Tag 504: Tagebuch der Wildnis – Teil 1

von Heiko Gärtner
23.05.2015 01:32 Uhr

Die vergangen Tage waren etwas ungewöhnlich. Wir haben viel Zeit mit Wandern und im Zelt verbracht und hatten wenig Zeit für Berichte und alles, was wir sonst normalerweise so machen. Daher haben wir die Berichte für die letzten Tage etwas zusammengefasst und eine Art Tagebuch im Tagebuch geschrieben. Hier also die Ereignisse der letzten Tage...

 

Mittwoch, 13. Mai:

Es geht los. Wir sind nun wirklich im Nirvana angekommen. Und diesmal sage ich das nicht nur einfach so, weil wir durch weites Land kommen, das menschenleer wirkt. Diesmal ist es wirklich menschenleer. Heute waren die Ortschaften durch die wir kamen sogar noch relativ groß und wenn ich Ortschaften in der Mehrzahl schreibe, dann meine ich damit genau zwei. In beiden gab es nichts an Infrastruktur, außer einem Minilädchen mit obligatorischem Alkoholikertreffpunkt vor der Tür.

Wir erreichten die Hochebene durch einen seichten Canyon, der sich langsam aber sicher nach oben schraubte. Dann öffnete sich das Tal und gab den Blick auf das frei, was die nächsten drei Wochen unsere Heimat werden würde. Sieben Tage werden wir nun durch die Berge laufen, bis wir unsere erste Stadt in Bosnien erreichen. Dann folgt nach zwei Tagen die zweite Stadt und dann wandern wir noch einmal 14 Tage durchs Niemandsland, bis wir an die Küste kommen. Auf der Karte machte das bereits ein mulmiges Gefühl, doch jetzt in live wurde die Sache erst richtig interessant. Das Problem war nicht eigentlich die dünne Besiedlung, sondern viel mehr die Sprachbarriere. Kroatisch war einfach unglaublich schwer zu lernen und da hier fast nur noch ältere Menschen lebten, die keine andere Sprache sprachen wurde es umso wichtiger. Die Einheimischen waren Fremden gegenüber eh schon skeptisch. Wenn diese dann nicht einmal richtig sagen konnten, was sie wollten, dann hatte man kaum eine Chance, vom Feind zum Maskottchen zu werden. Doch zumindest was das Essen anbelangt, lief es heute gar nicht schlecht. Wir bekamen einige Zwiebeln und ein paar Äpfel geschenkt zusammen mit unserem Reis und einigen Wildkräutern konnten wir damit das gleiche Gericht machen, wie gestern. Wo wir gerade dabei sind: Es schmeckte übrigens wirklich so scheußlich, wie wir es befürchtet hatten. Unsere Fähigkeiten im Bereich der Wildküche ohne besondere Zutaten sind also durchaus ausbaufähig.

Eine alte Frau, die verblüffenderweise fließend Deutsch sprach und mich mit einem freundlichen „Grüß Gott!“ begrüßte, erzählte mir, dass es hinter einer Bergkuppe eine kleine Pension geben sollte. „Hinter dem Friedhof, das grüngelbe Haus. Eher gelb als grün.“

Die Besitzerin der Pension mähte gerade Rasen und sprach zum Glück ein paar Worte Englisch. Ihre Pension hatte geschlossen und ein Zimmer konnte, bzw. wollte sie uns daher nicht anbieten. Doch wir durften im Garten eines Nachbarhauses, das nach ihren Angaben ebenfalls ihr gehört, zelten. Hier gibt es auch eine Art Gartenhäuschen mit Tischen und Strom, was eigentlich alles ist, was wir brauchen. Denn so können wir die Computer und vor allem das Handy laden, ohne das wir navigationstechnisch ziemlich aufgeschmissen wären.

Doch es ist wieder einmal absolut faszinierend, wie wir Menschen es schaffen, uns selbst aus dem Paradies zu verbannen, das unsere Erde eigentlich ist. Wir befinden uns nun in einem Gebiet von ungefähr der Größe des Saarlandes, das sich in absoluter Harmonie und im Frieden mit sich selbst befindet. Und kaum tauchen mal irgendwo drei oder vier Häuser auf, beginnen die Menschen sofort damit, den Einklang durch Traktoren, Rasenmäher und in Zwinger gesperrte Hunde zu zerstören, so dass sie die Schönheit in der sie leben nicht mehr wahrnehmen können. Das Land hier ist so Fruchtbar, dass die Brennnesseln fast übermannshoch werden und man das Gefühl hat, man könne aus einem einzigen Blatt einen Spinat kochen, der für eine ganze Mahlzeit reicht. Es ist absolut unmöglich, dass hier Armut herrscht, denn es gibt mehr als genug für jeden und gleichzeitig kaum Menschen. Und doch glaubt jeder Arm zu sein und hart arbeiten zu müssen, damit er überhaupt überleben kann. Worin bestand jetzt noch einmal der Vorteil einer Hochkultur?

Donnerstag 14. Mai

Ohne dass wir besonders darauf geachtet hatten, hatten wir unser Zelt intuitiv genau an der Stelle im Garten unserer Gastgeberin aufgebaut, die am Morgen vom Schatten überdeckt wurde. So wurden wir nicht wie befürchtet bereits um 6:00 in der Früh gegrillt, sondern konnten mehr oder weniger tief bis um 9:00 Uhr schlafen. Dann bauten wir unser Lager ab und starteten mit unserer Wanderung.

Außerhalb des Schattens war es dann aber sogar noch heißer als am Vortag. Zu den Temperaturen in der Extremadura fehlte nun nicht mehr viel.

Mir fiel ein, dass ich vor zehn Jahren bei meinem Aufenthalt in Serbien viele Gespräche mit unterschiedlichen Menschen geführt hatte, bei dem es um die Frage nach der Moral des Menschen ging. Fast alle Serben vertraten damals die Einstellung, dass es gute und böse Menschen auf dieser Welt gab und dass man an dieser Einteilung auch nichts ändern konnte. Gute Menschen halfen einander während man den Kontakt zu den bösen besser vermied. Ob es diese Weltanschauung in Kroatien auch gab? Ein bisschen sah es so aus und es passte zu unseren Erfahrungen mit dem Maskottchen-Sein. Auch wenn das Schwarz-Weiß-Denken auf uns ein bisschen abstrakt wirkte, so war es für uns als Wanderer jedoch wichtig das Konzept zu verstehen. Und es zeigte sich tatsächlich dass es funktionierte. Als wir in einem kleinen Ort an einem Haus vorbeikamen, in dem einige Kinder spielten, ein Mann auf einer Bank saß und eine Frau einer anderen die Haare färbte, hielten wir an um nach etwas zu Essen zu fragen. Die Sprache war noch immer ein schwieriges Thema, aber mit unserem Handy-Übersetzer, einigen Brocken Kroatisch und den wenigen Worten Englisch der jüngeren Frau kamen wir ganz gut zurecht. Und tatsächlich begann die Familie uns zu mögen. Einfach mit etwas Wegzehrung kamen wir jedoch nicht davon. Wir wurden eingeladen, uns im Garten niederzulassen und bekamen eine Brotzeit mit Salami, Schinken, Kartoffeln, Brot und Frühlingszwiebeln. Zuvor hatten wir noch befürchtet, dass wir in der dünnbesiedelten Gegend hier vielleicht verhungern würden. Nun waren wir so voll, dass wir fast platzten. An einen Nahrungsplan war natürlich nicht zu denken. Die Menschen teilten gerne, doch sie konnten natürlich nur das teilen, was sie hatten und das waren in erster Linie das Schweinefleisch aus eigener Schlachtung und das Brot, das sie selbst gebacken hatten. Doch vielleicht war dies auf seine Art ja sogar gesünder, als jedes Gemüse aus dem Supermarkt.

Die beiden Frauen fragten uns dann nach dem Weg, den wir einschlagen wollten. Als sie hörten, dass wir auf dem Weg nach Bosnien waren, machten sie sich sogar Sorgen um uns, weil sie der Meinung waren, dass wir auf unserem Weg nicht weiterkamen, bzw. in dieser Richtung kaum einen Schlafplatz finden würden. Doch wie sich herausstellte waren ihre Sorgen unbegründet. Bereits zwei Kilometer weiter kamen wir an einer Außenstelle der Fakultät für Agrarwissenschaften von Zagreb vorbei. Hier fand gerade ein Seminar zum Thema Jagd und Fischerei statt und der Dozent hatte nichts dagegen, dass wir hier übernachteten. Wenn wir im Haus schlafen wollten, mussten wir allerdings bis nach 21:00 Uhr warten und bereits um 4:00 Uhr wieder aufstehen, da die Studenten zu dieser Zeit in den Wald mussten. Das Haus war voller Jagdwaffen und damit durften sie uns natürlich nicht alleine lassen. Wir entschieden uns also für die Variante von gestern. Wir zelteten im Garten und konnten die Dusche und den Strom des Hauses nutzen.

 

Spruch des Tages: Willkommen im Niemandsland

 

Höhenmeter: 230

Tagesetappe: 25 km

Gesamtstrecke: 9110,77 km

Wetter: sonnig und heiß

Etappenziel: Zeltplatz im Sumpf, irgendwo hinter der Stadt, 79260 Sanski Most, Bosnien und Herzegowina

Nachtrag.

Am kommenden Abend, als wir in unserem Zelt im Garten der kleinen geschlossenen Pension lagen, machten wir ein weiteres Heilungsritual, bei dem wir die Situation mit dem Luftballon auflösten. Wieder hielt ich dabei Heikos Ohren und wieder luden wir die Helfer aus den anderen Welten ein, um uns zu unterstützen.

Wir lenkten unsere Aufmerksamkeit vollkommen auf den gegenwärtigen Zeitpunkt und reisten dann wie mit einer Zeitmaschine auf dem Zeitstrahl zu jenem Moment in Heikos Leben zurück, als er fünfeinhalb Jahre alt war und jenen bedeutungsvollen Luftballon in der Hand hielt. Es war ein grüner, länglicher Luftballon, kein normaler runder, sondern einer von der Sorte, die eher an eine lange Wurst erinnert. Diese Ballons sind von Natur aus deutlich schwerer aufzupusten, als die runden und wie fast alle Kinder hatte auch Heiko damit immer große Probleme gehabt. Doch an jenem Tag schaffte er es. Zum ersten Mal.

Heiko schaute sich um. Er befand sich im Haus seiner Eltern, genauer gesagt in der Küche. Die Küche selbst konnte er jedoch nicht sehen. Sie blieb unklar und verschwamm, da sie für diese Situation offensichtlich keine Bedeutung hatte. Stattdessen nahm Heiko eine Uhr wahr, die laut tickte, so als wolle sie einem sagen, dass die Zeit unaufhörlich verrinnt. Heiko schaute sie sich genauer an und stellte fest, dass diese Uhr als Symbol für Stress ebenfalls in ihm verankert war. „Die Zeit verrinnt unaufhaltsam! Es bleibt kein Raum für Entspannung und Freude, denn man muss die Zeit nutzen um zu Arbeiten“ Wie eine feste Schlinge strickte sich dieser Glaubenssatz in Heikos Unterbewusstsein fest. Er war verbunden mit dem Satz, dass man nur dann überleben konnte, wenn man hart arbeitete. Behutsam lösten wir die Verstrickung auf und befreiten Heiko von diesem Glaubensmuster, das wir durch ein neues, hilfreicheres ersetzten:

„Alles kommt zu seiner Zeit und es ist genug Zeit um in vollkommener Gesundheit, Entspannung und in Glückseligkeit zu leben.“

Es ist nicht notwendig, etwas zu erschaffen, denn das Leben erschafft sich selbst. Wenn wir im Vertrauen leben und unserer Intuition folgen, werden wir automatisch das Erschaffen, was unser Beitrag zum Universum ist.

Dann war da natürlich der Knall, der wie eine Art Bestrafung über Heiko hereingebrochen war. Er war ein bisschen, wie eine Ohrfeige oder ein Schlag, den man bekam, wenn man sich freute und etwas machte, das einem Spaß bereitete. Und zum ersten Mal kamen hier die Ohren ins Spiel. Man kann der Welt nicht trauen, denn wenn man nicht aufpasst und sich der Freude hingibt, dann erschreckt sie einen mit einem lauten Knall. Ein Weckruf oder auch ein Warnhinweis, der mit Leid und Furcht verbunden war. Auch diese Schiene lösten wir auf und gaben sie in ein Wandlungsfeuer.

„Ist der Ballon-Konflikt damit gelöst?“ fragten wir Heikos höheres Selbst über den Muskelreflexionstest.

Die Antwort war eindeutig: „Nein!“

Etwas fehlte also noch.

„Schauen wir uns doch die Ballonsituation selbst noch einmal an. Was ist mit der Angst, die du in diesem Moment gespürt hast?“

Es war eine Art Schock und gleichzeitig so etwas wie Wut und Enttäuschung darüber, dass die Welt ihn auf diese Weise zu bestrafen schien.

Heiko fiel ein, dass dies bereits die erste Situation war, in der er sich dazu entschieden hatte, seine Gefühle lieber zu verbergen.

Der Schock, den er durch den unerwarteten Knall erlitten hatte saß tief und er hatte damals begonnen zu weinen.

Seine Mutter wollte ihn trösten und versuchte ihn mit den Worten aufzumuntern: „Du musst doch keine Angst haben, es ist doch nur ein Luftballon!“

Die Worte waren ohne jede Frage gut gemeint, doch was kam dabei wirklich beim kleinen Heiko an?

Er verstand etwas vollkommen anderes, als dass ihm Trost und Mut zugesprochen wurde. Er verstand, dass es nicht in Ordnung war, sich vor dem Knall eines Ballons zu fürchten. Er war also nicht richtig, weil er diese Empfindungen hatte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Und das gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen stellte er für sich fest, dass man Gefühle, wie Angst oder Schrecken nicht äußert. Man behält sie lieber für sich und vergräbt sie in seinem inneren, denn wenn man sie herauslässt, dann führt das nur dazu, dass andere sich Sorgen machen. Zum anderen verstand er auch, dass die Gefühle, die er hatte nicht die richtigen waren. Ein plötzlich zerplatzender Ballon löste normalerweise keine Angst aus. Es gab keinen Grund, sich zu fürchten. Da er sich jedoch ganz offensichtlich fürchtete, blieb nur die Schlussfolgerung übrig, dass er nicht normal sein konnte. Er und vor allem seine Gefühle waren also fehlerhaft. Fehlerhaft zu sein bedeutete jedoch, nicht geliebt zu werden und dies wiederum bedeutete dass man so gut wie möglich versuchen musste, sich dem Normalsein anzupassen, um doch noch Liebe zu erhaschen. Denn diese Liebe war für ein kleines Kind nun einmal lebensnotwendig und wenn ihr erhalt bedeutete, dass man dafür einen Teil seiner Persönlichkeit aufgeben musste, dann war dies ein Preis, um den man nicht herumkam.

Wieder baten wir die Helfer um Unterstützung und lösten auch diese alten Seelenverstrickungen auf. Die Gefühle, die da waren, waren richtig und wichtig. Die Angst war nicht umsonst da, sie war da, weil sie eine Botschaft hatte.

Erneut befragten wir über Heikos Muskeln sein höheres Selbst, ob wir nun die Situation geklärt und den Ballon-Konflikt aufgelöst hatten. Und wieder lautete die Antwort nein.

Etwas fehlte noch immer.

„Was ist mit der Botschaft der Angst?“ fragte ich. „Wir haben nun geklärt, dass sie da sein darf und dass es wichtig ist, ihre Botschaft zu verstehen, doch die Botschaft selbst haben wir uns noch nicht angeschaut.“

Wir kehrten in die Meditation zurück und schauten uns nun die Angst noch einmal genauer an. Was wollte sie Heiko mitteilen? Worum drehte sich die Angst genau?

Es war ein plötzlicher und unerwarteter Negativschlag in eine freudige Situation geplatzt und dieses Ereignis hatte Heikos Urvertrauen zu tiefst erschüttert. Was also steckte dahinter. Plötzlich fiel es Heiko wie Schuppen von den Augen.

Auch seine Mutter hatte diesen Glaubenssatz tief in sich verankert. „Wenn etwas zu lange gut geht, dann muss ein schreckliches Ereignis kommen, dass die Glücksserie beendet.“

Es war der Satz, der in unserer Gesellschaft so sehr verankert ist, dass er sogar ein eigenes Sprichwort bekommen hat: „Freu dich nicht zu früh, denn du weißt nie was noch kommt!“

Als Kind hatte Heiko den Satz bei seiner Mutter schon oft spüren und wahrnehmen können und wahrscheinlich hat er sich in dieser Zeit für sie auch schon einige Male bewahrheitet. Doch Heiko hatte es bislang geschafft, sein Urvertrauen aufrecht zu erhalten. In diesem einen Moment jedoch geschah aus seiner Perspektive etwas Schreckliches. Der Ballon bestätigte auch für Heiko, dass seine Mutter Recht gehabt hatte. Es ging nicht um das Platzen selbst, sondern um die Botschaft, die darin steckte. Und diese Botschaft lautete: Ich habe mich doch geirrt! Ich kann der Welt nicht trauen. Meine Mutter hatte Recht, wenn etwas zu lange gut geht, dann kommt kurz darauf ein böses Erwachen.

Dies bedeutete natürlich auch, dass das Urvertrauen, das Heiko bislang in das Leben gesteckt hatte, unbegründet, ja sogar gefährlich war.

Doch jetzt, da Heiko die Dinge als Erwachsener aus einer anderen Perspektive betrachten konnte, konnte er dem kleinen Heiko in sich dieses Urvertrauen zurückgeben. Der Ballon war nicht böse und nicht gefährlich, er war lediglich ein Spiegel für die Ängste, die Heiko als Fünfjähriger von seiner Mutter übernommen hatte. Und diese wiederum hatte sie ebenfalls von ihren Eltern übernommen, möglicherweise sogar durch einen ähnlichen Auslöser. Wenn eine Urangst im Ahnengedächtnis bereits verankert ist, dann reicht ein winziger Auslöser, um sie in der folgenden Generation zu aktivieren. Es muss kein schreckliches Ereignis sein, das die ganze Welt in Aufruhr versetzt. Es reicht ein platzender Ballon oder eine andere banale Situation, die von anderen, die dabei waren vielleicht nicht einmal bemerkt oder sofort wieder vergessen wird.

Mit der Hilfe von Heikos Krafttieren und Bob dem Baumeister, lösten wir die Verstrickungen, so dass Heiko die Angst seiner Mutter nicht mehr länger übernehmen musste. Auch der Ballon wurde aus seiner Verstrickung befreit, denn auch er war ja nur Teil eines Systems aus Spiegelfunktionen und Reizreaktionen, die alle dazu dienten Heiko und seiner Familie auf ihrem Weg zum Gottbewusstsein weiterzuhelfen.

Noch einmal befragten wir Heikos Geist, ob der Konflikt nun gelöst war, oder ob wir noch immer etwas vergessen hatten. Doch diesmal lautete die Antwort ja. Die Situation, die am Ursprung von Heikos Hör- und Revierkonflikten stand und die zum ersten Mal die Assoziation mit den Ohren hergestellt hatte, war nun aufgelöst. Damit war Heiko noch einmal einen großen Schritt weiter in Richtung Heilung gekommen.

 

 

Spruch des Tages: PENG

 

Höhenmeter: 230

Tagesetappe: 25 km

Gesamtstrecke: 9110,77 km

Wetter: sonnig und heiß

Etappenziel: Zeltplatz im Sumpf, irgendwo hinter der Stadt, 79260 Sanski Most, Bosnien und Herzegowina

Fortsetzung von Tag 501:

 

PAM!

Da war das zweite!

Du darfst keine Gefühle haben! Du musst dein Herz verschließen wenn du überleben willst. Die Lebensformel die ich gelernt hatte, wurde durchbrochen, ich heulte wie ein Schlosshund und wusste, das mein Herz nun geöffnet war. Es bringt einfach nichts, wenn man seine Herzenswünsche verschweigt und nur das tut, von dem man glaubt, das es die anderen freuen könnte und dass es vielleicht verhindert, dass sie in ihren Leidenskörper kommen. Das ist überheblich und gemein. Denn dadurch entziehe ich meinen Eltern die Chance, dass sie ihre Gottkonflikte selbst lösen können und als freie Seelen weiter ziehen können. Das heißt im Klartext: Wenn ich stets das tue, was meine Eltern außerhalb von Sorgen und Angst lässt, bin ich das Gegenteil eines Liebesboten. Ich verwehre ihnen die Spiegel die sie benötigen um zu wachsen, um ihr Gottbewusstsein wiederzuentdecken.

PAM!

Das letzte Puzzlestück viel vor mir auf den Boden.

Wenn ich damals bei einem Lösungsprinzip des Revierkonfliktes Herzschmerzen hatte die mich fast um den Verstand gebracht hätten, was wäre gekommen wenn ich nun 9 gleichzeitig aufgelöst hätte? Richtig! Ich wüsste nicht ob ich diese Schmerzen ausgehalten hätte. So krümmte sich das Reh für mich und starb mit einem rasenden Herzschlag in meinen Händen. Ich bin du und du bist ich. Vor drei Jahren formte ich beim Medizinmanntreffen meinen Medizinkörper und es war ein Rehwild. Du bist ich und ich bin du. Ich gebe mein Leben für dich so, das du deine Aufgabe erledigen kannst. Meine Aufgabe ist hiermit erreicht. Ich bin du und du bist ich. Ich spürte den kalten Schauer der durch meine Hände in mich glitt. Ich bin du und du bist ich. Ich weiß es nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, das seine Heilmedizin, sein Gottfunke nun als mein Medizinbody in mir ist. Ich bin wieder eine Stufe weiter in dem Bereich wo wir mit dem Verstand nichts mehr anfangen können. Welche Liebe muss dieses Reh in sich gehabt haben um seine Seelenenergie also seine Medizin an mich weiterzugeben? Wie stark muss mein beharrter Freund in der bedingungslosen Liebe verhaftet gewesen sein? Es ist für mich unvorstellbar wie ein Tier seinem Lebensraumzerstörer in voller Hingabe sein Leben schenkt, um ihn die Möglichkeit zu offerieren zu genesen und sein Gottsein zu erkennen.

Welch ein Liebesausdehner muss dieses Reh gewesen sein! Stranguliert von dem achtlos weggeworfenen Material der Menschen und doch schenkt er mir seine Medizin. Ich verneige mich so weit ich mit meinem verspannten Rücken nach unten komme vor dieser Liebe die mir das Reh entgegen gebracht hat. Ich danke dir und deinem Klan. Ich hoffe ich werde irgendwann in meinem Leben die Stufe deiner Fähigkeit der Liebe erreichen so das auch ich ein Ausdehner des Paradieses werden und den Tod nicht mehr als meinen Feind, sondern eine Wendung zur anderen Seite betrachten. Als ich mit diesen Gedanken zu Bett gegangen war schwirrten mir noch tausende Gedanken durch den Kopf. Wie will ich mit den Erstverschlimmerungen umgehen? Was wird die nächsten Tage auf mich zukommen? Als ich ins Traumland abglitt, flog ich immer tiefer in meine Vergangenheit. Es flogen die Jahre nur so vorbei. Als das Zauberrad der Zeit stoppte, sah ich mich als kleinen Jungen der einen grünen Luftballon aufpustete. Ich war voll kindlicher Freude und plötzlich – PENG – flog mir das grüne Wunderding der Ausdehnung um die Ohren. Ich war so sehr erschrocken, das ich wie eine Salzsäule erstarrte. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Ich dachte ein grüner Ballon macht Spaß und nun erschrak er mich so sehr das ich kaum mehr weiter atmen konnte. In meiner Kinderseele dachte es: Ich kann niemanden vertrauen. Augenscheinlich sieht die Sache gut aus, aber dann nimmt es ein böses Ende. So verlor ich mit 5 ½ mein Urvertrauen in die Schöpfung. Wenn mich schon ein so kleiner grüner Luftballon so aus der Fassung bringen konnte, wie sollte ich dann dem Leben vertrauen? Hier begann der erste Hörkonflikt. Ich sah nun nicht mehr hinter allem einen Sinn sondern dachte, dass stets alles schief gehen kann. Wenn man überleben will muss man Angst haben. Nur wer sich schützt kann das Leben überstehen. Genau so dachte meine Kinderseele. Vielleicht wurde ich deshalb Survivaltrainer, weil ich dachte, dass man die Natur bezwingen müsste, um überleben zu können. Von Wildkräutern und Wildgemüse kann man ja nicht leben. Fleisch kann man in der Wildnis nicht genügend zum Leben erbeuten. Erst als ich in Kanada war, in einem Areal, das dreimal so groß war wie Deutschland, verstand ich, was wilder Reichtum bedeutete. In diesem Gebiet gab es keinen einzigen Menschen und es war nochnie besiedelt. Es war reine Wildnis im Ursprungszustand.

Als ich in 12 Minuten in einem kleinen Seitenarm des Flusses, auf dem wir mit dem Kanu mit einer Bleistiftgezeichneten Karte der Ureinwohner unterwegs waren, 9 Hechte fing, wusste ich, das Armut nur in unseren Köpfen existierte. Wie reich an Fisch müssen die Meere gewesen sein bevor wir sie überfischt haben? Wie reich musste der Tisch im Wald und auf den Freiflächen gedeckt gewesen sein bevor wir die Natur als Feind betrachteten und wir einen sekundären Planeten mit dem Namen Gesellschaft erschaffen haben. So steht der kleine Heiko im Spagat zwischen dem Leben, das er aus seiner Jugend her kennt und dem Leben das die Schöpfung für jeden Erdenbürger vorgesehen hat. Einem Leben im vollkommenen Reichtum. So denkt es in mir seit der Ballonaktion. Es gibt nicht nur Freude im Leben, man muss immer auf der Hut sein. Wenn man glaubt Freude zu erhalten, kommt von einer Seite Leid. Also freu dich niemals zu viel. Genau mit diesem Muster unterbreche ich den Genussstrom zu meinem Leben. Den Genuss zieht noch mehr Genuss an und Freude noch mehr Freude. Doch die Angst vor etwas schlechtem weil man sich gefreut hat, muss auch bestätigt werden, da wir nicht, nicht erschaffen können. Alle unsere Gedanken werden wie mit einem Telegraphenmasten verschickt und gespiegelt. Warum wir glauben, dass dies nicht der Fall ist, ist auf ein einfaches Mysterium zurückzuführen, das ich oben schon erwähnt habe. Das Universum also der größte Spiegel hört kein nicht, kein und keine Verneinung, also niemals was man nicht haben will. Ich will keine Pickel. Ich will nicht krank sein. Ich will ohne Sorge sein. Ich will aufhören mir selbst Beine zu stellen. So liegt es nun an mir, die letzten Blockaden zu lösen um ein Leben in Reichtum und innerem Seelenwohlstand zu erschaffen. Es bleibt spannend. Wir werden sehen ob mir die Rehmedizin bei diesem Vorhaben helfen wird. So steht das Reh für die Entscheidungstreue der intuitiven Phase. JA oder NEIN. Fühle in dich und du wirst wissen ob es an der Zeit ist zu bleiben oder weiterzugehen. Bei den Kelten aber auch bei den Christen stehen die Rehe dafür, das sie den Auserwählten die heiligen Plätze zeigen die man benötigt um zu verstehen. Es bleibt spannend, wir werden sehen was da kommen mag.

In Liebe

Heiko

 

Spruch des Tages: Wenn die Erde keine Scheibe ist, dann braucht man auch nicht mehr über Absperrgitter am Rand diskutieren, damit niemand herunterfällt..

 

Höhenmeter: 330

Tagesetappe: 32 km

Gesamtstrecke: 9085,77 km

Wetter: sonnig und heiß

Etappenziel: Zeltplatz auf einer Wiese, irgendwo hinter der Stadt, Ljubija, Bosnien und Herzegowina (Postleitzahlen gibt es hier nicht mehr...)

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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