Lerne Leben in der Wildnis
Lerne leben in der Wildnis
Feuer machen. Rinde essen und Laubhütten bauen - x-bay war für euch bei Survival-Trainern
VON PIA POHL
x-bay durfte für einen kurzen Moment das Leben in der Wildnis kennenlernen. Baumrinde und Blätter essen, mit einem Stein Feuer machen und aus einer Quelle trinken. Tote Tiere standen diesmal ausnahmsweise nicht auf dem Speiseplan.
Neumarkt, eine Stadt in der Oberpfalz. Hier haben zwei Survival-Trainer ihr zweite Heimat, denn die erste Heimat ist die Natur. Heiko Gärtner (34) und Tobias Krüger (27) lieben das Abenteuer so sehr, dass sie mindestens die Hälfte des Jahres unterwegs sind.
Seit zweieinhalb Jahren wohnen und arbeiten die beiden nun schon zusammen als Survival Trainer.
In der WG sieht man, dass die beiden die Natur lieben. Hier liegen Federn von Vögeln, die sie im Ausland gerupft und über dem Feuer gebraten haben; hier liegen Knochen von kleinen Tieren, wie zum Beispiel Mäusen, die sie schon gegessen haben; und hier liegen Steine aus verschiedenen Ländern. Zudem gibt es ein Regal voller Bücher rund ums Überleben. Eine richtige Survival-WG.
Doch wenn man in die andere Richtung sieht, fällt der große 3-D-Fernseher auf. "Wir sind eben doch ganz normal, wir freuen uns auch auf die fette Pizza, wenn wir von einer Exkursion zurück sind", sagt Krüger.
Die beiden haben in ihrer gemeinsamen Zeit beim Leben in der Wildnis viele Dinge erlebt. "Wir schreiben mittlerweile Bücher um unsere Erlebnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen", sagt Gärtner.
"Wir lieben es, nicht nur in der Natur zu überleben, sondern kämpfen uns zum Beispiel auch als Obdachlose in Frankfurt durch - ohne Geld, und das Krasse: Es funktioniert", sagt Krüger. Es würde in den Restaurants immer etwas zu Essen abfallen, man müsse bloß freundlich sein um zu überleben.
Wenn sie gerade nicht auf der Straße leben, machen sie Überlebenstrainings. Die meisten Leute, die mitmachen, seien zwischen sechs und 60 Jahren, also fast jede Altersgruppe. "Der älteste Mann, der in der Wildnis dabei war, war 78 Jahre und fitter als ich", sagt Gärtner. Zudem würden sie auch mit vielen Randgruppen arbeiten, unter anderem schwer erziehbare Jugendliche. Und Blinde. "Seit wir mit Blinden arbeiten, müssen wir unsere Fähigkeiten, wie Feuer machen in der Wildnis, auch mit Augenbinde können." Sie seien sogar schon mit verbundenen Augen auf die Zugspitze gewandert. Sie waren schon oft im deutschen Fernseher zu sehen.
"Einmal kam sogar ein Sender aus Japan auf uns zu, um etwas über unser Leben in der Wildnis zu drehen, die haben uns sogar über 1000 Euro gezahlt", sagt Krüger.
"So aber jetzt zu euch. Wir fahren mit euch zum Längenbachtal und zeigen mal, was man im Wald alles essen kann und wie man ein richtiges Feuer macht", sagt Gärtner, der mit Krüger zusammen den Wald gekauft hat.
Dann ging es los in den Wald, mit scharfen Messer und Feuerstein, ohne etwas zu essen und zu trinken.
Zuerst kamen wir an einem kleinen Fluss vorbei. "Das ist eine der wenigen Quellen hier, die noch zugänglich sind, da könnt ihr gerne was trinken." Es ist sauber, nicht so wie in Spanien.
„Dort gab es das dreckigste Wasser, da dachte ich teilweise wirklich, ich muss jetzt verdursten", sagt Gärtner.
Das Wasser im Wald schmeckte wie Leitungswasser. Dann zeigte uns Krüger seine Laubhütte, die er vor einigen Wochen gebaut hatte, um zu übernachten. "Vor Krabbeltieren habe ich keine Scheu, da gewöhnt man sich dran, das eigentliche Problem ist die Kälte, alles unter zehn Grad ist schon kalt. Darüber schaffen es die meisten Teilnehmer zu schlafen, weil das Laub ja auch warm hält", sagt Krüger.
Danach gab es etwas zu essen - ein Brombeerblatt, das ziemlich bitter schmeckte. "Brombeerblätter sind deswegen gut, weil man sie das ganze Jahr im Wald findet. "Aber lecker ist das nicht, das ist halt Notnahrung. Es gibt viel bessere Sachen die man im Wald zu essen findet," sagt Gärtner. Das seien zum Beispiel Mäuse, Frösche, Maulwürfe oder andere Tiere, die man über dem Feuer brät.
"Wenn man überleben will, dann braucht man Fleisch, ich war fünf Jahre Vegetarier und habe mir geschworen, dass ich im Wald auch vegan leben kann, diese Einstellung musste ich leider ablegen; da kam zufälligerweise eine Katze vorbei, die mir eine Maus vor die Füße legte", sagt Krüger. Das Problem sei nur, dass man Tiere aus dem Wald nur im Ausland essen darf, hier sei das meiste, das man sich zum Essen fangen könnte verboten," sagt Gärtner. Eine weitere Spezialität, die x-bay probieren durfte, war die innere Rinde einer Fichte. Wir kauten sie, aber die Rinde war so zäh, dass man sie kaum runterbekam. Auch wieder nur Notnahrung.
Zum Schluss der Waldführung durfte x-bay Reporterin Pia probieren ein Feuer zu machen. Erst sammelte das x-bay-Team Äste einer Fichte, da diese sehr trocken sind. Nach dem Sammeln wurde mit Hilfe eines Feuersteines von der Ostsee und eines Funkenschlägers, wofür man aber auch eine alte Feile verwenden könnte, Funken erzeugt. Dabei halt ein trockener Baumpilz als Brennmittel. "Weißt du, was du da gerade anfasst? Urin, auf den Pilz habe ich davor ein paar Mal gepinkelt um dem Pilz die Säure zu entziehen. Aber der Urin ist schon älter, also keine Sorge!" sagt Gärtner. "Pia fasst Pipi an", sagt x-bay Kollege Peter und lacht.Pia bereitete ein Zundernest aus Zunder und trockenem Gras vor, in dass sie das brennende Stück Pilz reinlegte und solange pustete, bis sich das Feuer ausgebreitet hatte. Der Rauch entwickelte sich beim Pusten so stark, dass Pia husten musste und keine Luft mehr bekam. Da wundert sich x-bay, dass das die beiden Trainer gar nicht stört, wenn sie das schon unzählige Male gemacht haben, müsste doch die Lunge ganz kaputt sein. "Dafür verzichten wir auf Alkohol und Zigaretten. Das einzige, was mir Entzugserscheinungen machte, ist Zucker, denn danach ist der Körper süchtig", sagt Gärtner.
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