Tag 826: Hintergründe über den Balkankrieg

von Heiko Gärtner
13.04.2016 18:53 Uhr

Fortsetzung von Tag 825:

Die beiden Hauptbrennpunkte im Balkankrieg waren Bosnien und der Kosovo. Beides sind Länder, die auf den ersten Blick nicht viel bieten, um das es sich zu kämpfen lohnt. Erst ein Blick unter die Erde liefert eine Erklärung. Bosnien ist das größte Trinkwasserreservoir, das es in Europa gibt. Bei der zunehmenden Wasserverschmutzung und dem damit einhergehenden Wassermangel ist dies ein Gut, das zukünftig immer mehr an Wert gewinnen wird. Darüber hinaus ist das Land aber auch reich an Bodenschätzen wie Gold, Silber, Kohle und anderen nützlichen Elementen. Ähnlich ist es im Kosovo. Das Wasser ist hier nicht erwähnenswert, doch dafür gibt es große Gold, Silber und Kupfervorkommen, die ein Profit bewusster Geschäftsmann nicht mit gutem Gewissen unter der Erde liegen lassen kann. Ein starkes Land mit einer handlungsfähigen Regierung wird aber dafür sorgen, dass es seinen Anteil an dem Gewinn der Bodenschätze erhält. Wenn es ein demokratisches Land ist, dann wird es außerdem dafür sorgen, dass die Arbeiter gut bezahlt werden und dass die Funde insgesamt zum Wohlstand im Lande beitragen werden. All dies ist aus Sicht einer Elite aber nicht sinnvoll, denn dadurch gewinnt sie weder Reichtum, noch Macht noch Einfluss. Eine Regierung, die von Kriegen zerrüttet und finanziell am Boden ist, kann es sich jedoch nicht leisten, derartige Forderungen zu stellen. Sie ist machtlos und steht deshalb den Plänen der Wirtschaftskonzerne nicht im Wege. Heute, fast 20 Jahre nach Kriegsende, ist die Wirtschaft im Balkan noch immer am Boden. Eine funktionierende Infrastruktur existiert nur in sehr begrenztem Maße, doch es gibt einen Wandel, der nicht in das allgemeine Bild passt. Große Autobahnen werden Gebaut, die sich quer durch das Land ziehen und Mitteleuropa mit Griechenland verbinden sollen. Die Edelmetallmienen im Kosovo liegen ebenfalls an der Verbindungsstrecke und auch hier werden die Infrastrukturen ausgebaut. Für einen uninformierten Durchreisenden wirkt das im ersten Moment sinnlos, doch wenn man die Puzzleteile zusammenfügt wird deutlich, dass hier etwas vorbereitet wird, das weit größer ist, als die kleinen Balkanstaaten. Der Balkan ist auf dem Weg, eine Transitregion für die Verbindung zwischen den Ölfeldern in Griechenland und den Staaten in Mitteleuropa zu werden.

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Der nächste logische Schritt war es nun also, Griechenland unter die Fittiche zu bekommen, damit die Ölgewinnung hier direkt in der Hand der Elite liegt. In der Vergangenheit haben sich Religionskriege und die Angst vor wahnsinnigen Terroristen als Methode bewehrt, mit der man Staaten ihrer Souveränität berauben und sie zu reinen Öl-Sklaven machen konnte. Doch anders als im nahen Osten kann man den Griechen kaum glaubhaft unterstellen, dass sie dabei sind, Massenvernichtungswaffen zu produzieren, um damit die westliche Welt zu zerstören. Niemand glaubt daran, dass sich in den griechischen Bergen geheime Terroristenzellen verschanzen, die auf die große Chance warten, ihr Leben für einen Anschlag opfern zu können. Um das Land untertänig zu machen, brauchte man also eine andere Methode. Und dafür kam die Schuldenfalle, in die Griechenland genau wie jeder andere Staat auch schon vor langer Zeit getappt war. Natürlich haben die Griechen Schulden und natürlich geht es ihrer Wirtschaft nicht gerade rosig. Dass es hier bei weitem nicht so schlimm ist, wie in anderen Ländern muss ja keiner wissen. Wichtig ist, dass man der Welt gut verkaufen kann, dass Griechenland Hilfe braucht. Und wenn man dafür ihre Rechte ein bisschen einschränken muss, dann geht es eben nicht anders. Durch einige geniale Schachzüge gelang es dabei, die Griechen nicht nur in ihren Freiheiten einzuschränken, sondern sie zeitgleich auch noch selbst zu Sündenböcken zu machen. Das Prinzip funktionierte ganz einfach. Die Schuldner, bei denen Griechenland in der Kreide steht sind hauptsächlich deutsche und französische Banken, die nun plötzlich zu jammern begannen, dass sie ohne die Rückzahlungen des Mittelmeerstaates nicht mehr überleben könnten. Griechenland habe sie durch seine Unzuverlässigkeit in Sachen Kreditrückzahlung in den Ruin getrieben, so dass sie nun kurz vor dem bankrott stünden. Ihr erinnert euch sicher noch daran dass die Banken die Kredite aus dem Nichts erschaffen und dass sie darüber hinaus in der Regel gegen Kreditausfälle versichert sind. Es gab also nie ein reales Risiko für die Banken, doch auch dies musste man ja nicht so laut herumschreien. Wichtig war an dieser Stelle, dass es sich um deutsche und französische Banken handelte, denn so konnte man glaubhaft übermitteln, dass mit dem drohenden Bankrott der Banken auch die Wirtschaft in Deutschland und Frankreich zusammenbrechen würde. Die Griechen waren also nicht nur schuld daran, dass ihr eigenes Land vor dem Ruin stand, sie waren auch noch drauf und dran die deutsche Wirtschaft zu zerstören. Das konnte man natürlich nicht zulassen! Innerhalb kürzester Zeit ging ein Aufschrei der Empörung durchs Land und die verschwenderischen Griechen wurden mit Hass und Anfeindungen belegt. Doch Zorn allein half nichts, es mussten Handlungen folgen und wenn die Griechen es nicht auf die Reihe bekamen, dann mussten wir ihnen eben unter die Arme greifen. Dazu wurde ein Hilfspaket für Griechenland geschnürt, dass noch mehr zum Himmel stank, als die Sache mit der Überschuldung von zuvor. Weil der griechische Staat nun offiziell nicht mehr kreditwürdig war, gab es eine sogenannte Umverschuldung, bei der andere Staaten, darunter auch Deutschland, zwischengeschaltet wurden. Für die Steuerzahler kam diese Aktion so rüber, als müssten wir nun mit unseren Steuern, die Schulden begleichen, die die Griechen selbst nicht zahlen konnten. Doch das stimmt nicht. Das Hilfspaket bestand viel mehr darin, dass Deutschland bei einer anderen Bank einen Kredit aufnahm und dieses Geld für noch höhere Zinsen an Griechenland weiterleitete. Damit bekam Griechenland also noch höhere Schulden und Deutschland verdiente zunächst einmal daran. Der Preis dafür bestand jedoch darin, dass unser Staat als Bürge eingesetzt wurde. Sollte Griechenland die Schulden an Deutschland also nicht zurückzahlen können, dann muss Deutschland den Kredit bei der Bank aus eigener Tasche abstottern. Und dies bringt dann wiederum die Steuerzahler auf den Plan. Doch soweit ist es noch nicht. Durch diese Regelung wurden die griechischen Staatsschulden nun aber endgültig auch ein deutsches oder besser gesagt ein europäisches Problem. Denn Deutschland war ja nicht der einzige Bürge, der hier eingesetzt wurde. Und jeder, der das Problem zu seinem eigenen gemacht hat, darf sich nun auch an dessen Lösung beteiligen. Das bedeutet im Klartext: Die Finanzspritze an Griechenland gab es nicht umsonst. Sie war und ist mit extremen Auflagen verbunden, die das Land in ihrer Handlungsfreiheit stark einschränkt. Und dafür wiederum spielte Deutschland eine wichtige Rolle. Denn wir sind von unserer Mentalität her ein genügsames und sparsames Volk. Es liegt in unserer Natur, dass wir gerne bereit sind, zurückzutreten, wenn wir glauben, dass wir dadurch die Situation für die Allgemeinheit verbessern können. Das ist zwar eine sehr noble Eigenschaft, doch sie führt sehr leicht dazu, dass wir uns das Leben selbst immer schwerer machen. Wenn wir davon überzeugt sind, dass Sozialleistungen nicht mehr finanziert werden können, dann treten wir murrend aber bereitwillig von ihnen zurück. Somit leben wir ein Sozialdumping vor, durch das Sozialhilfeempfänger, Rentner, Arbeitslose und anderweitig Benachteiligte immer schlechtere Karten haben. Wir lassen uns selbst diese Rechte immer weiter kürzen und schauen stumm dabei zu, wie der Sozialstaat in dem wir leben immer mehr abgebaut wird. Wenn wir jedoch das Gefühl haben, dass andere Völker bei den gleichen Problemen diese Bereitschaft nicht zeigen, dann werden wir sauer und fordern, dass die gleiche Ungerechtigkeit für alle gelten sollte. Als geborene Sparfüchse ist das Problem der Griechen in unseren Augen ganz einfach zu lösen: Sie müssen mehr sparen und dann wird das schon wieder.

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Genau dieser Ansicht ist auch die Elite. Nur geht es ihnen nicht darum, dem griechischen Volk aus der Patsche zu helfen, sondern all jene lästigen Regelungen abzubauen, die ihren Profit schmälern. Internationale Größen im Bereich der Wirtschaftswissenschaften fassen sich schon seit Jahren an den Kopf und schreien einen Appell nach dem nächsten zu uns herüber, um uns darauf hinzuweisen, dass wir mit den Sparmaßnahmen alles nur noch schlimmer machen. Doch wir wollen davon nichts wissen. Denn vor allem an den deutschen Wirtschafts-Hochschulen wird eine sehr einseitige Sichtweise gelehrt, die darauf abzielt, Staatshaushalte vor allem durch Einsparungen und Kürzungen am Laufen zu halten. Schon unsere Universitäten werden von den Wirtschaftsriesen finanziert und kontrolliert, so dass genau die Lehren unterrichtet werden, die ihnen zugute kommen. Als starke, solide, mitteleuropäische Wirtschaftsmacht hat Deutschland eine Vorbildfunktion und wenn wir der Meinung sind, dass der Weg der Zukunft nur über Einsparungen und Kürzungen führt, die unsere Sozialhilfen nach und nach verschwinden lassen, dann wirkt sich das auch auf andere Staaten aus. Doch wohin führt das alles? Die bisherige Politik in Griechenland hat ganz offensichtlich dazu geführt, dass dieses Schuldendebakel entstanden ist. Wenn man sein Geld also wiederhaben will, dann muss man dafür sorgen, dass sie ihre Politik ändern. Und um das zu erreichen wurde das Hilfspaket an verschiedene Auflagen und Bedingungen geknüpft, die erfüllt werden müssen. Darunter befinden sich vor allem extreme Sparmaßnahmen und die Pflicht, an allen möglichen Stellen Einsparungen zu treffen. Bei einer oberflächlichen Betrachtung mit einem traditionell deutschen Sparbewusstsein erscheint das nicht unvernünftig. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass die Zwangsmaßnahmen die Wirtschaft nicht unterstützen, sondern ihr schaden. Die Auflagen sind wie Fesseln, durch denen die griechische Wirtschaft nicht mehr frei agieren kann, so dass die Steuereinnahmen weiter sinken und die Wahrscheinlichkeit einer Rückzahlung drastisch fällt. Was aber macht das für einen Sinn? Warum sollte ein Gläubiger seinem Schuldner das Leben bewusst schwer machen und ihn dazu Zwingen, Dinge zu tun, die eine Rückzahlung fast unmöglich machen? Rein wirtschaftlich betrachtet entbehrt das jeder Logik. Es sei denn natürlich, es geht hier überhaupt nicht darum, die Krise glimpflich zu lösen, sondern sie weiter zu verstärken und sie zur Eskalation zu bringen.

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Die Menschen werden eher wütend auf dich, wenn du ihnen die Wahrheit sagtst, als dass sie wütend auf die Menschen werden, die sie belügen.

Höhenmeter: 240 m Tagesetappe: 19 km Gesamtstrecke: 14.653,27 km Wetter: überwiegend sonnig Etappenziel: Zeltplatz in einer alten Scheune, 51100 Mavranaioi, Griechenland

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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