Tag 1101: Pappbecher bis zum Mond

von Heiko Gärtner
17.01.2017 14:39 Uhr

05.01.2016

Heute hatten wir das Glück, gleich in der Früh schon einen Platz für den Abend organisieren zu können. Der Bürgermeister tätigte einen Anruf und schon war alles geklärt. Verblüffend, wie einfach es manchmal geht. Abgesehen vom kalten, böigen Wind hatten wir wieder ein erstklassiges Wanderwetter und auch die Wege führten uns größtenteils durch eine ruhige und schöne Landschaft. Es wurde also ein angenehmer und schöner, wenngleich auch ereignisloser Tag.

Das einzige was uns beim Wandern immer wieder aufgefallen ist, ist der viele Müll, der leider auch hier überall herum liegt. In Italien und auch in vielen Orteuropäischen Ländern waren wir es ja schon gewöhnt, dass der Wald die bevorzugte Müllkippe ist, aber von Frankreich hatten wir es eigentlich nicht erwartet. Der Anblick erinnerte uns wieder an einen Bericht über die immense Müllproduktion den wir vor einiger Zeit gesehen hatten. Es war dabei nur um Pappbecher gegangen, also um jene kleinen, unschuldig wirkenden Dinger, die man am Kiosk, an der Tankstelle oder beim Bäcker bekommt, wenn man ein Getränk „To Go“ kauft. Allein in Deutschland werden für diesen Service 320.000 Pappbecher produziert. Nein, nicht im Jahr. Auch nicht im Monat. Nicht einmal in der Woche. Sondern pro Stunde! In jeder einzelnen Stunde die vergeht, entstehen allein in Deutschland 320.000 Pappbecher, die überall in der Republik verteilt werden und aus denen in mehr als 99% aller Fälle nur ein einziges Mal getrunken wird. Pro Jahr macht das 2,8 Milliarden Pappbecher nur in Deutschland. Würde man sie alle übereinander Stapeln, bekäme man einen Turm mit einer Höhe von 300.000km! Es wäre also ein Turm, der fast bis zum Mond reicht. Auf den Boden gelegt, könnte man ihn siebeneinhalb Mal um die Erde Wickeln. Ist das nicht Wahnsinn? Und wir reden hier von der Jahresproduktion eines einzigen Landes!

Jetzt müsst ihr aber noch rechnen, dass Deutschland eines der Müllbewusstesten Länder überhaupt auf der Welt ist und dass wir Pappbecher vermeiden wo es nur geht. Wie die Zahlen in Frankreich, England, Italien oder den USA aussehen traue ich mich fast nicht zu fragen. Das dramatische an der Sache ist aber vor allem, dass diese kleinen Dinger zwar Pappbecher heißen, aber nicht wirklich Pappbecher sind. Sie enthalten Papier und Pappe, sind aber auch mit Kunststoff beschichtet, damit sie dicht werden. Diese dünne Plastikschicht ist dabei so dicht mit der Pappe verbacken, dass es nahezu unmöglich ist, sie zu trennen.

Ein sinnvolles Recycling ist damit ausgeschlossen und es bleibt nur noch verbrennen oder verrotten lassen, was natürlich keine besonders umweltschonende Lösung ist. Hinzu kommt, dass für jeden Pappbecher natürlich auch so ein praktischer Plastikdeckel produziert wird, damit einem der Kaffee nicht über die Hose laufen kann. Pro Jahr haben wir nun also auch noch 2.8 Milliarden Plastikdeckel, die ebenfalls nur ein einziges Mal verwendet werden und dann auf den Müll wandern. Wundert es da noch, dass die Welt ist, wie sie ist?

Spruch des Tages: So viel Müll für so wenig Nutzen

Höhenmeter: 220 m Tagesetappe: 16 km Gesamtstrecke: 20.140,27 km Wetter: kalt aber sonnig Etappenziel: Mehrzweckraum der Gemeinde, 30350 Montagnac, Frankreich

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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