Tiere in Schweden - Die schönsten Tierbegegnungen


Dass es viele außergewöhnliche Tiere in Schweden gibt, ist allgemein bekannt. Neben Elchen und Rentieren leben hier Wölfe, Bären, Luchse, Wildschweine, Rehe, Rothirsche, Hasen, Füchse, Dachse und viele mehr. Obwohl die Artenvielfalt in Schweden im Vergleich zu anderen Ländern eher gering ist, ist das Land doch vor allem für sein Großwild berühmt. Weniger bekannt ist, dass es hier auch giftige Schlangen und allerlei Kleintiere gibt, die sich in den endlosen Wäldern perfekt verstecken können. Andere Tiere hingegen kennen wir eher aus der schwedischen Küche, als aus der freien Wildbahn. Lachse und Forellen zum Beispiel.
Intensive Begegnungen mit Tieren in Schweden
Auch wenn ich hier in den letzten viele nette Menschen kennengelernt habe, so waren die schönsten Begegnungen, die ich hatte noch immer die Begegnungen mit den heimischen Tieren. Schwedens Tierwelt ist durchaus etwas versteckter und schwerer aufzuspüren, als die Tierwelt in vielen anderen Ländern. Aber hin und wieder schenkt einem der eine oder andere Waldbewohner doch einmal eine kurze Begegnung und hinterlässt dabei meist einen umso intensiveren, bleibenden Eindruck.
Die Kamikaze-Schlange
Eine meiner absoluten Highlight-Begegnungen in den letzten Wochen, war das Treffen mit einer kleinen Ringelnatter, die sich gerade auf einer stählernen Brücke sonnte. Als Kaltblüter brauchte sie natürlich jede Wärme, die sie bekommen konnte und da kam ihr die Brücke gerade recht.
Ich sah sie bereits von weitem und zückte vorsichtig meine Kamera, um ein paar Fotos von meiner Sonnenanbeterin schießen zu können. Sie war so damit beschäftigt, Wärme und Energie zu tanken, dass sie mich lange Zeit nicht bemerkte. Erst als ich noch etwa eineinhalb Meter von ihr entfernt war, zuckte sie plötzlich zusammen und wurde sich ihrer eigenen Unaufmerksamkeit bewusst. So schnell sie konnte kroch sie vor mir davon und ich folgte ihr mit der Kamera vorm Auge über die Brücke. Dabei gab es einen kurzen Moment, in dem sie hätte rechts abbiegen müssen, um der Brücke entlang in Richtung Ufer und Unterholz zu gelangen. Vor lauter Hast verpasste sie diesen Moment jedoch und fand sich irgendwann genau in der Mitte der Brücke unterhalb des Geländers wieder. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, was dies bedeutete: Entweder, sie musste sich dem übergroßen, einäugigen Feind mit dem eckigen, schwarzen Gesicht stellen, oder sie musste den Sprung aus zweieinhalb Meter Höhe in den Fluss wagen.
Es war das erste Mal, dass ich im Gesicht einer Schlange echte Emotionen sehen konnte. Sie war in ihrem Dilemma vollkommen hin- und hergerissen und blickte einmal direkt zu mir und sofort wieder in den Abgrund. Dann hatte sie sich entschieden. Mit einem Ausdruck im Gesicht, der soviel sagte wie „Oh mein Gott! Ich hoffe, das geht gut!“ stürzte sie sich die Brücke hinunter ins Wasser. Einen Moment lang trieb sie noch etwas verwirrt mit der Strömung. Dann hatte sie sich wieder gefasst und schwamm so elegant und majestätisch, wie man es von Ringelnattern gewöhnt ist, auf das Ufer zu. Noch ein letztes Mal tauschten wir einen flüchtigen Blick aus und im nächsten Moment war sie bereits zwischen den Wurzeln verschwunden.
Das freche Eichhörnchen
Einige Tage später hatte ich erneut eine schöne Begegnung mit Tieren in Schweden. Ich machte eine kurze Rast an einem Baumstamm, um ein Brot und ein paar Nüsse zu essen, die ich von meinem letzten Gastgeber geschenkt bekommen hatte. Kaum hatte ich die Nüsse ausgepackt, lugte aus dem Baumgipfel gegenüber ein kleines Eichhörnchen heraus. Als es mich sah, schreckte es sofort wieder zurück und verschwand zwischen den Blättern. Aber nur, um sofort wieder nach vorne zu sprinten und ein weiteres Mal zu schauen, wer da in seinem Revier saß. So ging es eine ganze Weile hin und her, bis sich der kleine Frechdachs immer näher zu mir herantraute. Vorsichtig warf ich ihm eine Nuss hin, was er sofort als Angriff wertete und als Grund nahm, wieder hinter den Baum zu huschen.
Und schon lugte er erneut hervor, trappelte vorsichtig näher und versuchte herauszufinden, ob das Wurfgeschoss vielleicht doch gar nicht so gefährlich war, wie es zunächst gewirkt hatte. Mit zwei, drei Sätzen war er bei mir, schnappte sich die Nuss und zog sich wieder in ein sicheres Gebiet zurück.
Der neugierige Elch
Ein weiteres meiner Highlight-Erlebnisse im Zusammenhang mit schwedischen Tieren hatte ich vor einiger Zeit bei meiner Wanderung auf einer kleinen Schotterstraße mitten im Wald. Ich bekam einen Anruf aus Deutschland und hielt an, um mich ganz in Ruhe unterhalten zu können. Dabei muss meine Stimme wohl recht weit zu hören gewesen und wie die Waldbewohner ungewohnt gewesen sein. In jedem Fall wurde sie von einem ausgewachsenen Elch mit einem mächtigen Geweih gehört, der sich daraufhin fragte, was wohl der Grund für diesen Tumult sei. Also schaute er nach und streckte seinen riesigen Oberkörper aus dem Gebüsch hinaus auf die Straße. Er befand sich nur etwa 20 m von mir entfernt, doch da es sehr neblig war, nahm ich ihn zunächst gar nicht wahr. Ich quatschte wohl locker noch fünf Minuten weiter und schaute dabei genau in Richtung des Elchs. Erst dann begann ich mich ganz langsam zu fragen, was es wohl zu bedeuten hatte, dass sich der Nebel an der einen Stelle leicht orangefarben von dem der Umgebung abhob. Und plötzlich sah ich ihn dann unverkennbar und schaute ihm genau in die Augen.
„Huch! Da ist ein Elch vor mir!“, erklärte ich meinem Gesprächspartner am Telefon unvermittelt. Es handelte sich zwar um ein Geschäftsgespräch, aber das hatte nun Vorrang!
Eine Weile hörte mir der Elch noch beim Telefonieren zu, dann wurde ihm das Gespräch wohl zu langweilig und er verschwand wieder im Unterholz.
Die träge Blindschleiche und die flinke Kreuzotter
Weniger eine Tierbegegnung als mehr ein darüber stolpern hatte ich kürzlich mit einer Blindschleiche. Auch ihr Problem war, dass sie als Kaltblüter die Sonne braucht um sich bewegen zu können. Nur hatte sie nicht das Glück, einen so sonnenexponierten Platz wie die Brücke von unserer Ringelnatter zu finden. Aus diesem Grund war sie auch nahezu bewegungslos, als ich sie traf. Ich beobachtete sie mit einer Mischung aus Mitleid und Schadensfreude, weil sie ein wirklich skurriles Bild abgab. Sie konnte mich mit ihren Augen genau beobachten und verfolgte mich missmutig, da ich durchaus eine Gefahr für sie hätte sein können. Gleichzeitig konnte sie sich aber keinen Zentimeter weit bewegen. Das musste ein grauenhaftes Gefühl sein. Schließlich entschied ich mich dafür, dass es trotz allem besser war, sie vorsichtig aufzuheben und an den Wegesrand zu setzen. Temperatur technisch machte das keinen Unterschied, aber die Gefahr von Greifvögeln gesehen oder von Autos überfahren zu werden, war hier einfach geringer.
Kurz darauf entdeckte ich eine Kreuzotter, die fast genauso auf dem Weg lag wie zuvor die Blindschleiche. Sofort zückte ich meine Kamera, überzeugt davon, dass ich nun leichtes Spiel mit ihr als Fotomodell haben würde. Aber weit gefehlt! Ihre Fähigkeit, Wärme in sich zu speichern musste deutlich besser sein, als die ihrer Fake-Verwandten. Den als ich ihr ein bisschen zu nahe trat, huschte sie so plötzlich und mit solcher Geschwindigkeit davon, dass ich vor Schreck erst einmal einen Satz zurück machte. Schlangen bleiben eben doch Schlangen und auch wenn ihr Gift wie in diesem Fall nicht sehr gefährlich ist, flößen sie einem durchaus Respekt ein.
Die raffinierten Singvögel
Die letzte, spannende Tierbegegnung der letzten Tage hatte ich ausgerechnet mitten in einer großen Stadt. Ich hatte gerade bei einer Döner-Bude nach Essen gefragt und war von Gruppe freundlicher Albaner auf eine Pizza und eine große Salatplatte eingeladen worden. Sie wollten natürlich erfahren, was die Hintergründe meiner Reise waren und warum ich hier ohne Geld mitten durch die Stadt zog. Während ich erklärte, sah ich, wie vorsichtig ein kleiner Vogel durch die offene Eingangstür hereinblickte und sicher ging, dass ihn keiner der Besitzer sehen konnte. Sobald er merkte, dass er weitgehend unbeobachtet war, huschte er herein und brachte dabei gleich noch drei Freunde mit. Flink flatterten sie unter die Theke und pickten einige Salatreste auf, die heruntergefallen waren. Dann wurden sie etwas dreister und trauten sich, auch Salat direkt aus der Theke heraus zu klauen. Schließlich hüpften sie sogar auf einen Tisch und klauten ein paar Bissen Pizza. Der Plan ging auf. Noch eher sie jemand bemerkte, flatterten sie gut gesättigt wieder zur Tür hinaus. Einen kurzen Moment hatte ich sogar das Gefühl, sie würden mir zuzwinkern, so nach dem Motto: „Du behältst das ja für dich, oder?“
So süß sie auch sind, die Tiere in Schweden, manchmal sind sie wirklich dreist...