Tag 1365: Raumakustik
10.09.2017
Es mag komisch klingen, aber es gab heute eine Sache, die uns mehr als alles andere in Faszination und Begeisterung versetzt hat. Es war der Moment, in dem wir nach einer kurzen und entspannten Wanderung, den ersten Schritt in unser neues Schlafquartier setzten. Normalerweise achtet man nicht besonders intensiv darauf, wie sich die Geräusche verändern, wenn man einen Raum betritt. Das erste Mal war uns diese Veränderung aufgefallen, als wir vor einigen Jahren mit der Blindentour unterwegs waren, und die Welt ohne unseren Sehsinn wahrnehmen durften.
Damals hatten wir zum ersten Mal so richtig bewusst gemerkt, dass sich die gesamte Hintergrundakustik, die wir ununterbrochen wahrnehmen extrem stark verändert, je nach dem ob man sich im Freien, oder in einem Raum aufhält. Geübte Blinde können nur aufgrund dieser Tatsache sofort beim Betreten eines Raumes erkennen, wie groß er ist, auf welche Art er eingerichtet wurde und vieles mehr. Vor der Tour war uns dies immer wie ein Hexenwerk vorgekommen, doch nun da wir selbst darauf achteten, stellten wir fest, dass es ganz offensichtlich und überhaupt nicht schwer zu erkennen war. Dennoch geriet es zunächst einmal wieder in Vergessenheit. Klar nahmen wir auch weiterhin die Raumakustik in unseren unterschiedlichen Schlafräumen wahr und waren nicht selten absolut entsetzt davon, wie schlecht diese war. Doch es waren meist Eindrücke, die mit der Zeit auftauchten, wenn man einen Raum eine Weile in Beschlag genommen hatte.
Schalldämmung – Kleine Maßnahmen für große Erfolge
Heute hingegen war es etwas vollkommen anderes. Man betrat den Raum und spürte es sofort, selbst wenn man keinerlei Vorstellung von Akustik hatte. Augenblicklich kehrte eine Ruhe in einem ein. Alles war plötzlich sanfter, harmonischer, und friedlicher. Es dauerte einen Moment, bis mir klar wurde, was hier los war. Beim Bau dieser Sporthalle, in der wir uns nun befanden, hatte man auf die Innenraumakustik wert gelegt und Decken und Wände mit einer einfachen aber effektiven Schalldämmung ausgestattet. Im Grunde war es nicht mehr als ein paar Bretter, in die man Löcher gebohrt und die man dann an die Wände geschraubt hatte. Dahinter befand sich eine einfache Folie, die Schwingungen der Schallwellen aufnahm und absorbierte. Das ganze hatte man dann noch mit einer Trittschalldämmung im Boden kombiniert und fertig war eine Sporthalle in der man sich von der ersten Sekunde an wohl fühlte.
Der Erfolg war gigantisch. Die Schritte hallten nicht zehn mal durch den ganzen Raum, sondern waren nur ein einziges mal als sanftes Tappen auf dem Boden zu hören. Die eigene Stimme bekam einen ruhigen, leicht gedämpften und dadurch beruhigenden klang, so als würde man eine Gruppe durch eine Traumreise führen. Der Saal wurde früher als Tischtennishalle benutzt und die Tische standen noch immer darin. Heiko ließ einen Ball auf eine der Platten fallen und auch dies versetzte uns in Erstaunen. Erst vor kurzem hatten wir uns gefragt, wie wie je hatten Tischtennis spielen können, wo diese Sportart doch eine der lautesten aller Zeiten zu sein schien. Nun verstanden wir es wieder, denn wenn der Klang des Balls so war, dann verdiente dieser Sport den Beinamen Ping-Pong und musste nicht in so etwas wie Bäng-Boom umbenannt werden.
Es war also möglich! Man konnte Räume und sogar große Hallen so bauen, dass sie angenehm waren und man sich gut in ihnen aufhalten, ja dass man sogar in ihnen zur ruhe finden konnte.
Spruch des Tages: In der Stille liegt die Kraft!
Höhenmeter 55 m Tagesetappe: 32 km Gesamtstrecke: 25.704,27 km Wetter: sonnig und warm Etappenziel: Verlassenes Kloster „La Prée“, Südlich von Saint Ambroix, Frankreich