Porträt: Jens Thölke & das "Traveling Psychology Advisor"-Projekt

von Heiko Gärtner
13.10.2021 09:57 Uhr

27 Grade Celsius, der strahlend blaue Himmel lässt die Sonne besonders kräftig scheinen. Ein laues Lüftchen weht rund um das Tiny House mit dem Jens Thölke aktuell in Südfrankreich steht. Das soziale Projekt „The Traveling Psychology Advisor“ ist seit gut einem Monat unterwegs und macht grade einen Zwischenstopp in dem kleinen Küstenort Saint Pierre la Mer.

Weniger ist mehr: Minimalismus mit einem sozialen Projekt

Bei dem ersten Anblick seines Hauses fällt auf: Sein Lebensstil ähnelt dem eines Nomaden, wohnhaft in einem Bauwagen, der auf einem Lastkraftwagen montiert ist. Seit Ende Mai lebt Jens bereits in dem circa 18 Quadratmeter großen Raum. Seinen Wohnsitz in Deutschland hat er abgemeldet. Kurz vorher wurde das individuelle Gefährt als Wohnwagen und Oldtimer vom TÜV zugelassen, sodass ihm das Reisen erleichtert wird und es parallel Kosten reduziert. Diese finanzielle Reduktion seiner laufenden Kosten begann, als die Idee für dieses Projekt geboren war.

Jens Thölke mit seinem Hund Baloo

Jens Thölke mit seinem Hund Baloo.

 

Zugang zu psychologischer Unterstützung ermöglichen

Jens Thölke als The Traveling Psychology Advisor

Jens Thölke als The Traveling Psychology Advisor

Vor circa eineinhalb Jahren absolvierte er ein Praktikum im Slum von Mombasa, wo er mit Waisenkindern im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Talentförderung arbeitete. Diese Erfahrung war eine weitere für die Erkenntnis, dass ihn eine Tätigkeit in den Strukturen des deutschen Gesundheitssystems nicht erfüllen würde. Die Vorlesungen und Vorträge im Psychologiestudium ließen ihn außerdem erkennen, dass es selbst in Europa an etwas Essenziellem fehlt. Der einfache und unentgeltliche Zugang zu psychologischer Beratung.

Dabei ist Jens nicht therapeutisch tätig, denn durch den Bachelor of Science besitzt er nur die Erlaubnis beratend aktiv zu sein. Menschen mit alltäglichen Problemen werden dabei angesprochen: Beziehungsprobleme, Stressmanagement, Unzufriedenheit im Leben, Kommunikationsschwierigkeiten, Selbstakzeptanz - sind nur einige Themengebiete, die er mit seinem Projekt abdeckt. „The Traveling Psychology Advisor“ oder auch kurz „The TPA“ genannt, ist dementsprechend für jeden Menschen jederzeit frei zugänglich. Die Termine können sowohl online als auch persönlich vor Ort wahrgenommen werden. Sich selbst sieht Jens mit seinem Projekt europaweit agieren, online jedoch auch weltweit. Montags bis samstags von 15.00 Uhr bis 19.00 Uhr finden die Onlinesessions statt, die ganz einfach über die Website www.the-tpa.com gebucht werden können. Aktuell sind es ein bis 5 Onlineberatungen pro Tag, wahrgenommen wird dieses Angebot interkontinental. Menschen aus Amerika, Indien, Bahrain und Japan haben ihn bereits digital konsultiert.

Jens Thölke im Film-Porträt

Unter dem Titel "Retter in der Not - Reisender Psychologe lebt & arbeitet im 10m Truck - Psychologie im Alltag" ist inzwischen sogar ein Film über Jens Thöle und sein Projekt entstanden, den ihr euch gerne hier anschauen könnt:

   
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Ein neues Projekt nimmt Form an

Realisiert hat Jens Thölke dieses soziale Projekt mit eigenen Händen. Unterstützung gab es dabei von Bekannten und Freunden. Das Logo wurde nach seinen Wünschen von einer Freundin entworfen, die Kosten der Folierung des Fahrzeuges übernahmen langjährige Freunde und Bekannte und ebenso fand die Firma, die die Werbung an dem Fahrzeug montierte, gefallen an dem Projekt und unterstützte dieses.

Finanziert aus eigener Tasche

Die Grundkosten übernahm Jens jedoch selbst. Einen Kredit von 40.000 Euro hat er dafür als Grundlage aufgenommen. Dabei ging das meiste Geld für den 31-jährigen Mercedes-Benz 814, ein ehemaliger Bootstransporter, als Basisfahrzeug und für den Bauwagenaufbau drauf. Im September 2020 kaufte er das Fahrzeug, danach folgte ein Prozess von vielen Visualisierungen potenzieller Aufbauten. Aufgrund der Abnahmevorschriften des deutschen TÜV’s, der Langlebigkeit und des finanziellen Spielraums wurde es letztendlich der Bauwagen, der sich nun auf dem Fahrzeug befindet. In Eigenarbeit baute Jens, mithilfe eines Bekannten, den Innenraum selbst aus, um Kosten zu sparen und auch einen eigenen Charakter im Innenraum des Tinyhouses vorfinden zu können. Anschließend folgten noch administrative Kosten, Werbekosten und ähnliches, sodass die Kreditsumme schnell aufgebraucht war. Doch die Planung ging darüber hinaus. Mit laufenden Kosten pro Kalenderjahr von circa 13.000 bis 15.000 Euro kann dieses Projekt weiterlaufen, alle Kosten eingeschlossen. Aufgrund persönlicher Ersparnisse ist der Start schon einmal gesichert. Wie es weitergeht, wird sich unterwegs zeigen.

Medienbericht über Traveling Psychology Advisor

Medienberichte über das Traveling Psychology Advisor Projekt helfen bei der Verbreitung.

Das TPA-Mobil mit Terrasse

Das TPA-Mobil mit großer Terrasse: Haus, Wohlfühlort und Praxis in einem.

 

Autark leben im Tinyhouse

Durch den entwickelten Lebensstil im Minimalismus und dem daran angeknüpften Ausbau hat Jens eine Grundlage dafür gelegt. Das Tinyhouse ist autark, lediglich der kleine Wassertank muss alle 6-8 Tage mal aufgefüllt werden, es kann durch einen weiteren Ersatztank auf 14-16 Tage ausgeweitet werden. Ansonsten ist sein Zuhause sehr spartanisch, jedoch durch die eigen erbauten Holzmöbel und den verlegten Korkfußboden gemütlich eingerichtet. Die Stromversorgung wird durch eine 410 W Solaranlage, inklusive Sinus-Wechselrichter und 100 Ah Lithiumbatterie sichergestellt. Sowohl 230 Volt als auch eine 12 Volt Stromversorgung sind im Inneren möglich. Des Weiteren hat Jens einen Kamin für kalte Tage eingebaut. Im Eingangsbereich befindet sich ein kleines abgetrenntes Badezimmer, welches mit einer Komposttoilette und einem Schrank ausgestattet ist. Das Duschen findet draußen via Solardusche statt.

Neben einer kleinen Küchenzeile, mit Gaskocher und Kompressorkühlschrank versehen, befinden sich noch eine Schlafcouch, ein Sideboard, ein Couchtisch, ein Bücherregal und ein Kleiderschrank in den geräumigen vier Wänden. Das Highlight des Fahrzeuges ist jedoch draußen zu finden: eine überdachte Veranda mit Sitzgelegenheiten, die gleichzeitig als Stauraum fungieren.

Jens gemütlicher Kamin im Tinyhouse

Jens Thölkes gemütlicher Kamin im Tinyhouse.

Traveling Psychology Advisor - Leben im Tinyhouse

Traveling Psychology Advisor - Leben im Tinyhouse.

 

Erste Erfahrungen als “Traveling Psychology Advisor”

Die vier Monate, die Jens Thölke nun bereits in dem mobilen Zuhause verbracht hat, beschreibt er als durchweg positiv und zufriedenstellend. Der Alltag hat sich ziemlich schnell eingespielt und auch der sieben Monate alte Hütehund Baloo fühlt sich wohl. Jeden Tag gibt es zwar etwas anders zu tun, jedoch sind das keine großen Anstrengungen. „Man gewöhnt sich recht schnell dran alle paar Tage den Kot und Urin zu entsorgen“, denn eine klassische Entsorgung, wie es in einem Haus oder einer Etagenwohnung der Fall ist, gibt es ja nicht. „Alles ist kleiner, der Alltag wird entschleunigt und ich kann mich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Ich überlege mir zweimal, ob ich etwas wirklich gebrauchen kann, denn schließlich habe ich alles, was ich zum Leben brauche“, beschreibt Jens. Es wird recht schnell deutlich, dass er bereits zufrieden ist, wenn ausreichend Wasser und Lebensmittel vorhanden sind. Auf eines kann jedoch auch Jens nicht verzichten: Internetempfang. Durch das Angebot von Onlineberatungen ist die Stellplatzsuche auch mit einem guten Internetempfang verbunden. Das eigene Smartphone dient dabei als Router, denn mit den lokalen SIM-Karten und ausreichenden mobilen Daten kann auch dieses realisiert werden, ganz zur Freude seiner Klienten.

Freiheit Leben als reisender Psychologieberater

Jens Thölke: Freiheit Leben als reisender Psychologieberater

Ortsunabhängig leben - Mit dem Tiny House ist das Büro immer an den schönsten Orten

Ortsunabhängig leben - Mit dem Tiny House ist das Büro immer an den schönsten Orten.

 

Das Konzept wird gut angenommen

Anfangs rechnete Jens mit Startschwierigkeiten, doch das Projekt zog sehr schnell die Menschen an. Durchweg erfährt er Dankbarkeit von seinen Klienten, die meistens gar nicht glauben können, dass diese Beratungen wirklich nichts kosten. Auf der anderen Seite gibt es auch immer wieder mal jemanden, der skeptisch dem Ganzen gegenübersteht. „Ich werde öfter gefragt, wovon und wie ich denn leben möchte, wie ich mir meine Zukunft vorstelle und meine gesundheitliche und finanzielle Absicherung“, verrät er.

Generell wirkt Jens sehr selbstbewusst, was die Umsetzung und die Zukunft seines sozialen Projekts angeht: „Das Projekt ist vier Wochen alt und die ersten kleinen Spenden habe ich bereits als Unterstützung erhalten. Je bekannter „The TPA“ wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses soziale Projekt lange erhalten bleiben kann“.

Im Süden überwintern

Den anstehenden Winter wird „The Traveling Psychology Advisor“ in Spanien und Portugal verbringen. Diese Länder hat er bewusst für den Start ausgewählt, da es eine große Anzahl an deutschen Auswanderern gibt. In Zukunft würde Jens gerne auch Länder in Osteuropa, wie Rumänien, Bulgarien und Moldawien besuchen. Ebenso stehen die baltischen Staaten auf seiner Liste. Abhängig wird dieses jedoch von den Spenden- und Sponsorengeldern sein, denn lange Touren sind momentan aufgrund der Sprit- und Unterhaltskosten seines Gefährts etwas risikobehaftet. „Die finanzielle Grundlage steht aktuell im Vordergrund, da ich das Projekt nicht gefährden möchte. Solange es keine festen und konstanten Spenden / Sponsoren gibt, sind diese Reisen aktuell nicht möglich“, zeigt sich Jens realistisch.

Als Traveling Psychology Advisor unterwegs im Süden

Als Traveling Psychology Advisor unterwegs im Süden.

Hütehund Baloo ist ein festes Mitglied beim TPA-Projekt

Hütehund Baloo ist ein festes Mitglied beim TPA-Projekt.

Die Zukunft des “Traveling Psychology Advisor” Projekts

Langfristig gesehen würde er sich über die Ausweitung von dem Projekt „The TPA“ freuen. Es wäre wunderschön, wenn jedes europäische Land seinen eigenen „Traveling Psychology Advisor“ haben könnte, sodass Reisekosten gespart und viel mehr Menschen kostenlose psychologische Beratungen ermöglicht werden würde.

Bis dahin wird bestimmt noch einiges an Zeit vergehen und solange wird Jens weiterhin versuchen, so viele Menschen wie möglich zu helfen. Denn nicht umsonst steht in seinem Logo geschrieben „The TPA – bring sunshine into your life“.

Das Tinyhouse des Traveling Psychology Advisor Projektes

Das Tinyhouse des Traveling Psychology Advisor Projektes.

 

Mehr über Jens und sein „Traveling Psychology Advisor“ Projekt erfahrt ihr auf seiner Homepage und seinen Social-Media-Kanälen:

Jens Thölke

Website: www.the-tpa.com

Instagram: thetpa_ontour

Facebook: @TheTPAonTour

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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