Tag 1170: Das Ende der Geburtstagswoche

von Heiko Gärtner
23.04.2017 20:17 Uhr

16.-17.03.2017

Die letzten Beiden Tage verliefen wieder einmal recht ereignislos. Gestern kamen wir nach einer angenehm ruhigen und entspannten Wanderung in einem kleinen Ort an, in dem wir sofort einen Platz bekamen. Zum ersten Mal seit Wochen begegneten wir dabei sogar einer lockeren und lustigen Rathaussekretärin, die ehrliches Interesse zeigte, scherzte und freundliche Witze machte. So viel Leben in einer einzigen Person waren wir schon fast gar nicht mehr gewohnt.

Heute hatten wir in dieser Hinsicht hingegen etwas weniger Glück. Wir erreichten die erste Stadt gerade zur Mittagspause und mussten dann noch drei Ortschaften weiter, bis man uns schließlich ein altes, verschimmeltes und halb verfallenes Haus zur Verfügung stellte. Als sich Heiko auf die Toilette setzte zerbrach dabei erst einmal die Klobrille in zwei gleichgroße Teile. Das gute daran ist, dass man sonst keine Möbelstücke aus Versehen beschädigen kann, da es außer ihr keine gibt. Immerhin ist es hier aber warm und trocken und wir haben sogar eine Badewanne. Damit ist nun auch noch dieser Wunsch der Geburtstagswoche in Erfüllung gegangen. Allerdings eher für mich als für Heiko, denn er saß bereits in der Wanne, als er merkte, dass das Wasser nur im ersten Moment warm war und danach eiskalt wurde. Man musste erst die Heizung neu einstellen und dann noch einmal etwa eine Stunde warten, bis es angenehm warm wurde. Das war für ihn natürlich etwas zu lang. Dafür wurde aber bereits am Mittag ein anderer Geburtstagswunsch erfüllt. Zufällig entdeckten wir auf unserer Karte, dass es in einer Seitengasse ein Schnellrestaurant mit dem Namen „Simpli Kebab and Food“ geben sollte. Wir waren fast schon überrascht, als dies auch tatsächlich stimmte und noch ein bisschen mehr, als wir merkten, dass der Laden noch immer existierte und auch jetzt in diesem Moment geöffnet hatte. Der Besitzer war ein freundlicher Mann türkischen Ursprungs, der uns je einen großen Döner mit scharfer Sauce und eine XL-Portion Pommes schenkte. Ich weiß, das klingt komisch, wenn man bedenkt, dass Pommes und Döner definitiv unter Fastfood fallen, aber nach dem ganzen Dosenfraß der Franzosen fühlten wir uns nun wie in einem Schlemmerparadies.

Durch das Platz-Chaos heute ist uns noch einmal eine Sache aufgefallen, die an unserem momentanen dritten Frankreich-Besuch seltsam ist. Wenn wir eine Ortschaft vor der Mittagspause erreichten, dann gab es fast eine Trefferquote von 100%. Ganz selten kam es vor, dass wir dann einmal abgelehnt wurden. Verpassten wir die Vormittagsöffnungszeiten jedoch und mussten bis nach der Mittagspause warten, ging es danach fast immer schief. Dann kamen sie mit Ausflüchten und Entschuldigungen, warum gerade sie nicht in der Lage waren, uns zu helfen. Das zog sich dann meist für zwei oder drei Ortschaften durch, bis es wieder kurz vor Feierabend war. Wenn wir dann einen Ort erreichten, war die Trefferquote ebenfalls fast wieder bei 100%. Wie also konnte es sein, dass die Menschen dazwischen so viel weniger hilfreich waren? Der Charakter eines Menschen ändert sich ja normalerweise nicht alle paar Stunden. Es muss also irgendwie an uns liegen. Die Frage ist nur, woran?

Spruch des Tages: Nun ist die Geburtstagswoche auch schon wieder rum!

Höhenmeter: 160 m Tagesetappe: 39 km Gesamtstrecke: 21.438,27 km Wetter: sonnig und frühlingshaft, teilweise mit kaltem Wind Etappenziel: Städtische Jugendherberge, 72500 Jupilles, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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