Tag 894: Rosenblütenernte

von Heiko Gärtner
03.07.2016 21:51 Uhr

18.05.2016

Heikos schmerzender Rücken trieb uns bereits früh wieder aus den Federn und so machten wir uns gleich auf unsere heutige Wanderung. Plötzlich schreckte Heiko auf und machte einen Satzt zurück. Im Graben neben ihm hatte sich eine riesige Schlange befunden, die mit hoher Geschwindigkeit nach vorne schoss und dann blitzschnell in einem Loch verschwand, das kaum größer war als sie selbst. Wie sie das machte blieb uns ein Rätsel doch binnen eines Sekundenbruchteils war sie vollständig darin verschwunden.

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Wieder einmal führte uns unser Weg zunächst hauptsächlich durch endlose Weizenfelder. Kurioser Weise gab es zwischen ihnen immer auch kleine Bereiche, in denen die Einheimischen ihren eigenen Weizen anbauten. Anders als ihre gigantischen Nachbarn bestellten Sie das Feld aber nicht mit Hightech-Landmaschinen, sondern mit Hacken, Sensen und Eselkarren. Wenige Meter weiter kamen wir dann an eine ganz neue Form der Landwirtschaft, die wir bisher noch nicht kannten. Auf schier unendlichen Flächen wurden hier Rosen angepflanzt, deren Blättr man zur Herstellung von Duftstoffen brauchte. Auch die Blütenernte wurde dabei wieder vollständig von Sklaven übernommen. Als wir ankamen, saßen Sie gerade für eine Pause im Schatten. Es waren ganze Familien, die hier arbeiteten, vom kleinen Kind bis zur Großmutter. Jetzt, da sie gerade Pause hatten, zeigte sich deutlich, dass es auch in jeder anderen Hinsicht keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen gab. Die Eltern rauchten und betranken sich gemeinsam mit ihren Kindern. Wenig später machten auch wir eine Pause, nur ohne Alkohol, Zigaretten und Rosenblüten. Dafür saßen wir aber in einem kleinen, idyllischen Dorf, das so gar nichts mit dem Sklavenslum oder der Betonstadt zu tun hatte, die wir zuvor gesehen hatten. Hier hatte man wirklich den Anschein als wäre die Welt vor vierhundert Jahren stehen geblieben. Es war leider fast komplett ausgestorben, doch seinen Charm hatte es sich erhalten. In einem Hau gegenüber entdeckte uns ein alter Mann, der sich beim Gehen auf zwei lange Krücken stütze. Sein Gang verriet, dass er starke Schmerzen haben musste und doch humpelte er den ganzen Weg zu uns herüber, um uns kennen zu lernen. Er war ein freundlicher und sympathischer, alter Mann und obwohl wir kein Wort von ihm verstehen konnten, war es doch eine angenehme Begegnung. Er schleppte sich noch einmal zu seinem Haus zurück und kam kurz darauf wieder, um uns je einen Fünfer in der bulgarischen Währung zu schenken. “Für einen Kaffee!” meinte er dann und ächelte breit.

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Hinter dem Dorf hörte undere Straße leider fast vollkommen auf und verwandelte sich in eine reine Offroadpiste. Landschaftlich war dies absolut genial, aber zum Wandern mit den Wagen stießen wir wieder einmal an neue Grenzen. Dennoch schafften wir es schlißlich auf der anderen Seite wieder in die Zivilisation zu gelangen und hier nach langer Suche auch einen Zeltplatz zu finden. Unentdeckt blieben wir dabei nicht, aber der Mann, der uns besuchte war ein höflicher, freundlicher Mensch, der uns in Ruhe zelten ließ.

Spruch des Tages: So schön wie der Duft der Rosen

Höhenmeter: 90 m Tagesetappe: 15 km Gesamtstrecke: 15.767,27 km Wetter: sonnig und warm Etappenziel: Hotel Diana, 9500 General Toschewo, Bulgarien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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