Tag 686: Meditation um Loszulassen – Teil 2

von Franz Bujor
17.11.2015 21:51 Uhr

Fortsetzung von Tag 685:

Nachdem Heiko das gesagt hatte machte er eine kurze Pause und holte dabei tief Luft, die er anschließend betont kräftig wieder ausstieß. Dann erklärte er: „Atme nun einige Male tief ein und aus und lege deinen Fokus dabei ganz bewusst auf das Ausatmen. Spüre, wie du bei jedem Ausatmen etwas loslässt, das nicht zu dir gehört. Gib dabei alle Energien frei, die sich nicht anfühlen, als wären sie deine eigenen.“

Ich atmete tief und gleichmäßig und spürte, wie sich mit jedem Ausatmen ein bisschen Schwere aus meinem Körper löste. Nach einigen Atemzügen fuhr Heiko mit der Meditation fort: „Genauso klar und bestimmt, wie du die letzten Worte mit seiner inneren Stimme gesagt hast, fährst du nun mit den folgenden fort: ‚Ich löse nun auch mich selbst aus allen Versprechungen, allen Verpflichtungen, allen Bündnissen, Flüchen, Verkettungen, Vernetzungen, Beschwörungen und Abhängigkeiten, die wir beide jemals miteinander eingegangen sind, sowohl in diesem wie auch in allen anderen, früheren oder folgenden Leben. Alle meine eigenen Energien, meine Seelenanteile, meine Lasten, Schulden und Kräfte, die ich an dich abgegeben oder auf dich übertragen habe, alles was zu mir gehört, nehme ich nun wieder zu mir selbst zurück!’“

Wieder machte Heiko eine Pause und atmete ganz bewusst und gleichmäßig ein und aus, wobei er mir kurz erklärte: „Lege nun den Fokus auf das Einatmen und sauge dabei alles an Energien in dich auf, was zu dir gehört.“

Nach der kurzen Pause, in der wir uns aufs Atmen konzentrierten und unsere energetischen Anteile zu uns zurück holten, fuhr Heiko fort: „Schaue dir nun die Seele noch einmal genau an, die dir gegenüber hier im Raum steht. Dabei betrachtest du mit deinem inneren Auge all die Verstrickungen, die zwischen euch herrschen. Welche Kordeln führen von dir selbst zu Paulina und zurück? Wie sehen sie aus? Wie fühlen sie sich an? Sorgen sie für einen Energieaustausch oder zwacken sie nur Energie ab? Schränken sie dich in deiner Freiheit ein? Fühlt es sich unbequem an, diese Verbindungskordeln zu haben? Was für Arten von Kordeln gibt es? Ranken, Schnüre, Lianen, Ketten, Drähte, Nabelschnüre, Seile, Bänder, Wurzeln? Wo setzen sie bei dir an und wo führen sie hin? Wie sind sie in deinem Körper befestigt?“

Aufmerksam betrachtete ich mich selbst wie ich in diesem Raum stand. Zunächst konzentrierte ich mich dabei auf die Begegnung mit Paulina. Es gab einige Schnüre und Kordeln, die uns verbanden und die meisten von ihnen fühlten sich überhaupt nicht gut an. Sie waren dunkel und verworren und wirkten so wie sie da waren weder natürlich, noch gesund, noch hilfreich. Ähnlich war das Bild, als ich mich einige Zeit später auf die Verstrickungen zwischen mir und meiner Mutter konzentrierte. Nur war es hier noch einmal um einiges dichter und verworrener.

„Beginne ganz oben bei deinem Kopf“, fuhr Heiko fort, „und scanne dann nach und nach die komplette Vorderseite deines Körpers, um keine der Kordeln zu übersehen. Wandere mit deiner Aufmerksamkeit an deiner Stirn herab, über dein Gesicht, deinen Hals, deine Schultern, Arme und Hände, deine Brust, deinen Bauch, deine Beine bist hin zu deinen Füßen. Nimm dabei jede Verstrickung, jede Kordel, jeden Energieschlauch wahr und spüre in ihn hinein, wie er sich anfühlt. Dann beginnst du erneut bei deinem Kopf und scannst nun deine Körperrückseite. Über den Hinterkopf gleitest du mit deiner Aufmerksamkeit hinab zu deinem Nacken, deinen Schultern, deinem oberen und unteren Rücken, der Hinterseite deiner Arme, über deinen Hintern die Beine und die Waden hinab bis zu deinen Fersen. Mach dir dabei bewusst, dass diese Kordeln nicht die Verbindung über die Liebe sind. Es sind Verstrickungen, die sich auf der energetischen Ebene manifestiert haben, weil es auf der zwischenmenschlichen Ebene noch immer Abhängigkeiten, Verurteilungen, Schuldzuweisungen, Verwünschungen und Verzerrungen gibt, die euch beide in Unfreiheit gefangen halten. Es sind wahrscheinlich auch Kordeln dabei die sich angenehm oder zumindest neutral anfühlen, weil sie aufgrund von positiven Verbindungen entstanden sind. Sie sind die Manifestation von Nähe, von Gemeinsamkeit, von Einverständnis, von Bündnissen, Sympathie und ähnlichem. Doch wenn du die andere Seele wirklich loslassen willst, dann ist es wichtig, alle Verbindungen zu kappen. Denn auch die Kordeln, die sich auf den ersten Blick positiv anfühlen, halten euch aneinander gefesselt und sorgen so langfristig für Unfreiheit. Sie bestehen zu lassen ist das selbe, wie in alten Erinnerungen zu schwelgen und darin zu versinken, weil man das Vergangene für besser hält, als das Gegenwärtige. Lass die Seele in Frieden gehen und löse alle Verbindungen. Erst dann ist die wahre, göttliche Verbindung der Liebe wieder vollkommen frei und kann zu einem Wachstum für euch beide führen. Frage dich daher selbst die folgende Frage: ‚Bin ich bereit, alle Verstrickungen und Verbindungen zwischen mir und Paulina zu lösen?’ Wenn ja, dann schaue nun, was die Kordeln benötigen und was du benötigst, um sie lösen zu können.“

Ich musste schmunzeln, denn ich wusste genau, dass dies der Moment war in dem in Heikos geistigem Bild wieder Bob der Baumeister auftauchte und sich fleißig ans Werk machte um die Kordeln zu lösen. Mein eigenes Bild war nicht ganz so deutlich. Einige Kordeln durchtrennte ich mit einer Schere, andere mit einem Messer oder einer Säge. Ich weiß noch, dass einige Krafttiere kamen, um mir dabei zu helfen. Ein Mäusebussard schnappte sich einige Kordeln mit seinem Schnabel und rupfte sie einfach heraus. Die Wunden, die dabei teilweise entstanden deckten wir mit Torfmoos ab, wodurch sie innerhalb von Sekunden wieder heilten. (Vorsicht, das Zeug ist zwar wirklich eine großartige, natürliche Wundabdeckung, doch so schnell heilt man dadurch normalerweise nicht. Aber ich war ja in einer Meditation.)

Jede Kordel, die ich bei mir löste, löste ich auch bei Paulina, bzw. bei meiner Mutter. Anschließend gab ich die Kordeln in ein helles Feuer, wo sie schmolzen und sich in reines Licht verwandelten, das dann in meiner Lichtsäule nach oben aufstieg um zurück zur Quelle zu gelangen. Nach und nach wurde das Wirrwarr aus Verstrickungen immer lichter und mit jeder gelösten Kordel fühlte es sich freier und leichter an.

Wie aus einer anderen Dimension hörte ich Heikos Stimme: „Löse die Kordeln und Verstrickungen liebevoll, aber sorgfältig und achte darauf, dass du alle erwischt. Denke daran, dass du den anderen dadurch nicht verlierst, sondern dass du eure beiden Seelen befreist. Dieses Loslösen von einander geschieht in bedingungsloser Liebe. Es ist ein Weg um dich selbst und deinen Gegenüber zu befreien und um euch beiden zu zeigen, dass die Seelen selber wichtiger sind, als die Beziehung, die zwischen euch herrscht.“

Er machte eine Pause bis wir beide all unsere Kordeln gelöst hatten. Dann fuhr er fort: „Bitte nun deine Helferwesen, all die Krafttiere, Heiler, Geister, Spirits, Ahnen, Engel und Hüter, die dir am nächsten stehen und zu denen du den direktesten und vertrauensvollsten Kontakt hast, dir bei dem Lösungsprozess zu helfen. Bitte sie, noch einmal nachzusehen und alles zu lösen und zu befreien, das du mit deinem inneren Auge vielleicht übersehen hast, oder das du selbst nicht lösen konntest. Gib dich dabei vollkommen dem Vertrauen hin und lasse alles los, was du innerlich noch im Zusammenhang mit Paulina festhältst.“

Wieder folgte eine kurze Pause, in der ich mich einfach fallen ließ und die Spirits und Geister bat, alles zu lösen, was es noch zu lösen gab. Eine direkte, klare Vorstellung von einem Krafttier oder einem bestimmten Wesen kam dabei nicht. Es war mehr ein vages Gefühl. Anschließend erklang wieder Heikos Stimme, die ihn selbst und mich nun durch den letzten Teil der Meditation leitete.

„Spüre nun, wie der Raum in dem du mit der anderen Seele stehst von einem silbernen, glitzernden Licht durchflutet wird. Es erfüllt dich selbst genau wie Paulina, den Raum an sich und jeden, der noch anwesend ist. Ihr badet nun gemeinsam in einer Flut aus schillerndem, glitzerndem, silbernen Licht. Es fühlt sich an, wie unter einer Dusche oder unter einem Wasserfall und ihr werdet auf allen Ebenen eures Seins vollkommen durchspült und durchleuchtet. Jede Zelle wird mit dem silbernen Licht erfüllt, angefangen bei deinen Haarspitzen, deinem Kopf, dem Gehirn, dem Gesicht und dem Hals, über Schultern, Nacken, Brust, Arme und Hände bis hinab in deinen Bauch. Das silbern glitzernde Licht durchströmt all deine Organe, deinen Magen, deine Leber, deinen Darm, deine Nieren und alles, was es sonst noch gibt. Es fließt weiter hinunter in den Unterleib, in deine Beine, Knie und Füße, bis in die vordersten Spitzen deiner Zehen. Dieses Licht ist das Licht der Reinigung und der Befreiung und es wäscht dich nun von oben bis unten, so dass alle alten Energien aus dir herausgespült werden. Ebenso geschieht es auch mit Paulina und jedem der noch in deinem Raum ist. Und auch mit dem Raum selbst. Alles Alte wird befreit und gelöst, so dass es in deiner Lichtsäule nach oben aufsteigen kann um wieder zur Quelle zurückzukehren. Und während es das tut spürst du, wie du selbst immer heller, immer klarer, immer strahlender wirst, genau wie dein Gegenüber. Alles, was nicht in Liebe war, das Abhängigkeit, Enge, Begrenztheit, Ärger, Unfrieden, Trauer, Scham, Schuld, Neid, Eifersucht oder Enttäuschung erzeugt hat, ist nun gelöst und steigt frei und leicht zur Quelle allen Seins auf. Alles ist nun befreit und gelöst.

Spüre in dich hinein und fühle den Zustand absoluter Klarheit, Reinheit und Freiheit. Noch immer strahlst du vor silbernem Licht und funkelst selbst durch das Strahlen der kraftvollen Reinigungsenergie. Und in dieses Licht lädst du nun noch ein zweites, wichtiges und kraftvolles Licht ein. Das violette Licht des Wandlungsfeuers. Auch dieses flutet dich und dein Gegenüber komplette von oben bis unten und durchstrahlt jede einzelne Zelle. Der ganze Raum wird erfüllt vom violetten licht und strahlt nun sowohl in glitzerndem Silber als auch im kräftigen Violett.

Das violette Licht durchstrahlt nun alle deine Zellen, Shakren und jede energetische Ebene deines Seins mit all ihren Körpern. Es strahlt nicht nur, es pulsiert. Es ist ein kraftvolles, intensives Pulsieren in einem angenehmen Rhythmus. Dieses Licht der Verwandlung wandelt nun alles, was vom silbernen Licht gelöst wurde, wieder in seinen Urzustand zurück und formt es zu reiner Liebe. Alles, was in dir, in Paulina und sonst in diesem Raum gelöst wurde, wird verwandelt und transformiert. Es verlässt eure Körper und all eure Seins-Ebenen um zur Quelle zurückzukehren, wo es wieder zu reiner, bedingungsloser Liebe wird. Schau zu, wie es in deiner Lichtsäule nach oben aufsteigt, immer höher und höher, bis es schließlich eins mit der Urquelle wird.

Das silberne und das violette Licht, fließen nun zurück zu Mutter Erde. Ihr Strahlen sinkt tiefer und tiefer, bis es den lebendigen Erdkern erreicht und sich dort mit ihm vereinigt. Und während dies geschieht, fließt das weißgoldene Licht der Urquelle, der Schöpfung selbst, der bedingungslosen Liebe von oben auf euch herab. Es durchflutet den Raum und erfüllt dich genau wie dein Gegenüber. Das klare, weiße licht mit dem goldenen Schimmer durchflutet alles bis ins kleinste Detail und wird dabei immer heller, klarer und leichter. Gibt dich diesem Licht einfach hin und spüre, wie du dich vertrauensvoll darin baden lässt.

Und während du dich in diesem Licht baden lässt, wirst du selbst mehr und mehr zu einer Gestalt aus weißgoldenem Licht. Lass es einfach zu und vertraue dem Licht, das nichts anderes ist als bedingungslose Liebe. Schaue auch Paulina an, die ebenfalls immer mehr zu einem Wesen aus reinem, weißen Licht wird. Ihr seht euch nun beide als das, was ihr wirklich seit: Reine, bedingungslose, göttliche Liebe. Erhebe nun noch einmal deine innere Stimme und sage ihr in klaren, kraftvollen Worten: ‚Ich danke dir herzlich für alles, was wir gemeinsam erlebt haben. Danke für die gemeinsamen Erfahrungen, für die gemeinsame Wegstrecke und für jede gemeinsame Minute. Immer mehr weiß und begreife ich nun, dass wir auf Ewig in Liebe verbunden sind. Das wir immer in Liebe verbunden waren und auch immer in Liebe verbunden sein werden.’

Liebe lässt frei! Ohne Liebe kann es keine Freiheit geben und ohne freilassen, können wir die Liebe zwischen uns nicht mehr erkennen. Fühle die Liebe, die du für die Seele, die dir gegenüber steht empfindest und wenn du bereit bist, dann sage ihr mit deiner inneren Stimme die folgenden Worte: ‚Ich liebe dich! Und ich lasse dich frei! Ich lasse dich von nun an deinen eigenen Weg gehen! Ich segne dich und deinen Weg! Und möge auch mein Weg gesegnet sein! Ich freue mich, dich irgendwann einmal wieder zusehen, sei es nun in diesem, oder in einem anderen Leben! Ich entlasse dich nun aus meinem Leben und lasse dich frei ziehen, wo immer du auch hinziehen willst. Gehe in Liebe! Ich danke dir für alles!’“

Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sowohl Paulina als auch meine Mutter als weiße Lichtgestalten vor mir standen und wie auch ich nur noch aus reinem, weißem Licht bestand. Ich spürte eine tiefe Verbundenheit zwischen uns und eine tiefe Dankbarkeit für unseren gemeinsamen Weg. Ich nahm meine Mutter in die Arme und drückte sie fest an mich. Es fühlte sich gut an, ehrlich, herzlich und voller Wärme. Auch sie umarmte mich zum Abschied. Dann traten wir beide einen Schritt zurück und ich sah zu, wie sie durch eine Tür im Raum verschwand. Anschließend umarmte ich auch Paulina und sah dann, wie sie den Raum durch eine weitere Tür verließ. Es fühlte sich rund an und ich merkte, dass ich beide nun leicht und mit Freude gehen lassen konnte. Ich spürte auch, dass es kein echter Abschied war, im Sinne einer endgültigen Trennung. Es gab noch immer eine Verbundenheit und die saß nun tiefer als alle Verbindungen, die wir zuvor gehabt hatten. Einen Moment lang schaute ich noch auf die beiden Türen, die verschlossen waren, aber dennoch beide einen spalt weit aufstanden, so dass das Licht der bedingungslosen Liebe durch sie hindurch in diesen Raum fallen konnte. Ich spürte noch einmal nach und ließ den Abschied auf mich wirken. „Ich wünsche euch alles Gute auf euren Wegen!“ sagte ich in Gedanken, „Ich wünsche euch, dass all eure Wege von Liebe und Freiheit erfüllt sind!“

Aus weiter Ferne hörte ich Heikos Stimme, die die Meditation mit einem kraftvollen Satz beendete: „So sei es!“

Einige Sekunden blieben wir noch liegen, dann öffneten wir langsam die Augen und rappelten uns auf.

Fortsetzung folgt...

 

Spruch des Tages: In der Liebe sind wir untrennbar miteinander verbunden

 

Höhenmeter: 730 m

Tagesetappe: 39 km

Gesamtstrecke: 12.250,27 km

Wetter: sonnig und warm

Etappenziel: Gemeindesaal im Pfarrhaus, 87073 Oriolo, Italien

Hier könnt ihr unser und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Fortsetzung von Tag 684:

Als wir in den letzten Jahren vor unserer Reise zu der Gruppe von Medizinleuten hinzustoßen durften, die sich immer wieder in Österreich traf um das antike Wissen über Energieheilung weiterzugeben, haben wir dabei auch einiges über die energetische Ebene zwischenmenschlicher Beziehungen gelernt. Auch wenn wir glauben einen Körper zu besitzen, sind wir doch in erster Linie geistige, also energetische Wesen und als solche wie bereits erwähnt alle miteinander verbunden. Doch auch wenn wir in unserem Gottsein alle eins sind, nehmen wir auf der Erde trotzdem unsere Rollen ein, in denen wir uns als körperliche Wesen wahrnehmen, so dass sich Gott selbst aus den unterschiedlichsten Perspektiven betrachten kann. Auf der Ebene der bedingungslosen Liebe sind wir also alle eins. Gleichzeitig sind wir aber auch Teile einer Einheit, die miteinander in Bezug stehen können. Ähnlich wie die Zellen eines Körpers. Alle Zellen zusammen bilden den ganzen Körper und jede Zelle für sich genommen enthält den kompletten Bauplan des ganzen. Die einzelnen Zellen untereinander gehen aber auch jede für sich bestimmte Beziehungen mit Nachbarzellen ein um so beispielsweise ein Nervensystem, eine Leber oder ein Auge zu bilden. Jede Zelle des Auges ist dabei auch wieder mit dem ganzen System vernetzt, so dass sie auch in Beziehung mit der Leber und dem Nervensystem steht. Daher bekommen wir gelblich braune Augen, wenn wir einen Leberschaden haben und Schmerzen, wenn wir uns mit dem Finger ins Auge piksen.

Nicht anders ist es auch bei den Bewohnern dieses Planeten und bei allen Wesen im Universum. Wir sind alle auf einer göttlichen Ebene miteinander verbunden und haben zusätzlich noch verschiedene energetische Verbindungen auf anderen Ebenen. Diese Verbindungen kann man sich in etwa vorstellen wie Kordeln oder Schnüre, die von einem Menschen zu einem anderen führen. Wann immer wir etwas oder jemandem Aufmerksamkeit schenken oder mit ihm irgendeine Form der Verbindung eingehen, erzeugen wir eine solche Kordel. Es kann sein, dass wir eine Kordel zwischen uns und einem Stein erzeugen, wenn wir ihn fasziniert anschauen und ihm unsere Aufmerksamkeit schenken. Ebenso bauen wir Kordeln zu Menschen, die wir treffen, mit denen wir uns unterhalten, die uns aufregen, faszinieren oder erstaunen, mit denen wir uns umarmen, streiten oder mit denen wir schlafen. Einige dieser Kordeln lösen sich automatisch wieder, wenn sie nicht mehr benötigt werden. Wir wechseln unsere Aufmerksamkeit vom Stein auf eine hübsche Frau und vergessen den Stein wieder, so dass auch unsere Verbindung zu ihm erlischt. Andere Kordeln bleiben hingegen bestehen und können ein Leben lang anhalten. Wieder andere bleiben eine gewisse Zeit inaktiv, um dann wieder neu zum Leben zu erwachen. Dies ist besonders häufig der Fall, wenn sich Paare trennen und danach für sehr lange Zeit nicht mehr sehen. Beide glauben dann, dass es keine Verbindung mehr zwischen ihnen gibt. Sie sind vielleicht anderweitig verheiratet, haben Kinder und ein Haus oder leben enthaltsam als Pfarrer, ohne überhaupt noch an den damaligen Partner zu denken. Kommt es aber nach all der Zeit wieder zu einer neuen Begegnung, fließt auch wieder neue Energie durch die Kordel und die alte Begeisterung für einander flammt wieder auf.

Im Idealfall sind die Kordeln reine, klare Verbindungen, durch die die Energie frei hin und her fließen kann. Doch dies ist nicht immer der Fall. Haben wir beispielsweise eine Beziehung, die darauf beruht, dass ein Beziehungspartner den anderen ausnutzt, ihm Angst macht oder seine permanente Aufmerksamkeit fordert, dann kann es sein, dass die Energie in den Kordeln nur noch von einer Person in die andere, nicht aber wieder zurück fließt. Es ist dann keine symbiotische Beziehung mehr, sondern eine parasitäre. In diesem Bereich sind alle nur erdenkbaren Formen möglich und es spiegeln sich darin alle möglichen Formen von Beziehungen wieder, die es zwischen Wesen im Universum geben kann.

Wenn wir uns trennen oder wenn eine Person plötzlich aus unserem Leben verschwindet, dann kann es sein, dass die Kordel zu dieser Person noch immer bestehen bleibt. Wie gesagt, eine Person, die von uns gegangen ist, ist niemals wirklich weg, auch dann nicht, wenn sie tot ist. Es ist daher nicht selten, dass wir noch immer eine starke Verbindung zu einem Menschen haben, den wir vielleicht in unserer Kindheit das letzte Mal gesehen haben und der vielleicht schon seit vielen Jahren verstorben ist. Wie wir diese Verbindung wahrnehmen hängt dabei allein von unserer inneren Einstellung ab. Haben wir das Gefühl, dass uns der Mensch belastet, dass die Trennung uns noch immer schmerzt oder dass wir uns durch sie Energielos und Ausgelaugt fühlen, dann halten wir wahrscheinlich eine Energieverbindung aufrecht, die uns schwächt und die sowohl uns als auch den anderen gefangen hält. Haben wir hingegen eine wohliges, leichtes und angenehmes Gefühl, wenn wir an die Person denken, dann gibt es vielleicht noch Kordeln über die wir mit ihr in einem positiven Austausch verbunden sind. Dies kann jedoch nur dann geschehen, wenn wir ohne Groll, Angst, Enttäuschung und Ärger mit der Person verbunden sind und wenn alle negativen, kraftraubenden Kordeln und Verstrickungen gelöst sind.

Fühlen wir uns durch die Trennung hingegen so verletzt, dass wir glauben, mit allem Mitteln versuchen zu müssen, den anderen innerlich festzuhalten, dann bauen wir auf diese Weise Energiekordeln auf, die uns wie Fesseln aneinander binden. Wir lassen nicht wirklich los und so kann weder unsere eigene Seele, noch die des anderen wirklich frei werden. Die Angst verhindert aber auch eine freie und klare Verbindung zwischen uns. Wir produzieren also durch das Nicht-Loslassen-Können Leid und verhindern gleichzeitig das, was wir uns am meisten wünschen, nämlich einen angenehmen und friedvollen Kontakt.

Wenn wir diesen Kontakt bereinigen und unsere Seelen von dem Leid befreien wollen, dann müssen wir bereit sein, wirklich loszulassen und alle energetischen Kordeln zwischen uns und dem anderen zu durchtrennen. Dies können wir dann mit gutem Gewissen tun, wenn uns bewusst ist, dass wir auf der göttlichen Ebene noch immer untrennbar verbunden sind. Wir können den anderen also nicht verlieren, wir verlieren nur das ungute Gefühl, das zwischen uns steht.

Genau das hatten wir nun vor. Wir wollten alle Kordeln und Verbindungen zwischen uns und Paulina kappen, die uns im Ärger, in Schuld, im Groll, in der Enttäuschung und in Wut zusammenfesselten um so ihrer und unserer Seele die Freiheit zu schenken, die sie benötigten. Dazu wollten wir uns in der Meditation noch einmal mit Paulina treffen, um sie dieses Mal ganz bewusst und bejahend, also mit einem positiven Gefühl gehen zu lassen.

Wieder legten wir uns hin und deckten uns mit unseren Schlafsäcken zu. Nicht dass das viel gebracht hätte, so dünn wie sie zu diesem Zeitpunkt waren, aber es gab einfach ein wohligeres Gefühl. Wir schlossen die Augen und richteten unsere Aufmerksamkeit nach innen. Tief und gleichmäßig atmeten wir ein und aus und achteten darauf, dass wir die Luft weit bis in unsere Bäuche gleiten ließen.

„Spüre, wie dein Fokus immer weiter nach innen geht!“ begann Heiko mit ruhiger, kräftiger Stimme dir Führung durch die Meditation. Spüre dein Herz und richte deine ganze Aufmerksamkeit darauf. Du siehst, wie in seinem Inneren ein helles, klares, weißes Funkeln erstrahlt. Es ist das Licht der bedingungslosen Liebe, das in deiner eigenen Seele leuchtet. Konzentriere dich auf dieses Licht und lass es immer heller und heller erstrahlen, bis es deinen ganzen Körper erfüllt. Es strahlt weiter und immer weiter und erfüllt nun auch den Raum um dich herum. Das Licht wird nun zu einer weißen, hellen Lichtsäule, die dich umgibt und in der du sicher und geborgen verweilen kannst. Das Licht geht immer weiter nach oben und verbindet sich dort mit der Urquelle allen Seins, während es auf der anderen Seite immer weiter nach unten strahlt, bis es mit dem lebendigen Kern von Mutter Erde verschmilzt. In diesem Raum, dieser Säule aus Licht bist du nun vollkommen sicher und geschützt, so dass du gefahrlos mit allen Energien umgehen kannst.

Nun laden wir gemeinsam alle Helferwesen ein, alle Spirits, Krafttiere, Hüter, Geistheiler, Engel und alle anderen, die sonst noch helfen wollen, uns bei dieser Meditation zu unterstützen.

Spüre nun, wie du mit dem Licht selbst immer weiter nach unten gleitest. Dein Körper rutscht einfach durch den Boden hindurch und sinkt immer tiefer und tiefer in die Erde hinab. Es ist angenehm warm und du spürst wie du von Mutter Erde in vollkommener Geborgenheit aufgenommen wirst. Tiefer und tiefer sinkst du, bis du ganz im Zentrum angekommen bist, an einem Ort tief im inneren deiner selbst. Du schaust dich um und entdeckst eine Tür, durch die du in einen Raum gelangst. Gehe nun auf die Tür zu, öffne sie und betrete den Raum. Stell dich mitten in den Raum hinein und spüre deine Präsenz in diesem Raum. Spüre die Luft hier, fühle den Boden unter deinen Füßen und schaue dich um. Vor dir befindet sich eine zweite Tür. Schau sie dir genau an. Hinter dieser Tür verbirgt sich der Eingang für Paulinas Seele in dein Unterbewusstsein. Fühle noch einmal tief in dich hinein und prüfe, ob du bereit bist, ihr jetzt zu begegnen und sie in Liebe, in Offenheit, Freundlichkeit und Wohlwollen Willkommen zu heißen.

Wenn du soweit bist, dann rufe sie beim Namen und lade sie herzlich zu dir in diesen Raum ein. Stell dir dabei nichts vor, sondern warte einfach und beobachte, was passiert. Sie wird von ganz alleine die Tür öffnen und zu dir in den Raum treten. Du musst nichts tun.“

Die Tür öffnete sich langsam und eine Gestalt kam herein. Es war Paulina, wenngleich sie nicht vollkommen klar als Paulina zu erkennen war. Es war keine klare, eindeutige Vorstellung, sondern viel mehr eine Erscheinung, eine fast geisterhafte Präsenz. Doch es war Paulina. Gleichzeitig trat jedoch auch meine Mutter durch die Tür herein, ebenso geisterhaft und vage, aber ebenso präsent.

„Atme tief ein und aus und begrüße die Seele, die dich nun besucht“, fuhr Heiko fort, „ganz gleich, ob du sie klar und deutlich in ihrem Körper siehst oder eher verschwommen, schematisch oder geisterhaft. Begrüße sie mit deiner inneren Stimme, indem du ihr folgende Worte sagst: ‚Hallo Paulina! Danke dass du meinem Ruf gefolgt und hergekommen bist. Ich habe dich hierher eingeladen, weil ich mir wünsche, dass wieder Frieden, Klarheit und Freiheit zwischen uns herrscht und weil ich loslassen will, was zwischen uns passiert ist. Danke, dass du hier bist! Ich danke dir für alles, was du mir geschenkt hast, für jede Erfahrung, egal ob sie angenehm oder unangenehm, freudig oder schmerzhaft war! Ich weiß, dass alles was ich gemeinsam mit dir erfahren und erlebt habe auf Wunsch unserer Seelen geschah und dass es dazu beiträgt, dass wir wachsen und die Liebe ausdehnen können. Es war eine wichtige und bereichernde Zeit, die wir zusammen erlebt haben. Ich bin nun bereit, alles was je zwischen uns passiert ist bejahend und mit Liebe als einen wichtigen Teil meines Lebens anzunehmen. Und ich nehme auch unsere Trennung bejahend und liebevoll als einen wichtigen Teil meines Lebens an. Ich weiß, dass es keine Schuld gibt, doch ich weiß auch, dass wir beide noch immer Schuldgefühle in uns tragen. Daher bitte ich dich nun, mir jetzt alles zu vergeben, das ich jemals dir gegenüber gesagt, getan oder gedacht habe, das nicht in Liebe war. Sowohl in diesem, wie auch in allen vorherigen oder noch folgenden Leben. Ich bitte dich, mir zu verzeihen und deine Schuldgedanken loszulassen. Bitte vergib mir!

Obwohl es keine Schuld gibt, spüre auch ich, dass ich Schuldgedanken dir gegenüber hege und daher möchte auch ich dir nun alles vergeben, das du mir gegenüber jemals gedacht, gesagt oder getan hast, das nicht in Liebe war, egal ob es in diesem oder in irgendeinem anderen Leben geschehen ist oder noch geschehen wird. Wahrscheinlich sind wir uns in diesem Leben nicht zum ersten Mal begegnet und wahrscheinlich war es auch nicht das letzte Mal, auch wenn wir in den anderen Leben möglicherweise vollkommen andere Rollen hatten oder haben werden.'

Spüre tief in dich hinein und fühle, dass sowohl deine eigene Seele als auch die von Paulina genau wie alle anderen in Wirklichkeit aus reiner, bedingungsloser Liebe bestehen, dass wir alle Teil des gleichen, unendlichen Lichtes sind und dass wir ewig bestehen werden. Wir sind pure Liebe, pures Licht und diese Liebe, sowie auch die Liebe zwischen uns wird ewig bestehen.

Hier und heute bist du nun bereit, hinter die Masken und Fassaden der Persönlichkeit und der Rollen zu schauen, die wir alle im Film unseres Lebens spielen. Du bist bereit, dich selbst genau wie auch die Seele, die dir gegenüber steht als das göttliche Wesen zu betrachten, das du wirklich bist. Spüre dass du dieses unendliche, göttliche Wesen bist und spüre auch die unendliche, göttliche Präsenz von Paulina.

Wenn du es fühlen kannst, dann sprich wieder mit deiner inneren Stimme in klaren, kraftvollen und bewussten Sätzen weiter: ‚Ich möchte mich nun gemeinsam mit dir aus allen alten Verstrickungen lösen, die wir uns zusammen erschaffen haben und die sowohl dich als auch mich in Unfreiheit, Schwere und Leid gefangen halten. Darum löse ich dich jetzt aus allen Versprechungen, allen Verpflichtungen, allen Bündnissen, Flüchen, Verkettungen, Vernetzungen, Beschwörungen und Abhängigkeiten, die wir beide jemals miteinander eingegangen sind, sowohl in diesem wie auch in allen anderen, früheren oder folgenden Leben. Alles, was ich von dir zu mir genommen habe, all deine Energien, all deine Lasten, Schulden, Kräfte und Seelenanteile, alles was zu dir gehört, gebe ich dir nun wieder zurück!’“

Fortsetzung folgt...

 

Spruch des Tages:

„Wenn dir jemand eine Pistole auf die Brust setzt und dir sagt, dass du keine Wahl hast, dann bedeutet das nicht, dass du keine Wahl hast. Du kannst dich immer entscheiden, ob du seiner Drohung nachgehen und tun willst, was er dir sagt, ob du dich verweigerst und riskierst dass er dich erschießt oder ob du eine der unendlich vielen Möglichkeiten wählst, um ihn zu entwaffnen oder zu überzeugen, dass er dich gar nicht bedrohen will.“ (Frei nach Harvey Spector, Suits, amerikanische Fernsehserie)

Höhenmeter: 430 m

Tagesetappe: 23 km

Gesamtstrecke: 12.211,27 km

Wetter: leicht bewölkt

Etappenziel: verlassenes Pfarrhaus ohne Strom, 75020 Nova Siri, Italien

Hier könnt ihr unser und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Fortsetzung von Tag 683:

Nicht anders war es auch bei mir und meinen Eltern. Sie sind nicht verschwunden sondern existieren noch immer genau wie zuvor und auch unsere Verbindung ist nicht gekappt worden. Nur die gegenseitige Wahrnehmung wurde unterbrochen, da wir sie nicht als heilsam Empfunden haben. Das, was mich bislang beunruhigte und was mir ein schlechtes Gewissen machte war nicht die Trennung selbst, sondern das Gefühl, dass noch etwas zwischen uns stand. Das Gefühl, noch immer sauer auf sie zu sein, noch immer keinen Frieden geschlossen zu haben und noch immer nicht wirklich loslassen zu können. Ein Teil von mir glaubte, dass ich dieses Gefühl nur dann klären kann, wenn ich mich mit meinen Eltern noch einmal ausspreche. Doch das ist nicht wahr. So wie die Vorwürfe, die mich verletzt haben nicht von ihnen sondern von mir kamen, liegt auch der Grund für den Unfrieden nicht in unserer Beziehung sondern in mir selbst begraben. Solange mir dies nicht bewusst ist und solange ich den Frieden und die Harmonie in mir nicht wieder hergestellt hatte, konnte ich mit ihnen reden, soviel ich wollte. Es würde immer wieder auf das gleiche hinauslaufen, da sie mir den Unfrieden in mir erneut spiegeln mussten. Die Angst, den Schritt zu bereuen, hatte also nichts mit dem Kontaktabbruch an sich zu tun, sondern mit den Gefühlen in mir. Ich fühlte mich nicht schuldig, weil ich meine Eltern durch diese Entscheidung möglicherweise verletzt hatte, sondern weil ich selbst den Gedanken im Kopf hatte, dass meine Entscheidung etwas Schlechtes war.

Denn das, was für das Loslassen von anderen Menschen, von Gegenständen oder Situationen gilt, gilt auch für das Loslassen von eigenen Handlungen. Wenn wir etwas gemacht haben, von dem wir uns unsicher sind, ob es richtig war, dann kommen im Nachhinein oft Zweifel in uns auf. Wir glauben, wir hätten einen Fehler gemacht und für diesen Fehler fühlen wir uns schuldig. Selbst dann, wenn wir ihn entweder aus voller Überzeugung gemacht haben oder wenn es sich dabei nur um ein Versehen handelte. Solange wir jedoch der Überzeugung sind, dass es sich um einen Fehler handelte, können wir ihn nicht loslassen. Wir können es vielleicht für eine Zeit lang vergessen oder verdrängen, aber wenn wir uns daran erinnern, kommen automatisch die Schuldgefühle in uns wieder auf, die Leid in uns produzieren. Worum es bei dem angeblichen Fehler ging spielt dabei keine Rolle. Wir können uns für einen Mord genauso verurteilen und Schuldgefühle machen, wie für einen versäumten Termin oder eine versehentlich zerstörte Vase. Ein Mensch, der einen anderen Umgebracht hat, mag dies im Moment seiner Handlung als einzige Option empfunden haben, oder er hat sich den Mord vielleicht sogar aus mehreren Möglichkeiten ausgesucht, weil er es für die richtige hielt. Genauso habe ich mich auch aus freien Stücken und auch innerer Überzeugung dafür entschieden, den Kontakt zu meinen Eltern abzubrechen. Und genauso haben wir uns dafür entschieden, die Lebensthemen von Paulina nicht unter den Teppich zu kehren, sondern auf den Tisch zu bringen, auch wenn uns bewusst war, dass dies zur Trennung führen konnte. Für alle Handlungen gab es gute Gründe, doch alle entsprachen nicht unbedingt der Norm, die unsere Gesellschaft für ein Miteinander vorsieht. Aus diesem Grund entsteht eine Differenz zwischen dem was sich für uns richtig anfühlte und dem, von dem wir glauben, dass es allgemein als richtig gilt. Aus dieser Abweichung entsteht das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Das gleiche Gefühl entsteht aber auch, wenn wir glauben, dass wir durch eine unserer Handlungen verhindert haben, ein Ziel zu erreichen, das wir uns selbst gesteckt haben. Kurz: Wir fühlen uns immer dann als falsch, wenn wir etwas tun, wodurch die Welt nicht so ist oder wird, wie wir sie gerne hätten. Wir identifizieren uns dann mit der Tat und glauben, dass sie uns ausmacht. Wenn wir jemanden umgebracht haben, dann sagen wir, wir sind ein Mörder. Wenn wir keinen Kontakt mehr zu unseren Eltern haben, dann sind wir ein schlechter Sohn oder eine schlechte Tochter. Wenn unsere Beziehung und unser Herdenleben nicht auf Dauer funktioniert haben, dann glauben wir, schlechte Freunde, Heiler, Mentoren oder Partner zu sein.

Doch Gott macht keine Fehler! Und da wir Gott sind, können auch wir keine Fehler machen. Wir glauben zwar, dass unsere Taten einen negativen Effekt hatten und das wir dadurch anderen Menschen, Tieren oder Objekten Leid zugefügt haben, doch das ist faktisch unmöglich. Alles ist eins, also ist auch alles ich. Ich kann also niemanden Verletzen außer mir selbst. Wenn ich also jemanden umbringe, dann bedeutet dies nicht, dass ich dadurch wirklich jemanden töte. Alles besteht aus Liebe. Alles ist das gleiche Licht, das wir mit unterschiedlichen Filtern wahrnehmen, so dass es uns wie eine bunte Welt erscheint. Wenn ich also jemanden töte dann tue ich letztlich nichts weiter als eine durch Licht erzeugte Illusion in ihrer Form zu verändern. Ich bin Licht, der andere ist Licht, die Tatwaffe ist Licht und auch der Tod ist Licht. Meine Handlung hat nichts zerstört, niemanden getötet und nichts kaputt gemacht. Es ist nur ein Traum. Wenn ich träume, dass ich jemanden töte, dann ist dieser jemand deshalb nicht tot. Er ist nur für diesen einen Traum in meiner persönlichen Wahrnehmung verändert worden. Nicht die Person hat sich verändert, denn die Person gibt es gar nicht. Sie ist nur eine Illusion meines Unterbewusstseins. Also kann sich auch nur die Illusion wandeln doch für die Illusion geht dadurch nichts verloren. Ich selbst bin reine Liebe, der andere ist reine Liebe und auch die Tat an sich war reine Liebe. Alles was es gibt bin ich. Ich habe also niemals jemandem etwas angetan, außer höchstens mir selbst. Da aber auch jede Handlung aus Liebe besteht, kann ich mich nicht einmal selbst verletzen. Es ist ein bisschen so, als wollte ich versuchen jemanden zu schlagen, obwohl ich keine Hände habe. Es ist unmöglich. Ich kann es einfach nicht. Doch weil ich nicht weiß, dass ich keine Hände habe, glaube ich, dass ich jemanden schlagen kann. Ich glaube sogar, dass ich jemanden richtig ordentlich verprügelt habe und fühle mich deshalb schuldig.

Gefühle wie Scham, Schuld und Reue können nur dann auftreten, wenn man davon ausgeht, dass es eine Getrenntheit gibt. Um mich schuldig fühlen zu können, brauche ich mindestens eine andere Person, der gegenüber ich Schuld empfinden kann. Wenn alles eins ist, ist ein derartiges Gefühl nicht möglich.

Dementsprechend ist es auch unmöglich, dass wir Paulina verletzt haben oder dass ich meine Eltern verletzt habe.

Scham und Schuld sind also letztlich auch wieder nichts anderes als Hinweisschilder, die uns darauf aufmerksam machen wollen, dass wir nicht wirklich getrennte Wesen sind und daher auch nicht wirklich jemanden verletzen können. Nur fällt es uns oft nicht so leicht, diesen Hinweisschildern zu folgen, weil wir weder sie noch uns selbst anerkennen können. Der Haken an der Geschichte ist, dass wir in einer recht komfortablen Welt leben, in der wir auch dann überleben können, wenn wir uns auf eine Weise verhalten, die nicht besonders Lebensdienlich ist. Daher können wir in unserer Schuld und unserer Scham versinken, ohne dass es uns großartig am Leben hindert. Wir leiden zwar wie die Hunde, aber sterben müssen wir deswegen nicht. In der Natur wäre dies ein bisschen anders. Würden wir hier in unserer Schuld versinken würden wir dadurch automatisch unsere Aufmerksamkeit und unseren Fokus verlieren. Das geschieht zwar auch in der Gesellschaft, doch in der Natur ist das bei weitem verhängnisvoller. Denn hier können wir nun nicht mehr richtig Jagen und erkennen auch Gefahrensituationen nicht mehr frühzeitig. Wir werden also schon recht bald dazu gedrängt, entweder aufzuwachen und zu erkennen, dass die Schuldgefühle nicht real sein können oder aber wir sterben. In beiden Fällen erwachen wir jedoch aus dem Traum, den wir für die Wirklichkeit halten. In beiden Fällen erkennen wir also, dass wir Gott sind.

„Waow, das ist echt mal ein komplexer Zusammenhang!“ sagte ich nachdem wir diesen Teil besprochen hatten. Mein Kopf rauchte ein bisschen und ich brauchte erst einmal einen Moment Zeit um das alles Sacken zu lassen. Auf der einen Seite fühlte ich mich voll gefüllt mit neuen Gedankenansätzen und mit einer neuen Betrachtung auf die Dinge, die ich so noch nie in Erwägung gezogen hatte. Gleichzeitig spürte ich auch eine tiefe Erleichterung und eine Klarheit, weil sich ein großer Teil des Gedankenknäuels in meinem Kopf gelöst hatte. Es stimmte wirklich, dass es vor allem die Verwirrung war, die Leid verursachte. Wenn wir einmal erkannt hatten, was in uns los war, dann war das schon weit mehr als die halbe miete. Solange wir aber im Dunkeln tappten, mussten wir uns ja zwangsläufig an all die ungeprüften Gedanken halten, die wir dann einfach glaubten, obwohl sie nicht wahr waren.

„Bist du bereit für den nächsten Schritt?“ fragte Heiko nach einer kurzen Pause und fügte dann mit einem verschmitzten grinsen hinzu: „Wir haben ja schließlich nicht den ganzen Tag Zeit um hier im Zelt abzupimmeln!“

„Noch ein Schritt?“ fragte ich erstaunt, „was kommt denn jetzt noch?“

„Naja, wir haben jetzt darüber gesprochen, dass alles eins ist und dass kein Verlust von was auch immer, jemals ein richtiger Verlust sein kann. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass es auch wirklich bei uns angekommen ist. Ein kleiner Teil unseres Verstandes hat sich jetzt auf den Gedanken eingelassen, lässt ihn zu, verarbeitet ihn und wird ihn in Zukunft bei unseren Prozessen mit einbeziehen. Doch ein großer Teil von unserem Verstand denkt sich gerade, dass wir einen Vogel haben und weigert sich, die alten Überzeugungen aufzugeben. Er denkt weiterhin, dass wir Paulina verloren haben und wird dadurch auch die Schuldgefühle, die Enttäuschung und die Wut nicht loslassen. Das Gefühl von Einsamkeit und Verlassensein und Getrentsein ist also nicht weg. Oder fühlst du gerade mit jeder Pore deines Körpers, dass du mit allem Verbunden und ein Teil des göttlichen Bewusstseins bist?“

„Nein!“ sagte ich ehrlich, „fühlen kann ich es nicht!“

„Dachte ich mir!“ antwortete Heiko, „Damit sich das überhaupt ändern kann, müssen wir es schaffen, die Gedanken irgendwie an unserem Verstandskritiker vorbei in unser Unterbewusstsein zu bekommen. Denn der Kritiker in unseren Köpfen sortiert vorsichtshalber erst einmal alles aus, was nicht zu den Urüberzeugungen passt, die wir uns als Kinder angeeignet haben. Wenn wir also wirklich fühlen wollen, dass Menschen wie Paulina, die aus unserem Leben verschwunden sind, nicht wirklich weg sind, dass es weder Tod, noch Trennung, noch Verlust gibt, dann sollten wir dazu noch einmal eine Medi machen. Und ich denke, wir sollten dabei die Beziehung gleich auch noch ein bisschen bereinigen.“

„Du meinst mit der Kordelarbeit, die wir bei Darell gelernt haben?“ fragte ich.

„Genau“, sagte Heiko, „das meine ich.“

 

Fortsetzung folgt...

 

Spruch des Tages: Es gibt keine körperlichen Probleme, nur geistige! (Byron Katie)

 

Höhenmeter: 130 m

Tagesetappe: 27 km

Gesamtstrecke: 12.188,27 km

Wetter: bewölkt

Etappenziel: Kirchliche Jugendherberge, 75025 Policoro, Italien

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Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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