zum ersten mal wirklich fallen lassen und hingeben können.

 

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Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

2 Kommentare

  1. Das Kondom ist bei richtiger Anwendung ein sehr sicheres Verhütungsmittel. Der Pearl Index richtet sich hier nach der Anwendung! Deshalb finde ich es wirklich unseriös, dass in diesem Artikel geschrieben wird, das Kondom könne kaum als Verhütungsmittel zählen, weil es so unsicher sei!

    1. Das mag stimmen, aber ich denke man kann nicht davon ausgehen, dass es immer richtig angewendet wird. Im Gegenteil: Menschen machen Fehler und da auch die Geschlechtsflüssigkeit vor dem eigentlichen Samenerguss bereits Spermazellen enthalten kann (Diejenigen, die auch dafür sorgen, dass eine Vasektomie nicht direkt zu einer Sterilisation führt) reicht es im ungünstigsten Fall aus, sich einmal an die Eichel und dann an die Außenseite des Kondoms zu fassen. In den meisten Fällen passiert dadurch nichts, aber hier von einer echten Sicherheit zu sprechen ist meines Erachtens dennoch nicht richtig.
      Mir persönlich wäre eine Verhütung nur mit Kondom definitiv nicht sicher genug, aber das muss letztlich natürlich jeder selbst entscheiden.

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