Tag 1342: Was ist eigentlich Heimweh?
Fortsetzung von Tag 1341:
Die Hälfte der Strecke hatten wir heute einen Wandergefährten, oder besser einen Radlergefährten. Es war ein junger Mann, der vor acht Jahren nach Australien ausgewandert war, gerade seine Familie und seine Freunde besuchte und an seinem letzten Tag noch einmal sein Heimatland mit dem Rad durchstreifen wollte.
Was seine Meinung zu diesem Heimatland anbelangte, war er äußerst geteilt. Auf der einen Seite freute er sich immer wieder auf die grünen Hügel und die weiten Wege durch die Natur. Die Farbe Grün war in Australien, zumindest in Melbourne, also in dem Bereich in dem er lebte, eher eine Mangelware. Dafür regnete es dort natürlich auch keine 300 Tage im Jahr, wie es hier an einigen Orten der Fall war. 300 Tage Gesamtregen! Könnt ihr euch das vorstellen?
Er befand sich spürbar in der gleichen Zwickmühle, die auch wir vor unserem letzten Deutschlandbesuch durchlebt hatten. Auf der einen Seite wusste er um die vielen Nachteile seines Landes und er war sich auch durchaus bewusst, dass es neben der hübschen Australierin, die ihn nach Down-Under verschlagen hatte durchaus weitere Gründe gab, warum er das Land verlasen hatte. Auf der anderen Seite spürte er aber auch, dass in Australien auch nicht alles Milch und Honig war und dass der Ortswechsel alleine ihn nicht glücklich machte. Also begann er Irland auf ein Podest zu stellen, in dem alles besser, schöner und einfacher war als in Australien. Er wusste dass es nicht stimmte und er war sich vollkommen im Klaren darüber, dass sein Leben unendlich viel komplizierter und anstrengender werden würde, wenn er hier her zurück kehrte. Aber irgendetwas in ihm, löste dennoch diesen Impuls aus.
Fortsetzung folgt...
Spruch des Tages: Nur weil man an einem Ort geboren wurde, muss man dort nicht zwangsläufig zuhause sein.
Höhenmeter. 140 m
Tagesetappe: 19 km
Gesamtstrecke: 25.330,27 km
Wetter: trübe, grau und regnerisch
Etappenziel: Privates Gästezimmer, Château-Gontier, Frankreich