Draußen Schlafen: Tipps zum Übernachten im Freien

von Shania Tolinka
19.08.2015 20:57 Uhr

Draußen schlafen unter den Sternen

   

Tagsüber halten sich die meisten Menschen gerne in der Natur auf. Wir machen Wanderungen und Spaziergänge, schauen den Vögeln und Insekten zu, setzen uns für ein Picknick auf eine Wiese und lauschen dem Rauschen des Wassers, des Windes und der Bäume. Zum Schlafen jedoch ziehen wir uns dann meist wieder in unsere warmen Häuser oder zumindest in ein Zelt zurück, dass uns vor den Einflüssen der Natur schützt. Dabei ist das Schlafen im Freien eine schöne und tiefe Erfahrung, die uns noch einmal auf eine ganz andere Weise mit der Natur verbinden kann. Denn durch die Wände, die uns vor Kälte, Regen, Nässe und Wind schützen, halten wir auch alles andere von uns fern, das uns vielleicht auf eine ganz besondere Weise besuchen will. Als ich vor einigen Jahren in steinzeitlicher Manier nach Spanien gewandert bin und 100 Tage lang im Freien übernachtet habe, war dies eine der intensivsten Erfahrungen, die ich je in meinem Leben gemacht habe. Eines Nachts kam sogar ein kleiner Feldhase, kuschelte sich an mich und schlief die ganze Nacht neben mir. Erst als ich am Morgen wieder aufwachte, sprang auch er auf und hoppelte davon.

   
Abhärtung für Überlebenstrainer: Schlafen im Feuerbett

Abhärtung für Überlebenstrainer: Schlafen im Feuerbett

 

Solche Erfahrungen passieren natürlich nur selten, doch man kann sie nur dann erleben, wenn man ihnen die Chance beim draußen schlafen dafür gibt. Auch beim Zelten ist man der Natur bereits viel näher, als in einem geschlossenen Raum, doch noch immer ist man von der Welt durch eine Plastikhaut getrennt. Wirklich eintauchen in die Natur kann man nur dann, wenn man ihr ganz ohne Wand begegnet.

Auf der anderen Seite hat es natürlich auch einen Grund, dass wir Menschen irgendwann damit begonnen haben, uns in Zelte, Höhlen und Häuser zurückzuziehen, wenn wir schlafen wollten. Denn die Einflüsse von Kälte, Nässe aber auch von Mücken und anderen Insekten, können doch recht unangenehm sein. Damit eure erste Nacht unter freiem Himmel beim draußen schlafen nicht gleich auch eure letzte wird, weil ihr so frustriert seit, dass ihr es nicht noch einmal wiederholen wollt, solltet ihr einige Dinge wissen und beachten.

 
Beim draußen schlafen im Zelt, genießt man den richtigen Wetterschutz

Beim draußen schlafen im Zelt, genießt man den richtigen Wetterschutz

 

1. Der richtige Zeitpunkt

Wer wenig Erfahrung mit dem Leben in der Natur hat, der sollte nicht gleich im Herbst oder im Winter damit beginnen. Sucht euch am besten eine Nacht in einer Zeit aus, in der es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht kälter als 10°C wird. Vor allem aber sollte der Wetterbericht eine trockene Nacht prophezeien. So schön das Einschlafen unter dem Sternenzelt auch ist, so unangenehm kann das erwachen durch Regentropfen sein, die einem ins Gesicht fallen.

Das Zelten im Winter ist nicht für jeden geeignet

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2. Der richtige Ort

Ebenso entscheidend wie der Zeitpunkt, ist der Platz, den ihr euch beim draußen schlafen aussucht. Achtet zunächst einmal darauf, dass ihr wirklich in der Natur landet und nicht an versteckten Partyplätzen, an denen nachts gefeiert und getrunken wird. Wir haben es durch Zufall einmal geschafft, bei einer solchen Aktion auf einem Swinger-Parkplatz Mitten im Wald zu landen. Ihr könnt euch sicher unsere Gesichter vorstellen, als uns bewusst wurde, dass die vielen nächtlichen Wanderer nicht zum Mondscheinangeln hier hergekommen waren. Vor allem an Wochenenden solltet ihr darauf achten, dass ihr euch von Plätzen fern haltet, an denen Alkohol getrunken wird, denn sonst kann es wirklich gefährlich werden. Auch solltet ihr euch nicht direkt neben einen Fluss, einen Bach oder mitten auf eine Wiese legen. Denn hier wird es nachts sehr schnell feucht und damit auch kalt. Achtet auch darauf, dass ihr einen Platz wählt, den man auch im Dunkeln zu Fuß leicht und sicher erreichen kann. Wenn es aus irgendeinem Grund nötig sein sollte, ihn nachts wieder zu verlassen, dann sollte dies gefahrlos möglich sein. Lauft also nicht zu weit durch unwegsames Gelände in den Wald hinein, sondern bleibt in der Nähe eines festen Weges und achtet darauf, dass ihr immer wisst, wo er sich befindet und wie ihr auf ihm wieder zurück nach Hause oder zu eurem Auto findet.

 
Der richtige Platz in der Natur ist wichtig zum Übernachten im Freien

Der richtige Platz in der Natur ist wichtig zum Übernachten im Freien

 

3. Die richtige Ausrüstung

Die Ausrüstung, die ihr bei eurer Übernachtung im Freien dabei habt, entscheidet sehr stark, was für eine Art Erlebnis ihr erhaltet. Bei der ersten Nacht beim draußen schlafen ist des durchaus sinnvoll, sich einen Schlafsack und eine Isomatte mitzunehmen. Wenn ihr eine Luftmatratze verwenden wollt, solltet ihr zusätzlich eine Gewebeplane mitnehmen, die ihr im Wald unterlegen könnt. Sonst kann es passieren, dass euch sehr bald die Luft ausgeht. Bedenkt auch, dass ein Schlafsack, der mit Daunen gefüllt ist nur dann wärmt, wenn er trocken ist. Wenn ihr also an einem Platz seit, an dem eine hohe Kondensfeuchtigkeit entsteht oder wenn es in der Nacht doch regnen sollte, dann verliert ihr sämtlichen Wärmeschutz. Daher ist es ratsam, einen Daunenschlafsack zusammen mit einer Wasserdichten Biwak-Hülle zu verwenden, oder eine solche Hülle zumindest für den Notfall dabei zuhaben. Synthetikschlafsäcke hingegen wärmen auch dann noch, wenn sie nass werden.

TIPP: Bedenkt jedoch auch, dass Schlafsäcke, Isomatten und Luftmatratzen fast immer aus Kunstfasergewebe bestehen und daher sehr feuerempfindlich sind. Wenn ihr neben eurem Schlafplatz also wirklich ein Feuer machen wollt, dann achtet darauf, dass ihr genügend Sicherheitsabstand zum Feuer und eurer Ausrüstung habt.

Außerdem solltet ihr nur Laubhölzer für das Feuer verwenden, da Nadelhölzer durch den Harzeinschluss oft springen und ihre Glut weit verteilen, so dass es schnell zu Brandlöchern kommen kann. Alternativ könnt ihr natürlich die Nacht auch vollkommen im Freien verbringen, also ohne einen Schlafsack. Eine Unterlage ist aber in jedem Fall ratsam, da der Boden in der Nacht feucht und kalt wird. Hierfür könnt ihr aber auch eine beschichtete Picknickdecke oder ein Fell nehmen, je nachdem wie rustikal ihr es beim draußen schlafen haben möchtet. Wichtig ist es aber in jedem Fall, dass ihr eure Hände und Füße vor Kälte schützt. Nehmt euch am besten warme Socken mit und haltet eure Hände nah am Körper. Falls ihr unsicher seid, ob es doch vielleicht regnet, könnt ihr euch auch eine Plane spannen, die euch wie ein kleines Dach vor dem Regen schützt, ohne euch aber wirklich von der Außenwelt abzuschirmen. Für den Fall, dass ihr nachts doch noch einmal aufstehen müsst, solltet ihr außerdem eine Taschenlampe dabei haben.

 
Heiko Gärtner in seinem steinzeitlichen Leinen-Zelt

Heiko Gärtner in seinem steinzeitlichen Leinen-Zelt

  4. Der richtige Umgang mit Tieren

Wenn ihr in Deutschland oder in Mitteleuropa bleibt, braucht ihr euch um Tiere zunächst keine großen Gedanken zu machen. Wildschweine, Füchse und Dachse werden euch nicht angreifen und auch nicht fressen. Im Gegenteil, wenn ihr bei eurer Nacht im Wald ein größeres Tier zu Gesicht bekommt, könnt ihr euch glücklich schätzen, denn normalerweise halten sie einen recht großen Abstand. Im Sommer sind es eher die kleinen Tiere, genauer gesagt die Mücken, die euch die Nacht vermiesen können. Sie lieben Feuchtigkeit und tauchen daher vor allem in feuchten Laubwäldern oder in der Nähe von Gewässern, Sümpfen oder Pfützen auf. In trockenen Nadelwäldern hingegen fühlen sie sich nicht so wohl und auch leichter Wind führt dazu, dass sie einen nicht, oder nicht so sehr belästigen. Wenn ihr aber wirklich in der Mückenhochsaison raus wollt, dann hilft es, sich ein kleines Feuer zu machen, dass ihr in der Nacht immer wieder am Laufen haltet. Dies hält die kleinen Plagegeister ebenfalls fern. Spinnen, Schlangen und Käfer sind in unseren Breiten hingegen harmlos und mit Ameisen bekommt man nur dann ein Problem, wenn man sich direkt in oder neben ihren Staat legt.

 
In Deutschland greifen die Tiere im Wald keine schlafenden Menschen an

In Deutschland greifen die Tiere im Wald keine schlafenden Menschen an

  5. Die richtige Einstellung

Das Wichtigste an einer Nacht im Freien ist es jedoch, dass ihr für die Erfahrung beim draußen schlafen offen seid und euch darauf einlasst. Es mag vielleicht nicht die gemütlichste Nacht eures Lebens werden, aber dafür bekommt ihr ein Geschenk, das ihr in einem Haus oder Zelt nie so bekommen könnt. Ihr spürt die Freiheit und wenn ihr die Erfahrung öfter macht, dann werdet ihr feststellen, dass der Wald langsam zu eurem Wohnzimmer wird. Ihr werdet spüren, dass ihr hier zuhause seid, es sich gesund anfühlt und das ihr es schon immer wart, genau wie unsere Vorfahren seit Anbeginn der Menschheit. Wir haben es nur vergessen.

 
Freut euch nach dem Sonnenuntergang auf den faszinierenden Sternenhimmel

Freut euch nach dem Sonnenuntergang auf den faszinierenden Sternenhimmel

 

Interessantes über das Draußen schlafen:

Ist draußen schlafen erlaubt oder verboten? Prinzipiell ist das draußen schlafen mit Zelt überall dort verboten, wo es nicht ausdrücklich erlaubt ist. Wie zum Beispiel auf auf Campingplätzen. Schlaft ihr ohne Zelt draußen, dann bewegt ihr euch rechtlich in einer Grauzone. In einigen Naturschutzgebieten ist das Übernachten auch ohne Zelt oft strikt verboten. Informiert euch bei Aufenthalten in Schutzgebieten vorab, um nicht eine Strafe zu erhalten. Hier findet ihr den Link zum Bußgeldkatalog für das Campen im Freien. Natürlich findet ihr zusätzlich in unserer Erlebnisgalaxie, alles über günstige bis hochwertige Zelte für euren perfekten Zelturlaub vor.

Für diejenigen von euch die noch nie daran gedacht haben, im Winter eine Nacht im Freien zu verbringen, wird diese Idee verrückt klingen. Werden aber ein paar Dinge beachtet und ist man mit der richtigen Ausrüstung unterwegs, so wird es für euch ein unvergessliches Erlebnis und wahrscheinlich wird es nicht eure letzte Winterübernachtung bleiben. Denn für die einen sind Minusgrade und Schnee nervig und unangenehm. Für andere von euch ist der Winter die Zeit der klaren Luft, atemberaubend verschneiten Landschaften und einer Fülle an Outdoor Aktivitäten, die nur in der kalten Jahreszeit möglich sind, unvergesslich. Euren spannenden Winterspaß findet ihr direkt in unserer Erlebnisgalaxie!

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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