Tag 686: Meditation um Loszulassen – Teil 2

von Franz Bujor
17.11.2015 21:51 Uhr

Fortsetzung von Tag 685:

Nachdem Heiko das gesagt hatte machte er eine kurze Pause und holte dabei tief Luft, die er anschließend betont kräftig wieder ausstieß. Dann erklärte er: „Atme nun einige Male tief ein und aus und lege deinen Fokus dabei ganz bewusst auf das Ausatmen. Spüre, wie du bei jedem Ausatmen etwas loslässt, das nicht zu dir gehört. Gib dabei alle Energien frei, die sich nicht anfühlen, als wären sie deine eigenen.“

Ich atmete tief und gleichmäßig und spürte, wie sich mit jedem Ausatmen ein bisschen Schwere aus meinem Körper löste. Nach einigen Atemzügen fuhr Heiko mit der Meditation fort: „Genauso klar und bestimmt, wie du die letzten Worte mit seiner inneren Stimme gesagt hast, fährst du nun mit den folgenden fort: ‚Ich löse nun auch mich selbst aus allen Versprechungen, allen Verpflichtungen, allen Bündnissen, Flüchen, Verkettungen, Vernetzungen, Beschwörungen und Abhängigkeiten, die wir beide jemals miteinander eingegangen sind, sowohl in diesem wie auch in allen anderen, früheren oder folgenden Leben. Alle meine eigenen Energien, meine Seelenanteile, meine Lasten, Schulden und Kräfte, die ich an dich abgegeben oder auf dich übertragen habe, alles was zu mir gehört, nehme ich nun wieder zu mir selbst zurück!’“

Wieder machte Heiko eine Pause und atmete ganz bewusst und gleichmäßig ein und aus, wobei er mir kurz erklärte: „Lege nun den Fokus auf das Einatmen und sauge dabei alles an Energien in dich auf, was zu dir gehört.“

Nach der kurzen Pause, in der wir uns aufs Atmen konzentrierten und unsere energetischen Anteile zu uns zurück holten, fuhr Heiko fort: „Schaue dir nun die Seele noch einmal genau an, die dir gegenüber hier im Raum steht. Dabei betrachtest du mit deinem inneren Auge all die Verstrickungen, die zwischen euch herrschen. Welche Kordeln führen von dir selbst zu Paulina und zurück? Wie sehen sie aus? Wie fühlen sie sich an? Sorgen sie für einen Energieaustausch oder zwacken sie nur Energie ab? Schränken sie dich in deiner Freiheit ein? Fühlt es sich unbequem an, diese Verbindungskordeln zu haben? Was für Arten von Kordeln gibt es? Ranken, Schnüre, Lianen, Ketten, Drähte, Nabelschnüre, Seile, Bänder, Wurzeln? Wo setzen sie bei dir an und wo führen sie hin? Wie sind sie in deinem Körper befestigt?“

Aufmerksam betrachtete ich mich selbst wie ich in diesem Raum stand. Zunächst konzentrierte ich mich dabei auf die Begegnung mit Paulina. Es gab einige Schnüre und Kordeln, die uns verbanden und die meisten von ihnen fühlten sich überhaupt nicht gut an. Sie waren dunkel und verworren und wirkten so wie sie da waren weder natürlich, noch gesund, noch hilfreich. Ähnlich war das Bild, als ich mich einige Zeit später auf die Verstrickungen zwischen mir und meiner Mutter konzentrierte. Nur war es hier noch einmal um einiges dichter und verworrener.

„Beginne ganz oben bei deinem Kopf“, fuhr Heiko fort, „und scanne dann nach und nach die komplette Vorderseite deines Körpers, um keine der Kordeln zu übersehen. Wandere mit deiner Aufmerksamkeit an deiner Stirn herab, über dein Gesicht, deinen Hals, deine Schultern, Arme und Hände, deine Brust, deinen Bauch, deine Beine bist hin zu deinen Füßen. Nimm dabei jede Verstrickung, jede Kordel, jeden Energieschlauch wahr und spüre in ihn hinein, wie er sich anfühlt. Dann beginnst du erneut bei deinem Kopf und scannst nun deine Körperrückseite. Über den Hinterkopf gleitest du mit deiner Aufmerksamkeit hinab zu deinem Nacken, deinen Schultern, deinem oberen und unteren Rücken, der Hinterseite deiner Arme, über deinen Hintern die Beine und die Waden hinab bis zu deinen Fersen. Mach dir dabei bewusst, dass diese Kordeln nicht die Verbindung über die Liebe sind. Es sind Verstrickungen, die sich auf der energetischen Ebene manifestiert haben, weil es auf der zwischenmenschlichen Ebene noch immer Abhängigkeiten, Verurteilungen, Schuldzuweisungen, Verwünschungen und Verzerrungen gibt, die euch beide in Unfreiheit gefangen halten. Es sind wahrscheinlich auch Kordeln dabei die sich angenehm oder zumindest neutral anfühlen, weil sie aufgrund von positiven Verbindungen entstanden sind. Sie sind die Manifestation von Nähe, von Gemeinsamkeit, von Einverständnis, von Bündnissen, Sympathie und ähnlichem. Doch wenn du die andere Seele wirklich loslassen willst, dann ist es wichtig, alle Verbindungen zu kappen. Denn auch die Kordeln, die sich auf den ersten Blick positiv anfühlen, halten euch aneinander gefesselt und sorgen so langfristig für Unfreiheit. Sie bestehen zu lassen ist das selbe, wie in alten Erinnerungen zu schwelgen und darin zu versinken, weil man das Vergangene für besser hält, als das Gegenwärtige. Lass die Seele in Frieden gehen und löse alle Verbindungen. Erst dann ist die wahre, göttliche Verbindung der Liebe wieder vollkommen frei und kann zu einem Wachstum für euch beide führen. Frage dich daher selbst die folgende Frage: ‚Bin ich bereit, alle Verstrickungen und Verbindungen zwischen mir und Paulina zu lösen?’ Wenn ja, dann schaue nun, was die Kordeln benötigen und was du benötigst, um sie lösen zu können.“

Ich musste schmunzeln, denn ich wusste genau, dass dies der Moment war in dem in Heikos geistigem Bild wieder Bob der Baumeister auftauchte und sich fleißig ans Werk machte um die Kordeln zu lösen. Mein eigenes Bild war nicht ganz so deutlich. Einige Kordeln durchtrennte ich mit einer Schere, andere mit einem Messer oder einer Säge. Ich weiß noch, dass einige Krafttiere kamen, um mir dabei zu helfen. Ein Mäusebussard schnappte sich einige Kordeln mit seinem Schnabel und rupfte sie einfach heraus. Die Wunden, die dabei teilweise entstanden deckten wir mit Torfmoos ab, wodurch sie innerhalb von Sekunden wieder heilten. (Vorsicht, das Zeug ist zwar wirklich eine großartige, natürliche Wundabdeckung, doch so schnell heilt man dadurch normalerweise nicht. Aber ich war ja in einer Meditation.)

Jede Kordel, die ich bei mir löste, löste ich auch bei Paulina, bzw. bei meiner Mutter. Anschließend gab ich die Kordeln in ein helles Feuer, wo sie schmolzen und sich in reines Licht verwandelten, das dann in meiner Lichtsäule nach oben aufstieg um zurück zur Quelle zu gelangen. Nach und nach wurde das Wirrwarr aus Verstrickungen immer lichter und mit jeder gelösten Kordel fühlte es sich freier und leichter an.

Wie aus einer anderen Dimension hörte ich Heikos Stimme: „Löse die Kordeln und Verstrickungen liebevoll, aber sorgfältig und achte darauf, dass du alle erwischt. Denke daran, dass du den anderen dadurch nicht verlierst, sondern dass du eure beiden Seelen befreist. Dieses Loslösen von einander geschieht in bedingungsloser Liebe. Es ist ein Weg um dich selbst und deinen Gegenüber zu befreien und um euch beiden zu zeigen, dass die Seelen selber wichtiger sind, als die Beziehung, die zwischen euch herrscht.“

Er machte eine Pause bis wir beide all unsere Kordeln gelöst hatten. Dann fuhr er fort: „Bitte nun deine Helferwesen, all die Krafttiere, Heiler, Geister, Spirits, Ahnen, Engel und Hüter, die dir am nächsten stehen und zu denen du den direktesten und vertrauensvollsten Kontakt hast, dir bei dem Lösungsprozess zu helfen. Bitte sie, noch einmal nachzusehen und alles zu lösen und zu befreien, das du mit deinem inneren Auge vielleicht übersehen hast, oder das du selbst nicht lösen konntest. Gib dich dabei vollkommen dem Vertrauen hin und lasse alles los, was du innerlich noch im Zusammenhang mit Paulina festhältst.“

Wieder folgte eine kurze Pause, in der ich mich einfach fallen ließ und die Spirits und Geister bat, alles zu lösen, was es noch zu lösen gab. Eine direkte, klare Vorstellung von einem Krafttier oder einem bestimmten Wesen kam dabei nicht. Es war mehr ein vages Gefühl. Anschließend erklang wieder Heikos Stimme, die ihn selbst und mich nun durch den letzten Teil der Meditation leitete.

„Spüre nun, wie der Raum in dem du mit der anderen Seele stehst von einem silbernen, glitzernden Licht durchflutet wird. Es erfüllt dich selbst genau wie Paulina, den Raum an sich und jeden, der noch anwesend ist. Ihr badet nun gemeinsam in einer Flut aus schillerndem, glitzerndem, silbernen Licht. Es fühlt sich an, wie unter einer Dusche oder unter einem Wasserfall und ihr werdet auf allen Ebenen eures Seins vollkommen durchspült und durchleuchtet. Jede Zelle wird mit dem silbernen Licht erfüllt, angefangen bei deinen Haarspitzen, deinem Kopf, dem Gehirn, dem Gesicht und dem Hals, über Schultern, Nacken, Brust, Arme und Hände bis hinab in deinen Bauch. Das silbern glitzernde Licht durchströmt all deine Organe, deinen Magen, deine Leber, deinen Darm, deine Nieren und alles, was es sonst noch gibt. Es fließt weiter hinunter in den Unterleib, in deine Beine, Knie und Füße, bis in die vordersten Spitzen deiner Zehen. Dieses Licht ist das Licht der Reinigung und der Befreiung und es wäscht dich nun von oben bis unten, so dass alle alten Energien aus dir herausgespült werden. Ebenso geschieht es auch mit Paulina und jedem der noch in deinem Raum ist. Und auch mit dem Raum selbst. Alles Alte wird befreit und gelöst, so dass es in deiner Lichtsäule nach oben aufsteigen kann um wieder zur Quelle zurückzukehren. Und während es das tut spürst du, wie du selbst immer heller, immer klarer, immer strahlender wirst, genau wie dein Gegenüber. Alles, was nicht in Liebe war, das Abhängigkeit, Enge, Begrenztheit, Ärger, Unfrieden, Trauer, Scham, Schuld, Neid, Eifersucht oder Enttäuschung erzeugt hat, ist nun gelöst und steigt frei und leicht zur Quelle allen Seins auf. Alles ist nun befreit und gelöst.

Spüre in dich hinein und fühle den Zustand absoluter Klarheit, Reinheit und Freiheit. Noch immer strahlst du vor silbernem Licht und funkelst selbst durch das Strahlen der kraftvollen Reinigungsenergie. Und in dieses Licht lädst du nun noch ein zweites, wichtiges und kraftvolles Licht ein. Das violette Licht des Wandlungsfeuers. Auch dieses flutet dich und dein Gegenüber komplette von oben bis unten und durchstrahlt jede einzelne Zelle. Der ganze Raum wird erfüllt vom violetten licht und strahlt nun sowohl in glitzerndem Silber als auch im kräftigen Violett.

Das violette Licht durchstrahlt nun alle deine Zellen, Shakren und jede energetische Ebene deines Seins mit all ihren Körpern. Es strahlt nicht nur, es pulsiert. Es ist ein kraftvolles, intensives Pulsieren in einem angenehmen Rhythmus. Dieses Licht der Verwandlung wandelt nun alles, was vom silbernen Licht gelöst wurde, wieder in seinen Urzustand zurück und formt es zu reiner Liebe. Alles, was in dir, in Paulina und sonst in diesem Raum gelöst wurde, wird verwandelt und transformiert. Es verlässt eure Körper und all eure Seins-Ebenen um zur Quelle zurückzukehren, wo es wieder zu reiner, bedingungsloser Liebe wird. Schau zu, wie es in deiner Lichtsäule nach oben aufsteigt, immer höher und höher, bis es schließlich eins mit der Urquelle wird.

Das silberne und das violette Licht, fließen nun zurück zu Mutter Erde. Ihr Strahlen sinkt tiefer und tiefer, bis es den lebendigen Erdkern erreicht und sich dort mit ihm vereinigt. Und während dies geschieht, fließt das weißgoldene Licht der Urquelle, der Schöpfung selbst, der bedingungslosen Liebe von oben auf euch herab. Es durchflutet den Raum und erfüllt dich genau wie dein Gegenüber. Das klare, weiße licht mit dem goldenen Schimmer durchflutet alles bis ins kleinste Detail und wird dabei immer heller, klarer und leichter. Gibt dich diesem Licht einfach hin und spüre, wie du dich vertrauensvoll darin baden lässt.

Und während du dich in diesem Licht baden lässt, wirst du selbst mehr und mehr zu einer Gestalt aus weißgoldenem Licht. Lass es einfach zu und vertraue dem Licht, das nichts anderes ist als bedingungslose Liebe. Schaue auch Paulina an, die ebenfalls immer mehr zu einem Wesen aus reinem, weißen Licht wird. Ihr seht euch nun beide als das, was ihr wirklich seit: Reine, bedingungslose, göttliche Liebe. Erhebe nun noch einmal deine innere Stimme und sage ihr in klaren, kraftvollen Worten: ‚Ich danke dir herzlich für alles, was wir gemeinsam erlebt haben. Danke für die gemeinsamen Erfahrungen, für die gemeinsame Wegstrecke und für jede gemeinsame Minute. Immer mehr weiß und begreife ich nun, dass wir auf Ewig in Liebe verbunden sind. Das wir immer in Liebe verbunden waren und auch immer in Liebe verbunden sein werden.’

Liebe lässt frei! Ohne Liebe kann es keine Freiheit geben und ohne freilassen, können wir die Liebe zwischen uns nicht mehr erkennen. Fühle die Liebe, die du für die Seele, die dir gegenüber steht empfindest und wenn du bereit bist, dann sage ihr mit deiner inneren Stimme die folgenden Worte: ‚Ich liebe dich! Und ich lasse dich frei! Ich lasse dich von nun an deinen eigenen Weg gehen! Ich segne dich und deinen Weg! Und möge auch mein Weg gesegnet sein! Ich freue mich, dich irgendwann einmal wieder zusehen, sei es nun in diesem, oder in einem anderen Leben! Ich entlasse dich nun aus meinem Leben und lasse dich frei ziehen, wo immer du auch hinziehen willst. Gehe in Liebe! Ich danke dir für alles!’“

Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sowohl Paulina als auch meine Mutter als weiße Lichtgestalten vor mir standen und wie auch ich nur noch aus reinem, weißem Licht bestand. Ich spürte eine tiefe Verbundenheit zwischen uns und eine tiefe Dankbarkeit für unseren gemeinsamen Weg. Ich nahm meine Mutter in die Arme und drückte sie fest an mich. Es fühlte sich gut an, ehrlich, herzlich und voller Wärme. Auch sie umarmte mich zum Abschied. Dann traten wir beide einen Schritt zurück und ich sah zu, wie sie durch eine Tür im Raum verschwand. Anschließend umarmte ich auch Paulina und sah dann, wie sie den Raum durch eine weitere Tür verließ. Es fühlte sich rund an und ich merkte, dass ich beide nun leicht und mit Freude gehen lassen konnte. Ich spürte auch, dass es kein echter Abschied war, im Sinne einer endgültigen Trennung. Es gab noch immer eine Verbundenheit und die saß nun tiefer als alle Verbindungen, die wir zuvor gehabt hatten. Einen Moment lang schaute ich noch auf die beiden Türen, die verschlossen waren, aber dennoch beide einen spalt weit aufstanden, so dass das Licht der bedingungslosen Liebe durch sie hindurch in diesen Raum fallen konnte. Ich spürte noch einmal nach und ließ den Abschied auf mich wirken. „Ich wünsche euch alles Gute auf euren Wegen!“ sagte ich in Gedanken, „Ich wünsche euch, dass all eure Wege von Liebe und Freiheit erfüllt sind!“

Aus weiter Ferne hörte ich Heikos Stimme, die die Meditation mit einem kraftvollen Satz beendete: „So sei es!“

Einige Sekunden blieben wir noch liegen, dann öffneten wir langsam die Augen und rappelten uns auf.

Fortsetzung folgt...

 

Spruch des Tages: In der Liebe sind wir untrennbar miteinander verbunden

 

Höhenmeter: 730 m

Tagesetappe: 39 km

Gesamtstrecke: 12.250,27 km

Wetter: sonnig und warm

Etappenziel: Gemeindesaal im Pfarrhaus, 87073 Oriolo, Italien

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Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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