Tag 818: Abschied vom Mittelmeer

von Heiko Gärtner
31.03.2016 01:28 Uhr

21.03.2016 Griechenland war sicher kein Land, in dem man locker uns leicht hätte überwintern können. Aber es ist definitiv ein Land von absoluter Schönheit! Nach nur wenigen Kilometern ins Landesinnere verschwand sämtlicher Verkehr von den Straßen und wir wanderten alleine durch eine malerische und wilde Berglandschaft. Natürlich war es hier wieder deutlich anstrengender als auf der italienischen Flachebene, aber das war es definitv wert! Auch das Wetter war nun ganz auf unserer Seite und schenkte uns einen Tag voller Sonnenschein. Auf den kleinen Forstwegen durften wir sogar schon wieder eine kleine Ringelnatter sehen, während über uns mehrere Mäusebussarde kreisten. Ihre lauten Schreie vermittelten sofort dieses tiefe Gefühl von Freiheit und Wildheit, das wir in Italien so sehr vermisst hatten. Was immer uns die Zeit hier auch bringen mochte, es tat gut, wieder hier zu sein.

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Der Tag brachte jedoch auch einen großen Abschied mit sich. Als wir in der Früh am Stand picknickten wurde uns bewusst, dass wir das Mittelmeer heute für lange Zeit zum letzten Mal sehen würden. Von hier aus führte uns unser Weg durch das griechische Hinterland nach Bulgarien und Rumänien zurück in den Norden. Seit fast zwei Jahren war das Mittelmeer immer wieder ein Begleiter gewesen. Nicht immer konnten wir seine Anwesenheit genießen, aber trotzdem hatten wir es auf seine Art sehr lieb gewonnen. Nun galt es Abschied zu nehmen. Wer weiß, wann wir das nächste Mal wieder auf diesen salzig nassen Freund stoßen würden.

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Nach sechtzehn Kilometern erreichten wir ein kleines Dorf, in dem es erstaunlich viele deutschsprachige Anwohner gab. Zu unserer positiven Überraschung bekamen wir hier sogar einen Schlafplatz im alten Rathaus. Wir konnten noch immer so gut wie kein einziges Wort griechisch und trotzdem erwiesen sich die Menschen als sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Wir bekamen ausreichend zu essen, wurden freundlich aufgenommen und niemand versuchte uns zu belästigen oder stumm anzugaffen. Das waren wir gar nicht mehr gewöhnt, aber er machte ein durch und durch gutes Gefühl. Selbst die beiden Jungs, die mit ihren lauten Quads durch die Straßen heizten und bei uns vor der Tür vorbeischauen wollten, waren erstaunlich freundlich und unaufdringlich. Nachdem sie festgestellt hatten, dass wir nicht mit ihnen sprechen konnten, fuhren Sie wieder davon und machten sogar noch einige beeindruckende Stunts. Fahren auf zwei Rädern, herumsliden auf der Straße und so weiter. Obwohl ihre Gefährte unerträglich laut waren freute man sich trotzdem irgendwie über sie, weil sie selbst so eine unglaubliche Freude daran hatten. Die einzige Schattenseite die unser Tag hatte, bestand darin, dass Heikos Computer mal wieder streigte. Irgendetwas will uns im Moment offenbar wieder einmal ausbremsen und ganz offensichtlich hatte das Problem nichts mit dem Akku zu tun.

Spruch des Tages: Wir sind im Grunde genommen alle nur Diener der Natur

Höhenmeter: 370 m Tagesetappe: 18 km Gesamtstrecke: 14.515,27 km Wetter: sonnig und bewölkt im Wechsel Etappenziel: leeres Schaufenster, 45500 Pedini, Griechenland

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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