Tag 1016: An der schönen, blauen Donau

von Heiko Gärtner
26.10.2016 22:47 Uhr

30.09.2016

Auch über das Stift Melk erfuhren wir von Johann noch einige interessante Details. So war uns bei unserem Besuch nicht klar gewesen, dass das Kloster nicht nur hin und wieder von der Königsfamilie besucht wurde, damit hier mit der geistlichen Obrigkeit geplaudert werden konnte. Für längere Zeit war das Stift sogar der Regierungssitz von Österreich. Irgendwann wurde er dann verlegt, aber nicht etwa direkt nach Wien, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern zunächst nach Klosterneuburg. Auch dieses Kloster war also nicht ohne Grund so einflussreich und wohlhabend geworden. Erst dann wechselte die Regierung nach Wien, wo sie bis heute tagt.

Der Weg selbst hätte heute kaum traumhafter und idyllischer sein können. Er schlängelte sich in einer schmalen Lücke zwischen dem Donauufer und steilen, felsigen Berghängen hindurch. Der Wald begann bereits sich goldbraun zu verfärben und die warme Herbstsonne leuchtete zwischen den Blättern hindurch. Der einzige Haken war, dass das schmale Tal, durch dass die Donau sich zog, den gesammten Schall reflektierte und in sich gefangen hielt. Man konnte sogar das Pfeifen eines Mannes hören, der auf der anderen Donauseite in einem Park spazieren ging. Dementsprechend laut kam natürlich auch der Straßenlärm vom anderen Ufer bei uns an. Allein die PKWs mussten sich nach unseren Hochrechnungen auf gut eine halbe Million am Tag belaufen und hinzu kamen noch Frachtschiffe, Güterzüge und Schwerkraftverkehr. Für die Menschen musste es die Hölle sein, hier zu leben, es sei denn sie schafften es ihren Hörsinn bis auf knapp über Null herunterzufahren. Spannend war es jedoch, die verschiedenen Größenverhältnisse zu beobachten, die hier aneinander vorbeizogen. Im Vergleich zu einem Menschen oder auch zu unserem Pilgerwagen, der nun bereits seit knapp drei Jahren unsere komplette Lebensausrüstung enthält, ist ein PKW ein echtes Monstrum. Verglichen mit einem LKW ist er aber winzig und so ist es ein leichtes für einen Truck, gleich sieben Stück auf seiner Ladefläche unterzubringen. Sah man so einen PKW-Transporter für sich alleine, wirkte seine Leistung gigantisch. Verglichen mit dem Güterzug von gestern, der gleich 2500 Stück transportierte als wären es Maikäfer, war es hingegen ein Witz. Ein anderer Sattelschlepper hingegen transportierte einen LKW auf seiner Ladefläche, der größer was als das Wohnmobil in dem das Prärchen aus Passau lebte und das man ohne schlechtes Gewissen als kleines, fahrendes Haus betrachten konnte. Auf dem Parkplatz hatte das Mobil wie ein Kolloss gewirkt, auf der Ladefläche des LKWs hingegen wirkte es nun wie eine Hundehütte. Der große Laster wiederum war nichts als ein Mückenschiss wenn man ihn mit dem Frachtschiff verglich, das gerade an ihm vorbei fuhr und das sich aus nicht weniger als vier Einzelschiffen zusammensetzte. Mit der Ladung aus allen vier Schiffsbäuchen konnte man locker hundert solche LKWs befüllen, wenn nicht mehr.

Trotz des permanenten Lärmpegels genossen wir den goldenen Herbst so gut es ging. Zum wandern war es eine der schönsten Zeiten des Jahres und was das Wetter anbelangte hatten wir mehr als nur Glück. Dabei muss man sagen, dass wir wahrscheinlich wirklich mehr als nur Glück hatten, denn so wie es aussah, taten die Wettermanipulatoren hier alles dafür, dass es weder regnete noch hagelte. Wenn ihre Nanopartikel nicht so giftig und schädlich wären und wenn sie durch das herumgepfusche im Himmel nicht alles durcheinander bringen würden, dann könnte man fast meinen, dass die Jungs doch etwas gutes bezecken.

Wie bereits in den letzten Tagen blieb es natürlich auch heute nicht aus, dass wir kurz vor unserem Ziel noch einmal auf die Hauptstraße gelenkt wurden. Der Ort, den wir dann erreichten hieß Ardagger Markt. Über einige Umwege lernten wir die Vorsitzende des Kirchenrates kennen, die uns einen Platz im Pfarrhof organisierte. Da der Altpfarrer, der hier lebte, jedoch erst ab 18:00 Uhr wieder im Haus war, verbrachten wir den Nachmittag im Partykeller der freundlichen Dame, bekamen Würstel mit Senf und schrieben weiter an unseren Projekten

Spruch des Tages: Wir sind im Grunde genommen alle nur Diener der Natur!

Höhenmeter: 16 m Tagesetappe: 23 km Gesamtstrecke: 18.591,27 km Wetter: bewölkt und regnerisch Etappenziel: Gemeinderaum des Pfarrhofs, Plattling, Deutschland

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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