Wir lebten drei Tage als Obdachlose in Nürnberg

von Shania Tolinka
26.01.2012 15:29 Uhr

Ohne Geld, ohne Decke: Zwei Wildnis-Pädagogen wagten als Obdachlose in Nürnberg das Leben auf der Straße

NÜRNBERG Mutig, was sich diese Jungs  da trauen: Ohne Geld, ohne  Schlafsack, ohne Decke, lediglich  mit den Kleidern, die sie am Leib tragen, und einem  Rucksack voller Kamera-Ausrüstung, wagen sie das Experiment Obdachlosigkeit. Drei Tage lang kämpften sich Heiko Gärtner (32) und Tobias Krüger (26) als „Penner auf Zeit" durch Nürnberg. Damit ist der Versuch aber noch nicht beendet. Bis zum 5. Februar sind die beiden unterwegs, um das Leben auf der Straße auch in anderen deutschen Städten zu testen. Auszüge aus dem gesammelten Filmmaterial als Obdachlose in Nürnberg waren gestern im Bayerischen Rundfunk zu sehen.

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9 Grad Minus und ohne Schutz mitten in Nürnberg

Gute Gespräche auf Augenhöhe

Spannend, was sie alles zu erzählen wissen: „Wir wollen den Obdachlosen in Nürnberg nicht helfen, sondern von ihnen lernen, wie man in der Stadt ohne Dach über dem Kopf überleben kann", erklärt Tobias Krüger, studierter Kultur- und Erlebnispädagoge aus Hannover. Gesagt, getan, und so verbrachten die zwei Abenteurer ihre Nächte zwischen Müll beuteln auf der Straße, bei der Heilsarmee und im Schlafsaal für Obdachlose. Krügers Begleiter aus Neumarkt - früher Versicherungsvertreter, heute Wildnispädagoge - war dabei besonders fasziniert von den verschiedenen Persönlichkeiten, die man unter der Brücke oder in der Suppenküche trifft. „Man muss diesen Menschen auf gleicher Augenhöhe begegnen, bloß keine Hilfe anbieten, weil man sie sonst in die Opferrolle drängt. Sobald man sich ernsthaft für deren Leben interessiert, entstehen wirklich gute Gespräche."

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Ein obdachloser Straßenkünstler zeigt sein Talent

Viele hungern und frieren lieber, als sich jemandem anzuvertrauen

Toll, was die Kurzzeit-Penner alles erlebt haben: „Verhungern muss  hier in Nürnberg wirklich niemand", betont Gärtner ausdrücklich. „Egal, wo wir nach kostenlosem Essen gefragt haben - wir sind nie abgewiesen worden,   waren fast schon frustriert, weil  es so einfach war." Für die Obdachlosen selbst aber sei der Schritt, nach Hilfe zu fragen, oft ein unüberwindbares Hindernis.

Wo gibt es für Obdachlose in Nürnberg Hilfe?

Hilfe finden wohnungslose in der bekannten Wärmestube in Nürnberg oder der Stadtmission (Pirckheimerstraße 137, Nürnberg). Die Ökumenische Wärmestube bietet Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen einen Ort, wo sie diese Dinge bekommen. Die Stadtmission Nürnberg, die Caritas Nürnberg und die Stadt Nürnberg heißen hier jeden willkommen. Denn die Menschen in Wohnungsnot finden beim Sozialamt oder der Domus Misericordiae in Nürnberg jederzeit die Unterstützung die sie möchten. Obdachlose und Hilfsbedürftige sollten aufgrund der Corona Pandemie einige Regeln berücksichtigen, wie zum Beispiel die neuen Öffnungszeiten oder die gegebenen Abstandsregelungen.

Durch Foodsharing kann man containertes Essen optimal nutzen.

Lebensmittel durch containern retten

 

Wer sich für das außergewöhnliche Experiment als Obdachlose in Nürnberg von Tobias Krüger und Heiko Gärtner interessiert, findet die Fernseh- und Radiobeiträge auf der Homepage des Bayerischen Rundfunks unter www.br.de/franken.

Unter www.heiko-gaertner.de berichten die Jungs täglich von ihren Erlebnissen.

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Abendzeitung Nürnberg - 3 Tage obdachlos
Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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