Wir lebten drei Tage als Obdachlose in Nürnberg
Ohne Geld, ohne Decke: Zwei Wildnis-Pädagogen wagten als Obdachlose in Nürnberg das Leben auf der Straße
NÜRNBERG Mutig, was sich diese Jungs da trauen: Ohne Geld, ohne Schlafsack, ohne Decke, lediglich mit den Kleidern, die sie am Leib tragen, und einem Rucksack voller Kamera-Ausrüstung, wagen sie das Experiment Obdachlosigkeit. Drei Tage lang kämpften sich Heiko Gärtner (32) und Tobias Krüger (26) als „Penner auf Zeit" durch Nürnberg. Damit ist der Versuch aber noch nicht beendet. Bis zum 5. Februar sind die beiden unterwegs, um das Leben auf der Straße auch in anderen deutschen Städten zu testen. Auszüge aus dem gesammelten Filmmaterial als Obdachlose in Nürnberg waren gestern im Bayerischen Rundfunk zu sehen.
Gute Gespräche auf Augenhöhe
Spannend, was sie alles zu erzählen wissen: „Wir wollen den Obdachlosen in Nürnberg nicht helfen, sondern von ihnen lernen, wie man in der Stadt ohne Dach über dem Kopf überleben kann", erklärt Tobias Krüger, studierter Kultur- und Erlebnispädagoge aus Hannover. Gesagt, getan, und so verbrachten die zwei Abenteurer ihre Nächte zwischen Müll beuteln auf der Straße, bei der Heilsarmee und im Schlafsaal für Obdachlose. Krügers Begleiter aus Neumarkt - früher Versicherungsvertreter, heute Wildnispädagoge - war dabei besonders fasziniert von den verschiedenen Persönlichkeiten, die man unter der Brücke oder in der Suppenküche trifft. „Man muss diesen Menschen auf gleicher Augenhöhe begegnen, bloß keine Hilfe anbieten, weil man sie sonst in die Opferrolle drängt. Sobald man sich ernsthaft für deren Leben interessiert, entstehen wirklich gute Gespräche."
Viele hungern und frieren lieber, als sich jemandem anzuvertrauen
Toll, was die Kurzzeit-Penner alles erlebt haben: „Verhungern muss hier in Nürnberg wirklich niemand", betont Gärtner ausdrücklich. „Egal, wo wir nach kostenlosem Essen gefragt haben - wir sind nie abgewiesen worden, waren fast schon frustriert, weil es so einfach war." Für die Obdachlosen selbst aber sei der Schritt, nach Hilfe zu fragen, oft ein unüberwindbares Hindernis.
Wo gibt es für Obdachlose in Nürnberg Hilfe?
Hilfe finden wohnungslose in der bekannten Wärmestube in Nürnberg oder der Stadtmission (Pirckheimerstraße 137, Nürnberg). Die Ökumenische Wärmestube bietet Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen einen Ort, wo sie diese Dinge bekommen. Die Stadtmission Nürnberg, die Caritas Nürnberg und die Stadt Nürnberg heißen hier jeden willkommen. Denn die Menschen in Wohnungsnot finden beim Sozialamt oder der Domus Misericordiae in Nürnberg jederzeit die Unterstützung die sie möchten. Obdachlose und Hilfsbedürftige sollten aufgrund der Corona Pandemie einige Regeln berücksichtigen, wie zum Beispiel die neuen Öffnungszeiten oder die gegebenen Abstandsregelungen.
Wer sich für das außergewöhnliche Experiment als Obdachlose in Nürnberg von Tobias Krüger und Heiko Gärtner interessiert, findet die Fernseh- und Radiobeiträge auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks unter www.br.de/franken.
Unter www.heiko-gaertner.de berichten die Jungs täglich von ihren Erlebnissen.