Tag 1243: Das Ruhrgebiet von England

von Heiko Gärtner
14.09.2017 03:16 Uhr

30.05.2017

Nach den einsamen Bauern- und Schäferdörfern von Wales kommen wir nun in das zentrale Industriegebiet von England. Dass dies nicht der schönste Teil des Landes werden würde, war bereits anhand der Karte abzusehen, und unsere Befürchtungen wurden nicht enttäuscht. Die gesamte Gegend um Manchaster und Liverpool herum war früher einmal ein bedeutsames Kohleabbaugebiet, in dem es nun ähnlich wie in unserem ruhrgebiet nichts mehr zu holen gab. Dennoch waren die Städte und Dörfer noch immer auf die Bedürfnisse großer Arbeiterkollonien ausgelegt, was nicht besonders hilfreich war, wenn man hier wandern wollte.Wohin wir auch kamen, um uns herum herrschte ein stetiges Verkehrs- und Industriechaos und eine Stadt schien hässlicher und lebensfeindlicher als die nächste zu sein. Der geamte Verkehr wurde noch immer mitten durch die Ortskerne geleitet und der Asphalt schien sogar noch einmal schlechter geworden zu sein.

Nach einiger Zeit erreichten wir jedoch einen Radweg, auf dem wir uns wie über einen geheimen Schleichpfad mitten durch das Chaos bewegen konnten, ohne selbst wirklich Teil davon zu werden. Es war ein wahrer Segen, der nur leider die dumme Angewohnheit hatte, uns am Ende wieder irgendwo rauszuwerfen. Schon standen wir wieder mitten auf einer Kreuzung in einem kleinen Dorf, das von der Verkehrsflut buchstäblich zugrunde gerichtet wurde. Ohne die Straße wäre es eigentlich recht schön gewesen, aber so waren wir nur froh, uns in die Kirche zurükziehen zu können, in der wir heute einen Schlafplatz gefunden hatten. Bei unserer Ankunft wurde gerade eine Beerdigung abgehalten und wir kamen gerade noch rechtzeitig, um etwas vom Leichenschmaus abzubekommen, der irritierender Weise aus einem XXL-Tablett mit Fertig-Sandwiches bestand. Kein Witz, man holt sich hier sogar für eine Beerdigung einfach ein vorgefertigtes Blech mit belegtem Toastbrot aus dem Supermarkt und verteilt dies unter den Gästen.

Spruch des Tages: .Die moderne Industriegesellschaft ist ein selbstmörderischer Prozeß. Ich würde sagen, es ist eine fanatische Religion. Eine messianische Bewegung, die ausgeht von dem sinnlosen Glauben, die Erde sei nicht perfekt, wir müßten sie verbessern. Und der Schlüssel zum Heil sei die Technik. José Lutzenberger

Höhenmeter: 50 m

Tagesetappe: 22 km

Gesamtstrecke: 22.746,27 km

Wetter: bewölkt

Etappenziel: Hotelzimmer, in der Nähe von Lower Peover, England

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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