Lerne Leben in der Wildnis

von Shania Tolinka
14.03.2013 18:35 Uhr

Lerne leben in der Wildnis

   

Feuer machen. Rinde essen und Laubhütten bauen - x-bay war  für euch bei Survival-Trainern

   

VON PIA POHL

 

x-bay durfte für einen kurzen Moment das Leben in der Wildnis kennenlernen. Baumrinde und Blätter  essen,  mit einem Stein Feuer machen und aus einer Quelle trinken. Tote Tiere standen diesmal ausnahmsweise nicht auf dem Speiseplan.

 
Heiko Gärtner zeigt das Leben in der Wildnis

Heiko Gärtner zeigt das Leben in der Wildnis

 

Neumarkt, eine Stadt  in der Oberpfalz. Hier haben zwei Survival-Trainer ihr zweite  Heimat, denn die erste Heimat  ist die Natur. Heiko Gärtner (34)  und  Tobias Krüger (27) lieben das Abenteuer so sehr,  dass sie mindestens die Hälfte des Jahres unterwegs sind.

Seit zweieinhalb Jahren wohnen und arbeiten die beiden nun schon zusammen als Survival Trainer.

In der WG sieht man, dass die beiden die Natur lieben. Hier liegen Federn von Vögeln, die sie im Ausland gerupft und über dem Feuer  gebraten haben; hier  liegen Knochen von kleinen Tieren, wie zum Beispiel Mäusen, die sie schon gegessen haben; und  hier liegen  Steine  aus verschiedenen Ländern. Zudem gibt es ein Regal voller Bücher rund ums Überleben. Eine richtige  Survival-WG.

Doch wenn man in die andere Richtung  sieht, fällt der große 3-D-Fernseher auf. "Wir sind eben doch  ganz normal, wir freuen uns auch auf die fette Pizza, wenn wir von einer Exkursion zurück sind", sagt Krüger.

Die beiden haben in ihrer gemeinsamen Zeit beim Leben in der Wildnis viele Dinge erlebt. "Wir schreiben mittlerweile Bücher um unsere Erlebnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen", sagt Gärtner.

 
Survival Guide Heiko Gärtner bei einer Dokumentation im Sumpf

Survival Guide Heiko Gärtner bei einer Dokumentation im Sumpf

 

"Wir lieben es, nicht nur in der Natur  zu überleben, sondern kämpfen uns zum  Beispiel auch als Obdachlose in Frankfurt durch - ohne Geld, und das Krasse: Es funktioniert", sagt Krüger. Es würde in den Restaurants immer  etwas zu Essen abfallen, man müsse bloß freundlich sein um zu überleben.

Wenn sie gerade nicht auf der Straße leben, machen sie Überlebenstrainings. Die meisten Leute, die mitmachen, seien zwischen  sechs  und  60 Jahren, also fast jede Altersgruppe. "Der älteste Mann, der in der Wildnis dabei war, war 78 Jahre und fitter als ich", sagt Gärtner. Zudem würden sie auch mit vielen Randgruppen arbeiten, unter anderem schwer erziehbare Jugendliche. Und Blinde. "Seit wir mit Blinden arbeiten, müssen wir unsere  Fähigkeiten, wie  Feuer machen in der Wildnis, auch mit Augenbinde können." Sie seien sogar schon mit verbundenen Augen auf die Zugspitze gewandert. Sie waren schon oft im deutschen Fernseher zu  sehen.

"Einmal kam sogar ein Sender aus Japan auf uns zu, um etwas über unser Leben in der Wildnis zu drehen, die haben uns sogar über 1000 Euro gezahlt", sagt Krüger.

"So aber jetzt zu euch. Wir fahren mit euch zum Längenbachtal und zeigen mal, was man im Wald alles essen kann und wie man ein richtiges Feuer  macht", sagt Gärtner, der mit Krüger zusammen den Wald gekauft hat.

Dann ging es los in den Wald, mit scharfen Messer und Feuerstein, ohne etwas zu essen und zu trinken.

Zuerst kamen wir an einem kleinen Fluss vorbei. "Das ist eine der wenigen Quellen hier, die noch zugänglich sind, da könnt ihr gerne was trinken." Es ist sauber, nicht so wie in Spanien.

 
So kann ein Survival Übernachtungslager mit Feuer aussehen

So kann ein Survival Übernachtungslager mit Feuer aussehen

 

„Dort gab es das dreckigste Wasser, da dachte ich teilweise wirklich, ich muss jetzt verdursten", sagt Gärtner.

Das Wasser im Wald schmeckte wie Leitungswasser. Dann zeigte uns Krüger seine Laubhütte, die er vor einigen Wochen gebaut hatte, um zu übernachten. "Vor Krabbeltieren habe  ich keine Scheu, da gewöhnt man sich dran, das  eigentliche Problem ist die Kälte, alles unter zehn Grad ist schon kalt. Darüber schaffen es die meisten Teilnehmer zu schlafen, weil das Laub ja auch warm hält", sagt Krüger.

Danach gab es etwas zu essen - ein Brombeerblatt, das ziemlich bitter schmeckte. "Brombeerblätter sind deswegen gut, weil man sie das ganze  Jahr  im Wald findet. "Aber lecker ist das nicht, das ist halt  Notnahrung. Es gibt viel bessere Sachen die man im Wald zu essen findet," sagt Gärtner.  Das seien zum Beispiel Mäuse, Frösche, Maulwürfe oder andere Tiere, die man über dem Feuer brät.

"Wenn man überleben will, dann braucht man Fleisch,  ich war fünf Jahre Vegetarier und habe mir geschworen, dass ich im Wald auch vegan leben kann, diese Einstellung musste ich leider  ablegen; da kam zufälligerweise eine Katze vorbei, die mir eine Maus vor die Füße legte", sagt Krüger. Das Problem sei nur, dass man Tiere aus dem Wald nur im Ausland essen darf,  hier  sei das meiste, das man sich zum Essen  fangen könnte verboten," sagt  Gärtner. Eine weitere  Spezialität, die  x-bay  probieren durfte, war  die innere Rinde einer Fichte. Wir kauten sie, aber die Rinde war so zäh, dass man sie kaum runterbekam.  Auch wieder nur Notnahrung.

 
Auch die Zubereitung von Wildnahrung erlernt man nach dem Try-and-Error-Prinzip.

Auch die Zubereitung von Wildnahrung erlernt man nach dem Try-and-Error-Prinzip.

  Zum Schluss der Waldführung durfte x-bay  Reporterin Pia  probieren ein Feuer  zu machen. Erst sammelte das x-bay-Team  Äste einer Fichte, da diese sehr trocken sind. Nach dem Sammeln wurde mit Hilfe eines Feuersteines von der Ostsee und eines Funkenschlägers, wofür man aber  auch eine alte Feile verwenden könnte, Funken erzeugt. Dabei halt ein trockener Baumpilz  als Brennmittel. "Weißt  du, was du da gerade anfasst? Urin, auf den Pilz habe ich davor ein paar  Mal gepinkelt um dem Pilz die Säure zu entziehen. Aber der Urin  ist schon älter, also  keine Sorge!" sagt Gärtner. "Pia fasst Pipi an", sagt x-bay Kollege Peter und lacht.

Pia bereitete ein Zundernest aus Zunder und trockenem Gras vor, in dass sie das brennende Stück Pilz reinlegte und  solange pustete, bis sich das Feuer ausgebreitet hatte. Der Rauch  entwickelte  sich beim Pusten so stark, dass Pia husten musste und keine Luft mehr bekam. Da wundert sich x-bay, dass das die beiden Trainer gar nicht stört, wenn sie das schon unzählige Male gemacht haben, müsste doch die Lunge ganz  kaputt sein. "Dafür verzichten wir  auf Alkohol und Zigaretten. Das einzige, was mir Entzugserscheinungen machte, ist Zucker,  denn danach ist der Körper süchtig", sagt Gärtner.

Ein Survivalcamp als Heimat

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Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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