Es gibt mehr Mitgefühl als man denkt, aber weniger Blindenampeln

von Shania Tolinka
14.08.2012 21:25 Uhr

Heute war es nun so weit, wir starteten pünktlich um 9:30 an unserer Haustür in unser neues Leben als Sehbehinderte. Dort begrüßte uns Ingrid Maschek von IN TV, das Neumarkter Tagblatt und die Nürnberger Nachrichten. Zuvor haben wir noch für Radio Charivari, Bayern 1, Bayern 2 und Bayern 3 ein Interview gegeben. Auch Star FM wollte genauestens wissen, was wir heute so alles vorhaben und wie wir uns vorbereitet haben. Das Rehatraining gestern, war wirklich Gold wert. Nach den ersten Metern durch die Stadt, machten wir uns auf den Weg ins Altersheim. Hier hatten wir einen Termin mit einigen Sehbehinderten Altenheimbewohnern. Sie berichteten ganz ausführlich über ihre Seherkrankungen und über ihre Blindheit. Im hohen Alter spürt man sehr deutlich, dass eine Einschränkung der Sehkraft auch die Mobilität stark beeinträchtigt. So konnten wir deutlich erkennen, dass das Alter einen direkten Einfluss auf den Tastendrang und Mut mobil zu sein hat. Anschließend schlenderten wir auf langsamen Sohlen in die Stadt und erkannten vor dem Rathaus eine haptische Darstellung der Stadt Neumarkt in Kupfer gegossen. Mit den Fingern konnten wir die Punktschrift und die Schwarzschrift wahrnehmen. Ich wohne seit fast 10 Jahren in Neumarkt und habe die Hilfe für Blinde noch nie wahrgenommen. Danach wollten wir die Sehschärfe von Tobi testen. Dazu gingen wir zum Optiker unseres Vertrauens. Bei Fielmann fanden wir unseren Fachberater, den wir uns gewünscht haben. Er bestätigte Tobi, dass er 7,5 Dioptrien hat und seine Sehschärfe sich nicht verändert hat. Tobi erhofft sich von der Tour, dass sich seine Sehschärfe verbessert und er seine Augenkrankheit vielleicht etwas lindern kann. Nach dem Optiker Aufenthalt liefen wir direkt zum nächsten Briefmarkenautomat und versuchten unser Glück unseren Geschäftsbrief mit einer Briefmarke zu versehen. Nachdem wir an der zu kleinen Schrift mit unseren Grauen- und Grünen Star Brillen gescheitert sind, gingen wir mit gesenkten Kopf in die Poststelle und suchten beim Postangestellten unseres Vertrauens Hilfe. 35 Minuten für einen Brief zu frankieren ist wirklich nicht ohne. Was wir heute schon feststellen konnten, dass Zeit im Sehbehinderten Bereich relativ wird. Nach dem Frankier Marathon besorgten wir noch am Gemüsestand etwas Nahrung. Wenn man lieb bittet, bekommt man fast immer etwas zum Essen, was nicht mehr verkauft werden kann. Auch auf dieser Tour versuchen wir wieder ohne Geld durch die Welt zu streifen. Beim Pizzabäcker Castello bekamen wir leckere überbackene Nudeln und am Volksfest eine Haxe und ein Hähnchen von Haxen Liebherr gesponsert. Auch mit den Getränken gingen wir nicht leer aus. Anschließend wollten wir noch unsere Fahrkünste im Autoscooter testen. Auch hier bekamen wir wieder nach einer freundlichen Frage 5 Freikarten zum Testen unserer Fahrfähigkeiten. Was wir feststellen konnten, dass die meisten Menschen sehr mitfühlend sind und einen unterstützten. Um 22:00 verließen wir das Lichtermeer des Volksfestes und suchten uns einen geeigneten Schlafplatz.

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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