Schmerztherapie

von Heiko Gärtner
31.08.2016 20:31 Uhr

Fortsetzung von Tag 932: (Hier geht es zum Gesamtartikel)

Erste Erfahrungen mit den Sanktionen

Es sind nun bereits ein paar Tage vergangen, in denen wir das Sanktionierungssystem täglich durchgeführt haben. Vor allem jetzt am Anfang kommt dabei ganz schön was zusammen. Zum einen merke ich, dass ich noch immer sehr unaufmerksam bin und dadurch viele Fehler und Patzer mache. Ich trete so gut wie in jedes Fettnäpfchen, verliere immer wieder den Überblick, vergesse Dinge, mache sie doppelt, bin hektisch und unkoordiniert, unkonzentriert und komme schnell ins Schludern. Durch die Sanktionen wird mir dabei alles was ich verpatze vollkommen bewusst. Zuvor war es einfach da und ich habe ihm meist keine weitere Beachtung geschenkt. Es war immer einfach der Gedanke „Ups, naja, ist ja nicht wirklich was passiert!“ da und schon verschwand die Situation wieder aus meinem Bewusstsein. Außerdem war immer das Gefühl da, dass die Sachen eigentlich ja gar nicht passiert sind, wenn sie niemand bemerkt hat. Das Gefühl oder die Gedankgen dahingehend sind schon noch immer in mir, nur nützen sie jetzt nichts mehr, da ja nicht Heiko entscheidet, was sanktioniert wird, sondern mein eigenes, höheres Selbst.

Plötzlich bekommt der Satz „Gott sieht alles!“ eine völlig neue Bedeutung. Ich selbst bin Gott und ich bin immer bei mir, so dass mein höheres Selbst jeden noch so kleinen Patzer mitbekommt. Vielleicht ist dies auch die Botschaft, die mir die vielen starrenden Menschen mitteilen wollen, die uns nun schon seit Tagen begleiten. Egal wohin man kommt, man fühlt sich immer beobachtet. Man ist nie allein und da alles eins ist, ist man das ja auch wirklich nicht. Das Dumme an der Sache ist nur, dass ich noch immer Angst vor den Sanktionen habe und durch das Bewusstwerden nun in eine Erstverschlimmerung rutsche. Ich merke, was ich überall für einen Scheiß baue, versuche es zu verhindern, werde dadurch hektisch und baue gleich noch mehr Scheiß. Was mir immer bewusster wird, durch diese neue Art der Herangehensweise ist, dass ich stets auf dem komplett falschen Wege versuche schneller und effektiver zu werden. Ich versuche stets mich zu beeilen, weil ich glaube, nicht genügend Zeit zu haben. Dadurch werde ich jedoch hektisch und unruhig, mache Fehler, verpatze und vergesse die Hälfte und brauche letztlich die doppelte Zeit.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt hier offenbar in der Entschleunigung. Ich werde nicht dadurch schneller, dass ich immer mehr der Zeit hinterher hetze, sondern dadurch, dass ich mir Zeit nehme und alles in Ruhe und Gelassenheit mache. Ich nehme mir nie die Zeit, kurz innezuhalten und genau zu überlegen, was jetzt getan werden muss und wie es am besten geschehen kann. Stattdessen hetze ich immer gleich los und vergesse dann, was ich eigentlich wollte. Das Grundprinzip lautet hier: Erst denken, dann handeln. Wenn ich es schaffe, dies nun auch noch wirklich in meinen Alltag zu integrieren, bin ich ein großes Stück weiter.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Entschleunigung.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Entschleunigung.

Die zweite Sache, die zu einer Häufung der Sanktionen führt ist, dass die Sanktionen und der Bewusstwerdungsprozess zum ersten Mal Heilungsprozesse in mir ansteuern. In der ersten Woche der Sanktionierungen haben wir als eine Sanktion ein 45sekündiges Auspeitschen mit Brennesseln gemacht. Normalerweise sollte das erst ordentlich zwiebeln, dann eine Weile brennen und jucken, wobei die Durchblutung und der Kreislauf angeregt wird und dann wieder abklingen. Bei mir kam es jedoch zu derart heftigen Reaktionen meiner Haut und meines gesamten Organismus, dass ich zunächst einmal einen riesigen Schreck bekam. Überall am Rücken, auf der Brust und an Armen und Beinen entstanden dicke Pusteln und Blasen und meine Haut quoll regelrecht auf, so dass sie wirkte wie die Haut einer Echse oder einer Schildkröte.

Der Grund dafür waren die Immensen Wassereinlagerungen die ich bereits seit geraumer Zeit in meinem Körper hatte. Mir war bereits häufiger aufgefallen, dass meine Füße am Abend sehr stark anschwollen, weil sich das Wasser darin sammelte und auch bei den ersten Sanktionen mit der Rute und der flachen Hand war es schon zu starken Schwellungen gekommen, weil mein Körper das eingelagerte Wasser in die Stelle schoss, die durch den Schlag stimuliert wurde. Der Grund für diese Wassereinlagerungen lag vor allem in einer Kombination aus drei verschiedenen Angstkonflikten, die ich in mir trug. Um das zu erklären muss ich noch einmal ein kleines bisschen weiter ausholen. Ähnlich wie eine gefühlte Todesangst, wie sie durch die Hiobsbotschaften der Medien oder unserer Ärzte ausgelöst werden kann, zu einem Anwachsen unserer Lungenbläschen führt, gibt es auch Konflikte, die eine Wassereinlagerung im Körper verursachen. In der Natur steckt auch hier wieder ein einfaches Prinzip dahinter.

Wenn ein Tier in eine Situation gerät, in der seine Existenz bedroht ist, oder es glaubt, nicht genügend Wasser und Nährstoffe zur Verfügung zu haben, weil beispielsweise eine Dürreperiode angebrochen ist, dann behält der Körper mehr Wasser in seinen Zellen als normalerweise, um von diesem im Notfall zehren zu können. Auch hier gibt es also wieder einen biologisch sinnvollen Nutzen hinter den Symptomen. In meinem Fall wurde die Wassereinlagerung von drei verschiedenen Angstkonflikten ausgelöst. Der erste war der sogenannte Geborgenheitskonflikt, der dadurch entstand, dass ich mich in mir selbst nicht zuhause fühlte. Der zweite war ein Flüchtlingskonflikt, also der Versuch, vor meinen Ängsten und Lebensthemen davon zu laufen und der dritte war ein sogenannter Existenzangstkonflikt. Ich hatte Angst davor, nicht selbstständig leben zu können und so sah ich meine eigene Existenz stets bedroht.

All diese Konflikte waren jedoch nicht aktiv, sondern begleiteten mich auf latente Weise permanent, ohne dass sie mir wirklich bewusst wurden. Sie wurden also nie zu einem akuten Problem um das ich mich kümmern musste, konnten daher aber auch nicht gelöst und geheilt werden. Erst durch das Ritual, durch das ich zu Franz wurde, löste sich der Geborgenheitskonflikt und kam damit theoretisch von der aktiven in die Heilungsphase. Nur hatte ich mich bereits so sehr an die chronischen Wassereinlagerungen in meinem Körper gewöhnt, dass ich mir eine Heilung nicht mehr vorstellen konnte. Erst jetzt, wo die Brennnesseln diese heftigen Hautreaktionen auslösten und mir das Wasser buchstäblich ins Auge schoss, begann ich wieder an eine Veränderung zu glauben. Ich wusste, dass Brennnesseln eine Heilwirkung haben und konnte nun endlich das eingelagerte Wasser, das mit dem Geborgenheitskonflikt in Verbindung stand loslassen. Die Symptome, die zuvor latent und weitgehend unbemerkt geblieben waren, wurden für mich nun sichtbar und fühlbar und durch diese Bewusstwerdung begann mein Körper mit dem ersten großen Heilungsprozess. Er war bei weitem nicht so schlimm wie der von Heiko neulich, bei dem er eine ganze Nacht lang kotzend und scheißend im Wald verbracht hat, doch für mich als Neuling in diesem Bereich war es durchaus ordentlich. Die komplette Nacht hatte ich Schweißausbrüche und fror dabei zeitgleich wie der Teufel in der Arktis. Ich war hellwach, wälzte mich von einer Seite auf die nächste und brachte so gut wie kein Auge zu. Dementsprechend gerädert war ich am nächsten Morgen und dies wiederum führte natürlich dazu, dass ich gleich noch unaufmerksamer wurde, als ich es normalerweise ohnehin schon war.

So entstand in der Folge ein erster Highlight-Tag in Sachen Sanktionierung. Es gab 65 Kniffe, 12 Klatscher, 3 Minuten lang ganzkörperliches Auspeitschen mit Brennesseln und 3 Hiebe mit einer Rute. Die Kniffe, Klatscher und Hiebe waren schnell wieder abgeklungen, doch die Brennesseln spürte ich noch mehrere Tage. Mein kompletter Kreislauf und auch meine ganze Haut reagierten darauf und spielten nun vollkommen verrückt. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es eine Heilungsphase ist, die schon bald abklingen würde und durch die ich insgesamt gesünder, fitter, lebendiger und aufmerksamer werde, hätte ich mir vor Angst in die Hose geschissen. Doch so war es einfach ein unangenehmer Prozess, durch den ich eben hindurch musste und auch wenn ich mir gerade wünschte, dass ich es schon überstanden hätte, freute ich mich darüber dass er da war und dass nun doch endlich mal Bewegung ins Spiel kam. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich jedoch noch keine Ahnung, dass die Brennnesselsanktionierungen bis auf über eine halbe Stunde am Stück ansteigen sollten und dass ich dadurch in noch tiefere Heilungsphasen mit noch heftigeren Körperreaktionen geführt werden würde.

Die Peitschen der Brennesseln brachten die längste Heilungsphase.

Die Peitschen der Brennesseln brachten die längste Heilungsphase.

Der dritte Grund, warum die Sanktionen nun am Anfang besonders groß ausfallen, sind die Altlasten, die nach und nach durchkommen. Vieles habe ich gar nicht heute oder an den letzten Tagen verbockt, sondern schon vor langer Zeit und es kommt nun nach und nach an die Oberfläche. Das vorläufige Highlight in diesem Bereich, waren 50 Ruten-Hiebe am Stück, von denen ein Großteil auf das Konto einer unüberlegten Aktion in Moldawien ging, bei der ich nach einer Wanderung über eine Staubstraße mit meinem T-Shirt über meine Brille wischte um sie zu reinigen. Dass die kleinen Staubpartikel dabei Schlieren in die Gläser reiben würde, hätte eigentlich jedem klar sein müssen, aber in dem entsprechenden Moment hatte ich nicht darüber nachgedacht. Derartige Situationen gibt es in meiner Vergangenheit wie Sand am Meer und es wird sicher noch eine ordentliche Weile dauern, bis sie alle abgebaut sind. Gleichzeitig kam nun aber noch ein neuer Aspekt hinzu. Denn dass mir mein kontraproduktives Verhalten nun bewusst wurde, führte noch nicht dazu, dass ich es deswegen auch änderte. Im Gegenteil, ich hatte sogar nach einigen Tagen das Gefühl, ein größerer Trottel, Tollpatsch und Energieräuber zu sein, als ich es je zuvor in meinem Leben gewesen war.

Heiko konnte mich jedoch beruhigen: „Keine Angst, es ist genauso schlimm wie immer! Es ist dir zuvor nur nie aufgefallen!“ Dadurch, dass mir nun bewusst wurde, dass jede Handlung, die gegen meine Seele verlief, eine schmerzhafte Konsequenz nach sich trug, spürte ich zum ersten Mal, wie oft ich gegen mich handelte. Es ging nicht um ein oder zwei Missgeschicke am Tag, sondern um nahezu jede einzelne Handlung die ich ausführte und jede einzelne Entscheidung die ich traf. Später machten wir auch hierzu noch einige Muskeltests und kamen dabei auf ein absolut erschreckendes Ergebnis.

In 100% der Entscheidungen, die ich von mir aus alleine traf, handelte ich gegen mein Herz und meine Seele. Ich hatte nicht nur das Gefühl, nichts richtig zu machen, ich machte auch wirklich alles falsch, was ich nur falsch machen konnte. Sogar wenn ich kacken ging, hatte ich mir dabei Trotzverhaltensmuster angewöhnt, durch die ich mir selbst Zeit stahl und dadurch gegen mich handelte. Nahezu alles, was ich tat, führte zu einer Sanktion, weil es vollkommen oder zumindest teilweise gegen mein Herz war. Es war also kein Wunder, dass ich mir selbst nicht vertraute. Mindestens genauso erschreckend war jedoch das Ergebnis des zweiten Tests. Hier fragten wir, ob ich das was ich tue wirklich für mich mache, weil ich es vom Herzen her will, oder ob ich es für jemand anderen mache. Auch hierbei kam wieder heraus, dass ich alles für jemand anderen tat. Die Quote der Fremdmotivation lag bei 100%.

Franz nach seiner Brennessel Sanktion

Franz nach seiner Brennessel Sanktion

Bei Heiko lag sie im Vergleich dazu bei 10%. 3% von dem was er machte, machte er nicht für sich, sondern für seine Eltern, 4% für andere Menschen an sich, also für Fremde, Reisekontakte, Leser und ähnliches und weitere 3% machte er für Heidi und mich. Zunächst dachte ich, dass ich einen Großteil noch immer für meine Eltern machte, doch dies war nicht der Fall. 100% von dem was ich tat, tat ich für Heiko. Wie konnte das sein? Erst etwas später kamen wir auf die Antwort. Ich selbst wusste, dass ich keinen Kontakt zu meiner inneren Stimme und meiner Intuition hatte und traute mir deshalb keinen Millimeter weit. Gleichzeitig wusste ich aber, dass Heiko als Mentor und Seher sehr wohl erkennen konnte, was mein wahres Sein war und wie ich mich ihm nähern konnte. Aus diesem Grund hatte ich begonnen, ihn mit meinem höheren Selbst gleichzusetzen.

Meine Schlussfolgerung lautete: Wenn ich Heikos Entscheidungen folge, folge ich damit automatisch auch meinem höheren Selbst. Wenn Heiko wegen etwas sauer ist, ist auch mein höheres Selbst sauer. Die Fehlerquote, die Heiko dabei als Seher für andere hat, liegt bei 0,01%. Eine von tausend Entscheidungen, die er trifft und der ich folge, ist also falsch und damit gegen mein höheres Selbst. Die 999 anderen dienen meinem höheren Selbst. Ich selbst brachte es nicht einmal auf eine einzige richtige Entscheidung von 1000. In gewisser Weise hatte ich meine Intuition damit also outgesourced. Auf ihre verquere Art funktionierte diese Strategie ja sogar, aber sie fühlte sich dennoch weder für Heiko noch für mich in irgendeiner Weise gut an. Es galt nun also zu lernen, meine eigenen Entscheidungen so zu treffen, dass sie zumindest hin und wieder meinem Sein dienten, so dass ich mir selbst wieder mehr und mehr vertrauen und damit auch für mich selbst und nicht für Heiko handeln konnte.

Spannend waren aber vor allem auch die Gefühle, die bei der Sanktionsdurchführung in uns aufkamen. Denn in jedem von uns schlugen zu diesem Thema zunächst noch zwei Herzen. Auf der einen Seite fühlte es sich vollkommen richtig und heilsam an und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass sich bei mir wirklich etwas bewegte und ich anfing, tatsächlich erste Fortschritte zu machen. Auf der anderen Seite hatten wir aber auch alle drei einige Bedenken und in jedem von uns kamen Gefühle auf, die durch das kollektive Gesellschaftsbild ausgelöst wurden, das wir übernommen hatten. Für uns beide war und ist klar, dass Heiko lediglich die Ausführende Hand meines eigenen Gottbewusstseins ist und dass er nichts tut, um das ich ihn nicht ausdrücklich bitte. Und doch ist das Gefühl von Schuld bei ihm stets präsent, weil es uns von der Gesellschaft, bzw. vom Gegner sehr stark eingeredet wurde. Obwohl wir uns ja vollkommen einvernehmlich darauf geeinigt hatten, die Sanktionen einzuführen und er sich zu 100% sicher sein konnte, dass ich damit einverstanden war, kam beim Sanktionieren in ihm immer wieder das Gefühl auf, dass er sich damit Schuld auflastete. Wir haben seit unserer Kindheit stets eingeredet bekommen, dass wir uns alles gefallen lassen müssen. Wir dürfen keine Grenzen setzen und müssen jeden Energieraub zulassen. Wenn man selbst geschlagen wird, kann man das Glück haben, dass ein Rück-Schlag gerade noch so eben akzeptiert wird. Doch wenn uns jemand nervt, bis wir kurz vorm Durchdrehen sind und wie ein HB-Männchen durch die Decke gehen könnten, dann erwartet man trotzdem von uns, dass wir ruhig und gelassen bleiben und diesen suptilen Angriff hinnehmen. Noch herber ist es, wenn der Energieräuber nach außen hin niedlich, mitleiderweckend oder freundlich erscheint. Ein unangenehmer, schlecht gelaunter und hässlicher Energieräuber oder Nervenbolzen, darf in seinem Tun noch einigermaßen gestoppt werden, ohne dass man deshalb den Schmach der Nation auf sich zieht. Ist aber jemand niedlich, kränklich, sympathisch, freundlich oder gar behindert und raubt uns den letzten Nerv, dann lautet die Devise, dass der arme Kerl ja nichts dafür kann und man ihn schon verstehen müsse. Doch ist das wirklich hilfreich?

In meiner Zeit in der Förderschule war es auffällig, wie viele Kinder es gab, die ganz bewusst ihre Behinderung in Kombination mit ihrem Niedlich-Sein einsetzten, damit alle anderen alles taten was sie von ihnen wollten. In anderen Klassen hingegen hatten die Lehrer ein klares System eingeführt, bei dem jede Handlung eine direkte Konsequenz hatte, die unabhängig von Niedlichkeitsgrad knallhart durchgesetzt wurde. Hier waren die Kinder nun plötzlich auch bereit zu lernen und entwickelten Fähigkeiten, die ihnen niemand zugetraut hätte. Ich erinnere mich zum Beispiel noch an einen Jungen im Rollstuhl, der allen Glauben machte, dass er sich nicht selbstständig bewegen könne. Kraft hatte er dafür genug, doch er war der Ansicht, dass er sein Leben weitaus bequemer gestalten konnte, wenn jeder glaubte, dass er seine Hände nicht gut genug koordinieren konnte, um die Reifen seines Rollstuhls zu bewegen. Er bekam daher eine einfache aber wirkungsvolle Aufgabe gestellt, die er jeden Tag aufs neue meistern musste. Beim Mittagessen schob man ihn nicht mehr an den Tisch, sondern an einen Platz, der rund zwei Meter davon entfernt war. Er hatte nun eine gute halbe Stunde Zeit, um diese Distanz zu überwinden und an sein Essen zu gelangen, da für ihn die Mittagspause zur gleichen Zeit endete, wie für alle anderen. Am Anfang wartete er noch, in der Hoffnung, dass ihn irgendjemand zum Essen schieben würde und so verpasste er über mehrere Tage hinweg jedes Mittagessen. Irgendwann jedoch spürte er, dass sein Hunger und sein Appetit größer wurden als sein Ego und seine Faulheit und so rollte er ganz langsam in Richtung Essenstisch. Bei den ersten Versuchen kam er so spät, dass er gerade noch ein oder zwei Löffel abgreifen konnte, bevor sein Teller weggeräumt wurde. Dann wurde er schneller und am Ende war die Distanz in wenigen Sekunden überwunden, so dass er genauso essen konnte, wie alle anderen auch. Zunächst kam dabei auch in uns ein immenses Schuldgefühl und ein Gefühl von Mitleid auf. Immerhin sorgten wir dafür, dass ein körperlich und geistig behinderter Junge, der in seinem Leben ohnehin schon genug durchgemacht hatte, nun auch noch täglich hungern musste, während seine Mitschüler genüsslich aßen. Doch wären wir diesem Mitleid nachgegangen und hätten die Sanktion in Form des Essensenzuges unterbrochen, hätte es keinen Lernerfolg für ihn geben können. Er wäre immer tiefer in die Unselbstständigkeit gerutscht und hätte nie gelernt, dass es durchaus auch Vorteile hat, den Rollstuhl selbst zu bedienen.

Rituale können sehr unterschiedlich aussehen und wirken.

Rituale können sehr unterschiedlich aussehen und wirken.

Tatsächlich ist das Auslassen der Konsequenzen und der Verzicht auf die Sanktionen nur in unserer Gesellschaft möglich, weil wir uns ein soziales Netz erschaffen haben, in dem wir auch dann noch überleben können, wenn wir vollkommen Lebensunfähig sind. Auch hier lassen wir die Sanktionen und Konsequenzen für lebensfeindliches Handeln natürlich nicht wirklich aus. Gott und die Schöpfung lässt sich nicht verarschen. Wenn ich eine Vase vom Tisch werfe, wird sie zerbrechen und die Scherben verteilen sich über den ganzen Boden. Dies ist die natürliche Konsequenz und diese können wir nicht aufhalten. Das einzige was wir durch unsere naturferne Lebensweise erreicht haben ist, dass wir die Konsequenzen hinauszögern , aufschieben und auf eine andere Ebene verlagern, in der wir sie nicht mehr zuordnen können. Dadurch erschaffen wir uns jedoch gleich in doppelter Hinsicht die Hölle auf Erden. Je länger wir die Verantwortung abgeben und uns so vor den Konsequenzen unserer Handlungen drücken, desto mehr sagen wir der Schöpfung, dass sie uns die ausstehenden Sanktionen irgendwann in einem gewaltigen Pressschlag schenken soll, der dann so hart sein muss, dass wir ihm nur noch schwer standhalten können. Wir können uns vor den Konsequenzen unserer Handlungen nicht drücken. Sie müssen kommen, das ist ein Naturgesetz. Wenn wir es versuchen und die Sanktionen nicht bewusst annehmen, dann bekommen wir sie in Form von Krankheiten, Schicksalsschlägen oder ähnlichem direkt von der Schöpfung, also faktisch ebenfalls wieder von uns selbst, da ja alles eins ist.

Hinzu kommt jedoch, dass wir uns durch das Aufschieben der direkten Konsequenzen und Sanktionen Verhaltensmuster antrainieren, die so Lebensfeindlich sind, dass man es kaum glauben kann. Wir können uns durch Alkohol und Drogen sämtlicher Sinne berauben, können zu dumm sein, uns die Schuhe zuzubinden und können sogar aufhören zu essen und zu atmen und doch wird es immer ein Fangnetz geben, das dafür sorgt, dass wir nicht sterben. Es geht soweit, dass wir mit Hilfe von Maschinen künstlich beatmet und ernährt werden können, wenn wir dazu selbst nicht mehr in der Lage sind. Auf den ersten Blick wirkt das wie ein gigantischer Fortschritt. Aber ist es das wirklich? Oder ist es vielmehr so, dass wir uns dadurch zwar vor dem Tod schützen, aber auch davon abhalten, wirklich zu leben? Da keine unserer Handlungen mehr eine direkte, nachvollziehbare Konsequenz hat, können wir so lebensfremd werden, dass von uns am Ende nicht mehr übrig bleibt als ein Zombie. Ich weiß das, denn ich habe ja immerhin lange genug als einer gelebt.

In der Natur spürst du jeden Fehler sofort.

In der Natur spürst du jeden Fehler sofort.

In der Natur kann dies nicht vorkommen. Hier bedeute jede lebensfremde Handlung sofortige Lebensgefahr. Wenn also ein Wolfsjunges damit beginnt, seine Mutter und seine Geschwister ununterbrochen zu pisaken, dann bekommt es dafür von seiner Mutter so sehr eine ins Gesicht gezimmert, dass es ein für alle Mal weiß, dass es dies nie wieder zu tun braucht. Die Mutter tut dies nicht, weil sie ihrem Kind schaden will, sondern weil sie weiß, dass ihr Kind stirbt, wenn es dieses Verhalten weiterhin an den Tag legt. Denn wenn das Wolfsjunge nun mit diesem Verhalten hinaus in die Welt zieht und dabei zufällig an einen Bären gerät, den es aus lauter Übermut ebenfalls zu piesacken beginnt, dann wird dieser nicht lange fackeln und den kleinen Quälgeist mit einem wuchtigen Prankenhieb am nächsten Baum zerschmettern. Anders als wir Zivilisationsmenschen lässt sich die Natur nun einmal nicht verarschen. Wir aber verurteilen die Mutter dafür und sagen, dass sie so nicht mit ihrem Kind umgehen kann. Das gleiche gilt auch für Lehrer und Mentoren. Wenn ein Lehrer versucht, eine Klasse zu unterrichten, die ihm auf der Nase herum tanzt, dann muss er dies hinnehmen und versuchen, sie irgendwie mit sanften Mitteln dazu zu bekommen, dass sie sich freiwillig am Unterricht beteiligen. Warum aber haben die Schüler das Recht, sich selbst und den Lehrer auf diese Weise zu zerstören? Als ich vor vielen Jahren anfing, Pädagogik zu studieren wurden die antiquierten Erziehungsmethoden mit denen unsere Eltern und Großeltern aufgewachsen sind nur noch mit einem herablassenden Lächeln betrachtet. „Damals gab es sogar noch Schläge, wenn jemand nicht richtig spuren wollte! Könnt ihr euch das vorstellen?“

Die neue Form der Pädagogik, die auf ein antiautoritäres Miteinander setzte, bei dem den Kindern keine echten Grenzen mehr gesetzt wurden, galt nun als der große Durchbruch. Damit würde nun alles besser werden und es konnte eine Generation voller Freigeister entstehen. Aber passierte das wirklich? Ist die nachwachsende Generation wirklich lebensfroher, friedlicher, zentrierter, aufmerksamer, konzentrierter, klarer und lebensfähiger als die unserer Großeltern? Wenn ja, wie kommt es dann, das inzwischen Millionen von Kindern auf der ganzen Welt Ritalin-Süchtig sind? In der Zeit in der wir selbst als Erlebnispädagogen gearbeitet haben, haben wir viele erschreckende Situationen miterlebt, die es so vor 50 Jahren sicher nicht gegeben hätte. Andere haben wir aus Erzählungen von Lehrern und anderen Pädagogen mitbekommen. Am beeindruckendsten war dabei eine Grundschulklasse, in der ein siebenjähriger Junge mehrfach seine Mitschüler vergewaltigt und sexuell misshandelt hat. Es begann mit relativ harmlosen Grapschereien auf dem Schulhof. Er trat hier und da einem Mädchen zu nahe und fasste sie auf eine Weise an, die sie als belästigend empfanden. Hätte man ihm zu diesem Zeitpunkt eine klare Grenze gezeigt, wäre es wahrscheinlich bei einem einzigen Vergehen geblieben und seine Mitschüler hätten ihre Ruhe gehabt. Doch die Konsequenz blieb aus.

Die Lehrer ignorierten die Handlungen und taten sie zunächst als Kinderspielkram ab, da sie ohnehin nicht gewusst hätten, was sie hätten tun sollen, um diese Übergriffe zu unterbinden. Also tat der Junge das, was jeder tun muss, der dabei ist, seine Grenzen auszuloten, diese aber nicht finden kann. Er ging einen Schritt weiter und drängte eine Mitschülerin in die Ecke, so dass er sie in ruhe überall begrapschen konnte. Wieder bestand die Konsequenz aus nichts weiter als einem lächerlichen „Du, du, du!“ und der Junge musste sich abermals etwas neues überlegen. Die nächste Aktion fand nach dem Schwimmunterricht in der Dusche statt. Im Beisein von vier anderen Jungen fickte er einen Mitschüler zunächst in den Arsch und steckte ihm seinen Schwanz dann in den Mund. Obwohl sechs Kinder die Situation beschreiben konnten und sich darüber einig waren, dass es sich dabei um eine echte Vergewaltigung gehandelt hatte, bei der der Junge mit einem erigierten Penis in den Anus es anderen eingedrungen war, taten die Lehrer auch diese Situation aus Hilflosigkeit ab und beschlossen, dass Kinder in diesem Alter noch keine Erektion bekommen können. Der Junge musste also nur so getan haben als ob, ein echtes Eindringen gab es sicher nicht! Und auch wenn das Verhalten des Jungen zweifelsfrei nicht in Ordnung war, so musste man ja auch bedenken, dass er eben einfach nur ein Kind war und es sicher nicht so gemeint hatte. Dennoch bekam er die größte Strafe, die man als Lehrer einem Schüler in diesem Fall geben konnte: Eine Konferenz und eine Verwarnung, dass er beim nächsten Verstoß von der Schule fliegen würde. Etwas spürbares, durch dass der Junge eine Grenze hätte erkennen können gab es hingegen nicht. Es dauerte nur wenige Tage, bis er die nächste Steigerung in seiner Vergewaltigungslaufbahn auf den Plan rief. Dieses Mal schaffte er es, einige der anderen Jungs als Komplizen zu gewinnen und gemeinsam mit ihnen einige der Mädchen in einem Spielhaus auf dem Schulhof einzusperren und sexuell zu misshandeln. Soweit man es im Nachhinein beurteilen konnte, kam es dabei zu keiner „echten Vergewaltigung“ mit Eindringen, doch die traumatischen Folgen für die Mädchen werden sie wohl dennoch ihr Leben lang begleiten. Ich frage also noch einmal: Haben wir durch unsere antiautoritäre Erziehung der vollkommenen Konsequenzlosigkeit wirklich etwas verbessert? Nach dieser Massenvergewaltigung flog der Junge von der Schule und wurde an eine neue versetzt, wo er natürlich noch immer keine Konsequenzen erhält. Was seither noch alles passiert ist weiß ich nicht, aber es ist schwer zu glauben, dass sich etwas verbessert haben soll. Der Junge ist kein Einzelfall und auch wenn es in den meisten anderen Fällen vielleicht nicht so extrem ist, erziehen wir unsere Kinder doch zu Energievampiren und geben ihnen die offizielle Erlaubnis, ihre Lehrer auszusaugen, zu nerven und in den Wahnsinn zu treiben. Am deutlichsten wurde dies beim Kommunionsunterricht in Italien. Hier war die antiautoritäre Lehrmethodik so extrem, dass man den kompletten Unterricht über nur schreiende Kinder hörte, gegen die keine Lehrerstimmer mehr ankam. Für uns, die meist drei Räume weiter saßen, war es die Hölle. Wie schlimm es für die Lehrer selbst gewesen sein musste, konnten wir uns kaum noch vorstellen. Doch auch für die Schüler war es grässlich. Sie schrien nicht, weil sie so viel Spaß hatten, sondern weil sie sämtlichen Bezug zu sich selbst verloren hatten und nicht mehr wussten, wie sie mit ihrem Leben umgehen sollten. Das Argument gegen die Prügelstrafe in der Schule lautet meist, dass man die Kinder damit traumatisieren würde. Aber stimmte das wirklich? Wir haben uns auf unserer Reise viel mit älteren Menschen unterhalten, die als Schüler Sanktionen von ihren Lehrern und Eltern bekommen hatten und niemand war darunter, der nicht der Meinung war, dass er diese Hiebe damals benötigt hatte. Die ablehnende Haltung gibt es vor allem bei den Menschen, die selbst keine Erfahrung mit dem Sanktioniert werden gemacht hatten. Die landläufige Meinung bei den anderen war in der Regel: „So ein bisschen Prügel hat noch niemandem geschadet!“

Kinder dürfen nicht zu Energievampieren erzogen werden.

Kinder dürfen nicht zu Energievampieren erzogen werden.

Und auch hier zeigt sich wieder, dass die Sanktionen nicht ausbleiben, nur weil die Lehrer diesen Part nicht mehr übernehmen. Die Konsequenzen entstehen trotzdem, nur dass die Schüler sie nun selbst in die Hand nehmen, wodurch die vollkommen unkontrollierbar werden. Die Aufgabe, die früher die Lehrer übernommen haben, übernehmen nun die Mobber, die Schläger und in einigen Fällen die Vergewaltiger. Glauben wir wirklich, dass dies weniger traumatisierend ist, als eine kontrollierte Strafe durch den Lehrer? Das, war an der autoritären und sanktionierenden Erziehung wirklich traumatisierend war, waren nicht die Sanktionen. Es war der Umstand, dass einige Lehrer ihre Machtposition ausgenutzt und zur Willkür gegriffen haben, so dass es Situationen gab, in denen die Schüler die Sanktionen nicht verstehen und daher auch nicht annehmen konnten.

Doch nicht nur im Schulsystem des vorherigen Jahrhunderts spielten Sanktionen eine Rolle, sie waren auch Teil jedes Mentorings, bei dem ein Schüler auf das Leben vorbereitet wurde. Als Stalking Wolf mit 82 Jahren angefangen hat, den jungen Tom Brown zu unterrichten, wird er sich dabei kaum auf der Nase herumtanzen gelassen haben. Er wird nicht gesagt haben: "Hey, ich bin 62 Jahre lang frei durch ganz Amerika gereist um das Wissen über das native Leben und die uralten Heiltraditionen zusammenzutragen, aber jetzt ist es vollkommen in Ordnung, wenn ein kleiner Junge kommt, mir Energie raubt und sich verhält wie der letzte Schmarotzer. Wenn Tom eine solche Idee gehabt hat, dann wird er sehr schnell zu spüren bekommen haben, dass es so nicht ging. Und Stalking Wolf wird dabei nicht zimperlich gewesen sein. Anders hätte Tom auch nie zu dem Tracker und Wildniskundigen werden können, der er heute ist. Dadurch, dass wir das Grenzenziehen verurteilen und abwerten, verbieten wir es den Mentoren also Mentoren zu sein und sagen gleichzeitig, dass auch der Schüler kein Schüler mehr sein darf. Alles im Leben hat eine Konsequenz und wenn ich einen Schüler auf das Leben vorbereiten will, muss ich ihn auch auf die Konsequenzen vorbereiten. Wir jedoch wollen ihn vor diesen Konsequenzen bewahren und beschützen, wodurch wir ihn automatisch vom Leben fernhalten. Ohne dass der Schüler die schmerzhafte Konsequenz einer Fehlhandlung spürt, kann er auch keine Lehre daraus ziehen. Die Sanktion dient nicht dazu, den Schüler zu verletzen und ihn klein zu halten. Sie ist ein Wegweise, der ihm zeigt, wie ins Leben und ins Erwachen kommt. Ohne die Sanktionen entsteht ein Stillstand, da nun keine Absicht mehr da ist, sich zu entwickeln. Wenn es doch ohnehin vollkommen gleich ist, was ich tue, warum sollte ich mir dann die Mühe machen, etwas zu lernen?

In der Natur ist die Konsequenz davon, dass man in irgendeiner Form einen Scheiß baut, in der Regel der Tod. Als Mentoren sind wir in der Lage, den Schüler darauf vorzubereiten, in dem wir die Konsequenz auf seine Fehlhandlung nicht der Natur bzw. der Schöpfung überlassen sondern selbst übernehmen. Er bekommt also vom Mentor die Konsequenz seiner Handlung gespiegelt und zwar auf eine Weise, die so schmerzhaft ist, dass sich bei ihm einprägt: "Wenn ich diese Handlung durchführe, würde ich normalerweise sterben". In unserem System ist es aber verboten, diese Konsequenz deutlich und fühlbar zu machen und wenn wir es dennoch tun, dann fühlen wir uns schuldig, weil wir einem anderen Schmerzen zugefügt haben. Dabei übernimmt der Mentor lediglich die Rolle des höheren Selbst des Schülers. In Heikos Fall brauchte es keinen äußeren Sanktionierer, weil er seinen bereits im Inneren trug. Sobald er auch nur den kleinsten Fehler machte, schenkte ihm sein höheres Selbst eine ordentliche Tracht Prügel in Form von Krankheiten, Schmerzen oder anderen Leiden. Wie immer diese Leidenskörper auch aussahen, sie waren stets in genau der Intensität, die Heiko brauchte um aufwachen zu können. Die meisten Seher haben derartige Emotionstrainer in Form von Krankheiten oder chronischen Beschwerden in sich, die sie immer wieder auf ihr Fehlverhalten gegenüber dem eigenen Herzen hinweisen. Vor allem am Anfang, also in der Zeit in der sie dieses Leid noch nicht als Emotionstrainer und Wegweise ansehen können, macht es sie oft wahnsinnige und bringt sie an den Rand der Verzweiflung. Denn der innere Sanktionierer ist in jeder Millisekunde bei ihnen und beobachtet jeden ihrer Schritte bis ins kleinste Detail. Er übersieht nichts und das kleinste Vergehen gegenüber der eigenen Seele wird sofort knüppelhart bestraft. Hier gibt es kein vorsichtiges Rantasten und auch keine Möglichkeit „Stopp! Ich brauche eine Auszeit!“ zu sagen. Dieser innere Sanktionierer ist also härter als es jeder Mentor sein könnte und trotzdem verbieten wir nun auch dem Mentor, überhaupt noch eine Form der Sanktionierung durchzuführen. Die einzige Form der Konsequenz die bei uns noch zulässig ist, ist eine Erklärung. Der Schüler darf also nicht mehr erfahren, dass eine bestimmte Handlung Leid verursacht, er darf es nur noch erklärt bekommen, so dass er es in der Theorie versteht. Warum aber sollte er darauf reagieren? „Hey! Du darfst das nicht machen! Hör bitte auf damit!“

Wenn Eltern Angst vor den Kindern bekommen.

Wenn Eltern Angst vor den Kindern bekommen.

Warum sollte man auf eine solche Ansage reagieren, wenn es doch keine Konsequenz gibt? Jedes Verhalten, das wir an den Tag legen hat einen Grund und eine Ursache. Wir verhalten uns also immer auf eine bestimmte Art und Weise, weil wir erkannt haben, dass sie in Bezug auf ein bestimmtes Ziel funktioniert. Wenn ich als kleines Kind Aufmerksamkeit von meinen Eltern möchte, dann probiere ich nacheinander verschiedene Strategien aus, um diese zu bekommen. Sobald ich merke, dass eine davon besonders gut funktioniert, mache ich sie zu meiner Standartstrategie und gewöhne sie mir als Verhaltensmuster an.

So kann es zum Beispiel sein, dass ich immer dann Aufmerksamkeit bekomme, wenn ich etwas besonders gut mache und irgendwo der Beste bin. In diesem Fall versuche ich nun immer besser als alle anderen zu sein, um dadurch die Aufmerksamkeit zu erhalten. Es kann aber auch sein, dass ich dann Aufmerksamkeit bekomme, wenn ich mich besonders dumm und ungeschickt anstelle, wenn ich etwas kaputt mache, wenn ich besonders leidend wirke oder ähnliches. In diesem Fall wird es zu meiner Liebliengsstrategie, mich selbst als Opfer zu fühlen und mir dadurch die Aufmerksamkeit zu erschleichen. Egal welche Strategie ich für mich nun als optimal auserkoren habe, ich werde dabei bleiben, solange sie funktioniert. Ganz sicher aber wird mich niemand durch ein „Hey, lass das!“ davon abhalten. Der einzige Grund, mein Verhalten zu ändern ist, dass ich feststelle, und zwar durch ein direktes, praktisches Erleben, dass ich mir mit diesem Verhalten mehr Nachteile als Vorteile einhandele.

Mir muss vollkommen präsent werden, dass meine Verhaltensstrategie nicht mehr funktioniert. Erst dann bin ich bereit, mir die Mühe zu machen, eine neue, funktionalere auszuarbeiten. Je länger die Strategie als erfolgreich anerkannt wurde, desto deutlicher muss nun auch das Gefühl sein, das benötigt wird, um sie zu ändern. Auch hier wird es bei der Kindererzihung wieder am deutlichsten. Wenn ein kleines Kind beispielsweise ein neues Spielzeug oder eine Süßigkeit will, und versucht, sich diesen Wunsch dadurch zu erfüllen, dass es seine Eltern nervt, dann ist es am Anfang noch sehr leicht, es davon zu überzeugen, dass diese Strategie nicht zielführend ist. Reagieren die Eltern beim ersten Mal mit einer Rüge und einer Abweisung, versteht das Kind sofort, dass es mit dieser Masche nicht anzukommen braucht. Funktioniert es jedoch und das Kind bekommt seinen Wunsch erfüllt, wird die Strategie als erfolgreich abgespeichert und bei nächster Gelegenheit wiederholt. Wenn die Eltern sie nun stoppen wollen, brauchen sie dafür bereits etwas mehr Aufwand und Nachdruck denn das Kind weiß nun, dass es bereits einmal geklappt hat und vielleicht wieder klappen kann. Vielleicht funktioniert es ja dann, wenn man die Mechanismen verstärkt.

Je öfter die Strategie zum Erfolg führt, desto mehr verankert sie sich im Grundverhaltensreportoir des Kindes und je schwieriger wird es, sie daraus wieder zu entfernen. Wenn sie 100.000 Mal funktioniert hat, gibt es aus Sicht des Kindes ja auch keinen Grund, warum sie nun beim 100.001sten Mal nicht mehr funktionieren sollte. Vor allem aber gibt es nun keinen Grund mehr, warum man sie ändern sollte obwohl sie funktioniert, nur weil einen jemand darum bittet. „Wenn ich meine Mama genug nerve, dann bekomme ich immer was ich will! Selbst wenn Mama sagt, dass sie das nicht gut findet und dass sie die möchte, dass ich damit aufhöre, funktioniert es am Ende trotzdem. Warum also sollte ich irgendetwas ändern?“

Warum sollten Kinder ihre erlernte Taktik ändern, wenn sie doch funktioniert?

Warum sollten Kinder ihre erlernte Taktik ändern, wenn sie doch funktioniert?

Schließlich ist die Strategie dann so tief in einem verankert, dass man sie nicht einmal mehr dann ändern kann, wenn man es selber will. In meinem Fall zählt es zu meinen Lieblingsstrategien, mich wie ein trotteliger Tollpatsch zu benehmen, so dass mir andere die Verantwortung abnehmen und mich umsorgen. Auf diese Weise kann ich ihnen dann die Energie aussaugen und meine eigene Lebensenergie sparen. Natürlich weiß ich, dass ich ein Parasit bin, und dass ich durch diese Taktik sowohl mir selbst als auch anderen schade, dass ich alle aus meiner Nähe vertreibe und vergraule und dass ich sie damit krank mache. Doch dieses Wissen ist in meinem Verstand und nicht mit einer direkten, fühlbaren Konsequenz verbunden, die stark genug wäre um die Vorteile meines Parasitentums zu übertreffen. Die größte Präsenz hat meine Angst vor dem Tod und daher ist es mein erstes Ziel, mein eigenes Leben so lange wie möglich zu verlängern. Um das zu erreichen hat sich das Parasitentum, bei dem ich selbst faul sein kann und möglichst wenig Energie verbrauche, gleichzeitig aber möglichst viel von anderen abzapfe als äußerst profitabel erwiesen. Warum also sollte ich diese Strategie ändern, nur weil es ein paar logische und moralische Gegenargumente gibt? Solange ich mit der Strategie Erfolg habe und für diesen Erfolg einen Preis zahle, der mir geringer vorkommt, als der Energiegewinn, den ich erhalte, muss ich die Strategie beibehalten. Wichtig dabei ist das subjektive Empfinden des Preises, den man zahlt und nicht der Preis selbst. Denn dieser ist verdammt hoch und überwiegt den Nutzen des Parasitentums bei weitem. In meinem Fall besteht er darin, dass ich mein Gottbewusstsein verleumde, mein inneres Kind mit Füßen trete und meine Seele verkaufe. Bei einem überzeugten Alkoholiker besteht er darin, dass er seinen Körper und all seine Organe zerstört und seine Mitmenschen wie auch sich selbst zugrunde richtet. Der Gewinn den er erhält ist lediglich die Betäubung seiner Gefühle. Objektiv betrachtet ist der Preis, den er zahlt also viel höher, als der Nutzen den er erhält, doch aus seiner subjektiven Wahrnehmung ist es genau anders herum. Und nicht anders ist es auch bei mir. Erst wenn der gefühlte Preis, den ich für mein Parasitentum zahle so groß ist, dass er den gefühlten Nutzen überwiegt, entsteht die Notwendigkeit in mir, eine neue Strategie zu entwickeln. Erst dann ist eine Wandlung möglich.

Hinzu kommt, dass wir im Schnitt gerade einmal 3% des Inhaltes eines sachbezogenen Textes oder einer Erklärung aufnehmen. Den Rest registrieren wir kurz, vergessen ihn aber sofort wieder und setzen ihn in keinen Bezug zu unserem Leben. Eine Erklärung, warum ein Fehlverhalten anderen und/oder einem selbst schadet, kann also niemals etwas bringen, da sie keinerlei Präsenz hat. Alles, was nicht mit einem direkten erleben und fühlen verbunden ist, dringt nicht soweit in unser Bewusstsein vor, dass wir daraus eine Handlung geschweige denn eine Verhaltensänderung ableiten können. Dies ist auch der Grund, warum man sich in der Regel an die meisten Filme, die man einmal gesehen hat auch nach langer Zeit noch recht gut erinnert, während die meisten Dokumentationen oder Sachvorträge vollkommen aus dem Gedächtnis verschwinden. Bei einem Film geht es um eine Geschichte, in die man sich einfühlt und die dadurch Gefühle in einem auslöst. Ein reiner Sachvortrag hingegen spricht nur den Verstand an und wird dadurch in der Kartei „Langweilig“ im Gehirn abgelegt, wo sie unter anderen Informationen verstaubt, auf die wir bewusst nicht mehr zugreifen können. Selbst wenn der Betroffene also bereit ist, der Erklärung zuzuhören und sie vielleicht sogar verstehen und anwenden will, kann sie dennoch nicht zu ihm vordringen, weil sie mit keinem Gefühl verknüpft ist. Es ist, als würde man einem Alkoholiker erklären, dass ihn der Alkohol krank macht. Sein Verstand nimmt diese Information auf, aber darüber hinaus kommt es zu keinem weiteren Erfolg. Es bleibt eine Theorie, über die man vielleicht einmal nachdenken sollte, wenn man Zeit hat und gerade zufällig einmal nüchtern ist.

Als würde man einem Alkoholiker erzählen wollen, das ihn der Alkohol schädigt.

Als würde man einem Alkoholiker erzählen wollen, das ihn der Alkohol schädigt.

Dadurch, dass wir nun also begonnen haben, fühlbare Konsequenzen aus unserem Leben so gut wie möglich zu verbannen, verlagern wir alles auf die Ebene eines Verstandeskonzeptes. Im Grunde reduzieren wir so unser ganzes Leben auf die Idee und das Konzept eines Lebens ohne es aber wirklich leben und spüren zu können. In meinem Fall wurde mein Verstandesgegner dadurch so stark, dass ich nahezu überhaupt keine Gefühle mehr hatte. Wie aber will ein Mensch, der keine Gefühle hat, ein Gefühl verstehen, wenn er nichts zum Fühlen bekommt? Die Konsequenzen bleiben dadurch natürlich nicht aus. Handeln hat immer eine Konsequenz, ob wir sie nun fühlen oder nicht. Wenn dies nicht so wäre, würde eine Pflanze, die kein Wasser mehr bekommt, trotzdem einfach weiter wachsen, ein Apfel, der vom Baum geschüttelt wird, würde einfach in der Luft hängen bleiben und eine Billard-Kugel, die man anstößt wirde nicht davon rollen. Doch so ist es nicht. Es gibt immer eine Konsequenz. Jede Aktion führt zu einer Reaktion, die ihrerseits wiederum zu einer Reaktion führt. Anders könnte das Universum nicht funktionieren. Das einzige, was wir durch unsere Erziehung der Samthandschuhe erreichen ist, dass wir diese Konsequenzen nicht mehr klar wahrnehmen können. Wir begreifen nicht mehr, welche Handlung zu welcher Konsequenz führt, da wir statt des Erlebens nur noch einen Redeschwall bekommen, mit dem wir nichts anfangen können. Das kleine Kind, das seine Mutter nervt um ein Leckerli zu erhalten, bekommt die Aussage, dass es dies nicht tun soll. Es kann aber nicht verstehen, warum es das nicht tun soll. Es spürt, fühlt und erlebt nicht, was es mit der Mutter, ihm selbst und dem Gesamtsystem macht. Niemand erklärt uns, wer wie sind und niemand gibt uns die Möglichkeit, dies durch gezielte Aufgaben und Fragen selbst herauszufinden.

Wenn wir wüssten, dass wir Liebesausdehner sind, die einen Lebensauftrag zu erfüllen haben, würde es uns natürlich leichter fallen, zu erkennen, wie wir uns verhalten müssen, damit wir unserer Seele treu bleiben. Da uns dies jedoch niemand beibringen und begreiflich machen kann, tappen wir im Dunkeln und suchen uns unsere Lebensstrategien nach dem Try-and-Error-Verfahren aus. Und genau aus diesem Grund ist der Drucknavigator in Form von Leid, Krankheit und Sanktion so wichtig. Durch ihn erkennen wir, wer wir wirklich sind. Der Druck presst uns gewissermaßen zur Erkenntnis. Krankheiten sind dabei das göttliche Sanktionssystem. Wenn wir sie annehmen, zeigt uns unser höheres Selbst durch unseren eigenen Körper, welche Verhaltensweisen für unser erwachen förderlich sind und welche nicht. Sanktionen durch andere Menschen laufen auf das gleiche Ergebnis hinaus, vorausgesetzt natürlich, diese handeln nach ihrem Gefühl und nicht nach ihrem Ego oder ihrem Verstand. Jemandem zu erklären, warum eine gewisse Verhaltensgrundform zum Tod führen kann, ist nichts anderes, als ihm einen Vortrag über ein wertvolles Museumsstück und dessen Geschichte zu halten. Irgendwie ist die ganze Kiste schon interessant, aber sie hat keinen Bezug zu einem selbst und kann nicht gefühlt werden, also ist das meiste davon innerhalb von Sekunden wieder vergessen. Eine alte Grundregel des Kommunikationslehre besagt: "Fakten verblassen, Gefühle bleiben." Damit aber aus den theoretischen Fakten erlebbare Gefühle werden, muss der Schüler auch etwas fühlen, spüren und erleben können. Und wenn die Konsequenz seiner Handlung schmerzhaft ist, dann braucht der Schüler auch den dazugehörigen Schmerz, um lernen zu können. Man kann ihn natürlich nicht erst einmal auffressen oder von einem Felsen fallen lassen, damit er dann ins fühlen kommt. Das mag zwar insofern funktionieren, dass er dann im nächsten Leben noch einmal eine neue Chance bekommt, aber für dieses ist es ganz und gar nicht hilfreich. Stattdessen muss der Mentor dem Schüler eine Ersatzkonsequenz spiegeln, die ihm zwar nicht schadet, die aber deutlich macht, dass es nicht um ein Spiel sondern um eine ernsthafte Situation geht.

Kennt man seinen Lebensweg, wird vieles klarer und einfacher.

Kennt man seinen Lebensweg, wird vieles klarer und einfacher.

Hierbei ist es wichtig zu verstehen, dass der Sanktionierende nicht die Ursache für das Leid ist, sondern lediglich die Rolle des inneren Sanktionators übernimmt, die der Schüler als Kind getötet hat. Um das zu verstehen muss man noch einmal tiefer in die Situation eines kleinen Kindes eintauchen. Wenn wir als Kind erkennen, wer wir wirklich sind und dass es unsere Aufgabe ist, ins Erwachen zu kommen, dann haben wir zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Wenn wir in diesem Moment im Urvertrauen sind und spüren oder wenigstens ahnen, dass alles eins ist und es weder Leben noch Tod gibt, dann können wir uns dafür entscheiden uns selbst treu zu bleiben und zu unserem Sein zu stehen. Uns ist jedoch bereits in diesem Moment bewusst, dass dies immer mit Schmerz verbunden ist. Wenn wir den Weg annehmen, wissen wir, dass wir das wir automatisch von uns selbst für jedes Vergehen gegen unsere Seele sanktioniert werden. Wir bekommen also permanent Krankheiten und Schmerzen, die uns jede Fehlhandlung deutlich machen. Heiko hat sich als Kind für diesen Weg entschieden. Schon damals hatte er die Vermutung, dass Schmerzen nicht real sind, sondern nur eine Illusion des Geistes und so machten sie ihm keine wirkliche Angst. Er erinnerte sich sogar noch heute an Gespräche, die er als Kind mit seinem Vater geführt hatte und bei denen es darum ging, ab wann man beispielsweise Hunger hat oder nicht. Ist es wirklich ein reales Gefühl oder nur ein Gedankenmuster? Wie ist es mit Schmerz? Ist es da das selbe? Diese Überlegungen führten dazu, dass Heiko bereits früh den Gedanken in sich zulassen konnte, dass Leid nicht wirklich existiert. Dadurch wiederum hatte er genug vertrauen in sich, um seinen Lebensweg anzunehmen und sich dem damit verbundenen Sanktionierer in Form der Krankheiten zu stellen. Ich hatte dieses Vertrauen jedoch nicht, genauso wenig wie Heidi. In meinen Augen waren Leid, Krankheit und Schmerz etwas vollkommen Reales, vor dem ich mich fürchtete. Und in meinen Augen war auch der Tod etwas reales, vor dem ich eine tiefe Angst spürte.

Als ich nun vor der Wahl stand, ob ich freiwillig den Schmerz des inneren Sanktionierers annehmen und meinem Sein treu bleiben wollte, siegte bei mir die Angst. Ich wollte diesen Wegweiser des Schmerzes, der mich zum Erwachen führen wollte nicht haben. Ich wollte keine Krankheiten, kein Leid und keinen druck von außen. Lieber gab ich alles auf, was ich bin, wenn ich damit nur in Ruhe und Frieden vor mich hin leben konnte.

Der Gegner in Form meiner Angst machte mir daher das folgende Angebot: Solange ich mich nicht entwickelte und einfach nur ein Zombie blieb, der nette Kunststückchen aufführte und der sich in jede Richtung verbog, die andere ihm vorgaben, würde es keine Sanktionen für das Fehlverhalten geben. Anders als Heiko, der für jeden kleinen Verstoß gegen sich selbst eine schmerzhafte Krankheit bekam, konnte ich nun ungesühnt nach allen Regeln der Kunst gegen mein Herz und meine Seele handeln, bis ich mich maximal verirrt hatte und keine Ahnung mehr hatte, wer ich war und was ich selber wollte. Die Idee, dass ich ein unsterbliches, göttliches Wesen sein könnte, war vollkommen aus meinem Bewusstsein verschwunden und ich identifizierte mich zu 100% mit der Rolle des Tobias Krüger, die ich in diesem Lebensfilm spielte. Mein Glaube lautete: Wenn ich dieses Leben verliere, dann ist es vorbei! Dann endet deine Existenz und du bist für immer verschwunden! Dieser Gedanke machte mir Angst. Ich wollte nicht einfach verschwinden. Ich wollte nicht, dass meine Existenz endete und dass es danach war, als hätte es mich nie gegeben. Gerade wird mir bewusst, dass ich mich damals wirklich an jeden Strohhalm klammerte, den ich finden konnte. In einem Buch las ich, das irgendjemand davon überzeugt war, dass ein Mensch erst dann wirklich tot war, wenn sich niemand mehr an ihn erinnerte. Diese Idee beruhigte mich und ich fasste den Plan, berühmt zu werden, um mich so unsterblich zu machen. Auch in dem Versuch, erfolgreich zu werden steckte also bereits wieder die Todesangst.

Als begrenztes, getrenntes Wesen hatte ich nun aber natürlich auch nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, bis mich der Tod ereilen würde. Dieses schreckliche Ereignis wollte ich nun so weit wie möglich hinauszögern und dafür konnte ich einen inneren Sanktionator, der mich krank machen oder verletzen würde, überhaupt nicht gebrauchen. Ich wollte so viel Lebensenergie sparen wie möglich und dies konnte ich am besten, wenn ich überhaupt nicht wirklich zu leben anfing und so meine Existenz so gut wie möglich auf Kosten anderer aufbaute.

Sollte man wirklich Lebensenergie ansparen?

Sollte man wirklich Lebensenergie ansparen?

Durch diesen Entschluss entschied ich mich also gegen Gott und damit gegen mich selbst, weil ich zum einen Angst vor dem Tod und zum anderen Angst vor jeder Form des Schmerzes hatte. Dadurch kam ich nun natürlich immer weiter vom Weg ab und verirrte mich immer mehr. So lange, bis das Gummiband, das mich mit meinem wahren Sein verbindet so sehr gespannt war, dass es mich einfach zurück reißen musste. Plötzlich wurde klar, dass ich nicht länger gegen mich handeln konnte. Denn ich hatte das Leid, das Heiko als permanenten Wegweiser sein ganzes Leben über erhalten hatte nicht vermieden, ich hatte es nur aufgespart und angesammelt. Mein Körper zeigte mir bereits deutlich, dass er nicht mehr lange warten würde, bis er mir die gesammelte Rechnung für alle Herzensverstöße in einem Schlag zurückzahlen würde. Die Durchblutung in meinen Händen und Füßen war bereits so schlecht, dass die obersten Hautschichten abstarben, die Wassereinlagerungen wurden immer größer und teilweise sah es so aus, als wollten meine Zehen bald platzen, wenn ich so weiter machte. Was käme also als nächstes? Krebs? Ein Kreislaufzusammenbruch? Ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall, weil mein Blutsystem versagte? Gleichzeitig wurde meine Unkonzentriertheit immer stärker und ich provozierte Unfälle und Pannen am laufenden Band. Noch befand sich alles in einem Rahmen, in dem ich uns durch diese Aktionen nur theoretisch umgebracht hätte, wenn wir in einer natürlichen Situation auf uns allein gestellt gewesen wären. Wie lange aber würde dies noch so bleiben?

Alle Anzeichen sprachen dafür, dass es nicht mehr lange dauerte, bis ich einen Unfall oder ein Unglück heraufbeschwor, durch dass ich mich oder sogar uns beide ernsthaft verletzen oder gar töten würde. Heiko konnte dies natürlich unmöglich akzeptieren und einfach hinnehmen. Wenn ich also diesen Pfad einschlagen wollte, dann musste ich ihn alleine gehen. Und spätestens dies würde bei mir zum vollständigen Zusammenbruch führen, da ich alleine außerhalb meiner Kindheits-Seifenblasenwelt definitiv nicht überlebensfähig war. Ich stand nun also direkt vor dem Wendepunkt, an dem ich all das angestaute Leid auf irgendeine Art und Weise geballt zu spüren bekommen würde. Dies war Fakt und daran ließ sich nichts rütteln. Jeder Mensch erlebt auf seinem Erwachensweg das gleiche Leid, um erkennen zu können, dass dieses nicht real ist. Heiko hatte einen Großteil seiner Dosis bereits in der ersten Hälfte seines Lebens angenommen. Dadurch, dass er diesen Lehrmeister bereits als Kind angenommen hatte, der ihm immer wieder auf die Finger schlug, wenn er von seinem Weg abkam, machte er stets nur kleine Umwege und Ausschweifungen.

Ich hatte mir meines fast vollständig bis heute aufgespart, so dass ich es nun in kürzerer Zeit aber mit doppelter Intensität durchleben durfte, da ich mich ordentlich verrannt hatte. Im Gesamtkontext betrachtet, gibt es keinen Unterschied zwischen demjenigen, der sich von Anfang an für die Sanktionen entschieden hat und dem, der sie nach einiger Zeit gebündelt bekommt. Beide erhalten das gleiche. Es ist immer Pari, auch wenn es sich für die Betroffenen oftmals nicht so anfühlt. Der eine bekommt sein Pensum in kleinen Dosen und geht so Schritt für Schritt auf die Erleuchtung zu. Der andere bekommt es auf einen Schlag und da die Zeit nun kürzer ist, erlebt er es in diesem Moment umso intensiver. Die Entscheidung, vor der ich nun stand lautete also nicht: „Will ich das Leid spüren oder nicht!“, sondern „Will ich mich selbst und ganz bewusst für die Sanktionen entscheiden, oder will ich dass die Schöpfung diese Aufgabe für mich übernimmt.“ Paulina hatte vor einem Jahr vor der gleichen Entscheidung gestanden und sich damals für die unbewusste Variante entschieden. Auf diese Weise hatte sie dann als externe Sanktionierer die Vergewaltiger und die besoffenen Jugendlichen angezogen. Alles ist eins. Die Sanktionierungen durch andere sind also nichts anderes als die Sanktionierungen durch den eigenen Körper in Form von Krankheiten.

Lediglich unser Empfinden ist ein anderes, doch da es nur ein Bewusstsein, also auch nur uns selbst gibt, gehen stets alle Sanktionierungen von uns selber aus. Nun, wo mir bewusst wurde, dass ich nicht länger vor mir selbst davonlaufen konnte, wurde die Angst vor dem Schmerz und dem Tod noch einmal um ein vielfaches stärker. Mir war klar, dass die Verletzungen, die ich meiner Seele über all die Jahre hinweg zugefügt hatte, nun mit einem Schlag und mit voller Härte ihren Tribut forderten. Sofort kam die Angst in mir auf, dass ich diese Ladung niemals würde überstehen können. Die Todesangst, die ich latent immer in mir trug, wurde nun akut und mit voller Intensität spürbar. Klar hatte ich vom Verstand her kapiert, dass alles eine Illusion war, dass es weder das Leben, noch den Tod, noch Leid oder Schmerz gab und somit auch keinen Grund, mich vor irgendetwas zu fürchten. Doch in meinem Gefühl kam dies noch nicht an. Ich glaubte noch immer, dieser Mensch und dieser Körper zu sein, personifizierte mich damit und erlebte daher auch den Schmerz und die Angst als etwas vollkommen reales. Und doch war mir klar, dass ich mich entscheiden musste, wie ich diesen Schmerz erleben wollte. Wollte ich trotz allem weiter versuchen, vor ihm zu fliehen und damit der Schöpfung sagen, dass sie mir nach ihrem Ermessen den Leidensdruck schicken sollte, den sie für richtig empfand? Wenn ich dies tat, entschied ich mich automatisch dafür, auch weiterhin bewusst gegen meine Seele zu handeln, wodurch ich ein noch höheres Leidensmaß anstaute. Im ersten Moment mochte es wirken, als wäre dies der leichtere Weg, doch am Ende war die gefühlte Leidensintensität wahrscheinlich gut zehn Mal höher, als wenn ich mich bewusst für die Sanktionen durch einen Mentor, also in meinem Fall durch Heiko entschied. Mit den ersten Sanktionen wurde nun klar, dass ich durch sie nicht mehr länger in meiner Gefühlslosigkeit bleiben konnte. Bei jedem Schlag spürte ich nicht nur einen Schmerz, sondern auch das Erwachen von tiefliegenden, verdrängten Gefühlen. Wenn ich bei einem Schlag mit der Weidenrute aufschrie, dann geschah dies zum Teil wegen des Schmerzes. Doch es war kein reiner Schmerzensschrei, sondern auch ein Schrei der Wut. Die Wut, die normalerweise unterdrückt wurde und die ich nie rauslassen konnte, entwich nun automatisch und wurde unmittelbar spürbar, ohne dass der Verstandesgegner etwas dagegen tun konnte. Durch das Fühlen der Schmerzen mussten auch die Gefühle gefühlt werden und ein Unterdrücken war nun nicht mehr möglich. Das gleiche gilt auch für Trauer, Verzweiflung und alle anderen Gefühle, die normalerweise unterdrückt werden. Durch das Spüren des Schmerzes kann man nicht mehr tot sein. Eine Leiche fühlt keinen Schmerz und wenn man plötzlich doch Schmerz spürt, dann weiß der ganze Organismus, dass er am Leben ist. Plötzlich wurden alle möglichen Körperfunktionen bei mir wieder aktiv, die zuvor wie eingeschlafen waren. Adreanlin wurde ausgeschüttet, mein Kreislauf kam in Schwung, meine Durchblutung wurde wieder angeregt und mein Körper bekam wieder richtig Sauerstoff. Meine Wangen begannen sogar zu kribbeln, so wie es Körperteile tun, die nach dem Abklemmen, also Einschlafen wieder mit frischen Blut versorgt werden. Dabei haben meine Wangen selbst nichts abbekommen. Sie provitierten lediglich davon, dass mein ganzer Kreislauf angeregt worden war. Dieses Gefühl kannte ich bislang nur vom holotropen Atmen. Plötzlich verstand ich, warum Borderliner so oft beschreiben, dass sie das Gefühl haben, dass sie durch den Schmerz ins Leben kommen. Das gleiche Gefühl hatte ich auch. Und es war auch das Gefühl, das Sonnentänzer beschrieben, wenn sie ihr Schmerzritual durchlebt hatten.

Schmerzen können physisch und psychisch wahrgenommen werden

Schmerzen können physisch und psychisch wahrgenommen werden

Die Schwierigkeit für den Mentor besteht darin, dass er die Sanktionen genau so durchführen muss, dass sie das richtige Schmerzmaß enthalten, so dass der Schüler nicht daran zerbricht, es jedoch so intensiv wahrnimmt, dass er ins Fühlen kommen kann. Er muss durch das empfundene Leid fühlen, wer er in Wahrheit ist und welche Masken er trägt, hinter denen er sich versteckt. Es darf keine Misshandlung aber auch kein Spiel sein, sondern ist ein ernstzunehmendes Mittel des Lernens.

Die optimale Technik ist so gewählt, dass der Schüler den Schmerz am Anfang sehr gut ertragen kann. Die nächsten Schläge sollten so gewählt werden, dass er sie gerade noch so eben ertragen kann und der letzte Schlag ist stets so, dass er die volle Konsequenz zeigt, also dem Schüler bewusst macht, wo es A hingehen kann, wenn er weiterhin keine Lernerfolge erzielt und B dass er erkennen kann, was ihm bereits dieses Mal geblüht wäre, wenn er sich nicht freiwillig für die Konsequenz entschieden hätte, sondern im Autopiloten das Leben hätte entscheiden lassen. Diese letzte, volle Intensität wäre die Gottkonsequenz gewesen, also die Konsequenz die er vom Leben selbst erhalten hätte. Dies erfordert eine extrem hohe Sensibilität vom Mentor, da er zum einen seine eigene Kraft, zum anderen aber auch die Leidensfähigkeit des Schülers richtig einschätzen muss. Gleichzeitig kommt aber auch noch ein anderer wichtiger Punkt hinzu. Denn der Mentor übernimmt im Ritual der Sanktionierung ja die Rolle des Gottbewusstseins des Sanktionierten. Er wird zur ausführenden Hand des höheren Selbst seines Schülers. Dies bedeutet aber auch, dass er sich während des Sanktionierens komplett im Vertrauen befinden und nach seinem Gefühl handeln muss. Wenn er aus Verlustangst oder Mitleid zu gering sanktioniert, muss die Schöpfung den Rest übernehmen und auf das selbstgewählte Leid noch ein unfreiwilliges draufpacken, damit es zu einem Ausgleich kommt. Dieses wird dann aber wiederum deutlich intensiver sein, als wenn es von vornherein das richtige Maß gehabt hätte.

Wenn der Mentor nicht im Vertrauen ist und somit weiß, dass alles gut, ergo alles bedingungslose Liebe ist, führt seine Angst also dazu, dass sein Schüler von der Schöpfung härter angepackt wird und folglich mehr Leid erfahren muss. Er mag in diesem Moment glauben, dass er aus Liebe oder Mitgefühl zu seinem Schüler handelt, doch letztlich ist es genau das Gegenteil, da er es ihm nicht leichter, sondern schwerer macht. Mit Erleuchtet sein hat dies nur wenig zu tun und somit bekommt auch der Mentor nun einen Leidensdruck durch die Schöpfung, da er seiner göttlichen Aufgabe nicht nachgekommen ist und in diesem Moment selbst dem Gegner in Form der Angst und des Unvertrauens folgte. Das Sanktionieren erfordert also ein immens hohes Maß an Vertrauen, denn man fügt in diesem Moment ganz bewusst einem Menschen, den man mag Schmerzen zu. Gleichzeitig muss man jedoch auch das eigene Ego sowie eigene Verletzungen aus dem Spiel halten. Damit dies gelingen kann, muss man direkt mit dem Allwissen verbunden sein und seiner Intuition zu 100% vertrauen können. Handelt man stattdessen aus dem Ego heraus, oder legt eigene Wut und eigenen Jähzorn in die Sanktionen, durch die diese eine übertriebene Härte bekommen, die dem Schüler nicht gerecht wird, bekommt der Mentor ebenfalls wieder eine ordentliche Sanktion von der Schöpfung, da er seine Rolle als Stellvertreter des höheren Selbst missbraucht hat.

Sanktionen sind zum Lernen als Heilungsritual da.

Sanktionen sind zum Lernen als Heilungsritual da.

Solange der Schüler erkennt, dass man als Mentor nicht der Leidensbringer sondern nur der Bewusstmacher ist, wird dieser dem Mentor für seine Hilfe auf dem Erwachensweg dankbar sein. Bevor wir mit den Sanktionierungen begonnen haben, kam mir der Gedanke zunächst komisch vor, dankbar für Schmerz sein zu sollen. Doch nach der ersten Erfahrung änderte sich dies sofort. Es war nun vielmehr so, dass ich eine starke und tiefe Dankbarkeit empfand, wie ich sie bislang erst selten gespürt hatte. Natürlich war der Schmerz selbst unangenehm, aber ich spürte jedes Mal deutlich, dass ich dadurch ein kleines Stück mehr zurück ins Leben fand. Ohne Heiko als Mentor wäre dies nicht möglich. Mehr noch! Obwohl ich ihn als Energieparasit bei jeder Gelegenheit aussaugte, nahm er trotzdem die Arbeit und die Verantwortung auf sich, mir durch die Sanktionen den Weg zum Erwachen zu ermöglichen. Dies war mehr, als jemals jemand zuvor für mich getan hatte. Wenn der Schüler jedoch nicht erkennt, dass der Sanktionierer lediglich den bereits vorhandenen Schmerz fühlbar macht, und ihn stattdessen als Grund für den Schmerz ansieht, besteht die Gefahr, dass man von dem anderen verlassen oder verstoßen wird. Solange man davor Angst hat, kann man seiner Aufgabe nicht richtig nachgehen, da man bei jedem Schmerzzufügen einen inneren Zwiespalt in sich trägt, der einen hämmt und blockiert. Bedingungslose Liebe bedeutet, dass man auch dann zum Wohle der Entwicklung des anderen handelt, wenn dies die Beziehung zerstören könnte.

Gleichzeitig muss man sich als Mentor aber auch selbst bewusst sein, dass man dem anderen nicht wirklich einen Schaden zufügt, sondern nur den Schmerz ins fühlbare Bewusstsein bringt, den er ohnehin in sich trägt. Das Außen ist immer nur ein Spiegel, der am meisten geglaubten Gedanken. Ohne, dass ein Mensch Schmerz und Leid in Form von Glaubenskonzepten und Überzeugungen in sich trägt, kann er auch keinen Schmerz von außen anziehen. Der Sanktionierer, egal ob er nun bewusst gewählt oder unbewusst angezogen wurde, kann also niemals Schmerz verursachen, sondern nur das sichtbar, bzw. fühl- und erlebbar machen, was ohnehin schon da ist. Er wird aus dem unbewussten also lediglich in die Präsenz geholt. Und nur wenn er fühlbar wird, kann er auch abgebaut werden. Wenn einem dies als Mentor nicht bewusst ist, kommen sehr leicht innere Schuldgefühle auf, die einen ebenfalls wieder vom Erwachen wegbringen. Das Gefühl und die Überzeugung, einem anderen und da alles eins ist, somit auch sich selbst, durch die Sanktionen auf dem Weg zum Erwachen und zur Heilung weiter zu bringen, führt dazu, dass man A immer mehr Situationen anzieht, in dem man wahrlich hilfreich sein kann und dass man B auch selbst immer mehr in Richtung Erwachen kommt. Alles ist eins. Als Sanktionierender sanktioniert man also niemals jemand anderen, sondern immer sich selbst, bzw. den Anteil von sich, der sich ebenfalls vor dem Schmerz drücken wollte. Als Menschen bestehen wir immer aus einer Vielzahl von inneren Stimmen und Persönlichkeitsanteilen. So trägt jeder Mensch, der sich als Kind für den Leidensmentor entschieden hat, immer auch Anteile in sich, die ebenfalls in Angst vor dem Schmerz und dem Tod verstrickt sind und die am liebsten vor den Sanktionen geflohen wären. Durch das Sanktionieren des Schülers, der nichts anderes ist, als ein Spiegel dieser Anteile seiner Selbst, führt er also auch sie ins Licht.

Ohne das Dunkel sehen wir kein Licht.

Ohne das Dunkel sehen wir kein Licht.

Die Überzeugung, dass man einem anderen Leid und Schmerz zufügt und ihm damit schadet, wird hingegen noch mehr Situationen anziehen, in dem man Schaden bringt und selbst erfährt. Wenn man jedoch erkannt hat, dass alles eins und daher auch alles Liebe ist, erkennt man auch, dass es weder Schmerz noch Leid geben kann. Es ist nur eine Illusion, die uns dabei hilft, unser wahres Sein zu erkennen. Dies können wir jedoch nur dann erkennen, wenn wir den Schmerz zulassen und fühlen. Wehren wir uns dagegen oder fürchten wir ihn so sehr, dass wir ihn nicht fühlen wollen, bleibt es stets als festes Glaubnskonzept bestehen. Wir wollen den Schmerz nicht in unserem Leben haben und glauben deshalb, dass die Welt anders sein müsste, als sie gerade ist. Solange wir dies tun, identifizieren wir uns noch immer mit der Rolle, die wir im Schauspielstück unseres Lebens spielen.

Wenn wir erkennen, dass alles nur ein Traum bzw. eine Illusion ist, gibt es für uns kein Leid mehr. Alles was existiert ist die lebendige Energie der Liebe, das Allbewusstsein, also also das form- und zeitlose Sein, das alles mit Hilfe seiner Gedanken erschafft. Das was wir als Realität wahrnehmen, ist nichts anderes als ein Film, der vor dem geistigen Auge dieses Allbewusstseins abläuft. Am einfachsten ist es, wenn man es sich wirklich wie in einem Spielfilm vorstellt. Wenn Roger Moore in einem James Bond Film von einem Bösewicht verprügelt wird, dann spürt er dabei keinen Schmerz, da die Schläge nicht real sind. Er befindet sich in keinem Kriegsgebiet und auch auf keiner geheimen Militärbasis, die jeden Moment in die Luft fliegen könnte. Er befindet sich in einem Studio auf einer Filmkulisse und reagiert dabei auf Schläge von einem Kollegen, die ihn nicht wirklich treffen. Den Schmerz kann also nur James Bond spüren, da er die Filmfigur ist. Innerhalb des Filmes schwebt die Figur des 007 ständig in Lebensgefahr und muss schwierigste Aufgaben lösen. In Wirklichkeit gibt es diesen James Bond jedoch nicht. Er ist nur eine Idee, die jemand mit Hilfe seiner Phantasie erschaffen hat. Selbst wenn sie wirklich im Film sterben sollte, spielt dies für den Schauspieler keine Rolle, da er weiß, dass er nun einen neuen Charakter in einem anderen Film spielen wird. Komplex würde es erst dann, wenn Roger Moore anfangen würde zu glauben, dass er wirklich James Bond ist und sich tatsächlich im Kampf gegen einen Superschurken befindet.

Nicht anders ist es auch im Leben. Solange wir glauben, reale Wesen zu sein, werden wir auch den Schmerz spüren, der in dieser Geschichte verteilt wird. Erkennen wir jedoch, dass es ein Traum ist und dass die Wesen, die wir zu sein glauben nicht wirklich existieren, gibt es auch keinen Schmerz und kein Leid mehr. Doch um das erkennen zu können müssen wir es fühlen. Es reicht nicht, es vom Kopf her verstanden zu haben, denn sobald dann eine schmerzhafte Situation eintritt, fallen wir sofort wieder in unsere alten Überzeugungen zurück, die uns weismachen, dass wir wirklich die Filmfiguren sind. Nur wenn wir es erleben, also den Schmerz fühlen, die Angst davor verlieren und ihn annehmen können, können wir ihn irgendwann auch als Illusion erkennen. Doch das geht nicht von einer Sekunde auf die Nächste. Es braucht Übung, Geduld, Gelassenheit und Hingabe. Denn dadurch, dass uns unser Verstandesgegner von unserem Lebensweg abgebracht und verwirrt hat, sind unsere Köpfer voll von Lügenkonzepten, die wir als Wahr empfinden. Wir glauben, dass wir Einzelwesen sind, dass wir nur geliebt werden, wenn wir bestimmte Bedingungen erfüllen, dass wir anders sein sollten, als wir es gerade sind und vieles, vieles mehr. All diese Überzeugungen halten uns davon ab, unsere wahre Natur als Gottpartikel zu erkennen. Um uns also bewusst darüber zu werden, dass wir Gott sind, müssen wir nacheinander alle Lügen in unserem Kopf erkennen, in unser Bewusstsein holen und auflösen. Dies ist letztlich die einzige Aufgabe bzw. die einzige Arbeit, die wir in unserem Leben haben. Um die Lügen jedoch überhaupt als Lügen zu erkennen, brauchen wir die Spiegelreaktionen von außen. Alles, was wir an Gedankenmustern in uns tragen, das gegen die Liebe ist, verursacht auf irgendeine Art und Weise Leid. Jedes Leid in unserem Leben hat also den sinnvollen Zweck, uns auf eine Lüge hinzuweisen, die unser Gottbewusstsein verschleiert.

Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, dass das Leid oft mit einer Zeitverzögerung in unser Leben tritt, so dass wir nicht mehr erkennen, welche Überzeugung und welche Handlungsweise es ausgelöst hat. Je mehr wir uns dabei von unserer wahren Natur entfernen, desto größer wird die Verzögerung und desto komplexer wird es, die Zusammenhänge zu erkennen. Wenn ich als Aborigine in der australischen Steppe das Urvertrauen verliere und nicht mehr daran glauben kann, dass ich eine Wasserstelle finde, dann bekomme ich das Feedback dafür relativ schnell und direkt. Die Natur spiegelt mir mein Unvertrauen in Form von fehlendem Wasser und ich merke sofort, dass ich Gefahr laufe, zu verdursten. In der Zivilisation ist es anders, da wir uns hier Wege erschaffen haben, durch die wir auch ohne das Urvertrauen überleben können. Haben wir hier Existenzangst, bekommen wir sie vielleicht dadurch gespiegelt, dass wir eines Tages unseren Job verlieren, doch gelingt es uns dann meist nicht, die Verbindung zu unseren Gedankenmustern herzustellen. Auch dabei hilft also die bewusste Entscheidung, den Schmerz in Form von Sanktionen selbst in die Hand zu nehmen, anstatt zu warten, bis sich die Schöpfung darum kümmert. Auf diese Weise werden einem alle Verhaltensmuster, die zur Sanktion führen bewusst und man erkennt auch die Gedankenmuster und Motivationen, die dahinter stehen. Wir erhalten die Sanktion und wissen dabei sofort, warum wir sanktioniert werden. Die Zeitverzögerung, durch die wir diesen Zusammenhang im Normalfall nicht erkennen können, lässt uns hingegen glauben, dass es so etwas wie ein Schicksal gäbe, das uns aus heiterem Himmel bestraft, dass wir einfach nur Pech haben oder dass die Welt einfach ein grausamer, ungerechter Ort ist, an dem es sinnloses und willkürliches Leid gibt. In meinem Fall habe ich gemerkt, dass ich sofort ins Fühlen kam, sobald ich den Schmerz spürte. Plötzlich wurde meine Gefühlskette deutlich sichtbar, die ich bereits mein ganzes Leben lang unterschwellig in mir trage. Sobald eine schwierige oder in diesem Fall schmerzhafte Situation zu mir kommt, habe ich zunächst den Impuls, hart und protzig zu sein. Mein Gedankengang lautet: "Ich pack das schon! das ist doch kein Thema für mich". Dann merke ich, dass ich mit der Situation hoffnungslos überfordert bin und gerate in eine Verzweiflung, die in eine tiefe Trauer und dann eine noch tiefere Wut umschlägt, bis schließlich der Hass in mir aufkocht. Wenn dies geschieht verkrampfe ich vollkommen und werde absolut handlungsunfähig, so dass ich auf nichts mehr reagieren kann. Dann kommt wieder der Trotz in mir auf und ich versuche als harter Macker alles durchzustehen. Damit beginnt der Kreislauf dann von vorne.

Der Wutabbau als durchgeführte Sanktion.

Der Wutabbau als durchgeführte Sanktion.

Gleichzeitig mit den Gefühlen kamen aber auch die Gedankenkonzepte zum Vorschein, die mich dazu veranlassen, gegen mein Sein zu handeln. Bisher hatte ich es prima geschafft, alle meine Themen weitgehend zu verdrängen und meine Konflikte daher schwelen zu lassen, so dass sie nie richtig ausbrachen aber auch nie richtig abklingen konnten. Nun brach plötzlich alles an die Oberfläche. Mit einem Mal wurde mir bewusst, auf wie vielen Ebenen ich permanent gegen mich selbst handelte. Auf der einen Seite war da dieses Gefühl, immer zu langsam zu sein, das ich ebenfalls seit meiner frühsten Kindheit in mir trage. “Wenn du in der Schule auch so langsam isst, dann wirst du verhungern, weil sie dir das Essen immer vor der Nase wegnehmen werden, weil die Pause vorbei ist, ohne dass du auch nur einen Bissen hinuntergebracht hast!” lautete einmal eine Warnung meiner Mutter. Und ja, sie hatte damit Recht. Ich weiß nicht genau wo der Ursprung lag, aber das Thema mit der Langsamkeit begleitet mich schon so lange ich denken kann. Je älter ich wurde, desto stärker wurde immer mehr das Gefühl daraus, mich beeilen zu müssen, um hinterherkommen zu können. Meine innere Natur sagt mir also ständig, dass ich chillen und alles langsam angehen soll, mein Verstand führt mich jedoch gleichzeitig in einen Hektikmodus, durch den ich immer schon beim nächsten oder übernächsten Schritt bin. Auf diese Weise bin ich nie wirklich bei der Sache und ständig unkonzentriert, weshalb mir auch immer wieder vollkommen unnötige Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, die nicht selten schwere Folgen haben und die mich in der Natur töten würden. Das zweite Prinzip, das daraus entspringt ist das “Ich-habe-jetzt-keine-Zeit-dafür-deshalb-mache-ich-es-später-Prinzip” Ich erkenne, dass Dinge erledigt werden müssen, schiebe sie aber auf die lange Bank, weil ich glaube, dass jetzt etwas anderes wichtiger ist. Das Ergebnis ist, dass sich die unbehandelten Probleme immer mehr verschlimmern und am Ende das zehnfache an Zeit zur Behebung benötigen.

Hinzu kommen meine generelle Unaufmerksamkeit und meine Unkonzentriertheit. Ein Großteil davon wird durch einen sogenannten Hörtinnitus ausgelöst, den man oft auch leicht verniedlichend als Ohrwürmer bezeichnet. Permanent habe ich Lieder im Kopf, die wie bei einem Radio auf Dauerschleife vor sich hin dudeln. Jeder Mensch hat es hin und wieder einmal, dass ihm ein Lied nicht aus dem Kopf gehen will. Doch bei mir ist dies permanent der Fall, von morgens bis abends. Wenn ein Lied verschwindet, kommt sofort das nächste. Die einzigen Pausen die entstehen, kommen dann wenn ich entweder Gedankenschleifen im Kopf habe, die auch nicht besser sind als die Lieder, wenn ich spreche, schreibe, bewusst jemandem zuhöre, Fernsehen schaue oder schlafe. Immer dann also, wenn meine Konzentration durch etwas anderes hörbares direkt gefordert wird. Beim Einpacken meines Wagens, beim Wandern, beim Kochen und bei allen anderen Tätigkeiten, läuft das Liederchaos weiter. Teilweise spielt es sogar noch bei Gesprächen im Hintergrund weiter. Dass chronische Ohrwürmer eine neurologische Krankheit sind, von der heute immer mehr Menschen betroffen sind, war mir lange Zeit nicht bewusst.

Tatsächlich aber ist es aus phychologischer Hinsicht eine Form der Schizophrenie, die dem normalen Tinnitus nicht unähnlich ist. Aus psychosomatischer Sicht sind chronische Ohrwürmer ein Zeichen dafür, dass man nicht fokussiert ist. Sie fordern einen also dazu auf, einen klareren Fokus zu setzen und sich zu 100% auf das zu konzentrieren, was man gerade macht Sobald man beginnt, den Fokus zu verlieren und seine Arbeit nur noch halbherzig auszuführen, taucht sofort wieder der Ohrwurm auf. Und genau hierin lag mein Problem. Ich konnte einfach keinen Fokus halten. Es war, als würde mich irgendetwas oder irgendjemand ablenken, so dass ich mich nicht auf das konzentrieren kann, was gerade Priorität hat. Es fühlt sich oft so an, als würde genau in den Momenten in denen meine Aufmerksamkeit besonders wichtig ist, jemand neben mir mit dem Finger schnippsen und mich dadurch ablenken.

Hinzu kamen dann natürlich noch die ganzen unbewussten Trotzhandlungen, die ich mir in meiner Zeit als jugendlicher Rebell angeeignet hatte um auf subtiler und unsinniger Eben anzudeuten, dass ich nun doch mein eigenes Leben leben würde. Wann immer ich die Möglichkeit hatte, etwas in Unordnung zu bringen, schmutzig zu machen oder so auszuführen, dass es kompliziert, zeitfressend und störend war, nutzte ich sie. All dies führt zu einem ganzen Lagerhaus voller Patzer und Flüchtigkeitsfehler, mit denen ich mir mein Leben unnötig schwer mache. Jetzt, da alle von ihnen eine Konsequenz in Form einer Sanktionierung haben, wird mir diese Masse zum ersten Mal so richtig bewusst und dies führte erst einmal dazu, dass ich noch hektischer und unaufmerksamer wurde und gleich noch viel mehr verpatzte. Die Sanktionen wurden also von Tag zu Tag mehr und intensiver, bis sie mir irgendwann so eine Angst machten, dass ich bereits vor der Sanktionierung zu heulen begann. Doch zu den eigentlichen Patzern des Alltags kam noch ein weiteres, verstäkendes Prinzip hinzu, das ich zwar ebenfalls bereist seit langem vom Verstand her kenne, das ich aber trotzdem nie auflösen konnte. Durch das Gefühl, immer der gute, perfekte und einwandfrei funktionierende Sohn sein zu müssen, kam ich bereits als Embryo zu der Überzeugung, dass ich nur dann geliebt werde, wenn ich keine Fehler mache. Sobald ich einen Fehler mache, bin ich eine Enttäuschung für meine Eltern und später auch für jeden anderen. Ich werde verstoßen, nicht mehr geliebt und muss daher letztlich sterben. Diese Angst vor dem Tod durch Nichtgeliebtwerden führte dazu, dass ich jeden Fehler sofort wieder ungeschehen machen wollte, bevor er von jemandem bemerkt wurde. Ob die Dinge in Ordnung oder kaputt waren, war letztlich nicht so wichtig, wichtig war nur, dass es niemandem auffiel, wenn ich etwas kaputt gemacht hatte. Nach jeder unüberlegten Handlung, durch die ich also etwas kaputt machte, nahm ich mir nicht die Zeit, um mir in Ruhe eine funktionierende Lösung zu überlegen oder um jemanden um Hilfe zu bitten, der sich damit besser auskannte. Ich gerieht noch mehr in Panik und versuchte auf die Schnelle irgendeinen Blödsinn um die Sache wieder hinzubiegen, durch den ich alles noch viel schlimmer machte, bis am Ende überhaupt nichts mehr zu retten war. Es war nicht, dass ich etwas reparieren oder in Ordnung bringen wollte. Ich hatte Todesangst aufgrund des Fehlers und versuchte nun durch meine Kurzschlusshandlungen dem drohenden Tod durch Verstoßen-Werden zu entkommen. Dieses Verhalten steckte so tief in mir drin, dass ich es nicht ändern konnte, obwohl ich bereits beim Tun wusste, dass es ein Blödsinn war. Es war wie eine Sucht, ganz ähnlich wie bei einem Alkoholiker, der weiß, dass er sich mit dem Trinken umbringt und dass er damit nicht nur sich und sein Leben, sondern auch seine Familie und seine Freunde zerstört, der aber trotzdem nicht mit dem Trinken aufhören kann. Es gelingt ihm erst dann, wenn er für jeden Schluck eine deutliche Konsequenz spürt, durch die er das Leid, das er sich mit dem Alkohol zufügt direkt fühlen kann. Jeder Raucher weiß, dass er sich mit jeder Zigarette die Lunge zerstört, so dass er irgendwann nicht mehr richtig atmen kann. Doch er fühlt es nicht. Es ist eine reine Verstandesidee, die keinen direkten Bezug zu ihm hat. Irgendein berühmter Politiker, der selber auch ein leidenschaftlicher Raucher war, hat das mal auf einen knackigen Punkt gebracht: “Ein Raucher, der immer wieder über die schlimmen Folgen des Rauchens liest, hört irgendwann damit auf – zu lesen!”

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Der Satz war halb ernst und halb als Witz gemeint, aber er stimmt. Es ist genau das was passiert. Warum? Weil sich der Raucher schlecht fühlt, also eine direkte, unangenehme Konsequenz spürt, wenn er liest. Wenn er Raucht spürt er hingegen die Entspannung, die die Drogen im Zigarettenrauch verursachen. Was aber meint ihr würde passieren, wenn ein Raucher die Zerstörung seiner Lunge nicht nur als Verstandeskonzept zu lesen oder zu hören bekommt, sondern tatsächlich spürt, weil er nach jeder Zigarette einen Schlag auf den Solarplexus bekommt, so dass ihm für 30 Sekunden vor Schmerz die Luft wegbleibt? Ähnlich ist es beim Alkoholiker. Nur wenn er direkt spürt, was er sich, seinem Körper und seinem Umfeld durch seinen Alkoholismus antut, wird die Absicht, die Sucht zu beenden irgendwann so groß, dass sie den Drang nach der Flasche übersteigt. Nur dann kann er sich wirklich davon lösen. Und auf genau die gleiche Weise funktioniert auch das Auflösen der lebensfeindlichen Verhaltensmuster. Wenn ich nicht merke, dass mir etwas schadet, warum sollte ich es dann ändern? Ändern kann ich es nur, wenn ich eine Absicht dazu spüre und die wiederum kommt erst dann, wenn ich die Konsequenzen meiner Handlungen fühlen kann. Wichtig dabei zu verstehen ist jedoch, dass es nicht um ein Erziehen in Form von Belohnung und Bestrafung geht. Es geht nicht darum, jemandem ein Verhalten anzutrainieren, in dem man ihn mit Leckerlies lockt oder ihm mit Gewalt droht, so dass er am Ende zu einem funktionierenden Roboter wird, der genau das tut, was man von ihm verlangt. Es geht um das genaue Gegenteil, nämlich darum, die eigenen Sinne wieder zu erwecken, wieder ins Fühlen zu kommen und den Kontakt zur Intuition wieder herzustellen. Es geht darum dem Betroffenen die natürlichen Konsequenzen, die sein Lebensfeindliches Verhalten mit sich bringt deutlich zu machen, so dass er erkennen kann, wie er wieder zu sich selbst zurück findet. Aus diesem Grund ist es auch immens wichtig, dass die Sanktionen grundsätzlich vom eigenen höheren Selbst bestimmt werden und nicht von irgendjemand anderem. Und hier kommt wieder der kinesiologische Muskeltest ins Spiel. Wenn man einen direkten Bezug zu seiner Intuition hatte, also durch das sogenannte „Hellwissen“ mit seinem höheren Selbst verbunden war, wusste man automatisch, welche Sanktion für welches Fehlverhalten angemessen war. War man jedoch mit seinem höheren Selbst auf diese intuitive Weise verbunden, wusste man auch, welches Verhalten im Einklang mit der eigenen Seele stand und welches nicht, so dass man in den meisten Fällen nicht mehr gegen sich handelte und daher auch keine Sanktionen mehr brauchte. Solange dies jedoch nicht der Fall war, man seine Intuition also nicht wahrnehmen und damit auch nicht nutzen konnte, kann man sie über das Hilfsmittel der Muskeltests befragen. Die Muskeln sind wie bereits erwähnt direkt mit unserer Intuition verbunden und können uns daher über die vorhandene Kraft Aufschluss über die Ansagen unseres höheren Selbst geben. Um herauszufinden, welche Sanktion angemessen ist, kann man also die verschiedenen Möglichkeiten und Intensitätsstufen abfragen und darauf achten, bei welchen Vorschlägen die Muskeln Kraft haben. Dies ist dann die Sanktion, die gewählt werden sollte.

Wie selten auf das innere Kind gehört wird, ist oft erschreckend.

Wie selten auf das innere Kind gehört wird, ist oft erschreckend.

In meinem Fall stellte ich durch die Sanktionen fest, dass ich fast zu 100% gegen mich selbst handelte. Pro Tag kamen etwa 100 Vergehen dgegen mein Herz zusammen, die ich nun bereits wahrnehmen konnte. Wie viele weitere auf feineren Ebenen hinzu kamen, die ich jetzt noch nicht einmal erkennen konnte, möchte ich zur Zeit noch gar nicht wissen. Es ging also nicht darum, dass ich immer mal wieder irgendetwas vergaß, verschusselte oder verdrehte, so dass ich einen Weg zwei oder drei Mal gehen musste. Es ging vielmehr darum, warum ich dies machte. 100 Vergehen gegen mein eigenes Herz, gegen mein Gottbewusstsein, gegen mein inneres Kind. Jeden Tag! Heiko im Vergleich lag im Schnitt bei 0 Vergehen. Natürlich kam es auch bei ihm hin und wieder einmal vor, dass er gegen sein Herz handelte. Aber es waren Ausnahmesituationen, ähnlich wie es einem guten Koch auch mal passiert, dass er eine Suppe ein klein wenig versalzt oder dass er ein Gericht etwas anbrennen lässt. Doch wenn dies passiert, dann weiß er auch, dass es einen konkreten Grund dafür gab, weil ihn in diesem Moment irgendetwas abgelenkt oder beschäftigt hat. Sein ganzer Grundmechanismus und sein ganzes Bewusstsein sind ansonsten immer darauf ausgerichtet, das perfekte Essen zu erschaffen, bzw. zu 100% auf das eigene Herz zu hören. Bei mir war es hingegen andersherum. In mir gab es eine Art Fehlprogrammierung, die dafür sorgte, dass ich grundsätzlich die Suppe versalzte oder das Essen anbrennen ließ. Ich handelte also nicht ausversehen sondern automatisiert gegen mich. Die Frage war nur: Warum? Wieder einmal ging es dabei um den Bezug zu meiner Mutter. Die meisten Patzer, die ich am Tag machte, waren noch immer unbewusste Rebellionen gegen das Perfekter-Sohn-Sein-Müssen. Es waren lauter Dinge, die ganz bewusst meine Mutter nerven würden, wenn sie hier wäre: Licht brennen lassen, Orte schmutzig hinterlassen, Überplätschern beim Duschen und vielerlei mehr. Obwohl ich meine Mutter nun bereits seit 2 Jahren und sieben Monaten nicht mehr gesehen hatte und obwohl wir bereits vor über zwei Jahren den Kontakt abgebrochen hatten, verhielt ich mich noch immer so, als wäre sie permanent mit im Raum. Trotz aller Versuche, mich aus der Manipulation und den Verbiegungen zu befreien, war ich noch immer zu 100% gefangen. Ich war genau wie der Raucher, der zu 100% verstanden hatte, dass ihn die Zigaretten töten, der aber trotzdem jeden Tag weiterhin seine vier Schachteln raucht, weil er einfach nicht damit aufhören konnte. Aber wie konnte ich damit aufhören? Vielzählige Male schon habe ich geglaubt, dass ich nun endlich den Absprung geschafft habe, doch jedes Mal hat mich mein Verstand wieder aufs Neue an der Nase herumgeführt. Dieses Mal aber war es anders, da ich mich durch die Sanktionen nun nicht mehr selbst verarschen konnte. Einmal am Tag oder alle zwei Tage kam das Feedback für jeden Herzensverstoß. Und das geht nun so lange weiter, bis ich mich wirklich einmal befreit habe und ganz nach meinem Herzen leben kann. Wenn ich es nur glaube, ohne es wirklich zu tun, gibt es eben weiterhin alle 2 bis drei Tage ein Brennesselbad und Rutenhiebe, die ich dann jeweils wieder für 4 bis 5 Tage spüre. Solange ich also keine echten Fortschritte mache, werde ich das sofort zu spüren bekommen. Es gibt also nur zwei Wege, die mich da heraus führen. Entweder ich schaffe es wirklich loszulassen und meinem Herzen zu folgen, oder ich gewöhne mich besser daran, für den Rest meines Lebens eine juckende, brennende Haut und blaue Flecken zu haben. Da aber die Schmerzintensität mit der Zeit steigt, komme ich wohl doch besser irgendwann ins Lernen.

Ein wichtiger Schritt dabei ist, dass ich aufhöre, meine Mutter für das zu verurteilen, was sie mir auf meinen Lebensweg mitgegeben hat. Ich habe noch immer das Gefühl, dass sie daran Schuld ist, dass ich so ein verpeilter, verkackter Schlumpf bin. Aber stimmt das wirklich? Nein, denn zum einen ist alles eins, was bedeutet, dass meine Mutter nicht einmal existiert. Es gibt nur das Alles und dieses Alles bin ich. Ich bin also selbst meine Mutter. Anders würde es ja auch keinen Sinn machen, dass das alte Prinzip noch funktioniert, obwohl sie längst nicht mehr hier ist. Nicht meine Mutter hat mich manipuliert und von meinem Lebensweg abgebracht, sondern ich selbst. Und damit ich dabei überzeugender war, habe ich teilweise die Form meiner Mutter dafür angenommen. Wenn ich mich also befreien will, dann muss ich zunächst einmal erkennen, dass nicht meine Mutter mich ins Gesellschaftsgefängnis gesteckt hat, sondern ich. Ich selbst war und bin für alles verantwortlich, das je in meinem Leben geschen ist und somit bin auch ich derjenige, der alles wieder wandeln kann. Die Frage ist nur, wie ich dies von meinem Kopf in mein Gefühl bekomme?

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Die Gewohnheit ist ein Seil. Wir weben jeden Tag einen Faden, und schließlich können wir es nicht mehr zerreißen (Thomas Mann)

Höhenmeter: 310 m Tagesetappe: 18 km Gesamtstrecke: 16.604,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz im Wald, nahe 59021 Davydivka, Ukraine

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Fortsetzung von Tag 931: (Hier geht es zum Gesamtartikel)

Wie aber sollten diese Sanktionsregeln nun ganz genau aussehen? Denn um sie umsetzen und in unseren Alltag integrieren zu können, brauchten wir ein konkretes und klares Konzept, an das wir uns halten können. Andernfalls würde die ganze Sache wieder einmal im Sand verlaufen. Der Alltag würde sich darüber hinweg einschleifen und am Ende wären wir dann wieder genauso weit wie zuvor. So nutzten wir also die nächsten Tage um einen immer genaueren Kodex auszuarbeiten, zum einen für den Umgang mit Wut und Sanktionen, zum anderen aber auch für unser Leben an sich, so dass wir unseren Heilungs- und Schaffensprozess immer kontinuierlicher im Fokus halten können. Dabei kam folgendes heraus:

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Unser Herdenkodex:

Die Grundregeln Zunächst einmal haben wir uns Gedanken darüber gemacht, welche grundlegende Ausrichtung unser Leben und Wirken hat. Nach welchen Prinzipien wollen wir leben und warum? Was ist unsere Aufgabe als Herde von Erdheilern, die um die Welt zieht?

1. Radikale Ehrlichkeit Alles, was an Gefühlen, Ängsten, Wut, Bedenken, Sorgen, Gedanken, Ideen und so weiter in einem von uns aufkommt, wird ausgesprochen und auf den Tisch gebracht, egal was für eine Konsequenz das auch haben mag. Alles was ist, ist und es hat seine Bewandtnis und braucht somit auch seinen Raum in der Gruppe. Jede Reaktion, die dann in den anderen Herdenmitgliedern aufkommt hat ebenfalls ihre Berechtigung und wird unmittelbar ausgesprochen und/oder nach außen gebracht. Dabei werden stets die gefühlvollsten aber auch die authentischsten Worte gewählt. Es gibt kein verniedlichen oder abschmälern der Tatsachen, egal wie schmerzhaft sie auch sein mögen. Nur so ist eine wahre Herzensverbidung möglich und nur so kann sich keine schmutzige Gefühlswäsche ansammeln, die die Beziehungen untereinander belastet. Nur so kann auch ein wahres Wachstum und ein wahres Clanwesen stattfinden.

2. Vollkommenes Anerkennen der Spiegelgesetze Jedem Herdenmitglied ist bewusst, dass alle anderen Wesen lediglich das Spiegeln, was in ihm an Überzeugungen, Ängsten und Glaubenssätzen steckt. Wir erkennen daher an, dass alles was uns widerfährt von uns selbst ausgeht und dass es somit weder Schuld noch Scham oder ähnliches geben kann. Egal was auch passiert, ist sich jeder stets bewusst darüber, dass alles stets nur der Liebesausdehnung und dem Erwachen dient.

3. Vollständiges Anerkennen des eigenen wahren Seins Uns ist bewusst, dass wir alle ein Teil von Gott also ein Gottpartikel sind, der vergessen hat, was sein wahres Sein ist. Wieder zurück in dieses wahre, göttliche Sein zu gelangen ist der Kernfokus unserer Reise, unseres Wirkens und unseres Lebens. Alles, was wir über unser wahres Sein herausfinden, setzen wir um. Unser höheres Selbst ist stets die höchste Instanz für all unsere Entscheidungen. Wenn wir unsere Intuition also unsere innere Stimme klar und deutlich hören können, Leben wir nach ihren Anweisungen. Wenn oder solange dies nicht der Fall ist, nutzen wir den Muskelreflexionstest als Mittel, um mit unserer inneren Stimme in Verbindung zu treten. Jeder Handlungs- bzw. Wandlungsschritt, der von unserem höheren Selbst gefordert wird, wird umgesetzt, egal wie abstrakt oder absurd er zunächst auch erscheinen mag.

4. Friedensstifterprinzipien Jedes Herdenmitglied handelt stets zum Wohle der Herde und der Erdengemeinschaft. Wir fühlen uns in die anderen ein und achten stets darauf, was gerade benötigt wird, damit wir alle in wahrem Frieden miteinander leben und immer mehr ins Paradies gehen können. Die Grundlage unseres Zusammenlebens bilden hierbei die vier Friedensstifterprinzipien der Mahawk-Indianer: Einigkeit Durch die radikale Ehrlichkeit, das äußern aller Gefühle und Bedürfnisse, das Achten und Ehren der Gefühle anderer wie auch der eigenen und das Hören auf die eigene Intuition und Herzensstimme wird es möglich, für jede Situation eine Einigung zu finden, mit der alle Beteiligten absolut zufrieden sind und die die ganze Gruppe auf ihrem Erwachensweg voranbringt. Einigekeit bedeutet hierbei, dass sich alle auf ihrer Herzens- und Seelenbene einig sind. Das Ego und der Verstand spielen dabei keine Rolle. Die Einigkeit des Herzens ersetzt damit jede Form von oberflächlicher Harmonie. Heilung und Vergebung Jede Situation wird stets aus allen möglichen Perspektiven betrachtet und im Kontext des Gottbewusstseins gesehen, so dass man ein wahres und tiefes Verstehen der eigenen und der fremden Motivation sowie der Situation in einem größeren Zusammenhang bekommt. Uns ist stets bewusst, das alles immer genau so sein soll wie es ist und dass eventuelle Verurteilungen oder Bewertungen der Situation durch das eigene, fehlende Verständnis, nicht aber durch die Situation selbst entstehen. Wir sind uns bewusst, dass es keine „Täter“ und „Opfer“ gibt, sondern dass jeder stets genau das in sein Leben zieht, das er für seinen Erwachungsweg benötigt. So kann eine Heilung und Entwicklungen auf allen Seiten stattfinden. Innerer Frieden Durch das sofortige Ausdrücken des eigenen Gemütszustandes kann sich keine Unzufriedenheit anstauen und dadurch inneren Stress und inneres Ungleichgewicht verursachen. Das bereits vorhandene Ungleichgewicht aus unserer Vergangenheit und unseren früheren Leben, wird durch die Sanktionierungen nach uns nach ausgeglichen. Dadurch wächst der Frieden in uns permanent an. Frohe Botschaft Jedes Clanmitglied geht seinen Weg in sein Gottbewusstsein und ins Erwachen, so dass er zum einen die eigenen Stärken und Talente entdeckt und entwickelt und zum anderen zu einem wahrhaft lebendigen Gottpartikel wird, der allein durch seine lichtvolle Präsenz einen Beitrag zur Erdengemeinschaft leistet. All unsere Talente und Stärken sowie auch die lebensbejahende, ehrliche und lichtvolle Präsenz senden wir als persönliches Geschenk und als frohe Botschaft in die Welt wodurch es zum Wohl des gesamten Universums, also des Allbewusstseins und somit unserer Selbst beiträgt.

5. Abbau von Wut und Selbsthass durch das Sanktionssystem Tolinka Shania (Heidis neuer Name nach ihrer Wandlung) und Franz bekommen für alle Verstöße gegen den Kodex und ihr eigenes höheres Selbst, sowie für Unachtsamkeiten und andere vom Gegner initialisierte Handlungen Sanktionen, die entweder von Heiko oder vom jeweils anderen von ihnen ausgeführt werden. Auf diese Weise bauen wir innerhalb der Herde unsere alten Wutzyklen ab und bereinigen gleichzeitig automatisch die auftauchenden Konfliktsituationen.

6. Vorbildfunktion für ein neues Gesellschaftssystem des Clanwesens, Indem wir unseren Clan-Kodex leben, vertiefen und nach außen tragen, werden wir automatisch zu einem Vorbild für ein funktionierendes Clansystem, so dass eine neue Form des Zusammenlebens entstehen kann, die dem Erwachensprozess nicht mehr im Wege steht, sondern ihn fördert und unterstützt. Damit dies möglich ist, gilt das Prinzip der radikalen Ehrlichkeit über alle Prozesse und Entwicklungen nicht nur innerhalb unseres Clans sondern auch nach außen hin über den Blog, unsere Bücher und die Begegnungen mit anderen Menschen. Alles was in uns vor sich geht, alle Fortschritte und Erfolge aber auch alle Rückschritte, Misserfolge und Irrtümer werden veröffentlicht, so dass andere davon profitieren können, auch wenn uns dies im ersten Moment schwer fällt, unangenehm erscheint oder Angst macht.

7. Heilung und Agilität Das Ziel unserer Reise ist es, uns selbst zu heilen, so dass wir in die vollkommene Gesundheit und vollkommene Agilität kommen können. Alles was wir an Blockaden, Krankheiten, Konfliktsystemen und ähnlichem in uns tragen wird angeschaut und aufgelöst, so dass wir mehr und mehr in unsere Heilung kommen. Unsere Sinne und Übersinne werden auf 100% geöffnet, unsere Präsenz gesteigert, unsere Aufmerksamkeit erhöht und unsere Fähigkeit des Heilens und Erschaffens geschult. Auch hierüber geben wir alle Erkenntnisse nach außen, so dass andere davon profitieren können. Zu uns allen dreien gehört dabei auch eine körperliche und geistige Entwicklung, die der der Shaolin entspricht. Dabei ist es jedoch für uns alle drei wichtig, inkognito zu bleiben, die erlernten Fähigkeiten also nicht zur Schau zu stellen oder damit hausieren zu gehen Die eigene Präsenz und unser wahres Sein werden stets offen nach außen getragen. Die innere Stärke wird aber nicht präsentiert, so dass wir auf der einen Seite nicht abschreckend wirken und weiterhin ansprechbar bleiben, auf der anderen Seite aber auch kein Großmeisterimmage bekommen, durch das wir Menschen anziehen würden, die Lösungen von uns wollen, ohne aber bereit zu sein, selbst den Weg zu gehen.

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Unsere Lebensweise Auch für die Art und Weise, wie wir unser Leben und unseren Alltag gestalten, haben wir einige klare Regeln aufgestellt, die im Einklang mit unserem höheren Selbst getroffen wurden und die sowohl das Reisen an sich als auch das Erschaffen und die Freizeitgestaltung betreffen. 1. Leben nach dem Herzen Eine Selbstversklavung durch Arbeiten oder Pflichten, die wir nur aufgrund von mangelndem Urvertrauen, Pflichtbewusstsein, Geldgier oder anderen Ego-Motivationen heraus ausüben, kommt nicht mehr in Frage. Alles was wir tun, tun wir weil wir es vom Herzen her wollen. Wenn wir feststellen, dass wir etwas machen, wo wir nicht mit dem Herzen dabei sind, unterbrechen wir die Handlung und klären ab, ob es an der Tätigkeit selbst liegt, oder an Ängsten und Blockaden, die in uns stecken und die es aufzulösen gilt. Wenn wir aus irgendeinem Grund während unserer Reise in Situationen geraten, die uns Energie rauben, krank machen oder vom Erwachen wegbringen, entscheiden wir gemeinsam nach unserer Intuition, wie wir diese Situationen auflösen können. Dabei wird zum einen stets überprüft, welcher Lerninhalt in der Situation verborgen liegt und zum anderen, ob sie durch unser höheres Selbst oder durch unseren Gegner initialisiert wurde. Merken wir dabei beispielsweise, dass wir nur aufgrund unseres Egos oder eines Pflichtbewusstseins in eine bestimmte Richtung wandern oder denken (wie auf dem Weg nach Sizilien) brechen wir an dieser Stelle ab und suchen uns einen neuen, schöneren Weg. 2. Die Art der Fortbewegung Das Fortbewegungsmittel unserer Wahl sind stets unsere Füße. Ein Fahrrad darf gelegentlich benutzt werden, ist jedoch nie das Hauptverkehrsmittel. Autos, Expeditionsmobile und ähnliches kommen nur als Begleitfahrzeuge in Frage. Sie dürfen stets mit dabei sein und auch von uns allen gefahren werden, dienen aber nicht der eigentlichen Fortbewegung. Es sei denn, wir geraten in eine Situation, die eine Ausnahme rechtfertigt. Das Mindestpensum des Wanderns beträgt 10km pro Tag. Nach oben ist keine Grenze gesetzt. 3. Schlafausrütung und Komfort Hier gibt es für Heiko und Tolinka keine Einschränkungen. Solange wir nur mit dem Zelt reisen, können sie es sich hier auf jede Art und Weise bequem machen, wie sie möchten und später steht es ihnen frei, im Expeditionsmobil oder Wohnwagen zu übernachten. Ob sie gemeinsam oder getrennt übernachten wollen steht ihnen dabei ebenfalls frei. Für Franz als Mönch der ein Leben in Einfachheit führt, gelten folgende Regeln: Als mobiles Heim kommt nur ein Zelt in Frage, auch wenn es später ein Begleitfahrzeug gibt. Dieses Zelt darf entweder ein Dachzelt sein, das sich oben auf dem Zugfahrzeug oder auf dem Wohnwagen befindet, oder ein gewöhnliches Zelt, das neben den Fahrzeugen aufgebaut wird. Sie Schlafunterlage ist dabei nie dicker als 3,5cm. Zum Zudecken dient ein Schlafsack, der sowohl mit Daunen als auch mit Synthetikmaterialien gefüllt sein darf. Ein Deckbett ist hingegen nicht erlaubt. 4. Finanzen Heiko hat, was das Finanzielle anbelangt, keine Einschränkungen oder Regeln von seinem höheren Selbst bekommen, da Geld für ihn schon immer eine Energieform ist, die er für das Erschaffen und Beitragen nutzt. Er kann also sowohl privat als auch für unsere Projekte und unsere Reise Geld erwirtschaften, ansparen und ausgeben, wie es ihm sinnvoll erscheint. Tolinka und Franz hingegen haben ihr bisheriges Leben als Geldhuren gelebt. Sie haben sich also stets für Geld verkauft, verraten und verbogen und sahen es immer als ein Mittel an, selbst nicht ins Vertrauen gehen zu müssen. In ihren Händen ist Geld also kein Werkzeug zum Erschaffen, sondern eine Mordwaffe, mit der sie ihr eigenes inneres Kind und ihr höheres Selbst töten. Solange Geld in ihrem Leben eine Rolle spielte richteten sie all ihre Handlungen danach aus, so dass sie nie in ein Erschaffen aus dem Herzen heraus kommen konnten. Aus diesem Grund leben sie von nun an vollkommen ohne Geld. Das bedeutet: Alle Konten werden gekündigt, es gibt keine Kreditkarten oder ähnliches und auch kein selbstverwaltetes Bargeld. Nicht einmal Einkaufsgutscheine, die letztlich ja auch nichts anderes sind als ein Geldersatz, dürfen benutzt werden. Alle Spenden, die wir auf dem Weg als Geschenk von Menschen erhalten, denen wir begegnen, werden von Heiko verwaltet, der auch über die Verwendung bestimmt. Diese darf sowohl ihm selbst dienen, als auch der ganzen Herde, einzelnen Projekten oder ganz anderen Dingen. Tolinka und Franz dürfen das Bargeld im Auftrag verwenden, um damit etwas zu kaufen, das der ganzen Gruppe dient, nicht aber nur ihnen selbst. Die Ausrüstung, die Tolinka und Franz zum Leben benötigen, wird über Sponsoren, über Geschenke, Spenden oder durch Tauschhandel (Ware gegen irgendeine Form der Unterstützung, die man aus vollem Herzen und im Einklang mit seinem Gottbewusstsein geben kann) erschaffen. Nahrung Wasser und Schlafplätze werden wie bisher ohne Geld beschafft. Heiko steht es frei, mithilfe der Geldgeschenke, die wir auf dem Weg für diesen Zweck bekommen ebenfalls Nahrung und Schlafplätze für sich oder die Gruppe zu besorgen. 5. Erschaffen und Zulassen Das Schreiben an Büchern, Blogartikeln und ähnlichem ist ein fester Bestandteil unseres Tagesablaufs. Da Heiko intuitiv erschafft und stets so viel schreibt wie es ihm sein Gefühl vorgibt, gibt es in diesem Bereich für ihn keine weiteren Regeln. Franz und Tolinka widmen sich täglich mindestens eine Stunde dem Schreiben von Artikeln, Buchbestandteilen oder Berichten. Dies gilt auch dann, wenn wir zu sehr später Stunde ankommen, oder wenn der Tag bereits mit anderen Aktivitäten sehr stark ausgefüllt ist. Andere Erschaffungsarbeiten wie das Einstellen der Berichte, das Heraussuchen kommender Tagesetappen, das Erstellen von Grafiken und Filmen oder das Bearbeiten von Bildern zählen ebenfalls als Schreibarbeit. Die Schreibarbeit ist ein aktivierender Prozess, durch den neue Impulse initialisiert werden, die einen Beitrag zum großen Ganzen leisten und durch die Wissen, Heilung und Wohlstand erschaffen wird. Als Ausgleich findet bei allen dreien ebenfalls mindestens eine Stunde eine zulassende Aktivität statt. Dazu gehören Massagen, Visualisierungen, Meditationen, Feiern, Film schauen, Needling, Indiaka- oder Frisbee-Spielen oder ähnliches. Das Aktivierende und das Zulassende hält sich von der Intensivität her die Waage, von der Zeit her müssen sie es aber nicht. Wenn alle Tagesaufgaben erledigt sind, darf uneingeschränkt genossen, Fernsehen geschaut, gechillt oder was auch immer gemacht werden. Bei Tolinka zählt dabei auch Sex mit Heiko dazu. 6. Sexualität Franz lebt im Zölibat, also ohne eine Form der sexuellen Partnerschaft. Tolinka und Heiko führen eine Beziehung mit heiliger Sexualität, die nicht auf Orgasmushascherei sondern auf das miteinander Verschmelzen ausgelegt ist, so dass sie sich gegenseitig energetisieren und so ihr Leben verlängern können. Auch die Sanktionierungen von Tolinka können als Spiel mit in die Sexualität einbezogen werden, müssen es aber nicht. Kombiniert mit der Sexualität haben die Sanktionen jedoch eine größere Heilwirkung und bauen auf beiden Seiten mehr Wut ab. 7. Kleidung und äußeres Auftreten Heiko hat keine direkten Vorgaben durch sein höheres Selbst, die sein Auftreten, seine äußere Erscheinung und seine Kleidung betreffen, da er stets von sich aus ein gutes Gefühl dazu hat, durch welches Erscheinungsbild er sein Sein optimal nach außen tragen kann. Langfristig gehören möglicherweise Dreadlocks zu seinem Sein, was jedoch keine Vorgabe sondern eher eine Option ist. Franz trägt als Mönch eine Robe in einem 70%igen Grau, die von einem Lederverschlussgürtel zusammengehalten wird. Schuhe und Socken, sowie Unterhosen kann er frei wählen und tragen wie bisher. Als lange Unterwäsche darf hingegen nur Jägerunterwäsche oder Wollunterwäsche getragen werden. Zum Wärmeschutz darf eine passende Jacke oder Weste über oder unter der Robe getragen werden. Zum Schutz gegen Regen gibt es einen Regenponcho oder einen Regenmantel, den man über die Robe ziehen kann. Die Haare sind zu einer Glatze abgeschoren und müssen regelmäßig gepflegt und kurz gehalten werden. Auf dem Rücken wird Franz ein rituelles Tattoo der Aborigines tragen, das alle Tiere des Medizinrades vereint (Wolf, Adler, Bär, Büffel) und in dessen Farbe heilige und kraftvolle Bestandteile aus Ritualen gemengt sind, wie beispielsweise die Asche eines Ritualfeuers oder ähnliches. Hier gibt es noch einiges zu konkretisieren. Tolinka trägt ebenfalls Dreadlocks, die in verschiedenen Magentatönen gehalten werden, so dass sich ein Farbverlauf von hell nach dunkel vom Scheitel bis in die Haarspitzen ergibt. Ihr Körper wird von einer Reihe verschiedener Tattoos verziert, die ihre innere Kraft nach außen strahlen. Diese Tattoos sind genau von ihrem höheren Selbst vorgegeben und müssen auch so umgesetzt werden. Auch der Kleidungsstil wird von ihrem höheren Selbst vorgegeben und im Einzelfall durch den Muskelreflexionstest herausgefunden. 8. Aufgabenverteilung Die Aufgaben, die täglich anfallen werden in der Gruppe folgendermaßen aufgeteilt: Essen besorgen: Franz, später auch Tolinka als Begleitung Schlafplatzsuche indoor (sofern benötigt): Franz Schlafplatzsuche outdoor: Alle Essen kochen: Alle Zutaten schnippeln: Alle Abwaschen: Franz und Tolinka Abtrocknen: Alle Erschaffen in Form von Texten, Bildern, Büchern, Heilungen etc.: Alle

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Das Sanktionirungssytem Tolinka und Franz können für „Fehlverhalten“ bzw. für Gegner-Gesteuerte Handlungen, die der Liebesausdehnung, dem Clan und dem eigenen Wachstum entgegen laufen bestraft, bzw. sanktioniert werden, so dass ihre Seelen heilen können. Für Heiko gibt es ein solches externes Bestrafungssystem nicht, da seine Seele durch den Wutabbau nach außen hin heilt. Heiko besitzt bereits eine Verbindung zu seinem höheren Selbst, durch die er die Sanktionen für jeden Verstoß gegen sein Herz direkt und klar von der Schöpfung in Form von Ohrengeräuschen, Krankheiten oder ähnlichem erhält. (Heikos Kommentar: Na Gott sei Dank werde ich sofort bestraft ;-)) Da Tolinka und Franz diese Verbindung nicht haben und somit kein direkt fühlbares Feedback über ihre Handlungen bekommen, wird dieses durch das Sanktionssystem ersetzt. Die Sanktionen werden dabei nach Möglichkeit täglich, spätestens aber nach 2 bis 3 Tagen durchgeführt, wobei sich die Sanktionen addieren. Das Maß für die Sanktionen wird dabei immer von ihrem eigenen, höheren Selbst festgelegt. Solange sie noch keine direkte und klare Verbindung zu ihrem höheren Selbst haben, so dass sie intuitiv wissen, welche Sanktion für welchen Verstoß angemessen ist, werden stellvertretend ihre Muskeln mit dem kinesiologischen Muskelreflexionstest befragt. Dies funktioniert folgendermaßen: All unsere Erfahrungen, Glaubensmuster, Gedankenansätze, Überzeugungen und ähnliches, die wir jemals in unserem Leben gemacht haben, werden nicht nur in unserem Gehirn, sondern auch in unseren Muskeln abgespeichert, die somit zu einem sogenannten muskulären Gedächtnis werden. Jede Situation, jeder Gedanke und jede Erinnerung, die wir als negativ, unangenehm oder schwächend empfinden führt dazu, dass unsere Muskeln an Kraft verlieren, während alles angenehme, bereichernde und positiv erlebte unsere Muskeln stärkt. Diese Eigenschaft unseres Körpers können wir nutzen, um verschiedene Dinge über uns und unser Leben auszutesten. Dazu benötigt man nur eine zweite Person, die immer mit der gleichen Intensität einen Druck auf einen Muskel ausübt. Am besten funktioniert es, wenn derjenige, der getestet werden soll einen Arm ausstreckt und versucht, diesen oben zu behalten, während der andere ihn nach unten drückt. Eine andere Variante, die sich bei uns ebenfalls bewährt hat ist, dass der Getestete seinen Daumen und seinen Zeigefinger zu einem Ring formt und zusammendrückt. Der Tester versucht die Finger nun wieder auseinander zu ziehen. Der erste Test ist dabei stets ohne eine spezielle Erinnerung oder einen Gedanken, sondern dient lediglich dazu, die Normalkraft zu bestimmen. Anschließend geht man dann die Gedanken oder Fragen durch, die man austesten möchte. Ohne eine spezielle Kalibrierung bedeutet Kraft in den Muskeln stets, dass der Körper positiv darauf reagiert und Kraftlosigkeit, dass er eine negative Assoziation gespeichert hat. Der Vorteil dieses muskulären Gedächtnisses im Vergleich zu unserem Gehirn ist, dass es nicht lügen und uns auch nichts verschweigen kann. Unsere Gedanken können wir mit Hilfe unseres Verstandes beeinflussen und somit können wir uns selbst anlügen. Unser muskuläres Gedächtnis hat diese Fähigkeit nicht, so dass wir von ihm weitaus klarere Antworten erhalten, als durch unsere Gedanken. Das eigentlich geniale an unserem muskulären Gedächtnis ist jedoch, dass es direkt mit unserer Intuition verknüpft ist. Es gewinnt seine Informationen also nicht nur aus unseren Erfahrungen, sondern auch aus dem Allwissen. In Gefahrensituationen ist dies überlebenswichtig, da wir hier meist so schnell reagieren müssen, dass unser Gehirn mit dem Denken nicht mitkommt. Wir handeln also intuitiv. Unsere Muskeln reagieren automatisch auf die Art und Weise, die die Gefahrensituation erfordert und dies noch bevor wir die Gefahr mit dem Bewusstsein überhaupt richtig erfasst haben. Dies funktioniert nur, weil unsere Muskeln direkt mit unserer Intuition verknüpft sind. Und diese Verknüpfung können wir nutzen, um über die Muskeln direkt Fragen an unser höheres Selbst zu stellen. Dabei geht es nun nicht mehr nur um „etwas schwächt mich“ und „etwas stärkt mich“. Stattdessen kann man in die Tiefe seines Seins vordringen und nahezu jede beliebige Ja-Nein-Frage stellen. Die Voraussetzung dafür ist nur, dass man sich zuvor kalibriert, in dem man festlegt, ob die Muskeln bei einer bejahenden Antwort Kraft haben sollen oder nicht. Die zweite Voraussetzung für einen erfolgreichen Test ist, dass man dabei offen bleibt und sich der Antwort nicht verschließt. Unser Verstand kann keinen direkten Einfluss auf unser muskuläres Gedächtnis nehmen, doch er kann es indirekt beeinflussen, indem er die Muskeln beispielsweise verkrampfen oder vollkommen erschlaffen lässt. Wenn ein Thema für mich sehr stark mit Angst belastet ist, kann es sein, dass diese Angst so präsent wird, dass man nur noch sie austestet und zu keiner anderen Frage mehr durchdringen kann. Hier ist es dann oft hilfreich, wenn man sogenannte Blindtests macht. Dabei wird die Frage nicht direkt gestellt, sondern auf einen Zettel geschrieben, den man in die Hand nimmt. Alles ist eins und es geht um die Befragung der Intuition, also des universellen Allwissens. Ob der Getestete, die Frage also zuvor mit seinem Verstand erfasst, oder ob die Information einfach auf der energetischen Ebene in sein System gegeben wird, spielt also keine Rolle. In diesem Fall dient der Muskelreflexionstest bei uns nun also dazu, eine Verbindung zur eigenen Intuition aufzubauen, um so das höhere Selbst nach dem angemessenen Maß der Sanktionen zu befragen. Wenn derjenige, der sanktioniert werden soll zu hohe Angst vor dem Strafpensum hat, so dass seine Muskeln verkrampfen und daher nicht mehr einwandfrei befragt werden können, werden die Muskeln von Heiko oder, sobald wir zu dritt reisen, vom jeweils Unbeteiligten befragt. Auch hier gilt das gleiche Gesetz des Eins-Sein. Die Muskeln sind lediglich ein Indikator, der die Verbindung zum Allwissen sichtbar und fühlbar macht. Ob es die eigenen Muskeln sind, oder die eines beliebigen anderen, spielt dabei ebenfalls keine Rolle. Wenn der Getestete offen ist, kommt es immer zum gleichen Ergebnis, egal ob es dabei um ihn selbst oder um jemand anderen geht. Als Schmerzfeedback können folgende Sanktionsarten ausgewählt werden: 1. Essensentzug Das höhere Selbst legt über den Muskeltest fest, in welchem Maß und für welche Zeit die entsprechende Person auf Nahrung verzichten muss, wenn es zu dieser Art der Bestrafung kommt. 2. Karzeraufgaben Die entsprechende Person muss leidvolle oder unangenehme Aufgaben oder Rituale ausführen, durch die ihre Seele geläutert und gereinigt werden kann. Art, Dauer und Intensität dieser Aufgaben wird im Einzelfall durch das höhere Selbst festgelegt. 3. Schmerztherapie Fehlhandlungen gegen die Gruppe oder das eigene Selbst können außerdem mit Schmerzen sanktioniert werden, die dem betroffenen durch eine dritte Person zugefügt werden, die als Stellvertreter für das eigene, höhere Selbst fungiert. Die Rolle des ausführenden Stellvertreters übernimmt in der Regel Heiko. In Einzelfällen, können sich Tolinka und Franz auch gegenseitig bestrafen, wenn sie das Vergehen persönlich betrifft. Auch wenn Heiko körperlich nicht in der Lage ist, die Sanktionen durchzuführen, können sie von einem der anderen beiden übernommen werden. Wenn aufgrund besonders herber Verstöße oder einer längeren Sanktionierungspause, durch die viel aufgestaut wurde, zu viele Sanktionen auf einmal fällig sind, können diese auch unter Heiko und dem jeweils anderen Herdenmitglied aufgeteilt werden. Je nach Art und Stärke der Zuwiderhandlung gibt es dabei vier verschiedene Gradigurierungen der Schmerzzuführung, die jeweils nur an bestimmten Körperstellen ausgeführt werden dürfen. 1. Stufe: Kneifen. Hierbei wird die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt, gezogen, gedreht und losgelassen. Zulässige Körperstellen sind hierbei: Oberarme, Oberschenkel, Rücken, Hintern, Brustbereich (Bei Tolinka nur direkt unter den Schlüsselbeinen) und Bauch. 2. Stufe: Klatschen mit der flachen Hand, einem Lineal oder der Rückseite einer Holzbürste. Hierbei sind die gleichen Körperregionen zulässig wie beim Kneifen, sowie zusätzlich die Unterarme, die unteren Beinpartien und die Wangen. 3. Stufe: Auspeitschen mit Brennesseln Erlaubt ist der ganze Körper 4. Stufe: Hiebe mit einer Weidenrute Alternativ können auch Birkenruten oder andere geeignete Baumarten verwendet werden. Geschlagen werden darf hierbei auf den Hintern, die Fußballen, die Innenseite der Finger, die Waden und bei Franz auf die Brust. Bei Tolinka können ersatzweise auch andere Bestrafungen in entsprechender Intensität gewählt werden, die sich auf die Sexualität beziehen und daher auch entsprechende Körperbereiche betreffen. Bei ihr kommt außerdem eine weitere, leichte Gradigurierung hinzu, die im Tragen von unbequemer, erotischer Kleidung besteht. Zu den Vergehen, die bestraft werden können zählen unter anderem: Unachtsamkeit Zeit verplempern, Umständlichkeit Nichteinhalten des Tagespensums Verstoße gegen den Kodex Zerstören von Material durch Unachtsamkeit oder unüberlegtes Handeln Unüberlegtes Handeln Zerstören von Chancen und Momenten durch Unachtsamkeit, Langsamkeit, etc. Übertreten persönlicher Grenzen Ignorieren der eigenen inneren Stimme Heraufbeschwören oder Nichtabwenden von unangenehmen, energieraubenden oder gesundheitsschädlichen Situationen Verschweigen eines Vergehens Sämtliche anderen Handlungen die einem Selbst, der Gruppe oder einem Gruppenmitglied schaden Zerstören oder Beschädigen von fremden Eigentum Energieraub gegenüber einem Herdenmitglied oder auch einem außenstehenden

Nach jedem bewusst wahrgenommenen Vergehen wird der Grad und die Häufigkeit der entsprechenden Sanktion über den Muskeltest ausgetestet. Einmal am Tag kommt es außerdem zu einem Gesamttest, um herauszufinden, wie viele Verstöße unbemerkt geblieben sind und in welcher Intensität sie anfielen. Pausieren oder Vertagen der Sanktionen Wenn möglich sollten die Sanktionen immer so zeitnah wie möglich an den entsprechenden Aktionen liegen, also maximal einen Tag gesammelt und dann abgearbeitet werden. Wenn dies nicht klappt, weil beispielsweise unerwartete Umstände keine Zeit oder keinen Raum dafür lassen, oder weil der Sanktionierende oder der Sanktionierte sich nicht in der Lage dazu fühlen, dann werden die Sanktionen gesammelt und zu denen des Folgetages aufaddiert. Da die Sanktionen dazu führen, dass unterschiedlichste Gefühle wie Hass, Wut, Trauer, Verzweiflung uvm. im Sanktionierten aufkommen, ist es für den Sanktionierer oft schwer, zu erkennen, ob und wann dieser in eine Panikzone gerät, so dass die Sanktionen nicht mehr heilsam sondern schädigend sind. Daher gibt es ein Codewort, dass der Sanktionierte im Notfall aussprechen kann, um sich eine Auszeit zu nehmen. Dieses Codewort wird jedoch nur im absoluten Ernstfall verwendet und führt auch dann nicht zu einem Stopp der Sanktionen sondern nur zu einer Pause oder einer Vertagung. In den meisten Fällen kommt es dabei nur zu einem kurzen Stopp. Sollte der Sanktionierte wirklich so weit an seine Grenzen gekommen sein, dass er zeitnah keine weiteren Sanktionen mehr erträgt, wird der Rest der Sanktionen am Folgetag auf das neue Pensum aufaddiert.

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Wiedergutmachungen Zusätzlich zu den Sanktionen gibt es eine Energieausgleichsleistung gegenüber dem Ausführenden und/oder den betroffenen Personen. Was bedeutet das? Wenn Tolinka oder Franz Heiko oder einem anderen Wesen durch ihr Handeln Energie entziehen oder ihm einen anderen Schaden zufügen, dann können sie das dadurch entstandene Ungleichgewicht in ihrer eigenen Seele durch die Sanktionen wieder ausgleichen. Das Ungleichgewicht im Anderen besteht jedoch noch immer. Hinzu kommt, dass Heiko als ausführender Sanktionierer durch die Bestrafungen ebenfalls einen Aufwand leisten muss, um Tolinka und Franz in die “richtige” Bahn zu leiten. Um also auch auf dieser Ebene das Gleichgewicht wiederherzustellen, gibt es Ausgleichsleistungen wie Massagen, Fußreflexzonenmassagen, Energieheilungen oder ähnliches für Heiko und/oder denjenigen, der zuvor einen Energieverlust erlitten hat. Alternativ kann eine Wiedergutmachung auch in einer Arbeitserleichterung für Heiko bestehen, also darin, dass der Energieräuber eine Arbeit oder Aufgabe übernimmt, die normalerweise in Heikos Zuständigkeit fallen würde. Falls es sich bei der leidtragenden Person um einen Außenstehenden handelt, entscheidet sich natürlich im Einzelfall, ob eine direkte Wiedergutmachung möglich und gewünscht ist. Wenn nicht, kann es an dieser Stelle auch eine Fernheilung, eine Segnung oder etwas anderes geben. Da letztlich alles eins ist, muss die Wiedergutmachung auch nicht zwangsläufig zu der betroffenen Person gebracht werden, sondern kann auch einem anderen Gottpartikel zu Gute kommen. Wenn Heiko der Leidtragende des Energieraubes ist, wird im Anschluss an die Klärung der Situation die Art und Intensität der Wiedergutmachung festgelegt. Welche Form der Wiedergutmachung Heiko dabei bekommt, kann er selbst entscheiden, die Dauer der Wiedergutmachung wird jedoch wiederum durch das höhere Selbst über Intuition und Muskeltest entschieden.

Nichts ist persönlich Allen Beteiligten ist jederzeit bewusst, dass jede Form der Schmerzzufügung niemals vom göttlichen Lichtwesen der anderen ausgeht, sondern immer vom Angstgegner. Das bedeutet: Wenn Franz oder Tolinka Heiko aufgrund ihrer Naivität oder Unachtsamkeit schaden, dann ist dies kein persönlicher, böse gemeinter Angriff gegen Heiko, sondern eine Handlung des Gegners in uns. Ebenso werden auch die Sanktionen oder eine eventuelle spontane Schutzreaktion auf den Energieraub von Heikos Seite nicht böswillig ausgeführt und sind auch nicht persönlich gemeint. Als Sanktionierte sind wir uns stets darüber Bewusst, dass der Sanktionierende nicht aus eigenem Antrieb sondern als Stellvertreter des eigenen, inneren Kindes, bzw. des eigenen göttlichen Selbst handelt. In allen anderen Situationen ist sich jeder von uns bewusst, dass die anderen stets nur die Spiegelpartner sind, die das eigene Gefühls- und Gedankenleben widerspiegeln. Die Sanktionen dienen auch dazu, die Gruppenstimmung auf einem angenehmen, positiven, entspannten und lockeren Level zu halten. Dies kann nur dann funktionieren, wenn sie mit Humor, Leichtigkeit und Freude angenommen werden. Im Ritual ist das Lachen über die Situation, den Sanktionierten, sich selbst und alles andere erlaubt. Es sei denn natürlich, der Sanktionierte befindet sich gerade in einer emotionalen Phase, n der er damit nicht umgehen kann und daher kein Gelächter möchte. Wenn das der Fall ist, wird der Wunsch des Sanktionierten natürlich respektiert. Wenn bei Tolinka und Heiko die Sanktionen im Sexspiel untergebracht werden, wird darauf geachtet, dass dabei die Freude und die Erotik nicht verloren geht. Es geht in diesen Fällen niemals nur um die Sanktionen sondern immer auch darum, dass für beide ein Lustgewinn entsteht, der der heiligen Sexualität dienlich ist. Falls es nicht klappen sollte, die Sanktionen nicht persönlich zu nehmen und nicht mehr zwischen ausführendem Stellvertreter des inneren Kindes, Mentor, Freund, Partner etc unterschieden werden kann, gibt es verschiedene Möglichkeiten, hier eine klärende und erleichternde Alternativlösung zu erzielen. Sobald wir zu dritt reisen kann die Sanktion im Zweifelsfall vom jeweils anderen übernommen werden. Bei Tolinka ist die Sanktionierung im Sexspiel am effektivsten. Sollte dies aber nicht funktionieren, weil sich die Gefühle dabei zu sehr vermischen, kann hier zunächst zu einer Sanktion im Ritual gewechselt werden. Wenn nichts davon eine Wirkung zeigt, gibt es als vorrübergehende Alternative noch die Selbstgeißelung. Diese ist zwar nicht so effektiv wie die Fremdgeißelung, hilft aber dabei, zu erkennen, dass die Bestrafung nicht von einem anderen, sondern von einem selbst ausgeht. Hierbei sollten die Sanktionierten im Hinterkopf behalten, dass auch die Schöpfung selbst die Sanktionen übernehmen könnte und dass sie es tun wird, wenn man versucht, bei der Selbstgeißelung zu bescheißen und sich selbst mit Samthandschuhen anfasst. Die Bestrafungen der Schöpfung werden jedoch um ein vielfaches höher ausfallen, als die selbstgewählten.

Nachbetreuung Nach den Sanktionen gibt es stets eine Reflexion und in der folgenden Zeit achten wir besonders intensiv aufeinander. Es gibt also stets einen Körper- und Gefühlskeeper. Wie geht es uns geistig, körperlich und emotional. Wo tauchen Schwachstellen auf? Welche Bedenken, Ängste und Gefühle kommen hoch? Gibt es Heilungsprozesse, die durch die Sanktionen ausgelöst werden? Welche Erkenntnisse sind dadurch aufgekommen? Was hat sich ergeben oder verändert? Gibt es Spätfolgen? Was wird hier gerade benötigt, für den Körper, die Seele oder den Geist? Besonders an stressigen Tagen ist es wichtig, dass dieser Punkt nicht untergeht. Um ins Lernen und ins Vertrauen zu kommen ist die gegenseitige Unterstützung im Klan besonders wichtig, da es immer wieder zu Tiefpunkten, Heilungskrisen und Verzeifelungsmomenten kommen wird, in denen der Gegner versucht, einen wieder zurück in die alten Schienen zu steuern und einen zu überzeugen, dass dieser ganz Schmerz nur unnötiges Leid ist, das nichts bringt. Oder aber, dass man letztlich daran zerbrechen und kaputt gehen wird. Der Klan ist hierbei besonders wichtig, um sich gegenseitig immer wieder aufzufangen und um sich daran zu erinnern, dass schon viel schlimmere Heilungsphasen und -krisen überstanden wurden.

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Nun haben wir einen Herdenkodex

Höhenmeter: 320 m Tagesetappe: 38 km Gesamtstrecke: 16.586,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz auf einem Feld, nahe 59031 Cheresh, Ukraine

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Fortsetzung von Tag 930: (Hier geht es zum Gesamtartikel)

Auch die Krankheiten, die wir in unser Leben ziehen, hängen sehr stark von unserem Wutzyklus ab. So lässt sich beobachten, dass manche Menschen immer wieder starke, schmerzhafte und schwerwiegende Krankheiten oder Körpersymptome in ihr Leben ziehen, andere hingegen so gut wie überhaupt nicht. So bekam Heiko stets für jedes Vergehen gegenüber seiner Seele und seinem Gottbewusstsein einen direkten Faustschlag von seinem Körper zu spüren. Angefangen von einer Nierenkolik über eine Gehirnhautentzündung und Borreliose bis hin zum Tinnitus, der ihn mehrfach bis an den Rand des Selbstmordes brachte. Ich hingegen hatte zwar immer wieder kleine Krankheiten, die mich schwächten und noch weiter in meine Opferrolle brachten, aber nie wirklich große, schmerzhafte oder leidvolle. Mein Körper spiegelt mir meine Vergehen gegen meine Seele stets auf einer subtilen Ebene, die ich zwar wahrnehmen kann, die mich jedoch zu keiner Konsequenz zwingen. So habe ich Krampfadern in den Beinen und am Brustkorb, eine verengte Vorhaut, eine Trichterbrust, die mir das Atmen schwer macht, eine schlechte Durchblutung, durch die meine Hände und Füße taub werden und eine extreme Sehschwäche. Alles sind Krankheitssymptome, die mich unsensibler machen und dazu führen, dass ich noch mehr gegen meine Herzensstimme verstoßen kann. Je weniger ich sehe und fühle, je weniger Energie ich habe und je schlechter mein Körper mit Sauerstoff versorgt wird, desto mehr lasse ich automatisch über mich ergehen und desto weiter lasse ich mich von meinem Lebensweg abbringen. Gleichzeitig werde ich dadurch aber auch rein körperlich zu einem immer besseren Opfer, dass Gefahren immer schlechter wahrnehmen und einschätzen kann und das auch immer weniger in der Lage ist, sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Heikos Krankheiten hingegen führten dazu, dass er immer sensibler und empfindlicher wurde, was Seelenverstöße und Energieräuber anbelangte. Durch den Tinnitus wurde es ihm nahezu unmöglich, Situationen auszuhalten, die er als unangenehm empfand und die ihm Energie raubten. Sobald er sich zu lange in eine solche Situation begab, zeigten ihm seine Ohren mit einem unerträglichen Warnsignal, dass er gerade dabei war, sich selbst zu schädigen. So wie mich meine Krankheiten in meinem Opfersein unterstützen, führten seine Krankheiten also dazu, dass er noch schneller Grenzen setzen musste, wodurch sie auch sein Tätersein unterstützen. Bei mir dienten die Krankheiten also in erster Linie dazu einen Druckgeber von außen in Form eines Täters einzuladen und anzuziehen. Bei Heiko waren die Krankheiten selbst der Druckgeber und Sanktionator.

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Auch hier gibt es also eine Regelmäßigkeit, die ins Auge sticht. Die Menschen, die am Anfang ihres Lebens Druck von Außen bekommen haben, weil sie zu sich standen und dem Schmerz des äußeren Widerstandes getrotzt haben, bekommen dann später nach dem Switch Druck von innen in Form von leidvollen Krankheiten. Diejenigen, die am Anfang den Druck von Innen bekamen, also von sich selbst, weil sie sich verbogen und ihre Seele selbst verstümmelt haben, bekommen dann später den Druck von außen. Krebs ist dabei noch einmal ein Sonderfall, da die Tumore selbst keine wirkliche Krankheit, sondern eine Schutzfunktion des Körpers sind. Dies an dieser Stelle vollkommen auszuführen würde wieder einmal den Rahmen sprengen, aber eine kurze Erklärung möchte ich trotzdem einfügen. In der Schulmedizin gehen wir davon aus, das Tumore entartete Zellen sind, die sich bis in die Unendlichkeit vermehren und dadurch den Körper von innen heraus zerstören. Dies ist so jedoch nicht richtig. Natürlich lässt sich beobachten, dass die Zellen in einem Tumor sehr stark wachsen und sich vermehren, doch geschieht dies nicht grundlos, unkontrolliert oder bis in alle Ewigkeit. Am einfachsten lässt es sich am Beispiel von Lungenkrebs erklären. Stellt euch einmal vor, ihr wärt eine Maus, die einem Fuchs begegnet. Sobald ihr ihn wittert, schaltet euer Körper sofort ein Notfallprogramm ein, das euch in eine Alarmbereitschaft versetzt, denn nun hängt euer Leben davon ab, dass ihr so schnell wie möglich in eurer Mausehöhle verschwindet. Der Körper stößt Adrenalin aus, der Herzschlag verschnellert sich und eure Lungenbläschen weiten sich, damit mehr Sauerstoff in die Muskeln gelangt und ihr leistungsfähiger werdet. Ihr seit nun in der Lage, einen Sprint in Höchstgeschwindigkeit hinzulegen und im Mauseloch zu verschwinden. Sobald ihr dort angekommen seit, stellt sich der Körper wieder auf sein Normalprogramm um. Es dauert einen Moment, bis ihr euch wieder erholt habt und dann seit ihr wieder genauso entspannt und relaxt wie zuvor. Dieses Notfallprogramm, das bei einer Todesgefahr auftaucht existiert in jedem Lebewesen und damit auch in uns Menschen. Durch unsere zivilisierte Lebensweise gibt es jedoch einen entscheidenden Unterschied. Für die Maus gibt es nur reale Gefahren, denen sie entweder entkommt oder nicht. In jedem Fall ist die Situation aber bereits nach wenigen Minuten oder auch nur Sekunden beendet. Für uns Menschen existieren hingegen eine ganze Palette voller Lebensbedrohungen, die keine reale Ursache haben, vor der wir weglaufen könnten. So wird unser Leben vielleicht durch ein nahegelegenes Atomkraftwerk bedroht, von dem wir glauben, dass es jeden Moment explodieren könnte. Vielleicht kommt die Todesgefahr aber auch durch eine Exklusivmeldung in den Nachrichten, die vor Terroranschlägen in unserer Heimatstadt warnt. Oder sie kommt in Form einer Nachricht von unserem Arzt, der uns mitteilt, dass wir eine tödliche Krankheit haben und nur noch wenige Monate leben werden. Wenn wir diese Nachrichten glauben und die Gefahr als real ansehen, aktiviert unser Körper automatisch das gleiche Notfallprogramm, wie bei der Maus. Der Unterschied ist nur, dass wir vor der Gefahr nicht fliehen können, so dass dieses Programm über Wochen, Monate, vielleicht sogar Jahre hinweg läuft. In dieser Zeit bekommt unsere Lunge permanent das Signal, dass sie volle Leistung bringen und immer mehr und noch mehr Sauerstoff in den Körper pumpen muss. Um diese Dauerbeanspruchung auf Maximalbetrieb bewältigen zu können, muss sie neues Personal einstellen, sprich neue Zellen ausbilden. Es kommt also zu einem vermehrten Zellwachstum in der Lunge, welches wir als Tumor wahrnehmen und für eine Ansammlung entarteter Zellen halten. Sobald es uns gelingt, der Todesgefahr zu entkommen, in dem wir beispielsweise erkennen, dass der Arzt sich geirrt hat, dass die Terrorwarnung nichts als Panikmache war oder dass das Atomkraftwerk geschlossen wurde, kehrt unsere Lunge in den Normalbetrieb zurück und baut die überflüssigen Zellen wieder ab. Diese werden dann in den meisten Fällen als tuberkulöser Husten in Form von blutigem Schleim ausgeschieden. Nach dem gleichen Prinzip wie der Lungenkrebs entstehen auch alle anderen Krebsarten in unserem Körper, wobei jedes Mal ein anderer Konflikt auftritt, der das jeweilige Organ betrifft und zu Höchstleistungen antreibt. Die Tumore selbst lösen dabei in der Regel keine Schmerzen und auch keine Probleme aus, es sei denn, dass sie so groß werden, dass sie auf ein anderes Organ drücken, Nerven einklemmen oder eine Blutzufuhr unterbrechen. Der Schmerz und das Leid entstehen in den meisten Fällen jedoch erst durch die “Therapie” des Arztes in Form von Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen. Auf diese Weise führt also auch der Krebs dazu, dass eine Verletzung durch einen Dritten von außen stattfindet, durch die Selbsthass abgebaut werden kann. So wie der eigentliche Tumor selbst sind auch die anderen Krankheiten, die der Verbieger vorzugsweise in sein Leben zieht, eher wenig schmerzhaft und werden meist nicht einmal richtig als Krankheiten angesehen. Dazu gehören allgemeine Schwäche, Energielosigkeit, Kreislaufschwäche und der gleichen mehr. Sie Sie führen aber fast alle dazu, dass automatisch der Druck und die Verletzung von außen steigt, weil sie den Verbieger schwächen und seine Lethargie fördern, wodurch er immer mehr dazu neigt, äußere Gewalteinwirkungen einfach zuzulassen. Gleichzeitig zieht er aber auch Krankheiten und Schwächen an, die ihn unaufmerksam, unachtsam und in gewisser Weise blöd machen. Er wird kurzsichtig, taub, gefühlsarm, unkonzentriert und dergleichen mehr, wodurch er automatisch jeden seiner Mitmenschen auf die Nerven gehen muss. Sein ganzer Organismus richtet sich also darauf aus, die Wut von anderen auf sich zu lenken, um so den Selbsthass abbauen zu können. Er wird zu einem Tollpatsch, der aufgrund seiner Unsensibiliät und seiner Unaufmerksamkeit kaum selber Lebensfähig ist und daher immer die Hilfe von anderen braucht. Auch hier steckt wieder ein System mit einem Sinn dahinter. Als Kind hat er sich dafür entschieden, sein Sein aufzugeben, weil er Angst hatte, sonst seine Eltern zu verärgern und nicht mehr geliebt zu werden. Er hat sich also ganz bewusst in ein Abhängigkeitsverhältnis zu seinen Eltern begeben. Das Prinzip, das dahinter steht lautet: „Wenn ich unselbstständig bin und ihr mich umsorgen müsst, dann habt ihr das Gefühl wichtig und wertvoll zu sein, meine Eltern. Dadurch seit ihr zufrieden und wenn ich euch zufrieden mache, bekomme ich eure Liebe als Gegenleistung, die ich zum Überleben brauche.“ Auf diese Weise richtet sich nun das gesamte Leben des Menschen darauf aus, in einer Abhängigkeit von anderen zu existieren und er braucht stets den Rockzipfel zum festhalten, um aufrecht stehen zu können. Darauf richten sich sowohl seine bewusst und unbewusst gewählten Lebensstrategien als auch seine körperlichen Eigenschaften aus. Der Körper eines Menschen, der dadurch überlebt, dass er im Wald scheue Tiere fängt, entwickelt automatisch scharfe und feine Sinne, die ihm das Aufspüren seiner Beute ermöglichen. Ein Mensch, der dadurch überlebt, dass er von anderen Menschen versorgt wird, entwickelt auf die gleiche Weise körperliche Funktionen, bzw. Fehlfunktionen, die ihm diese Art der Lebensführung erleichtern. So wie der eine den idealen Jägerkörper entwickelt, entwickelt der andere den idealen Parasitenkörper. Sobald er sein Elternhaus verlässt, wird dies jedoch zum Problem, da er nun auf sich gestellt ist, aber weder mental noch körperlich die Voraussetzungen besitzt, sich eigenständig am Leben zu halten. Also muss er sich nun neue Wirte suchen, die er anzapfen und von denen er sich versorgen lassen kann, um auf diese Weise zu überleben.

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Der Standhalter hingegen bleibt auch nach der Wende relativ stark, bekommt nun aber lauter Krankheiten, die ihn Schmerzen und die ihm Druck geben, so dass sie ihn noch mehr dazu drängen, die Wut nach außen zu bringen. Er bekommt Krankheiten, durch die er Durck von außen immer schlechter aushalten kann, so dass er immer schneller Grenzen setzt. Er bekommt Tinnitus, Kopfschmerzen, Überempfindlichkeit, verschiedene Schmerzen und ähnliches mehr. Also alles, was dazu führt, dass man sofort auf sich achtet und keinen Energieraub mehr zulässt. Sein Körper treibt ihn also immer mehr dazu, möglichst schnell zu explodieren und die Wut nach außen zu bringen, so dass sie abgebaut werden kann. Das heißt im Klartext: So wie es für den Verbieger nun an der Zeit ist, den Selbsthass abzubauen, in dem er Leid und Schmerz von außen auf sich zieht, ist es nun für den Standhalter an der Zeit, die alte Wut loszulassen und sie abzubauen, in dem er sie nach außen abgibt. So hat Heiko als Kind bzw. junger Erwachsener den Energieraub und die Sticheleien über sich ergehen lassen und sich lange Zeit nicht dagegen gewährt, wodurch er die Wut gegenüber seiner Peiniger immer weiter aufgestaut hat. Nun sorgen die Krankheiten wie der Tinnitus dafür, dass diese Strategie nicht mehr funktioniert und er den Energieraub sofort unterbinden muss. Dadurch baut sich automatisch auch die alte Wut ab, wodurch er immer mehr in den Frieden zurückkehrt. Doch es steckt noch mehr dahinter. Das Lernprinzip, das sich darin verbirgt ist es, zu erkennen, dass alles einen Sinn hat. Keine Krankheit, kein Energieraub und keine Stichelei war etwas Negatives. Alles waren wichtige und richtige Schritte auf dem Weg zum Erwachen gewesen und sind es auch jetzt noch immer. Anders als ich, der zunächst versucht hatte, alle Lernprinzipien aus seinem Leben zu verbannen, hatte Heiko sie bewusst eingeladen, in dem er sich bewusst für den Weg zur Erleuchtung entschieden hatte. Somit mussten nun auch immer wieder Situationen auftauchen, in denen er seine Lernschritte bewusst gehen konnte. Und dazu gehörte eben auch, den Energieraub durch andere zu erkennen und zu unterbinden.

Natürlich sind sowohl Verbieger als auch Standhalter Archetypen. Jeder Mensch trägt stets beide Aspekte in sich und zieht so immer auch beide Gegenparte an. Kein Mensch verbiegt sich zu 100% und hält niemals einem Druck stand, so dass es nicht auch hin und wieder Prügel von außen bekommt, durch die er eine auswärts gerichtete Wut aufbaut, die es abzubauen gilt. Und kein Mensch hält immer aller Prügel stand, ohne sich jemals zu verbiegen und zu verraten, so dass er einen Selbsthass aufbaut, der durch die Kasteiung wieder abgebaut werden muss. Auch dies kann man in der SM-Szene wieder sehr gut beobachten, da es hier viele Menschen gibt, die bewusst zwischen beiden Rollen hin und her switchen und gerade daraus die größte Lust und aber auch die größte Heilung erzielen. Dennoch trägt jeder von uns einen Part in sich, der den Hauptaspekt ausmacht und daher eine besondere Präsenz hat. Wie in allem gibt es dabei natürlich abstufungen. Einige Menschen sind extrem in einem Wutzyklus verhaftet, andere sehr stark im anderen und wieder andere haben beide relativ gleichmäßig aufgebaut. So fiel mir immer wieder auf, dass es sich auch für mich sehr befreiend und erleichternd anfühlte, wenn ich mal Dampf ablassen konnte um beispielsweise einen nervigen Trunkenbold zu vertreiben, der mich beim Schreiben störte. Auch die Wut gegenüber meinen Eltern in Worte zu fassen und nach außen zu geben, fühlte sich befreiend und erleichternd an. Wichtig ist also zu verstehen, dass es in jedem Menschen unterschiedliche Arten der Wut gibt. Die Kernwut, die die uns hauptsächlich von unserem Erwachen fernhält, liegt in der Entscheidung begraben, ob man ein Standhalter oder ein Verbieger sein will. Doch wir sind relativ komplexe Wesen mit vielen widersprüchlichen Gedankenmustern im Kopf und ziehen daher auch später immer wieder Situationen in unser Leben, die neue Wut aufbauen. Diese wollen ebenfalls abgebaut und verarbeitet werden, und dies kann auch durch die gengenteiligen Mechanismen geschehen. Bei Heiko und mir sowie auch bei Heidi war jedoch relativ klar, dass Heiko sehr stark im Standhalter-Prinzip und wir beiden anderen extrem stark im Verbiegerzyklus beheimatet waren. Für uns war klar, dass wir nicht abwarten wollten, bis uns das Leben eine Gewaltsituation schenkt, in der wir unkontrolliert eine geballte Ladung zum Wutabbau bekamen. Viel mehr hatten wir das ohnehin schon ein paar mal leidlich erfahren dürfen. Allein die Art und Weise, auf die wir dieses System in den letzten Tagen und Wochen gelöst hatten, war bereits alles andere als Optimal. Es konnte doch keine Lösung sein, dass wir uns nur dann gegenseitig heilen konnten, wenn wir uns zuvor das Leben zur Hölle gemacht hatten. Auch die Krankheitszyklen konnten auf Dauer keine Lösung sein, denn wir waren ja aufgebrochen, um uns zu heilen und nicht, um immer ausgefeiltere Krankheiten auszubilden, durch die wir unterbewusst unsere inneren Wutzyklen abbauen konnten. Aus dem unbewussten Weg des Gedankenmagnetismus musste ein bewusster Weg werden, den wir gezielt kanalisieren konnten, so dass er für alle zielführend, heilsam und stimmig war.

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Bereits beim letzten Besuch von Heidi, war das Thema Schmerz und Geißelung in der Beziehung aufgetaucht. Für beide fühlte es sich vollkommen stimmig an, ein Fetischpaar zu sein, das sich über das Spiel von süßem Schmerz gegenseitig heilte. Und doch tauchten damit sofort auch wieder Ängste und Gedankenstimmen auf. “Das ist keine Liebe. Das ist Geiselung. So was macht man nicht. Man darf sich nur streicheln und Blümchensex haben. Das muss alles sanft sein. Heilung ist immer weich!” All diese Worte wurden uns von klein auf ins Gehirn gehämmert und sie blockieren uns dabei heil zu werden und uns gegenseitig zu heilen. Ist das nicht pervers? Wir haben Angst davor wahrhaftig zu sein und das zu leben, was sich in unserem Herzen richtig anfühlt. Komisch oder? Dabei war jedoch auffällig, dass alle von Heikos Beziehungen, in denen es härter zur Sache ging und in denen das Spiel von lustvollem Schmerz auf ganz natürliche Weise entstanden war, immer sehr viel harmonischer und tiefer waren, als jene in denen nur Sanftheit erlaubt war. Hier kippte die Wage sofort auf eine Seite und es musste zur Trennung kommen. Es war einfach keine Heilung an Board sondern nur eine Anhäufung von Frustenergie und Nervenergie. Fassen wir also noch mal zusammen: Jede Fremdverletzung die wir als Opfer-Menschen erfahren können, ist wutabbauend und damit heilsam. Wenn wir dies jedoch nicht verstehen und annehmen können, produzieren wir dadurch auch ein neues Trauma, und lösen einen neuen Gottkonflikt aus, der uns wieder von unserem Erwachensweg wegführt. Wenn wir also nicht so weit erleuchtet sind, dass wir den Sinn hinter den Verletzungen wahrnehmen und zu 100% in bedingungsloser Liebe annehmen können, kann auf diese Weise keine Heilung stattfinden. Darum ist es wichtig, den Weg des Wutabbaus zu kanalisieren. Hier aber steht uns nun wieder die Gesellschaft im Weg, denn selbst wenn wir dies erkannt haben, tragen wir durch die Gesellschaftsbewertungen von gut und böse, Täter und Opfer so viele Glaubenssätze im Kopf, dass wir uns sowohl als Schläger als auch als Geschlagene nicht gut fühlen. Allein die Worte machen uns oft schon verrückt. Sie sind so negativ belegt das man es kaum aushält. Ein Biss ins Genick ist für die meisten Liebespaare absolut anheizend. Auch ein Klaps auf den Po oder ein Kratzen über den Rücken. Kanalisieren wir es, ist es plötzlich pervers. Wie kann das sein? Diese Fragen hatte nicht nur ich sondern auch Heiko im Kopf. Dennoch war es genau der Weg, der sich richtig anfühlte. Mehr noch, es war der einzige Weg, um auf harmonischem Wege überhaupt in die Freiheit und in den inneren Frieden zu gelangen. Dabei stellten wir für mich fest, dass Selbstkasteiung nicht so wirksam ist, wie empfundene Fremdkasteiung. Klar ist alles eins und doch gibt man sich selbst nicht so viel Schmerz, als wenn es ein Dritter tut. Diese Erfahrung hatten wir bereits beim Needlen und Schröpfen gemacht. Wenn man sich selbst mit einem Nadelroller die Haut behandelte, dann war man dabei automatisch vorsichtiger. Wenn es ein anderer machte, konnte dieser viel tiefer und damit auch viel effizienter zustechen. Das gleiche galt auch für Fußreflexionsmassagen, Schröpfen und vieles mehr. Spannend ist hier, das wir hier nie auf die Idee kommen würden, das wir trotz des immensen Schmerzes nicht an eine Heilbehandlung glauben. Ohne Schmerzen kann man eben oft nicht heilen heißt es oft. Doch wenn es um die Kasteiung oder Wutabbau geht, heißt es, das kann man doch nicht machen. Als mir bewusst wurde, dass auch diese Formen der Heilbehandlungen, die schmerzhaft waren, die Wut in mir abbauten, war ich zunächst begeistert und wollte das Prinzip schon gleich darauf umlenken. Regelmäßiges Needlen, regelmäßige Fußmassage, regelmäßige Lymphdrenage und regelmäßiges Kampftraining, bei dem ich ordentlich einstecken konnte, erschienen mir gute und humane Optionen zum Wutabbau zu sein. Das waren sie auch und doch waren es schon wieder nur Muschiangebote, die ich hier abgab. Klar waren sie heilsam und klar bauten sie Wut ab. Doch im gesamten hatte ich von der Wut in meinem inneren und von dem Hass auf mich selbst gerade einmal 0,015% abgebaut. Diese Taktik alleine würde also niemals ausreichen. Es war ein Weg, um ein kleines bisschen in die richtige Richtung zu gehen, dabei aber schon wieder so viel Schmerz wie möglich auszuweichen. Es mussten also wesentlich effektivere Angebote her. Von den 0,015%, die ich bereits abgebaut hatte, gingen etwa 95% ohnehin bereits auf Heikos Konto. Und ein Großteil davon hatte sich wahrscheinlich wiederum jetzt in den letzten Wochen gelöst. So unorthodox Heikos Methoden als Heiler auch waren und so oft er sie auch selbst anzweifelte, so sehr funktionierten sie doch. Er war eben ein Coyote und dieser ging nun einmal ungewöhnliche und unorthodoxe Wege, die für alle anderen auf den ersten Blick abstrakt, wenn nicht sogar verstörend sein mochten. Jeder Versuch, meine Wut durch Schreien oder aggressives Verhalten abzubauen, das sich nicht gegen mich selbst richtete, hatte hingegen nicht funktioniert. Natürlich war es in diesen Momenten oft wichtig, meine Gefühle nach außen zu bringen und nicht herunterzuschlucken. Doch sie halfen mir nicht dabei, meinen Selbsthass abzubauen. Anders war es jedoch, als ich mit 19 oder 20 Jahren mit ein paar Kumpels auf die Idee kam, eine Art Fightclub zu gründen, bei dem wir uns auf oder nach Partys in gegenseitiger Einvernehmlichkeit prügelten, um Schmerz zu erfahren und uns zu spüren. Damals schämte ich mich dafür und doch merkte ich bereits zu dieser Zeit, dass es mich befreite und erleichterte. An diesen Abenden ging ich immer mit einem guten Gefühl nach hause. Sonst war das nach Feiern selten der Fall.

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Nun galt es also einen Weg zu finden, mit dem wir alle drei unsere Wut wirklich effektiv abbauen und uns so gegenseitig heilen konnten. Dabei kamen wir zunächst auf zwei zentrale Hauptpunkte, die wahrscheinlich in nächster Zeit noch durch weitere ergänzt werden. Der erste ist ein Ritual, bei dem ich durch eine große Anhäufung von Schmerz sehr viel Wut auf einen Schlag abbauen kann. Es ist der besagte Sonnentanz, den ich vorhin bereits einmal erwähnt habe. Spannend dabei ist, dass auch diese Idee nicht neu ist und dass sie aus mehrerlei Hinsicht zu der aktuellen Situation passt. Dass der Sonnentanz ebenfalls in einer direkten Verbindung mit der Überlieferung über die weiße Büffelkalbsfrau steht, fanden wir erst später heraus. Er ist das heiligste Ritual der nordamerikanischen Indianervölker, das durch die Büffelkalbsfrau gebracht wurde. Wenn also Heidis Lebensaufgabe direkt mit der Büffelkalbsfrau verbunden ist und Heikos die des roten Büffels der Reinigung ist, gibt es also auch hier schon wieder eine Verbindung, zwischen Heikos, Heidis und meinem Weg zum Gottbewusstsein. Heidi ist die Bringerin der heiligen Rituale, die die weibliche, annehmende Kraft verkörpert. Heiko ist derjenige, der auf den Tisch haut und den Gegner in seine Schranken weist. Und ich bin als Bindeglied der, der im Ritual der Büffelkalbsfrau den Schmerz als Geschenk annimmt und sich so auf genau die Weise vom Gegner befreit, die Heikos Heilerprinzip entspricht. Soweit zumindest die Theorie, denn bis ich zu einem Sonnentanz bereit bin, muss ich noch viel von meiner Angst vor Schmerz, Verletzung und Tod verlieren. Vor viereinhalb Jahren haben wir in unserer Wildnisschule eine Ausbildung zum Heilersein gegeben und an einem Seminarwochenende war es dabei um die Vergabe von indianischen Namen gegangen. Schon damals hatte also die Idee im Raum gestanden, den alten Namen als Symbol der Wandlung in einen neuen Lebenszyklus abzustreifen und einen neuen zu wählen, so wie es in vielen indigenen Kulturen Gang und Gebe ist. Die Aufgabe war es damals, tief in sich hineinzuspüren und die eigene Intuition nach einem Namen für die anderen Seminarteilnehmer zu befragen. Dabei war Heiko bei mir auf den Namen “Sonnentänzer” gestoßen, ohne dass er es sich zu diesem Zeitpunkt so recht hatte erklären können. Damals hatte er gesagt: “Ich weiß nicht warum, aber bei dir kommt es mir so vor, als wäre irgendwann in deinem Leben der Zeitpunkt, dass du durch Schmerz deinen Weg finden musst, um deinen elendigen Verstand auszuschalten, damit du endlich fühlen kannst. Dazu tauchte vor meinem inneren Auge gerade das Ritual des Sonnentanzes auf, von dem ich mal durch einen Mann erfahren habe, der ihn getanzt hat.” Erst jetzt im Nachhinein wird mir bewusst, wie heftig dieses Zusammenspiel ist, mit dem sich alles langsam vorbereitete und nun immer mehr an Klarheit gewinnt. Durch reinen „Zufall“ (den es ja nicht gibt) hatte Heiko viele Jahre zuvor einen Mann getroffen, der an einem Sonnentanz teilgenommen hatte. Für Weiße ist die Teilnahme inzwischen offiziell verboten, da zu viel Schindluder mit dem heiligen Ritual getrieben wurde. Die Chance, einen Nichtindianer zu treffen, der nicht nur bei einem solchen Tanz dabei war, sondern wirklich als Teilnehmer dabei mitgemacht hatte, geht also gegen null. Es gibt weltweit vielleicht noch hundert Zivilisationsmänner, die diese Erfahrung gemacht haben. Wie sehr wollte das Leben also, dass Heiko einem von ihnen begegnete, der ihm dann auch noch auf so einprägsame Weise davon erzählte, dass es ihm sofort im Gedächtnis hängen geblieben ist. Und zwar nicht als barbarische Quälerei, sondern als ein wirkungsvolles und heilsames Ritual, das eine tiefe Befreiung bewirken kann. Der Mann, der ihm davon berichtete, war so erfüllt von diesem Freiheitsgefühl, dass er bereits damals sagte, dass er auf jeden Fall noch weitere Male an dem Sonnentanz teilnehmen wolle. Doch die Begegnung selbst war noch nicht einmal das größte Mysterium, denn Heiko hatte in seinem Leben schon viele außergewöhnliche Menschen getroffen. Und doch war es genau diese Begegnung, die ihm spontan in den Sinn kam, als wir uns damals über indianische Namen unterhielten. Es hätte tausende von Möglichkeiten gegeben, die auf ihre Art nicht weniger passend waren. Ich hätte den Namen von Tieren, Pflanzen oder gar Steinen bekommen können, die meine Stärken, Schwächen oder Eigenschaften widerspiegelten, doch der Name, der Gewählt wurde lautete „Sonnentänzer“. Und nun tat sich plötzlich ein Weg vor mir auf, der mich genau dorthin führen sollte. Als Heiko mir das damals erzählte, lief mir sofort ein kalter Schauer über den Rücken und ich hoffte inständig, dass ich ein solches Ritual niemals machen müsste. Dennoch blieb es von da an immer in meinem Geist präsent und als das Thema mit dem Wutaufbau aufkam, war mir sofort klar, dass dies dazugehören würde. Es war kein Schritt, der jetzt sofort kam, aber wenn wir Nordamerika bereisten und dort einen Indianerstamm trafen, der dieses Ritual noch zelebrierte, dann war ich mit dabei. Ich weiß zwar jetzt schon, dass ich heulen werde wie ein Schlosshund und allein bei dem Gedanken daran, mache ich mich bereits jetzt in die Hose, aber ich spüre deutlich, dass es zu mir gehört und dass es wichtig für mich ist. Ich brauche dieses Extrem, um wirklich anzuerkennen, dass ich nicht mein Körper bin, dass ich nicht dieser Mensch bin, sondern ein Teil des Gottbewusstseins und das alles nur ein Traum und eine Illusion ist.

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Bereits beim ersten Mal Hören hatte ich schon einen gewaltigen Respekt vor diesem Ritual, doch da ich noch keine konkrete Vorstellung davon hatte, um was es eigentlich ging, hielt sich meine Angst noch in Grenzen. Erst viele Tage später nahm ich mir die Zeit, um mich wirklich darüber zu informieren, was ein Sonnentanz ist. Es geht nicht einfach nur darum, ein bisschen um einen Baum zu tanzen und sich dabei irgendwelche Haken durch die Haut zu stechen. Aus Sicht eines Zivilisationsmenschen wie mir ist es das wahrscheinlich intensivste und heftigste Ritual der nordamerikanischen Indianerstämme das es gibt. Die meisten Indianer sehen das wahrscheinlich ein bisschen anders, denn im Grunde ist es nur ein Ritus, um die Sonne zu begrüßen und zu ehren, nachdem die kalte Winterzeit vorbei ist. Es ist ein Initiationsritus für Jugendliche, durch den sie als Jäger oder auch als Heiler anerkannt werden. Und es ist vor allem deshalb ein Ritual, an dem auf diese Weise nur Männer teilnehmen, weil sie sich selbst hierdurch eine Schmerzerfahrung erschaffen wollen, die der der Frauen durch ihre Periode und das Gebären ebenbürtig ist. Eine Idee dahinter ist es also, sich durch den Schmerz des Sonnentanzes in die Frauen einfühlen zu können, um zu verstehen, wie sie sich bei einer Geburt fühlen. Ich muss allerdings sagen, dass es auf mich schon sehr heftig wirkt und ich seit ich davon erfahren habe, dass dieses Ritual einen festen Platz in meinem Leben hat, deutlich stärker am Rummuschen bin, als jede Frau die sich auf eine Geburt vorbereitet. Der Sonnentanz wird bereits seit mehr als 1000 Jahren in fast allen nordamerikanischen Indianerstämmen praktiziert und ist wie erwähnt eine der sieben Traditionen, die die Lakota damals von der weißen Büffelkalbsfrau bekommen haben. Obwohl die weißen Siedler immer wieder versucht haben, ihn abzuschaffen oder zu verbieten, gaben die Indianer ihn nie auf und praktizieren ihn auch heute noch. Um ihn zu bewahren mussten die Lakota und andere Stämme viele Risiken und Kompromisse eingehen. Es gab Zeiten, in denen man eingesperrt oder getötet werden konnte, wenn man als Indianer seine heiligen Rituale praktizierte. Später, als wie wieder erlaubt wurden, stellte die US-Regierung die Bedingung auf, dass Sonnentänze nur noch öffentlich abgehalten werden durften. Das heiligste Ritual der Indianer wurde nun also zu einer Touristenattraktion für Schaulustige, die für 25Cent Eintritt zusehen durften, um sich über die geisteskranken Wilden lustig zu machen, die sich aus voller Absicht selbst verletzten. Noch später schlug die Abscheu der weißen Siedler dann in eine Faszination um und wurde nun bei Adrenalinjunkies zu einem beliebten Sport, wobei diese natürlich nichts von den Hintergründen und der Heiligkeit verstanden, die dem Ritual innewohnte. Darum begannen die Indianerhäuptlinge schließlich, den Sonnentanz allen Nichtindianern zu verbieten. Er ist wie gesagt ein Ritual bei dem ein Junge zum Krieger oder Medizinmann wird. Dabei gehen die Tänzer jedoch nicht nur symbolisch durch den Tod, in dem sie sich ein paar Haare ausreißen oder ein feierliches Gelübde ablegen, bei dem sie einen neuen Namen bekommen. Der Tod ist ein realer Bestandteil des Rituals, nicht in dem Sinne, dass die Tänzer wirklich sterben, aber im Sinne davon, dass sie einen todesähnlichen Zustand erreichen, in dem sie ins Void also ins Allbewusstsein der bedingungslosen Liebe eintauchen und dabei ihren Verstandesgegner vollständig brechen können. Auch hier wird mir bewusst, dass ich tief in mir schon immer gespürt habe, dass ich eines Tages einen solchen Nahtod brauchen werde, um wirklich in meine Kraft zu kommen. Doch ich hatte nie geglaubt, dass es gleich so heftig werden würde. Auf der anderen Seite ist mir schon auch bewusst, dass mein Verstand so hart ist, dass er mich immer wieder selbst austrickst und da ich mich schon immer habe austricksen lassen, ist es klar, dass irgendwann einmal ein Paukenschlag kommen muss, wenn ich mich jemals befreien will. Es ist wie mit der Kindererziehung. Ich habe meinem Verstandesgegner niemals Einhalt geboten, sondern ihn mir immer auf der Nase herumtanzen lassen. Nach dreißig Jahren nun zu sagen: “Bitte lieber Verstandesgegner, könntest du von nun an leise sein und die Kontrolle über mein Leben abgeben, damit nun nur noch mein Herz und mein Gottbewusstsein das Ruder übernehmen können?” wird wahrscheinlich nicht viel bringen. Oder besser: Es bringt ganz sicher nichts, denn auf diese Weise habe ich es ja schon oft genug versucht. Doch was genau ist nun so ein Sonnentanz? Die angehenden Krieger oder Heiler, die an einem Sonnentanz teilnehmen, durchstechen sich die Haut entweder an zwei oder drei stellen mit großen Pflöcken oder Haken, oder an vielen Stellen mit kleineren. Diese Durchstechungen nennt man Piercings und wenn ich das nicht falsch verstanden habe, dann kommen auch unsere modernen Piercings ursprünglich aus dieser Tradition. Vielleicht habe ich deshalb seit jeher so eine immense Ablehnung gegen diese Art des Körperschmucks. Schon als Kind kamen in mir immer wieder unwillkürlich Bilder hoch, wenn ich einen Ring oder etwas anderes gesehen habe, das irgendwie zur Zierde in der Haut steckt. Die Bilder bestanden immer daraus, dass die Ringe auf irgendeine Weise aus der Haut gerissen werden und jedes Mal lief mir dabei ein kalter Schauer über den Rücken, weil ich mir sofort den immensen Schmerz vorstellte, den das verursachen musste. Nie hätte ich aber gedacht, dass dies einmal eine Rolle in meinem Leben spielen könnte und dass es bei mir ganz bewusst darum ging, die Piercings aus der Haut zu reißen. Doch das Herausreißen ist nur der Höhepunkt des Sonnentanzes. Bis dahin ist es zunächst noch ein langer und nicht weniger heftiger Weg. Als Erstes werden die Piercings gestochen. Traditionell werden hierfür entweder Holzpflöcke oder Bärenkrallen verwendet. Dann werden diese Piercings mit langen Schnüren an einem Baum befestigt, um den die Tänzer dann herumtanzen. Das Ritual wird grundsätzlich im Sommer zur größtmöglichen Hitzezeit veranstaltet und die Tänzer tanzen insgesamt vier Tage ohne Schatten, Wasser oder Nahrung, bis sie so sehr in Trance sind, dass sich ihr Verstandesgegner vollkommen auflöst und die Grenzen zwischen den Welten verschwimmen. Über den genauen Ablauf konnte ich noch nicht viel herausfinden, nur dass in einzelnen Runden getanzt wird und es dazwischen immer wieder Pausen gibt. In diesen Pausen werden verschiedene Heilungsrituale durchgeführt, bei denen auch die Zuschauer Heilung erfahren können. Am Ende der vier Tage reißen sich die Tänzer ihre Piercings auf unterschiedliche Weise aus der Haut, je nachdem in welcher Tradition der Tanz abgehalten wird. Einige lassen sich dabei mit voller Kraft in die Schnüre fallen, so dass es einen ordentlichen Ruck gibt, der die Haut aufreißt und die Krallen und Pflöcke ins Freie befördert. Andere Hängen sich an den Schnüren am Baum auf, bis ihre Haut nachgibt, reißt und sie zu Boden fallen. Wieder andere ziehen am Ende einen Büffelschädel an den Schnüren durch den Präriesand, bis die Piercings ausreißen und in einer vierten Variante werden sie durch Pferde herausgerissen. Doch auch damit ist die Zeremonie noch nicht vorbei. Wer einmal an einem Sonnentanz teilnimmt, gibt damit das Versprechen ab, mindestens vier Sonnentänze in seinem Leben zu tanzen. Als ich das las, verzerrte sich mein Gesicht zu einer einzigen Angstfratze. Wie sollte ich das nur überstehen, wenn ich bereits bei einem Kratzer von einem Dornenbusch zu flennen beginne? Sofort kam in mir das Gefühl auf, das nicht durchstehen zu können und dabei einfach kaputt zu gehen. Komischer Weise mache ich mir dabei am meisten Sorgen um die zerrissene Haut. Sie wird ja wieder heilen und bis auf ein paar Narben wird am Ende nichts übbrig bleiben und doch habe ich eine Höllensangst vor diesen offenen Wunden. Ok, und vor der Tatsache, dass ich vier Tage lang Krallen und Holzpflöcke in der Haut stecken habe, an denen ständig gezogen wird und dass ich ohne einen Schluck Wasser und ohne einen Bissen Nahrung in der prallen Sonne im Kreis tanzen soll, habe ich mindestens genauso viel Angst. Wenn ich das wirklich durchstehen will, dann muss ich mich noch wirklich ernsthaft darauf vorbereiten. Doch für den Abbau meines Selbsthasses und den Weg aus meiner Verplantheit und Unaufmerksamkeit konnte der Sonnentanz nicht alles sein. Irgendwann, wenn es an der Zeit war, würde es auf mich zukommen, doch bis dahin musste es auch Alltagsroutinen geben, durch die wir die Wut Stück für Stück abbauen konnten und durch die wir auch die Scham für unser Opfersein und Tätersein verloren. Auch dabei kamen wir wieder auf einen Schluss, den wir bereits vor langer Zeit schon einmal gefunden hatten. In Neumarkt gab es eine Phase, in der ich meine Angst verlieren wollte, Frauen anzusprechen. Um das zu bewerkstelligen machten wir damals ein Spiel daraus. Damals waren wir zu dritt, denn neben Heiko und mir lebte noch unser Praktikant bei uns, der für solche Aktionen ohnehin wie geschaffen war. Ich bekam ein Zeitfenster von fünf Minuten und wenn ich es nicht geschafft hatte, in dieser Zeit eine Frau anzusprechen, dann bekam ich von beiden meiner Freunde einen kräftigen Schlag auf die Schulter. Die erste Viertelstunde war meine Angst vor dem Versagen noch größer als die vor dem Schmerz. Dann tat meine Schulter so sehr weh, dass ich es endlich schaffte, mich zu überwinden.

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Ein ähnliches Prinzip erschufen wir auch vor genau zwei Jahren in Spanien. Damals wie heute ging es darum, mein nerviges Verpeilt- und Unkonzentriertsein abzulegen. Wir führten daher ein, dass ich für jeden Fehler, den ich machte, für jedes Verschusseln, Vergessen oder Verdaddeln, sofort zehn Liegestütze machen musste. Beides, sowohl die Variante mit dem Schulterschlag als auch die mit den Liegestützen hatte gut funktioniert und war für eine gewisse Weile ein wichtiges Instrument geworden. Dann hatten wir es jedoch aus irgendeinem Grund wieder aufgegeben. Es hatte sich eingeschlichen, die Strafe immer weiter zu verdrängen und irgendwann wussten wir nicht einmal mehr, dass wir das System überhaupt einmal hatten. Das Problem dabei war, dass dieses System aus der damaligen Sicht nur mir etwas brachte, Heiko aber nicht. Die ersten Male war es belustigend für ihn und es machte ihm Spaß, mir beim Punpen zuzusehen. Doch was hatte er sonst noch davon? Nichts! Wir brauchten dieses Mal also ein System, bei dem wir regelmäßig im Alltag eine Sühne einführen konnten, bei der die gleiche Aktion sowohl meine als auch Heikos Wut abbaute und somit uns beiden etwas brachte. Wie dieses System bei Heiko und Heidi aussehen sollte, war relativ klar, denn als Partner hatten sie die volle Palette er sexuellen Spielrichtungen zur Auswahl. Aber das kam für uns natürlich nicht in Frage. Stattdessen kamen wir auf ein anderes Konzept, das darauf basierte, dass ich mich in der Regel wie ein parasitäres, energieraubendes Arschloch verhielt. Jedes Mal, wenn ich von nun an wieder in dieses Muster rutsche, bekomme ich daher von Heiko ein paar auf die Finger. Wie das genau aussehen wird müssen wir noch erproben. Also ob es wirklich ein Schlag auf die Hand ist, oder wieder einer auf die Schulter oder etwas in der Art. Das Konzept hat jedoch für uns beide – und später, wenn sie bei uns ist auch für Heidi – ganz entscheidende Vorteile, so dass wir alle davon profitieren. Heiko lernt auf diese Weise, jede Form des Energieraubes sofort zu erkennen und zu unterbinden. Wann immer wir zu Parasiten werden und er es merkt, gibt es ein paar hinter die Löffel und es wird sofort klar, dass wir so nicht weitermachen können. Gleichzeitig verhindert er so auch, dass er wie sonst zu lange wartet und dadurch Wut und Unzufriedenheit aufstaut, die dann in einer großen Explosion ans Licht müssen. Er kann also sowohl verhindern, dass sich neue Wut anstaut und kann gleichzeitig die alte Wut abbauen. Gleichzeitig bekommt er als Leidensdruckaufbauender Part nun ein Gespür für die Rolle des Druckgebers. Er kann sich nun also in gewisser Weise in die Krankheiten und die Leidensverursacher einfühlen, die er selbst bekommen hat. Dadurch fällt es ihm nun leichter, den eigenen Leidensweg, den er durchlebt hat anzunehmen und zu ehren, da er nun zum einen erkennt, wie heilsam dieser Weg ist, und zum anderen sieht, dass es dem Schüler keinen Deut besser geht. Bislang kam immer wieder die Frage in ihm auf, warum er so viel Leid in Form der Krankheiten erfahren musste, obwohl er sich doch auf seinen Lebensweg begeben hatte, während es anderen augenscheinlich gut ging, obwohl sie permanent gegen ihr Herz und ihre Seele handelten. Auch wenn er stets wusste, dass dies Ebenfalls einen Sinn haben musste, kam doch immer wieder ein Gefühl von Ungerechtigkeit in ihm auf. Nun aber konnte er erkennen, dass jeder den gleichen Leidensweg gehen muss, um zur Erleuchtung zu gelangen und dass weder der des Standhalters noch der des Verbiegers besser oder schlechter ist. Es ist pari, denn auch wenn die Wege unterschiedlich aussehen, geht jeder auf seine Weise doch stets den gleichen Weg. Jeder kommt unbewusst auf die Welt und muss dann durch den Lernprozess ins Licht gehen, wobei zunächst ein Schmerzpotential auf- und später wieder abgebaut wird. Man kann sich diesen Schmerz selber schenken oder man bekommt ihn geschenkt. Doch egal für welche Variante man sich entscheidet, das Schmerzpotential selbst, das benötigt wird bleibt immer gleich. Warum? Ganz einfach. Alles ist eins, folglich gibt es auch nur ein Bewusstsein und einen Erwachensweg. Wir alle sind Facetten des gleichen Diamanten, Phantasien des gleichen Geistes und Zellen des gleichen Körpers. Was für einen gilt, gilt somit für alle. Wie im Innen so im Außen, wie im Kleinen so im Großen. Die Außenwelt ist stets nur ein Spiegel unseres eigenen Inneren. Folglich kann alles im Außen immer nur das widerspiegeln, was wir im Inneren tragen und somit entspricht jeder Erwachensweg in seiner Intensität immer unserem eigenen. Anders geht es nicht. Dies ist der Prozess, um in die Erleuchtung zu kommen. Wenn man erkennt, dass immer das gleiche Maß an Schmerz bzw. Leid zum Lebensweg dazu gehört, um zu erkennen, dass beides nicht real ist, ist es plötzlich egal, ob es durch einen selber kommt oder durch einen dritten. Dies macht es bedeutend leichter, es anzunehmen. Denn Leid entsteht nicht wirklich durch den Schmerz, den Verlust oder die unangenehme Situation, sondern viel mehr durch unsere Weigerung, die Dinge so anzunehmen wie sie sind. Ein Mensch, der den Schmerz annehmen und als Schritt zum Erwachen ansehen kann, leidet unter einem herben Verlust oder einer starken körperlichen Verletzung weniger, als ein anderer unter einem eingerissenen Fingernagel, den er nicht als Sinnvoll und Zielführend ansehen kann.

Gleichzeitig führt das Bewusste achten auf den Energieraub und damit auch auf den eigenen Energiehaushalt dazu, dass man sich selbst auf diese Weise immer feiner kalibriert und sensibilisiert, um sofort jede negative Schwingung oder Handlung zu erkennen. Und genau hierin liegt auch der erste Vorteil für uns. Das energieraubende Arschlochverhalten ist ja keine aktiv gewählte Handlung. Wir beschließen nicht, dass wir unproduktiv, tollpatschig abwertend oder energieraubend sein wollen, sondern tun dies automatisch aufgrund von eingeschliffenen Mustern. Oft merken wir es überhaupt nicht oder wenn, dann erst lange Zeit später, wenn wir schon nichts mehr daran ändern können. Durch das direkt fühlbare Feedback wird dieser Automatismus unterbrochen und wir bekommen die Gelegenheit, uns ganz bewusst zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen wollen. Die alt eingeschliffenen Muster kommen also aus dem Unbewussten ins Bewusste und können nun direkt erkannt und damit auch verändert werden. Es ist wie bei Kindern, die über eine sehr lange Zeit keine Erziehung bekommen haben und dadurch immer mehr außer Rand und Band geraten sind. Ihre Verhaltensmuster durch die sie sich selbst und anderen schaden, haben sich dadurch so sehr eingeschliffen, dass sie sie nicht mehr ohne weiteres stoppen können. Es ist, als hätte sich in ihrem Gehirn eine Verbindungsstraße gebildet, die dieses Verhalten produziert. Je länger es ungestört laufen kann, desto mehr verbreitert sich die Straße, bis sie schließlich zu einer sechsspurigen Autobahn wird. Selbst wenn die Kinder nun erkennen, dass ihr Verhalten schädlich ist, können Sie die Autobahn nun nicht mehr einfach verlassen und in den Trampelpfad einbiegen, der zu ihrem Herzensweg führt. Selbst wenn sie es wollen, sitzen die alten Muster nun so tief, dass sie automatisch an dem Pfad vorbeirauschen, noch ehe sie ihn überhaupt richtig bemerken. Um die Möglichkeit zu bekommen, den kleinen Pfad wieder einzuschlagen brauchen sie etwas, das sie mit voller Wucht ausbremst. Dies geht nicht mehr mit einem sanften Bitte Bitte. Sie brauchen die direkte Sanktion um zu merken, was sie gerade tun. Nur wenn man eine dicke Steinmauer mitten auf die Autobahn im Kopf baut, in die sie ungebremst einschlagen, können sie noch stoppen und erkennen, was der wahre Weg ist. Und nicht anders ist es bei uns. Die alten Muster haben sich über dreißig Jahre hinweg eingeschliffen und sollen nun wieder aus unserem Verhaltensreportoir aussortiert werden. Das klappt nicht mit einer Nagelschere. Sie sind so tief und fest verwurzelt, dass man eine Axt benötigt, um sie aus dem Boden zu schlagen. Und dies ist zwangsläufig mit Schmerz verbunden.

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So sehr mir die Aussicht auf regelmäßige Sanktionen auch Angst macht, spürte ich doch deutlich, dass dies genau die Unterstützung auf meinem Lernweg ist, nach der ich schon so lange und verzweifelt gesucht habe. Gleichzeitig erhalten wir so auch einen direkten kognitiven Zusammenhang zwischen dem Aussaugen und Schädigen eines anderen und unserem eigenen Leid. Denn durch die Spiegelgesetze kann man niemand anderem schaden, ohne dabei auch sich selbst zu schaden. Jedes Mal, wenn ich über die persönliche Grenze eines anderen trete, wenn ich ihn energetisch aussauge, ihn abwerte oder ihn von oben herab betrachte, trete ich automatisch über meine eigene Grenze, sauge mich energetisch aus, werte mich ab und betrachte mich selbt von oben herab. Normalerweise geschieht dies, ohne dass ich es merke, doch durch das Schmerzfeedback wird es mir nun direkt bewusst. Und schließlich führt diese Form des Schmerzhaften Feedbacks automatisch auch dazu, dass wir uns an den Schmerz gewöhnen und somit die Angst vor ihm verlieren. Zurzeit verbinde ich mit Schlägen noch immer die Angst, nicht geliebt zu werden und daher sterben zu müssen. Wird dies jedoch zu einer kontrollierten Routine, wird mehr und mehr klar, dass Schmerz ganz im Allgemeinen nur ein liebevoll gemeinter Wegweiser ist, der mir hilft, auf meinem Weg zur Erleuchtung und zum Erwachen zu bleiben. Der erste Schritt dabei ist, dass ich zunächst einmal mein Arschlochverhalten und mein Parasitentum verliere, so dass ich überhaupt erst einmal zu einem selbstverantwortlichen und eigenständigen Wesen werden kann, das in der Lage ist, Lernfortschritte zu machen. Mit der Zeit wird mir dann mehr und mehr bewusst, dass ich den Schmerz nicht zu fürchten brauche, sondern kann ihn mit Freude annehmen. Damit diese Form der Schmerztherapie aber wirklich heilsam ist und nicht in einer unkontrollierten Selbstzerstörung oder Körperverletzung endet, durch die letztlich wieder lauter neue Schäden entstehen, gibt es einige Punkte, die man dabei beachten muss. Vor allem dem “Choleriker” also dem ausführenden Part fällt dabei eine große Verantwortung zu, mit der er umgehen können muss. Seine Aufgabe ist es, dem anderen, so viel Schmerz zuzufügen, dass dieser lernen und heilen kann, dabei aber nicht verletzt wird und keine Schäden davonträgt. Erwischt er falsche Körperbereiche oder lässt er sich von seiner Wut so sehr leiten, dass er die Kontrolle verliert und über das Maß hinaus schlägt, kann er den anderen verletzen und schädigen. Ist er hingegen zu sanft oder nimmt sich aus Mitleid zu sehr zurück, wird die ganze Übung sinn- und wirkungslos, weil es weder zu einem Lernerfolg, noch zu einem Wutabbau oder zu einer Heilung führt. Auch wenn es im ersten Moment seltsam klingt, ist diese Variante für das Opfer bzw. den Verbieger die weitaus größere Gefahr. Denn nun, da er den Schmerz als Lernmentor einmal angenommen hat, wird er ihn auch erhalten. Lässt er sich durch den bewusst gewählten Sanktionator also zu wenig bestrafen, schummelt er oder flieht er vor dem Schmerz, bekommt er ihn auf eine andere Weise, die er sich nicht aussuchen kann. Nun greift die Schöpfung wieder direkt ein und potenziert die Sanktion um ein vielfaches, so dass dem Verbieger klar werden muss, dass sie sich nicht verarschen lässt. Auf diese Weise kommen nun vielleicht Vergewaltiger, Gewalttäter, Unfälle, Krankheiten oder Schicksalsschläge in das Leben des Verbiegers, die ihn tausend mal härter treffen, als es die selbstgewählte Sanktion durch den Mentor getan hätte. Auch wenn es ein spielerischer Umgang mit der Wut und den daraus entstandenen Handlungen ist, ist es doch kein Spiel. Um einen Heilerfolg zu erzielen, muss es ernst genommen werden und dafür ist es wichtig, dass der Schmerzempfangende so viel Schmerz spürt, dass er ihn als Konsequenz ernst nimmt und daher genügend Leidensdruck erhält, um seinen alten Autopiloten-Modus der eingefahrenen Verhaltensmuster zu verlassen. Die Rolle des Ausführenden kommt einem am Anfang oft leichter vor, da er ja keinen Schmerz ertragen sondern nur zufügen muss. Doch es erfordert nicht nur ein immenses Einfühlungsvermögen, sowie wesentliche anatomische Grundkenntnisse, sondern auch die höchste Form der bedingungslosen Liebe, jenen Menschen Schmerz zuzufügen, die einem besonders nahe stehen, weil man sie damit auf ihrem Erwachensweg unterstützt. Jeder Schlag könnte bedeuten, dass der Geschlagene einem die Ausführung krumm nimmt und deswegen vielleicht sogar die Beziehung beendet. Nur wenn man so bedingungslos lieben kann, dass einem dies egal ist, weil einem der Lernerfolg des anderen mehr bedeutet, als die Beziehung an sich, kann man zu einem wirklich hilfreichen Schmerztherapeuten werden. Auf der anderen Seite erfordert das Zulassen der Schmerzzufügung ein extrem starkes Vertrauen in den Ausführenden. Denn man liefert sich in diesem Moment vollkommen seiner Obhut aus und lässt es zu, dass man Schmerzen bekommt, ohne sich dabei jedoch vor einer Verletzung zu fürchten. Nur wenn man A vollkommenes Vertrauen in seinen Wut-Abbau-Partner hat und B zu 100% bei sich ist, also genau weiß, dass der Schmerz nicht aufgrund des anderen sondern als Konsequenz der eigenen Handlungen entsteht, kann man die Schmerztherapie als ein Heilmittel annehmen. Sobald man innerlich das Gefühl hat, im Moment der Schmerzzufügung ein Opfer zu sein, das von einem anderen misshandelt wird, führt die Therapie dazu, dass neue Wut und neue Schuldzuweisungen aufgebaut werden, so dass kein Heilerfolg mehr stattfindet. Den größten Erfolg hat diese Methode zum Wutabau dann, wenn beide Partner erkennen, dass alles eins ist und dass sie somit auch nur mit sich selbst arbeiten. Der Choleriker baut seine Wut nach außen ab, weil er als Kind die Erfahrung gemacht hat, dass er von anderen aufgund seines Seins verprügelt wurde. Doch weder damals noch heute gab oder gibt es andere. Alles ist eins. Als Kind hat er sich also selbst für sein Sein verprügelt, wobei er die prügelnden Hände ins offensichtliche “Außen” gelegt hat. Heute kann er seine Wut nun dadurch abbauen, dass er einem anderen Schmerzen zufügt, wobei dieser andere ebenfalls nur ein ausgelagerter Teil von ihm selbst ist. So wie er als Kind also von sich selbst geschlagen wurde, kann er nun als Ausgleich sich selbst schlagen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Der Verbieger hat als Kind seine eigene Seele zerstört, um anderen zu gefallen. Auch diese anderen war er selbst und somit bekommt er nun als Ausgleich einen körperlichen Schmerz von sich selbst, gewissermaßen um seine Seele zu rächen. Der Schmerzzufügende, ist also aus dieser Perspektive nichts anderes als ein Stellvertreter des eigenen, inneren Kindes, das sagt: “Wenn du auf diese Weise gegen dich handelst, dann fühlt sich das für mich so schmerzhaft an. Willst du das oder willst du stattdessen lieber lernen, du selbst zu sein und nach deinem Herzen zu leben? Auf der praktischen Ebene muss man beim Zufügen von Schmerzen zwischen verschiedenen Arten von Körperstellen unterscheiden. So gibt es Bereiche, die sehr empfindlich und verletzlich sind, da hier Venen, Nervenbahnen, Sehnen oder Lymphbahnen verlaufen, da sich hier Gelenke oder Kapseln befinden oder da empfindliche Organe darunter liegen. Hierzu zählen unter anderem der Hals und Nackenbereich, das Gesicht, der Kopf (er ist zwar stabil aber Schläge in diesem Bereich schädigen das Gehirn und das ist nicht besonders heilsam), die Oberseite der Finger sowie die Knie. Ein relativ leichter Schlag auf den Kehlkopf beispielsweise reicht aus, um jemanden zu töten. Derartige Punkte werden weder beim Spanking, also im SM noch bei der Schmerztherapie zum Wutabbau verwendet. Denn in beiden Fällen soll ja niemand verletzt werden, sondern nur gezielten Schmerz spüren, der Heilung und/oder Lust erzeugt. Andere Zonen unseres Körpers sind hingegen relativ unempfindlich, sowohl was das Schmerzempfinden als auch was die Verletzbarkeit angelangt. Wieder andere hingegen sind sehr schmerzsensibel, ohne dass es dabei aber zu einer Verletzung kommt. Es sind in der Regel die Zonen, in denen sich auf energetischer Ebene Altlasten und unverdaute Gefühle angesammelt haben. Hier verbirgt sich in gewisser Weise ein seelischer oder emotionaler Schmerz, der nicht gefühlt und daher auch nicht verarbeitet wurde und der nun durch den Schmerz fühlbar und damit auflösbar gemacht werden kann. Altlasten aus vergangenen Beziehungen sammeln sich vor allem im Brustbereich an den beiden Punkten, die sich jeweils unter den Schlüsselbeinen befinden. Wer also wie ich, viele offene Themen mit allen möglichen Beziehungspartnern hat, seien es nun Freunde, Eltern, Liebespartner, Geschwister, Klassenkameraden oder was auch immer, der wird äußerst sensibel darauf reagieren, wenn ihm hier in die Haut gekniffen wird. So kam bei mir sofort ein brennender Schmerz auf, als Heiko ein Stück Haut mit den Fingern packte, anzog, drehte und wieder zurückschnellen ließ. Innerhalb von Sekunden entstanden hier nun Blutergüsse. Das gleiche geschah an der Rückseite meiner Oberarme. Hier war der Schmerz sogar noch weitaus stärker und es brannte auch noch lange Zeit später. Um ehrlich zu sein, brennt es auch jetzt noch. Andere empfindliche Stellen, reagierten vor allem auf schnelle Schläge mit der flachen Hand, also aufs Abklatschen. Hier könnte man, wenn man nicht ohnehin schon so sensibel reagiert wie ich, auch ein Lineal oder etwas Vergleichbares zur Hilfe nehmen, um der ausführenden Person die Arbeit etwas zu erleichtern und um deren Hände zu schützen. Denn die Sanktion soll ja den Verbieger treffen und nicht den Standhalter.

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Als wir heute mit verschiedenen Schmerzpunkten und Techniken herumexperimentierten, wurden mir mehrere Dinge bewusst. Zum Einen ist meine Angst vor dem Schmerz noch weitaus größer als ich dachte und sie steigert sich mit jeder neuen Schmerzerfahrung. Beim ersten Mal kann ich mühelos standhalten und zucke kaum zusammen. Beim zweiten Mal wird es bereits deutlich schwieriger und beim dritten Mal bin ich bereits so ängstlich, dass ich mich zusammenkauern will wie ein Igel. Dabei wurde mir noch einmal bewusst, dass wirklich sehr stark die Angst vor dem Tod hinter der Angst vor dem Schmerz stand. Klar tat es weh und war unangenehm, doch schlimmer war, dass in mir automatisch der Gedanke aufkam, dass ich dabei kaputt gehen würde. Wenn etwas weh tut, dann zerstört es automatisch meinen Körper und ich muss sterben. Diese Angst stieg mit jedem neuen Schmerzempfinden an und machte dadurch den Schmerz selbst auch immer unerträglicher. Spannend ist, dass ich mit zunehmender Angst auch immer unkontrollierter und unaufmerksamer wurde, und damit immer weniger auf die Angriffe reagieren konnte. Ich war nur noch dabei, mich tot zu stellen und gab so ein immer besseres Opfer ab. Wieder einmal wurde klar, dass auch die Wutzyklen nichts anderes sind, als Jagd. Es gibt die Jäger und die Gejagten, also diejenigen, die angreifen und diejenigen, die angegriffen werden. Um überhaupt ins Leben kommen zu können, muss man zunächst einmal erkennen, zu welcher Gruppe man selbst gehört. Wenn man ein Reh ist, und permanent versucht, einen auf gefährliches Raubtier zu machen, kann das genauso wenig gut gehen, als wenn man ein Löwe ist und so eine Angst vor dem Jagen hat, dass man am liebsten mit jeder Gazelle nur knuddeln würde. Es ist wie in der Kampfkunst und in der Sexualität. Die einen leben davon, dass sie angreifen, bzw. ihren Sexualpartner erjagen wollen, die anderen davon, dass sie ausweichen und sich verteidigen, bzw. dass sie von ihrem Partner erjagt werden wollen. Beide Rollen sind zwar komplett konträr und gegenläufig, aber auch komplett gleichwertig. So wie in der Natur ein Beutegreifer nicht besser oder schlechter ist als ein Fluchttier, ist auch bei uns Menschen der Gejagte nicht besser oder schlechter als der Jäger. Man kann aber sehr wohl gut in seiner Rolle sein, oder eben auch nicht. Angst führt in beiden Fällen dazu, dass man seine Rolle nicht richtig annehmen kann und daher Leid auf sich zieht. Ein Jäger, der Angst davor hat, zuzupacken, kann keinen Jagderfolg erzielen und somit auch nie wirklich ins Leben kommen. Ein Gejagter, der Angst vor dem Schmerz und den Tod hat, kann sich dem Jäger nicht stellen und somit ebenfalls nie ins leben kommen. Die Angst, wie wir sie kennen und nahezu permanent in uns tragen, gibt es in der Natur nicht. Ein Krokodil hat keine Angst davor, ein Gnu zu fassen und mit der Todesrolle unter Wasser zu ziehen. Er geht nicht vorsichtig und ängstlich an die Sache heran, weil er fürchtet, sich dabei selbst verletzen zu können oder weil er Gewissensbisse hat, da er nun ein Gnu töten wird. Ebenso wenig hat aber das Gnu Angst davor, an die Wasserstelle zu treten, obwohl es weiß, dass dort Krokodile lauern. Wenn es von einem angegriffen wird, dann verteidigt es sich mit aller Kraft, springt hoch, tritt um sich zieht sich zurück oder springt vielleicht sogar ins Wasser um dem Angreifer mit einer Flucht nach vorne zu entkommen. Beide, Gnu und Krokodil befinden sich vollkommen in ihrem Gottbewusstsein, wissen, dass das Leben eine Illusion ist und haben daher keine Angst vor dem Tod. Nur so können sie in diesem Spiel zwischen Jäger und Beute bis zum Ende alles geben. Wir Menschen haben jedoch meist sowohl als Angreifer als auch als Beute Angst vor dem was geschieht oder geschehen wird und preschen daher nie mit all unserer Kraft aber auch mit unserer gesamten Konzentration, Aufmerksamkeit und Raffinesse vor. In meinem Fall hatte ich sogar bei diesen kleinen Klapsen schon so große Angst, dass ich mich wie ein Igel zusammen rollte. Anders als einem Igel brachte mir diese Strategie aber nicht das geringste, da ich ja keine Stacheln hatte. Wie aber hätte ich auch in der Lage sein sollen, anders zu reagieren? Ich hatte mich als kleines Kind mit vier oder fünf Jahren dazu entschlossen, ein Angsthase und Duckmäuser zu werden und hatte dies bisher mit einer beinharten Konsequenz durchgezogen. Meine „Verteidigungsstrategie“ war immer die selbe. Ich erstarrte zur Salzsäule, schaltete jedes Gefühl und jede Empfindung aus und wartete ab, bis die Situation vorüber war. Dass ich mit dieser Strategie so lange überleben konnte lag nur daran, dass ich in einem Umfeld aufwuchs, in dem es so gut wie keine Gefahren gab. In der Natur wäre ich damit gleich am ersten Tag draufgegangen. Bei mir hingegen bestanden die Gefahren nicht aus Wesen, die mir nach dem Leben trachteten, sondern lediglich aus Sticheleien, die mir meine Schulzeit zur Hölle machten. Hätte ich mich einmal gewehrt und eine klare Grenze gezogen, hätte ich das Mobbing in dieser Form beenden können. Doch ich ließ alles wie ein betäubtes Drogenopfer über mich ergehen und machte mich damit selbst zur lebenden Piniata. Die selbe Strategie war es auch, durch die Frauen in eine Vergewaltigung geraten und diese über sich ergehen lassen. Eine Frau, die aktiv, bewusst und frei von Angst ist, kann nicht vergewaltigt werden. Wenn der Scheidenmuskel verkrampft, ist er so stark, dass er einen Penis einklemmen kann, so dass man ihn nicht mehr frei bekommt, bis er sich wieder entspannt. Auf die gleiche Weise kann eine Frau theoretisch auch mit einer bewussten Verspannung dieses Muskels jedes Eindringen in sich verhindern. Um sie überhaupt vergewaltigen zu können, muss der Mann zudem seine empfindlichsten Körperteile preisgeben und macht sich damit extrem verwundbar. Ohne die Panik, die Todesangst und die Starre, durch die die Frau die Vergewaltitung über sich ergehen lässt, wäre es ihr also ein leichtes, den Mann zumindest soweit außer Gefecht zu setzen, dass sein Penis für die nächste Zeit unbrauchbar wird. Damit riskiert sie natürlich, dass sie nun auf andere Weise Schmerz zugefügt bekommt, da der Mann nun auch noch stocksauer sein wird. Die Gefahr, dadurch vielleicht sogar getötet zu werden ist also höher und genau dies ist der Grund für das erstarren. Wäre ihr der Tod jedoch egal, so wie dies bei der vom Krokodil angegriffenen Gazelle der Fall ist und würde sie sich mit all ihrer Aufmerksamkeit und Kraft verteidigen, könnte sie nicht vergewaltigt werden und hätte sogar eine reale Chance, den Vergewaltiger zu überrumpeln. Egal ob es nun also um Vergewaltigungen oder andere Formen von Angriffen ging, die Strategie einfach hinzuhalten und zu warten bis alles vorbei war, war in jedem Fall die, die am meisten Leid brachte. Selbst wenn man so aus der Situation selbst am glimpflichsten hervorgegangen ist, begleitet einen doch weiterhin die Selbstverurteilung darüber, dass man nicht einmal versucht hat, die eigene Haut zu schützen.

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Doch genau dies war immer meine Strategie gewesen. So gut wie nie hatte ich mich irgendeiner Angst gestellt, sondern immer nur neue hinzugefügt. Dementsprechend hoch war also nun das Angstlevel und damit auch das Schmerzpotential, das in mir steckte. Es würde eine ganze Weile dauern, diese Angst nun durch die Schmerztherapie wieder abzubauen, doch zum ersten Mal in meinem Leben, sah ich den Anfang eines Weges, der mich wirklich weiterbringen konnte. Spannenderweise stellte sich auch heraus, dass die Schläge und Kniffe nicht nur auf der geistig-emotionalen Ebene heilsam waren, weil sie die Wut abbauten, sondern auch auf der Körperlichen. Seit wir auf die Reise aufgebrochen waren, hatte ich gemerkt, dass meine Durchblutung immer schlechter wurde, dass ich immer mehr Wasser im Körper einlagerte und das teilweise sogar meine Finger und meine Zehen taub wurden, weil sie nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wurden. Die obersten Hautschichten an Zehen und Fingern waren bereits so schlecht durchblutet, dass sie bei längerem Kontakt mit Wasser aussahen wie bei einer Wasserleiche. Sie quollen auf und lösten sich teilweise sogar ab, so als wären diese Hautschichten bereits vollkommen abgestorben. Bereits bei den ersten Klatschern auf meine Oberschenkel, meinen unteren Rücken und meine Arme zeigte sich, dass die Hautstellen nicht nur sofort heiß und rot wurden, sondern auch teilweise bis auf einen Zentimeter anschwollen. Mein Körper bekam also sofort den Impuls, dass an diese Stelle nun das Leben zurückgekehrt war und dass sie daher mit Blut und Sauerstoff versorgt werden mussten. Gleichzeitig konzentrierten sich hier auch die Wassereinlagerungen, die die Schwellungen verursachten. Das eingelagerte Wasser trat also aus den tieferliegenden und damit unbemerkten Lagerschichten gewissermaßen an die Oberfläche, wurde fühlbar und damit von meinem Körper auch leichter abbaubar. In dem Maße, in dem die Schmerztherapie also meine Wut auf mich selbst abbaut, heilt sie auch meinen Körper von den Wassereinlagerungen und Durchblutungsstörungen. Besser geht es ja eigentlich gar nicht.

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Nur wenn wir die Wut in uns wirklich auflösen, kann innerer Friede entstehen.

Höhenmeter: 190 m Tagesetappe: 28 km Gesamtstrecke: 16.548,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz hinter einem Maisfeld, nahe 60444 Cherepkivtsi, Ukraine

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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