Ohne viel Geld durch Italien reisen

von Heiko Gärtner
10.12.2019 17:59 Uhr

Mit dem Erreichen des Reschenpasses hatten wir nun auch die italienisch-österreichische Grenze erreicht. Damit war unser fast einjähriges Italien-Abenteuer nun zu Ende. Es war eine bewegte Zeit und so sehr wir das schmale, stiefelförmige Land auch hin und wieder verflucht haben, so sehr haben wir es doch auch in unser Herz geschlossen. Italien ist ein Land, in dem es nie langweilig wird. Ob kulturell oder naturell, Italien hat unschlagbar viele Facetten, die selbst bei wiederholtem Besuch interessant bleiben, wenn sie nicht sogar eine gewisse Nostalgie hervorbringt. Sowohl die Städte als auch das Klima in Italien sind regional völlig verschieden, was die Entscheidung nicht immer einfach machte. Und dennoch konnten wir verstehen, dass viele von Italien schwärmen und gerne ihren Urlaub dort wiederholt verbringen möchten.

Der Reschenpass stellt zugleich auch die Grenze nach Österreich dar

Der Reschenpass stellt zugleich auch die Grenze nach Österreich dar.

 

Wir haben das Land nun fast vollständig durchkämmt und haben uns so ziemlich jeden Winkel angeschaut. Deshalb möchten wir euch nun zum Abschluss an unseren Erfahrungen teilhaben lassen und zum Resümee gleich auch ein paar nützliche Tipps geben. Tipps, mit denen ihr Italien auf eine ursprüngliche, spannende Weise besichtigen könnt, dabei die Touristen-Welle zu umgeht und zudem noch ohne viel Geld unterwegs sein könnt.

Günstig reisen: Ist das in Italien noch möglich?

Komplett ohne Geld unterwegs zu sein bedeutet, dass man ein Land noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernt, als wenn man als zahlender Tourist kommt. Aber auch ein Urlaub mit niedrigem Budget kann interessant sein, da man aufmerksamer an die Angebote herangeht und das Urlaubsgeld nur für essenzielle Sachen und Erfahrungen ausgibt. Italien ist leider nicht mehr so günstig wie es einmal war. Denn die Einheimischen haben hier verstanden, dass der Tourismus, mit 13 % Einkommen des gesamten Bruttoinlandsproduktes, für das Land sehr wichtig geworden ist. Die Italiener sind auch inzwischen sehr geübt darin, das Geld deutscher Touristen aus der Tasche zu entnehmen. Deshalb haben wir hier ein paar Ideen für alle, die nicht ganz ohne Geld reisen, aber auch nicht zu viel ausgeben möchten:

Niedrige Fahrtkosten

Eine Anreise mit dem Zug oder Bus lohnt sich erheblich, um einiges an Geld zu sparen. Natürlich bringt ein (Direkt-)Flug einen gewissen Komfort mit sich, aber hier ist das erste Fettnäpfchen. Reiseanbieter wie FlixBus oder Trenitalia ermöglichen sehr günstige Optionen, teilweise für unter 10 Euro. Und eine Busfahrt über die Alpen kann auch sehr spannend sein, oder? Allerdings ist Ryanair im Norden Italiens (Mailand, Bergamo) auch unschlagbar günstig vertreten.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man zwar nicht unbedingt bequem dafür aber günstig durch Italien reisen

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man zwar nicht unbedingt bequem dafür aber günstig durch Italien reisen.

 

Seit da, wo andere nicht sind

Vermeidet touristische Hotspots. Im Sommer kann der Markusplatz in Venedig so voll mit Menschen sein, dass man wirklich keinen eigenen Platz mehr zum Stehen hat. Kein Wunder, dass da ein Cappuccino in unmittelbarer Nähe locker über 10€ kosten kann. Drei Straßen weiter allerdings, abgelegen von dem Ballungsraum, sinkt der Preis von fast Allem exponentiell. Das gilt nicht nur für Venedig, sondern generell für alle Städte mit touristischem Faktor überall. Warum würdet ihr euch nicht mit Absicht verlaufen wollen?

Italien ist früher wie heute ein beliebtes Reiseziel

Italien ist früher wie heute ein beliebtes Reiseziel.

 

Außerdem gilt auch hier: Timing ist alles! Jede Region von Italien hat ihre Stoßzeit, das heißt eine Zeit, zu der der Touristenansturm am größten ist. Diese solltet ihr vermeiden! Ein Beispiel: Venedig im Frühling klingt romantisch, ist in der Realität aber oft eine verregnete Sache und teilweise aufgrund von Überschwemmungen ganz unmöglich. Daher ist die Stadt in dieser Zeit weit weniger von Touristen vereinnahmt, als im Sommer. Wer nach außerhalb reist und etwas Zeit mitbringt, kann dies nutzen und einen günstigen Tag in einer ungünstigen Zeit abpassen. Damit weicht man dem Massenandrang aus und kann in der Zwischenzeit noch viele andere schöne Orte besuchen. Wie beispielsweise Padua, Ravena oder die nahegelegenen Berge.

Im regenreichen Frühling ist Venedig fast schon ein Geheimtipp

Im regenreichen Frühling ist Venedig fast schon ein Geheimtipp.

 

Lokal genießen

Genießt die italienischen Produkte. Italienisches Obst und Gemüse fangen über das Jahr so viel Sonne ein, dass jene geschmacklich überhaupt nicht mit dem zu vergleichen sind, was wir aus den deutschen Supermärkten kennen. Dazu sind Naturprodukte hier oft unschlagbar günstig. Die besten Orangen, die ihr jemals gegessen habt, bekommt ihr hier für unter einen Euro pro Kilo. Ähnlich ist es mit Pfirsichen, Kaki, Fenchel und einigen Früchten, die es bei uns nicht einmal zu kaufen gibt. Das ist doch Urlaub, oder? Kaffeeliebhaber kommen zudem mit italienischem Espresso auf ihre Kosten, den man in fast jeder Straße in jeder Stadt finden kann. Auch dieser kostet einheitlich fast überall etwa einen Euro.

Nichts ist hier so lecker wie die reifen Früchte der Saison.

Nichts ist hier so lecker wie die reifen Früchte der Saison.

 

Gelassenheits-Training für Fortgeschrittene

Seid nicht pingelig. Die Italiener genießen einen extrovertierteren Lebensstil, als wir es von der deutschen Gesellschaft kennen. Leider bedeutet dies, dass es oft sehr laut ist und man sich nicht selten inmitten von drückendem Verkehr wiederfindet. Auch schmutzigen Toiletten und wildfremde Menschen, die euch durch ein „Mangiare, Mangiare!“ zum Essen auffordern, sind nicht unüblich. Dafür sieht man hier alles etwas entspannter und kann durchaus auch mal irgendwo eine Stunde auf einen Termin warten, den man fest ausgemacht hat. Seht Italien daher eher als „Gesamtpaket“ und nehmt unangenehme Kleinigkeiten mit Humor.

Aus irgendeinem Grund lieben es die Italiener sich auf engstem Raum zusammenzuballen.

Aus irgendeinem Grund lieben es die Italiener sich auf engstem Raum zusammenzuballen.

 

Auch solltet ihr euch darauf gefasst machen, dass Dinge, die eigentlich problemlos funktionieren sollten, ohne erkennbaren Grund nicht funktionieren. So gibt es mindestens vier verschiedene Steckdosensysteme, die nicht miteinander kompatibel sind und teilweise im gleichen Raum installiert wurden. Türen haben normalerweise keine Dichtungen, dafür sind aber Zentimeter breite Spalte darunter oder darüber normal.

Natürlich ist es etwas sarkastisch, aber doch nicht ganz falsch, wenn man sagt, dass die einzigen Dinge, die hierzulande wirklich funktionieren, entweder von den Römern oder von den Venezianern gebaut wurden. Es gibt beispielsweise heute noch immer einen Stadtteil in Rom, der von einem Aquädukt aus der Römerzeit mit Wasser versorgt wird. Gerüchten zufolge, soll es der einzige sein, in dem es mit der Wasserversorgung keine Probleme gibt. Ebenso haben wir uns sagen lassen, dass die Via-Aurelia, die alte Römerstraße auf der heute die Nationalstraße verläuft, an zwei Stellen noch immer aus dem alten, römischen Straßenbelag besteht. Dies seien auch die einzigen zwei Stellen, an denen es keine Schlaglöcher gebe. Aber man muss es auch von der anderen Seite sehen: nirgendwo in Europa ist es so anerkannt und akzeptiert, die Tage mit Eisessen, Entspannen, Schlafen und am Strand Liegen zu verbringen, wie hier!

Ferienhaus in Italien?

Eine günstige und ungemein weniger touristische Alternative, zu den inzwischen sehr teuren Hotels, sind Ferienhäuser in Italien. Oft etwas abgelegen vom touristischen Epizentrum könnt ihr euch ein Fleckchen Natur aussuchen und frei entscheiden, was ihr machen wollt. Auch hat man die Möglichkeit selbst zu kochen und mehr in Kontrolle der Urlaubs-Bilanz zu sein.

Falls ihr auf der Suche nach einem Ferienhaus in Italien seid und euch fragt, wie man daran kommt, wenn man kein Italienisch spricht, haben wir ebenfalls einen Tipp für euch. Interchalet ist ein Anbieter, der Ferienhäuser vermietet, bzw. vermittelt Unterkünfte in Italien. Die Angebote variieren preislich, abhängig von der Beliebtheit, Service und dem Umfang des Ferienhauses, deshalb wäre es ratsam sich durchzuklicken und nach den eigenen Bedürfnissen zu entscheiden.

Man findet aber auch immer wieder idyllische abgelegene Orte voller Harmonie.

Man findet aber auch immer wieder idyllische abgelegene Orte voller Harmonie.

 

Wohnen in schöner Umgebung

Wir selbst haben während unserer Reise sowohl verschiedene Hotels als auch Ferienhäuser ausprobiert. Dadurch können wir sagen, dass die Hotels, selbst wenn sie schön sind, vor allem zur Hauptsaison eine gewisse Herausforderung darstellen. Das Animationsprogramm geht oft bis spät in die Nacht und man ist permanent von tobenden Kindern und feiernden Partygästen umgeben. Gerade wenn man seinen Urlaub über einen längeren Zeitraum plant, bieten sich daher Ferienwohnungen an.

Hier ist der größte Vorteil, dass man zumindest die eigenen vier Wände für sich hat. Außerdem sind die Ferienhäuser oft auch etwas außerhalb in der Natur zu finden. Mit geringem Budget bietet es sich an, mehr von Natur umgeben zu sein, denn hier kann man eine schöne Zeit verleben, ohne viel Geld bezahlen zu müssen. In Italien gilt dies wie auch überall sonst auf der Welt. Und das lohnt sich in Italien. Könnt ihr euch vorstellen, ein eigenes Ferienhaus für einen Monat nahe Florenz neben hundert Hektar Olivenbaum-Plantage zu mieten? Oder im südlichen, (klimatisch „afrikanischen“) Apulien?

Inmitten dieser wunderschönen Natur können sogar wir uns ein Ferienhäuschen vorstellen

Inmitten dieser wunderschönen Natur können sogar wir uns ein Ferienhäuschen vorstellen.

 

Das Mieten eines Ferienhauses in Italien ist auch ein guter Kompromiss der Energie: Man befindet sich irgendwo zwischen Hotel-Dekadenz und Backpackern mit Zelt. Das ist vielleicht gerade richtig, um den Urlaub unternehmerisch auszubalancieren. Hinzu kommt, dass in Italien viele Strände einen Eintritt verlangen. Liegt man jedoch etwas außerhalb, bleibt einem auch dieses erspart.

Nirgendwo in Europa gibt es so viele Heiligtümer wie in Italien

Nirgendwo in Europa gibt es so viele Heiligtümer wie in Italien.

 

Das Land der kulturellen Highlights

Kaum ein Land bietet so viele kulturelle Highlights, Sehenswürdigkeiten und Zeugnisse längst vergangener Zeiten, wie Italien. Nahezu mit jedem Schritt tritt man auf den heiligen Boden irgendeines Santuarios oder auf die geschichtsträchtige Erde alter Römertage. Was in Italien eine einfache Dorfkirche ist, wäre in einem anderen Land häufig bereits eine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit, zu der die Menschen in Scharen pilgern.

Der Schiefe Turm von Pisa ist eines der beliebtesten Wahrzeichen Italiens

Der Schiefe Turm von Pisa ist eines der beliebtesten Wahrzeichen Italiens.

 

Unsere Highlight-Liste mit Orten, die ihr euch in Italien unbedingt anschauen solltet, ist die folgende:

  • Monte Sant Angelo
  • Assisi
  • Cinque Terre
  • San Marino (ist nicht wirklich Italien, aber trotzdem sehenswert)
  • Pisa
  • Venedig
  • Die Kathedrale von Mantova
  • Sardinien als solches (ist einfach eine schöne Insel)
  • La Santa Casa
  • San Giovanni Rotonda
  • Die Trulli in Ampulien
  • Rom und die Vatikanstadt
  • und noch vieles weitere
Die Cique Terre ist einer der schönsten Plätze in Italien.

Die Cique Terre ist einer der schönsten Plätze in Italien.

 

Spruch des Tages: Goodbye Italien!

Höhenmeter: 650 m Tagesetappe: 17 km Etappenziel: Gemeindehaus der Kirche, Pfunds, Österreich

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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