Alleine Wandern – Mein weg durch Zentraldeutschland


Hier nun nach langer Zeit wieder einmal ein paar Worte von mir. Da Franz ja nun in Neumarkt, bzw. Postbauer-Heng ist, muss ich wohl erst einmal das Schreiben unserer Reiseberichte übernehmen. Um ehrlich zu sein, ist es schon etwas seltsam, nun ganz alleine wandern zu müssen. Es erinnert mich stark an meine Steinzeit-Tour, auch wenn ich dieses mal nicht im Fellschlafsack unter freiem Himmel schlafe. Hinzu kommt, dass es ja im Moment nicht nur einfach eine Wanderung ist, sondern eben eine Deutschland-Wanderung in Zeiten von Corona, was gewisse neue Herausforderungen aufwirft.
Die ersten Etappen alleine wandern
Nachdem Franz mit meinen Eltern zurück in die Heimat gefahren ist, habe ich meinen Weg weiter in Richtung Norden fortgesetzt. Besonders viel zu berichten gibt es dabei eigentlich nicht. Höchstens, dass ich an einigen wirklich beeindruckenden Bergen vorbeigekommen bin, die vollkommen aus Salz bestanden. Diese sogenannten Kali-Berge sind Abfallprodukte aus dem Kali-Bergbau und erwarten einen hier fast hinter jeder Wegbiegung.
Um mir das Ankommen am ersten Tag nach der Trennung möglichst einfach zu machen, hatte ich mir einen Platz in einer kostenlosen Pilgerherberge reserviert. Leider ging der Plan nicht ganz auf, denn die Herbergsleiterin war eine unmögliche Person, mit der man kaum fünf Minuten des Gesprächs aushalten konnte. Als sie mir dann auch noch eröffnete, dass gegen ihr Versprechen, Ich hätte mein Zimmer für mich alleine, am Abend noch weitere Pilger anreisen würden, stand die Sache für mich fest! Ich drehte mich auf dem Absatz um, und versuchte mein Glück noch einmal im nächsten Ort bei der Kirche. Insgesamt wurde die Wanderung dadurch gute 40km lang, aber dafür hatte ich am Ende wenigstens eine erholsame Nacht.
Der Weg durch Zentraldeutschland
Einige Tage später kam ich an einem Wegweiser vorbei, der mir verriet, dass ich mich nun am exakten geografischen Mittelpunkt von Deutschland befand. Ich war also so weit von jeder Grenze des Landes entfernt, wie es nur möglich war. Wie heißt es so schön: Weiter als bis zur Mitte kann man in ein Land nicht hinein gehen, von da an geht man nur noch hinaus. Man konnte nun also mit gutem Gewissen sagen, dass ich von nun an offiziell auf dem Weg nach Schweden war.
Gibt es Tornados in Deutschland?
Eine Sache, die definitiv noch Erwähnenswert ist, ist, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben einen nicht unbedeutend großen Tornado mitten in Deutschland gesehen habe. Eine Windhose, bei der der Staub vom Boden in den Himmel hinauf gesogen wurde so, wie man es von amerikanischen Filmen her kennt. Hütten und Häuser waren zum Glück nicht dabei, aber es war auch so schon sehr beeindruckend. Und respekteinflößend. Hieß das, dass wir das Wetter inzwischen so weit manipuliert hatten, dass es nun auch Tornados bei uns in Deutschland gab? Oder kamen sie hier schon immer natürlicherweise vor, nur hatte man nie davon gehört, weil sie nicht die Kraft hatten, wie ihre amerikanischen Verwandten? Oder war am Ende alles nur eine Illusion? Gab es womöglich eine ganz andere Ursache für den aufgewirbelten Staub? Ein gigantischer Mähdrescher beispielsweise. Aber wenn dem so war, war dies nicht minder beeindruckend. Schade, dass ich ausgerechnet jetzt alleine wandern musste, sonst hätten wir zu zweit darüber gesprochen und wären vielleicht noch auf einige interessante Aspekte gestoßen.
Spruch des Tages: Man kann nicht weiter als bis zur Mitte in ein Land hinein gehen, ab dann geht man wieder hinaus.
