Tag 1092: Wo ist die Weihnachtsstimmung?

von Heiko Gärtner
10.01.2017 02:42 Uhr

25.12.2016

Seit Beginn der Adventszeit hatten wir gerne und viel Zeit damit verbracht, uns gemeinsam mit den Franzosen über die Italiener lustig zu machen, die einfach keine Ahnung davon hatten, wie man ein anständiges Weihnachten feiert. „Könnt ihr euch das vorstellen?

In Italien hat man den Heiligabend damit zugebracht, seine Hecken zu schneiden, Oliven zu ernten, das Auto zu waschen oder sich in Bars mit seinen Freunden zu treffen. Und dann an den Feiertagen hatte man die Familie so schnell wie möglich abgehandelt und war dann wieder raus aufs Feld um sich erneut den Oliven oder dem Unkraut zuzuwenden. So etwas konnten wirklich nur die Italiener bringen! In Deutschland oder Frankreich würde es so etwas nicht geben! Hier war Weihnachten ein Fest der Besinnlichkeit und der Familie, das noch wirklich ernst genommen wurde!“ So und ähnlich hatten wir oft am Essenstisch geplaudert.

Aber wie so oft, bei derartigen Aussagen mussten wir nun feststellen, dass es hier kein bisschen anders war als im südlichen Nachbarland. Am heiligen Abend hatte ich sogar eine Frau gesehen, die ihren Friseurladen reinigte und renovierte. Heute am 1. Feiertag sahen wir gleich alles, von dem wir uns sicher waren, dass es hier niemals vorkommen würde. Angefangen vom Rasen mähen über die Autoreparatur bis hin zum Hecken schneiden war alles dabei. Sogar Dächer wurden repariert.

Weihnachtsschmuck und Lichterketten gab es zwar vereinzelt in den Orten, aber eine wirkliche Stimmung verursachten sie nicht. Immer mehr wurde uns nun bewusst, dass es offenbar wirklich keine allgemeingültige Weihnachtsmagie gab. Es gab die Zeit in der Familie und es gab das, was man in den Filmen sehen und aus sein Leben übertragen konnte, aber abgesehen davon waren es einfach ganz normaler Tage, wie alle anderen auch.

Unser heutiges Etappenziel war die „Congregacion du Saint Esprit“, eine recht große, katholische Gemeinschaft in einer recht kleinen aber hübschen Ortschaft namens „Allex“. Wir wurden bereits erwartet und bekamen je ein Zimmer im hinteren Bereich des Klostergeländes. Am Abend aßen wir gemeinsam mit den Mönchen und einigen anderen Gästen, den Nachmittag verbrachten wir für uns.

Auch hier spickten wir unsere üblichen Tagesroutinen mit einigen speziellen Weihnachtsritualen, die ebenfalls noch einmal einige Umbrüche in mir wach riefen. Auf die Einzelheiten werde ich aber zu einem späteren Zeitpunkt einmal genauer eingehen.

Spruch des Tages: Nein, in Frankreich würde es das nicht geben!

Höhenmeter: 10 m Tagesetappe: 8 km Gesamtstrecke: 19.983,27 km Wetter: sonnig bei extrem starkem, eisigen Wind Etappenziel: Ehemaliges Kloster, 26160 Bonlieu-sur-Roubion, Frankreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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