Never give up

von Shania Tolinka
02.10.2010 18:00 Uhr

Nachdem wir gestern vor verschlossenen Türen vor der Kathedrale im Regen standen. Musste ich mir einen Schlafplatz in der Nähe der Stadt suchen, da ich unbedingt meine Urkunde für meinen Pilgerweg erhalten wollte. Eigentlich wollte ich die Urkunde nur um einen Beweis zu haben, was ich geleistet habe. In der Stadtbibliothek habe ich dann bei einer netten Dame kostenlos das Internet nutzen dürfen, um für die Presse einige Bilder zu übermitteln. Um unsere Urkunden zu erhalten mussten Raphaela und ich, über eine Stunde anstehen. Nach einer nassen und kalten Nacht, ist warten in nassen Klamotten eine wahre Pracht. Mich umgab bei der Warteaktion ein leichter Duft von einem nassen Fuchs. Der Beamte wollte wahrscheinlich aus diesem Grund nichts Genaueres von mir wissen und überreichte mir unbeeindruckt und gelangweilt die Compostela. Da mein Aufenthalt in Santiago länger gedauert hat als ich dachte, musste ich mit schnellem Schritt in Richtung meines Schlafplatzes laufen. Morgen geht es dann weiter ans Ende der Welt. Ich will unbedingt mein wahres Ziel erreichen, das Ende der Welt. Ich will den Atlantik sehen und darin baden. Es gibt am Cape Finistera einen alten Pilgerbrauch. Man geht zuerst im Ozean baden, genießt dann den Sonnenuntergang und zum Abschluss verbrennt man in einem magischen Feuer seine Pilgerklamotten. Danach heißt es, wird man neugeboren wenn die Sonne die Nacht verdrängt.

Spruch des Tages: Never give up.

Das erste Etappenziel ist erreicht. Nach 50 km Power Wanderung mit einigen kleinen Stempelstopps, haben wir Santiago de Compostela bei Dauerregen erreicht. Heute hat es nur 60 Liter pro Quadratmeter geregnet. Auch an diesem Tag waren wir wieder bis zur Unterhose nass. Wir sind genau um 21 Uhr an der Pforte der Kathedrale angekommen. Ein netter Security wies uns darauf hin, dass jetzt die Kathedrale geschlossen hat. Was, ich laufe 3080 km und die Kirche ist geschlossen und ich bin nass, wie ein Hund der im Regen geschlafen hat? Mit eingezogenem Schwanz haben wir uns auf die Suche nach dem Schlafplatz begeben. Wie von mir eingeschätzt sind wir am fünften Oktober angekommen. Na ja müssen wir halt morgen noch mal zur Kathedrale gehen, um unsere Compostela abzuholen.

Spruch des Tages: oft ist der Weg das wahre Ziel und nicht das ersehnte Ende.

Nach der Sintflut kam ein normales Pilgerwetter zurück. Nach einer harten und kalten Laufnacht haben wir uns in den Morgenstunden erst mal von der warmen Morgensonne verwöhnen lassen. Obwohl wir von der Nacht geschwächt waren, konnten wir gut Strecke machen. Je näher wir nach Compostela kommen, desto größer wird der Pilgerstrom. Wenn das so weiter geht, müssen wir bald wirklich auf der Autobahn laufen. Es ist kaum vorstellbar, wie viele Menschen die letzten 100 km laufen. Heute habe ich mir in einem kleinen Waldgebiet ein Schrägdach mit Laub als Dichtungsmaterial errichtet. Das Feuer wärmt mich und die Esskastanien schmecken köstlich. Ich hoffe die Nacht wird nicht zu kalt. Meine Kamerafrau, die zugleich meine Freundin ist, ist stets an meiner Seite und passt auf, dass mir nichts passiert. Spruch des Tages: Es ist gut wenn man einen echten Partner hat. Km-stand: 52. Zeit für den Endspurt
Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

Schreibe einen Kommentar:

Speichere Namen, Email und Webseite im Browser fur zukunftige kommentare