Die erste Pilgerreise des Lebens – ein einzigartiger Moment

von Shania Tolinka
24.10.2025 09:42 Uhr

Pilgern klingt nach einem Event für Geistliche und im ersten Moment nach nichts, was „jeder“ mal machen kann. Genau das ist der größte Irrglaube rund um das faszinierende Thema. Ihr könnt Pilgern, egal welcher Religion ihr angehört und wie ihr euch einstuft. Zu pilgern heißt nicht, dass ihr nach jeder Etappe beten oder in Gotteshäuser einkehren müsst. Hinter einem Pilgerurlaub steckt so viel mehr. Die meisten Pilger sind nach der ersten Reise so fasziniert, dass sich etwas in ihrem Leben verändert. Ihr wollt wissen, was es mit dem Pilgern auf sich hat? Wir verraten es euch, durch unsere jahrelange Erfahrung.

 

Was bedeutet pilgern?

 

Pilgern hat viele Gesichter. Für manche ist es ein spirituelles Erlebnis, für andere ein Abenteuer oder eine heftige und verändernde persönliche Herausforderung. Im Kern bedeutet es, einen Weg zu gehen, der nicht nur körperlich fordert, sondern auch innerlich berührt. Das Pilgern ist ein Ausstieg aus dem Alltag. Kein Termindruck, kein ständiges Scrollen auf dem Handy, keine Verpflichtungen. Stattdessen Stille, Natur, Bewegung und Zeit, in der Gedanken Raum bekommen. Sofern der Pilgernde dies natürlich so umsetzen möchte, mit einem sogenannten Digital Detox.

Viele Menschen beschreiben das Pilgern als eine Art innere Reinigung. Der Rhythmus des Gehens, das einfache Leben unterwegs und die Begegnungen mit anderen Menschen öffnen oft neue Perspektiven. Pilgern ist damit kein exklusives Ereignis für besonders Gläubige. Es ist eine Reise zu sich selbst, egal, ob man religiös ist oder nicht. Egal was man selbst erwartet, man kommt als ein veränderter Mensch zurück.

Nach dem Buch von Hape Kerkeling begaben sich viele Wanderer auf den Pilgerweg nach Santiago

Nach dem Buch von Hape Kerkeling begaben sich viele Wanderer auf den Pilgerweg nach Santiago. Viele Menschen beschreiben das Pilgern als eine Art innere Reinigung.

 

Lernt den berühmtesten Pilgerpfad der Welt kennen

 

Wenn ihr an Pilgern denkt, fällt fast automatisch ein Name: Jakobsweg. Er gehört zu den bekanntesten Pilgerrouten der Welt und zieht jedes Jahr unzählige Menschen an. Eine besonders beliebte Variante führt durch Frankreich. Diese Strecke ist bekannt für ihre landschaftliche Vielfalt und die besondere Atmosphäre entlang des Weges.

Der Weg beginnt für viele Pilger in Sarria. Schon dort spürt ihr, wie besonders die Stimmung auf dem Jakobsweg ist. Die Menschen sind offen, freundlich und bereit, Geschichten zu teilen. Der französische Abschnitt führt durch grüne Hügel, kleine Dörfer und weite Felder. Immer wieder begegnen euch alte Kirchen und historische Orte, die den Weg besonders machen.

Frankreich überrascht mit landschaftlicher Abwechslung. Heute ein sanfter Anstieg durch Wiesen, morgen ein schattiger Weg durch dichte Wälder. Die Etappen sind gut ausgeschildert, sodass ihr euch voll auf das Gehen konzentrieren könnt. Familiengeführte Herbergen und Pilgerhäuser erleichtern die Etappenplanung.

Eine weitere beliebte Route ist der Jakobsweg in Portugal. Er wird oft als die ruhigere Schwester des spanischen Hauptweges beschrieben. Die Route startet meist in Porto und führt in Richtung Norden bis nach Santiago de Compostela. Im Gegensatz zu den stark frequentierten Hauptrouten trefft ihr hier auf weniger Menschen. Wer Pilgern in Ruhe erleben möchte, findet auf dem portugiesischen Weg den perfekten Einstieg.

Viele Etappen sind flach und gut begehbar. Das erleichtert den Einstieg, ohne dass ihr auf das besondere Gefühl des Pilgerns verzichten müsst. Kleine Küstenorte laden zu Pausen ein, und das Wissen, Schritt für Schritt auf Santiago zuzusteuern, sorgt für ein starkes Gefühl von Freiheit.

Durch viele kleine urige Dörfer geht es auf dem Jakobsweg

Durch viele kleine urige Dörfer geht es auf dem Jakobsweg.

 

Mentale und körperliche Herausforderungen beim Pilgern

 

Pilgern klingt im ersten Moment nur romantisch, ihr dürft aber die Herausforderungen nicht übersehen. In der Realität bringt die Reise aber auch Herausforderungen mit sich. Körper und Kopf reagieren auf eine ungewohnte Belastung und eine Herausforderung kann es wahrlich sein, wenn man lange genug einen schwereren Rucksack trägt. Oder seine Seele auf dem Weg plötzlich neu kennen lernt. Das ist völlig normal und gehört dazu. Wenn ihr euch auf die Strecke begebt, solltet ihr wissen, was euch erwartet.

Die körperlichen Anforderungen hängen stark von der gewählten Route ab. Lange Etappen, wechselnde Temperaturen und ein voller Rucksack können euch an die Grenzen bringen. Schon nach den ersten Tagen merkt ihr, wie sehr euer Körper beansprucht wird. Muskeln melden sich, Blasen tauchen auf, und das Gewicht auf dem Rücken fühlt sich plötzlich doppelt so schwer an. Genau an diesem Punkt beginnt das eigentliche Pilgern.

Auch mental verändert sich die Wahrnehmung. Der Alltag mit seinen Ablenkungen fällt weg. Es bleibt nur der Weg, euer Atem, die eigenen Gedanken und die Menschen, die euch begegnen. Diese Ruhe kann befreiend sein, aber auch ungewohnt intensiv wirken. Viele Pilger berichten davon, dass sie auf dieser Reise Dinge neu ordnen, Entscheidungen klarer sehen oder einfach wieder spüren, wie viel Kraft in ihnen steckt.

Damit ihr einen realistischen Eindruck bekommt, hier die häufigsten Herausforderungen, die euch begegnen können:

  • Schmerzen in Füßen, Knien oder Rücken durch die Dauerbelastung
  • Wetterumschwünge, die Etappen spontan schwieriger machen
  • Schlafprobleme in den ersten Nächten in Herbergen oder im Zelt
  • mentale Tiefs, wenn Motivation und Energie schwanken
  • emotionale Schwankungen durch aufkommende Gefühle die bisher unbekannt, neu sind oder unterdrückt wurden
  • Heimweh oder das Gefühl, unterwegs alles hinter sich zu lassen

Keine dieser Hürden muss euch abschrecken. Mit der richtigen Einstellung lassen sich diese Phasen meistern, Schritt für Schritt. Viele Pilger sagen rückblickend, dass gerade diese Momente, die anstrengenden Aufgaben, die Reise besonders gemacht haben. Sie auch dadurch gestärkter hervor gingen.

Heiko als Steinzeit-Pilger

Heiko Gärtner machte eine emtionale sowie körperliche Entwicklung während seiner Pilgerreise durch.

 

Vorbereitung auf eure erste Pilgerreise

 

Je besser ihr vorbereitet seid, desto entspannter erlebt ihr eure Tour. Fangt früh an, euch ein realistisches Bild zu machen. Recherchiert die Strecke, überlegt, wie viele Kilometer pro Tag machbar sind, und plant genug Pausen ein. Eine durchdachte Route vom Profi organisiert, nimmt euch viel Stress ab.

Auch körperlich lohnt es sich, vorab aktiv zu werden. Lange Spaziergänge oder Tageswanderungen sind eine gute Möglichkeit, um Kondition aufzubauen. So merkt ihr schnell, welche Strecken euch liegen und wo ihr vielleicht noch nachjustieren müsst. Eure Füße gewöhnen sich an das Gehen, und neue Wanderschuhe können rechtzeitig eingelaufen werden.

Socken und Wanderschuhe beim Wandern

Socken und Wanderschuhe sind eine wichtige Wahl, und sollten vorher eingelaufen werden.

Auch mental könnt ihr euch vorbereiten. Macht euch bewusst, dass unterwegs nicht alles nach Plan läuft. Kleine Rückschläge gehören dazu. Wenn ihr sie als Teil der Reise annehmt, verlieren sie ihren Schrecken.

Wanderer auf einem Pilgerweg in der Natur

Als Wanderer kann man in der Natur bereits üben, für längere Strecken unterwegs zu sein.

 

Auswirkungen eurer Pilgerreise auf die Persönlichkeit

 

Viele Pilger kehren verändert zurück. Das liegt nicht an einem spektakulären Ereignis, sondern an der Summe der Erfahrungen in der Natur und mit sich selbst. Die Tage auf dem Weg schenken eine Klarheit, die im Alltag oft fehlt. Ihr habt Zeit, nachzudenken, zu fühlen, zu beobachten.

Viele beschreiben, dass sie sich nach der Pilgerreise geerdeter fühlen. Dinge, die vorher wichtig erschienen, verlieren an Gewicht. Dafür rücken die einfachen, echten Momente in den Vordergrund. Der Sonnenaufgang, der Duft nach Regen, ein Gespräch mit einem Fremden.

Auch das Selbstvertrauen wächst. Ihr habt eine Strecke geschafft, die auf den ersten Blick einschüchternd wirken kann. Ihr habt durchgehalten, seid über Grenzen gegangen und habt erlebt, dass ihr mehr könnt, als ihr dachtet. Genau dieses Gefühl und diese Freiheit und Selbstbestimmtheit bleibt.

Junge-steht-auf-einem-Bergpanorama-in-der-Natur

Es warten viele tolle Ausblicke nach außen sowie nach innen.

   

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Bildquellen:

© pexels-ph-m-tung-223235-709496 / © by-studio - AdobeStock / © fotoforfun - AdobeStock / © EdNurg - AdobeStock

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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