Tag 848: Gemeinsamkeiten der Weltreligionen

von Heiko Gärtner
29.04.2016 02:16 Uhr

10.04.2016

Das was gestern die Abbaugebiete waren, war heute dieLandwirtschaft. Das komplette Tal bestand nun wieder aus riesigen Feldern, die kein Ende mehr nehmen wollten. Wir durchquerten zwei Ortschaften und hielten uns ansonsten auf den Feldwegen, bis wir ein kleines Dorf am Fuße der Berge erreichten. Morgen geht es dann wieder hinein ins Gebirge. Noch eingroßer Gebirgszug, dann erreichen wir die griechsche Flachebene, die uns bis kurz vor die bulgarische Grenze begleiten wird. Was unsere Schlafplatzsituation anbelangt hatten wir auch heute wieder Erfolg. Ich musste nur einmal jede einzelne Bar im Ort abklappern, um jemanden zu finden, der meine Sprache sprach, aber dann ergab sich alles von selbst.

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Das einzige, was es heute sonst noch zu erwähnen gibt, sind die Gottesdienste in dieser Region. Erst vor ein paar Tagen haben wir gehört, dass sich die griechischen Pfarrer sorgen machen, ihre gemeinden könnten von den Moslem bekehrt und übernommen werden. Heute haben wir festgestellt, dass diese Sorge vollkommen unbegründet ist. Denn für einen Außenstehenden gibt es ohnehin keinen Unterschied zwischen einem orthodoxen und einem musliemischen Gottesdienst.

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Gestern Abend und auch heute in der Früh wurde in der Kirche auf der anderen Seite des Dorfplatzes die Messe abgehalten. Dies beschränkte sich jedoch nicht auf den Bereich in der Kirche. Stattdessen wurden die Worte des Priesters mittels Lautsprecher durch den ganzen Ort übertragen, so wie es auch bei einer Moschee gemacht wird. Das was aus diesem Lautsprecher klang war aber keine Predigt, so wie wir sie uns vorstellen.

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Es war ein langgezogener, leiernder Singsang, der ganz genauso klang, wie die Gebete der Muhizin. Wir hätten schwören können, dass wir an mehreren Stellen sogar das Wort "Alah" heraushören konnten, obwohl dies natürlich wohl eher eine Einbildung war. Do wenn wir die Kirche nicht gesehen hätten, dann hätten wir schwören können, dass hier eine Moschee in der Nähe sein muss. Es würde uns jedenfalls nicht wundern, wenn die arabischen Flüchtlinge hin und wieder ausversehen in eine Kirche stolperten und sich auf den Boden knieten, einfach, weil sie den Unterschied nicht gemerkt haben. Es spricht ja im Grunde nichts dagegen, dass die unterschiedlichen Religionen mehr oder weniger die gleichen Rituale haben, aber wieso beharrt dann jeder so extrem auf der Unterschiedlichkeit?

Spruch des Tages: So unterschiedlich wie sie immer tun, sind diese Religionen dann doch wieder nicht.

Höhenmeter: 50 m Tagesetappe: 14 km Gesamtstrecke: 14.955,27 km Wetter: sonnig, leicht bewölkt Etappenziel: Mehrzwecksaal der Gemeinde, 62054 Strymoniko, Griechenland

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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