Auf Elchsafari – Erkundungs-Touren durch Nordschweden

von Shania Tolinka
24.11.2020 18:36 Uhr

Wenn Schweden für etwas berühmt und beliebt ist, dann sind es seine Elche. Wer träumt nicht davon, einmal eine Elchsafari durch die ausgedehnten Wälder zu machen und den sanften Riesen persönlich zu begegnen? Zumindest die meisten Deutschen lieben die großen Brüder und Schwestern unserer heimischen Rothirsche und lassen sich bei einer Schwedenreise einen Besuch in einem Elchpark nicht entgehen. Da ich aufgrund des Fehlens von Werkzeug und Baumaterial ohnehin noch nicht allzu viel am Haus tun konnte, beschloss ich, meine Zeit hier zu nutzen und selbst einmal auf Elchsafari zu gehen. So unternahm ich in den letzten Tagen nun immer längere Streifzüge durch die Umgebung. Schließlich will ich den Ort, an dem ich nun wohne auch ein wenig kennenlernen.

Schweden ist berühmt für seine Elche

Schweden ist berühmt für seine Elche.

 

Kennenlernen der neuen Heimat in Schweden

Skorped selbst bietet durchaus mehr, als ich es zunächst vermutet habe, wenngleich es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden zu sein scheint. Neben dem kleinen Supermarkt und der Baptistenkirche gibt es noch eine weitere Kirchengemeinde, einen Minigolfplatz, einen Fußballplatz, einen Badesee, das kleine, neu eröffnete Café, eine Grundschule mit Bibliothek, einen Eishockeyplatz und einige Langlaufloipen. Früher gab es wohl auch einmal ein Museum, aber das scheint inzwischen geschlossen zu sein. Auch der Minigolfplatz wurde zwei Wochen nach meiner Ankunft abgebaut. Ob für immer oder nur für den Winter weiß ich noch nicht.

Bereits wenige Tage nach meiner Ankunft gab es den ersten Schnee

Bereits wenige Tage nach meiner Ankunft gab es den ersten Schnee.

 
Blick von meinem Haus auf den Ort

Blick von meinem Haus auf den Ort.

 

Einige Einheimische sagten mir aber, dass es in letzter Zeit die Tendenz gibt, dass das Leben immer mehr aus den kleinen Orten hinaus in die Städte verlagert wird. Ähnlich wie in Deutschland viele kleine Bäckereien und Schlachter schließen und es eine zunehmende Zentralisierung in den Städten gibt, schließen auch hier viele Einrichtungen, die früher eine Infrastruktur auf dem Land gebildet haben. Das einzige, was diesem Trend ein wenig entgegenwirkt, ist der Umstand, dass in den letzten Jahren immer mehr Deutsche und andere Mitteleuropäer in diese Gegend ziehen.

Die kleine Dorfstraße wird nicht wirklich gut geräumt im Winter

Die kleine Dorfstraße wird nicht wirklich gut geräumt im Winter.

 
Gleich hinter meinem Häuschen beginnt der Wald

Gleich hinter meinem Häuschen beginnt der Wald.

 

Erkundung der näheren Umgebung

Von meinem Haus aus brauchte man je nach Richtung zwischen fünf und zehn Minuten, bis man die Zivilisation hinter sich gelassen hatte und in die tiefen urigen Wälder eingetaucht war. Querfeldein mitten durch die Wälder zu wandern war hier durchaus nicht ganz ungefährlich, denn wenn man dabei die Richtung verlor, konnte es teilweise dreißig, vierzig, fünfzig oder auch sechzig Kilometer dauern, bis man wieder auf eine Straße oder einen anderen Ort stieß. Außerdem leben hier in den Wäldern neben Hirschen, Rehen, Elchen und Rentieren auch Wölfe und Bären. Nur um sicherzugehen packte ich vor meiner Erkundungstour also vorsichtshalber meinen Kompass und mein Bärenspräy ein. Man weiß ja nie!

Dort im Tal liegt Skorped

Dort im Tal liegt Skorped.

 

Daher hielt ich mich in erster Linie an die kleinen Forstwege, die Rüttegassen der Waldarbeiter oder die Schneisen für Langlaufloipen und Snow-Scooter-Trassen. Vor allem von den letzteren gab es in der Gegend viele und sie führten meist an sehr spannenden und unerwarteten Plätzen vorbei. Mitten im Wald stand ich so plötzlich wieder vor einem riesigen See, an dem es sogar eine Schutzhütte, eine Komposttoilette und einen Picknickplatz gab.

Auf kleinen Forstwegen und Rüttegassen geht es durch den Wald

Auf kleinen Forstwegen und Rüttegassen geht es durch den Wald.

 
So viel Schnee hatte ich schon lange nicht mehr

So viel Schnee hatte ich schon lange nicht mehr.

 
Ich grabe mir eine Schneehöhle

Ich grabe mir eine Schneehöhle.

 
Eine kurze Rast am Ufer des Sees

Eine kurze Rast am Ufer des Sees.

 

Der Elchfriedhof

In einer anderen Richtung entdeckte ich nach mehreren Kilometern im Wald plötzlich einen Beinknochen von einem Elch. Kurz darauf sah ich noch einen und je weiter ich ging desto mehr stieß ich auf verschiedene Teile eines Elchskeletts. Zunächst glaubte ich, dass das Tier hier verendet war und wahrscheinlich mit der Zeit von verschiedenen Aasfressern verschleppt wurde. Doch dann bemerkte ich, dass Körperteile doppelt, bzw. dreifach oder vierfach vorkamen. Es musste sich also um die Gebeine mehrerer Elche handeln.

Immer wieder stieß ich auf Teile eines Elchgeweihs oder -skeletts

Immer wieder stieß ich auf Teile eines Elchgeweihs oder -skeletts.

 

Schließlich nahm ich die Elchkadaver nicht mehr nur mit den Augen, sondern auch mit der Nase wahr. Irgendwie lag ein strenger Geruch von Verwesung in der Luft. Ich blickte eine Böschung hinunter und erschrak fast ein bisschen bei dem Anblick, der sich mir bot.

Hinter mir versteckt im Wald liegt der Elchfriedhof

Hinter mir versteckt im Wald liegt der Elchfriedhof.

 

Vor erstreckte sich eine Art Schlachtfeld aus Teilen toter Elche, die hier zur Verwesung und als Futterquelle für andere Tiere zurückgelassen wurden. Offensichtlich handelte es sich um die Reste von Tieren, die bei der Elchjagd geschossen und gleich vor Ort ausgenommen und zerteilt worden waren. Spannend dabei war, dass vor allem Schädel und Geweihe übrig geblieben waren, während die fleischlastigen Körperteile fehlten. Den Jägern war es hier also wirklich nicht um eine Trophäenjagd, sondern rein um die Selbstversorgung mit Fleisch gegangen. Und auch wenn der Anblick im ersten Moment ein wenig Brutal anmutete, musste man es den Jägern doch zugutehalten, dass sie Überreste, die sie nicht verwerten wollten, gleich hier im Wald ließen. Denn im Müll wären diese Teile einfach verschwendet gewesen, hier aber hatten sie noch einen Nutzen und dienten als Nahrungsquelle für die unterschiedlichsten Waldbewohner.

Ein Elchschädel mit durchaus beeindruckendem Geweih

Ein Elchschädel mit durchaus beeindruckendem Geweih.

 

Den Elchen auf der Spur

Meine Elchsafaris in der Gegend bestanden aber nicht nur daraus, dass ich tote Elche sehen durfte. Bereits wenige Tage nach meiner Ankunft hatte es das erste Mal geschneit und damit wurde auch zum ersten Mal so richtig deutlich, wie nahe sich die Elche zu uns ans Dorf heranwagten. Im Ort selbst, sah ich zwar keine Fußabdrücke, dafür aber bereit auf der Parallelstraße, die nur knapp zweihundert Meter weiter hinter den Schienen durch den Wald führte.

Dicke Spuren im Schnee

Dicke Spuren im Schnee.

 

Ein kleines Stück weiter entdeckte ich dann sogar die ersten Fraßspuren an den Bäumen. Ich beschloss also, den Umstand zu nutzen, dass der Schnee tief genug war, um die Fußstapfen der Elche sichtbar zu machen, aber noch nicht so tief, dass ich selbst Probleme hatte, hindurch zu gehen. Eine bessere Gelegenheit um die Elchspur zu verfolgen würde ich wohl kaum bekommen.

Elchsafari: Ist hier ein Elch durchgestapft

Ist hier ein Elch durchgestapft?

 

Auf Elchsafari

Um bei meinem kleinen Experiment nicht irgendwo im Wald verloren zu gehen, schaute ich mich noch einmal ganz genau in der Gegend um. Vor mir lag eine Hügelkette, die in einem Knappen Kilometer von einer Starkstromleitung durchzogen wurde. Diese war ein sicherer Orientierungspunkt, genau wie die Hügelkette selbst. Solange ich also über keinen Gipfel stieg, würde mich der Weg bergab immer wieder zurück auf diese Straße führen. Und da ich die Straße selbst auf einer Länge von gut sechs Kilometern kannte, konnte ich mich auch hier ohne Probleme orientieren. Ich hatte ein Handy mit ausreichend Akku und gutem Empfang dabei, sodass ich im schlimmsten Fall Hilfe holen konnte. Dies war vor allem deshalb wichtig, weil es bereits sehr kalt war und bei dieser Temperatur ein verstauchter Fuß ausreichte um in ernsthafte Gefahr zu geraten. Wenn man sich nicht mehr bewegen konnte, kühlte man innerhalb kürzester Zeit auf und das konnte sogar tödlich enden.

Elchsafari: Ehe man sich versieht steckt man mit den Beinen im Schnee fest

Ehe man sich versieht, steckt man mit den Beinen im Schnee fest.

 

Doch ich war ausreichend vorbereitet, um kein zu hohes Risiko einzugehen und konnte mich daher ins Abenteuer stürzen. Oder besser gesagt: Ich konnte mich langsam und leise auf den Abenteuerpfad begeben, denn ich wollte ja niemanden verschrecken.

Auf Elchsafari oberhalb unseres Dorfes

Auf Elchsafari oberhalb unseres Dorfes,

 

Nahezu lautlos folgte ich also den Spuren im Schnee und beobachtete meine Umgebung dabei im Weitwinkelblick, wie ich es aus meiner Zeit als Survivaltrainer kannte. Es dauerte nicht lange und ich erblickte dabei die ersten Tiere. Noch nicht gleich einen Elch, aber einige Vögel und ein Wildkaninchen, das schnell hinter einen Baum huschte. Und schließlich entdeckte ich eine Art Rastplatz der Elche. Einen Ort also, an dem sie längere Zeit verweilten um zu fressen und sich ein wenig auszuruhen.

Meine Elchsafari führt mich auch durch ein Winterwunderland

Meine Elchsafari führt mich auch durch ein Winterwunderland.

 

Ein Elch-Stammplatz in unserer Nähe

In den folgenden Tagen kehrte ich zu unterschiedlichen Zeiten an diesen Platz zurück und versuchte dabei, mich auf eine so natürliche Weise zu verhalten, dass sich die Tiere an mich gewöhnen und mich als einen Teil der Waldgemeinschaft akzeptieren konnten.

Manchmal trifft man auch mitten im Ort und am hellen Tag auf einen Elch

Manchmal trifft man auch mitten im Ort und am hellen Tag auf einen Elch.

 

Und dann war es schließlich so weit. Als ich nach ein paar Tagen bei Einbruch der Abenddämmerung (also gegen 15:00 Uhr) zu meiner Elchsafari zurückkehrte, schaute mich der erste Elch durch die Bäume hindurch an und blieb dabei vollkommen ruhig und unbekümmert stehen. Wir beide wussten, dass ich für ihn keine Bedrohung war und so ließ er mich nahe genug an sich heran, um ein Foto machen zu können.

Durch die Bäume hindurch konnte ich schließlich meinen ersten Elch hier erblicken

Durch die Bäume hindurch konnte ich schließlich meinen ersten Elch hier erblicken.

 

Zu nahe wollte ich es dann aber lieber auch wieder nicht, denn auch wenn er ein friedlicher Kerl war, stellte er für mich durchaus eine Bedrohung dar. Denn auch wenn man es nicht vermutet, sterben bei Unfällen mit Elchen jedes Jahr mehr Menschen, als beispielsweise durch Bären. Der Grund dafür ist, dass weder wir Menschen, noch die Elche in der Regel besonders aufmerksam sind. Und wenn man zufällig im Weg steht, wenn ein Elch mit einem Geweih mit einer Spannweite von bis zu zwei Metern den Kopf dreht, dann geht das in den meisten Fällen nicht gut für einen aus.

Elchsafari: Ein Elch beim Schneebaden

Ein Elch beim Schneebaden.

   

Meine schönsten Elchsichtungen in Schweden

Elche so nah bei meiner neuen Heimat zu sehen war natürlich etwas ganz besonderes und hinterließ einen bleibenden Eindruck. Aber es war natürlich nicht das erste und letzte Mal, dass ich die großen Nationaltiere sehen durfte. Auf unserer Wanderung durch Schweden vor drei Jahren und auch auf meinem Weg hier her war ich immer mal wieder dem einen oder anderen Begegnet.

Elchsafari: Ein junger Elch im Wald

Elchsafari: Ein junger Elch im Wald. Süß, oder?

 
Elchsafari: Kein Wunder, dass Elche so beliebt sind, sie sehen einfach zu drollig aus!

Kein Wunder, dass Elche so beliebt sind, sie sehen einfach zu drollig aus!

 

Oft hörte ich sie nur, wenn sie beispielsweise ihre Brunftrufe ausstießen oder unweit der Straße durchs Unterholz streiften. Aber ein paar Mal zeigten sie sich mir auch direkt. Zweimal durfte ich ihnen sogar beim Baden zusehen und einmal beim Fressen. Davon, dass auch ich hin und wieder von neugierigen Elchen beobachtet wurde, habe ich ja kürzlich schon in meinem Bericht über meine Tierbegegnungen in Schweden berichtet.

Elchsafari: Ein Jungelch beim Baden.

Ein Jungelch beim Baden.

Das Tal der Rentiere

Neben den Elchen konnte ich neulich sogar auch ein paar Rentiere sehen. Allerdings nicht im Wald, sondern frech herumstolzierend mitten auf der Hauptstraße. Eine Nachbarin erzählte mir kurz darauf, dass diese Gegend früher tatsächlich ein Zentrum der Sami war und dass diese „ihre“ Rentiere in Skorped, mehr aber noch im Benachbarten Tal grasen ließen. Meine persönliche Theorie dazu ist ja eher, dass die Rentiere dort ohnehin gegrast hätten und die Sami ihnen lediglich gefolgt sind. Dies passt jedenfalls eher zu den Geschichten, die die Sami selbst über sich erzählen.

Auch heute noch treiben sich Rentiere in dieser Gegend hin und wieder ganz gerne herum

Auch heute noch treiben sich Rentiere in dieser Gegend hin und wieder ganz gerne herum.

 
Ein Rentier in der Nähe unseres Dorfes

Ein Rentier in der Nähe unseres Dorfes.

In jedem Fall aber gibt es hier bei uns Rentiere und gelegentlich kehren sie an ihre Alten Plätze zurück und nutzen dafür gerne die Wege, die am Bequemsten sind. Und das sind in den meisten Fällen die Straßen der Menschen.

Hin und wieder sieht man die Rentiere auch im Wald

Hin und wieder sieht man die Rentiere auch im Wald.

 

Elchparks und Geführte Elchsafaris

In Schweden gibt es natürlich auch verschiedenste Elchparks und Anbieter für geführte Elchsafaris. Der Vorteil ist dabei, dass man in den meisten Fällen sogar eine Elch-Garantie bekommt, das heißt, dass man sicher sein kann, dass man auch wirklich Elche zu sehen bekommt, wenn man eine solche Elchsafari macht. In einem Elchpark ist es natürlich noch sicherer, aber das ist ja auch kein Wunder, denn hier können die Elche ja nicht einfach weglaufen.

Der Einbruch der Dämmerung ist die beste Zeit für eine Elchsafari

Der Einbruch der Dämmerung ist die beste Zeit für eine Elchsafari.

 

Dennoch lohnt sich auch hier in jedem Fall ein Besuch, denn auf diese Weise kann man den Nationaltieren Schwedens gefahrlos sehr nahe kommen und sie schon einmal richtig kennenlernen, ehe man sie dann in der freien Wildbahn entdeckt.

Elchsafari: Ein Elch beim genüsslichen Fressen

Ein Elch beim genüsslichen Fressen.

 

Wenn ihr selbst an einer Elchsafari teilnehmen wollt, aber noch nicht wisst, für welche ihr euch entscheiden sollt, könnt ihr gerne mit uns in Kontakt treten. Wir haben auf unserer Reise verschiedenste Anbieter von Elchsafaris kennengelernt und können euch daher ganz gut beraten.

Hier ist zudem eine Karte mit den meisten Elchparks in Schweden:

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Vielen Dank für die Karte an www.hejsweden.com.  
Elchsafari: Achtung Elche!

Achtung Elche!

 

Bildquellen:

© Heiko Gärtner | © Wirestock - Adobe-Stock | David Mark - Pixabay | Free-Photos -  Pixabay | Franz Öhlinger - Pixabay | Наталья Коллегова - Pixabay

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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