Tag 1350: Our Lady´s Island – Unsere letzte Sehenswürdigkeit in Irland
19.08.2017
Heute war es dann soweit. Unser letzter Tag auf den Inseln war gekommen und vor uns lag die längste Fährfahrt unseres bisherigen Lebens. Wir verabschiedeten uns von Pater John und machten uns auf jenen Pilgerweg, der bald einmal das Finale von Johns neuer Pilgerroute bilden sollte. Ziel war die Halbinsel mit dem klangvollen Namen „Our Lady´s Island“ - „Die Insel unserer Herrin“.
Der erste Teil der Strecke war tatsächlich ein schöner Pilgerweg. Er war abgeschieden, und führte auf kleinen Sträßchen durch ein ruhiges Hinterland. Kurz vor seinem Ende hatten wir eine kurze und etwas unwirkliche Begegnung mit einer jungen Frau, die aus dem Auto sprang, und eine Wasserflasche schenkte, den restlichen Weg beschrieb und wieder verschwand. Von ihrem ganzen Auftreten, ihrer Art und ihrer inneren, wie äußeren Erscheinung, schien sie wie eine Art Werbeträger für ein ruhiges, sesshaftes Leben auf dem Land am Meer zu sein. Heiko kam es so vor, als wollte sie sagen: „Schau mal, ist es nicht doch besser, eine ganz normale Beziehung hier im idyllischen Süden von Irland zu führen, mit allen Sicherheiten, mit einem schönen, ruhigen Hof in entspannter, ruhiger Atmosphäre und mit einer adretten, hübschen Frau ohne Extravaganzen?“
„Wieso habe ich nur das Gefühl,“ meinte Heiko später, „dass uns hier alles ein schlechtes Gewissen machen will? So als wollte uns gerade alles verunsichern und in eine andere Richtung verführen, obwohl wir uns doch längst entschieden haben.“
Tatsächlich geschah auch dies nicht umsonst, denn es bildete die Grundlage für eine wichtige Inspiration, die Heiko einige Tage später in den Grundstock für ein neues Buch einfließen lassen konnte.
Wir folgten der Beschreibung der jungen Frau und bogen in die letzte Straße nach „Our Lady´s Island“ ein. Zu unserer Überraschung war diese Straße nun plötzlich voll befahren und ganz und gar nicht mehr schön. Auch das Pilgerziel selbst war mehr als nur enttäuschend. Es gab nichts weiter zu sehen, als eine flache, grüne Wiese, die von drei Seiten von einem See umgeben war, und auf der die letzten Reste einer Burgruine standen. Zu sehen waren lediglich noch ein paar Mauerreste und ein verfallener Turm. Das alles war nicht hässlich, aber es rechtfertigte auch den Andrang nicht, der hier herrschte und vor allem nicht den Verkehr.
Der Hafen von Rosslare
Zwei Kilometer weiter wurde es wieder Ruhig, als wäre nichts gewesen. Von hier aus waren es nun nur noch 7km bis zum Hafen von Rosslare. Das schöne war, dass man fast bis zur Fähre gehen konnte, ohne dabei eine Hauptstraße nutzen zu müssen. Leider nur fast, denn das letzte Stück des Weges war durch ein paar große Tore versperrt worden. Wenn man die Dinge hier nicht kompliziert machen konnte, war man eben nicht glücklich.
Rosslare-Harbour war eine eher niedliche Kleinstadt. Nicht schön natürlich, wo käme man denn dahin, aber durchaus winzig. Es gab nur eine einzige Straße, die direkt zur Fähre führte und an der ein einzelnes Einkaufszentrum lag. Da wir leider noch keine Nahrungsvorräte hatten auftreiben können, mussten wir nun doch die 16€ Opfern, die wir von Pater John zu diesem Zweck bekommen hatten und ganz normal im Supermarkt einkaufen.
Spruch des Tages: Wir fahr´n heut übers Meer, übers Meer...
Höhenmeter 70 m
Tagesetappe: 10km
Gesamtstrecke: 25.488,27 km
Wetter: sonnig, warm
Etappenziel: Winzige Wohnung eines Theologiestudenten, Chinon, Frankreich