Ankunft in Santiago de Compostela

von Shania Tolinka
14.10.2010 15:30 Uhr

Nach 3080 Kilometer am Ziel

 

Heiko Gärtner aus Neumarkt ist angekommen: Ankunft in Santiago de Compostela dort ist seine Reise - fast - zu Ende.

 

Von Udo Metterlein

Neumarkt. Die Füße spürt er nicht mehr, die Achillessehne schmerzt, die Hüfte und ein paar Rückenwirbel ebenso. Dennoch war ein gewaltiger Luftsprung vor der Kathedrale bei der Ankunft in Santiago de Compostela für Heiko Gärtner Pflicht: Nach 3080 Kilometern Fußmarsch „auf dem  Tacho"  kam  der 31-jährige Wildnis-Pädagoge  dort  an,  wo der Jakobsweg endet.

 
Ankunft in Santiago de Compostela

Ankunft in Santiago de Compostela

Fast drei Monate lang war er unterwegs - genauso lange, wie er sich das beim Start am 7. Juli in Postbauer-Heng „ausgerechnet" hatte. Esel Alfredo, den er als Lastenträger vorgesehen hatte, machte bereits am  zweiten Tag wegen  einer Magen-Kolik schlapp. Sein  Reisebegleiter Josef Bogner  - gut 25 Jahre  älter als  Gärtner  -  musste aus  gesundheitlichen Gründen auf ärztlichen Rat hin aussteigen. Heikos Freundin Raphaela wanderte an seiner  Seite quer durch die Schweiz und begleitete ihren „Hardcore-Pilger" auf den letzten 200 Kilometern bis zum Ziel.

Meistens war der Inhaber einer Wildnis-Schule aber allein unterwegs. So oft wie möglich weit abseits öffentlicher Straßen wie ein Steinzeitmensch, der sich ausschließlich von dem ernährte, was  sozusagen am  Wegesrand wuchs. Gärtner sammelte Kräuter, Blätter, Gräser und Wurzeln, die er als Zutaten für primitive Salate verwendete. Freute sich, wenn er wild wachsendes Obst oder Beeren fand. Er verzehrte Schnecken, aß Heuschrecken und andere mehr oder weniger schmackhafte Insekten, fing Mäuse oder Frösche, die er über offenem Feuer zubereitete und trank nur Wasser.

Auf mehreren Etappen der Strecke, die ihn durch Deutschland, die Schweiz, Frankreich und Spanien führte, musste er wegen spärlicher Vegetation hungern, denn zu jagen wie ein Neandertaler war natürlich überall streng verboten. Drei Paar Wanderstiefel („der einzige Luxus den ich mir gönnte ") wurde verschlissen, ein archaisches  Tarp - eine nach uralten Überlieferungen imprägnierte Leinenplane - war wegen anhaltender Regenperioden bald  verschimmelt und unbrauchbar. Gärtner suchte sich als Schlafplätze entweder Höhlen, windgeschützte Mulden oder Felsvorsprünge  und  übernachtete ansonsten an  einigermaßen „lauschigen" Plätzen im Wald.

 
Der Klosterweg von Worms nach Santiago

Der Klosterweg von Worms nach Santiago

 

Unwetterartige Wolkenbrüche, Regen, der ihm bei stürmischem Wind  ins Gesicht peitschte, zeitweise beinahe unerträgliche Hitze. Beziehungsweise Temperaturen teils unter dem Gefrierpunkt auf weit über tausend Höhenmetern, bleiben ihm in dauerhafter Erinnerung. Einmal mehr  in seinem abenteuerlichen Leben, in dem er schon auf allen Kontinenten dieses Planeten Survival-Trainings absolvierte, die zu seiner Ausbildung zum  diplomierten Wildnis-Pädagogen gehörten, bewies er sich selbst, dass er „native", also „heimisch  in der Natur" ist.

Wildes Wissen ist integrierbar

Hintergrund für alle spektakulären Trips,  die stets auf großes  Medien-Interesse stießen, ist die Absicht, das Fach  „wildes  Wissen" in den Lehrplan an Schulen zu integrieren Heiko Gärtner ist  überzeugt, dass es global nur eine Generation von Kindern braucht, die wirklich die Mutter Erde lieben und schützen will.  „Ab  dieser Zeit hätten wir keine  Sorgen mehr,  die  im  Zusammenhang mit dem  Ölcrash,  der  Hungerkriege und Seuchen stehen würden. Wenn jedes Kind die Liebe zur Natur fest im Herzen  verankert hätte, dann wäre es ihm unmöglich,  die Mutter Erde zu verschmutzen oder zu verletzen. Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung sind Grundthemen,  die  uns Menschen in Zukunft im Alltag begleiten werden".

INFO: Nähere Infos  auf www.heiko-gaertner.de

 
santiago de compostela

Ein Hinweisschild für den Weg nach Santiago de Compostela

 

Mehr über die Ankunft in Santiago de Compostela:

Der Flughafen von Santiago de Compostela ist mit knapp über 2 Millionen Passagieren pro Jahr die Nr. 2 in Nordspanien. Airport für moderne Pilger. Der spanische Namen ist Aeropuerto de Santiago de Compostela. Früher hieß der Flughafen Aeropuerto de Lavacolla. Dieser Name ist zwar nicht mehr offiziell, aber dennoch wird er oft verwendet. Um Verwechslungen auszuschließen gibt es weltweite Standards für die Abkürzung von Flughafennamen. Diese Abkürzungen kann man z.B. für das Eintippen in Buchungsseiten für Flüge nutzen. Die Abkürzungen für den Flughafen Santiago de Compostela sind nach IATA-Code: SCQ und nach ICAO-Code: LEST. Günstige Flüge gibt es von Ryanair, gerne genutzt auch mit Abflug von Mallorca. Jede halbe Stunde fährt ein Bus (Empresa Freire) von Santiago de Compostela Airport zum Plaza de Galicia in der Stadt und andersherum. Praktischerweise fahren die Busse fahren an allen Tagen der Woche. Es werden mehrere Zwischenhalte gemacht, unter anderem am Busbahnhof Estación de Autobuses nordöstlich vom Zentrum und am Zugbahnhof Estación de Ferrocarril südlich des Zentrums.

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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