Tag 1067: Boxenstopp

von Heiko Gärtner
09.12.2016 20:53 Uhr

26.11.2016

Pünktlich um 10:00 Uhr standen wir am Treffpunkt vor der Gemeindeverwaltung Oberdorf bereit und kurz darauf kamen auch Heikos Vater und Rainer mit dem Auto vorgefahren. Zu meiner Überraschung waren sie aber nicht die einzigen, die aus dem Wagen stiegen. Auch Heidi war mitgekommen um uns noch einmal zu besuchen.

Der Inhalt unserer Wagen lag bereits auf einer Plane, so dass sie leer und damit umbaubereit waren. Rainer hatte vier Holzböcke mitgebracht, auf denen sie nun platziert wurden und sofort ging es ans Werk.

Rainer hatte viele Jahre lang im Rennsport als Automechaniker gearbeitet und war dort unter anderem für den reibungslosen Ablauf der Boxenstopps verantwortlich. Das ihm dies noch immer im Blut lag merkte man auch heute noch deutlich. Insgesamt brauchte er gerade einmal zweieinhalb Stunden, um beide Wagen in ihre Bestandteile zu zerlegen, neue Bremsen einzubauen und alles wieder zusammenzusetzen.

Und dies sogar trotz Panne, denn bei meinem Wagen brach ein Gewinde aus, so dass wir hier wirklich alles auseinander pflücken mussten, um einen Befestigungsring zu tauchen. Anders als der Besitzer des Kaiserhofes in Österreich waren die Schweizer vollkommen entspannt und störten sich nicht im geringsten an den Fremden, die hier auf dem Rathausplatz eine Werkstatt eröffnet hatten. Und das obwohl wir ausgerechnet ein Wahlwochenende erwischt hatten.

Eigentlich hatten wir das Rathaus als Treffpunkt gewählt, weil wir sicher waren, hier am Wochenende niemanden anzutreffen. Doch stattdessen, wimmelte es geradezu vor Menschen, die ihre Wahlentscheidungen in einen Briefkasten warfen.

Doch der Trubel hatte auch etwas gutes, denn auf diese Weise trafen wir auch zwei Rathausmitarbeiterinnen an, die uns erlaubten, den Rathausstrom für unser Laminiergerät zu nutzen. Dadurch sind wir nun auch gleich wieder für Frankreich gerüstet, zumindest was die Plakate an unserem Wagen anbelangt.

Heiko und Heidi unternahmen zwischenzeitig einen kurzen Spaziergang in den Ort und hatten so sogar etwas Zeit für sich.

Als alles fertig war, gab es noch ein gemeinsames Picknick. Heikos Mutter war zwar nicht mitgekommen, hatte uns fünf aber mehr als ausreichend mit Essen versorgt.

Es war so viel, dass wir bei weitem nicht alles essen konnten, doch es war nichts im Vergleich zu dem, was wir noch mit auf den Weg bekamen. Heiko schätzte die Tüte auf rund 20kg und hatte ordentlich Mühe, sie auf dem Wagen zu verstauen.

Zum Glück war die Strecke, die wir am Nachmittag zurücklegten relativ eben. Bevor wir wieder in die Berge kommen müssen wir auf jeden Fall reichlich schlemmen, denn sonst rollt Heiko wahrscheinlich einfach wieder rückwärts den Berg hinunter. Gut also, dass wir nun wenigstens anständige Bremsen haben.

Am Abend trafen wir im Nachbarsort auf einen Pfarrer aus Köln, der uns ein kleines Pilgergästezimmer zur Verfügung stellte.

Spruch des Tages: Danke für das schnelle Pilgerwagen-Tuning zwischendurch!

Höhenmeter: 460 m Tagesetappe: 20 km Gesamtstrecke: 19. 473,27 km Wetter: sonnig und freundlich, aber kalt Etappenziel: Bastel- und Fernsehzimmer im Keller des evangelischen Pfarrhauses, 3132 Riggisberg, Schweiz

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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