Tag 910: Probleme mit Therm-a-Rest Mattratzen

von Heiko Gärtner
22.07.2016 00:33 Uhr

07.06.2016 Vor einem knappen Jahr haben unsere Luftmattratzen den Geist aufgegeben, weil sich der Kleber löste, der den Schaumstoff im Inneren mit dem Außenmaterial verband. Ees war, als hätten die Matten eine Art Beulenpest und am Ende hatten wir nicht mehr darauf liegen können. Genau das gleiche war nun mit Heikos neuer Matte ebenfalls wieder passiert. Wieder genau nach einem Jahr dauerhafter Nutzung. Und das, obwohl die Therm-a-Rest Basecamp damit wirkt, die robusteste und langlebigste, selbstaufblasbare Isomatte überhaupt zu sein. Soviel also dazu. Die Ersatzmatte war ja bereits bestellt, doch nun hatte die Basecamp schon solche Beulen bekommen, dass Heiko fast icht mehr darauf schlafen konnte. Wir klapperten daher jeden Laden ab, um einen notdürftigen, vorrübergehenden Ersatz zu finden. Doch leider war dies unmöglich. Das einzige, was wir auftreiben konnten, waren neue Schlappen für mich. Wir fanden sie in einem Billig-Ramsch-Laden für umgerechnet 2€ und genau das waren sie auch wert. Als wir sie auspackten stanken sie so erbärmlich nach giftiger Chemie, dass ich mich kaum traute, sie an meine Füße zu lassen. Aus irgendeinem Grund hatte man sie auch noch mit einem künstlichen Aromaduftstoff versehen, der nach Kirschlippenstift roch. Wie schlimm musste der eigentliche Plastikgeruch sein, wenn man ihn damit hatte überlagern wollen? Zum Glück sollte der Gestank innerhalb der nächsten Woche verfliegen.

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Auch heute wechselte das Wetter wieder im Minutentakt und verhielt sich dabei so untypisch, dass es einfach nicht natürlich sein konnte. Uns fiel auf, dass keines der riesigen Felder eine Bewässerungsanlage hatte. Wenn das Wetter ein Risikofaktor war, den man nicht beeinflussen konnte, dann war dies für einen Großkonzern der solch riesige Felder hatte, ein Risiko, das an grobe Fahrlässigkeit grenzte. Eine einzige langanhaltende Dürre konnte so Getreide im Wert von mehrstelligen Millionenbeträgen zunichte machen. Welcher Konzern würde so ein Risiko eingehen, wenn er stattdessen auch ein paar billige Gumischläuche verlegen konnte? Nur einer, der das Risiko kalkulieren konnte, weil er etwas weiß oder kann, von dem andere nichts wissen. Auffällig war auch, dass die etwas kleineren Felder stark unter den Wetterschwankungen litten. Ein komplettes Sonnenblumenfeld war einfach einen Hang hinunter gespühlt worden. Den größeren Feldern daneben ging es hingegen ausgezeichnet.

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Am Nachmittag trafen wir zwei Frauen aus England. Eine von ihnen war vor einiger Zeit hierher ausgewandert, die andere war gerade im Urlaub hier, um sie zu besuchen. Das Gesicht der zweiten zeigte deutlich, wie sehr sie über das Leben in Bulgarien schockiert war und dass sie ihre Freundin am liebsten wieder mitgenommen hätte. Zum Übernachten fanden wir dieses Mal einen Nussbaum am Feldrand, unter dem wir unser Zelt aufschlagen konnten. Um Strom zu tanken ging ich dann noch einmal in die Ortschaft, in der Hoffnung, hier eine Bar zu finden. Das einzige was ich jedoch fand war ein winziger Minimarkt, dessen Besitzerin es mir erlaubte, auf einer umgedrehten Bierkist mitten vor dem Getränkeregal zu arbeiten. Es war der mit Abstand ungewöhnlichste Arbeitsplatz, den ich seit langem hatte.

Spruch des Tages: Nicht schon wieder Mattenkrebs...

Höhenmeter: 260 m Tagesetappe: 19 km Gesamtstrecke: 16.117,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz am Straßenrand, 6km hinter 3905 Cahul, Moldawien

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06.06.2016

Als wir aufwachten herrschte strahlender Sonnenschein, doch innerhalb der ersten halben Stunde zog plötzlich eine komplett geschlossene Wolkendecke herauf. Das Ungewöhnliche dabei war, dass die Wolken lange krakenarmartige Auswülstungen nach unten ausbildeten, was sie auf natürliche Weise niemals tun würden. Der Verdacht, dass es sich hier mal wieder um Wettermanipulation handelte, lag also nahe. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten. Am Mittag gab es ein heftiges Gewitter. Dann klahrte es ein wenig auf und am Nachmittag kam bereits die nöchste Gewitterankündigung.

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Bei unserer Wanderun sahen kamen wir wieder einmal an verschiedenen Genfeldern vorbei. Deises Mal waren es Testfelder für Raps, mit 10 verschiedenen Sorten. Langsam beschleicht uns der Gedanke, dass wir nicht einmal im Ansatz eine Vorstellung davon haben, wie viel Gen-Futter wir bereits in unserer Nahrung haben.

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Bei Mais, Soja und Weizen wundert man sich ja schon fast nicht mehr, aber das Raps ebenfalls in so großem Stil dazu gehört, erstaunte mich schon. In den kommenden Wochen sollten wir übrigens noch weit mehr Testfelder sehen. Teilweise gab es hier dann bis zu 50 verschiedene Teststreifen nebeneinander. Lustigerweise waren dabei die Sorten von BASF, Bayer, Monsanto und einigen anderen Firmen alle gemeinsam auf dem gleichen Feld angebaut. Soviel also zu der offiziellen Aussage, dass diese Firmen alle unabhängig von einander wirken und nicht nur Teile eines riesigen Gesamtkomplexes sind.

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Wenn man nun noch bedenkt, dass Europa den kleinsten Teil der Genforschung ausmacht, dass wir die Gennahrung aus China und den USA aber massenweise Importiert bekommen. Wenn man bedenkt, dass sich die Gensamen weiterverbreiten und auf die anderen Felder übergreifen. Wenn man bedenkt, dass all unsere Schlachttiere mit Kraftfutter gemestet werden, das hauptsächlich aus Mais und Soja besteht und definitiv genveränderte Bestandteile enthält, dann dürfte es inzwischen keinen einzigen Bissen mehr geben, an dem nicht zumindest teilweise genetisch herumgespielt wurde. Hoffen wir mal, dass diese Manipulation wirklich so harmlos ist, wie die Großkonzerne behaupten.

Spruch des Tages: Es gibt weit mehr Gen-Food als man denkt...

Höhenmeter: 130 m Tagesetappe: 22 km Gesamtstrecke: 16.098,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz neben einer Müllhalde, kurz vor 807235 Oancea, Rumänien

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05.06.2016

Ohne Rücksicht auf Langschläfer warf uns die Sonne bereits am frühen Morgen aus den Federn, so dass wir bereits zeitig mit unserer Wanderung starteten. Obwohl ich unausgeschlafen war, merkte ich aber, dass ich mich sogar darüber freute, denn der innere Druck für die Buchfertigstellung wurde immer höher. Ich war noch immer mit der Überarbeitung des ersten Teils beschäftigt, schrieb und schrieb und hatte nicht das Gefühl, irgendwie weiter zu kommen. Diese Unentspanntheit wurde mir dann auch den ganzen Tag über permanent gespiegelt. Als ich in einem Minimaarkt nach Essen fragen wollte, wurde ich gleich mit einer ganzen Armee an angestellten konfrontiert, die gerade eine Inventur durchführten. Sie wollten mir helfen und waren auch bereit, uns mit Nahrung zu unterstützen, doch als Gruppe waren sie genauso unstrukturiert, wie ich mich in meinem inneren fühlte und so endete die Aktion in einem völligen Chaos, bei dem schließlich niemand mehr wusste, was er von dem anderen wollte. Plötzlich war mein Zettel verschwunden, auf dem meine Fragesätze auf Rumänisch standen. Eine der Frauen hatte ihn genommen und irgendwo hingelegt. Ich fragte danach und wollte ihn wiederhaben, doch niemand verstand worauf ich hinaus wollte. Es war wie bei einer Pantomimenrunde von Activity, bei der alle wild durcheinander rieten. “Klopapier? Nein Servierten? Nein, einen Brief, will er! Er sucht eine Post! Auch nicht! Vielleicht eine Tischdecke? Nein, er will etwas aufschreiben!”

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Schließlich kam der Chef, schaute mich grimmig an und fragte, was ich denn für ein Problem hätte, dass ich seine Mitarbeiter alle von der Arbeit abhielt. Wäre ich entspannt gewesen, wäre die Sache sicher innerhalb von einer Minute vom Tich und ich hätte mit einem Arm voll Essen nach draußen gehen können. Doch ich war nicht entspannt, sondern vollkommen hektisch, empört und panisch. Ich war wirklich der Überzeugung, dass sie mir meinen Zettel klauen wollten. Als ich ihn schließlich wieder hatte, war ich so froh und gleichzeitig so gereizt, dass ich einfach mit ihm aus dem Laden lief.

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“Warte!” rief mir eine Frau hinterher, “Du hast dein Brot vergessen, und deinen Hut!” Den Rest des Nachmittages wanderten wir durch ein einziges Feld, über das eine immense Seilbahn mit großen Lohren gespannt war. Irgendwo am Ende gab es ein Sandabbaugebiet und aus einem unerfindlichen Grund hatte man die Fabrik zur Weiterverarbeitung rund zehn Kilometer entfernt gebaut. Zelten konnten wir dieses Mal auf einer Wiese an einem Berghang, von der wir einen atemberaubenden Blick über das Tal hatten.

Spruch des Tages: Mit Gelassenheit wäre das nicht passiert

Höhenmeter: 50 m Tagesetappe: 20 km Gesamtstrecke: 16.076,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz auf einer Wiese unterhalb des Ortes, 807137 Tămăoani, Rumänien

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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