Was ist Wirklichkeit und was ist Illusion?

von Heiko Gärtner
25.04.2017 23:05 Uhr

21.-22.03.2017

Ich weiß nicht, inwiefern ihr nachvollziehen könnt, was wir meinen, wenn wir von Illusionen und vom Leben in der Matrix schreiben. Ich selbst bin mir oft auch noch unsicher, was das alles zu bedeuten hat und wie es zu verstehen ist. Langsam aber wird es für mich immer ein bisschen klarer, auch wenn mein Verstand sich noch oft weigert, es anzunehmen. Aber die Erfahrung zeigt immer mehr, dass die Welt nicht das ist, was sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Es ist keine feststehende, physische, solide Welt in der wir leben, sondern ein sich ständig wandelndes Gebilde aus Geist, Energie und Phantasie. In der Theorie haben wir uns damit ja schon sehr viel beschäftigt und dass es aus einer philosophischen Sicht so sein muss, ist mir schon eine ganze Weile klar. Aber langsam beginnt es immer mehr, dass die Ideen und Gedanken auch mit Erfahrungen untermauert werden, so dass wir nicht mehr nur wissen, dass wir in einer Matrix leben, sondern es immer wieder erfahren. Heute war ein ganz hervorragender Tag dafür, um die Spielregeln und Kniffe der Matrix zu erkennen. Noch vor einigen Monaten hätte ich das Geschenk, das uns hier heute gemacht wurde nicht erkennen können und hätte mich stattdessen wahrscheinlich relativ stark über alles mögliche aufgeregt. Klar gibt es auch jetzt noch viele stimmen in mir die sagen: „Woa, musste das jetzt sein? Hätten wir nicht einfach einen entspannten Tag haben können? Das ganze Zeug nervt doch einfach tierisch!“ Aber es gibt eben auch die Stimmen, die sich freuen, weil es einiges zu erkennen gab.

Zunächst einmal vorweg ein paar Worte über die Rahmenbedingungen. Heute ist Mittwoch der 22. März und am Donnerstag den 23. März, also morgen, wird Shania ihren nächsten großen Wandlungsschritt vollführen. Es ist einer der Punkte auf ihrem Wandlungsweg, der besonders einschneidend und zentral ist und durch den sie ihr bisheriges Sein (oder besser Nicht-Sein) ein entscheidendes Stück weiter ablegen wird. Dementsprechend aufgebracht ist natürlich ihr Gegenspieler, der sie in der Scheinwirklichkeit gefangen halten und ihre Wandlung verhindern will. Als sie uns gestern schrieb, erzählte sie von lauter Dingen, die ihr gerade passierten und die ihr wie große, bewusst in den Weg gelegte Steine vorkamen. Alles schien sie festhalten, verunsichern und ängstigen zu wollen, in der Hoffnung, dass sie vielleicht doch einfach aufgeben und zurück in ihr Schattendasein flüchten würde. Gleichzeitig befinden sich Heiko und ich gerade in der heißen Phase unseres Homepage-Projektes mit dem Erlebnis-Vergleichsportal. Auf den ersten Blick mag dies etwas vollkommen anderes sein und keine Verbindung zu Shanias Wandlungsschritten zu haben, doch beide Lebensstationen haben das gleiche Ziel.

So wie Shanias Wandlungsschritt wird auch die fertige Internetseite eine große Planke im Boot werden, das uns in die Freiheit hinaus fährt. Wenn die Seite fertiggestellt ist, wird sie die Basis für weitere Projekte und noch mehr Unabhängigkeit liefern und vor allem die Möglichkeit erschaffen, in komplexeren Ländern und Kontinenten mit einem Begleitfahrzeug unterwegs sein zu können. Je mehr sich die Seite entwickelt und je mehr sie Form annimmt, desto stärker spüren auch wir hier den Gegenwind, der uns immer wieder davon abhalten soll. Beide Ereignisse zusammen führen nun dazu, dass wir und im Moment mitten zwischen zwei Fronten befinden, die uns jeweils in eine Richtung bewegen wollen. Auf der einen Seite ist da unsere eigene Erschaffungskraft, die in Verbindung mit unserem höheren Selbst genau die Situationen und Bedingungen schafft, die uns auf unserem Weg voranbringen. Auf der anderen Seite ist da der Gegenspieler, der uns so gut wie möglich festhalten will und uns daher mit Illusionen von unserem Weg ablenkt. Heute hat sich dabei immer mehr herauskristallisiert, dass er dazu mit zwei unterschiedlichen Mitteln arbeitet. Mit Verführung und Abschreckung. Auch das hatten wir bereits vor einigen Tagen in der Theorie verstanden und durften es nun noch einmal praktisch lernen.

Das Prinzip dahinter ist einfach: Der Gegenspieler erzeugt Illusionen, die entweder dazu führen, dass wir Angst bekommen, so dass wir uns gegen einen Weg entscheiden, der uns eigentlich ans Ziel bringen würde, oder die uns dazu verlocken, einen Weg einzuschlagen, der uns eben nicht ans Ziel bringt. Gehen wir also einmal davon aus, dass die Welt eine Art Leinwand ist, auf die sowohl der Gegenspieler als auch das eigene höhere Selbst sowie unser Unterbewusstsein etwas projizieren kann. Wenn wir uns vollkommen darüber bewusst sind, wer wir sind und das wir unsere Welt so erschaffen, wenn wir also die volle Präsenz unserer eigenen Göttlichkeit haben, dann füllen wir die ganze Leinwand mit unseren Bildern aus, die alle im Einklang mit unserem Lebensauftrag sind. Haben wir diese Präsenz jedoch nicht, passieren zwei Dinge. Entweder wir erschaffen durch unsere Angst Bilder, die nicht zu unserem göttlichen Sein passen und durch die wir das Leben als schwer und leidvoll empfinden. Oder wir erschaffen an bestimmten Stellen überhaupt nichts, weil wir nicht wissen, dass wir hier etwas erschaffen können. Auf unserer Leinwand bleiben nun also weiße Flecken.

Sobald ein solcher Fleck entsteht, kann nun der Gegenspieler eingreifen und seine Bilder auf unsere Leinwand projizieren. Die Bilder selbst sind harmlos und können uns nichts tun, Sie können kein Leid erzeugen und uns nicht verletzen, da sie ja reine Illusionen ohne Bestand sind. Sie haben in etwa die gleiche Wirkung, wie ein Kinofilm. Selbst wenn es ein Horrorfilm ist, kann er einem nichts tun, da er ja nicht real ist. Was er aber bewirkt ist, dass er Einfluss auf den eigenen Geist nimmt. Er kann einem Angst machen und dadurch den eigenen Erschaffungsprozess verändern. Je mehr Angst ich in mir habe und je stärker meine inneren Überzeugungen auf Leid und Negativität ausgerichtet sind, desto mehr erschaffe ich Dinge und Situationen, die mir Leid und Unannehmlichkeiten bescheren. Nicht der Verwirrer verursacht das Leid, sondern ich selbst, aber eben aufgrund der Gedankenmuster, die in mir durch seine Illusionsfilme entstanden sind. Und solche Filme bekamen wir heute zu genüge.

Es begann bereits damit, dass es ein eiskalter, ungemütlicher und verregneter Tag wurde, obwohl es laut Ankündigung eigentlich ein Frühlingstag hätte werden sollen. Die Grundbedingungen des Tages waren also schon einmal so ausgerichtet, dass unsere Bereitschaft Kompromisslösungen anzunehmen gesteigert wurde. An sonnigen Tagen, an denen man entspannt und gemütlich wandern kann, fällt es leicht, Angebote und Einladungen abzulehnen, die einem nicht hilfreich vorkommen. An Tagen an denen man jedoch nicht einmal einen Hund vor die Tür jagen würde, ist so ziemlich alles recht, um irgendwo wieder ins Trockene zu kommen. Und genau auf diesen Trigger versteifte sich der Verwirrer heute. Gleich im ersten Ort standen wir am Rathaus vor verschlossenen Türen. Der gesamte Ort wirkte wie ausgestorben und es schien sogar unmöglich zu sein, auch nur jemanden zu finden, den man nach Informationen fragen konnte. Es war gerade einmal 11:20Uhr, also früh genug, um noch einen Ort weiter zu gehen und dort noch vor der Mittagspause am Rathaus anzukommen. Vorausgesetzt natürlich, dass wir sofort weiter zogen und uns nicht noch lange aufhielten. Heiko war noch dabei einen wirklich beeindruckenden Kirchturm zu fotografieren und ich machte mich gerade daran, ihn zu suchen und ihm von meinem Beschluss zu erzählen, als plötzlich der Regen wieder auffrischte und etwa ums dreifache stärker wurde. Ganz so als wolle er mir sagen: „Geht nicht weg, da draußen ist es ungemütlich und ihr wollt das doch nicht noch länger aushalten müssen, oder?“

Die Frage war nur, hatte ich mir diesen Wink selbst gegeben um mich auf eine gute Chance hier im Ort aufmerksam zu machen, oder war es ein Angstköder des Gegenspielers, der mich von einer guten Idee abbringen wollte. In jedem Fall reichte der Regenguss aber aus, um mich ins Wanken zu bringen. Und genau in diesem Moment parkte ein Auto neben mir, aus dem ein älterer Herr stieg, der mir tatsächlich den Weg zum Haus der Bürgermeisterin erklären konnte. Sie lebte etwa einen Kilometer entfernt, also gerade so weit, dass wir es nicht mehr bis um 12:00 in den nächsten Ort schaffen würden, wenn sich der Versuch als Fehlversuch erweisen würde. In diesem Moment spürte ich nun bereits deutlich, dass es sich um eine Verwirrungstaktik handeln musste. Die Chancen, das Haus wirklich zu finden und dann am Mittwoch Vormittag auch tatsächlich jemanden anzutreffen, waren äußerst gering und trotzdem war der Gedanke, früh ankommen und sich ins Warme zurückziehen zu können zu verlockend. Meine inneren Alarmglocken schrillten und blinkten immer wieder „Illusionsalarm!“ auf, aber ich ignorierte sie und startete den Versuch trotzdem.

Ich fand das Haus und traf dort auch tatsächlich jemanden an. Nur war es nicht die Bürgermeisterin, sondern ihr Ehemann, der uns prompt zu sich nach Hause einlud. Um zu verstehen, warum ich mich über diese Einladung nicht freute, muss ich zunächst noch ein paar Zeilen über gestern schreiben. Auch da hatten wir bereits immer wieder Situationen, die wir als Illusionen enttarnen konnten . In unserem eigentlichen Zielort trafen wir eine Bäckerin, die uns eine Übernachtungsmöglichkeit bei einem gewissen „Martin“ vermittelte. Wie sich herausstellte, war Martin eine Frau und ihr Schlafplatz war der Dachboden ihrer Garage, den man über eine Trittstiege erreichte. Das allein war noch kein Grund ihn abzulehnen, doch sowohl der Platz als auch seine Besitzerin hatten gewisse Nachteile. Direkt unter dem Raum befand sich eine Abstellkammer in dem drei Hunde eingesperrt worden waren, die permanent kläfften. Oben im Raum fühlte es sich daher so an, als würde man direkt in einem Hundezwinger schlafen. Hinzu kam, dass man die Bodenluke, die als Tür diente nicht verschließen konnte. Man konnte sich hier also weder gegen Kälte noch gegen Lärm von außen schützen, wodurch der Raum in Sachen Attraktivität ungefähr auf der Höhe unseres Zeltes lag.

Der Punkt, der uns jedoch wirklich davon abhielt, „Ja“ zu sagen, war unsere Gastgeberin. Martin strahlte bereits von der ersten Sekunde mit jeder Pore ihres Körpers und jeder Facette ihres Geistes eine Abwehr- und Opferhaltung aus. Sie empfing und nicht mit Freude, sondern aufgrund eines Verpflichtungsgefühls der Bäckerin gegenüber. Diese war eine resolute und burschikose Frau und Martin hatte das Selbstbewusstsein einer Strauchtomate. Sie hatte nicht nein sagen können, auch wenn sie uns nicht bei sich haben wollte. Sie gab sich jedoch keine Mühe, ihr Missfallen zu verbergen und drückte es direkt nach unserer Ankunft sogar noch einmal in Worten aus. Am Telefon hatte sie zu bedenken gegeben, dass es in ihrem Raum leider keine Heizung gab. Nun wo wir den Raum besichtigten, leuchtete uns der große, elektrische Heizkörper über dem Bett geradezu entgegen. Als wir sie darauf ansprachen und fragten, ob er funktioniere, antwortete sie: „Ja, gehen würde er, aber er funktioniert mit Strom und der ist sehr teuer, also könnt ihr ihn nicht einschalten.“ Es stimmte, mit Strom zu heizen gehört tatsächlich zu den teuersten und ineffektivsten Methoden, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Und doch war ihre zentrale Botschaft alles andere als einladend. Einem Gast eine Kammer voller Hundelärm anzubieten, die nicht einmal eine verschließbare Tür hatte und ihm dann zu sagen, dass er einem nicht einmal 3€ Strom wert war, zeigte deutlich, dass hier keinerlei Freude im Spiel war.

Das heftigste an der Situation war jedoch, dass es einem trotz allem schwer fiel, das Angebot auszuschlagen, nicht wegen einem selbst, sondern weil man das Gefühl hatte, damit ihre Gefühle zu verletzen. Und tatsächlich wurde sie sofort traurig, als wir ihr mitteilten, dass wir lieber noch einen Ort weiter gingen. Sie fühlte sich ungeliebt und abgelehnt deswegen und spielte sofort die Schlechtes-Gewissen-Karte aus, die wir jedoch nicht annahmen. Auf dem weiteren Weg reflektierten wir die Situation noch einmal und stellten dabei einige spannende Dinge fest. Tatsächlich bestätigten unsere Muskeln, dass die Frau nicht real war, sondern eine Illusion des Verwirrers. Nichts von dem, was sie uns bot, war von uns erschaffen worden und alles war darauf ausgelegt, uns vom Weiterkommen bei unserer Arbeit abzuhalten. Klar, wir wären früh angekommen, aber vor Kälte und Lärm hätten wir uns nicht konzentrieren können und wer weiß, wie viel Zeit die Frau selbst noch in Anspruch genommen hätte. Heiko kam ein Gedanke, den er gleich ebenfalls noch einmal per Muskeltest bestätigen ließ. Wenn man sich wie in diesem Fall in eine Illusionssituation begibt, scheidet man dabei automatisch für die Dauer dieser Situation ganz oder Teilweise aus dem realen Sein aus. Man kehrt gewissermaßen in die Höhle zurück und schaut der Projektion an der Wand zu. Es ist ganz ähnlich, wie wenn man ins Kino geht. Solange man das Geschehen auf der Leinwand verfolgt ist man ein passiver Beobachter, der das Geschehen seines Lebens nicht aktiv weiter voranbringen kann. Wer im Kino sitzt, kann nicht gleichzeitig draußen in der Welt sein und etwas erschaffen. In dem Maße, in dem eine Situation also von Illusionen geprägt wird, schmälert sich in ihr unsere Schöpferkraft. Wenn wir den Kompromiss also eingegangen wären,, weil wir gesagt hätten, dass es besser ist, einen grauenhaften Platz zu haben, als gar keinen, da wir so dann wenigstens weiter an der Seite arbeiten können, dann hätten wir am Abend festgestellt, dass wir trotzdem nichts vorangebracht hätten.

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: So viele nervige Ereignisse auf einmal, das kann nur eine Illusion sein.

Höhenmeter: 190 m Tagesetappe: 15 km Gesamtstrecke: 21.521,27 km Wetter: Regen Etappenziel: Rathaussaal, 61130 Saint Cyr la Rosiere, Frankreich

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

Schreibe einen Kommentar:

Speichere Namen, Email und Webseite im Browser fur zukunftige kommentare